Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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Obwohl in großen Teilen Mitteleuropas Ende <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts und anschließend im<br />
gesamten 18. Jahrhundert die Aufklärung Fuß zu fassen versuchte und vor allem bei der<br />
deutschen geistigen Elite (Leibniz, Thomasius, Wolff, Kant etc.) auf so fruchtbaren<br />
Boden gefallen war, trieb gerade zu dieser Zeit der Aberglaube seltsame Blüten. In ganz<br />
Europa – von den spanischen Provinzen über das englische Königreich, bis zu den<br />
Bergdörfern <strong>des</strong> Balkans- strömten die Kämpfer unter die Fahnen, zu den Fackeln und<br />
den Kreuzen der selbsternannten Vampirjäger á la Van Helsing 1 : regelrechte<br />
Vampirhysterien waren ausgebrochen.<br />
Es musste eine wahrlich schauerliche Atmosphäre bei diesen Jagden, Massenexhumierungen<br />
und Grabschändungen geherrscht haben; so zum Beispiel im mondänen London,<br />
als ein englischer Vampirjäger mit mehreren hundert Mitstreitern in der Nacht bei<br />
flackerndem Fackelschein auf einem Londoner Friedhof, die Krypten adeliger Familien<br />
verwüstete, da er in diesen Gräbern Untote vermutet hatte; der Erfolg blieb allerdings<br />
aus und der Vampir war trotz der zahlreichen gegen ihn gerichteten Aktionen,<br />
Exhumierungen, Pfählungen, posthumen Hinrichtungen, Verbrennungen, dem<br />
Anwenden von Hausmitteln <strong>des</strong> Volkaberglaubens, von kirchlichen Ritualen und der<br />
anatomischen Untersuchungen der „befallenen“ Leichen, nicht zu fassen oder gar<br />
auszurotten.<br />
<strong>Die</strong> über diese Vorfälle verfassten und in den Zeitungen abgedruckten Berichte lösten<br />
unter den Gelehrten Mitteleuropas eine Diskussionswelle aus und der Vampir lebte -<br />
realer als jemals zuvor- in der Gesellschaft munter weiter.<br />
In den nördlichsten Teilen <strong>des</strong> österreichischen Kaiserreiches (bspw. Böhmen und<br />
Mähren) bzw. den Ländern und Provinzen der <strong>ungarischen</strong> Krone (wie Slawonien,<br />
Bánát, Siebenbürgen), hauptsächlich entlang der jeweiligen (Militär-) Grenze, waren<br />
Berichte und Meldungen über angebliche Vampire beinahe an der Tagesordnung.<br />
Einige der Vorfälle – wie über die „realen“ Vampire Peter Plogojowiz, sowie Arnold<br />
Paole- gehören zu den bestdokumentierten Fällen. Neben Offizieren der<br />
Militärverwaltung, örtlichen Priestern und den Ältesten der jeweiligen Dörfer, gehörten<br />
auch österreichische Ärzte, die den Exhumierungen beiwohnten und die Leichen<br />
1 Abraham Van Helsing ist der Name <strong>des</strong> obersten Vampirjägers und Anführers der Jagdgesellschaft gegen<br />
Graf Dracula in Bram Stokers Roman „Dracula“.<br />
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