Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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1. Einleitung<br />
In den ältesten uns heute bekannten Kulturen lebten die Menschen in Angst vor<br />
Gottheiten und Dämonen, welche – wenn sie auch anders hießen- Eigenschaften<br />
aufwiesen, denen die Fähigkeiten <strong>des</strong> heutigen Vampirs stark ähneln.<br />
Bis zum Mittelalter hatte er seine göttlichen Fähigkeiten abgelegt und tauchte im<br />
deutschen Sprachraum unter den Namen „Nachzehrer“ und „Wiedergänger“ auf. Bei<br />
diesen handelte es sich um einen Verstorbenen, welcher aus den verschiedensten<br />
Gründen keinen Seelenfrieden finden konnte und <strong>des</strong>halb in der Nachtzeit zu den<br />
Lebenden zurückkehrte, seinesgleichen (meistens sogar seine nähesten<br />
Familienangehörigen oder zumin<strong>des</strong>t Personen im selben Dorf) im Schlaf heimsuchte<br />
und ihnen die Lebensenergie oder das Blut entzog, woraufhin die befallenen Personen<br />
in den darauffolgenden Tagen an einer mysteriösen, nicht bekannten Krankheit,<br />
verstarben. Auffallend ist, dass es sich bei diesen „Wiedergängern“- zumin<strong>des</strong>t in den<br />
dokumentierten Fällen- um Bauern handelte.<br />
Erst mit dem berühmtesten Vampirroman der englischen Literatur, Bram Stokers<br />
Dracula, wurde der Vampir zum Grafen geadelt und fand Einlass in die vornehmen<br />
Salons der europäischen feinen Gesellschaften und gelangte dadurch zu den Hälsen der<br />
reichen, jungen Damen- denn ab diesem Zeitpunkt saugte der Vampir definitiv nicht nur<br />
Blut aus seinen Opfern: es wurde die Erotik und die animalische Anziehungskraft der<br />
Vampire auf das jeweils andere Geschlecht, als einer der Schwerpunkte der<br />
Vampirliteratur entdeckt.<br />
Der Vampir erlebte also eine Metamorphose: vom gefürchteten Dämon über den<br />
tölpelhaften Bauern und der anschließenden Adelung, bis zum Medienstar in der<br />
heutigen Zeit, in der es sogar gute Vampire gibt, die die Menschheit vor ihren<br />
schlechten Brüdern beschützen.<br />
<strong>Die</strong> Fähigkeiten, für die er teilweise seit Hunderten von Jahren, teilweise erst seit<br />
Stokers Roman bewundert wird, sind vielfältig: das Fliegen, das Verwandeln in<br />
bestimmte Tiere, die Wirkung auf das andere Geschlecht und letztendlich als wichtigste<br />
Eigenschaft, das Besiegen <strong>des</strong> To<strong>des</strong> (wenn auch mit Nebenwirkungen), durch welche<br />
er auch von der Kirche als Bedrohung wahrgenommen und nach Abschluss der<br />
Hexenverfolgung als neuer Feind bekämpft wurde.<br />
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