Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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5. Lebenselixier Blut oder Vampirismus in der Kriminologie 38<br />
Auf die bedeutende Rolle <strong>des</strong> Blutes- stellt es doch den einzigen schwachen Punkt beim<br />
ansonsten von allen menschlichen Trieben befreiten Vampir dar- wurde bereits<br />
hingewiesen.<br />
Einige der Literatur- und Kulturwissenschaftler, aber natürlich auch die Psychologen,<br />
die sich ebenso mit dem Mythos Vampir bzw. den Erkrankungen der Psyche, dem<br />
Vampirismus, beschäftigen, stellten eine neue These zur wissenschaftlichen Diskussion.<br />
Auf die literarischen <strong>Wurzeln</strong>- Goethes „<strong>Die</strong> Braut von Korinth“- zurückgehend, in der<br />
zum ersten Mal im deutschen Sprachraum Tod mit Erotik, Liebe mit berechnendem<br />
Mord, dargestellt ist, gewann durch den immer tiefer werdenden Blick in die kranken<br />
Seelen der Patienten, die Perversion, die Fetischisierung <strong>des</strong> Leichnams und vor allem<br />
<strong>des</strong> Blutes, einen immer höheren Stellenwert in der (Er-) Forschung der kranken<br />
Phantasien. Richard von Krafft-Ebing beschreibt als einer der Ersten in seinem Buch<br />
„Psychopatia sexualis, mit besonderer Berücksichtigung der konträren<br />
Sexualempfindung. Eine medizinisch-gerichtliche Studie für Ärzte und Juristen“ im<br />
Jahre 1886 die krankhaften, sexuellen Abweichungen der menschlichen Psyche; eine<br />
38 In diesem Unterkapitel soll der Begriff <strong>des</strong> Vampirismus in der Kriminologie erläutert und mit Beispielen<br />
belegt werden. Es wird angemerkt, dass Nekrophilie eine Ähnlichkeit mit Vampirismus aufweist und ev. mit<br />
diesem verbunden ist. Bei<strong>des</strong> dürfte wohl schon seit Urzeiten existiert haben, wie alle Erkrankungen <strong>des</strong><br />
Geistes, wissenschaftlich dokumentiert wurden diese Phänomene aber erst –mit der Raumgewinnung der<br />
Psychologie und Psychiatrie im modernen Sinne- mit der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts. Nekrophilie<br />
wird in der Fachliteratur in zwei Gebiete geteilt: 1. sexuelle Nekrophilie und 2. asexuelle Nekrophilie.<br />
Da im ersten Fall das Berühren eines Leichnams (oft auch geschlechtliche/ sexuelle Handlungen), im zweiten<br />
Fall jedoch das Zerteilen ev. auch „Quälen“ <strong>des</strong> Leichnams an erster Stelle steht, so erscheint mir dies eine<br />
vom Vampirismus deutlich zu unterscheidende Perversion zu sein, da beim letztgenannten das Blut <strong>des</strong> Opfers<br />
und sein Ermorden, um zu diesem zu gelangen, im Vordergrund steht (obwohl natürlich die Erkrankungen<br />
Ähnlichkeiten aufweisen und auch von Medizinern gemeinsam in ihren Werken angeführt werden). Deshalb<br />
wird darauf verzichtet, berühmte Personen ihrer Zeit, die offen (!) nekrophil veranlagt waren (und dies ohne<br />
ihrer Reputation zu schaden), bspw. Clovis Trouille oder Francois Bertrand, genauer anzuführen oder von<br />
Kriminalfällen wie der trotzdem als „Vampir von Muy“ bekannt gewordene Victor Ardisson, der bzgl.<br />
Nekrophilie als eines der best dokumentierten Fälle gilt, ausführlich zu berichten. Während einige der „Täter“<br />
anfangs auch lebende Tiere hinrichteten, um sich an der Zerstückelung <strong>des</strong> Leichnams zu erregen, so meinte<br />
der debile, beinahe kindlich aussehende Ardisson immer voller Überzeugung, dass man keinem Lebewesen<br />
Leid oder Qualen zufügen dürfte. Auf Grund der Komplexität dieses Themas wird auf weiteres, die<br />
Nekrophilie und ihre „Spielarten“ betreffend, verzichtet.<br />
Weiterführende- im Text nicht angeführte- Literatur:<br />
Volta, Ornella: Le vampir, o.O., o.J.<br />
von Hentig, Hans: Der nekrotope Mensch, Stuttgart 1964.<br />
Fromm, Erich: <strong>Die</strong> Zerstörung, o.O., o.J.<br />
Epaulard, Alexis dr.: Vampirismus, Nekrophilie, Nekrosadismus und Nekrophagie, Frankreich 1901.<br />
Belletrud, Michel et Mercier, Edmond: Anhang zur Erforschung der Nekrophilie. Der Fall Ardisson, o.O.,<br />
1906.<br />
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