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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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„Dracula“ wurde bei seiner Veröffentlichung aus verschiedenen Gründen zu einem<br />

„Bestseller“; analog zu dem Phänomen <strong>des</strong> Vampirs, ist auch der Erfolg dieses Werkesauf<br />

Grund seiner Vielschichtigkeit- nicht so einfach zu beurteilen.<br />

Einerseits spielten die existenzbedrohenden Ängste vor dem unbekannten, mysteriösen,<br />

unzivilisierten Ausländer eine Rolle, andererseits aber spiegelt die Geschichte auch den<br />

Kampf zwischen Neu und Alt, zwischen bekannter und der modernen Technik eine<br />

Rolle (die Vampirjäger benutzen beispielsweise bereits (1892) die U-Bahn (!) um zu<br />

einem Friedhof zu gelangen, müssen allerdings auf Grund <strong>des</strong> schlecht ausgebauten U-<br />

Bahnnetzes trotzdem auf Pferdekutschen umsteigen). Gleichzeitig werden vor allem die<br />

„Vampirkuss“- Szenen (also das Beißen) dermaßen ausführlich und in einer Art und<br />

Weise beschrieben, sodass eine- zumin<strong>des</strong>t für das zugeknöpfte viktorianische Englandungeheure<br />

erotische Komponente zum Tragen kommt und letztendlich ja in dieselbe<br />

Richtung geht, in der bereits Jahrzehnte zuvor von den verschiedensten Autoren und<br />

Dichtern behandelt und die Erotik <strong>des</strong> Vampirs- teilweise viel offener als bei Stoker,<br />

aber eben nicht in England- erkannt wurde. Das Magazin PM History beschreibt diesen<br />

Widerspruch gepaart mit wilder Erotik in ihrer Ausgabe <strong>des</strong> Jahres 2000<br />

folgendermaßen:<br />

„Gegruselt und erregt zugleich erwartete Britannien die Übernahme durch einen untoten<br />

Grandseigneur aus den Karpaten, eine Mischung aus Don Huan, Heiratsschwindler und<br />

Totengräber, der in einem alten Schloss mit seinen jungen, hübschen Leichen in wilder Ehe<br />

lebte.“ 85<br />

8. 1. 1. <strong>Die</strong> Form<br />

Bram Stoker Dracula präsentiert sich für den heutigen Leser in einem ungewohnten<br />

Bild: eine Sammlung von Tagebucheinträgen, Aufzeichnungen, Zeitungsberichten und<br />

Logbüchern, die sich zu einem chronologischem Ereignis zusammengefügt haben. <strong>Die</strong><br />

heute als „außerordentlich“ scheinende Romanform <strong>des</strong> Briefromans war gerade in der<br />

Zeit Bram Stokers sehr modern, erfreute sich größter Beliebtheit und fällt in eine der<br />

drei Hauptkategorien (neben den fingierten und den semifiktionalen), in die Briefe- in<br />

85 aus: PM History: Kann denn Blutwurst Sünde sein? Ein bisschen schon. Ausgabe 4/2000 [S. 18]<br />

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