Thromboembolie Pflege Dossier - Heilberufe
Thromboembolie Pflege Dossier - Heilberufe
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den zu regulieren. Ist ein Schadensfall<br />
eingetreten, muss geprüft werden, ob es<br />
seitens des <strong>Pflege</strong>personals und/oder des<br />
ärztlichen Diensts zu einer Verletzung<br />
der Sorgfaltspflicht nach § 276 BGB gekommen<br />
ist [11]. Eine Verletzung der<br />
Sorgfaltspflicht liegt vor, wenn gegen<br />
den zum Zeitpunkt der verhandelten<br />
Situation gebotenen Behandlungsstandard<br />
verstoßen wurde. Für die <strong>Pflege</strong>nden<br />
ergibt sich daraus, dass sie dazu<br />
verpflichtet sind, sich regelmäßig neue<br />
Kenntnisse in allen Bereichen ihres pflegerischen<br />
Tätigkeitsfelds anzueignen.<br />
§ BGB<br />
Zur Sorgfaltspflicht (Haftung für eigenes<br />
Verschulden) sagt § 276 BGB:<br />
(1) Der Schuldner hat, sofern nicht<br />
ein anderes bestimmt ist, Vorsatz<br />
und Fahrlässigkeit zu vertreten.<br />
Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr<br />
erforderliche Sorgfalt außer<br />
Acht lässt [11].<br />
Beispiel: Thromboseprophylaxe<br />
und -therapie<br />
Das Thema Thromboseprophylaxe ist<br />
sowohl im Hinblick auf die Krankenbeobachtung<br />
als auch in Bezug auf das<br />
Ergreifen geeigneter Maßnahmen Bestandteil<br />
der pflegerischen Ausbildung.<br />
Damit begründet die Rechtsprechung<br />
eine Verantwortlichkeit der <strong>Pflege</strong>nden<br />
im Bereich der Thromboseprophylaxe.<br />
Die <strong>Pflege</strong>kraft ist dazu verpflichtet, die<br />
Patienten aufmerksam zu beobachten<br />
und Veränderungen dem Arzt mitzuteilen.<br />
Aufgabe der <strong>Pflege</strong> ist es, das individuelle<br />
<strong>Thromboembolie</strong>risiko eines<br />
Patienten abzuschätzen. Im Rahmen der<br />
Durchführungsverantwortung ist die<br />
<strong>Pflege</strong>person für die rechtssichere Dokumentation<br />
der Prophylaxemaßnahmen<br />
und der Risikoabschätzung verantwortlich.<br />
Maßnahmen zur Behandlung<br />
einer Thrombose unterliegen grundsätzlich<br />
der Anordnungspflicht des Arztes.<br />
Die Verantwortung der <strong>Pflege</strong>kraft liegt<br />
in der ordnungsgemäßen Ausführung<br />
und Überwachung der angeordneten<br />
Therapie. Außerdem trägt sie im Zusammenhang<br />
mit der Therapie thromboembolischer<br />
Ereignisse die Verantwortung<br />
für die Krankenbeobachtung.<br />
Patientenakte als Beweismittel<br />
In einem zivilrechtlichen Verfahren wird<br />
im Zusammenhang mit dem Unterlassen<br />
oder der fehlerhaften Durchführung<br />
einer <strong>Pflege</strong>handlung über Ansprüche<br />
einer Privatperson auf Schadensersatz<br />
und Schmerzensgeld verhandelt. Die<br />
Beweispflicht für den entstandenen<br />
Schaden liegt im Zivilprozess beim Kläger.<br />
Im Fall einer Venenthrombose muss<br />
der Kläger also einer Klinik und ihren<br />
Mitarbeitern die unterlassene oder unzureichende<br />
Prophylaxe nachweisen. Als<br />
Beweismittel geeignet ist die Patientenakte:<br />
Die Nichtdokumentation von aufzeichnungspflichtigen<br />
Maßnahmen<br />
zeigt grundsätzlich ihr Unterlassen an.<br />
Hierin liegt die enorme Bedeutung einer<br />
guten Dokumentation begründet.<br />
FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />
▶ Das positive Zusammenwirken von<br />
Heparinen und MTPS wurde in wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen bestätigt.<br />
▶ Der Einsatz von MTPS ist gemäß der<br />
pflegerischen Sorgfaltspflicht auch<br />
im Hinblick auf die in der S3Linie zur<br />
VTEProphylaxe dokumentierten Behandlungsstandards<br />
wichtig. Wenn<br />
gegen einen aktuellen Behandlungsstandard<br />
verstoßen wird, entspricht<br />
dies einer Verletzung der Sorgfaltspflicht.<br />
▶ Beim Einsatz von MTPS sind Indikationen<br />
und Kontraindikationen genau<br />
zu beachten.<br />
▶ Jede <strong>Pflege</strong>person trägt die Verantwortung<br />
für die sachgerechte Aufbereitung<br />
und damit den wirtschaftlichen<br />
Einsatz von MTPS.<br />
© medi<br />
▶ Die Effektivität des Einsatzes von<br />
MTPS wird bestimmt durch die Qualität<br />
des Strumpfes sowie die sachgerechte<br />
Auswahl der richtigen<br />
Strumpfgröße. Dafür ist allein die<br />
<strong>Pflege</strong>kraft verantwortlich.<br />
▶ Um sich nicht dem Vorwurf eines groben<br />
Behandlungsfehlers auszusetzen,<br />
ist die Dokumentation ganz besonders<br />
in solchen Fällen unverzichtbar,<br />
in denen es wie bei der Thromboseprophylaxe<br />
eindeutige Behandlungsrichtlinien<br />
gibt. Im Rahmen der<br />
Durchführungsverantwortung ist die<br />
<strong>Pflege</strong>person auch für die rechtssichere<br />
Dokumentation verantwortlich.<br />
▶ Die Nichtdokumentation von aufzeichnungspflichtigen<br />
Maßnahmen<br />
indiziert grundsätzlich ihr Unterlassen.<br />
Literatur<br />
1. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003<br />
001l_S3_<strong>Thromboembolie</strong>Prophylaxe_2010.pdf<br />
2. Stein P et al. Am J Cardiol 95. 2005:1525–1526<br />
3. Geerts WH et al. Chest 133 (6 Suppl). 2008:<br />
381S–453S<br />
4. Cohen AT et al. Thromb Haemost 98. 2007:<br />
756–764<br />
5. Cohen AT et al. Lancet 371. 2008: 387–394<br />
6. Kearon C. Circulation 107 (23 Suppl 1). 2003:<br />
I22–I30<br />
7. Girard P et al. Chest 116. 1999: 903–908<br />
8. Wells PS et al. Arch Intern Med 154. 1994: 67–<br />
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9. www.gesetzeiminternet.de/mpbetreibv/__4.html<br />
10. Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen,<br />
März/April 2012, S. 78<br />
11. www.gesetzeiminternet.de/bgb/__276.<br />
html<br />
12. www.gesetzeiminternet.de/bgb/__1922.<br />
html<br />
13. www.gesetzeiminternet.de/bgb/__823.<br />
html<br />
14. www.gesetzeiminternet.de/bgb/__278.<br />
html<br />
15. www.gesetzeiminternet.de/bgb/__831.<br />
html<br />
<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin 2012; <strong>Dossier</strong><br />
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