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Thromboembolie Pflege Dossier - Heilberufe

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Beilage in <strong>Heilberufe</strong> 7-8/2012<br />

www.heilberufe.de<br />

<strong>Heilberufe</strong><br />

<strong>Pflege</strong> <strong>Dossier</strong><br />

<strong>Thromboembolie</strong><br />

Prävention mit medizinischen<br />

Thromboseprophylaxestrümpfen<br />

Fortbildung mit Zertifizierung


<strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong><br />

<strong>Thromboembolie</strong><br />

Venöse <strong>Thromboembolie</strong>n<br />

Epidemiologie, Ursachen und Folgen<br />

Thromboembolische Komplikationen gefährden viele Patienten.<br />

Eine tiefe Beinvenenthrombose kann nicht nur ein postthrombotisches<br />

Syndrom zur Folge haben, sondern auch zu einer –<br />

möglicherweise letal verlaufenden – Lungenembolie führen.<br />

Alle Körpergefäße können von<br />

einer intravasalen Thrombusbildung<br />

betroffen sein, besonders<br />

häufig kommen jedoch venöse<br />

<strong>Thromboembolie</strong>n (VTE) vor. VTE treten<br />

meist als tiefe Venenthrombosen<br />

(TVT) der Bein- und Beckenvenen in<br />

Erscheinung. Kommt es zu einer Embolisation<br />

in die Lunge und wird dadurch<br />

der Blutfluss in dem Organ blockiert,<br />

entsteht eine Lungenembolie, die potenziell<br />

lebensbedrohlich ist. Global betrachtet<br />

liegt die jährliche Inzidenz klinisch<br />

manifester TVT in der Allgemeinbevölkerung<br />

bei 90 bis 130/100.000<br />

Einwohner [1]. Damit erreicht die TVT-<br />

TAB. 1 HÄUFIGKEITEN<br />

DER T V T<br />

Patientengruppe<br />

Prävalenz<br />

von TVT<br />

Innere Medizin 10–20%<br />

Allgemeinchirurgie 15–40%<br />

Große gynäkologische Eingriffe 15–40%<br />

Große urologische Eingriffe 15–40%<br />

Neurochirurgie 15–40%<br />

Schlaganfall 20–50%<br />

Hüft- oder Kniegelenkersatz 40–60%<br />

Hüftfrakturen 40–60%<br />

Multiples Trauma 40–80%<br />

Rückenmarkverletzung 60–80%<br />

Intensivmedizin 10–80%<br />

(Gesamtraten symptomatischer und asymptomatischer<br />

TVT) in der operativen und konservativen<br />

Medizin, ohne Prophylaxe (modifiziert nach: [1])<br />

DEFINITION<br />

Unter dem Oberbegriff der venösen<br />

<strong>Thromboembolie</strong> (VTE) werden<br />

zwei Krankheitsbilder zusammengefasst:<br />

die tiefe Venenthrombose<br />

(TVT) und die Lungen- oder<br />

Pulmonalembolie<br />

Inzidenz im Mittel etwa 0,1%, variiert<br />

aber in Abhängigkeit von Lebensalter,<br />

Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit<br />

und dem Vorliegen möglicher Risikofaktoren.<br />

Dieser Basisinzidenz in der<br />

Normalbevölkerung stehen deutlich<br />

höhere TVT-Raten bei Krankenhauspatienten<br />

gegenüber [2, 3]. Für Deutschland<br />

fehlen exakte Angaben zur Gesamtinzidenz<br />

der VTE, da es kein epidemiologisches<br />

Register gibt.<br />

Thromboseursachen<br />

Die grundlegenden Erkenntnisse zur<br />

Pathophysiologie der VTE und der Lungenembolie<br />

hat Rudolf Virchow in seinem<br />

1859 veröffentlichten Buch „Die<br />

Cellularpathologie“ beschrieben. Er benannte<br />

drei Faktoren, die auch heute<br />

noch für die Entstehung einer Thrombose<br />

verantwortlich gemacht werden<br />

können (Virchowsche Trias):<br />

▶▶Schädigung des Gefäßendothels (z.B.<br />

durch Operationen, Entzündungen<br />

oder Traumata, degenerative Veränderungen,<br />

Diabetes)<br />

▶▶Verlangsamung des Blutflusses (z.B.<br />

nach Entbindungen, durch venöse<br />

Stase nach einer Operation, bei Bettlägerigkeit<br />

oder bei langem Sitzen)<br />

▶▶Hyperkoagulabilität durch Veränderungen<br />

der Blutzusammensetzung<br />

(z.B. bei Thrombophilie, durch hormonelle<br />

Einflüsse oder Tumorerkrankungen,<br />

Schwangerschaft, Dehydratation).<br />

Akute und dispositionelle Risiken<br />

Eine VTE-Prophylaxe ist somit in vielen<br />

klinischen Situationen erforderlich. Die<br />

internationale ENDORSE (Epidemiologic<br />

International Day for the Evaluation<br />

of Patients at Risk for Venous Thromboembolism<br />

in the Acute Hospital Care<br />

Setting)-Registerstudie konnte zeigen,<br />

dass bei mehr als der Hälfte aller stationär<br />

behandelten Patienten (51,8%) ein<br />

Risiko für thromboembolische Komplikationen<br />

und somit Bedarf für eine angemessene<br />

Prophylaxe besteht (Abb. 1)<br />

[5]. Ohne geeignete Präventionsmaßnahmen<br />

erreichen die Prävalenzraten<br />

symptomatischer und asymptomatischer<br />

TVT je nach Patientengruppe<br />

von 10-80% (Tab. 1) [1]. Die Wahrscheinlichkeit<br />

für die Entstehung von<br />

Thrombosen wird sowohl durch das<br />

expositionelle (akute) Risiko – z.B.<br />

durch Operationen und Immobilisation<br />

– als auch durch individuelle (dispositionelle)<br />

Basisrisiken des Patienten wie<br />

fortgeschrittenes Alter, Adipositas, erhebliche<br />

Varikosen oder <strong>Thromboembolie</strong>n<br />

in der Anamnese beeinflusst.<br />

Folgen einer Thrombose<br />

In der Akutphase können Thrombosen<br />

und Embolien für Patienten vital bedrohlich<br />

werden. Es entstehen aber auch<br />

häufig Spätfolgen, die für den Patienten<br />

mit langwierigen Leiden und Einschränkungen<br />

der Lebensqualität verbunden<br />

sind. Zu diesen Langzeitkomplikationen<br />

zählen das postthrombotische Syndrom,<br />

die Entstehung einer Varikosis und das<br />

Ulcus cruris venosum [6]. Sie treten oft<br />

erst Jahre nach einer Thrombose auf und<br />

werden daher gar nicht mit dem ursächlichen<br />

Ereignis in Verbindung gebracht,<br />

zumal ohnehin bis zu 60% der Patienten<br />

mit einer TVT symptomfrei sind und<br />

somit unbehandelt bleiben [7].<br />

2<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin<br />

2012; <strong>Dossier</strong>


Physikalische Prophylaxe<br />

Was kann die Kompressionstherapie?<br />

Die physikalische Prophylaxe ist eine der drei Säulen zur Verhinderung venöser<br />

Thrombosen und ihrer Folgekrankheiten. Ausschließlich pharmakologische<br />

Maßnahmen reichen nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht aus, um<br />

eine umfassende <strong>Thromboembolie</strong>prophylaxe zu gewährleisten.<br />

Venöse <strong>Thromboembolie</strong>n gefährden<br />

gleichermaßen sowohl opera<br />

tiv als auch konservativ behandel<br />

te Patienten. Über die Hälfte aller<br />

stationär aufgenommenen Patienten hat<br />

ein erhöhtes Risiko für thromboembolische<br />

Komplikationen und damit Bedarf<br />

für eine adäquate Thromboseprophylaxe<br />

[5]. Die im Jahr 2009 erschienene<br />

S3-Leitlinie zur „Prophylaxe der venösen<br />

<strong>Thromboembolie</strong>“ unterscheidet<br />

ver schiedene vorbeugende Maßnahmen<br />

zur Verhinderung thromboembolischer<br />

Komplikationen:<br />

▶▶Basismaßnahmen (Frühmobilisation,<br />

Bewegungsübungen, Anleitung zu<br />

Eigenübungen),<br />

▶▶physikalische Maßnahmen (z.B. medizinische<br />

Thrombose-Prophylaxe-<br />

Strümpfe [MTPS], intermittierende<br />

pneumatische Kompression [IPK])<br />

und<br />

▶▶medikamentöse Maßnahmen [1].<br />

Druck ca. 40 % 50 % 70 % 100 %<br />

g f e d c b<br />

g, f, e, d, c, b = Messstellen zur Bestimmung des Druckverlaufs<br />

Abb. 1: Optimaler Druckverlauf eines medizinischen Thromboseprophylaxestrumpfes<br />

von distal nach proximal.<br />

Abgestuftes Druckprofil<br />

Welche der genannten Maßnahmen ein<br />

Patient zur VTE-Prophylaxe erhalten<br />

sollte, richtet sich nach seinem individuellen<br />

Thromboserisiko, das sich aus<br />

eingriffsbedingten und dispositionellen<br />

Risikofaktoren zusammensetzt. Die<br />

Kombination medikamentöser und physikalischer<br />

Maßnahmen gilt in Deutschland<br />

als Standard für die Thromboseprophylaxe<br />

bei immobilen und bettlägerigen<br />

Patienten. Das positive Zusammenwirken<br />

von Heparinen und medizinischen<br />

Thromboseprophylaxestrümpfen<br />

(MTPS) wurde in einer<br />

Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

bestätigt. Der von außen durch<br />

die Strümpfe ausgeübte Druck verkleinert<br />

den Gefäßquerschnitt und erhöht<br />

so die Fließgeschwindigkeit des<br />

Bluts.<br />

Die Wirkung von MTPS beruht auf<br />

einem abgestuften Druckprofil. Der<br />

stärkste Kompressionsdruck der<br />

Strümpfe sollte immer in der Fesselgegend<br />

liegen und im Verlauf zum Oberschenkel<br />

kontinuierlich abnehmen<br />

(Abb. 2) Eine optimale Kompression<br />

ersetzt somit den durch Immobilität<br />

entstandenen Tonusverlust der Wadenmuskulatur.<br />

Stützstrümpfe, MTPS und<br />

Kompressionsstrümpfe<br />

Diese Begriffe werden im Klinikalltag<br />

zwar oft synonym verwendet, die genannten<br />

Strumpftypen unterscheiden<br />

sich aber in der klinischen Anwendung<br />

hinsichtlich ihrer Indikation. Stützstrümpfe<br />

werden vom venengesunden<br />

Menschen getragen, wenn keine medizinische<br />

Indikation vorliegt. Sie stützen<br />

das Gewebe und lindern das Schweregefühl<br />

in den Beinen. Dafür üben sie einen<br />

gleichbleibenden Druck von circa 6–8<br />

mmHg auf das Gewebe aus. MTPS sind<br />

indiziert, wenn der Patient liegt und nur<br />

wenig Muskelaktivität zeigt. Mit einem<br />

Andruck von 18 mmHg am Fußknöchel,<br />

der auf circa 8 mmHg am Oberschenkel<br />

abfällt, ist der MTPS in der Lage, den<br />

Gefäßquerschnitt des oberfläch lichen<br />

Venensystems zu verkleinern und den<br />

Blutfluss zu beschleunigen. Die zentrale<br />

Indikation für MTPS ist die prä-, intraund<br />

postoperative Thromboseprophylaxe<br />

beim immobilen Patienten. Darüber<br />

hinaus sind MTPS auch während<br />

und nach Entbindungen sowie bei allgemeiner<br />

Bettlägerigkeit angezeigt.<br />

MTPS werden in der Regel in weiß<br />

produziert. Sie sind sowohl als knielan-<br />

Modifiziert nach: [5]<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin 2012; <strong>Dossier</strong><br />

3


<strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong><br />

<strong>Thromboembolie</strong><br />

TAB. 2<br />

Besondere Aufmerksamkeit<br />

bei der Anwendung von<br />

MTPS erfordern<br />

▶ Periphere arterielle Durchblutungsstörungen<br />

▶ Patienten mit eingeschränktem<br />

Schmerzempfinden (Neuropathie),<br />

z.B. bei intensiver Schmerztherapie,<br />

Narkose, Diabetes mellitus etc.<br />

▶ Lokale Hautveränderungen<br />

(z.B. Dermatitis oder Gangrän,<br />

Verletzungen)<br />

▶ Ausgeprägte periphere Ödeme<br />

und lokale Infekte<br />

▶ Lungenödeme bei kardialer Stauungsinsuffizienz<br />

▶ Extreme Beindeformierungen<br />

▶ Rechtsherzinsuffizienz<br />

(modifiziert nach: [1])<br />

ge, oberschenkellange oder oberschenkellange<br />

Strümpfe mit Hüftbefestigung<br />

erhältlich und sollten während der gesamten<br />

Dauer der Immobilität Tag und<br />

Nacht getragen werden.<br />

Kompressionsstrümpfe werden dagegen<br />

beim mobilen Patienten mit Erkrankungen<br />

im venösen oder lymphatischen<br />

System zur Dauertherapie eingesetzt.<br />

Gemäß RAL GZ 387 werden medizinische<br />

Kompressionsstrümpfe in vier<br />

Kompressionsklassen eingeteilt,<br />

von einer leichten Kompression<br />

mit<br />

18–21 mmHg in Klasse 1 bis zu einer<br />

sehr kräftigen Kompression mit mindestens<br />

49 mmHg in der Klasse 4. Medizinische<br />

Kompressionsstrümpfe haben<br />

im Gegensatz zu den beiden anderen<br />

Strumpftypen eine Hilfsmittelnummer<br />

und können damit vom Arzt verordnet<br />

werden. Wegen ihres hohen Drucks<br />

sollten sie im Liegen immer ausgezogen<br />

werden. Patienten, die mit Kompressionsstrümpfen<br />

versorgt sind und immobil<br />

werden, müssen bis zur Remobilisierung<br />

auf MTPS umgestellt werden.<br />

Der Strumpf muss gut passen<br />

Das beschriebene, abgestufte (graduierte)<br />

Druckprofil hat sich für MTPS als<br />

am wirkungsvollsten herausgestellt. Daraus<br />

ergibt sich aber auch, dass nur ein<br />

richtig angemessener Strumpf dieses<br />

optimale Druckprofil gewährleisten<br />

kann. Einer Beobachtungsstudie bei<br />

chirurgischen Patienten zufolge trugen<br />

nur 64% der Patienten mit oberschenkellangen<br />

MTPS diese auch korrekt. Bei<br />

den unterschenkellangen Strümpfen<br />

waren es 86% [8]. Rutschende Strümpfe<br />

erhöhen das VTE-Risiko ebenso wie zu<br />

enge Strümpfe. Daher sollten die<br />

Strümpfe immer sorgfältig und individuell<br />

angepasst werden.<br />

Vor dem Anmessen sollte der Patient<br />

zur Entstauung der Venen etwa 15 bis<br />

20 Minuten liegen. Je nach MTPS-Hersteller<br />

müssen zur Ermittlung der<br />

Strumpfgröße unterschiedliche Umfangmaße<br />

und teilweise auch die Beinlänge<br />

bestimmt werden. Da es kein einheitliches<br />

Verfahren zur Größenermittlung<br />

gibt, muss den Anweisungen des<br />

Herstellers unbedingt Folge geleistet<br />

werden. Nur exakt angemessene<br />

Strümpfe garantieren einen medizinisch<br />

wirksamen Kompressionsdruck. MTPS<br />

sollten nach Möglichkeit beim liegenden<br />

Patienten angezogen werden. Um diesen<br />

Vorgang zu erleichtern, sind Anziehhilfen<br />

verfügbar. Nach dem Anlegen des<br />

Strumpfes muss dieser auf faltenfreien<br />

Sitz überprüft werden. Faltenbildung<br />

führt zu lokalen Druckerhöhungen, die<br />

nicht nur für den Patienten schmerzhaft<br />

sind, sondern auch die Bildung einer<br />

VTE begünstigen können.<br />

Kontrolle ist nötig<br />

Auch der beste Strumpf entbindet das<br />

<strong>Pflege</strong>personal nicht von der Aufgabe,<br />

mindestens einmal täglich die Haut des<br />

Patienten zu inspizieren. Eine blasse<br />

Haut region, die kälter als ihre Umgebung<br />

ist, gilt bereits als dekubitusgefährdet.<br />

Die Strümpfe müssen mindestens einmal<br />

pro Tag zur Inspektion der Haut und<br />

Durchführung der Körperhygiene ausgezogen<br />

werden. Durch Einflüsse wie Körper<br />

wärme, aufgenommene Feuchtig keit<br />

und dauerhafte Dehnung kann der<br />

Kompressionsdruck des<br />

Strumpfes im Zeitverlauf<br />

abnehmen. Um jeder-<br />

© medi GmbH & Co. KG, Bayreuth<br />

© medi<br />

4<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin<br />

2012; <strong>Dossier</strong>


zeit eine optimale prophylaktische Wirkung<br />

zu gewährleisten, sollten die<br />

Strümpfe spätestens jeden dritten Tag<br />

gewechselt werden. Beim Strumpfwechsel<br />

sollte unbedingt geprüft werden, ob<br />

die eingesetzte Größe noch zutrifft. Es<br />

kann durchaus sein, dass die Beine abschwellen<br />

und somit eine andere Größe<br />

erforderlich wird. Um mögliche Schäden<br />

durch MTPS zu verhindern, müssen vor<br />

ihrer Anwendung Kontraindikationen<br />

unbedingt abgeklärt werden (Tab. 2).<br />

S3-LEITLINIE<br />

Prinzipien der Thromboseprophylaxe<br />

Bei Patienten mit niedrigem Thromboserisiko sollten regelmäßig Basismaßnahmen angewendet<br />

werden, die durch die Verwendung graduierter Thromboseprophylaxestrümpfe<br />

ergänzt werden können. Patienten mit mittlerem und hohem Risiko sollen neben<br />

den Basismaßnahmen zusätzlich eine medikamentöse Prophylaxe erhalten, physikalische<br />

Maßnahmen können ergänzend angewendet werden. Bestehen Kontraindikationen<br />

gegen eine Behandlung mit Antikoagulanzien, sollen physikalische Maßnahmen<br />

zur Anwendung kommen. Basismaßnahmen sowie physikalische Maßnahmen können<br />

eine indizierte medikamentöse VTE­Prophylaxe nicht ersetzen. Umgekehrt sollte bei einer<br />

medikamentösen VTE­Prophylaxe nicht auf Basismaßnah men verzichtet und physikalische<br />

Maßnahmen sollten indikationsgerecht eingesetzt werden [1].<br />

Aufbereitung von MTPS<br />

MTPS sind Medizinprodukte der Klasse<br />

1 b und dürfen nur mittels eines zertifierten<br />

und validierten Verfahrens aufbereitet<br />

werden (MPBetreibV § 4) [9]. Vor<br />

allem die beiden Parameter zirkuläre<br />

Kompression und Druckverlauf können<br />

durch eine nicht fach- und sachgerechte<br />

Aufbereitung nachhaltig beeinflusst werden.<br />

So können Trocknung und zu häufige<br />

Aufbereitung zu Änderungen der<br />

physikalischen Eigenschaften von MTPS<br />

führen. MTPS dürfen nur so oft für den<br />

erneuten Einsatz aufbereitet werden, wie<br />

dies vom Hersteller freigegeben ist. Um<br />

sicherzustellen, dass die maximalen Aufbereitungszyklen<br />

nicht überschritten<br />

werden, muss dies in geeigneter Form<br />

dokumentiert werden. Die Verantwortung<br />

für die sachgerechte Aufbereitung<br />

und damit für den wirtschaftlichen Einsatz<br />

von MTPS trägt das <strong>Pflege</strong>personal.<br />

Nutzen von MTPS<br />

MTPS werden seit den 1970er-Jahren<br />

als physikalisches Mittel zur Prävention<br />

venöser Thrombosen in den unteren<br />

Extremitäten bei immobilisierten Patienten<br />

eingesetzt. Da heute in den Kliniken<br />

eine medikamentöse <strong>Thromboembolie</strong>prophylaxe<br />

mit niedermolekularen<br />

Heparinen zum Behandlungsstandard<br />

geworden ist, wird immer<br />

häufiger diskutiert, ob der<br />

zusätzliche Einsatz von MTPS tatsächlich<br />

noch erforderlich ist. Während Befürworter<br />

den physikalischen Effekt der<br />

Strümpfe unabhängig von der medikamentösen<br />

Therapie bestätigen, sehen<br />

Kritiker keine hinreichende Evidenz für<br />

die Wirksamkeit der Maßnahme.<br />

Die aktuelle S3-Leitlinie spricht eine<br />

eindeutige Empfehlung für MTPS für<br />

Patienten mit hohem <strong>Thromboembolie</strong>risiko<br />

aus, die sich abdominellen Eingriffen<br />

in Allgemeinchirurgie, Gynäkologie<br />

und Urologie unterziehen müssen.<br />

In allen anderen Fällen wird aufgrund<br />

fehlender Studiennachweise keine Empfehlung<br />

ausgesprochen [1].<br />

STRUMPF IST NICHT<br />

GLEICH STRUMPF<br />

Qualität und Tragekomfort von<br />

MTPS wurden in den letzten<br />

Jahren verbessert, um den Anforderungen<br />

der klinischen Praxis<br />

Rechnung zu tragen. Wie eine<br />

aktuelle Untersuchung am Fachgebiet<br />

Medizintechnik der TU Berlin<br />

(Prof. Dr. Marc Kraft) zeigen konnte,<br />

gewährleisten allerdings nicht alle am<br />

Markt verfügbaren Strümpfe den geforderten<br />

– den anatomische Verhältnissen<br />

entsprechenden – kontinuierlichen<br />

Druck abfall von distal nach proximal<br />

gleich gut.<br />

Nachgewiesene Wirksamkeit<br />

Andererseits wurde für MTPS in Studien<br />

eindeutig ein antithrombotischer<br />

Effekt nachgewiesen: Die mechanische<br />

bzw. physikalische Methode ist auch<br />

ohne Heparin wirksam. Anders ausgedrückt<br />

beruht die Wirksamkeit von<br />

MTPS auf einem physikalischen Grundprinzip,<br />

das immer dann funktioniert,<br />

wenn das Produkt und seine Anwender<br />

die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen.<br />

Wie allen Leitlinien liegt auch der<br />

Leitlinie zur VTE-Prophylaxe eine Beurteilung<br />

der formalen Qualität der<br />

vorliegenden Studien zugrunde. Nur<br />

weil die Studienlage unzureichend ist<br />

– es also nicht genügend Nachweise für<br />

die Wirksamkeit von MTPS aus systematischen<br />

Überblicksarbeiten (Reviews,<br />

Metaanalysen) über randomisiert-kontrollierte<br />

Studien gibt, lässt sich daraus<br />

nicht schlussfolgern, dass es wirkungslos<br />

oder schädlich ist, MTPS einzusetzen.<br />

In den älteren Studien wurden außerdem<br />

Strümpfe verwendet, die mit den<br />

heutigen Produkten hinsichtlich der<br />

kom pressiven Eigenschaften nicht zu<br />

vergleichen sind, was ihre Aussagekraft<br />

möglicherweise limitiert.<br />

Unstrittig ist, dass Patienten mit Kontraindikationen<br />

für eine medikamentöse<br />

<strong>Thromboembolie</strong>prophylaxe in jedem<br />

Fall eine mechanische Prophylaxe angeboten<br />

bekommen sollten, ebenso Patienten<br />

nach abdominellen Eingriffen mit<br />

hohem <strong>Thromboembolie</strong>risiko. Auch<br />

wenn die Empfehlungen der Leitlinie<br />

für MTPS in der vorliegenden Form eher<br />

schwach erscheinen, haben sie doch den<br />

Vorteil, dass sie den <strong>Pflege</strong>kräften mehrere<br />

Prophylaxemöglichkeiten offen<br />

halten. Der Einsatz von MTPS hat im<br />

klinischen Alltag nach wie vor seine Berechtigung.<br />

Bis belastbare Studiendaten<br />

vorliegen, die eine Neubewertung erlauben,<br />

sollten die in der S3-Leitlinie dokumentierten<br />

Empfehlungen zum Einsatz<br />

von MTPS auch im Sinne der Sorgfaltspflicht<br />

unbedingt befolgt werden.<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin 2012; <strong>Dossier</strong><br />

5


<strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong><br />

<strong>Thromboembolie</strong><br />

Juristische Aspekte<br />

Haftungsrisiko begleitet<br />

den <strong>Pflege</strong>alltag<br />

Fragen der zivil­ und strafrechtlichen Haftung gewinnen für <strong>Pflege</strong>kräfte<br />

zunehmend an Bedeutung. Im Schadensfall kann der Nachweis einer anteiligen<br />

Schuld auch für die <strong>Pflege</strong>nden schwerwiegende Konsequenzen haben.<br />

Wenn eine Behandlung nicht<br />

wie gewünscht oder erwartet<br />

verläuft, fragen sich Patienten<br />

heutzutage nicht selten, ob die<br />

Therapie wirklich optimal war und ob<br />

möglicherweise Behandlungsfehler gemacht<br />

wurden. In den letzten 20 Jahren<br />

ist die Zahl der gerichtlichen Prozesse<br />

im Bereich des Haftungsrechts daher<br />

stark gestiegen. Verfahren, die wegen<br />

einer im Rahmen eines Krankenhausaufenthalts<br />

entstandenen tiefen Venenthrombose<br />

angestrengt werden, bilden<br />

hier keine Ausnahme.<br />

Wiedergutmachung eines<br />

Schadens<br />

In der Vergangenheit haben die Gerichte<br />

die Verantwortung für die Thromboseprophylaxe<br />

primär nicht den <strong>Pflege</strong>nden,<br />

sondern dem Arzt zugesprochen.<br />

Wie ein rechtskräftiges Urteil aus<br />

dem vergangenen Jahr zeigt [10], ist jedoch<br />

anzunehmen, dass in der Haftungsfrage<br />

in Zukunft auch das <strong>Pflege</strong>personal<br />

immer häufiger zur Verantwortung<br />

gezogen werden dürfte. Der Nachweis<br />

einer anteiligen Schuld kann für die<br />

Betroffenen gravierende, die berufliche<br />

Existenz gefährdende Konsequenzen<br />

nach sich ziehen.<br />

Haftung bezeichnet die Übernahme<br />

eines Schadens durch einen anderen als<br />

den unmittelbar Betroffenen. Es geht<br />

also um die Frage der Wiedergutmachung<br />

eines verursachten Schadens in<br />

Form von Schadensersatz oder Schmerzensgeld.<br />

Das Haftungsrecht regelt ganz<br />

allgemein die Verbindlichkeiten, um das<br />

Verschulden für einen angezeigten Scha-<br />

EIN FALL AUS DER PRAXIS:<br />

ANSPRUCH AUF SCHMERZENSGELD<br />

Eine Frau (ausgeprägte Varikosis) erlitt<br />

infolge eines Sturzes vom Fahrrad eine<br />

Fraktur der unteren Extremität [10].<br />

Die Patientin wurde in ein Krankenhaus<br />

aufgenommen und mit einem<br />

Oberschenkelgips versorgt. Sie erhielt<br />

eine Thromboseprophylaxe und wurde<br />

am Tag nach dem Unfall in eine andere<br />

Klinik verlegt. Drei Tage später<br />

wurde ihr dort ein Fixateur externe<br />

angelegt. Eine Woche nach der Operation<br />

erlitt die Patientin eine Lungenembolie<br />

und entwickelte ein ausgedehntes<br />

bilaterales Hirnödem. Einen<br />

Tag später verstarb die Frau an<br />

den Folgen der Hirnschädigung. Der<br />

Ehemann der Frau machte den auf ihn<br />

im Wege des Erbfalls übergegangenen<br />

Schmerzensgeldanspruch geltend<br />

und verlangte darüber hinaus die Verpflichtung<br />

zur Feststellung weiterer<br />

Schäden.<br />

In seinem Urteil (AZ: 11 O 187/08)<br />

stellte das Landgericht Potsdam fest:<br />

Der Kläger hat gemäß den §§ 1922<br />

Abs. 1, 823 Abs. 1 BGB [12, 13] und wegen<br />

positiver Verletzung des Behandlungsvertrags<br />

einen Anspruch auf<br />

Zahlung eines Schmerzensgelds in<br />

Höhe von 15.000 Euro sowie auf Feststellung<br />

der Verpflichtung, Schäden<br />

wegen des Behandlungsfehlers (Unterhalts­<br />

und Haushaltsführungsschäden)<br />

zu ersetzen. Diese Entscheidung<br />

ist rechtskräftig.<br />

Zur Begründung führte das Gericht<br />

an, dass es unterlassen wurde, die<br />

Ehefrau des Klägers durchgängig mit<br />

einer Thromboseprophylaxe zu versorgen.<br />

Da in den Behandlungsunterlagen<br />

der Patientin die Verabreichung<br />

der ärztlich angeordneten Thromboseprophylaxe<br />

inklusive von MTPS<br />

am Tag vor dem Auftreten der Lungenembolie<br />

nicht abgehakt war, waren<br />

die Richter davon überzeugt,<br />

dass die Thromboseprophylaxe an<br />

diesem Tag auch nicht durchgeführt<br />

wurde. Das Unterlassen der Thromboseprophylaxe<br />

wurde vom Gericht<br />

zudem als behandlungsfehlerhaft<br />

bewertet, weil die Patientin aufgrund<br />

ihres hohen Thromboserisikos eine<br />

lückenlose Thromboseprophylaxe<br />

hätte erhalten müssen.<br />

Das Krankenhaus haftet gemäß §<br />

278 BGB [14] bzw. gemäß § 831 BGB<br />

[15] für das Verschulden des <strong>Pflege</strong>personals,<br />

welches die ärztliche Anordnung<br />

zur Durchführung der<br />

Thromboseprophylaxe nicht erledigt<br />

hat. Diese Pflichtverletzung ist dem<br />

Urteil zufolge auch als grober Behandlungsfehler<br />

zu bewerten, da sie<br />

aus objektiver Sicht nicht mehr verständlich<br />

erscheint, weil ein solcher<br />

Fehler schlechterdings nicht unterlaufen<br />

darf. Aus der Bewertung der<br />

Pflichtverletzung als grober Behandlungsfehler<br />

tritt eine Beweislastumkehr<br />

ein: Daraus folgt, dass das Unterlassen<br />

der Thromboseprophylaxe<br />

kausal für die eingetretene Lungenembolie<br />

und die daraus resultierende<br />

Gesundheitsbeschädigung<br />

war, die dann zum Tod der Patienten<br />

geführt hat.<br />

© japolia/Fotolia<br />

6<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin<br />

2012; <strong>Dossier</strong>


den zu regulieren. Ist ein Schadensfall<br />

eingetreten, muss geprüft werden, ob es<br />

seitens des <strong>Pflege</strong>personals und/oder des<br />

ärztlichen Diensts zu einer Verletzung<br />

der Sorgfaltspflicht nach § 276 BGB gekommen<br />

ist [11]. Eine Verletzung der<br />

Sorgfaltspflicht liegt vor, wenn gegen<br />

den zum Zeitpunkt der verhandelten<br />

Situation gebotenen Behandlungsstandard<br />

verstoßen wurde. Für die <strong>Pflege</strong>nden<br />

ergibt sich daraus, dass sie dazu<br />

verpflichtet sind, sich regelmäßig neue<br />

Kenntnisse in allen Bereichen ihres pflegerischen<br />

Tätigkeitsfelds anzueignen.<br />

§ BGB<br />

Zur Sorgfaltspflicht (Haftung für eigenes<br />

Verschulden) sagt § 276 BGB:<br />

(1) Der Schuldner hat, sofern nicht<br />

ein anderes bestimmt ist, Vorsatz<br />

und Fahrlässigkeit zu vertreten.<br />

Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr<br />

erforderliche Sorgfalt außer<br />

Acht lässt [11].<br />

Beispiel: Thromboseprophylaxe<br />

und -therapie<br />

Das Thema Thromboseprophylaxe ist<br />

sowohl im Hinblick auf die Krankenbeobachtung<br />

als auch in Bezug auf das<br />

Ergreifen geeigneter Maßnahmen Bestandteil<br />

der pflegerischen Ausbildung.<br />

Damit begründet die Rechtsprechung<br />

eine Verantwortlichkeit der <strong>Pflege</strong>nden<br />

im Bereich der Thromboseprophylaxe.<br />

Die <strong>Pflege</strong>kraft ist dazu verpflichtet, die<br />

Patienten aufmerksam zu beobachten<br />

und Veränderungen dem Arzt mitzuteilen.<br />

Aufgabe der <strong>Pflege</strong> ist es, das individuelle<br />

<strong>Thromboembolie</strong>risiko eines<br />

Patienten abzuschätzen. Im Rahmen der<br />

Durchführungsverantwortung ist die<br />

<strong>Pflege</strong>person für die rechtssichere Dokumentation<br />

der Prophylaxemaßnahmen<br />

und der Risikoabschätzung verantwortlich.<br />

Maßnahmen zur Behandlung<br />

einer Thrombose unterliegen grundsätzlich<br />

der Anordnungspflicht des Arztes.<br />

Die Verantwortung der <strong>Pflege</strong>kraft liegt<br />

in der ordnungsgemäßen Ausführung<br />

und Überwachung der angeordneten<br />

Therapie. Außerdem trägt sie im Zusammenhang<br />

mit der Therapie thromboembolischer<br />

Ereignisse die Verantwortung<br />

für die Krankenbeobachtung.<br />

Patientenakte als Beweismittel<br />

In einem zivilrechtlichen Verfahren wird<br />

im Zusammenhang mit dem Unterlassen<br />

oder der fehlerhaften Durchführung<br />

einer <strong>Pflege</strong>handlung über Ansprüche<br />

einer Privatperson auf Schadensersatz<br />

und Schmerzensgeld verhandelt. Die<br />

Beweispflicht für den entstandenen<br />

Schaden liegt im Zivilprozess beim Kläger.<br />

Im Fall einer Venenthrombose muss<br />

der Kläger also einer Klinik und ihren<br />

Mitarbeitern die unterlassene oder unzureichende<br />

Prophylaxe nachweisen. Als<br />

Beweismittel geeignet ist die Patientenakte:<br />

Die Nichtdokumentation von aufzeichnungspflichtigen<br />

Maßnahmen<br />

zeigt grundsätzlich ihr Unterlassen an.<br />

Hierin liegt die enorme Bedeutung einer<br />

guten Dokumentation begründet.<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶ Das positive Zusammenwirken von<br />

Heparinen und MTPS wurde in wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen bestätigt.<br />

▶ Der Einsatz von MTPS ist gemäß der<br />

pflegerischen Sorgfaltspflicht auch<br />

im Hinblick auf die in der S3­Linie zur<br />

VTE­Prophylaxe dokumentierten Behandlungsstandards<br />

wichtig. Wenn<br />

gegen einen aktuellen Behandlungsstandard<br />

verstoßen wird, entspricht<br />

dies einer Verletzung der Sorgfaltspflicht.<br />

▶ Beim Einsatz von MTPS sind Indikationen<br />

und Kontraindikationen genau<br />

zu beachten.<br />

▶ Jede <strong>Pflege</strong>person trägt die Verantwortung<br />

für die sachgerechte Aufbereitung<br />

und damit den wirtschaftlichen<br />

Einsatz von MTPS.<br />

© medi<br />

▶ Die Effektivität des Einsatzes von<br />

MTPS wird bestimmt durch die Qualität<br />

des Strumpfes sowie die sachgerechte<br />

Auswahl der richtigen<br />

Strumpfgröße. Dafür ist allein die<br />

<strong>Pflege</strong>kraft verantwortlich.<br />

▶ Um sich nicht dem Vorwurf eines groben<br />

Behandlungsfehlers auszusetzen,<br />

ist die Dokumentation ganz besonders<br />

in solchen Fällen unverzichtbar,<br />

in denen es wie bei der Thromboseprophylaxe<br />

eindeutige Behandlungsrichtlinien<br />

gibt. Im Rahmen der<br />

Durchführungsverantwortung ist die<br />

<strong>Pflege</strong>person auch für die rechtssichere<br />

Dokumentation verantwortlich.<br />

▶ Die Nichtdokumentation von aufzeichnungspflichtigen<br />

Maßnahmen<br />

indiziert grundsätzlich ihr Unterlassen.<br />

Literatur<br />

1. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003­<br />

001l_S3_<strong>Thromboembolie</strong>­Prophylaxe_2010.pdf<br />

2. Stein P et al. Am J Cardiol 95. 2005:1525–1526<br />

3. Geerts WH et al. Chest 133 (6 Suppl). 2008:<br />

381S–453S<br />

4. Cohen AT et al. Thromb Haemost 98. 2007:<br />

756–764<br />

5. Cohen AT et al. Lancet 371. 2008: 387–394<br />

6. Kearon C. Circulation 107 (23 Suppl 1). 2003:<br />

I22–I30<br />

7. Girard P et al. Chest 116. 1999: 903–908<br />

8. Wells PS et al. Arch Intern Med 154. 1994: 67–<br />

72<br />

9. www.gesetze­im­internet.de/mpbetreibv/__4.html<br />

10. Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen,<br />

März/April 2012, S. 78<br />

11. www.gesetze­im­internet.de/bgb/__276.<br />

html<br />

12. www.gesetze­im­internet.de/bgb/__1922.<br />

html<br />

13. www.gesetze­im­internet.de/bgb/__823.<br />

html<br />

14. www.gesetze­im­internet.de/bgb/__278.<br />

html<br />

15. www.gesetze­im­internet.de/bgb/__831.<br />

html<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin 2012; <strong>Dossier</strong><br />

7


<strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong><br />

Fragebogen<br />

<strong>Thromboembolie</strong><br />

1. Wie heißen die drei Faktoren, die<br />

für die Entstehung einer Thrombose<br />

verantwortlich gemacht werden?<br />

A McLeans Gerinnungsfaktoren<br />

B Huntersche Kriterien<br />

C Virchowsche Trias<br />

2. Welche Aussage trifft zu?<br />

A Im Mittel beträgt die TVT-Inzidenz<br />

0,1%.<br />

B Weltweit liegt die Inzidenz klinisch<br />

manifester TVT in der Bevölkerung bei<br />

etwa 40 pro 10.000 Einwohner.<br />

C In Deutschland wird ein VTE-Register<br />

unter dem Namen ENDORSE geführt.<br />

3. Was gehört nicht zu den Langzeitkomplikationen<br />

einer Thrombose?<br />

A Ulcus cruris venosum<br />

B Postthrombotisches Syndrom<br />

C Thrombozytopenie<br />

4. Kompressionsstrümpfe...<br />

A ...sollten Tag und Nacht getragen<br />

werden<br />

Fernfortbildung zum Mitmachen<br />

Mit dem HEILBERUFE <strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong> können<br />

sich alle <strong>Pflege</strong>kräfte unkompliziert<br />

fortbilden. Wenn Sie 9 der 10 Fragen richtig<br />

beantworten, erhalten Sie ein anerkanntes<br />

Zertifikat, das Ihnen 3 Punkte im<br />

Rahmen der Registrierung beruflich <strong>Pflege</strong>nder<br />

(RbP – www.regbp.de) beim Deutschen<br />

<strong>Pflege</strong>rat (DPR) sichert. Die Teilnahme<br />

am <strong>Pflege</strong><strong>Dossier</strong> ist jeder Leserin und<br />

jedem Leser möglich unter:<br />

www.heilberufe.de<br />

Name, Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

B ...sind in vier Kompressionsklassen<br />

erhältlich<br />

C ...bieten einen Anpressdruck von<br />

23–46 mmHg<br />

5. Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe...<br />

A ...sollten grundsätzlich von allen<br />

chirurgischen und internistischen<br />

Patienten getragen werden.<br />

B ...sind bei Patienten nach abdominellen<br />

Eingriffen mit hohem <strong>Thromboembolie</strong>risiko<br />

angezeigt.<br />

C ...zeichnen sich durch einen Andruck<br />

von ca. 35 mmHg am Fußknöchel aus.<br />

6. Welche Aussage zu MTPS trifft zu?<br />

A MTPS gibt es in vier Größen und drei<br />

Längen.<br />

B Der Wadenumfang des Patienten<br />

bestimmt die Strumpfgröße.<br />

C MTPS sollten beim liegenden Patienten<br />

angezogen werden.<br />

7. Was ist eine Kontraindikation für<br />

die Anwendung von MTPS?<br />

So nehmen Sie teil<br />

Machen Sie den Test: Am einfachsten<br />

füllen Sie den Fragebogen unter<br />

www.heilberufe.de online aus. Unmittelbar<br />

nach der Teilnahme erfahren Sie, ob<br />

Sie bestanden haben und können sich Ihr<br />

Zertifikat gleich ausdrucken. Zudem finden<br />

Sie hier weitere Fortbildungsmodule.<br />

Teilnahmeschluss ist der 30.09.2012.<br />

Die Online-Teilnahme an den Fernfortbildungsmodulen<br />

ist für Abonnenten der Zeitschrift HEILBERUFE kostenlos;<br />

von Nicht-Abonnenten sowie bei postalischer<br />

Einsendung wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben.<br />

Per Post senden Sie den Fragebogen an:<br />

Springer Medizin, Redaktion HEILBERUFE, Heidelberger<br />

Platz 3, 14197 Berlin (Fax: 030 82787 5505)<br />

⃞ Ja, ich möchte aktuelle Informationen per<br />

E-Mail erhalten.<br />

⃞ Ich bin Abonnent/in von HEILBERUFE<br />

Abo-Nr.<br />

Datum/Unterschrift<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Schlaganfall in der Anamnese<br />

pAVK Stadium IV<br />

Schwangerschaft<br />

8. Welcher dieser Strumpftypen hat<br />

keinen graduierten Druckverlauf?<br />

A Stützstrumpf<br />

B MTPS<br />

C Medizinischer Kompressionsstrumpf<br />

9. Welche Aussage trifft nicht zu?<br />

A Die <strong>Pflege</strong>kraft ist verpflichtet, das<br />

individuelle <strong>Thromboembolie</strong>risiko<br />

eines Patienten abzuschätzen.<br />

B Die <strong>Pflege</strong>kraft ist für die rechtssichere<br />

Dokumentation der Prophylaxemaßnahmen<br />

verantwortlich.<br />

C Die <strong>Pflege</strong>kraft ist verpflichtet, Maßnahmen<br />

zur Behandlung einer manifesten<br />

Thrombose anzuordnen.<br />

10. Nach einer Venenthrombose klagt<br />

ein Patient gegen das Krankenhaus.<br />

Wie urteilt das Gericht?<br />

A Verantwortlich ist der Arzt.<br />

B Eine nicht dokumentierte Thromboseprophylaxe,<br />

wird als Unterlassen der<br />

Prophylaxe gewertet.<br />

C Die Durchführungsverantwortung für<br />

die Dokumentation liegt beim Arzt.<br />

(Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.)<br />

Impressum<br />

Das <strong>Dossier</strong> (5/2012) liegt der Zeitschrift<br />

HEILBERUFE bei.<br />

Verlag: Springer Medizin | Urban & Vogel GmbH<br />

Aschauer Str. 30, 81549 München<br />

Tel.: 089 203043-1362, Fax: 089 203043-1360<br />

www.springer.com<br />

Leitung Corporate Publishing:<br />

Dr. rer. nat. Ulrike Fortmüller (verantwortlich)<br />

Redaktion: Katja Kupfer-Geißler (Chefredakteurin,<br />

verantwortlich), Nicoletta Eckardt, Heike Ottow,<br />

Josefine Baldauf<br />

Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin<br />

Tel.: 030 82787 5500, Fax: 030 82787 5505<br />

www.heilberufe.de<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Silke Wedekind<br />

Layout: Edda Führer (Anschrift wie Verlag)<br />

Titelbild: Thinkstock<br />

Druck: Stürtz GmbH<br />

Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg<br />

Das <strong>Dossier</strong> wurde erarbeitet mit freundlicher<br />

Unterstützung der medi GmbH & Co.KG, Bayreuth.<br />

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<strong>Heilberufe</strong> / Das <strong>Pflege</strong>magazin<br />

2012; <strong>Dossier</strong>

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