09.01.2014 Aufrufe

Die Weiterentwicklung des Portfolios der Helmholtz ...

Die Weiterentwicklung des Portfolios der Helmholtz ...

Die Weiterentwicklung des Portfolios der Helmholtz ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neue Impulse für die Gesundheitsforschung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weiterentwicklung</strong> <strong>des</strong> <strong>Portfolios</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitszentren<br />

Eine Initiative <strong>der</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitszentren<br />

5


Titelbild:<br />

Mit polarisiertem Licht lassen<br />

sich die Faserbahnen im Gehirn<br />

farblich darstellen. Daraus können<br />

Rückschlüsse auf das Connectom<br />

gezogen werden.<br />

Foto: Forschungszentrum Jülich,<br />

Katrin Amunts, Markus Axer, Karl<br />

Zilles<br />

Foto diese Seite:<br />

<strong>Helmholtz</strong> Zentrum München<br />

Fotos rechte Seite:<br />

links: <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München,<br />

rechts: Forschungszentrum<br />

Jülich<br />

6


Vorwort<br />

<strong>Die</strong> Erforschung <strong>der</strong> großen<br />

Volkskrankheiten erfor<strong>der</strong>t<br />

umfassende, interdisziplinäre<br />

Ansätze. Um diesen sozioökonomisch<br />

hochrelevanten<br />

Krankheiten optimal vorbeugen<br />

und sie gezielter diagnostizieren,<br />

heilen o<strong>der</strong> lin<strong>der</strong>n zu<br />

können, muss die in Deutschland<br />

an den Forschungseinrichtungen<br />

und Kliniken vorhandene<br />

hohe wissenschaftliche<br />

Kompetenz erheblich verstärkt,<br />

besser koordiniert und zum<br />

Wohl <strong>der</strong> Kranken effektiver<br />

in die Anwendung überführt<br />

werden. Dazu muss künftig das<br />

Portfolio im Bereich translationaler<br />

Medizin in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> klinischen Forschung<br />

und <strong>der</strong> Hochschulmedizin weiter<br />

ausgebaut werden.<br />

<strong>Die</strong> vom Bun<strong>des</strong>forschungsministerium<br />

und <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitsforschung<br />

gemeinsam angestoßene Initiative<br />

zum Aufbau von Deutschen<br />

Zentren <strong>der</strong> Gesundheitsforschung<br />

auf den Gebieten<br />

Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Diabetes, Lungenkrankheiten,<br />

neurodegenerative<br />

Erkrankungen sowie Infektionen<br />

hat eine strukturelle Neuordnung<br />

<strong>der</strong> biomedizinischen<br />

Forschung in Deutschland<br />

eingeleitet. Ziel <strong>der</strong> Initiative<br />

ist es, die vorhandene Expertise<br />

durch thematische Bündelung<br />

besser zu nutzen und zusätzliche<br />

wissenschaftliche Kompetenz<br />

aufzubauen, um so den<br />

Grundstein für eine bessere<br />

individuelle Risikoerfassung,<br />

Früherkennung und Prävention<br />

<strong>der</strong> großen Volkskrankheiten<br />

zu legen.<br />

<strong>Die</strong> Gesundheitszentren <strong>der</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft haben<br />

mit ihren aktuellen Forschungsprogrammen<br />

bereits ein Portfolio<br />

für die großen Volkskrankheiten<br />

vorgelegt und wirken<br />

als Partner in allen Deutschen<br />

Zentren bzw. Konsortien in<br />

prominenter Funktion mit.<br />

Um für die Lösung drängen<strong>der</strong><br />

Fragen <strong>der</strong> Gesundheit auch in<br />

Zukunft richtig aufgestellt zu<br />

sein, hat <strong>der</strong> Forschungsbereich<br />

Gesundheit <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft<br />

eine umfassende<br />

Themenprospektion in Form<br />

einer Portfolio-Analyse und<br />

eines Foresight-Prozesses<br />

durchgeführt. <strong>Die</strong>se Broschüre<br />

ist das Ergebnis <strong>der</strong> differenzierten<br />

Standortbestimmung<br />

<strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft,<br />

welche die gegenwärtige und<br />

die angestrebte Rolle <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Forschung<br />

in <strong>der</strong> nationalen<br />

und internationalen Forschungslandschaft<br />

zum Thema<br />

Gesundheit darstellt.<br />

Ziel <strong>des</strong> Portfolio-Prozesses ist<br />

es, die bearbeiteten Forschungsthemen<br />

weiter zu fokussieren,<br />

und insbeson<strong>der</strong>e neue Themen<br />

und künftig relevante Forschungsinfrastrukturen<br />

zu<br />

identifizieren. Es sollen geeignete<br />

Instrumente geschaffen<br />

werden, mit denen diese auch<br />

während <strong>der</strong> laufenden För<strong>der</strong>periode<br />

aufgegriffen werden<br />

können. <strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>des</strong><br />

Prozesses aus dem Sommer<br />

2010, <strong>der</strong> unter Beteiligung<br />

von renommierten klinischen<br />

Forschern aus <strong>der</strong> Hochschulmedizin<br />

stattfand, möchte<br />

die <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitsforschung<br />

in dieser Broschüre<br />

vorstellen.<br />

Prof. Dr. Otmar D. Wiestler<br />

Forschungsbereichskoordinator für<br />

Gesundheit <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> und Wissenschaftlicher<br />

Vorstand <strong>des</strong> Deutschen<br />

Krebsforschungszentrums Heidelberg<br />

Prof. Dr. Günther Wess<br />

Wissenschaftlicher Sprecher <strong>des</strong><br />

Management Board Gesundheit*<br />

Wissenschaftlich-Technischer Geschäftsführer<br />

<strong>des</strong> <strong>Helmholtz</strong> Zentrum<br />

München<br />

Prof. Dr. Jürgen Mlynek<br />

Präsident <strong>der</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft e.V.<br />

*seit 1.1.2011 Prof. Dr. Walter Rosenthal<br />

1


Forscher <strong>des</strong> MDC beurteilen das<br />

Wachstum bestimmter Mikroorganismen<br />

auf Agarplatten in Petrischalen.<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum/David<br />

Ausserhofer<br />

Gesundheitsforschungsinitiative<br />

<strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft<br />

<strong>Die</strong> Gesundheit aller Bürger zu<br />

för<strong>der</strong>n und zu erhalten, aber<br />

auch Krankheiten vorzubeugen<br />

und sie gezielt zu behandeln,<br />

stellt eine umfassende<br />

gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar, die das deutsche<br />

Gesundheitssystem bewältigen<br />

muss.<br />

Bei steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung<br />

und stetig zurückgehenden<br />

Geburtenraten nimmt <strong>der</strong><br />

Anteil alter Menschen an <strong>der</strong><br />

Bevölkerung kontinuierlich<br />

zu. <strong>Die</strong> gestiegene Lebenserwartung<br />

ist auf hygienische<br />

Erkenntnisse, Verbesserungen<br />

<strong>des</strong> Lebensstils, sowie den medizinischen<br />

Fortschritt zurück-<br />

zuführen. An<strong>der</strong>s verhält es<br />

sich jedoch mit dem Alterungsprozess<br />

selbst, <strong>der</strong> im Laufe<br />

<strong>der</strong> letzten 100 Jahre nicht<br />

wesentlich beeinflusst wurde.<br />

Entsprechend gewinnen chronische<br />

Alterserkrankungen wie<br />

degenerative Erkrankungen<br />

<strong>des</strong> Nervensystems, Krebs-,<br />

Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />

sowie Lungenerkrankungen<br />

zunehmend an<br />

Bedeutung. Der verän<strong>der</strong>te<br />

Lebenswandel, gekennzeichnet<br />

durch Überernährung und<br />

mangelnde Bewegung, hat in<br />

den letzten Jahren insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den westlichen Län<strong>der</strong>n<br />

zu einem starken Anstieg von<br />

Stoffwechselerkrankungen ge-<br />

2


führt. Zudem erleichtert die zunehmende<br />

weltweite Mobilität<br />

die Ausbreitung neuer o<strong>der</strong> besiegt<br />

geglaubter Infektionskrankheiten.<br />

Das komplizierte Zusammenspiel<br />

zwischen individueller genetischer<br />

Disposition, Lebensstil<br />

und Umweltfaktoren bei<br />

<strong>der</strong> Entstehung von Krankheiten<br />

rückt immer mehr in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund. So wird beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen dem metabolischen<br />

Syndrom und den großen Volkskrankheiten<br />

immer offensichtlicher.<br />

Ein weiteres top-aktuelles<br />

Querschnittsthema umfasst<br />

die translationale Wirkstoffforschung.<br />

Profil <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-<br />

Gesundheitsforschung<br />

<strong>Die</strong> Gesundheitszentren <strong>der</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft sind<br />

seit vielen Jahren starke Partner<br />

in <strong>der</strong> deutschen Gesundheitsforschung.<br />

Mit exzellenter<br />

Expertise in biomedizinischer<br />

Forschung, durch strategische<br />

Partnerschaften mit <strong>der</strong> Hochschulmedizin<br />

und <strong>der</strong> Industrie<br />

und einer international<br />

kompetitiven Forschungsinfrastruktur<br />

trägt die <strong>Helmholtz</strong>-<br />

Gemeinschaft entscheidend<br />

zur Entwicklung neuer Ansätze<br />

für die Prävention, Diagnose<br />

und Therapie <strong>der</strong> großen Volkskrankheiten<br />

bei.<br />

Sechs <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitszentren<br />

tragen die wichtigsten<br />

Forschungsaktivitäten:<br />

das Deutsche Krebsforschungszentrum<br />

(DKFZ) in Heidelberg,<br />

das <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München<br />

(HMGU), das <strong>Helmholtz</strong>-<br />

Zentrum für Infektionsforschung<br />

(HZI) in Braunschweig,<br />

das Max-Delbrück-Centrum für<br />

Molekulare Medizin Berlin-Buch<br />

sowie das Deutsche Zentrum<br />

für Neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE) in Bonn.<br />

Das Forschungszentrum Jülich<br />

(FZJ) leistet ebenfalls wichtige<br />

Beiträge.<br />

<strong>Die</strong> Forschung <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-<br />

Gemeinschaft wird zwischen<br />

den Zentren eng abgestimmt<br />

und jeweils über fünf Jahre in<br />

Programmen festgeschrieben.<br />

Für die aktuelle Programmperiode<br />

ab 2009 wurden im<br />

Gesundheitsbereich sechs Forschungsprogramme<br />

konzipiert,<br />

die sich Krebserkrankungen,<br />

Krankheiten <strong>des</strong> Nervensystems,<br />

Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen,<br />

Infektion und<br />

Immunität, umweltassoziierten<br />

Gesundheitsstörungen sowie<br />

<strong>der</strong> systemischen Analyse multifaktorieller<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

widmen. <strong>Die</strong> Programme wurden<br />

2008 durch internationale<br />

Gutachtergremien bewertet.<br />

<strong>Die</strong> unabhängig bestätigte, hervorragende<br />

Qualität und strategische<br />

Relevanz ist ein wichtiger<br />

Beleg für das Potenzial <strong>des</strong><br />

strategisch-programmatischen<br />

Ansatzes <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitsforschung.<br />

Ein siebtes<br />

Programm neurodegenerative<br />

Erkrankungen befindet sich seit<br />

Mitte 2009 im Aufbau.<br />

Für den Erfolg <strong>der</strong> in allen Zentren<br />

breit aufgestellten Grundlagenforschung<br />

ist Kooperation<br />

entscheidend. Neben externen<br />

Kooperationen mit <strong>der</strong> Hochschulmedizin<br />

und weiteren<br />

nationalen sowie internationalen<br />

Partnern besteht in den<br />

Am Modell <strong>des</strong> Zebrafischembryos<br />

studieren Forscher <strong>des</strong> MDC die frühe<br />

Herzentwicklung. <strong>Die</strong> grüne Fluoreszenzmarkierung<br />

zeigt die Herzkammern<br />

mit kleinem Ventrikel (V) und<br />

dem größeren Vorhof (Atrium, A).<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum/Salim<br />

Seyfried<br />

3


<strong>Die</strong> Transparenz <strong>des</strong> Zebrafischembryos<br />

erlaubt es den Wissenschaftlern,<br />

innere Organe unter dem<br />

Mikroskop direkt zu erkennen.<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum<br />

Zentren intern und zwischen<br />

den Zentren eine intensive<br />

programmübergreifende Zusammenarbeit.<br />

Zusätzlich<br />

werden die Programme systematisch<br />

durch spezifische<br />

Querschnittsprojekte bzw. Themen<br />

vernetzt. Hierzu sind u. a.<br />

die Nationale Kohorte o<strong>der</strong> die<br />

<strong>Helmholtz</strong>-Allianz zur Systembiologie<br />

zu nennen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Programme gilt<br />

das Hauptaugenmerk drei großen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> Basis<br />

wird durch eine starke und<br />

dynamische Grundlagenforschung<br />

gebildet, aus <strong>der</strong> heraus<br />

Impulse für anwendungsorientierte,<br />

d. h. translationale und<br />

klinische Forschungsprojekte<br />

kommen.<br />

<strong>Die</strong> Fülle an Daten, die mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Technologien,<br />

insbeson<strong>der</strong>e mittels Hochdurchsatz-Verfahren<br />

in <strong>der</strong><br />

Genom-, Proteom- und Metabolomforschung<br />

gewonnen<br />

wird, erlaubt eine umfassende<br />

Betrachtung metabolischer<br />

Vorgänge auf zellulärer und<br />

organischer Ebene. Integrierend<br />

sorgt die Systembiologie<br />

durch eine synoptische Datenanalyse<br />

und Modellierung <strong>der</strong><br />

entsprechenden Abläufe und<br />

Systeme für ein tiefergehen<strong>des</strong><br />

Verständnis gesundheits- bzw.<br />

krankheitsrelevanter Prozesse.<br />

Langfristig besteht die Mission<br />

<strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitsforschung<br />

in <strong>der</strong> Translation<br />

neuer Forschungsergebnisse.<br />

Das Wissen, das in <strong>der</strong> Grundlagenwissenschaft<br />

gewonnen<br />

wird, soll über präklinische<br />

Forschung bis zur klinischen<br />

Anwendung entwickelt werden.<br />

Derzeit muss für die<br />

Entwicklungsphase von <strong>der</strong><br />

Laborbank bis zur klinischen<br />

Anwendung ein Zeitraum von<br />

10 bis 15 Jahren veranschlagt<br />

werden. Eine entscheidende<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />

Gesundheitsforschung besteht<br />

darin, diesen Prozess deutlich<br />

zu beschleunigen.<br />

<strong>Die</strong> Leistungsfähigkeit und<br />

<strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Gesundheitsforschung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong>-<br />

Gemeinschaft basiert auf <strong>der</strong><br />

kontinuierlichen Anpassung ihres<br />

Forschungsportfolios und <strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Forschungsinfrastruktur<br />

an gesellschaftliche<br />

Bedürfnisse. Auf den nachfolgenden<br />

Seiten präsentieren die<br />

sieben Forschungsprogramme<br />

neue Themen, die aus heutiger<br />

Sicht dem jeweiligen Forschungsportfolio<br />

hinzugefügt<br />

werden sollten. Sie wurden in<br />

einem konzertierten Prozess<br />

2010 von den <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitszentren<br />

unter Beteiligung<br />

von Repräsentanten<br />

aus <strong>der</strong> Hochschulmedizin als<br />

innovative Forschungsthemen<br />

mit hohem Zukunftspotential<br />

identifiziert.<br />

4<br />

Zuverlässige Labortests aus <strong>der</strong><br />

Grundlagenforschung bilden den<br />

Ausgangspunkt für erfolgreiche Anwendungen<br />

in <strong>der</strong> klinischen Praxis.<br />

Foto: Deutsches Krebsforschungszentrum


Übergreifende neue<br />

Portfoliothemen<br />

Es gibt wichtige Zukunftsthemen, <strong>der</strong>en Bedeutung von allen Programmbeteiligten<br />

<strong>des</strong> Forschungsbereichs Gesundheit als beson<strong>der</strong>s<br />

hoch eingestuft wird. Dazu zählen die Wirkstoffforschung und das<br />

Metabolische Syndrom in Verbindung mit chronischen Erkrankungen.<br />

Von dem regelmäßigen Austausch neuer Methoden und<br />

Techniken sowie <strong>der</strong> gemeinsamen Nutzung von Ressourcen können<br />

sowohl die bestehenden als auch die kommenden Vorhaben mehrerer<br />

Zentren gleichermaßen profitieren und Synergieeffekte erzielt<br />

werden.<br />

Wirkstoffforschung<br />

Metabolisches Syndrom und<br />

chronische Erkrankungen<br />

Alle <strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitszentren<br />

sind an translationaler<br />

Wirkstoffforschung interessiert.<br />

Durch eine künftige gemeinsame<br />

Nutzung von Substanzbibliotheken<br />

sowie Infrastruktur<br />

und Expertisen, z. B. in <strong>der</strong><br />

Medizinalchemie o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Strukturbiologie mit hochauflösenden<br />

Techniken, entsteht<br />

<strong>der</strong>zeit innerhalb <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong><br />

Gesundheitsforschung eine<br />

Allianz. <strong>Die</strong>se zielt darauf ab,<br />

neue Molekülklassen aus Naturstoffen<br />

o<strong>der</strong> synthetischen<br />

Verbindungen zu identifizieren<br />

und für die Anwendung am<br />

Patienten weiterzuentwickeln.<br />

Das metabolische Syndrom,<br />

eine komplexe Stoffwechselstörung<br />

mit hoher Inzidenz<br />

in Wohlstandsgesellschaften,<br />

ist ein Risikofaktor für viele<br />

Krankheiten, u. a. bestimmte<br />

Krebsarten, Herz-Kreislauf- und<br />

neurodegenerative Erkrankungen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Helmholtz</strong>-Gemeinschaft<br />

ist sehr gut aufgestellt,<br />

um die komplexen Zusammenhänge<br />

<strong>des</strong> kombinierten<br />

Auftretens <strong>des</strong> Metabolischen<br />

Syndroms mit chronischen Erkrankungen<br />

interdisziplinär zu<br />

beleuchten und neue Therapieansätze<br />

aufzuzeigen.<br />

oben: Bei <strong>der</strong> Suche nach therapeutisch<br />

wirksamen Substanzen greifen<br />

<strong>Helmholtz</strong>-Forscher sowohl auf<br />

Naturstoffe als auch auf künstlich<br />

hergestellte Verbindungen zurück.<br />

Quelle: Fotolia<br />

Das Thema „Alterungsprozesse und Entwicklung von Volkskrankheiten“<br />

wird ebenfalls als wichtiges zukünftiges Forschungsgebiet<br />

angesehen und in einigen Gesundheitszentren bereits<br />

vorangetrieben.<br />

unten: <strong>Die</strong> komplexen biochemischen<br />

Abläufe, die an vielfältigen Stoffwechselstörungen<br />

beteiligt sind, fügen sich<br />

nach und nach zu einem Gesamtbild<br />

zusammen.<br />

Foto: Sascha Kreger<br />

5


Programm<br />

Krebsforschung<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Programms „Krebsforschung“ ist es, Mechanismen <strong>der</strong><br />

Krebsentstehung zu entschlüsseln und auf dieser Basis die Prävention,<br />

Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen<br />

signifikant zu verbessern. <strong>Die</strong> kontinuierliche Entwicklung und<br />

Anwendung neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren<br />

auf <strong>der</strong> Basis molekularer, zellbiologischer, immunologischer und<br />

radiophysikalischer Erkenntnisse und Technologien stehen im<br />

Mittelpunkt. Am Programm beteiligen sich das Deutsche Krebsforschungszentrum<br />

(DKFZ) in Heidelberg, das Max-Delbrück-Centrum<br />

für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und die Gesellschaft für<br />

Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt. Im Rahmen <strong>der</strong> Portfoliodiskussion<br />

wurden die folgenden Zukunftsthemen identifiziert:<br />

Krebsgenom und<br />

Epigenom<br />

Mit international anerkannter<br />

Expertise und national größter<br />

Kapazität in <strong>der</strong> Hochdurchsatzsequenzierung<br />

wird das<br />

DKFZ die funktionelle Charakterisierung<br />

von Genen und Signalwegen<br />

in diversen Tumorentitäten<br />

durchführen. Verän<strong>der</strong>te<br />

Genabschnitte werden<br />

identifiziert, funktionell validiert<br />

und als Biomarker für die<br />

molekulare Diagnostik o<strong>der</strong> als<br />

potenzielle Targets für die personalisierte<br />

Therapie nutzbar<br />

gemacht. Darauf aufbauend<br />

werden die Grundlagen für<br />

eine umfassende Krebsgenomdiagnostik<br />

gelegt.<br />

Dank mo<strong>der</strong>ner Hochdurchsatzverfahren lassen sich Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

DNA inzwischen deutlich schneller aufklären.<br />

Foto: Universitätsklinikum Heidelberg<br />

6


links: Mo<strong>der</strong>ne Bildgebungsverfahren<br />

haben sehr dazu beigetragen,<br />

dass Hirntumoren (gelb) schneller<br />

diagnostiziert und präziser bestrahlt<br />

werden können.<br />

Foto: Deutsches Krebsforschungszentrum/C.<br />

Thieke<br />

rechts: Übergewicht als Teil <strong>des</strong> metabolischen<br />

Syndroms spielt bei vielen<br />

chronischen Erkrankungen, darunter<br />

Krebs, eine wichtige Rolle.<br />

Foto: wikimedia commons<br />

Signalwirkung und<br />

Proteomik in Krebszellen<br />

Molekulare Radiopharmakologie<br />

und Bildgebung<br />

Metabolisches Syndrom<br />

und Krebs<br />

Um krebsassoziierte Genverän<strong>der</strong>ungen<br />

zu verstehen, ist<br />

es erfor<strong>der</strong>lich, Signalwege,<br />

posttranslationale Modifikationen<br />

und Proteinkinetiken,<br />

die komplexe Prozesse im<br />

Proteinnetzwerk von Krebszellen<br />

regulieren, zu analysieren.<br />

Neue massenspektrometrische<br />

Techniken sowie die Systembiologie<br />

und Modellierung<br />

werden für tumorbiologisch<br />

relevante Proteomanalysen<br />

genutzt. Ziel ist es, diagnostisch<br />

o<strong>der</strong> therapeutisch relevante<br />

Proteine o<strong>der</strong> Proteinkomplexe<br />

zu identifizieren.<br />

<strong>Die</strong> molekulare Bildgebung<br />

erfährt <strong>der</strong>zeit eine methodische<br />

Renaissance. Neben <strong>der</strong><br />

Radiopharmakologie sind neue<br />

Ansätze in <strong>der</strong> Magnetresonanztomographie,<br />

sowie hochmagnetfeldbasierte<br />

Spektren<br />

mit sehr hoher Auflösung und<br />

die funktionelle Charakterisierung<br />

von Geweben von zentraler<br />

Bedeutung für die Diagnostik<br />

und die individualisierte<br />

Therapie. An mehreren <strong>Helmholtz</strong>-Zentren<br />

ist die entsprechende<br />

Expertise vorhanden,<br />

die die kritische Masse bildet,<br />

um im internationalen Wettbewerb<br />

erfolgreich zu sein.<br />

Das metabolische Syndrom<br />

stellt zunehmend einen Hauptrisikofaktor<br />

für bestimmte<br />

Krebserkrankungen dar. <strong>Die</strong><br />

noch weitgehend unklaren<br />

molekularen Zusammenhänge<br />

und die zugrundeliegenden<br />

pathogenetischen Wege sollen<br />

mithilfe von epidemiologischen<br />

Untersuchungen sowie anhand<br />

von Stoffwechselfaktoren und<br />

Entzündungsparametern in<br />

einem langfristigen und interdisziplinären<br />

Ansatz aufgeklärt<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong>ses mo<strong>der</strong>ne Gebäude auf dem<br />

Heidelberger Campus beherbergt<br />

den 7-Tesla-Magnetresonanztomographen.<br />

Das Hightech-Gerät bietet<br />

speziell bei onkologischen Fragestellungen<br />

eine Bildauflösung bis in den<br />

molekularen Bereich.<br />

Foto: Deutsches Krebsforschungszentrum/Tobias<br />

Schwerdt<br />

7


Programm Herz-, Kreislaufund<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Übergeordnetes Ziel <strong>des</strong> Forschungsprogramms<br />

„Herz-Kreislauf-<br />

und Stoffwechselerkrankungen“<br />

ist es, die genetischen<br />

und pathophysiologischen Ursachen<br />

kardiovaskulärer Komplikationen<br />

aufzuklären und<br />

neue Strategien zu <strong>der</strong>en Diagnose,<br />

Prävention und Therapie<br />

zu entwickeln. <strong>Die</strong>ses Ziel<br />

wird in einem translationalen<br />

Ansatz aus Grundlagenforschung,<br />

klinischer Forschung<br />

und Biomaterialwissenschaften<br />

verfolgt. An dem Programm<br />

sind das MDC, das DKFZ und das<br />

<strong>Helmholtz</strong>-Zentrum Geesthacht<br />

(HZG) beteiligt. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Portfoliodiskussion wurden die<br />

folgenden Zukunftsthemen<br />

identifiziert:<br />

Nicht-kodierende<br />

RNAs<br />

Erst vor relativ kurzer Zeit wurde<br />

erkannt, dass nicht-kodierende<br />

RNAs eine entscheidende<br />

Rolle bei verschiedensten Regulationsprozessen<br />

im menschlichen<br />

Organismus spielen.<br />

Aufbauend auf <strong>der</strong> am MDC<br />

vorhandenen hervorragenden<br />

Expertise in <strong>der</strong> Systemanalyse<br />

nicht-kodieren<strong>der</strong> RNAs soll<br />

<strong>der</strong>en Einfluss auf die Entstehung<br />

von Herz-Kreislauf- und<br />

Stoffwechsel-Erkrankungen<br />

untersucht werden.<br />

Rolle <strong>des</strong> Metabolismus<br />

für Prädiktion, Prävention<br />

und Verlauf<br />

Stoffwechselstörungen sind<br />

die Hauptrisiken von Herz-<br />

Kreislauferkrankungen. <strong>Die</strong><br />

Validierung neuer Biomarker<br />

einschließlich genetischer Marker<br />

und diagnostischer Bildgebungsverfahren<br />

ist für die<br />

Früherkennung metabolischer<br />

Störungen sehr wichtig. Im vergangenen<br />

Jahr wurde mit den<br />

Vorarbeiten zur diagnostischen<br />

Bildgebung begonnen. Durch<br />

neue bildgebende Methoden<br />

soll <strong>der</strong> Einfluss <strong>des</strong> Metabolismus<br />

untersucht werden.<br />

Zusätzlich setzen die Forscher<br />

auf mo<strong>der</strong>nste Hochdurchsatztechnologien<br />

(Metabolomics).<br />

Im gesunden Zustand weist das Zytoskelett<br />

von Herzmuskelzellen (hier im<br />

Mausmodell) ein charakteristisches<br />

Streifenmuster auf.<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum<br />

8


Neue Tiermodelle für<br />

Krankheiten und Entwicklung<br />

adäquater Phänotypisierungsmethoden<br />

Wirkstoffforschung<br />

Systemische Erkrankungen wie<br />

die <strong>des</strong> Herz-Kreislauf-Systems<br />

und Stoffwechsels bedürfen<br />

geeigneter Tiermodelle für<br />

umfassende Analysen und<br />

erfor<strong>der</strong>n die Entwicklung<br />

adäquater Phänotypisierungs-<br />

Methoden, die den Erkenntnisgewinn<br />

entscheidend voranbringen.<br />

Am MDC wurden<br />

bisher fast 1000 transgene<br />

Nagermodelle entwickelt; man<br />

beabsichtigt zukünftig neue<br />

transgene Techniken zu etablieren<br />

und die Untersuchungsmethoden,<br />

insbeson<strong>der</strong>e für<br />

Langzeituntersuchungen an<br />

lebenden Tieren, auszubauen.<br />

<strong>Die</strong> Wirkstoffforschung wird<br />

auch für die akademische<br />

Forschung immer wichtiger.<br />

Im Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Bereich<br />

kommt es<br />

insbeson<strong>der</strong>e darauf an, neue<br />

Zielmoleküle zu finden. Neben<br />

den klassischen „Drug Targets“<br />

wie Rezeptoren o<strong>der</strong> Ionenkanäle<br />

sollen schwerpunktmäßig<br />

nun auch intrazelluläre Ansätze<br />

validiert werden (z. B. die<br />

Hemmung von Protein-Protein-<br />

Interaktionen) und auf ihr<br />

therapeutisches Potenzial untersucht<br />

werden. Hinsichtlich<br />

dieses Ziels ist es essentiell, die<br />

Strukturbiologie einzubinden.<br />

oben: Das regelmäßige Streifenmuster<br />

entsteht durch die Sarkomere, die<br />

kleinsten kontraktilen Einheiten im<br />

Muskel.<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum<br />

unten: Bei einer kranken Herzmuskelzelle,<br />

<strong>der</strong> ein bestimmter Rezeptor<br />

fehlt, ist <strong>der</strong> Aufbau <strong>des</strong> Zellgerüsts<br />

gestört.<br />

Foto: Max-Delbrück-Centrum<br />

9


Mit polarisiertem Licht lassen sich die<br />

Faserbahnen im Gehirn farblich darstellen.<br />

Daraus können Rückschlüsse<br />

auf das Connectom gezogen werden.<br />

Foto: Forschungszentrum Jülich,<br />

Katrin Amunts, Markus Axer, Karl<br />

Zilles<br />

Programm Funktion und<br />

Dysfunktion <strong>des</strong> Nervensystems<br />

Der Schwerpunkt <strong>des</strong> Programms<br />

„Funktion und Dysfunktion <strong>des</strong><br />

Nervensystems“ liegt im Verständnis<br />

molekularer, zellulärer<br />

und systemischer Mechanismen<br />

und Strukturen im menschlichen<br />

Gehirn und in transgenen Tiermodellen.<br />

Grundlagenforschung,<br />

z. B. in Fächern wie Genetik,<br />

Zellbiologie, Neurophysiologie,<br />

Neuroanatomie, Brain Mapping,<br />

wissenschaftliches Rechnen,<br />

strukturelle und funktionelle<br />

Bildgebung und Virtual Brain, ist<br />

die Voraussetzung, um neue Diagnose-<br />

und Therapieverfahren<br />

in die Praxis zu übertragen. An<br />

dem Programm sind das Forschungszentrum<br />

Jülich (FZJ) und<br />

das MDC beteiligt. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Portfoliodiskussion wurden<br />

die folgenden Zukunftsthemen<br />

identifiziert:<br />

Humanes<br />

Connectom<br />

<strong>Die</strong> Verbindungstruktur und<br />

-mechanismen (Connectom)<br />

<strong>des</strong> Gehirns sind bisher nicht<br />

verstanden. <strong>Die</strong> Kombination<br />

von bildgebenden, funktionellen<br />

und genetischen Verfahren<br />

ermöglicht es, das Connectom<br />

zu erfassen und ein virtuelles<br />

Gehirn zur Erprobung neuer<br />

diagnostischer und therapeutischer<br />

Strategien zu generieren.<br />

Dabei werden Methoden <strong>der</strong><br />

Systembiologie und <strong>des</strong> High<br />

Performance Computing eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Neuromodulation<br />

wird erprobt, um die Folgen<br />

von Connectomstörungen (z. B.<br />

durch Schlaganfall, Tinnitus,<br />

Parkinson) zu behandeln.<br />

10


Neue neuro-spezifische<br />

bildgebende Technologien<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stehen Höchstfeld-MRT<br />

(9.4 Tesla) und PET/<br />

MR-Hybridtechnik zur Anwendung<br />

am Gehirn von Menschen<br />

und in Tiermodellen. Neue<br />

Tracer für MRT und PET werden<br />

entwickelt, und die elektronenmikroskopische<br />

Tomographie<br />

soll eingeführt werden, um<br />

synaptische Konnektivität im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Connectom-Projekts<br />

zu analysieren.<br />

Etablierung hochauflösen<strong>der</strong><br />

optischer Methoden<br />

(STED-Mikroskopie)<br />

In Mausmodellen (Nrg1/<br />

Nrg3/ ErbB-Mutanten) für<br />

psychiatrische Erkrankungen<br />

(Schizophrenie und Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom;<br />

ADHS/ADHD)<br />

sollen morphologische Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

z. B. in <strong>der</strong> Synapsenund<br />

Dendritenstruktur inhibitorischer<br />

Neurone, mittels<br />

STED-Mikroskopie bestimmt<br />

werden.<br />

Einführung optogenetischer<br />

Methoden<br />

Gentechnisch hergestellte Proteinsonden<br />

machen es möglich,<br />

die elektrische o<strong>der</strong> biochemische<br />

Aktivierung bestimmter<br />

Neurone zu messen und zu<br />

kontrollieren, und erlauben<br />

es, mit bisher nicht erzielter<br />

Präzision, individuellen Neuronen<br />

Funktionen in komplexen<br />

Verhaltens- o<strong>der</strong> kognitiven<br />

Prozessen zuzuweisen.<br />

oben: Mikroskopische Aufnahme eines Pyramiden-Neurons im zerebralen<br />

Cortex <strong>der</strong> Maus (grün)<br />

Foto: Wikimedia commons, PLoS Biology Vol. 4, No. 2, e29<br />

Mitte: Kernspinaufnahmen mit 9,4 Tesla liefern gegenüber <strong>der</strong> herkömmlichen<br />

Bildgebung bei 1,5 o<strong>der</strong> 3 Tesla Feldstärke deutlich mehr Details von <strong>der</strong> Struktur<br />

<strong>des</strong> menschlichen Gehirns<br />

Foto: Forschungszentrum Jülich, Jon Shah<br />

unten: farbcodierte Abbildung signalübertragen<strong>der</strong> Moleküle (Rezeptoren) in<br />

<strong>der</strong> Großhirnrinde <strong>des</strong> Menschen<br />

Foto: Forschungszentrum Jülich, Karl Zilles<br />

11


Programm Neurodegenerative<br />

Erkrankungen (im Aufbau)<br />

Schwerpunkt <strong>des</strong> Programms „Neurodegenerative Erkrankungen“ ist<br />

die Erforschung von Ursachen, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung<br />

von Nervenschädigungen, die mit großer Häufigkeit bei Erkrankungen<br />

wie Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson, aber auch selteneren<br />

Krankheiten wie <strong>der</strong> Huntington-Chorea, <strong>der</strong> Amyotrophen<br />

Lateralsklerose und Prionenerkrankungen auftreten. Gemeinsame<br />

Risikofaktoren an<strong>der</strong>er Erkrankungen wie Diabetes o<strong>der</strong> Depression<br />

zu identifizieren, bildet einen weiteren Schwerpunkt. Ziel ist es,<br />

die Basis für eine bessere Gesundheitsversorgung und Prävention<br />

neurodegenerativer Erkrankungen zu schaffen. <strong>Die</strong>ses Programm im<br />

Aufbau wird durch das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE) repräsentiert. Im Rahmen <strong>der</strong> Portfoliodiskussion<br />

wurden die folgenden Zukunftsthemen identifiziert:<br />

Faktoren<br />

<strong>der</strong> Erkrankung<br />

<strong>Die</strong> Ursachen, warum Nervenzellen<br />

zugrunde gehen (Neurodegeneration),<br />

sind unbekannt.<br />

Zu Beginn findet man Läsionen<br />

in den Nervenendigungen (Synapsen)<br />

und eine eingeschränkte<br />

Reizaufnahme und -weiterleitung<br />

entlang <strong>der</strong> Axone.<br />

Durch funktionale Än<strong>der</strong>ungen<br />

an den Nervenverbindungen<br />

kommt es zum Absterben <strong>der</strong><br />

Nervenzellen („neuronaler<br />

Tod“). Das DZNE versucht die<br />

Mechanismen zu identifizieren,<br />

die am Verlust dieser neuronalen<br />

Konnektivität und am<br />

neuronalen Tod beteiligt sind.<br />

Zudem werden Mechanismen<br />

analysiert, die Nervenschädigungen<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

Der Hippocampus spielt im Gehirn<br />

eine wesentliche Rolle bei <strong>der</strong> Überführung<br />

von Gedächtnisinhalten<br />

aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis.<br />

Foto: Prof. Dr. Michael Heneka, DZNE<br />

Bonn/Uniklinik Bonn<br />

12


Systemische Faktoren<br />

neurodegenerativer<br />

Erkrankungen<br />

Hauptrisikofaktoren neurodegenerativer<br />

Erkrankungen<br />

sind das Alter und chronische<br />

Erkrankungen wie Diabetes,<br />

Depression und kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen. Genetische<br />

Analysen und epigenetische<br />

Studien helfen, den Zusammenhang<br />

dieser Risikofaktoren<br />

und <strong>der</strong> Neurodegeneration<br />

aufzuklären. Das DZNE erforscht<br />

den Zusammenhang<br />

zwischen dem altersbedingten<br />

Verlust <strong>der</strong> Konnektivität und<br />

chronischen Erkrankungen<br />

und untersucht die Rolle von<br />

Entzündungsprozessen und <strong>des</strong><br />

angeborenen Immunsystems<br />

beim neuronalen Zelltod.<br />

Entwicklung neuer<br />

diagnostischer Werkzeuge<br />

und Strategien zur<br />

Prävention und Therapie<br />

Derzeit gibt es nur palliative<br />

Therapien für neurodegenerative<br />

Erkrankungen. Um frühe<br />

Biomarker zu identifizieren,<br />

werden nicht-invasive Methoden<br />

(Bildgebung) mit Proteinanalysen<br />

von Blut und Liquor<br />

(CSF) sinnvoll miteinan<strong>der</strong><br />

kombiniert. Der Einsatz reverser<br />

Pharmakologie und Genetik<br />

wird es ermöglichen, Signalwege,<br />

die am Ausbruch und<br />

Verlauf <strong>der</strong> Krankheit beteiligt<br />

sind, zu identifizieren. Daraus<br />

ergeben sich wie<strong>der</strong>um neue<br />

pharmakologische Angriffspunkte<br />

für klinische Studien<br />

mit höherer Aussagekraft.<br />

Bevölkerungsstudien und<br />

Gesundheitsversorgung<br />

Um für frühe Krankheitsstadien<br />

Biomarker zu identifizieren<br />

und neue präventive Strategien<br />

zu entwickeln, wird das DZNE<br />

im Rahmen einer großen Bevölkerungsstudie<br />

über die nächsten<br />

Jahrzehnte eine detaillierte<br />

neurologische Phänotypisierung<br />

von 30.000 Probanden<br />

durchführen. Zusätzlich wird<br />

das DZNE nach Möglichkeiten<br />

suchen, die dazu beitragen, die<br />

Lebensqualität von Patienten<br />

neurodegenerativer Erkrankungen<br />

zu verbessern und die<br />

Pflege zu erleichtern.<br />

<strong>Die</strong> grüne Fluoreszenz zeigt das Nervensystem<br />

beim Wurm C. elegans.<br />

Foto: Dr. Daniele Bano, DZNE Bonn<br />

Zwei Neurone <strong>des</strong> Zentralen Nervensystems.<br />

Foto: Dr. Stefan Remy, DZNE Bonn/<br />

Uniklinik Bonn<br />

Im Rahmen von Bevölkerungsstudien<br />

findet eine detaillierte neurologische<br />

Phänotypisierung statt.<br />

Foto: www.istockphoto.com/stock-photo-13889316-crowd.php<br />

13


Programm Infektion und<br />

Immunität<br />

Im Programm „Infektion und Immunität“ werden genetische, immunologische<br />

und umweltbedingte Faktoren untersucht, die für die Entstehung<br />

und den Verlauf von Infektionskrankheiten verantwortlich<br />

sind. <strong>Die</strong> Erkenntnisse dieser grundlegenden Forschungsarbeiten zu<br />

den Wechselwirkungen zwischen Wirt und Krankheitserreger bilden<br />

die Basis, um neue Strategien für die Prävention und Therapie von<br />

Infektionen zu entwickeln. Das Programm wird ausschließlich vom<br />

<strong>Helmholtz</strong> Zentrum für Infektionsforschung (HZI) getragen. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Portfoliodiskussion wurden die folgenden Zukunftsthemen<br />

identifiziert:<br />

Identifizierung neuer<br />

bioaktiver Wirkstoffe<br />

Das vermehrte Auftreten multi-resistenter<br />

Keime erfor<strong>der</strong>t<br />

die Entwicklung neuer Wirkstoffe<br />

zur gezielten, effizienten<br />

Therapie von Infektionen. Aus<br />

einer umfangreichen und zu<br />

erweiternden Naturstoff- und<br />

Produzentensammlung am HZI<br />

werden mithilfe einer effektiven<br />

Screening-Plattform neue<br />

Wirksubstanzen identifiziert.<br />

<strong>Die</strong> Gewinnung ausreichen<strong>der</strong><br />

Substanzmengen mithilfe von<br />

Mikroorganismen – ergänzt<br />

durch chemische Synthesen –<br />

bildet die Grundlage, um die<br />

Wirkorte und -mechanismen<br />

zu identifizieren und Struktur-<br />

Aktivitäts-Beziehungen mittels<br />

Strukturbiologie aufzuklären.<br />

Antibiotika hemmen das Wachstum von Bakterien. Wie effektiv sie dies tun,<br />

zeigen Hemmhöfe an: Um den Wirkstoff herum sterben alle Bakterien ab. Aber<br />

nicht je<strong>des</strong> Antibiotikum wirkt gleich gut.<br />

Foto: <strong>Helmholtz</strong>-Zentrum für Infektionsforschung<br />

14


Vom systemischen<br />

Verständnis <strong>der</strong> Immunantworten<br />

zur Modellierung<br />

von Signalwegen<br />

Infektionen zeichnen sich<br />

durch komplexe Pathogen-<br />

Wirt-Wechselwirkungen aus.<br />

Ein vertieftes Verständnis <strong>der</strong><br />

Immunantworten und <strong>der</strong> „immune-escape“-Mechanismen<br />

sowie die systembiologische<br />

Modellierung <strong>der</strong> beteiligten<br />

Mechanismen und Signalwege<br />

hat zum Ziel, neue Ansatzpunkte<br />

für die Immunmodulation<br />

und neue Adjuvantien<br />

zu entwickeln, das Immunmonitoring<br />

zu verbessern und<br />

Therapien zur Bekämpfung<br />

von Infektionen, infektionsinduziertem<br />

Krebs sowie chronischen<br />

Entzündungskrankheiten<br />

zu etablieren.<br />

Mikrobiom <strong>der</strong><br />

Säugetiere<br />

Im Verlauf von Infektionen<br />

spielen die Wechselwirkungen<br />

zwischen den bereits im Wirt<br />

vorhandenen Mikroorganismen<br />

und den neu eindringenden<br />

Krankheitskeimen<br />

eine wichtige Rolle für den<br />

Krankheitsverlauf. Basierend<br />

auf den Erfahrungen <strong>des</strong> HZI<br />

in <strong>der</strong> Untersuchung mikrobieller<br />

Gemeinschaften sollen<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Infektionen<br />

<strong>der</strong> Atemwege und <strong>des</strong> Magen-<br />

Darm-Trakts die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> mikrobiellen Gemeinschaften<br />

untersucht werden.<br />

Ziel ist es, neue Ansatzpunkte<br />

zur Bekämpfung von Infektionen<br />

zu identifizieren.<br />

oben: Im Labor werden Bakterien auf nährstoffreichen Agarplatten kultiviert.<br />

Mitte: Zellen <strong>des</strong> Immunsystems im Zwiegespräch: T-Zellen (in blau) und Dendritische<br />

Zellen tauschen Informationen über eingedrungene Krankheitserreger aus.<br />

unten: Ein Bakterium kommt selten allein: Auf nahezu allen Oberflächen können<br />

Bakterien wachsen und wi<strong>der</strong>standsfähige Gemeinschaften bilden, sogenannte<br />

Biofilme. Ein großes Problem für die Medizin, denn auch künstliche Gelenke<br />

werden von Bakterien besiedelt.<br />

Fotos: <strong>Helmholtz</strong>-Zentrum für Infektionsforschung<br />

15


Programm Umweltbedingte<br />

Störungen <strong>der</strong> Gesundheit<br />

Chronische Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Schäden, Krebs,<br />

Allergien, neuropsychiatrische Erkrankungen und Diabetes entstehen<br />

im komplexen Wechselspiel genetischer Faktoren und <strong>des</strong><br />

persönlichen Lebensstils sowie vielfältiger Umwelteinflüsse. Vom<br />

<strong>Helmholtz</strong>-Zentrum München (HMGU) und dem <strong>Helmholtz</strong>-Zentrum<br />

für Umweltforschung (UFZ) getragen, klärt „Environmental Health“<br />

Wechselwirkungen <strong>des</strong> Körpers mit Umweltfaktoren und ihre Bedeutung<br />

für die Gesun<strong>der</strong>haltung o<strong>der</strong> die Entstehung von Krankheiten<br />

auf. Ziel ist es, Strategien zur personalisierten Prävention, Früherkennung<br />

und Therapie zu entwickeln. Im Rahmen <strong>der</strong> Portfoliodiskussion<br />

wurden die folgenden Zukunftsthemen identifiziert:<br />

Wirkstoffe und<br />

Strukturbiologie<br />

Innovative Ansätze zur Identifizierung<br />

von kleinen Molekülen<br />

mit Wirkungen auf biologische<br />

Systeme spielen eine immer<br />

bedeuten<strong>der</strong>e Rolle in <strong>der</strong> biomedizinischen<br />

Forschung und<br />

bilden eine wichtige Basis für<br />

die Entwicklung von Pharmaka.<br />

Vorhandenes Know-how und<br />

das bestehende Projektportfolio<br />

sollen durch zusätzliche<br />

Kompetenzen und Expertise ergänzt<br />

werden, um strategische<br />

Lücken – vor allem im Bereich<br />

Chemie – zu schließen und<br />

eine leistungsfähige Plattform<br />

für Wirkstoff- und biologische<br />

Strukturforschung zu schaffen.<br />

<strong>Die</strong> Aktivierung <strong>des</strong> WNT-Signalweges in <strong>der</strong> emphysematösen Lunge (rechte<br />

Bil<strong>der</strong>) führt zur Verlagerung von β-Catenin in den Zellkern (Pfeilmarkierung)<br />

und zu einer verbesserten Lungenstruktur, erkennbar am dichteren Alveolarnetz<br />

im Einschubbild (Immunhistochemische Färbung von β-Catenin und dem<br />

alveolären Epithelzellmarker SP-C in Schnitten von emphysematösen Mäuselungen).<br />

Foto: <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München, Melanie Königshoff<br />

16


Neue Therapien – wirksamer und<br />

kosteneffektiver – bilden das Ziel <strong>der</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong>-Gesundheitsforschung.<br />

Quelle: fotolia<br />

Zellkulturen sind ein wesentliches<br />

Instrument in <strong>der</strong> Entwicklung neuer<br />

Verfahren für ein umfassen<strong>des</strong> Immunmonitoring.<br />

Foto: Deutsches Krebsforschungszentrum<br />

Systematische Analyse<br />

von Immun- und<br />

Entzündungsreaktionen<br />

Humanes<br />

Mikrobiom<br />

Gesundheitsökonomie<br />

Eine systematische Analyse<br />

von Immunphänotypen unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> vielfältigen<br />

Parameter ist essentiell<br />

für das Verständnis komplexer<br />

Krankheiten wie Lungenerkrankungen,<br />

neuropsychiatrische<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong><br />

Diabetes. Auch für die Kontrolle<br />

therapeutischer Interventionen<br />

besitzt sie eine große<br />

Bedeutung. Ausgehend vom<br />

bisher etablierten Monitoring<br />

adaptiver Immunantworten<br />

sollen Technologien für angeborene<br />

Immun- und Entzündungsreaktionen<br />

sowie Methoden<br />

zur Analyse größerer<br />

Kohorten entwickelt werden.<br />

Humane Mikrobiom-Projekte<br />

analysieren Lebensgemeinschaften<br />

auf äußeren und inneren<br />

Körperoberflächen, die<br />

vermutlich an chronischen<br />

Krankheitsprozessen beteiligt<br />

sind. <strong>Die</strong> chemische Analytik<br />

und Metagenomik eröffnen<br />

hier neue methodische Zugänge.<br />

Ausgehend von dem Wissen<br />

über Mikrobiome und Metagenomik<br />

in ökologischen Systemen<br />

sowie auf <strong>der</strong> Basis von<br />

Proben aus Patienten- o<strong>der</strong><br />

Bevölkerungskohorten soll ein<br />

Schwerpunkt zur Gesundheitsrelevanz<br />

individueller humaner<br />

Mikrobiome aufgebaut werden.<br />

Kosteneffektivität auf lange<br />

Sicht ist neben <strong>der</strong> klinischen<br />

Wirksamkeit ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor für innovative<br />

Ansätze in Prävention und Therapie.<br />

<strong>Die</strong> möglichen ökonomischen<br />

Implikationen innovativer<br />

und individualisierter Ansätze,<br />

wie sie in <strong>der</strong> <strong>Helmholtz</strong> Gesundheitsforschung<br />

entwickelt<br />

werden, sollen auf Basis <strong>des</strong><br />

deutschen Gesundheitssystems<br />

modellhaft dargestellt werden.<br />

Das Vorhaben baut auf international<br />

sichtbarer Expertise<br />

in Gesundheitsökonomie und<br />

entscheidungsanalytischen<br />

Verfahren auf.<br />

Elektronenmikroskopische Aufnahme<br />

von E. coli, einem bekannten Vertreter<br />

<strong>des</strong> Mikrobioms im menschlichen<br />

Darm.<br />

Foto: Eric Erbe, digitale Einfärbung:<br />

Christopher Pooley, United States<br />

Department of Agriculture<br />

17


Optimierte Modelle für<br />

die personalisierte Validierung<br />

von Wirkstoffen<br />

Zellkulturen sind neben Tiermodellen ein wichtiges System zur Analyse von<br />

Wirkstoffen.<br />

Foto: <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München<br />

Programm Systemische Analyse<br />

von Multifaktoriellen Erkrankungen<br />

In diesem Programm werden genetische Faktoren und molekulare<br />

Netzwerke identifiziert, die im Zusammenspiel von Genetik und<br />

Umweltfaktoren auf vielerlei Weise die Entstehung von Erkrankungen<br />

wie Diabetes o<strong>der</strong> neuropsychiatrische Erkrankungen bedingen.<br />

Dazu wird in systemischen Ansätzen <strong>der</strong> gesamte Organismus<br />

einschließlich <strong>der</strong> komplexen internen Wechselwirkungen betrachtet.<br />

Das Programm wird vom <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München (HMGU)<br />

bearbeitet. Im Rahmen <strong>der</strong> Portfoliodiskussion wurden die folgenden<br />

Zukunftsthemen identifiziert:<br />

Das HMGU ist ein führen<strong>des</strong><br />

Zentrum für die Modellierung<br />

von wichtigen Krankheiten.<br />

Auf Basis dieser Expertise werden<br />

systemische Analysen von<br />

neuen Wirkstoffen und bereits<br />

zugelassenen Arzneimitteln<br />

im direkten Vergleich zwischen<br />

Zellkulturen (induzierte<br />

pluripotente Stammzellen,<br />

iPS), Tiermodellen und dem<br />

menschlichen Organismus<br />

durchgeführt. Effekte und Nebenwirkungen<br />

werden sowohl<br />

auf physiologischer als auch<br />

molekularer Ebene identifiziert.<br />

<strong>Die</strong>s ist für die Entwicklung<br />

einer personalisierten Medizin<br />

und für die daraus resultierende<br />

individuelle Therapie von<br />

größter Bedeutung.<br />

Einfluss <strong>des</strong> Alterns und<br />

Umweltfaktoren auf<br />

neurodegenerative und<br />

diabetische Erkrankungen<br />

Der Einfluss von Alterungsprozessen<br />

und Umweltfaktoren<br />

(Envirotypen) spielt bei neurodegenerativen<br />

Erkrankungen<br />

und Diabetes eine maßgebliche<br />

Rolle. Dabei sind die genauen<br />

Mechanismen und Faktoren<br />

weitgehend unbekannt. <strong>Die</strong><br />

Identifizierung und Modellierung<br />

von Envirotypen sowie<br />

die Analyse <strong>der</strong> systemischen<br />

Antwort <strong>des</strong> Organismus auf<br />

unterschiedliche Envirotypen<br />

und Alterungsprozesse werden<br />

im Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeiten<br />

18


am HMGU stehen. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

bilden die Grundlage für<br />

Verbesserungen in <strong>der</strong> Prävention,<br />

Diagnose und Therapie.<br />

Erforschung bioaktiver<br />

Wirkstoffe<br />

<strong>Die</strong> Identifizierung therapeutischer<br />

Zielmoleküle ist ein<br />

Schwerpunkt in <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

<strong>des</strong> HMGU.<br />

Durch interdisziplinäre Ansätze<br />

sollen Wirkstoffe schneller in<br />

eine potenzielle Anwendung<br />

überführt werden. Basis <strong>der</strong><br />

gezielten Wirkstoffentwicklung<br />

ist <strong>der</strong> Wissenszuwachs und<br />

-austausch in und zwischen<br />

den Bereichen Strukturbiologie,<br />

in silico Modellierung, in vitro<br />

Screening und in vitro Design,<br />

gefolgt von <strong>der</strong> systemischen<br />

Analyse <strong>der</strong> Bioaktivität in Modellen,<br />

ihrer weiteren Optimierung<br />

sowie <strong>der</strong> Umsetzung in<br />

die Anwendung.<br />

<strong>Die</strong> Metabolismus-Gehirn-<br />

Achse bei Diabetes und<br />

neuropsychiatrischen<br />

Erkrankungen<br />

Stoffwechselvorgänge werden<br />

nicht nur vom Gehirn<br />

beeinflusst, son<strong>der</strong>n wirken<br />

auch ihrerseits auf selbiges.<br />

<strong>Die</strong>s scheint bei Diabetes und<br />

Depression eine große Rolle zu<br />

spielen. Durch Analysen von<br />

Mausmodellen für diese Krankheiten<br />

können physiologische<br />

Alterationen und molekulare<br />

Abweichungen im Organismus<br />

identifiziert werden. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

werden im Rahmen klinischer<br />

Kooperationsgruppen in<br />

Patienten verifiziert und bilden<br />

damit die Grundlage zur Entwicklung<br />

potenzieller Interventionsstrategien.<br />

oben:<br />

<strong>Die</strong> Struktur einer Verbindung gibt<br />

wichtige Hinweise auf ihre Eignung<br />

als therapeutisches Zielmolekül.<br />

Mitte und unten:<br />

Zusammenhänge zwischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf genetischer und metabolischer<br />

Ebene können durch mo<strong>der</strong>ne<br />

Hochdurchsatzverfahren identifiziert<br />

werden. <strong>Die</strong> untere Abbildung zeigt<br />

erstmalig einen solchen Zusammenhang<br />

zwischen Stoffwechselprodukten<br />

aus Humanserum und dem<br />

Auftreten von Varianten in Genen,<br />

die mit Störungen im Fettstoffwechsel<br />

in Verbindung gebracht werden<br />

können (Illig, T. et al., Nature Genetics<br />

42, 137-141, 2010).<br />

Fotos: <strong>Helmholtz</strong> Zentrum München<br />

Stärke <strong>der</strong> Assoziation<br />

Chromosomen-Position<br />

19


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Prof. Dr. Otmar D. Wiestler,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> und<br />

Wissenschaftlicher Vorstand <strong>des</strong><br />

Deutschen Krebsforschungszentrums<br />

Prof. Dr. Günther Wess<br />

Wissenschaftlich-Technischer<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong><br />

<strong>Helmholtz</strong> Zentrums München –<br />

Deutsches Forschungszentrum<br />

für Gesundheit und Umwelt<br />

Koordination<br />

Dr. Katja Engelmann<br />

Stabsstelle Strategie und<br />

Programme<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum<br />

Im Neuenheimer Feld 280<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 42 2165<br />

E-Mail: k.engelmann@dkfz.de<br />

Gestaltung<br />

Dagmar An<strong>der</strong>s, Different Arts<br />

Druck<br />

CITY-DRUCK, HEIDElberg<br />

© Deutsches Krebsforschungszentrum,<br />

2011<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Elektronenmikroskopische<br />

Aufnahme eines bakteriellen<br />

Biofilms.<br />

Foto: <strong>Helmholtz</strong>-Zentrum für<br />

Infektionsforschung<br />

20


DEUTSCHES<br />

KREBSFORSCHUNGSZENTRUM<br />

IN DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!