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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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Durch seinen Besuch habe er den Tod seines Sohnes angedeutet und diesen dann in der<br />

Nacht auch verursacht. 64<br />

Der Soldat erstattete sofort Meldung; Graf Cabrera wurde mit der Untersuchung <strong>des</strong><br />

Falles beantragt. Nach Befragung der Hausangehörigen wurde das Grab <strong>des</strong> Toten<br />

geöffnet, wo man die Leiche in einem Zustand ,„als wann er erst selbgien [sic!]<br />

Augenblick verschieden wäre, mit frischem Blut wie eines lebenden Menschen“´, 65<br />

vorfand. Gleichzeitig wurde ihm von einem Mann berichtet, der vor mehr als 30 Jahren<br />

das Zeitliche gesegnet hätte und trotzdem zur Essenszeit dreimal in sein Haus<br />

gekommen sei und dabei seinem Bruder, einem seiner Söhne und einem Knecht das<br />

Blut ausgesaugt habe, worauf alle drei an Ort und Stelle verstorben wären. Auch dieser<br />

beschuldigte Leichnam wurde exhumiert und für ,„durchaus so frisch als den obigen“´66<br />

befunden. Sicherheitshalber wurde dem Toten ein grober Nagel durch die Schläfe<br />

geschlagen und erneut begraben. Ein dritter Toter, der seine Söhne getötet haben soll,<br />

wurde verbrannt. Über die ganze Sache wurde Bericht verfasst und im Amtsweg an den<br />

Wiener Hof geschickt.<br />

Auf dem Territorium <strong>des</strong> historischen <strong>ungarischen</strong> Königreiches hatten sich bereits vor<br />

diesen Vorfällen eine Anzahl von seltsamen Ereignissen und Epidemien ereignet, die<br />

Vampiren zugesprochen wurden (im slawischen Ausland, in Polen und Mähren werden<br />

Vampire bereits im 14. Jhdt schriftlich erwähnt). <strong>Die</strong> lutheranische Synode diskutierte<br />

bereits 1707 über die sogenannten Leichenhinrichtungen. Der bekannte Mediziner<br />

Georg Buchholz erstellte 1720 in der nord<strong>ungarischen</strong> Region von Késmárk ein<br />

medizinisches Gutachten zu der Vampirepidemie in der angeführten Region.<br />

Ebenso führt Magyar László András in seiner Studie „Az erdélyi vámpír-betegségröl“<br />

(dt.: „Von der siebenbürgischen Vampirkrankheit“) aus:<br />

„A vámpírhit írott bizonyítékait a Magyar Királyságban, Erdélyben és a Partiumban, illetve a<br />

határörvidéken is korán- még jóval a nagy vámpírláz elött- felfedezhetjük. […] Köleséri Sámuel<br />

64 Laut Frayling war das Aufsuchen von Gemeinschaften nach dem Tod durch den Toten, das wortlose<br />

Niederlassen bei Tisch und die To<strong>des</strong>weihung durch Annicken einer Person, in bestimmten Gebieten beinahe<br />

an der Tagesordnung. vgl. Frayling, Christopher: Vampyres. Kapitel 1: Ligthen our darkness. The Vampyres of<br />

Moravia [S. 95 ff.]<br />

65 aus: Hamberger, Klaus: Mortuus non mordet. Text 8: Erzählung <strong>des</strong> Grafen Cabrera (gehört 1730)<br />

[S. 61]<br />

66 ebendort, ebenda.<br />

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