Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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dieser Erkrankungen davon nennt er Vampirismus. Als vermeintlich erster<br />
wissenschaftlich-psychologisch dokumentierter Fall gelangte der Venezianer Vincenzo<br />
Verzeni zu zweifelhafter Berühmtheit, der anfangs Hühner erdrosselte und später dann<br />
junge Frauen erwürgte und ihr Blut aussaugte; Verzeni wurde von Krafft-Ebing als<br />
„moderner Vampir“ bezeichnet.<br />
Eine starke Fetischisierung <strong>des</strong> Blutes ist ebenso bei dem Kranken J.H. zu beobachten,<br />
dem von seinen Eltern verboten wurde (der Grund hierfür ist unbekannt), sich<br />
weiblichen Personen zu nähern. Als einmal ein Zimmermädchen sich in seiner<br />
Gegenwart verletzte, saugte er ihr Blut aus der Wunde und war ab diesem Zeitpunkt<br />
(insgeheim wohl auch seit längerem- vielleicht <strong>des</strong>halb das Verbot der Eltern) auf das<br />
Blut von Frauen fixiert, sodass sich diese sexuelle Fantasie in weiterer Folge so stark<br />
steigerte, dass er später bereits beim Anblick eines weißen Frauenhalses, der von einer<br />
rote Korallenkette unterbrochen war, Befriedigung erlangte.<br />
Im Jahre 1935 erschien in Paris das Buch Magnus Hirschfelds, mit dem Titel<br />
„Anomalies et perversions sexuelles“, in der laut dem Autor auch die<br />
„herrausragendste“ weibliche Vampirin beschrieben wurde. <strong>Die</strong> geisteskranke Frau<br />
fantasierte von Blutregen, vom Kauen von menschlichem Fleisch- um den Geschmack<br />
<strong>des</strong> Blutes zu schmecken-, und auch von sexuellen Handlungen mit abgetrennten<br />
Körperteilen von jungen Frauen.<br />
Wie ersichtlich geht bei diesen (teilweise in Serie mordenden) Kranken, Vampirismus<br />
auch in Nekrophilie und Kannibalismus über.<br />
Nur einige weitere Beispiele seien erwähnt, die einer (leider) langen Liste an Tätern<br />
entstammen- Peter Kürten aus Düsseldorf oder Stanislaw Modzeleski aus der Gegend<br />
um Lodz/ Polen.<br />
Kürten führte ein „normales“ Leben als Ehemann; in der Nacht aber tötete er Frauen<br />
und Kinder, um deren Blut auszusaugen. Insgesamt 60 Straftaten gestand er später vor<br />
dem Gericht und fertigte ein ausführliches schriftliches Geständnis an, das später von<br />
Psychologen zu Fallstudien herangezogen wurden.<br />
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