Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Friedens, zu kostbar geworden, und der Ruhm der großen Geschlechter klingt wie ein<br />
Märchen.“<br />
Da Stoker auf die Frage der Herkunft Draculas eingeht, drängt sich hier die Frage auf,<br />
zu welcher Nation sich Graf Dracula eigentlich bekannte. Laut seiner eigenen Aussage<br />
eben als Szekler, also als Bestandteil der <strong>ungarischen</strong> Ethnie. Im Realen war dies<br />
keineswegs so; Vlad Draculea alias Vlad Tepes trägt nicht nur einen rumänischen<br />
Namen und Beinamen (die Walachei war und ist rumänischsprachiges Gebiet), sondern<br />
war auch was seine Konfession anbelangt, (zumin<strong>des</strong>t anfangs) „rumänisch“ christlich-<br />
Orthodox (die Ungarn Siebenbürgens hatten nie den orthodoxen Glauben<br />
angenommen). Der reale Vlad Tepes ist also eher ein hungarus- der damals<br />
gebräuchliche Ausdruck für verschiedenste Nationalitäten die Untertan der <strong>ungarischen</strong><br />
Stephanskrone waren. Auch die Tatsache, dass Vlad Tepes bei den Rumänen als zwar<br />
harter, aber gerechter Herrscher und Nationalheld, der sein Leben im Kampf gegen die<br />
Türken lassen musste, bei den Ungarn hingegen als grausame historische Person gilt,<br />
weisen auf seine nationale Zugehörigkeit hin.<br />
Neben dem bereits Angeführten, wird auch ein weiteres Element <strong>des</strong> <strong>ungarischen</strong><br />
Volksglaubens angeführt, der zwar nur nebensächlich erscheint, aber eine wichtige<br />
Rolle übernimmt. Als Jonathan Harker mit der Pferdekutsche über die engen und sehr<br />
schlechten Gebirgsstraßen Transsylvaniens (der Zustand <strong>des</strong> damaligen Straßennetzes<br />
entsprach durchaus der Realität, wenn Reiseberichte aus der damaligen Zeit<br />
herangezogen werden) dahinrast, bemerkt er, dass dann und wann kleine grüne<br />
Flammen neben der Straße leuchten. Ihm wird anher erklärt, dass diese kleinen Feuer<br />
(auf ungarisch: „lidércfény“) in einer gewissen Nacht einmal im Jahr den Bergeort von<br />
vergrabenen Schätzen angeben. <strong>Die</strong> Stellen werden vom dämonischen Kutscher<br />
(Dracula selbst) markiert, um sie wieder zu finden.<br />
<strong>Die</strong>s ist auch <strong>des</strong>halb so wichtig, weil dies scheinbar die Einnahmequelle <strong>des</strong> Grafen<br />
Dracula darstellt; im bereits durch Reichtum und Kapitalismus geprägten Bürgertum<br />
Englands scheint es wichtig gewesen zu sein, aus welcher Quelle der Graf seine<br />
finanziellen Mittel bezieht, sonst würde das Thema „Geld“- da er für die Handlung <strong>des</strong><br />
Romanes nicht wichtig ist- nicht immer wieder auftauchen.<br />
76