2010 - Haus der Volksarbeit eV
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erziehungsberatung<br />
WENN DIE KLASSENFAHRT ZU TEUER WIRD,<br />
ODER: ARMUT MACHT ANGST – ALLEN!<br />
„<br />
„Ich denk schon, dass man so durch Beratung, ... dass man nicht so rumlaufen muss wie<br />
ein geschlagener Hund, ... man kann trotzdem gerade durch die Lande gehen, ...man hat<br />
halt keinen Strom, ... aber <strong>der</strong> wird irgendwann kommen, ja ... die Person stärken, weil<br />
das Kind kriegt’s so o<strong>der</strong> so ab. Und dann lieber mit 'ner starken Person, weil sonst geht<br />
das Kind auch so geschlagen durch die Lande, ...“<br />
So äußert sich eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Kind einige Jahre von Sozialhilfe<br />
bzw. von Hartz 4-Bezügen lebte und für ein paar Wochen in <strong>der</strong> Wohnung keinen<br />
Strom hatte. Wir fragten sie, ob Erziehungsberatung etwas beitragen kann, um arme Familien<br />
und Eltern zu unterstützen.<br />
Längst haben wir uns daran gewöhnt: An die Berichte über zu viele von Armut betroffenen<br />
Kin<strong>der</strong> und Familien, und das in unserer reichen Gesellschaft! Fachleute streiten sich über<br />
die Definition von Armut und über notwendige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung. Als<br />
skandalös aber wird immer wie<strong>der</strong> das „Armutsrisiko Nr. 1“, nämlich Kin<strong>der</strong>, angeprangert.<br />
Was aber heißt dies für die Erziehungsberatung? Mit dieser Frage setzten sich die MitarbeiterInnen<br />
<strong>der</strong> Frankfurter Erziehungsberatungsstellen im April <strong>2010</strong> während eines<br />
Fachtags auseinan<strong>der</strong>. Immer mehr Eltern berichten angstvoll in <strong>der</strong> Erziehungsberatung,<br />
ihre Kin<strong>der</strong> seien den schulischen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht gewachsen, deshalb hätten sie<br />
später schlechte Berufsaussichten; ihre Zukunft sei nicht gesichert. Hinzu kommt die Annahme,<br />
die Kin<strong>der</strong> könnten den Eltern eines Tages vorwerfen, sie hätten zu wenig Druck<br />
gemacht, um ihren Schulerfolg zu sichern. Also sei es Aufgabe <strong>der</strong> Eltern, die Kin<strong>der</strong><br />
schon früh und mit allen Mitteln dazu zu bewegen, mehr zu lernen.<br />
Dieser Erfahrung wollten wir nachgehen und führten im Vorfeld des Fachtages zusammen<br />
mit einer Rödelheimer Erziehungsberatungsstelle eine Reihe von Interviews zum<br />
Thema „arme Kin<strong>der</strong>“ und „arme Familien“ durch. Zu Wort kommen sollten Kin<strong>der</strong>, Jugendliche<br />
und Eltern, die nicht unbedingt selbst arm sind; vielmehr sollten sie darüber<br />
sprechen, ob und wie sie Armut in ihrem Alltag erleben, wie sie über arme Menschen<br />
denken und ob das Thema für sie selbst wichtig ist. Unserer EB halfen die Schulleitung<br />
<strong>der</strong> IGS Her<strong>der</strong> und natürlich die betreffenden Schüler/innen und Eltern, diese Idee zu<br />
verwirklichen und die Interviews beim Fachtag im April sowie im September <strong>2010</strong> beim<br />
„Hortimpuls“, (u.a. vom Stadtschulamt organisiert) zu präsentieren.<br />
Beeindruckt waren wir vor allem von <strong>der</strong> Offenheit und Nachdenklichkeit, mit <strong>der</strong> die<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen über die schwierige und komplexe Thematik sprachen; aber auch<br />
Eltern, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche haben ein Recht auf Unterstützung,<br />
Beratung und Begleitung in Erziehungsberatungsstellen. Unsere<br />
Fachkräfte helfen bei ...<br />
- Fragen zum Zusammenleben in <strong>der</strong> Familie,<br />
- Schul- und Leistungsschwierigkeiten,<br />
- Konflikten in <strong>der</strong> Familie, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> im Freundeskreis,<br />
- Trennung und Scheidung bzw. bei Sorge- und Umgangsrechtsfragen.<br />
Außerdem:<br />
- Kin<strong>der</strong> und Jugendliche können auch ohne Begleitung <strong>der</strong> Eltern<br />
zu uns kommen<br />
- Wir haben strenge Schweigepflicht<br />
- Die Beratung ist für Familien kostenfrei<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>