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Prof. Dr.-Ing. Hans-Jörg Bullinger<br />
Vorsprung durch Innovation<br />
Michael Faraday, <strong>de</strong>r berühmte britische Physiker, antwortet<br />
einem Finanzminister auf die Frage nach <strong>de</strong>m Sinn<br />
seiner Experimente, nur lapidar: „Sir, eines Tages wer<strong>de</strong>n<br />
Sie es besteuern können!“ Prägnanter kann man es kaum<br />
ausdrücken: Nur wenn neue Werte geschaffen wer<strong>de</strong>n, kann<br />
<strong>de</strong>r Staat seine Einnahmen steigern. Die Formel „Forschung<br />
macht aus Geld Wissen – Innovationen machen aus Wissen<br />
Geld“ bringt auf <strong>de</strong>n Punkt, welche Be<strong>de</strong>utung Innovationen<br />
für Wohlstand und Beschäftigung am Standort Deutschland<br />
haben. Innovationen sind die treiben<strong>de</strong> Kraft in einer Volkswirtschaft.<br />
Deutschland galt einst als Land <strong>de</strong>r Tüftler und Erfin<strong>de</strong>r:<br />
Die Namen berühmter <strong>de</strong>utscher Firmengrün<strong>de</strong>r, die gleichzeitig<br />
Erfin<strong>de</strong>r waren, wirken noch heute in Unternehmen wie Siemens,<br />
DaimlerChrysler o<strong>de</strong>r Bosch nach. Deutschland war einmal das<br />
Forschungslabor, die Apotheke und die Werkbank <strong>de</strong>r Welt.<br />
Ma<strong>de</strong> in Germany war ein Markenzeichen für hohe Qualität<br />
und technische Spitzenleistung. Heute setzen an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r die<br />
Maßstäbe und wir haben Mühe, ihnen zu folgen. Seit Anfang <strong>de</strong>r<br />
90er Jahre ist Deutschland gleich an mehreren Fronten zurückgefallen:<br />
Seither kommt Deutschland beim Wirtschaftswachstum<br />
vom letzten Platz in <strong>de</strong>r europäischen Union nicht mehr los.<br />
Weltweite Vergleiche wie PISA und Untersuchungen zur technologischen<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>cken schonungslos auf, dass wir<br />
in Forschung und Bildung ins Mittelmaß zurückzufallen drohen.<br />
Nicht weil wir schlechter wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn weil die an<strong>de</strong>ren<br />
besser wur<strong>de</strong>n.<br />
Die <strong>de</strong>rzeitige Krise Deutschlands ist vor allem eine Innovationskrise,<br />
in Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Die anhalten<strong>de</strong><br />
wirtschaftliche Flaute und <strong>de</strong>r Absturz <strong>de</strong>s neuen Marktes haben<br />
eine weit reichen<strong>de</strong> Verunsicherung zurückgelassen. Die Angst,<br />
Fehler zu begehen, lähmt viele Unternehmen, die Angst, Wähler<br />
zu verprellen, lähmt die Politik. Hier wie dort fehlen Mut, Phantasie<br />
und Durchsetzungsvermögen zur Erneuerung. Dabei wird <strong>de</strong>r<br />
Innovationsdruck immer höher, wer<strong>de</strong>n die Fragen immer drängen<strong>de</strong>r:<br />
Sind wir zu satt, zu träge, zu unbeweglich gewor<strong>de</strong>n?<br />
Wir brauchen – ergänzend zu <strong>de</strong>r dringend nötigen Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Rahmenbedingungen – eine breit getragene Innovationsoffensive.<br />
Nur gemeinsam kann die Kraft zur Erneuerung<br />
in Politik, Wirtschaft und Verwaltung aufgebracht wer<strong>de</strong>n. Dafür<br />
gilt es, die kreativsten Köpfe und die agilsten Unternehmer zu<br />
mobilisieren. Eine Innovationsoffensive eröffnet nicht nur neue<br />
wirtschaftliche Perspektiven, son<strong>de</strong>rn zeigt auch Wege aus <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Sinnkrise.<br />
Zwar darf endlich wie<strong>de</strong>r mit einem – wenn auch geringem –<br />
Wachstum gerechnet wer<strong>de</strong>n. Und so schlecht sind wir auch<br />
nicht, wie wir jammern. Doch dürfen uns die positiven Signale<br />
nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen. Es reicht nicht aus,<br />
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