26.10.2012 Aufrufe

Marc Piollet Siegbert Micheel Kiril Manolov

Marc Piollet Siegbert Micheel Kiril Manolov

Marc Piollet Siegbert Micheel Kiril Manolov

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Europa liegt am Rhein<br />

6<br />

... zumindest vom 14. bis 24. Juni! In Wiesbaden und Mainz nimmt die Theaterbiennale NEUE STÜCKE<br />

AUS EUROPA die Bühnen in Beschlag. 26 Gastspiele aus 25 Ländern laden Sie ein zu Geschichten über<br />

Leben und Tod, Träume und Traumata, visionäre Pläne und Fallstricke des Alltags. Doch damit nicht<br />

genug. Was darüber hinaus das Rahmenprogramm bereit hält, lesen Sie auf den nächsten Seiten.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Eine Auswahl:<br />

Foto: Nesrin Kadioglu Foto: Armin Smailovic<br />

Foto: Vera Rodman<br />

Türkei<br />

SÛRNAME 2010.<br />

EIN FEST FÜR SÜHENDAN<br />

von Yiğit Sertdemir<br />

Mo 18.6., 19.30 Uhr<br />

Großes Haus Wiesbaden<br />

Über der Lektüre antiquarischer<br />

Bücher ihres verstorbenen Mannes<br />

taucht eine alte Dame blätternd<br />

und träumend in vergangene Tage<br />

und große Feste Istanbuls ein.<br />

Realität und Traum, Vergangenheit<br />

und Gegenwart verwirren sich zu<br />

einem mitreißenden Theaterfest:<br />

20 Schauspieler und zahlreiche überlebensgroße<br />

Puppen laden ein zu<br />

einer turbulenten, politischen Revue,<br />

zum virtuosen „Clash of Culture and<br />

Time“ zwischen historischem Volksfest<br />

und aktuellem Großstadtgewühl.<br />

Autor Yiğit Sertdemir, aufgewachsen<br />

im beschaulichen Izmir, war der lauten,<br />

hektischen Metropole Istanbul<br />

zunächst kritisch begegnet. Sûrname<br />

2010 ist sein Versöhnungsangebot,<br />

seine Liebeserklärung an diese traditionsreiche<br />

und vor Lebendigkeit<br />

pulsierende, angesagte Stadt.<br />

„Plötzlich war ich groß. Ich musste<br />

nach Istanbul umziehen. Ich fühlte<br />

mich, als ob ich mich verloren hätte.<br />

Ich war alleine. Ich konnte nichts<br />

begreifen, nichts verstehen. Alles war<br />

überfüllt. Niemand nahm den anderen<br />

wahr. Die İstiklal Caddesi war<br />

wie eine Geisterparade. Ich mochte<br />

die Stadt nicht. Ich dachte, Istanbul<br />

müsste sich schämen… Dieses Stück<br />

ist eine Entschuldigung. Eine Erinnerung.<br />

Eine Gelegenheit, sich zu<br />

versöhnen. Mit einem Istanbul, das<br />

wir nicht gesehen haben, auf das wir<br />

nicht acht gegeben haben… (…) Es ist<br />

unser Traum, deine Wirklichkeit. /<br />

Beginne dein Fest!“<br />

Yiğit Sertdemir<br />

Österreich<br />

IMMER NOCH STURM<br />

von Peter Handke<br />

Mi 20.6., 19.30 Uhr<br />

Großes Haus Wiesbaden<br />

In der Geschichte einer versprengten<br />

Familie spiegelt Handke die kollektive<br />

Historie eines zerrissenen Volkes<br />

wider, die der Slowenen in Österreich.<br />

Erinnernd ruft der Erzähler seine Vorfahren<br />

herbei und beschreibt dieses<br />

Szenario wie ein altes schwarz-weiß<br />

Foto, in das er sich selbst hinein retuschiert<br />

und das nach und nach zum<br />

Leben erwacht. Erlebtes, Erinnertes<br />

und Fiktives vermischen sich. (...) Das<br />

Ich, die träumende und erzählende<br />

Hauptfigur, sieht sich als Kind heranwachsen.<br />

Er trifft auf unterschiedliche<br />

Generationen, aus deren Erlebnissen<br />

sich die Familiengeschichte zusammensetzt,<br />

die aber eben auch für<br />

die kollektiven Erfahrungen, Werte,<br />

Mentalitäten und Vorurteile verschiedener<br />

Epochen stehen. Beate Heine,<br />

Originalbeitrag für das Programmheft des Thalia<br />

Theater Hamburg<br />

„Schicht für Schicht tragen die Schauspieler<br />

verfälschte, schöngeredete,<br />

verdrehte Erinnerungen ab, arrangieren<br />

sich mit dem, was darunter zum<br />

Vorschein kommt, nur um festzustellen:<br />

Auch das ist nur ein Teil der Wahrheit,<br />

ja: Wahrheit ist immer nur das,<br />

was eine konkrete Person aus dem<br />

macht, was sie erlebt. (…) Wo also ist<br />

die Wahrheit? Vielleicht darin, dass<br />

man sich im Verlauf eines Stückes wie<br />

diesem genau dessen bewusst wird:<br />

Wie brüchig Erinnerungen, Ansichten,<br />

am Ende sogar Geschichtsbücher<br />

sind. Wie sehr das, was passiert, nur<br />

deswegen passiert, weil sich Menschen<br />

für oder gegen etwas entscheiden.<br />

Und wie selten das, was passiert,<br />

sich in den einfachen Kategorien von<br />

Gut und Böse fassen lässt.“<br />

Hans-Juergen Fink, Hamburger Abendblatt<br />

Russland<br />

CIRCO AMBULANTE<br />

von Andrej Mogutschij<br />

und Maxim Isajew<br />

Mo 18.6., 19 Uhr<br />

Großes Haus Mainz<br />

Der Oberkonduktor, ein tyrannischer<br />

Herrscher, regiert über eine kleine,<br />

verregnete Vulkaninsel. Der Alltag<br />

wird dominiert von einer Fleischverarbeitungsfabrik,<br />

deren Hauptziel<br />

die Gewinnung eines Elixiers aus<br />

Stierhoden ist, das ewige Jugend<br />

verspricht. Wer das nötige Geld aufbringen<br />

konnte, hat die Insel längst<br />

verlassen. Die beiden alten Leute<br />

Maria und Anton jedoch müssen<br />

den bedrohlichen Alltag durchleben,<br />

und es ist vor allem ihre Liebe<br />

zueinander, die ihnen dazu die nötige<br />

Kraft verleiht. Ihre Geschichte ist<br />

außergewöhnlich und voller Umwege<br />

und Abenteuer. Um Arbeitsplätze zu<br />

schaffen und Touristen anzuziehen,<br />

beschließt der Oberkonduktor, einen<br />

Zirkus zu gründen. Die Insel soll zum<br />

Weltzentrum der Clownerie werden.<br />

Andrej Mogutschij und Maxim Isajew<br />

haben auf der Bühne eine moderne<br />

„Don Qujote“-Welt erschaffen, in der<br />

surreale Fantasien und reale Fakten<br />

verschwimmen.<br />

„Mit Quijotismus habe ich mich<br />

schon häufiger beschäftigt, für mich<br />

ist dieses Thema unerschöpflich. Was<br />

ist es? Eine Krankheit? Eine Form<br />

von Irrsinn? Oder ein essentielles<br />

Bedürfnis der Seele? Was treibt einen<br />

Menschen, Dinge zu tun, die von<br />

einem vernünftigen Standpunkt aus<br />

betrachtet verrückt sind? Für mich ist<br />

es ein Beispiel für das Aufeinanderprallen<br />

von Individuum und Gesellschaft.<br />

Ein Einzelner ist imstande, die<br />

Massen zu entflammen und sie dazu<br />

zu bringen, ihm zu folgen. Ist das gut<br />

oder schlecht? Ich weiß es nicht …“<br />

Andrej Mogutschij<br />

Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • Juni 2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!