Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6. 3. Weitere vampirische Vorfälle in den Grenzgebieten<br />
Zu einem unbekannten genauen Zeitpunkt, jedoch um das Jahr 1732 berichtet der<br />
Militärarzt Glaser, ein „Physicus Contumaciae Caesarea“, wie er sich selbst bezeichnet,<br />
an die Jagodiner Kommandantur über eine seltsame Seuche, die in der Dorfschaft<br />
Metwett an der Morawa in sechs Wochen insgesamt 13 To<strong>des</strong>opfer gefordert habe.<br />
Seine Untersuchungen begann der Mediziner damit, dass er von Haus zu Haus ging und<br />
demnach alle Einwohner der Ortschaft untersuchte. Bis auf Fieber, Seitenstechen und<br />
weiteren nicht infektiösen Krankheiten, welche er allesamt auf das Fasten der Räzen<br />
(Serben) zurückführte, fand er keinerlei Hinweise auf den tödlichen Virus. <strong>Die</strong><br />
Bevölkerung war jedoch davon überzeugt, dass es sich bei den Toten um Opfer von<br />
Vampiren handeln musste und wollte unter allen Umständen eine Exekution der<br />
verdächtigten Leichname durchführen. An oberster Stelle der Beschuldigungen stand<br />
eine alte Frau namens Miliza, die von den türkischen Gebieten herübergekommen war<br />
und sich nach ihrem Tod „vervampyret“ habe. Glaser lässt eine Exhumierung der<br />
Person durchführen und findet erstaunliches: obwohl der Leichnam der Miliza bereits<br />
seit sieben Wochen ohne Sarg in der feuchten Erden gelegen war und schon hätte halb<br />
verwest sein müssen, fand man die Leiche mit offenem Mund, aus der Nase und dem<br />
Mund floss frisches Blut. Ein seltsamer Anblick, ,„welches mir selbst suspect<br />
vorkommet“´52 , wie Glaser bestätigt.<br />
Quasi als Gegenprobe wurden andere Gräber geöffnet, in denen die toten Körper, so<br />
vermerkt Glaser, „ seynd also verwesen, wie sich es auf einen rechtmässigen Leichnamb<br />
gehöret.“´53 , bereits deutliche Spuren der Verwesung zeigten.<br />
Weitere an die zehn Gräber werden geöffnet, wobei einige Tote deutliche Anzeichen<br />
eines Vampirs zeigen. Glaser erwähnt eine junge Frau die kurz nach ihrer Niederkunft<br />
im Alter von nur 20 Jahren gestorben war und sich damals, als sie noch auf türkischem<br />
Gebiet gewohnt hatte, aus Angst vor Vampiren mit dem Blut von diesen, eingeschmiert<br />
hatte.<br />
Kurz nach Weiterleiten <strong>des</strong> Berichtes von Glaser an das Belgrader Oberkommando,<br />
wird eine Kommission zusammengestellt, mit deren Leitung Johann Flückinger betraut<br />
52 aus: Hamberger, Klaus: Mortuus non mordet. <strong>Die</strong> Kolportage- Westliche Militärgrenze. Bericht <strong>des</strong><br />
Contagions-Medicus Glaser an die Jagodiner Kommandantur (nach dem 12.12.1732) [S. 47]<br />
53 aus: ebendort [S. 48]<br />
47