zum Interview
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Wir haben Gabriela Holtmann interviewt.<br />
Gabi ist die Betreiberin der Bowlinganlage Bowl’n fun.<br />
Zunächst ein paar persönliche<br />
Daten zu Gabi:<br />
Geburtsdatum : 23.07.1950<br />
Familienstand : geschieden<br />
Beruf : Kauffrau im<br />
Marketingbereich;<br />
Betreiberin der<br />
Bowlinganlage<br />
Bowl’n fun<br />
hb-bowling.de: Gabi, wie hat sich Deine sportliche Laufbahn entwickelt?<br />
Gabi: 1987 habe ich mit dem Bowlingsport begonnen. Drei Jahre lang habe ich nur<br />
so <strong>zum</strong> Spaß gespielt und bin dann in den 1. BBV (1. Bremer Bowlingverein)<br />
eingetreten.<br />
1996 habe ich den C-Trainerschein gemacht und die weibliche Jugend des<br />
1. BBV sehr erfolgreich trainiert. So wurden meine Mädels 1997 und 1998 Deutsche<br />
Meister im Doppel und in der Mannschaft.<br />
Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bahnbetreiberin zu werden?<br />
Ich habe viele Jahre bei einem amerikanischen Konzern gearbeitet (DHL).<br />
Ich war dort verantwortliche Marketingleiterin für Großkunden. Irgendwann war ich<br />
dann am Ende der Karriereleiter angelangt und suchte eine neue Herausforderung.<br />
Zu diesem Zeitpunkt steckte die damalige „Hansa Bowling“ in finanziellen<br />
Schwierigkeiten.<br />
Ich habe mich dann mit Andreas Wienert und Michael Huffnagel zusammengetan<br />
und die Anlage übernommen. Unsere Verantwortungsbereiche waren klar aufgeteilt:<br />
• Andy war aufgrund seiner langjährigen Bowlingerfahrung für alle technischen<br />
Belange (Bahnbeschaffenheit, Maschine etc.) zuständig.<br />
• Michael kümmerte sich um Gastronomie und die Küche.<br />
• Mir selbst oblagen das Marketing und die Finanzen, also der kaufmännische<br />
Bereich.<br />
Welche Neuerungen habt Ihr eingeführt?<br />
Zunächst einmal mussten wir die Bahnen gründlich erneuern und haben das<br />
Ambiente aufgepeppt.<br />
Dann haben wir als erste Bremer Bowlingbahn den Kindergeburtstag und das<br />
Frühstücksbowlen eingeführt. Beides lief und läuft immer noch sehr gut.
Seit dem ich die Bahn alleinverantwortlich leite, habe ich weitere Highlights<br />
eingeführt:<br />
• den „Familientag“ – hier können Familien Sonntag nachmittags zu sehr günstigen<br />
Preisen Bowling spielen.<br />
• das „Single-Bowling“ – es kostet 8 Euro für drei Spiele inkl. Schuhe und findet<br />
jeden Donnerstag abend statt. Natürlich ist dafür gesorgt, dass neben dem<br />
Bowling-Spaß bei diversen Spielen (Moonlight-Bowling, werfen in „Löffelstellung“<br />
und andere Partnerspiele runden das Angebot ab) auch das Kennenlernen nicht<br />
zu kurz kommt. Zum Abschluss gewinnt ein Paar ein „Candle-Light-Dinner“.<br />
Die Resonanz ist groß – wir haben bereits 45 Teilnehmer.<br />
Wie sieht es mit dem Pro-Shop aus?<br />
In der Anfangszeit hat Axel Frehde, den Bowlern bestens bekannt als Bahnbetreiber<br />
der Anlage „Friesland-Bowling“ in Heidmühle, die Bälle bestellt und gebohrt. Der<br />
konnte natürlich immer nur alle zwei Wochen auf Anfrage vorbeikommen.<br />
Zwischenzeitlich hat Heino Außem sich bereit erklärt, im Pro-Shop auszuhelfen.<br />
Letztes Jahr im November habe ich dann in Duisburg einen Bohrlehrgang absolviert<br />
und unterhalte den Pro-Shop seitdem alleine. Zwar gibt es jährliche Messen, auf<br />
denen das neueste Ballmaterial und Zubehör vorgestellt wird, aber man hat doch<br />
immer die gleichen Lieferanten, von denen man sein Equipment bezieht.<br />
Allerdings kommt man nicht umhin, sich regelmäßig weiterzubilden und auf dem<br />
neuesten Stand zu halten.<br />
Mittlerweile ist die Bowlinganlage ja so etwas wie ein Familienbetrieb. Deine<br />
Schwester und Deine Nichte sind ebenfalls eingespannt – war das so geplant?<br />
Nein, das hat sich so nach und nach<br />
ergeben. Meine Schwester Hannelore ist<br />
seit nunmehr acht Jahren bei mir<br />
beschäftigt – sie ist die Seele der<br />
Gastronomie und kümmert sich um die<br />
Bewirtung. Außerdem hilft sie am Counter<br />
aus. Ihre Tochter springt ab und zu als<br />
Kellnerin ein. Überhaupt sind bei mir nur<br />
Aushilfskräfte beschäftigt. Der<br />
Bahnpfleger kommt jeden morgen und<br />
reinigt/ölt die Bahnen – das dauert ca.<br />
einen halben Tag. Die beiden Techniker<br />
wechseln sich im Tagesgeschäft ab, so<br />
dass während des Spielbetriebes immer einer von ihnen zur Verfügung steht.<br />
Ein ganz anderes Thema – wie sieht so ein normaler Tagesablauf bei Dir aus?<br />
Mein Arbeitstag besteht in der Regel aus 12-14 Stunden.<br />
Ab 10:00 Uhr morgens erledige ich die Post und die Einkäufe, kümmere mich um die<br />
Buchhaltung und die Kassenberichte.<br />
Danach steht der Pro-Shop auf dem Programm.<br />
Wochentags beginnt dann um 15:00 Uhr der Spielbetrieb, an Samstagen um 14:00<br />
Uhr und jeden Sonntag schon um 10:00 Uhr.<br />
Je nachdem, wie viel Betrieb herrscht, habe ich dann gegen 22:00 Uhr Feierabend.
Wie würdest Du die Entwicklung der Anlage Bowl’n fun und des Bowlingsports<br />
im Allgemeinen beschreiben?<br />
Im Großen und Ganzen ist alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe.<br />
Sicherlich sind auch wir von der Konjunkturflaute betroffen, und es gibt Einbußen.<br />
Was mir nicht gefällt ist, dass Bowling immer noch als „Randsportgruppe“ abgetan<br />
wird. Denn Gott sei Dank haben wir mittlerweile das Image des „Kneipensports“<br />
ablegen können und uns als Leistungssportler etabliert.<br />
Das Problem ist nach wie vor, dass Bowling keine Lobby in den Medien besitzt und<br />
dadurch kaum in der Öffentlichkeit präsent ist.<br />
Nicht zuletzt ist zu beobachten, dass die wenigsten Betriebssportler in<br />
Bowlingvereinen, der DBU oder dem DBV, organisiert sind. Jede Organisation fühlt<br />
sich zudem nur für „seine“ Mitglieder zuständig, und so werden diese Organisationen<br />
wohl leider auch in Zukunft weiterhin aneinander vorbei reden, anstelle gemeinsam<br />
den Bowlingsport zu stärken.<br />
Und welchen Beitrag leistest Du zur Stärkung des Bowlingsports?<br />
Ich veranstalte beispielsweise jedes Jahr kurz vor dem 6-Tage-Rennen eine Feier für<br />
40 bis 50 Sportjournalisten auf der Bowlinganlage. Als Gegenleistung erhalte ich<br />
<strong>zum</strong>eist Eintrittskarten für das 6-Tage-Rennen, die dann bei Turnieren oder<br />
Wettkämpfen verlost werden.<br />
Sicherlich wäre auch der eine oder andere dieser Journalisten bereit, einen Artikel<br />
über unseren Sport zu veröffentlichen – es müsste sich nur Jemand aus den<br />
Vereinen bereit erklären, Informationen und Hintergründe zusammenzutragen und<br />
entsprechend weiterzuleiten.<br />
Ein weiteres Problem sind natürlich die Kosten für eine Fernsehübertragung, die kein<br />
Veranstalter tragen will. Ich habe z.B. für die Übertragung des Finales der Nord-<br />
West-Tour seinerzeit 20.000 DM bezahlen müssen. Wer kann und will das schon?<br />
Vielen Dank, Gabi, für Deine<br />
Zeit und die interessanten<br />
Insiderinformationen.<br />
Übrigens haben wir im Internet<br />
eine Umfrage gestartet, welche<br />
Bowlinganlage bei den<br />
Spielerinnen und Spielern den<br />
höchsten Wohlfühlfaktor hat –<br />
im Augenblick liegt Bowl’n fun<br />
mit Abstand vorne!<br />
Vielleicht gibt dies Dir die<br />
Genugtuung, dass Deine<br />
Bemühungen Früchte getragen<br />
haben, und bestärkt Dich darin,<br />
so engagiert weiter<strong>zum</strong>achen.<br />
Das <strong>Interview</strong> führten Sven Haumersen und Monika Weickert.