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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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Der „Nachtzehrer“ oder „Nachzehrer“ <strong>des</strong> Mittelalters <strong>des</strong> deutschen Sprachraumes,<br />

gehört ebenso zu der angeführten Gruppe, der als lebender Toter aus dem Grabe<br />

zurückkehrte und den Lebenden das Blut aussaugte.<br />

Dazu das Handwörterbuch <strong>des</strong> Deutschen Aberglaubens aus dem Jahr 1934:<br />

, „Da nach primitiver Anschauung Leben auch Blut ist, kann die Vorstellung entstehen, der Tote<br />

sauge den Lebenden das Blut aus, indem er leibhaftig zurückkehrt und sich auf die Schlafenden<br />

legt.“´9<br />

<strong>Die</strong>se zurückgekehrten Gestalten kamen in der Nacht ebenso zum Schlafenden und<br />

setzten sich auf <strong>des</strong>sen Brustkorb, nahmen ihm die Luft zum Atmen, zehrten an seiner<br />

Lebensenergie und oft töteten sie ihn dabei sogar.<br />

Bei den Csángó- Ungarn 10 , bei denen auf Grund der abgeschiedenen Lebensweise, die<br />

alten archaischen Sitten ihrer Ahnen noch wach gehalten und sich nur teilweise mit den<br />

katholischen Bräuchen vermischten, wird noch heute der Türstock am Tag <strong>des</strong> St.<br />

Andreas mit Knoblauch eingeschmiert bzw. ein Kreuz gemalt, um damit die Herde vor<br />

den Wölfen zu schützen (welche Wirkung Knoblauch auf die Wölfe haben soll, ist<br />

unbekannt)- unweigerlich denkt man an die Gestalt <strong>des</strong> Werwolfes, welcher von der<br />

Stube ferngehalten werden soll. Genauso verhält es sich mit den Neugeborenen, die mit<br />

einer Knoblauchmarkierung vor dem „lidérc“, also dem Alp geschützt werden sollen. 11<br />

9 aus: Handwörterbuch <strong>des</strong> Deutschen Aberglaubens in PM History. Magazin <strong>des</strong> Wissens. 4/2000 [S. 15]<br />

10 Bei den Csángó-Ungarn handelt es sich um eine alt-ungarische Volksgruppe, deren Ursprung ebenso<br />

ungewiss ist. Auffallend ist, dass sie zu jedem Zeitpunkt außerhalb der Grenzen <strong>des</strong> <strong>ungarischen</strong> Königreiches<br />

lebten und zwar an der Ostseite der östlichen Karpaten, die die Grenze <strong>des</strong> ungar. Königreiches Richtung Osten<br />

bildete (heute Teil Rumäniens, ung. moldva). Im Laufe der Geschichte wurden die Csángó mit verschiedenen<br />

Einwanderungswellen (bspw. eine Gruppe Szekler (zu Szekler: s. Kapitel „Bram Stokers Dracula/ <strong>Die</strong><br />

ungarische Bewandtnis und die Frage der Nationalität“) aufgefrischt. Heute leben, da sie im Gegensatz zu der<br />

rumänischen Bevölkerung katholisch sind, ca. 300.000 Personen, die ungar. Abstammung sind (auf Grund <strong>des</strong><br />

Unterschie<strong>des</strong> der Konfessionalität ist die Abstammung recht einfach nachvollziehbar). Von diesen sprechen<br />

etwa 60.000-80.000 Menschen noch ihre alte ungarische Muttersprache, deren Form und Archaik im selben<br />

Verhältnis zu der heutigen modernen <strong>ungarischen</strong> Sprache steht, wie- um ein nachvollziehbares Beispiel zu<br />

bringen- das Shakespeare-Englisch im Vergleich zum modernen Englisch. Neben ihrer Sprache erhielten sie<br />

auch die alten Sitten, die sich auf Grund ihrer auch heute immens starken Religiosität, mit den alten<br />

katholischen Bräuchen vermischten. So finden sich zusammen mit einem (römisch-katholischem) christlichem<br />

Begräbnis auch seltsame Elemente, wie das Zusammenbinden der Füße von Toten bei der Aufbahrung, das<br />

Abdecken <strong>des</strong> Spiegels, das spezielle Wegschütten <strong>des</strong> Wassers mit dem der Tote gewaschen wird etc. (alle<br />

aufgezählten Bräuche dienen dazu, eine Rückkehr <strong>des</strong> Toten zu verhindern.<br />

11 vgl. Halász, Péter: A moldvai csángó magyarok hiedelmei. General Press Kiadó, Budapest o.J.<br />

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