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Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu

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(analog zum griechischen Weidegott Pan). Weiters galt er als Beschützer der Herden<br />

(auch als Lupercus, Wolfsabwehrer) und der das Vieh fruchtbar machte (daher auch<br />

Inuus, Bespringer genannt). Sein Aufenthaltsgebiet waren die Wälder, wo er die<br />

Wanderer erschreckte; <strong>des</strong> nächtens schlich er aber auch in die Häuser um dort die<br />

schlafenden Menschen mit Angstträumen und die Träumer mit schreckhaften<br />

Erscheinungen zu ängstigen. Daher wurde er auch Incubus oder Alp genannt.<br />

Der Alp, der selbst eine große Anzahl von Namen besitzt (Alpdrücken, Drula, Mahr,<br />

Incubus), erscheint eher spät im Mittelalter <strong>des</strong> deutschen Sprach- und Kulturraumes (in<br />

der <strong>ungarischen</strong> Sagenwelt handelt es sich in exakter Analogie um den „lidérc“/<br />

„lidércnyomás“), und ist ein Art beängstigter Traumzustand (=Alptraum), der die<br />

Menschen beim Einschlafen oder kurz vor dem Aufwachen befällt. Der Träumende hat<br />

die Empfindung, als ob eine Last, ein Gespenst oder Tier auf ihm sitzen würde. Beim<br />

Aufwachen fühlt er sich ausgelaugt und hat <strong>des</strong> Öfteren heftiges Herzklopfen. Der Alp<br />

wurde zu den schwarzen Berggeistern, Zwergen und Nachtelfen gezählt und dann etwas<br />

später auch mit dem Teufel identifiziert: Redewendungen, wie „Dich hat der Teufel<br />

(oder Mahr) geritten“, gehen darauf zurück. Auch wickelt der Alp die Mähne der Pferde<br />

oder das Haar <strong>des</strong> Menschen zu Knoten; daher Alpzopf, Drulenzopf, Wichtelzopf. Auch<br />

im Frankreich <strong>des</strong> 13. und 14. Jahrhunderts war der Alp bekannt und durch die<br />

Universität Sorbonne im Jahr 1318 sogar wissenschaftlich bestätigt. Dort unterschied<br />

man zwischen einem männlichem (un incube = Incubus) und einem weiblichen Typus<br />

(une succube = Succubus); vor allem die Letztere war auf die Verführung von jungen<br />

Männern und Jungfrauen spezialisiert.<br />

Das Wort „Alp“ selbst (von Alb) hat germanische <strong>Wurzeln</strong>; bereits in den isländischen<br />

Heldenliedern der Edda erscheint die Rolle <strong>des</strong> Alb (quasi eine Art Elf (deren Aussehen<br />

allerdings nicht mit den Elfen der modernen Fantasy-Literatur übereinstimmt); vgl. in<br />

der Edda das „Wölundlied“).<br />

Auch die Opfer der Vampirepidemien in Österreich und Ungarn zu Zeiten Maria<br />

Theresias, klagten nach ihren Erkrankungen über ähnliche „alp-hafte“ Symptome. Nur<br />

war es dort –anstatt eines Tieres oder Geistes- ein kürzlich Verstorbener, der sich<br />

nächtens auf sie gesetzt und ihnen die Luft zum Atmen genommen hatte.<br />

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