Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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Auch bleibt Stoker den Lesern eine weitere Erklärung „schuldig“: <strong>Die</strong> wahren Motive<br />
für Graf Dracula seine transylvanische Heimat zu verlassen um im modernen,<br />
fortschrittlichen England sein Glück und neue Opfer zu suchen.<br />
8. 1. 5. Reale Personen und ihr literarisches alter ego<br />
Bram Stoker verarbeitete in seinem Roman reale Personen, deren Wesen, Charaktereigenschaften<br />
und sogar Namen eins zu eins übernommen wurde- dies dürfte schon in<br />
der damaligen Zeit nicht der Norm entsprochen haben.<br />
Natürlich diente der historische walachische Vlad Tepes alias Vlad Draculea als Vorbild<br />
für den Hauptprotagonisten Graf Dracula. <strong>Die</strong> historischen Begebenheiten wurden<br />
durch Stoker zwar nicht in die Handlung einbezogen, jedoch ist die Persons- und<br />
Gesichtsbeschreibung <strong>des</strong> Grafen, die genaue und vollständige Beschreibung <strong>des</strong> realen<br />
Dracula.<br />
Auch wenn Jutta Nowosadtko in ihrer Studie über den „Vampyrus Serviensis“ nach<br />
Elisabeth Miller „Back to the basics. Reexamining Stoker´s Sources for Dracula“,<br />
vermerkt:<br />
„Dracula kann nicht als literarischer Austrieb eines Wurzelgeflechtes aus realhistorischen<br />
Vorbildern und tradiertem Volksglauben gedeutet werden. […] <strong>Die</strong> Darstellung der<br />
Fürstentümer Walachei und Moldawien von 1820 ist Stokers einzig bekannte<br />
Informationsquelle über den historischen Dracula, auf die er offensichtlich im Sommer 1890 in<br />
der Leihbücherei seines Urlaubsortes Whitsby gestoßen war.“ 99<br />
Weitere Momente der Legenden über Dracula (so soll sich beispielsweise einer der<br />
Frauen Draculeas, von den steilen Felsen auf welchen das Schloss erbaut wurde, in den<br />
tief unten fließenden reißenden Fluss gestürzt und somit den Freitod gewählt haben),<br />
kommen im Roman Stokers nicht vor. In der ansonsten beinahe absolut detailgenauen<br />
Verfilmung <strong>des</strong> Buches, Bram Stokers Dracula (Regissuer Francis Ford Coppola/ 1992)<br />
wird der Selbstmord der geliebten Frau (hier aus Liebeskummer, da sie -einem<br />
griechischen Drama gleich- einer Missinterpretation unterliegt und glaubt, dass ihr<br />
99 Nowosadtko, Jutta: Der „Vampyrus Serviensis“ und sein Habitat: Impressionen von der österreichischen<br />
Militärgrenze. [S. 151; Fußnote Nr. 2]<br />
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