Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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meines, sondern ein frem<strong>des</strong> Hertz verbrennet hat, also muß ich sieben Jahr in der Welt herum<br />
irren. “ ´70<br />
Magyar weist in seiner Studie darauf hin, dass während die mehreren Dutzend Schriften<br />
im „Commercium litterarium ad rei medicae et scientiae naturalis incrementum<br />
istitutum“ sich hauptsächlich mit den angeführten drei berühmten Fällen im Bánát bzw.<br />
Slawonien beschäftigen, die recht große Anzahl von gleichartigen (und älteren)<br />
Vorfällen <strong>des</strong> Siebenbürgens aber kaum in die Debatte einbezogen werden.<br />
Obwohl sich an der wissenschaftlichen Diskussion Gelehrte verschiedener Fächer<br />
beteiligen, so werden die Ursachen für die wiederkehrenden Toten schlichtweg in der<br />
lebhaften Fantasie der Erkrankten oder durch Hysterie (damals eine öfters (ev. bei<br />
Fehlen einer anderen Diagnose?) angenommene, verschiedenartigste Symptome in sich<br />
vereinende Krankheit), eventuell auch in Lebensmittelvergiftungen („a betegség oka az<br />
ijedtség, esetleg tojás okozta ételmérgezés“ in: Plutonius, Besondere Nachrichten von<br />
denen Vampyren oder sogenannten Blutsaugern (Leipzig, 1732)) 71 oder aber auch in der<br />
schlechten Luft <strong>des</strong> <strong>ungarischen</strong> Königreiches, gesehen.<br />
Johann Georg Heinrich Kramer befasst sich als erster in seiner Arbeit (Cogitationes de<br />
vampyris Serviensibus) in tatsächlicher medizinisch- wissenschaftlicher Manier mit dem<br />
Phänomen und vermutet die durch den Verzehr von verwestem Fleisch hervorgerufene<br />
Cholera als Ursache der Epidemie. 72<br />
<strong>Die</strong> bereits abgeflaute wissenschaftliche Diskussion wurde im Jahre 1755 noch einmal<br />
durch die Untersuchungen der bereits damals berühmten Ärzte, Wabst und Gasser,<br />
sowie anschließend durch den Hofarzt Baron Van Swieten, auf Geheiß Kaiserin Maria<br />
Theresias, kurzfristig angefacht und letztlich durch den darauffolgenden Erlass<br />
verboten.<br />
Der Anlass dafür dürfte die Vampirplage in Schlesien und Mähren gewesen sein, die<br />
durch das eigenmächtige Handeln <strong>des</strong> bischöflichen Konsortiums(!) bekämpft wurde.<br />
Bereits am 23. April 1731, so kommt es zum Vorschein, wurden in der Gegend neun<br />
70 aus: Text 9: Ein Artikel im „Europäischen Niemand“ (1718). in: Hamberger, Klaus: Ebenda [S. 62 ff.]<br />
71 vgl. Magyar, László András: Ebendort [S. 5]<br />
72 Wenn dies aber der Wahrheit entspricht, stellt sich die Frage, warum die Symptome der Cholera- die in<br />
dieser Zeit bereits bekannt war- durch die visitierenden Ärzte, von denen manche auch die Möglichkeit hatten,<br />
sowohl die noch lebenden Erkrankten, als auch die Toten zu untersuchen, nicht erkannt worden waren?!<br />
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