Die ungarischen Wurzeln des Nosferatu
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<strong>Die</strong> Vorgänger der Lamien soll das sogenannte Lamm gewesen sein, der im<br />
griechischen Volksglauben ein Gespenst war, mit dem man Kinder schreckte. <strong>Die</strong>s war<br />
darauf zurückzuführen, dass Lamm eine schöne Tochter Poseidons oder <strong>des</strong> Velos und<br />
Lybia, Mutter der Skylla 7 , und spätere Königin Lybiens gewesen sei. Göttervater Zeusfür<br />
seine Vorliebe für das weibliche Geschlecht hinlänglich bekannt- liebte auch sie;<br />
<strong>des</strong>halb wurde Lamm allen ihren Kindern durch Hera aus Rache beraubt. Ausgelöst<br />
durch den dadurch entstandenen Schmerz und Neid, nahm sie dafür anderen Müttern<br />
ihre Kinder (der Wesenszug von Lamm, die Bestrafung und die Rache, entsprechen<br />
vollkommen der im folgenden Unterkapitel behandelten Lilith).<br />
Bei den Völkern <strong>des</strong> nahen Ostens war hingegen der „Goul“ (Gúl) gefürchtet. In den<br />
Märchen der Tausend und einer Nacht, handelt es sich bei diesen, um nekrophage<br />
Wesen beiderlei Geschlechts (die weiblichen waren gefährliche Verführer) 8 , die in<br />
Ruinen hausten und auf einsame Wanderer warteten, um sie zu sich zu locken und<br />
aufzufressen (wenn kein Wanderer sich zu ihnen verirrte, dann plünderten sie Friedhöfe<br />
und nährten sich von den Toten).<br />
Ähnlich verhalten sich die vor der Hochzeit verstorbenen Bräute im alten Griechenland.<br />
Sie erscheinen jungen Burschen und verlocken sie zu endlosem Tanz, bis diese tot<br />
zusammenbrechen. Philostratus und Phlegon von Tralles behandelten diesen Stoff,<br />
genauso wie später Byron; Goethe bezieht sich in seiner „Braut von Korinth“ auf<br />
Phlegon (näheres siehe Kapitel „Der Vampir als Muse der schönen Künste“).<br />
Der altitalienische Faunus gehört ebenfalls zu dieser merkwürdigen Familie der<br />
mythologischen Wesen. Er bildet auch gleichzeitig einen Übergang von der Antike in<br />
das Mittelalter. Faunus galt als Gottheit und Sohn <strong>des</strong> Mars (einigen Quellen zu Folge,<br />
Sohn von Merkur), Enkel <strong>des</strong> Saturnus, durch die Nymphe Marica, Vater <strong>des</strong> Latinus.<br />
Herkules soll ihn –da Faunus ihn Mercurius opfern wollte- bei seiner Ankunft in Italien<br />
getötet haben. Bei den Römern selbst galt er als Gott der Berge, Fluren und Weiden<br />
7 Skylla: ein Menschen verschlingen<strong>des</strong> Ungeheuer in einer Höhle ggü. der Charybdis (= ein gefährlicher<br />
Meeresstrudel, später mit der Meerenge von Messina identifiziert)<br />
8 Sollte also das Bild <strong>des</strong> „Vamp“, abgeleitet von der englischen weiblichen Form „Vampress“ (weibliche<br />
Vampire gelten als besonders erotisch- eine eigene Form der Nekrophilie?), ihren Ursprung in den<br />
orientalischen Märchen haben?<br />
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