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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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Eine Ähnlichkeit zwischen der „realen“ Vampirkrankheit, die bei den Opfern der<br />

diversen Epidemien an der österreichisch-<strong>ungarischen</strong> Grenze beschrieben wurden, und<br />

Lucys Zustand nach dem Vampirbiss, existiert dennoch. Er weist unter anderem einen<br />

starken Bezug zu dem „Alp“ und dem „Alpdrücken“ auf. Lucy schreibt in ihrem<br />

Tagebuch:<br />

„More bad dreams. I wish I could remember them. This morning I am horribly weak. My face is<br />

ghastly pale, and my throat pains me. It must be something wrong with my lungs, for I don´t<br />

seem to be getting air enough. I shall try to cheer up when Arthur comes, or else I know he will<br />

be miserable to see me so.” 101<br />

<strong>Die</strong> typischen Waffen gegen Vampire (Kreuz, Weihwasser, Knoblauch, geweihte<br />

Hostien) wirken auch bei Graf Dracula, getötet konnte er letztlich aber nur durch<br />

dieselbe Vorgangsweise werden, die auch bei den „realen“ Vampiren Paolo, Plogojowiz<br />

und Konsorten von der aufgebrachten Menge bereits früher angewandt wurde: durch<br />

den Einsatz von Stich- und Hiebwaffen.<br />

Zweifelsohne ist es jedoch der Verdienst von Stoker, dass der Vampir geadelt wurde,<br />

und die kleinen Bauerndörfer verlassend, ab diesem Zeitpunkt nun in den Salons <strong>des</strong><br />

Adels und der gutbürgerlichen Welt sein Unwesen treiben durfte. Ist doch ein etwas<br />

heruntergekommenes, auf einer der unzugänglichen Felsspitzen <strong>des</strong> transsylvanischen<br />

Zentralmassivs thronende Schloss, welches vom silbernen Licht <strong>des</strong> eben erst<br />

aufgegangenen Vollmon<strong>des</strong> beleuchtet wird und das Wolfsgeheul aus dem dunklen,<br />

undurchdringlichen, das Schloss umgebenden Fichtenwald, schaurig herausklingt, der<br />

weitaus glaubwürdigere Schauplatz für die Gräueltaten <strong>des</strong> obersten Vampirs, als die an<br />

der <strong>ungarischen</strong> Militärgrenze zu den türkischen Gebieten liegenden kleinen<br />

Bauerndörfer, deren Bewohner auf Grund ihrer Armut zum Ende <strong>des</strong> Winters nicht<br />

einmal mehr Fleisch zum Verzehr hatten, Krankheiten unter ihnen höchst real die<br />

Bevölkerung dezimierten, und die Türkengefahr als absolut tödliche Bedrohung für das<br />

ganze Dorf, immerwährend war.<br />

101 aus Lucys Tagebuch aus dem englischen Original, Kapitel 9. von Literature.org- The online Literature<br />

Library www.literature.org/authors/stoker-bram/dracula/chapter-09.html [Stand: 04.11.2005]<br />

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