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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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„Aus dem hellen Lichtstrahl trat ein junger Mann heraus. Seine Haut war schneeweiß, seine<br />

Haare wie Ebenholz, sein Mund wie eine winzige Waldbeere. Er trug nichts, genau in<br />

Augenhöhe konnte ich seine behaarten Schenkel sehen, und wie er mir entgegenschritt,<br />

schaukelte sein Sexualorgan von triumphaler Größe, hin- und her.“ 106<br />

Schließlich gelingt es aber doch, dass Jerne zum Vampir wird: Zwar nicht so, wie es<br />

ihre Großmutter gewollt hätte, aber sie wird mitten im Park bei der Burg Vajdahunyad<br />

in Budapest, nahe einer Parkbank gebissen.<br />

„ Als er diese Worte sprach, löste er sich in Luft auf. Genau von der Stelle, an der er gestanden<br />

war, flog nach einigen Augenblicken eine Feldermaus auf, und flatterte Richtung Nordost<br />

davon.<br />

Ich legte mich auf eine Bank, mein Kopf hing herunter und aus meiner Halsschlagader spritzte<br />

üppig das Blut auf den gefrorenen Boden. Kurz nachdem Batman das Weite gesucht hatte,<br />

verlor ich mein Bewusstein, und bis zum Morgen, kühlte mein Körper- auch auf Grund <strong>des</strong> für<br />

die Jahreszeit zu kalten Wetters und <strong>des</strong> hohen Blutverlustes- vollkommen aus.“ 107<br />

Damit endet der erste Teil <strong>des</strong> Buches; und es folgt der zweite Teil mit dem<br />

bezeichnenden Namen „utóélet“- „Nachleben“.<br />

<strong>Die</strong>ser ist genauso geprägt von schnellen, satirischen Dialogen und überraschenden<br />

Szenarien.<br />

Beispielsweise beschreibt Jerne die Szene, als sie auf einen guten, väterlichen - wenn<br />

gleich homosexuellen- Freund in einem Budapester Park wartet.<br />

„An einem knochenwärmenden Frühlingsnachmittag, schrieb ich auf dem Donaukai sitzend in<br />

meinen leinengebundenen Notizblock. <strong>Die</strong> rumänischen Knabenprostituierten <strong>des</strong> Kais badeten<br />

auf der Bank hinter mir, ihre jungen Gesichter im goldenen Lichtstrahl <strong>des</strong> Sonnenunterganges,<br />

ihr fröhliches Lachen drang bis zu mir hervor. <strong>Die</strong> Idylle der Situation belastete mich ein wenig,<br />

ich wollte schon aufstehen und gehen, wenn Onkel Oskar nicht hier den Treffpunkt ausgemacht<br />

hätte.“ 108<br />

106 vgl. ebenda [S. 77]<br />

107 vgl. ebendort [S. 104]<br />

108 vgl. ebenda [S. 147]<br />

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