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Altersmedizin als Chance für die Diabetesbetreuung in späteren ...

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D iabetes und G eriatrie:<br />

A ltersm ediz<strong>in</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />

fü r <strong>die</strong> D iabetesbetreuung<br />

<strong>in</strong> spä teren L ebensjahren<br />

P D D r. m ed. habil. J . L <strong>in</strong> dn er<br />

S chn eeb erg- Chem nitz<br />

1<br />

Diabetes mellitus im Alter<br />

• Zwei Drittel aller Menschen mit Diabetes mellitus s<strong>in</strong>d älter<br />

<strong>als</strong> 65 Jahre.<br />

• Zwischen 75 und 80 Jahren hat fast jeder vierte Deutsche e<strong>in</strong>en<br />

Diabetes mellitus.<br />

• Schätzungsweise 1 bis 2 Millionen Diabetiker s<strong>in</strong>d „geriatrisch“<br />

geprägt.<br />

Deutscher Gesundheitsbericht<br />

Diabetes 2007<br />

2<br />

Menschen im Alter allgeme<strong>in</strong><br />

a) aus chronologischer Sicht:<br />

zwischen 65 und 75 Jahren:<br />

zwischen 75 und 85 Jahren:<br />

über 85 Jahre:<br />

<strong>die</strong> „jungen Alten“<br />

<strong>die</strong> „Alten“<br />

<strong>die</strong> „Hochaltrigen“ oder <strong>die</strong><br />

„betagten Alten“.<br />

b) aus funktioneller Sicht:<br />

aktive selbstständige Menschen („go-gos“)<br />

geriatrisch geprägte Menschen („slow-gos“)<br />

stark Beh<strong>in</strong>derte u. Bettlägerige („no-gos“)<br />

3<br />

1


Diabetesverläufe im Alter<br />

- Typ 1-Diabetes mellitus mit langer Laufzeit,<br />

- Diabetes mellitus Typ LADA,<br />

- Typ 2-Diabetes mellitus bei chronologisch älteren<br />

Menschen,<br />

- Typ 2-Diabetes mellitus bei geriatrischen Patienten.<br />

4<br />

Aus diabetologischer Sicht unterscheidet man:<br />

• chronologisch ältere Menschen mit Diabetes mellitus<br />

ohne funktionelle Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

• geriatrische Diabetiker mit Funktionsstörungen und<br />

Beh<strong>in</strong>derungen wie:<br />

- Immobilität,<br />

- Inkont<strong>in</strong>enz,<br />

- Intellektueller Abbau,<br />

- Instabilität,<br />

- Fehl- und Mangelernährung,<br />

- Sarkopenie,<br />

- chronischer Schmerz.<br />

5<br />

Geriatrische Syndrome mit Wechselwirkungen zum<br />

Diabetes mellitus<br />

Problembereich<br />

Inkont<strong>in</strong>enz<br />

Störungen der S<strong>in</strong>nesorgane<br />

Depression<br />

Demenz<br />

Stürze<br />

Decubitus (Fuß)<br />

Gestörtes Ess- und Tr<strong>in</strong>kverhalten<br />

Evidence based Medic<strong>in</strong>e<br />

Härtegrad A<br />

Härtegrad A<br />

Härtegrad B<br />

Härtegrad B<br />

Härtegrad C<br />

Härtegrad C<br />

Härtegrad C<br />

6<br />

2


Interaktionen von Demenz, Depression und<br />

Diabetes mellitus<br />

E<strong>in</strong>fluss auf Diabetes<br />

E<strong>in</strong>fluss des Diabetes<br />

Demenz - schlechtere HbA 1c -Werte - bei Diabetikern häufiger<br />

- Schulung, Selbstmanagement Demenzen <strong>als</strong> bei Nichtunmöglich<br />

diabetikern (OR 1,2-3,2)<br />

- Kontrollen erschwert (Fundus, - je schlechter <strong>die</strong> Stoff-<br />

Blutdruck, Fuß, Essen und wechselführung, desto<br />

Tr<strong>in</strong>ken)<br />

größer <strong>die</strong> kognitiven<br />

Leistungse<strong>in</strong>schränkungen<br />

7<br />

Interaktionen von Demenz, Depression und<br />

Diabetes mellitus<br />

E<strong>in</strong>fluss auf Diabetes<br />

E<strong>in</strong>fluss des Diabetes<br />

Depression - schlechtere HbA 1c -Werte - bei Diabetikern signifikant<br />

- ger<strong>in</strong>gere Compliance häufiger Depression<br />

- „Pseudodemenz“ - Verstärkung durch Angst,<br />

Schuldgefühle<br />

8<br />

Besonderheiten der Diabetesbehandlung und<br />

geeignete Testverfahren beim geriatrischen<br />

Patienten - (I)<br />

Bereich Besonderheiten Testverfahren<br />

Schulung Testung der Kognition, spezieller Visus, Gehör, M<strong>in</strong>i-Mental-<br />

Aufbau/besondere Me<strong>die</strong>n erfor- Status (n. Folste<strong>in</strong>), AKT,<br />

derlich, Schulung von Angehöri- DemTect, GDS-4<br />

gen/Pflegekräften<br />

Bewegung Bewegungstherapie erschwert, T<strong>in</strong>etti, Timed Up&Go,<br />

realistische Empfehlungen 5-chair-rise, Semi-Tandem/<br />

(Spazierengehen) s<strong>in</strong>nvoll, Tandem-Stand<br />

Effekte auf Knochen, Sturz/<br />

Frakturen, Kognition<br />

9<br />

3


Besonderheiten der Diabetesbehandlung und<br />

geeignete Testverfahren beim geriatrischen<br />

Patienten - (II)<br />

Bereich Besonderheiten Testverfahren<br />

Ernährung häufig Malnutrition im Alter, Gebisszustand (funktional<br />

übliche Ernährungsempfeh- pairs), WHR und BMI, M<strong>in</strong>ilungen<br />

(Vollkorn, Abnehmen) Nutritional Assessment,<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>fache Empfeh- Nutritional risk score<br />

lungen nötig (z.B. e<strong>in</strong>e Hand voll<br />

Obst am Tag)<br />

Pharmako- Multimedikation und Anfälligkeit Überprüfung der Fähigkeit<br />

therapie für iatrogene Schädigung beach- zur Medikamentene<strong>in</strong>nahme,<br />

ten, Kognition und Depression s<strong>in</strong>d Insul<strong>in</strong>-Handl<strong>in</strong>g, „Geldzähl-<br />

Determ<strong>in</strong>aten der Compliance, test“<br />

Angehörige e<strong>in</strong>beziehen<br />

10<br />

11<br />

Therapieziele bei Diabetes mellitus im Alter<br />

In den Vordergrund rücken:<br />

- Förderung und Erhalt von Lebensqualität und Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />

- Vermeidung der Hospitalisierung,<br />

- Ausdehnung „beh<strong>in</strong>derungsfreier Lebenszeit“ bei Erhalt von<br />

Selbstständigkeit und Alltagsaktivität,<br />

- Vermeidung von Hypoglykämien und ausgedehnter<br />

Hyperglykämien.<br />

In den H<strong>in</strong>tergrund treten zunehmend:<br />

- <strong>die</strong> alle<strong>in</strong>ige Orientierung auf diabetische Spätfolgen,<br />

- <strong>die</strong> Verlängerung der Überlebenszeit an sich.<br />

12<br />

4


HbA 1c im Alter – Zielvorstellungen<br />

Unter 6,5 bzw. 7,0%: alte Menschen<br />

- mit gutem funktionellen Status,<br />

- mit vorübergehend schweren Akuterkrankungen,<br />

- mit diabetesassoziierten Beschwerden,<br />

- mit bee<strong>in</strong>flussbaren geriatrischen Syndromen,<br />

- mit e<strong>in</strong>er Lebenserwartung von 10 und<br />

mehr Jahren.<br />

Unter 8,0 %: reguläres Ziel der DDG im Alter, v. a.<br />

bei begrenzter Alltagskompetenz und<br />

Selbstversorgung sowie bei<br />

<strong>in</strong>stitutionalisierten Diabetikern.<br />

13<br />

Nichtmedikamentöse Therapie des Diabetes mellitus<br />

im Alter – (I)<br />

Ernährung<br />

- ke<strong>in</strong>e grundsätzliche Unterschiede zu jüngeren Diabetikern bzw.<br />

Stoffwechselgesunden,<br />

- ausgewogene Mischkost mit bedarfsgerechter Kalorienaufnahme<br />

nach den Pr<strong>in</strong>zipien der DGE,<br />

- bei Heimbewohnern ist der Nutzen e<strong>in</strong>er spezifischen Diabeteskost<br />

nicht gesichert. Gerade <strong>in</strong> Pflegeheimen spielt das Untergewicht<br />

e<strong>in</strong>e größere Rolle <strong>als</strong> das Übergewicht (Rosenthal MJ et al.,<br />

1987),<br />

- zunehmend bedeutungsvoll s<strong>in</strong>d Nahrungsbeschaffung und –<br />

zubereitung, Kau- und Schluckverhalten, Zahn- und Zahnfleischprobleme<br />

sowie Zahnersatz.<br />

14<br />

Nichtmedikamentöse Therapie des Diabetes mellitus<br />

im Alter – (II)<br />

Körperliche Aktivität<br />

- Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g empfehlenswert und<br />

entsprechend körperlicher Voraussetzungen<br />

durchführbar,<br />

- ke<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung der Glukoseparameter<br />

(Sharfors ET et al., 1987),<br />

- positive Auswirkungen auf das kardiovaskuläre<br />

System, auf <strong>die</strong> Mobilität und<br />

Standsicherheit sowie auf das psychische<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den (Horowitz M et al., 1996;<br />

Rosenthal MJ et al., 1987; van den Berghe G et al., 2001).<br />

15<br />

5


Nichtmedikamentöse Therapie des Diabetes mellitus<br />

im Alter – (III)<br />

Diabetesschulung<br />

- Inhalte (Grundlagen, Ernährung,<br />

Unterzucker/Überzucker, Medikamente/Insul<strong>in</strong>,<br />

Spritztechnik, Selbstkontrolle, diabetischer Fuß),<br />

- diabetische Besonderheiten,<br />

- praktische Tipps zur Motivation,<br />

- spezifische Programme (z.B. DikoL, SGS).<br />

16<br />

Besonderheiten der oralen Antidiabetika im höheren h heren<br />

Lebensalter<br />

17<br />

Potentielle Vorteile der Insul<strong>in</strong>therapie im Alter<br />

<br />

Metabolische Wirkungen:<br />

- Hemmung der Glykogenolyse und der hepatischen Glukoneogenese<br />

- Verbesserung der peripheren Insul<strong>in</strong>sensibilität<br />

- Verbesserung der endogenen Insul<strong>in</strong>sekretion<br />

- Mögliche Wirkungsverstärkung oraler Antidiabetika<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Prävention vaskulärer Komplikationen<br />

Positiver E<strong>in</strong>fluss auf hyperglykämische Symptome und auf<br />

Infektionen<br />

Gewichtszunahme bei Dystrophie<br />

Verbesserung hyperglykämischer Leistungsm<strong>in</strong>derung und<br />

körperlicher Aktivitätsdefizite<br />

positive Bee<strong>in</strong>flussung kognitiver Funktionsstörungen<br />

günstigere Vorgehensweise bei Akuterkrankungen<br />

18<br />

6


Potentielle Nachteile der Insul<strong>in</strong>therapie im Alter<br />

• erhöhtes Hypoglykämierisiko<br />

• weitere Gewichtszunahme bei Adipositas<br />

• erhöhte Therapiekosten<br />

• vermehrter Betreuungsaufwand.<br />

19<br />

Voraussetzungen für f r <strong>die</strong> Insul<strong>in</strong>therapie im Alter<br />

<br />

<br />

<br />

Erfassung der Ernährungssituation, des<br />

körperlichen und geistigen Status sowie der<br />

bestehenden Hilfsbedürftigkeit unter Nutzung<br />

differenter Assessments<br />

Klärung der Schulungsfähigkeit<br />

Betreuung durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Team<br />

20<br />

Anforderungen an <strong>die</strong> Insul<strong>in</strong>therapie im Alter<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

E<strong>in</strong>fache Durchführbarkeit<br />

Mögliche Realisierbarkeit durch Betreuende und Pflege<strong>die</strong>nste<br />

Anpassungsmöglichkeit an unregelmäßige Nahrungsaufnahme<br />

Berücksichtigung körperlicher und psychischer Komorbiditäten<br />

Flexibilität h<strong>in</strong>sichtlich Änderung des Gesundheitszustandes<br />

Vermeidung von Hypoglykämien<br />

Erzielung e<strong>in</strong>es altersorientierten <strong>in</strong>dividuellen HbA 1c -Wertes<br />

21<br />

7


Insul<strong>in</strong>therapieformen im Alter – (I)<br />

Insul<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>malgabe<br />

- Bed-time-Injektion<br />

- Morgengabe<br />

- Gelegenheits<strong>in</strong>jektion<br />

- Hochdosisgabe.<br />

22<br />

Insul<strong>in</strong>therapieformen im Alter – (II)<br />

Basal<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>-unterstützte orale Therapie (BOT)<br />

- ggf. ger<strong>in</strong>gere Insul<strong>in</strong>menge<br />

- niedrigere Hypoglykämiegefahr<br />

- gute Patientenakzeptanz<br />

Supplementäre Insul<strong>in</strong>therapie (SIT)<br />

- E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeit <strong>in</strong> <strong>die</strong> Insul<strong>in</strong>ierung<br />

- ggf. postpradiale Verabreichungsvariante<br />

- niedrige Hypoglykämiegefahr<br />

23<br />

Insul<strong>in</strong>therapieformen im Alter – (III)<br />

Konventionelle Insul<strong>in</strong>therapie (CT)<br />

- s<strong>in</strong>nvolle Therapieform bei älteren<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>em ausreichenden Grad<br />

von Selbstständigkeit<br />

Intensivierte Insul<strong>in</strong>therapie (ICT)<br />

- Therapieform für körperlich und<br />

geistig fitte ältere Patienten ohne<br />

Altersbegrenzung<br />

- <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige Therapievergleichstu<strong>die</strong><br />

(BOT, CT, ICT) bei Patienten über 70<br />

Jahren zeigt ke<strong>in</strong>e Qualitätsunterschiede<br />

(Wolfenbüttel BH et al., 1996)<br />

24<br />

8


Insul<strong>in</strong>therapieformen im Alter – (IV)<br />

Insul<strong>in</strong>pumpe<br />

Insul<strong>in</strong><strong>in</strong>halation<br />

- <strong>in</strong>termittierende Anwendung bei größeren<br />

operativen E<strong>in</strong>griffen und bei Coma diabeticum<br />

- bisher ke<strong>in</strong>e vollständige Evaluierung bei<br />

Typ 2-Diabetes und ke<strong>in</strong>e klare Indikation für<br />

ältere Diabetiker<br />

- E<strong>in</strong>satz bei geriatrischen Patienten nicht geklärt,<br />

pr<strong>in</strong>zipiell denkbar.<br />

25<br />

Probleme der Insul<strong>in</strong>applikation im Alter<br />

- Gebrauch der Injektionstechnik (e<strong>in</strong>fache Vorbereitung<br />

und Handhabung)<br />

- Beachtung des Ernährungszustandes (Kanülenlänge,<br />

Kanülenstärke)<br />

- Wertung mentaler und motorischer Störungen<br />

(e<strong>in</strong>fache Tages-Insul<strong>in</strong>verteilung, Begleiterkrankungen<br />

wie Rheumatoid-Arthritis, Mb. Park<strong>in</strong>son)<br />

- Beurteilung von Visusm<strong>in</strong>derungen (Displaygröße,<br />

Zahlengröße- und Kontrast)<br />

- Favorisierung bestimmter Insul<strong>in</strong>arten (z.B.<br />

Kurzzeitanaloga für stark Hilfebedürftige,<br />

Demenzkranke, Essunwillige)<br />

26<br />

Hypoglykämie<br />

im Alter – (I)<br />

- Risiko der Hypoglykämie (ggf. mit Todesfolge)<br />

nimmt exponentiell mit dem Alter zu.<br />

- Risikofaktoren s<strong>in</strong>d:<br />

* E<strong>in</strong>nahme von mehr <strong>als</strong> 5 Medikamenten,<br />

* Medikamentenfehldosierung,<br />

* kürzlicher Krankenhausaufenthalt,<br />

* Diätfehler,<br />

* körperliche Anstrengung,<br />

* Alkoholkonsum (Shorr RI, 1997).<br />

27<br />

9


Hypoglykämie<br />

im Alter – (II)<br />

E<strong>in</strong>e zunehmend frühere Typ 2-Manifestation mit langzeitiger<br />

ICT verschärft das Problem schwerer Hypoglykämien<br />

im Alter<br />

- <strong>in</strong>folge Rückgangs der Insul<strong>in</strong>-Eigensekretion <strong>als</strong><br />

Schutzmechanismus,<br />

- <strong>in</strong>folge Reduktion der (renalen) Glukoneogenese bei Zunahme<br />

von Nieren<strong>in</strong>suffizienzen im Alter (Arem R, 1989),<br />

- <strong>in</strong>folge altersbed<strong>in</strong>gter Wahrnehmungs- und Gegenregulationsstörungen<br />

(Gerich J, 2000).<br />

28<br />

Insul<strong>in</strong>therapie im Alter – Ausblick<br />

- E<strong>in</strong>e Insul<strong>in</strong>therapie im Alter ist pathophysiologisch begründet.<br />

- In absehbarer Zeit werden Patienten über 70 Jahre am häufigsten<br />

e<strong>in</strong>e Insul<strong>in</strong>therapie erhalten.<br />

- Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>e kontrollierten Stu<strong>die</strong>n zur Insul<strong>in</strong>therapie im<br />

Alter.<br />

- S<strong>in</strong>nvolle Vorgehensweise: neben Standardtherapien verstärkt<br />

<strong>in</strong>dividualisierte Insul<strong>in</strong>therapien verwenden unter Beachtung des<br />

steigenden Gefahrenmoments schwerer Hypoglykämien.<br />

29<br />

Konsequenzen für f r Kl<strong>in</strong>ik und Praxis – (I)<br />

<br />

Durch Anpassung der Basismaßnahmen (Ernährung, Bewegung,<br />

Schulung, Pharmakotherapie), durch Diagnostik von Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

sowie durch Ausrichtung der Ziele auf <strong>die</strong><br />

Besonderheiten des alten Menschen läßt sich Überforderung<br />

vermeiden.<br />

<br />

Biologisches Alter, Multimoridität und vor allem geriatrische<br />

Syndrome bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e große Heterogenität und hierdurch<br />

unterschiedliche Behandlungswege und –ziele.<br />

30<br />

10


Konsequenzen für f r Kl<strong>in</strong>ik und Praxis – (II)<br />

<br />

Die Vermeidung makrovaskulärer Komplikationen spielt e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle: Behandlung von Hypertonie und Dyslipidämie,<br />

Besserung geriatrischer Syndrome und Schmerzfreiheit.<br />

<br />

Blutzuckerziele sollten <strong>in</strong>dividuell gesetzt werden und sich an<br />

Syndromen, Kognition, Wasserhaushalt, Vermeidung von Infektionen<br />

etc. ausrichten.<br />

31<br />

Konsequenzen für f r Kl<strong>in</strong>ik und Praxis – (III)<br />

<br />

Durch geriatrisches Assessment können v. a. auch Depression<br />

und Demenz erkannt werden und konsekutiv adäquate Schulungsmaßnahmen,<br />

ambulante Unterstützungsmöglichkeiten<br />

oder e<strong>in</strong>fachere Therapieregimes gewählt werden.<br />

<br />

Während Leitl<strong>in</strong>ien für jüngere Erwachsene bei Älteren nicht unkritisch<br />

angewandt werden dürfen, bieten spezielle „geriatrische“<br />

Leitl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>e Hilfe bei der Zielf<strong>in</strong>dung. Im Bereich der Diabetestherapie<br />

müssen sämtliche Ziele jedoch immer <strong>in</strong>dividuell am und<br />

mit dem Patienten ausgerichtet werden.<br />

32<br />

Schlussfolgerung:<br />

Krankheitszentrierter Ansatz drängt das <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund,<br />

was eigentlich oberstes Anliegen bei der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Betreuung älterer Menschen se<strong>in</strong> müßte, <strong>die</strong> Maximierung<br />

der Produktivität, der Kreativität, des Wohlbef<strong>in</strong>dens und<br />

der Lebensfreude.<br />

Dieses Ziel - <strong>die</strong> optimale Steigerung der Funktionalität und<br />

Zufriedenheit – läßt sich im allgeme<strong>in</strong>en ohne <strong>die</strong> Heilung<br />

der zugrunde liegenden Krankheit erreichen.<br />

Marc Williams, 1990.<br />

33<br />

11


•TEIL B<br />

34<br />

Akute Notfälle <strong>in</strong> der<br />

Diabetologie<br />

35<br />

E<strong>in</strong>teilung:<br />

- hypoglykämischer Schock,<br />

- ketoazidotisches Coma diabeticum,<br />

- nichtketoazidotisches, hyperosmolares<br />

Coma diabeticum,<br />

- Laktazidose bei Diabetes mellitus.<br />

36<br />

12


Generell wird <strong>als</strong> Unterzucker (=Hypoglykämie)<br />

jeder Blutzucker unter 2,8 mmol/l = 50 mg/dl<br />

(auch ohne Symptome) bezeichnet.<br />

37<br />

E<strong>in</strong>teilung der Hypoglykämie<br />

1. Asymptomatische Hypoglykämie<br />

- kl<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>apparent - nur biochemische<br />

Sicherung<br />

- vor allem nachts auftretend - mittlere Dauer 2 – 5 h<br />

- sehr häufig<br />

2. Milde Hypoglykämie<br />

- symptomatisch - fremde Hilfe nicht nötig<br />

- ca. 1,5 bis 2 Episoden/Woche<br />

3. Schwere Hypoglykämie<br />

- ausgeprägte Kl<strong>in</strong>ik und Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

- fremde Hilfe notwendig<br />

- 62 Episoden auf 100 Patientenjahre<br />

- bei <strong>in</strong>tensivierter Insul<strong>in</strong>therapie (DCCT)<br />

38<br />

Neuroendokr<strong>in</strong>e Gegenregulation<br />

Suppression der Insul<strong>in</strong>sekretion<br />

(bei ca. -< 4,4 mmol/l [80 mg/dl])<br />

Vermehrte Sekretion von Glukagon, Adrenal<strong>in</strong>, Cortisol und GH<br />

(bei ca. -< 3,6 mmol/l [65 mg/dl])<br />

Autonome Symptome und Anstieg der Noradrenal<strong>in</strong>-<br />

Sekretion (bei ca. -


40<br />

41<br />

42<br />

14


43<br />

44<br />

Die Koma-Entwicklung<br />

Insul<strong>in</strong>mangel<br />

Hoher BZ Eiweißabbau vermehrter Fettabbau<br />

(= Hyperglykämie) (=Proteolyse) (=Lipolyse)<br />

BZ übersteigt - Abgeschlagen- Fettverbrennung jedoch <strong>die</strong><br />

Nierenschwelle heit unvollständig<br />

- Gewichtsverlust<br />

- Muskelschwund<br />

Zucker im Ur<strong>in</strong><br />

Der Zucker zieht<br />

zusätzlich Wasser<br />

aus dem Körper<br />

Zusätzlich Verlust an<br />

Blutsalzen (=M<strong>in</strong>er<strong>als</strong>toffen)<br />

Aceton und andere Ketonkörper<br />

(im Ur<strong>in</strong>, Atemluft)<br />

Übersäuerung des Blutes<br />

-Austrocknung - Wadenkrämpfe - Übelkeit - verstärkte<br />

der Gewebe - Herzrhythmus- - Erbrechen Atmung<br />

(→Nierenversa- störungen - Bauch- (=Hypergen<br />

, Schock) schmerzen ventilation)<br />

- Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />

- verstärkter Durst<br />

- vermehrtes Harnlassen (=Polyurie)<br />

45<br />

15


46<br />

Stadium der Behandlung des diabetischen Komas <strong>in</strong> den<br />

letzten 100 Jahren:<br />

Mortalität t des ketoazidotischen Coma diabeticum<br />

Stadium 1<br />

- Prä<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>ära (Mortalität 100%)<br />

Stadium 2 (bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> 1970er Jahre)<br />

- Hochdosis<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>behandlung (Mortalität auf etwa 10% gesenkt,<br />

aber metabolische Komplikationen durch Behandlung)<br />

Stadium 3 (heute)<br />

- niedrig dosierte Insul<strong>in</strong>therapie (niedrige Mortalität)<br />

- sehr niedrig dosierte Insul<strong>in</strong>therapie (niedrige bis sehr<br />

niedrige Mortalität)<br />

47<br />

48<br />

16


•TEIL C<br />

49<br />

50<br />

51<br />

17


52<br />

53<br />

54<br />

18


55<br />

56<br />

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58<br />

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60<br />

20


61<br />

Vielen Dank für f r Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

62<br />

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