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20 08 HB - USKA

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Thema<br />

Notfunk durch Radioamateure in der Schweiz<br />

Wenn der Mobilfunk ausfällt<br />

Stefan Rott, <strong>HB</strong>9NBA, arbeitet<br />

in einer Firma für Sicherheitstechnik.<br />

Stefan Streif, <strong>HB</strong>9TTQ, ist Einsatzdisponent<br />

bei Schutz und<br />

Rettung Stadt Zürich.<br />

Notfunk, der Einsatz des Amateurfunks<br />

für Verbindungen in Notund<br />

Katastrophenlagen, war bis<br />

vor kurzem in der Schweiz kein<br />

zentrales Thema. Das hat sich in<br />

letzter Zeit geändert.<br />

Die Sektion Zug der <strong>USKA</strong> hat<br />

mit dem Kanton eine Leistungsvereinbarung<br />

über den<br />

Notfunk abgeschlossen, und die <strong>20</strong>06<br />

gegründete Interessengemeinschaft<br />

(IG) Notfunk will gesamtschweizerisch<br />

unter den Radioamateuren den Funken<br />

zünden für das Engagement in diesem<br />

Bereich. Ein Gespräch mit Stefan Streif,<br />

<strong>HB</strong>9TTQ, Birmensdorf ZH und Stefan<br />

Rott, <strong>HB</strong>9NBA, Basel, den Initianten<br />

der IG Notfunk.<br />

Die Schweiz hat eine sehr<br />

hoch entwickelte und gut<br />

ausgebaute Kommunikationsinfrastruktur.<br />

Gibt es<br />

da überhaupt eine Notwendigkeit<br />

für Notfunk durch<br />

Amateure?<br />

Stefan Streif, <strong>HB</strong>9TTQ:<br />

In Krisensituationen basiert<br />

die Kommunikation<br />

sehr stark auf den GSM-<br />

Mobilfunknetzen, die aber<br />

unter dem grossen Ansturm<br />

sehr rasch an ihre<br />

Kapazitätsgrenzen kommen.<br />

Wenn man weiss,<br />

dass ein grösserer Bedarf<br />

an Verbindungen besteht,<br />

kann man Mobilfunksysteme<br />

– und das machen<br />

Anbieter zum Beispiel<br />

während der Street Parade<br />

in Zürich – örtlich und<br />

temporär hochrüsten. Aber<br />

bei unvorhergesehenen Ereignissen,<br />

wenn plötzlich<br />

alle telefonieren wollen, ist<br />

sehr bald Schluss. Zudem<br />

können Telefonzentralen<br />

ausfallen, etwa durch Überschwemmungen,<br />

Feuer<br />

oder weil die Stromversorgung<br />

zusammengebrochen<br />

ist. Schliesslich muss man<br />

sich bewusst sein, dass auf<br />

dem Festnetz maximal 12<br />

Prozent der Abonnenten<br />

Mobilfunk kommt in Krisensituationen<br />

rasch an Grenzen.<br />

gleichzeitig telefonieren können. Sind<br />

es mehr, macht das Netz nicht mehr<br />

mit.<br />

Stefan Rott, <strong>HB</strong>9NBA: Nehmen wir<br />

das Beispiel Engelberg. Als das Hochwasser<br />

<strong>20</strong>05 Teile der Kantonsstrasse<br />

und des Bahntrassees wegriss und das<br />

Tal abgeschnitten war, waren die Mobilfunksysteme<br />

innerhalb kürzester Zeit<br />

überlastet.<br />

Oder beim Brand in Schweizerhalle<br />

1987, als es noch keinen GSM-Mobilfunk<br />

gab, war das Festnetz während<br />

Stunden überlastet. Die Einsatzkräfte<br />

mussten Meldeläufer einsetzen. Was<br />

im Normalfall sehr gut funktioniert,<br />

kommt bei ausserordentlichen Ereignissen<br />

sehr rasch an Grenzen.<br />

Notfunk durch Radioamateure würde<br />

ja vor allem die Kommunikation der<br />

Behörden und der Wehr- und Rettungsdienste<br />

unterstützen. Diese Funknetze<br />

sind ja technisch in der Regel auf einem<br />

sehr hohen Niveau.<br />

<strong>HB</strong>9TTQ: Da gibt es grosse Unterschiede.<br />

Es gibt Polizeifunknetze, die<br />

sehr gut ausgebaut sind und es gibt<br />

grössere Rettungsdienste, die über eigene<br />

Funknetze verfügen. Wir haben<br />

aber daneben gesamtschweizerisch<br />

zwei offizielle Funkkanäle für den Rettungsdienst,<br />

und über diese Kanäle<br />

müssen sämtliche Gespräche der Rettungsdienste<br />

abgewickelt werden.<br />

<strong>HB</strong>9NBA: Wenn bei einem grossen<br />

Feuerwehreinsatz mehrere Korps beteiligt<br />

sind, kann es auf den zugewiesenen<br />

Funkkanälen bereits zu Kapazitätsproblemen<br />

kommt.<br />

<strong>HB</strong>9TTQ: Und auch das beste Funknetz<br />

ist am Ende, wenn die Stromversorgung<br />

ausfällt. Das ist gerade bei<br />

Hochwasser ein durchaus realistisches<br />

Szenario.<br />

Welchen Beitrag kann denn Notfunk<br />

durch Radioamateure in solchen Situationen<br />

leisten?<br />

<strong>HB</strong>9NBA: Amateurfunk kann die Kommunikationsmittel<br />

der Blaulichtdienste<br />

nicht ersetzen, aber - wenn die Notwendigkeit<br />

dazu besteht - ergänzen<br />

und unterstützen. Amateurfunk kann<br />

auch Funknetze der öffentlichen Dienste<br />

entlasten. Ich erwähne nochmals<br />

das Beispiel Engelberg. Amateurfunker<br />

hätten für die dort eingeschlossenen<br />

Touristen kurze Meldungen vermitteln<br />

können an ihre Angehörigen, dass sie<br />

wohlauf seien. Nachrichten über Katastrophen<br />

verbreiten sich heute innert<br />

Minuten um die Welt, und entsteht ein<br />

grosses Bedürfnis zu erfahren, wie es<br />

allenfalls davon betroffenen Angehörigen<br />

geht.<br />

<strong>HB</strong>9TTQ: Notfunk kann auch heissen,<br />

dass man den Wehr- und Rettungsdiensten<br />

einfach zu bedienende<br />

Handfunkgeräte zur Verfügung stellt<br />

und ihnen ermöglicht, ihren Funkverkehr<br />

über bestehende Amateurfunkrelais<br />

abzuwickeln. Das Internationale<br />

Radioreglement sieht ja vor, dass in<br />

Notsituationen zum Schutz von Leib<br />

und Leben und grösseren materiellen<br />

Werten von den Vorschriften abgewichen<br />

werden kann.<br />

Wie ich schätzt Ihr die Bereitschaft der<br />

Radioamateure in der Schweiz ein, sich<br />

im Notfunk zu engagieren?<br />

<strong>HB</strong> Radio 1 - <strong>20</strong><strong>08</strong>

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