CeraNews 1/2013 DE
Das Magazin für Orthopäden
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Interview (Fortsetzung)<br />
nisation ist die Entwicklung eines Mechanismus<br />
zur Überbrückung der Kluft zwischen orthopädischen<br />
Chirurgen und der orthopädischen Industrie.<br />
Die WOA wird als Plattform für Chirurgen und<br />
Medizintechnikunternehmen zur Verbesserung<br />
der orthopädischen Leistungen dienen. Die Aufgabe<br />
der WOA besteht in der Zusammenarbeit mit<br />
Regierungsbehörden, Medizintechnikunternehmen,<br />
Chirurgen und Kliniken, um eine innovative, umfassende<br />
und kosteneffektive Denkweise zu schaffen,<br />
die auf die jeweilige lokale Kultur abgestimmt ist.<br />
Sie strebt zudem die Förderung der medizinischen<br />
Fortbildung, der klinischen Praxis sowie der Produktforschung<br />
und -entwicklung an.<br />
Was sind Ihrer Erfahrung nach in der Orthopädie<br />
und Endoprothetik die Hauptunterschiede zwischen<br />
China und den westlichen Ländern?<br />
Orthopädie in China – Fakten und Zahlen<br />
Als Schwellenland mit einer sehr großen Bevölkerung<br />
bedeuten muskuloskelettale Erkrankungen<br />
eine sehr große Belastung für uns. Zudem haben wir<br />
noch einen sehr langen Weg vor uns, um hinsichtlich<br />
der jüngsten Entwicklungen in der Orthopädie<br />
aufzuholen. Obwohl bereits mehr als 30 Jahre vergangen<br />
sind, seit die Endoprothetik ihren Einzug in<br />
China gehalten hat, hinken wir im Hinblick auf die<br />
Leitlinien, wissenschaftliche Evidenz und ähnliche<br />
Themen den Industrieländern hinterher. Dies hat zu<br />
einer großen Vielfalt geführt und in der klinischen<br />
Praxis sogar eine gewisse Verwirrung zur Folge<br />
gehabt. Diese Umstände haben zu erhöhten Versagensraten<br />
und entsprechend hohen Revisionsraten<br />
in der Endo prothetik geführt. Statt die Schmerzen<br />
der Patienten zu lindern, hat dies für die Patienten<br />
zusätzliches Leid bedeutet, ganz zu schweigen von<br />
der Verschwendung medizinischer Ressourcen und<br />
einer Erhöhung der medizinischen Kosten.<br />
Wie sehen die Pläne der COA aus?<br />
Wir wollen uns derzeit auf 4 Aufgaben konzentrieren.<br />
Die erste ist die Perfektionierung des chinesischen<br />
Endoprothesenregisters. Zweitens werden wir<br />
ein System zur Zertifizierung von Kliniken im Bereich<br />
Endoprothetik schaffen. Die dritte Aufgabe besteht<br />
in der Standardisierung der Leitlinien für endoprothetische<br />
Eingriffe. Und nicht zuletzt beschleunigen<br />
wir die Forschung und Entwicklung von in China<br />
hergestellten Implantaten.<br />
Sie haben das chinesische Zertifizierungs- und Endoprothesenregistersystem<br />
erwähnt. Wie hat sich<br />
gemäß Ihrer langjährigen Erfahrung die Endoprothetik<br />
in China in den letzten Jahrzehnten entwickelt<br />
und was erwarten Sie für die Zukunft?<br />
Die Unterschiede in der medizinischen Versorgung<br />
innerhalb Chinas sind riesig. Um die im Rahmen der<br />
Überwachung der Endoprothetik beobachteten Probleme<br />
anzugehen, hat sich die COA an die Regierung<br />
gewandt, um das chinesische Endoprothesenregister<br />
zur Regulierung endoprothetischer Eingriffe<br />
zu schaffen. Dies hat es den Operateuren erlaubt,<br />
landesweite, epidemiologische Daten zu erhalten<br />
und so das Gesamtniveau der medizi nischen Versorgung<br />
in der chinesischen Orthopädie zu verbessern.<br />
<strong>CeraNews</strong> 1 / <strong>2013</strong><br />
COA-Statistiken zufolge leiden 3 % der mehr als 1,3 Milliarden Menschen<br />
in China unter Arthrose, und diese Zahl wird angesichts der<br />
rasch alternden Bevölkerung stetig steigen. Schätzungen zufolge<br />
wird die Anzahl der Menschen ab 60 Jahre im Jahr 2020 243 Millionen<br />
erreichen und dann 18 % der Bevölkerung des Landes ausmachen.<br />
Nach den Daten der International Osteoporosis Foundation<br />
leiden 69,4 Millionen Chinesen über 50 Jahre unter Osteoporose, die<br />
687.000 Hüftfrakturen im Jahr verursacht. Die Kosten für die Behandlung<br />
von Hüftfrakturen werden 2020 voraussichtlich 12,5 Milliarden<br />
USD überschreiten und bis 2050 auf die enorme Summe von 264,7<br />
Milliarden USD ansteigen.<br />
Seit 1980 hat die Endoprothetik in China rasche Fortschritte gemacht.<br />
Die Anzahl der jährlich durchgeführten Eingriffe stieg konservativen<br />
Schätzungen zufolge von sehr wenigen Fällen auf 250.000 im Jahr<br />
2012 an. Es gibt keine Anzeichen für eine Umkehrung dieses Trends,<br />
und die Wachstumsrate wird in der nahen Zukunft voraussichtlich auf<br />
etwa 20 % pro Jahr steigen. Die Anzahl der endoprothetischen Eingriffe<br />
in der Orthopädischen Klinik 301 beträgt rund 2.500 pro Jahr,<br />
und der Anteil der BIOLOX ® delta-Keramik an der Hüftendoprothetik<br />
beträgt etwa 75 %.<br />
2012 wurde zur Verbesserung der Patientenversorgung<br />
unser Versorgungsmanagementsystem für<br />
Hüft- und Knieendoprothetik formell eingeführt.<br />
Das Endoprothesenregister wurde offiziell unter<br />
der Führung des COA-Endoprothesenregisterausschusses<br />
eingeführt. 27 große Kliniken wenden das<br />
Register bereits an, und dieses Jahr wird es für die<br />
qualifizierten Kliniken zur Pflicht. Zertifizierungssysteme<br />
bilden die Grundlage der modernen Standardisierung<br />
in der Chirurgie.<br />
Fast alle großen ausländischen Hersteller sind<br />
bereits mit ihrer modernsten Technologie und ihren<br />
neuesten Spitzenprodukten in China präsent. Ein<br />
Beispiel hierfür ist die BIOLOX ® delta-Keramik. Andererseits<br />
beginnen in China ansässige Unternehmen<br />
auf ihre Fähigkeit und ihren Wunsch aufmerksam<br />
zu machen, eine wichtigere Rolle bei der Entwicklung<br />
dieses Bereichs zu übernehmen. Wir freuen<br />
uns sehr, dass immer mehr chinesische Operateure,<br />
die bereits zahllose, oft sehr komplizierte endoprothetische<br />
Eingriffe durchgeführt haben, Grund-<br />
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