Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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8. 1. 3. Erotik als Code<br />
<strong>Die</strong> bereits erwähnte starke Erotik wurde von Stoker als Code in die Geschichte<br />
eingearbeitet. Sie ist nicht unbedingt für die Handlung relevant oder essentiell und doch<br />
dürfte sie –frei nach dem Motto „sex sells“ – einer der Gründe gewesen sein, warum das<br />
Buch einen dermaßen großen Erfolg verbuchte.<br />
Der erotische Code wird am ehesten in Szenen als solcher wahrgenommen, in denen es<br />
um die Beschreibung der drei Gespielinnen <strong>des</strong> Grafen geht. Auch hier wiederum die<br />
einfache Rechnung: Sex, Wollust, Erotik kann nur etwas Satanisches, Böses sein:<br />
„ <strong>Die</strong> andere war blond, so blond, wie es nur möglich ist, mit langen Wellen goldenen Haars<br />
und Augen wie blassen Saphiren… Alle drei besaßen strahlend weiße Zähne, die wie Perlen<br />
zwischen dem Rubinrot ihrer sinnlichen Lippen schimmerten. Etwas an ihnen ließ mich unruhig<br />
werden und weckte ein Sehnen und zugleich eine tödliche Furcht. Ich spürte im Herzen das<br />
böse, brennende Verlangen, von jenen roten Lippen geküsst zu werden.“<br />
Und weiter:<br />
„ Ich lag still da, in regungsloser, freudiger Erwartung und spähte unter den Augenlidern hervor.<br />
Das Mädchen trat näher und beugte sich über mich, bis ich ihren Atem spürte. Er war süß,<br />
honigsüß, und ließ die Nerven ebenso erbeben wie ihre Stimmen, aber zugleich steckte in der<br />
Süße Bitterkeit, eine abstoßende Bitterkeit, wie man sie in Blut wittert… Das Mädchen ließ sich<br />
auf die Knie nieder, beugte sich über mich und weidete sich an meinem Anblick. Ihre<br />
ausgeprägte Sinnlichkeit war sowohl erregend wie abstoßend, und als sie den Kopf vorneigte,<br />
leckte sie sich die Lippen wie ein Tier, bis ich im Mondlicht die Feuchtigkeit auf den<br />
scharlachroten Lippen und auf der roten Zunge schimmern sehen konnte, als diese über die<br />
weißen spitzen Zähne fuhr.“<br />
Bis zum Höhepunkt:<br />
„<strong>Die</strong> Haut über meiner Kehle begann zu prickeln, wie es einem geschieht, wenn die Hand, die<br />
kitzeln will, näher und immer näher kommt. Endlich spürte ich die sanfte, schauerweckende<br />
Berührung ihrer Lippen auf der überempfindlichen Haut meines Halses und den harten Griff<br />
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