CeraNews 1/2013 DE
Das Magazin für Orthopäden
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Tribologie (Fortsetzung)<br />
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<strong>CeraNews</strong> 1 / <strong>2013</strong><br />
Abb. 1: Typischer Schaftkonus aus der<br />
Keramik-Kugelkopf-Kohorte mit leichter<br />
Reibungsspur und Korrosion (mittlerer<br />
Punktwert = 2)<br />
Abb. 2: Typischer Schaftkonus aus der CoCr-<br />
Kugelkopf-Kohorte mit mäßiger Reibungsspur<br />
und Korrosion (mittlerer Punktwert = 3)<br />
Osteolyse und der aseptischen Locke rung aufgrund<br />
von Polyethylenabrieb verdrängt, das die Fachtagungen<br />
und die Literatur in den 1990ern dominierte.<br />
2004 veröffentlichten Hallab und Kollegen von<br />
der Rush University (Chicago) eine In-vitro-Studie,<br />
die ausdrücklich die Konuskorrosion bei Keramik-<br />
Kugelköpfen mit Kugelköpfen aus einer Kobalt-<br />
Chrom-Legierung verglich. 13 Die Autoren gingen<br />
von der Theorie aus, dass die Reibung zwischen<br />
einem Keramik-Kugelkopf und einem Metallschaft<br />
größer sein müsste, und stellten die Hypothese auf,<br />
dass Systeme mit einem Keramik-Kugelkopf mehr<br />
Partikel freisetzen als mit einem Metall-Kugelkopf.<br />
Um ihre Hypothese zu überprüfen, verwendeten sie<br />
CoCr-Kugelköpfe und -Schäfte von einem einzelnen<br />
Hersteller. Die Keramik-Kugelköpfe bestanden aus<br />
Zirkonoxidkeramik und wurden von einem Hersteller<br />
gefertigt, der sich seitdem aus dem orthopädischen<br />
Markt zurückgezogen hat. Überraschenderweise<br />
stellten die Forscher fest, dass die CoCr-Schäfte<br />
mit CoCr-Kugelköpfen 11-mal mehr Co und 3-mal<br />
mehr Cr freisetzten als die mit Zirkonoxidkeramik-<br />
Kugelköpfen. Obwohl die Forschungsergebnisse<br />
ihre ursprüngliche Hypothese widerlegten, warnten<br />
die Autoren vor einer übermäßigen Verallgemeinerung<br />
ihrer Resultate im Hinblick auf andere<br />
Designs und Implantatsysteme. Sie folgerten, dass<br />
„schlussendlich nur die sorgfältige Überprüfung des<br />
klinischen Verhaltens und die Analyse von Explantaten<br />
die Leistungsfähigkeit von modularen Keramik-Metall-Verbindungen<br />
[im Vergleich zu Metall-<br />
Metall-Verbindungen] zeigen kann.“ 13<br />
Im Vergleich zu CoCr-Kugelköpfen reduzieren<br />
Keramik-Kugelköpfe die Konuskorrosion an der<br />
Schnittstelle zwischen Konus und Kugelkopf.<br />
– Prof. Dr. S. Kurtz<br />
Explantatstudie<br />
Unsere Gruppe begann die Untersuchung der Hüftexplantat-Sammlung<br />
am Implant Research Center<br />
der Drexel University mit dem Ziel, die Konuskorrosion<br />
von Keramik- mit Metall-Kugelkopf sys temen<br />
zu vergleichen. Wie beim Alternative Bearings<br />
Mini-Symposium auf der AAHKS (November 2012)<br />
berichtet, deuten unsere laufenden Studien darauf<br />
hin, dass Keramik-Kugelköpfe zu einer Reduzierung<br />
der Schaftkorrosion beitragen, wobei wir<br />
noch im Begriff sind, den Umfang dieser Reduzierung<br />
zu quantifizieren. Es handelt sich um eine<br />
anspruchsvolle Fragestellung, da die Konuskorrosion<br />
von vielen Faktoren beeinflusst wird, unter<br />
anderem vom Implantationszeitpunkt, lateralen<br />
Offset, metallurgischen Zustand des Schaftes und<br />
von der Oberflächengüte des Konus, um nur einige<br />
zu nennen. Zudem sind insbesondere Keramik-<br />
Kugelkopf-Explantate mit langer Implantationszeit<br />
selten. Daher gingen wir eine Partnerschaft mit dem<br />
Hüftexplantatprogramm der Case Western Reserve<br />
University unter Leitung von Prof. Dr. Clare Rimnac<br />
ein, um einen großen Probenfundus von verschiedenen<br />
Kliniken und bei unterschiedlichen klinischen<br />
Voraussetzungen zu gewährleisten.<br />
Wir wiesen vergleichbare Implantate sorgfältig zwei<br />
Kohorten mit je 50 Implantaten zu (insgesamt 100<br />
Patienten), um alle Variablen zu berücksichtigen,<br />
die Einfluss auf die Korrosion haben, und um uns<br />
auf den Unterschied zwischen Keramik-Metall- und<br />
Metall-Metall-Konusverbindungen zu konzentrieren.<br />
Zunächst wurden alle Implantatsysteme aus<br />
der Studie ausgeschlossen, die über die Verbindung<br />
von Konus und Kugelkopf hinaus weitere modulare<br />
Elemente aufwiesen. Dies bedeutet, dass keine<br />
Keramik-Kugelköpfe mit Metallhülsen in die Studie<br />
aufgenommen wurden. Auch modulare Hälse<br />
und Schäfte wurden ausgeschlossen. Alle Hüftimplantate<br />
in der Kohorte der Keramik-Kugelköpfe<br />
stammten aus Keramik/Polyethylen- oder Keramik/<br />
Keramik-Gleitpaarungen. Die Hüftimplantate in<br />
der Kohorte der Metall-Kugelköpfe waren ausschließlich<br />
Metall/Polyethylen-Gleitpaarungen. Die<br />
Schäfte umfassten eine Vielzahl von auf Kobalt und<br />
Titan basierenden Legierungen von großen Herstellern.<br />
Sowohl das Schaftdesign als auch der Offset<br />
wurden in der Keramik- und der Metall-Kugelkopf-<br />
Kohorte aufeinander abgestimmt. Die Keramik-<br />
Kugelköpfe waren alle von CeramTec hergestellte<br />
BIOLOX ® forte- oder BIOLOX ® delta-Kugelköpfe. Die<br />
Schaftkonusse der einzelnen Kohorten wurden von<br />
drei unabhängigen Beobachtern nach Hinweisen<br />
auf Reibungsspuren und Korrosion auf einer Skala<br />
von 1 (leicht) bis 4 (schwerwiegend) eingestuft.<br />
Diese ist an die Skala für Metallkonus-Explantate<br />
von Goldberg und seinen Mitarbeitern angelehnt. 14<br />
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