Silber, Glas und Zelluloid
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<strong>Silber</strong>, <strong>Glas</strong> <strong>und</strong> <strong>Zelluloid</strong><br />
Entwicklung <strong>und</strong> Technik der frühen Lichtbildnerei<br />
Ein Streifzug<br />
Ausstellungsgespräch im Vorarlberger Landesmuseum<br />
am 29. Mai 2008, Referat im Rahmender Ausstellung<br />
„Ansichten . Frühe Fotografie aus Vorarlberg“<br />
Verfasser: Thomas Gehrer
INHALTSVERZEICHNIS<br />
EINLEITUNG 2<br />
EINE KURZE GESCHICHTE DER FRÜHEN LICHTBILDNEREI 2<br />
Die Camera obscura 2<br />
Der lichtempfindliche Stoff 3<br />
Das <strong>Glas</strong> <strong>und</strong> die Optik 3<br />
Wie es 1822 zum ersten Lichtbild kam 4<br />
Die Kooperation Niépce / Daguerre 4<br />
Miterfinder <strong>und</strong> Pioniere 6<br />
Die frühe Lichtbildnerei in Österreich 7<br />
FOTOGRAFISCHE VERFAHREN UND TECHNIKEN 7<br />
Niepcotypie, Heliografie 8<br />
Daguerreotypie 8<br />
Kalotypie bzw. Talbotypie 9<br />
Salzpapier 9<br />
Cyanotypie bzw. Blaudruck 10<br />
Albuminpapier 10<br />
Wachspapiernegativ 11<br />
Kollodiumverfahren bzw. „Nasses Kollodiumverfahren“ 11<br />
Ambrotypie 11<br />
Ferrotypie 12<br />
Pannotypie 12<br />
Lichtdruck bzw. Collotypie 12<br />
Gummidruck 13<br />
Fotokeramik 13<br />
Karbondruck bzw. Kohledruck 13<br />
Woodburytypie 13<br />
Zelloidinpapier / Kollodiumpapier 14<br />
Öldruck, Ölumdruck 14<br />
Fotogravüre 14<br />
Chlorsilber-Gelatine-Auskopierpapier 15<br />
Bromsilber-Gelatine <strong>und</strong> Bromsilber-Entwicklungspapier 15<br />
Platindruck 17<br />
Autotypie 17<br />
Autochrome 17<br />
Erläuterungen zu Kopierpapier u. Farbfotografie 18<br />
ANHANG 19<br />
Zeittafel 19-22<br />
Interessante Publikationen <strong>und</strong> Links 23-25<br />
1
<strong>Silber</strong>, <strong>Glas</strong> <strong>und</strong> <strong>Zelluloid</strong><br />
EINLEITUNG<br />
Die Entwicklung der Fotografie, der Zeichnung mit Licht, fußt auf einer Reihe von<br />
Entdeckungen <strong>und</strong> Erfindungen, die sich mit dem Wesen <strong>und</strong> den Eigenschaften des Lichts<br />
befassen <strong>und</strong> die teils bis ins erste Jahrtausend vor unserer Zeit zurückreichen.<br />
Die Geschichte ist so umfangreich, dass sie hier nur auszugsweise <strong>und</strong> in groben Schritten<br />
dargestellt werden kann.<br />
Eingangs wird versucht, die wesentlichen Entdeckungen bis zur Verbreitung der<br />
Daguerreotypie kurz darzustellen um einen Eindruck von den Schwierigkeiten <strong>und</strong> Irrwegen<br />
der Fotopioniere zu geben. Danach folgen die anderen im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert entwickelten<br />
fotografischen Verfahren.<br />
Die Fotografie wurde großteils von Autodidakten mit Erfindergeist hervorgebracht, wäre aber<br />
ohne die Wissenschaft ihrer Zeit nicht möglich gewesen. So wurde beispielsweise das Jod<br />
erst 1811 entdeckt <strong>und</strong> von Gay Lussac 1814 als Element erkannt <strong>und</strong> benannt. Und auch<br />
von der Fotografie gingen wichtige Impulse für die Wissenschaft aus z. B. für die<br />
Kolloidwissenschaft durch Forschungen von Raphael Eduard Liesegang oder für die<br />
Entwicklung der Radiologie.<br />
Als Sammler historischer Kameras kam der Autor dieser Zeilen in Berührung mit der<br />
Entwicklung der frühen Fotografie <strong>und</strong> hat sich diesem Gebiet mit Interesse gewidmet.<br />
Er erhebt aber keineswegs den Anspruch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit<br />
der Thematik, sondern will mit diesem Manuskript lediglich anderen Sammlern <strong>und</strong><br />
geschichtlich an der Fototechnik interessierten Personen Anregungen <strong>und</strong> Erfahrungen zur<br />
Hand geben <strong>und</strong> Freude an der frühen Fotografie vermitteln.<br />
EINE KURZE GESCHICHTE DER FRÜHEN LICHTBILDNEREI<br />
Die Camera obscura<br />
Die nähere Geschichte beginnt mit der Erfindung der Camera obscura. Der englische<br />
Franziskanermönch Roger Bacon soll im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert die Camera obscura erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
für astronomische Beobachtungen eingesetzt haben. Dreih<strong>und</strong>ert Jahre später beschäftigen<br />
sich mehrere Erfinder damit, verbesserten die Camera mit Linsen, Spiegel <strong>und</strong> Mattscheibe<br />
<strong>und</strong> entwickelten sie zu einem Arbeitsbehelf für Zeichner <strong>und</strong> Maler.<br />
Die „Linsenkammer“ profitierte von der Erfindung der Brille um 1300, die wie schon die<br />
Camera obscura auf Arbeiten von Roger Bacon <strong>und</strong> Schriften des Arabers Alhazen (um<br />
1000) zurückgeht.<br />
Einer der Nutzer der Camera obscura, der Neapolitaner Giovanni Batista della Porta,<br />
konstruierte bereits um 1560 ein „Theater“, das praktisch eine raumgroße Camera obscura<br />
war, in die Szenen aus dem Freien übertragen wurden. Weil aber diese Camera nur bei<br />
vollem Sonnenlicht funktionierte, erfand er die Laterna magica, die später von dem Jesuiten<br />
Athanasius Kircher beschrieben <strong>und</strong> auch eingesetzt wurde.<br />
1568 ergänzte der Venezianer Daniel Barbaro die Linsenkammer mit einer Lochblende <strong>und</strong><br />
schuf so ein vorzügliches Arbeitsgerät für Maler <strong>und</strong> Grafiker (Vedutenmalerei, Portraits usw.).<br />
1807 gab es die Zeichenkamera „Camera lucida“ mit Prisma von William Hyde Wollaston.<br />
Um die Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts war demnach die Camera obscura als tragbare Kammer<br />
für Himmelsbeobachtungen oder als Handkammer für Künstler so weit entwickelt, dass nur<br />
noch ein kleiner Schritt zur Fotokamera fehlte – die dauerhafte Fixierung des projizierten<br />
Bildes auf andere Art als durch Zeichnung oder Malerei!<br />
2
Der Harlemer Maler van der Beeck (auch Johannes Torrentius) war in der ersten Hälfte des<br />
17. Jahrh<strong>und</strong>erts möglicherweise der erste Anwender eines fotografischen Verfahrens, der<br />
allerdings sein Geheimnis für sich behalten hat. Er erzählte selbst von chemischen<br />
Versuchen dazu <strong>und</strong> war für seine geradezu fotografisch genauen Darstellungen berühmt.<br />
Vielleicht verwendete er Pflanzenfarbstoffe, die sich unter längerer Lichteinwirkung<br />
veränderten <strong>und</strong> ihm damit die präzise Wiedergabe der Natur im Bild ermöglichten.<br />
Der lichtempfindliche Stoff<br />
Zur Erfindung der Fotografie fehlte also noch das Wissen über einen lichtempfindlichen Stoff,<br />
der sich dauerhaft als Bild fixieren ließ!<br />
Erst im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, um 1712 fand Johann Heinrich Schulze auf der Suche nach dem<br />
Leuchtstein (Phosphor) zufällig die Lichtempfindlichkeit des <strong>Silber</strong>nitrats.<br />
Die Wissenschaft von der „Chemie des Lichts“ begann allerdings erst 1777 mit der<br />
Entdeckung des schwedischen Apothekers Karl Wilhelm Scheele, der beobachtete, dass die<br />
Spektralfarben des Sonnenlichts mit Chlorsilber imprägniertes Papier verschieden stark<br />
schwärzten.<br />
Die Wirkungen des Lichts auf verschiedene Stoffe wurden in der Folge von einigen<br />
Forschern untersucht <strong>und</strong> führten zu Ergebnissen, die später Bedeutung für die Fotografie<br />
<strong>und</strong> die Drucktechnik erlangten.<br />
Der Genfer Bibliothekar <strong>und</strong> Naturforscher Jean Senebier entdeckte 1792 die Veränderung<br />
der Eigenschaften von z.B. Gummiarabikum <strong>und</strong> Guajakharz durch Licht im Rahmen seiner<br />
pflanzenphysiologischen Untersuchungen.<br />
Der Engländer Thomas Wedgwood, ein Fre<strong>und</strong> des Chemikers Humphry Davy, kam um<br />
1791 mit seinen Versuchen, die Bilder der Camera obscura auf mit <strong>Silber</strong>nitrat imprägnierten<br />
Papier festzuhalten, schon sehr nahe an die Erfindung der Fotografie heran.<br />
Der letzte Schritt war einem beim Tode Wedgwoods (1805) gerade 40 Jahre altem Mann<br />
vorbehalten, dem Rentner <strong>und</strong> leidenschaftlichen Erfinder Nicéphore Niepce.<br />
Das <strong>Glas</strong> <strong>und</strong> die Optik<br />
Die Entwicklung optischer Gläser ging einher mit der Faszination für die Himmelsbeobachtung,<br />
weshalb die ersten Optiken für diesen Zweck entstanden.<br />
Die Qualität der frühen Linsen ließ allerdings sehr zu wünschen übrig.<br />
Das 1609 von dem Niederländer Hans Lippershey erf<strong>und</strong>ene Fernrohr (Sammellinse/Streulinse)<br />
wurde 1610 von Galileo Galilei verbessert. Dieses Teleskop, mit dem er u. a. die<br />
Phase der Venus beobachtete, hatte aber einen deutlichen Farbsaum <strong>und</strong> geringe Schärfe.<br />
1611 optimierte Kepler das galileische Fernrohr (Sammellinse/Sammellinse) <strong>und</strong> erreichte so<br />
ein besseres aber umgekehrtes Bild mit Farbsaum (chromatische Abberation).<br />
Zum Ausgleich der Bildfehler baute Johann Hevelius um 1641 riesige „Luftteleskope“ mit<br />
Brennweiten bis 46 Meter <strong>und</strong> Linsen mit geringer Krümmung.<br />
Der in Basel 1707 geborene Mathematiker Leonhard Euler hatte 1747 den richtigen<br />
Gedanken zur Verbesserung der optischen Qualität. Ausgehend vom menschlichen Auge<br />
vermutete er unterschiedliche optische Eigenschaften von Hornhaut <strong>und</strong> Linse. Aufbauend<br />
auf dieser Idee konstruierte der englische Optiker John Dollond Flüssigkeitslinsen, mit denen<br />
es jedoch nicht funktionieren wollte.<br />
Erst der Kontakt mit dem Schweden Samuel Klingenstierna brachte Dollond den Erfolg – er<br />
stellte ab 1757 achromatische Linsen her.<br />
Wie er das machte, behielt er für sich, wer farbfehlerfreie Linsen wollte, bekam diese nur bei<br />
Dollond!<br />
Nur wenig später wies der deutsche Mathematiker <strong>und</strong> Optiker Johann Ernst Zeiher 1763 mit<br />
seinen Untersuchungen von Gläsern mit unterschiedlichem Bleigehalt den Weg.<br />
3
Der Universitätsprofessor Joseph Fraunhofer fand auf dieser Basis 1814 noch vor der<br />
Erfindung der Lichtbildnerei die Rezepturen <strong>und</strong> genauen Bauzahlen für die Herstellung von<br />
Crown- <strong>und</strong> Flintglas mit Eignung für den Bau von achromatischen <strong>und</strong> sphärisch richtig<br />
gestellten Objektiven. Ein wichtiger Helfer dabei war der Schweizer Optiker <strong>und</strong><br />
<strong>Glas</strong>schmelzer Pierre Louis Guinand, der u. a. das für die Homogenität der <strong>Glas</strong>schmelze<br />
unverzichtbare Rührverfahren erfand. Er verließ allerdings 1813 das Institut von Fraunhofer<br />
<strong>und</strong> die <strong>Glas</strong>hütte in Benediktbeuern <strong>und</strong> gründete ein Konkurrenzunternehmen.<br />
Wie es 1822 zum ersten Lichtbild kam<br />
Nicéphore Niépce (1765-1833) wäre vermutlich ohne seinen Bruder Claude nie zum Erfinder<br />
geworden. Niépce erkrankte während seines Militärdienstes an Typhus <strong>und</strong> konnte in der<br />
Folge seinen Abschied mit Rente nehmen.<br />
Niépce lebte als autodidaktisch gebildeter Erfinder in der französischen Stadt Chalon-sur-<br />
Saône. Zusammen mit seinem Bruder Claude entwickelte er 1807 die frühe Version einer<br />
Verbrennungskraftmaschine, den "Pyréolophore".<br />
Er unternahm ab 1816 erste photographische Experimente. Sein Ziel war die Schaffung<br />
eines mechanisierten Kopierverfahrens auf Basis der 1796 von Alois Senefelder (1771 -<br />
1834) erf<strong>und</strong>enen Lithographie. Außerdem experimentierte er mit verschiedenen<br />
lichtempfindlichen Stoffen, um ein Verfahren zur direkten Bildaufzeichnung mit der Camera<br />
obscura zu finden. 1826/27 verwendete er dazu hauptsächlich eine Asphaltart, das<br />
sogenannte Pech von Judäa, <strong>und</strong> Zinn- sowie <strong>Glas</strong> <strong>und</strong> versilberte Kupferplatten als<br />
Bildträger. Von diesen frühen Aufnahmen ist eine Ansicht seines Anwesens Gras bei<br />
Chalon-sur-Saône erhalten geblieben.<br />
Sein Verfahren bezeichnete er 1829, als er mit Daguerre eine Kooperation beschloss, als<br />
"Heliographie". Niepce hatte bereits die Kombinationen von <strong>Silber</strong>salzen <strong>und</strong> Papier,<br />
versilberten Kupferplatten <strong>und</strong> Jod verwendet, die die künftige Photographie ermöglichten,<br />
sich jedoch in der Hoffnung auf rascheren finanziellen Erfolg für andere Verfahrenswege<br />
entschieden.<br />
Er wollte die von Senefelder erf<strong>und</strong>ene Lithographie durch ein Kopierverfahren verbessern,<br />
das es erlaubte, Stiche, Zeichnungen <strong>und</strong> Bilder mit Hilfe von Licht auf die Steine zu<br />
übertragen.<br />
Bei seinen zahllosen Versuchen mit der Camera obscura gelang ihm nebenbei die Erfindung<br />
der Irisblende zur Verbesserung der einfachen Optik, die er verwendete.<br />
1822 erhielt Niépce den Besuch eines Verwandten, des Generals Poncet de Maupas, dem<br />
er in der Hoffnung auf Unterstützung bei Kontakten sein Verfahren vorführte.<br />
Dazu wurde ein Bild des Papstes Pius VII in den Garten gestellt <strong>und</strong> mit der dunklen<br />
Kammer abgelichtet. Nach dem Entwickeln der Platte mit Öl <strong>und</strong> Alkohol hielt er das erste<br />
dauerhafte Lichtbild in Händen. Er schenkte es in einer Geste der Gastfre<strong>und</strong>schaft dem<br />
General, in dessen Haushalt es dann irgendwann zerbrach <strong>und</strong> verloren ging. Das erste<br />
erhaltene Foto stammt aus dem Jahr 1826.<br />
Niépce arbeitete an seiner Idee eines Kontaktverfahrens weiter <strong>und</strong> entwickelte zusammen<br />
mit dem Graveur Lemaítre die „Niépce’s Gravure Heliographique“, ein Vorläufer des<br />
Edeldruckverfahrens Heliogravüre, das 1879 von Karl Klietsch erf<strong>und</strong>en wurde.<br />
Lemaítre gab Niépce den Rat, an Stelle der Zinnplatten versilberte Kupferplatten zu<br />
verwenden. Zu dieser Zeit hatte er das vor etwa 10 Jahren als Element entdeckte Jod<br />
kennen gelernt <strong>und</strong> fing an, damit zu arbeiten. Die Lichtempfindlichkeit des Jodsilbers <strong>und</strong><br />
die damit verb<strong>und</strong>ene Anwendbarkeit für die Fotografie erkannte er aber nicht, das blieb<br />
Daguerre vorbehalten.<br />
Die Kooperation Niepce / Daguerre<br />
Louis Jaques Mandé Daguerre (1789-1851) eröffnete 1822 im Pariser Vergnügungsviertel<br />
ein Diorama. Der Kniff des Dioramas bestand darin, dass beide Seiten einer sehr dünnen<br />
4
Leinwand bemalt wurden, wodurch bei wechselnder Beleuchtung verblüffende Effekte erzielt<br />
werden konnten.<br />
Daguerre benutzte für seine Arbeit die dunkle Kammer <strong>und</strong> die Laterna magica, was ihn bald<br />
auf den Gedanken brachte, dass es nützlich wäre, die vom Licht gezeichneten Bilder in<br />
irgend einer Form fest zu halten.<br />
Bei seinen frühen Versuchen experimentierte er mit fluoreszierenden Stoffen, die aber kein<br />
befriedigendes Ergebnis brachten.<br />
Durch Vermittlung des Graveurs Lemaitre wurden Niépce <strong>und</strong> Daguerre miteinander bekannt<br />
<strong>und</strong> es kam nach einem längeren Schriftwechsel am 14. Dezember 1829 zu einem<br />
Zusammenarbeitsvertrag.<br />
Daguerre erhielt eine exakte Niederschrift der Entdeckungen von Niépce <strong>und</strong> lernte auch das<br />
praktische Verfahren kennen. Danach trennten sich die Beiden <strong>und</strong> sahen sich nicht wieder.<br />
Niepce starb am 5. Juli 1833 an einem Schlaganfall.<br />
Daguerre aber arbeitete weiter <strong>und</strong> verwendete Jod zur Sensibilisierung der Platten.<br />
Er belichtete jodierte <strong>Silber</strong>platten in der dunklen Kammer <strong>und</strong> erhielt negative Bilder, bei<br />
längerer Belichtung positive, die allerdings im Licht verschwanden – sie mussten irgendwie<br />
entwickelt <strong>und</strong> fixiert werden.<br />
Die große Entdeckung Daguerres sollte das Quecksilber bzw. der Quecksilberdampf für die<br />
Entwicklung des Bildes werden. Die Fixierung mit heißer Kochsalzlösung war dann nur noch<br />
ein kleiner Schritt zur Vervollkommnung des Verfahrens im Jahr 1835.<br />
Daguerre zögerte mit der Veröffentlichung des Verfahrens <strong>und</strong> versuchte zuerst gemeinsam<br />
mit dem Sohn Niépces, Isidore, im Jahr 1838 eine Aktiengesellschaft zu gründen, der<br />
Versuch hatte jedoch mangels Interesse keinen Erfolg, weshalb er Ende des Jahres 1838<br />
das Verfahren dem Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften, Professor<br />
Dominique Francois Arago, vorstellte.<br />
Darauf hin wurde eine Kommission, bestehend aus Alexander von Humboldt, Jean Baptist<br />
Biot <strong>und</strong> Arago zusammengestellt, die das Verfahren beurteilte. Der Bericht wurde am 7.<br />
Januar 1839 von der Akademie entgegengenommen.<br />
Der Physiker Biot empfahl in der Sitzung der Akademie: „…dass das Geheimnis der<br />
Daguerreschen Erfindung nicht geheim gehalten werden dürfe <strong>und</strong> dass, sobald Daguerre<br />
den Beweis geliefert habe, dass sein Verfahren von Reisenden jedes Ortes beliebig, leicht<br />
<strong>und</strong> mit Erfolg ausgeführt werden könne, es dem französischen Staat anzubieten sei“.<br />
Seitens des Staates waren für die Überlassung der Erfindung zweih<strong>und</strong>erttausend Franken<br />
oder eine Lebensrente in Aussicht gestellt worden.<br />
In der Nacht vom 3. auf 4. März 1839 entschied das Schicksal – das Diorama Daguerres<br />
wurde ein Raub der Flammen, Daguerre war mit einem Schlag arm <strong>und</strong> benötigte die<br />
staatliche Rente.<br />
Am 15 Juni 1839 nahm die französische Kammer den Gesetzesentwurf des Innenministers<br />
Duchátel an, in dem den Erfindern Daguerre <strong>und</strong> Niepce (Sohn Isidore) für die Bereitstellung<br />
des Verfahrens eine lebenslange Rente beschlossen wurde. Für Daguerre 6.000 Franken<br />
<strong>und</strong> für Niépce 4.000 Franken.<br />
Das Daguerreotypieverfahren war zu diesem Zeitpunkt noch ein Geheimnis, das erst am 19.<br />
August 1839 durch eine Verkündigung der Akademie der Wissenschaften (Akademie<br />
francaise) öffentlich bekannt gemacht wurde.<br />
Daguerreotyp-Kameras für das Daguerreotypie-Verfahren wurden bereits 1839 von der<br />
Firma Susse Frères <strong>und</strong> Wochen später von Daguerres Schwager Giroux unter Daguerres<br />
Lizenz in Serie hergestellt. Am 5. September 1839, erschien ein Inserat der Pariser Firma<br />
5
Susse Frères in der Zeitung “La Quotidienne”. Es ist dies somit die erste Erwähnung einer<br />
Fotokamera.<br />
Auch die versilberten Kupferplatten für die Daguerreotypie haben ihre Geschichte.<br />
Charles Christofle, Besitzer einer kleinen Bijouterie in Paris <strong>und</strong> Gründer des heute noch<br />
existierenden Betriebes, war der erste Lieferant.<br />
Christofle kaufte 1840 zwei Patente zur elektrolytischen Versilberung auf <strong>und</strong> startete damit<br />
die erfolgreiche Karriere seines Betriebs.<br />
Während bis dahin die Techniken des Feuerversilberns <strong>und</strong> anderer chemischer Verfahren<br />
praktiziert wurden, bei denen z. B. das hochgiftige Quecksilber zum Einsatz kam, konnte nun<br />
viel preiswerter, gleichmäßiger <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>licher mittels Gleichstrom versilbert werden.<br />
Es lag nahe, nicht nur Bijouteriewaren zu versilbern, sondern auch Daguerreotypieplatten.<br />
Seine Fabrik in Saint Denis stellte ab 1840 qualitativ hochwertige elektrolytisch versilberte<br />
Platten für Fotozwecke her, die bis nach Amerika exportiert wurden.<br />
Miterfinder <strong>und</strong> Pioniere<br />
Wie eingangs festgestellt, hatte die Fotografie viele Väter, ohne deren Erfindergeist die<br />
rasche Entwicklung der Fototechnik nicht möglich gewesen wäre.<br />
Nach dem Bekannt werden des Daguerreotypieverfahrens meldete sich bei Arago der<br />
Engländer William Henry Fox Talbot, der seit 1834 Versuche mit verschiedenen<br />
lichtempfindlich gemachten Papieren unternahm, um Kontaktkopien von z.B. Blättern<br />
herzustellen, sogen. Schattenzeichnungen (Photogenetic Drawings).<br />
Ab 1835 benutzte Talbot kleine Kameras (Mousetraps) <strong>und</strong> stellte erstmals damit auf<br />
fotografischem Wege Papiernegative her, die er dann zu Positiven umkopierte.<br />
Sein Fre<strong>und</strong> Sir John Herschel, der auch den Begriff „Photographie“ erstmals verwendete,<br />
ermutigte ihn trotz des Misserfolgs bei der Anerkennung seiner Entwicklungen durch Arago<br />
an seiner Erfindung weiter zu arbeiten.<br />
Er vervollständigte im Sommer 1840 sein Verfahren durch bessere Sensibilisierung <strong>und</strong> die<br />
Verwendung eines chemischen Entwicklers sowie die darauf folgende Fixierung mit<br />
Natriumthiosulfat.<br />
Am 8. Februar 1841 ließ Talbot sein Verfahren - die Kalotypie - patentieren.<br />
1844 begann er mit der Herausgabe seines Buches „Pencil of Nature“, das mit 24<br />
Originalabzügen seine neue Technik der Fotografie demonstrieren sollte.<br />
Hippolyte Bayard, ein französischer Staatsbeamter, entwickelte eigenständig das erste<br />
Direktpositiv-Verfahren mit Entwicklung <strong>und</strong> Fixierung, das er bereits am 20. Mai 1839 bei<br />
Arago vorstellte <strong>und</strong> am 24. Juni im Rahmen der ersten öffentlichen Fotoausstellung der<br />
Welt in Paris der Öffentlichkeit darbot.<br />
Trotz der viel versprechenden Technik fand er zu seiner Zeit keine entsprechende<br />
Anerkennung, darf aber jedenfalls als einer der vier Gründerväter der Fotografie gelten.<br />
Bayard wurde 1851 Gründungsmitglied der Société Héliographique, deren langjähriger<br />
Generalsekretär er war.<br />
Unabhängig von Daguerre entwickelte auch der deutsche Mathematiker, Optiker <strong>und</strong><br />
Physiker Carl August von Steinheil (1801-1870) gemeinsam mit Franz von Kobell unter<br />
Verwendung von Jod- <strong>und</strong> Chlorsilber vergleichbare Techniken wie Niepce <strong>und</strong> Daguerre.<br />
Am 13. April 1839 veröffentlichten sie erstmals in den „Gelehrten Anzeigen“ die<br />
Beschreibung eines Verfahrens über Aufnahme <strong>und</strong> Fixierung von Lichtbildern nebst<br />
Proben“. Steinheil erhob jedoch nie den Anspruch auf die Erfindung der Fotografie <strong>und</strong><br />
wurde selbst einer der ersten deutschen Daguerreotypisten.<br />
Und hier findet sich eine interessante Parallele zu Samuel Morse, der zu den ersten<br />
amerikanischen Daguerreotypisten zählt, denn beide sind unabhängig von einander auch<br />
Erfinder des Telegraphen!<br />
6
Die frühe Lichtbildnerei in Österreich<br />
Daguerre sandte noch vor der offiziellen Vorstellung seiner Erfindung in Paris zwei Bilder<br />
nach Wien, je eines an Kaiser Ferdinand I. <strong>und</strong> an den Fürsten von Metternich-Winneburg-<br />
Beilstein.<br />
Als Dominique François Arago vor der Versammlung der Académie française in Paris die<br />
Erfindung Daguerres vorstellte, war Hofrat Dr. Andreas Ritter von Ettingshausen im Auftrag<br />
Metternichs anwesend.<br />
Ettingshausen wurde von Daguerre selbst in die Technik des Verfahrens eingeführt <strong>und</strong><br />
brachte 1839 die erste Daguerreotypie-Kamera nach Wien.<br />
Die Nachteile dieser Kamera waren das lichtschwache Objektiv <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
langen Belichtungszeiten von mehreren Minuten.<br />
In Wien gab es damals die „Fürstenhofr<strong>und</strong>e“. Dieser R<strong>und</strong>e gehörten außer Ettingshausen<br />
auch Joseph Maximilian Petzval, Carl Schuh, Joseph Berres Edler v. Perez, Franz<br />
Kratochwilla, Friedrich Wilhelm Voigtländer, Anton Martin, Wenzel Prokesch, die Gebrüder<br />
Johann <strong>und</strong> Josef Natterer <strong>und</strong> einige andere an.<br />
Petzval, ein Mathematiker, der sich schon mit der Berechnung von Teleskopoptiken befasst<br />
hatte, erkannte die Ursachen der Mängel der Chevalier-Optik der Daguerreotypiekamera <strong>und</strong><br />
machte sich mit Hilfe von 10 mathematisch begabten Artilleristen an die Berechnung eines<br />
neuen Objektivs.<br />
Bereits Anfang 1840 waren die Arbeiten für das Petzval-Portraitobjektiv fertig, mit dem die<br />
Lichtstärke von ca. 1:16 auf 1:3,7 verbessert werden konnte.<br />
Der Optiker Voigtländer verwendete für Versuche mit dem Objektiv eine Kamera aus Pappe,<br />
die noch erhalten ist. Anton Martin fertigte damit Portraitaufnahmen mit einer Belichtungszeit<br />
von nur 1 Minute an.<br />
Durch die erfolgreichen Probeaufnahmen in seinen Ideen bestärkt baute Voigtländer noch im<br />
selben Jahr die legendäre Metallkamera mit einer Optik der Lichtstärke 3,7 <strong>und</strong> einer<br />
Brennweite von 14,3 cm. Die r<strong>und</strong>en Daguerreotypieplatten haben einen Durchmesser von ca.<br />
93 Millimetern.<br />
Der Beamte Franz Kratochwilla entdeckte 1840, dass Daguerreotypieplatten, die Bromchlordämpfen<br />
aussetzt werden, 5x lichtempfindlicher sind als mit Joddämpfen sensibilisierte.<br />
Den Gebrüdern Natterer gelang es 1841 durch die Verwendung einer Mixtur aus Brom, Chlor<br />
<strong>und</strong> Jod die Empfindlichkeit der Platten noch weiter zu steigern, so dass eine Belichtungszeit<br />
von nur einer Sek<strong>und</strong>e möglich war.<br />
Das erste so genannte "Sek<strong>und</strong>enbild" entstand am 13.3.1841 auf dem Josefsplatz bei der<br />
Feier zum 100. Geburtstag von Josef II, aufgenommen von den Brüdern Natterer.<br />
FOTOGRAFISCHE VERFAHREN UND TECHNIKEN<br />
Bereits in den Anfängen der Fotografie entwickelte sich aus den unterschiedlichen<br />
Erfindungen <strong>und</strong> Verfahrensansätzen eine Vielzahl von Verfahren <strong>und</strong> Techniken.<br />
Unter fotografischen Verfahren wird die Gesamtheit der chemischen Techniken verstanden,<br />
die dazu dienen, ein fotografisches Bild auf einem Trägermaterial zu erzeugen.<br />
Mit dem Begriff Edeldruckverfahren werden spezielle, manuelle fotochemische Techniken<br />
zur Herstellung des Druckstockes bzw. der Matrize oder von Vervielfältigungen unter<br />
Zuhilfenahme lichtempfindlicher Medien bezeichnet.<br />
7
Die Verfahren können nach den verwendeten Chemikalien bzw. Reaktionen grob nach<br />
folgenden Arten eingeteilt werden: (in der Zeitabfolge)<br />
• Asphaltverfahren – nutzen die Lichtempfindlichkeit von Asphalt (Niépce’s Gravure<br />
Heliographique 1822 usw.)<br />
• Halogensilberverfahren – fußen auf der Lichtempfindlichkeit der Verbindungen von<br />
<strong>Silber</strong> mit Chlor, Jod, Brom <strong>und</strong> Fluor (Daguerreotypie 1839 usw.)<br />
• Verfahren mit Eisenverbindungen – nutzen die Lichtempfindlichkeit bestimmter<br />
Eisensalze (Cyanotypie 1842 John Herschel)<br />
• Chromgelatineverfahren – basieren auf der Gerbung von Gelatine oder anderen<br />
Kolloiden, die mit Ammonium- oder Kaliumdichromat versetzt sind, unter<br />
Lichteinwirkung (z. B. Gummidruck 1858).<br />
Darüber hinaus wurden noch Verfahren mit Schwermetallen (z.B. Uran), spezielle<br />
Farbverfahren <strong>und</strong> Druckverfahren (z.B. Autotypie) entwickelt.<br />
In den folgenden Absätzen werden die wichtigsten Verfahren in der Zeitabfolge ihrer<br />
Erfindung kurz erläutert. Die Jahreszahlen geben jeweils die Periode an, in der die Verfahren<br />
hauptsächlich zur Anwendung kamen.<br />
Viele der historischen Techniken werden darüber hinaus noch heute in der Kunstfotografie<br />
angewendet.<br />
1826 – ? Niepcotypie, Heliografie<br />
Die Heliografie (gr: helios = Sonne, graphein = zeichnen), auch nach seinem Erfinder<br />
Niepcotypie genannt, ist ein von Joseph Nicéphore Niépce im Sommer 1826 entwickeltes<br />
fotografisches Positiv-Verfahren. Niépces diesbezüglichen Experimente hatten bereits 1811<br />
begonnen, 1822 hatte er die erste lichtbeständige heliographische Kopie eines grafischen<br />
Blattes hergestellt.<br />
1826 gelang es Niépce erstmals, eine dauerhafte fotografische Abbildungen zu schaffen.<br />
Niepce hielt mit einer Camera obscura <strong>und</strong> mittels einer mit einem speziellen Asphalt<br />
beschichteten, ca. 21x16 cm großen, polierten Zinnplatte einen Blick aus dem Fenster<br />
seines Arbeitszimmers fest. Die Belichtungszeit lag bei ca. acht St<strong>und</strong>en.<br />
Das Experiment von 1826 gilt daher als eigentliche Geburtsst<strong>und</strong>e der Fotografie.<br />
Der von ihm verwendete natürlich vorkommende, lichtempfindliche Asphalt wird nach dem<br />
F<strong>und</strong>ort in Israel „Bitumen iudaicu“ oder „Judeapech“ genannt.<br />
Unter Lichteinwirkung wird dieser Asphalt hart, belichtete Partien lösen sich somit nicht von<br />
der Zinnplatte. Nach der Belichtung löste Niépce die unbelichteten Teile der Asphaltschicht<br />
mit Lavendelöl heraus.<br />
Weiter entwickelte Techniken auf Basis der Heliografie werden auch heute noch als<br />
Druckverfahren angewendet (siehe Fotogravüre).<br />
1839 – ca. 1860 Daguerreotypie<br />
Für die Herstellung einer Daguerreotypie verwendet man <strong>Silber</strong>platten oder versilberte<br />
Kupferplatten, die auf Hochglanz poliert werden <strong>und</strong> anschließend mit Jod- <strong>und</strong>/oder<br />
Bromdämpfen sensibilisiert <strong>und</strong> dadurch lichtempfindlich gemacht werden (es bildet sich an<br />
der Oberfläche <strong>Silber</strong>jodid bzw.- bromid).<br />
Die so vorbereiteten Platten werden in einer Kamera belichtet, dabei wird das <strong>Silber</strong>halogenid<br />
zu metallischem <strong>Silber</strong> reduziert. Danach wird das Bild mit Hilfe von Quecksilberdämpfen<br />
entwickelt (Amalgambildung) <strong>und</strong> anschließend entweder in einer heißen<br />
Kochsalzlösung oder - bei Raumtemperatur - in einer Natriumthiosulfatlösung fixiert.<br />
Die Daguerreotypie ist ein positives, jedoch seitenverkehrtes Bild von großer Feinheit aus<br />
schwärzlichem <strong>Silber</strong>(-Amalgam), das nur dann als Foto zu erkennen ist, wenn das Licht in<br />
einem ganz bestimmten Winkel auf die Platte fällt.<br />
Die Seitenrichtigkeit wurde später durch die Verwendung eines Spiegels erreicht.<br />
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Dieses „<strong>Silber</strong>bild“ ist ein Unikat, bleibt mit dem metallischen Schichtträger, der versilberten<br />
Kupferplatte, verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann nicht wie bei dem erst später erf<strong>und</strong>enen "Negativ-Positiv-<br />
Verfahren" vervielfältigt werden.<br />
Die Daguerreotypie wurde verdrängt durch das Verfahren Talbots, aus welchem sich später<br />
das Kollodiumverfahren entwickelte.<br />
Die nicht wischfeste Oberfläche einer echten Daguerreotypie muss geschützt werden.,<br />
Deshalb sollte man die Daguerreotypie auch in ihrer originalen gläsernen Versiegelung<br />
belassen, damit das Bild nicht zerstört wird.<br />
Besonders empfindlich sind die mit speziellen Farben kolorierten Daguerreotypien.<br />
1840 – ca. 1860 Kalotypie bzw. Talbotypie<br />
Das von dem Engländer William Henry Fox Talbot (1800-1877) erf<strong>und</strong>ene, Negativ-Positiv-<br />
Verfahren bildet (im Gegensatz zur Daguerreotypie) die älteste technische Gr<strong>und</strong>lage der<br />
Fotografie in Hinblick auf die Vervielfältigung des Bildes mittels Negativen.<br />
Der Name seines Verfahrens leitet sich von Schönzeichnerei ab (=Kalotypie).<br />
Talbot experimentierte im Jahr 1834 zuerst mit der Herstellung von Fotogrammen auf<br />
Salzpapier, die er Schattenzeichnungen (sciagraphs) nannte. Bereits 1835 verwendete er<br />
selbst gebaute kleine Kastenkameras, die sogenannten Mausefallen (Mousetraps).<br />
Für die Herstellung der Negative wird feines in Kochsalzlösung präpariertes Schreibpapier<br />
(damals Hadernpapier) verwendet, das ursprünglich nur mit <strong>Silber</strong>nitrat <strong>und</strong> später zusätzlich<br />
in Kaliumjodid sensibilisiert wurde. Die Entwicklung erfolgte mit Gallussäurelösung. Zur<br />
Fixierung des Bildes wird Fixiernatron bzw. Natriumthiosulfat verwendet.<br />
Das Negativ wird nach der Fixierung mit Wachs durchscheinend gemacht.<br />
Zur Herstellung eines Positivabzuges wird ebenfalls Papier in eine gewöhnlichen Salzlösung<br />
eingelegt <strong>und</strong> danach getrocknet. Zum Gebrauch wird es mit <strong>Silber</strong>nitratlösung<br />
lichtempfindlich gemacht <strong>und</strong> mit Hilfe eines Kopierrahmens auf das Negativ gepresst.<br />
Nun muss es nur noch dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Nach erreichen der<br />
gewünschten Schwärzung (Auskopierprozess) wird das Papier fixiert <strong>und</strong> gewässert.<br />
Das Verfahren ist das erste Negativ - Positiv - Verfahren (direkter Vorläufer der modernen<br />
Fotografie). Ab1845 verdrängt es allmählich die Daguerreotypie.<br />
Der Nachteil der Daguerreotypie sowie der Talbotypie ist, dass der Fotograf die<br />
lichtempfindlichen Medien kurz vor der Aufnahme selbst herstellen (sensibilisieren) <strong>und</strong> nach<br />
der Belichtung sofort an Ort <strong>und</strong> Stelle entwickeln <strong>und</strong> fixieren muss.<br />
Ein weiterer Nachteil ist, dass die Aufnahmen im Prozess nicht vergrößert werden können.<br />
1839 – ca. 1860 Salzpapier*<br />
Die erstmals von William Henry Fox Talbot im Zuge seiner Experimente mit „Photogenischen<br />
Zeichnungen“ gemachten Salzpapierabzüge waren wie erwähnt die ersten positiven Abzüge.<br />
Mitte der vierziger Jahre des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde die Daguerreotypie allmählich vom<br />
Salzpapier abgelöst.<br />
Man hatte damit eine fotografische Technik, die es ermöglichte, von einer Aufnahme eine<br />
fast unbegrenzte Anzahl von Abzügen herzustellen (Negativ / Positiv - Prozess).<br />
Jedoch hatte die Qualität eines Salzpapierabzugs nicht die Schärfe <strong>und</strong> Brillanz der<br />
Daguerreotypie. Dies lag daran das das Bild zu sehr in den Papierfilz eindrang <strong>und</strong> daher oft<br />
sehr weich <strong>und</strong> matt erschien. Die zwischen 1839 <strong>und</strong> 1860 gebräuchlichen Salzpapierabzüge<br />
wurden durch direktes Einschwärzen im Kontakt mit dem Negativ hergestellt<br />
(Auskopierverfahren). Deshalb mussten die Negative das gleiche Format haben wie das<br />
gewünschte Positiv.<br />
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Salzpapierabzüge haben auf Gr<strong>und</strong> der sichtbaren Papierfaser ein mehr oder weniger<br />
mattes Erscheinungsbild, das je nach Verwendung einer zusätzlichen Appretur aus Gelatine,<br />
Albumin oder Stärke gesteuert werden kann. Seit den 1840er Jahren war es möglich die<br />
Abzüge mit Goldchlorid zu tonen.<br />
1842 - ca. 1950 Cyanotypie bzw. Blaudruck<br />
1842 entdeckte der Naturwissenschafter <strong>und</strong> Astronom Sir John Herschel ein Verfahren zur<br />
Herstellung von stabilen Bildern. Er fand eine chem. Eisenlösung, bei der das Eisen unter<br />
Einfluss von ultraviolettem Licht blaue Kristalle bildet. Die nicht zu Kristallen umgewandelte<br />
Lösung kann mit Wasser einfach ausgewaschen werden. Er nannte seine Methode<br />
Blaudruck oder Cyanotypie.<br />
Die Cyanotypie wurde zu einem im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert insbesondere von Amateuren gern<br />
genutzte Verfahren zur Herstellung von Kontaktkopien. Zunächst wird feines Schreibpapier<br />
mit einer gemischten Lösung aus Ammoniumeisen(III)-Citrat (Ferriammoniumcitrat) <strong>und</strong><br />
Kaliumferricyanid (Rotes Blutlaugensalz) sensibilisiert. Das Negativ (bzw. eine Zeichnung,<br />
etc.) wird dann in direktem Kontakt mit der getrockneten Papierunterlage dem Tageslicht<br />
ausgesetzt <strong>und</strong> auskopiert.<br />
Die im Negativ hellen Stellen beginnen sich bald zu verfärben. Der Farbumschlag geht dabei<br />
von dem ursprünglichen Grün über ein dunkles Blau-Grün in Richtung Braun. Wenn sich die<br />
schwarzen (od. dunkelsten) Negativ Partien im Bild auch schon deutlich verfärben, ist das<br />
Papier genügend belichtet. Bei der folgenden Wässerung wird das Bild noch aufgehellt.<br />
Anstatt der ansonsten notwendigen chemischen Entwicklung <strong>und</strong> anschließender Fixierung<br />
reicht bei Cyanotypie-Bildern die Wässerung unter fließendem Leitungswasser.<br />
Das Bild wird dabei solange gewässert, bis alle Grün- <strong>und</strong> Brauntöne verschw<strong>und</strong>en sind<br />
<strong>und</strong> ein rein blaues Bild übrig ist.<br />
Die Cyanotypie, die auch als technische Blaupause Verwendung fand, ist sehr lange haltbar.<br />
1850 – 1930 Albuminpapier*<br />
Albuminpapier ist ein fotografisches Papier, das mit Albumin (Eiweiß) überzogene Bilder von<br />
hohem Glanz oder, wenn mit Stärke überzogen, auch matte Bilder liefert.<br />
Das Albuminpapier wurde verwendet, weil es feinste Details wiedergeben konnte <strong>und</strong> war<br />
das im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert meist verwendete Fotopapier.<br />
Der Franzose Louis Désiré Blanquart-Evrard verhalf ca. 1850 dem Albuminverfahren<br />
erfolgreich zum Durchbruch. Er wird somit als der Erfinder des Albumindruckes angesehen.<br />
Das Albumin hat die Eigenschaft das <strong>Silber</strong>bild an der Oberfläche des Papiers zu halten <strong>und</strong><br />
dem Bild Brillanz <strong>und</strong> Schärfe zu verleihen. Als wichtig erscheint auch die Eigenschaft des<br />
Albumins in einem hochkonzentriertem <strong>Silber</strong>bad zu koagulieren. Dadurch kann sich das<br />
Albumin während des Sensibilisierens, Tonens usw., nicht vom Papier ablösen.<br />
In der Anfangszeit des Albumindruckes beschichteten die Fotografen ihre Papiere selbst.<br />
Dazu wurde Eiweiß mit Ammoniumchloridlösung schaumig geschlagen <strong>und</strong> stehen gelassen,<br />
bis sich eine klare Flüssigkeit aus dem Schaum abscheidet. Auf dieser ließ man das Papier<br />
ca. eine Minute schwimmen <strong>und</strong> trocknete es danach. In der Dunkelkammer wurde das<br />
Papier dann vor Gebrauch in einer Lösung aus <strong>Silber</strong>nitrat sensibilisiert <strong>und</strong> getrocknet.<br />
Die Abzüge entstehen, wie beim Salzpapier, durch direkten Kontaktabzug (Auskopierverfahren).<br />
Ab ca. 1854 wurden industriell gefertigte, albuminisierte Papiere angeboten. Die Carte de<br />
Visite- <strong>und</strong> Kabinett-Bilder waren größtenteils auf Albuminpapier.<br />
Eine Albuminpapierfabrik hatte übrigens einen Tagesbedarf von mehreren 10.000 Hühnereiern<br />
pro Tag!<br />
Interessant ist der Zusammenhang mit der Entwicklung der Postkarte bzw. Ansichtskarte.<br />
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Die Postkarte entstand aus ersten Anregungen des damaligen deutschen Geheimen<br />
Oberpostrats Heinrich Stephan – als Erfinder gilt der österreichische Nationalökonom<br />
Emanuel Herrmann, der 1869 eine „Correspondenzkarte“ in Vorschlag brachte.<br />
Ab 1872 kommen die Kabinett-Postkarten in Gebrauch, deren Karton mit fotografischen<br />
Aufnahmen aus Albuminpapier bezogen war <strong>und</strong> die rückseitig beschrieben werden konnten.<br />
Die klassische Urlaubs-Ansichtskarte kam 1877 durch den späteren kgl. bayerischen<br />
Hoffotografen Alphons Adolph als im Lichtdruck hergestellte Karte auf den Markt.<br />
Das Albuminpapier wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg durch andere Verfahren mit<br />
längerer Haltbarkeit <strong>und</strong> einfacherer Verarbeitung ersetzt (Entwicklungspapiere).<br />
1851- 1865 Wachspapiernegativ<br />
Dabei handelt es sich um die von Gustave le Gray (1820-1882) entwickelte Variante der<br />
Kalotypie, bei der das Papier vor der Sensibilisierung mit Bienenwachs eingerieben wurde.<br />
Das erhöhte die Transparenz des Aufnahmematerials für die Kopie <strong>und</strong> ermöglichte damit<br />
eine relativ feine Auflösung. Auch nach dem Aufkommen des nassen Kollodiumverfahrens<br />
wurden Wachspapiernegative von Landschafts- <strong>und</strong> Reisefotografen gerne verwendet, weil<br />
sie leichter <strong>und</strong> nicht zerbrechlich waren <strong>und</strong> nicht sofort verwendet werden mussten,<br />
sondern bis zu vierzehn Tage im voraus präpariert werden konnten.<br />
1851 – ca. 1900 Kollodiumverfahren bzw. Nasses Kollodiumverfahren<br />
In Ätheralkohol (Ethanol u. Diethylether) aufgelöste Schießbaumwolle ergibt eine<br />
transparente, klebrige <strong>und</strong> rasch trocknende Flüssigkeit die Kollodium genannt wird.<br />
Der Engländer Frederic Scott Archer (1813-1857) kam als erster auf die Idee, Kollodium für<br />
die Fotografie zu nutzen. Er überzog eine gereinigte, polierte <strong>Glas</strong>platte gleichmäßig mit<br />
einem mit Jodkalium versetzten Kollodiumfilm, sensibilisierte die Platte in einem Bad aus<br />
<strong>Silber</strong>nitratlösung <strong>und</strong> belichtete sie noch nass in der Kamera. Im Anschluss wurde die noch<br />
feuchte Platte in Gallussäure entwickelt, in Fixiersalz fixiert, danach gewässert <strong>und</strong><br />
getrocknet.<br />
Von dem so hergestellten recht feinkörnigen Negativ konnten beliebig viele Papierabzüge<br />
gemacht <strong>und</strong> auch Vergrößerungen hergestellt werden.<br />
Für die Sensibilisierung, Entwicklung <strong>und</strong> Fixierung war die Arbeit in der Dunkelkammer<br />
nötig, insbesondere das Belichten der Platte musste schnell geschehen.<br />
Das Nasse Kollodiumverfahren zählt zu den aufwendigeren Techniken der Fotografiegeschichte.<br />
Aufgr<strong>und</strong> seiner in der Herstellung kostengünstigen <strong>und</strong> in Relation zu den Papiernegativen<br />
scharfen, detailreichen <strong>Glas</strong>negative sowie der höheren Empfindlichkeit löste es schnell<br />
sowohl die Daguerreotypie als auch die Kalotypie ab.<br />
1851 – 1880 Ambrotypie<br />
Die Ambrotypie basiert auf einer knapp belichteten <strong>und</strong> entwickelten jod- <strong>und</strong> bromsilberhaltigen<br />
Kollodiumschicht Das weißliche <strong>Glas</strong>negativ wird mit schwarzem Papier oder Samt<br />
hinterlegt <strong>und</strong> erhält so eine positive Bildwirkung (Scheinpositiv); das Negativ erscheint<br />
aufgr<strong>und</strong> des Dunkelfeldprinzips vor einem dunklen Hintergr<strong>und</strong> als Positiv. Eine Ambrotypie<br />
ist also immer ein Unikat. Das Verfahren entstand durch unabhängig voneinander<br />
unternommene Experimente <strong>und</strong> Entdeckungen von Sir John Herschel (1839), dem<br />
Bibliothekar A. A. Martin, Frederick Scott Archer (1851) <strong>und</strong> Peter Wickens Fry.<br />
Genutzt wurde die Ambrotypie vor allem in Fotoautomaten wie beispielsweise den Bosco-<br />
Automaten.<br />
Damals fanden die Ambrotypien hauptsächlich Verbreitung in kleinen klappbaren, verglasten<br />
Lederetuis <strong>und</strong> hatten verzierte Messing- oder Pappeeinfassungen.<br />
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1853 – 1930 Ferrotypie<br />
Die Ferrotypie basiert wie die Ambrotypie auf einer knapp belichteten <strong>und</strong> entwickelten jod-<br />
<strong>und</strong> bromsilberhaltigen Kollodiumschicht, die ursprünglich unter Wasser von der <strong>Glas</strong>platte<br />
gelöst <strong>und</strong> auf eine geschwärzte Eisenplatte übertragen wird. Später diente die z.B. mit<br />
Asphaltlack beschichtete Blechplatte als Untergr<strong>und</strong> für die Kollodiumschicht. Das Negativ<br />
erscheint aufgr<strong>und</strong> der weißlichen Kollodiumschicht vor einem dunklen Hintergr<strong>und</strong> als<br />
Positiv (Scheinpositiv). Bei diesem Verfahren handelt es sich ebenfalls um ein Unikat.<br />
Die Ferrotypie wurde 1853 von dem Franzosen Adolphe Alexandre Martin entwickelt <strong>und</strong><br />
1856 von Hamilton L. Smith patentiert. Verwendung fanden (meist verzinnte) schwarz oder<br />
dunkelbraun gelackte <strong>und</strong> lichtempfindlich beschichtete Eisenbleche. Die Technik wurde<br />
häufig von Schnellfotografen ausgeübt.<br />
Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde das manuelle Verfahren durch Automaten ersetzt. Einen ersten<br />
solchen mechanisch betriebenen Automaten konstruierte Conrad Bernitt in Hamburg im Jahr<br />
1894, den Bosco-Automat.<br />
Durch die magnetischen Eigenschaften sind Ferrotypien auch hinter <strong>Glas</strong> leicht erkennbar.<br />
1853 – 1860 Pannotypie<br />
Die Pannotypie (vom lateinischen pannus = Tuch) ist wie die Ambrotypie oder Ferrotypie ein<br />
positives (Scheinpositiv) Kollodiumbild welches 1853 von der Pariser Firma Wulff & Co.<br />
erdacht <strong>und</strong> bis etwa1860 verwendet wurde.<br />
Die Pannotypie basiert auf einer knapp belichteten <strong>und</strong> entwickelten jod- <strong>und</strong> bromsilberhaltigen<br />
Kollodiumschicht, die auf schwarzes Wachstuch oder Leder aufgetragen wird. Das<br />
weißliche Negativ erhält so seine positive Bildwirkung.<br />
Dieses Verfahren hatte den Vorteil dass das Bild im Gegensatz zur Ambrotypie nicht<br />
zerbrechen konnte. Der Nachteil war dass der Schichtträger mit den Jahren austrocknete<br />
<strong>und</strong> das Bild rissig wurde bzw. zerfiel.<br />
Mit der Verbreitung der Ferrotypie <strong>und</strong> dem Albuminverfahren verschwand es wieder. Wegen<br />
der Empfindlichkeit haben sich nur wenige Bildbeispiele erhalten.<br />
1856 bis ca.1930 Lichtdruck bzw. Collotypie<br />
Die Collotypie ist ein photolithographisches Verfahren, das 1856 von Louis-Alphonse<br />
Poitevin unter dieser Bezeichnung entwickelt <strong>und</strong> um 1870 von Joseph Albert so verbessert<br />
wurde, dass sich größere Auflagen herstellen ließen. Karl Klietsch entwickelte 1879 daraus<br />
die Heliogravüre.<br />
Es handelt sich um ein fotomechanisches Druckverfahren, bei dem eine <strong>Glas</strong>platte mit einer<br />
bichromathaltigen Gelatineschicht überzogen, getrocknet <strong>und</strong> über einem Negativ belichtet<br />
wird. Beim anschließenden Wässern <strong>und</strong> Trocknen entsteht eine netzartige, körnig<br />
gerunzelte Oberfläche (Runzelkorn), die den späteren Druckraster bildet.<br />
Der Münchner Hoffotograf Joseph Albert entwickelt den Lichtdruck vom <strong>Glas</strong> weiter <strong>und</strong><br />
betrieb die erste Lichtdruckerei in München, Weiterentwicklung: Schnellpressen-Lichtdruck<br />
(1873), Farbenlichtdruck (1875), ab 1877 fand der Lichtdruck auch Anwendung bei der<br />
Herstellung der ersten Ansichtskarten.<br />
1858 – 1925 Gummidruck<br />
Bei diesem Verfahren wird ein Gemisch aus Gummiarabikum, Kalium- oder Ammoniumbichromat<br />
sowie Pigmenten in Wasser dünn auf das zuvor mit Gelatine beschichtete <strong>und</strong><br />
getrocknete Papier aufgetragen <strong>und</strong> nach dem Trocknen unter Kontakt mit einem Negativ<br />
belichtet.<br />
Die „Entwicklung“ findet in kaltem Wasser statt, wodurch sich die nicht belichteten, ungehärteten<br />
Gummipartikel lösen.<br />
12
Gummidrucke können in einer oder mehreren Farben hergestellt werden, letzteres geschieht<br />
durch ein weiteres Auftragen des entsprechend pigmentierten Gemischs <strong>und</strong> erneutes<br />
Belichten des Papierträgers.<br />
Gummidrucke weisen meist weiche Töne sowie eine geringe Detailauflösung auf <strong>und</strong> ähneln<br />
eher Zeichnungen oder Skizzen. Da sie kein <strong>Silber</strong> enthalten, sind sie sehr haltbar.<br />
Die ersten Drucke stammen von John Pouncy.<br />
Durch ein abschließendes Alaunbad kann das Bild geklärt werden (Entfernung eines Gelbschleiers).<br />
1860 - heute Fotokeramik<br />
F. Joubert patentierte 1860 in England das Chromat-Einstaubverfahren. J. Wyard wandte<br />
das Verfahren erstmals 1860 in London kommerziell an.<br />
Heute wird das Verfahren noch für wetterfeste Grabphotos o. ä. angewendet.<br />
Zur Herstellung wird eine hygroskopische Substanz wie Gummi-, Honig- oder Zucker mit<br />
chromsauren Salzen gemischt <strong>und</strong> belichtet (dabei bleiben die Schatten klebrig). An den<br />
klebrigen Stellen haftet die danach eingestaubte Keramikfarbe <strong>und</strong> kann in der Folge<br />
eingebrannt werden.<br />
Anwendung: Photographie auf Porzellan, Steingut oder Metall.<br />
.<br />
1864 bis 1930 Karbondruck bzw. Kohledruck<br />
Bei diesem Pigmentdruckverfahren diente Lampenruß bzw. Kohlestaub als bilderzeugende<br />
Substanz, die einer mit Bichromat sensibilisierten Gelatineschicht beigemischt <strong>und</strong> auf<br />
Papier aufgetragen wurde. Die Belichtung erfolgte unter Negativ-Kontakt, wobei das<br />
Tageslicht die Gelatine unterschiedlich härtete. Das so entstandene Relief wurde auf ein mit<br />
gehärteter Gelatine präpariertes Übertragungspapier aufgequetscht <strong>und</strong> im warmen Wasser<br />
entwickelt. Das Trägerpapier konnte dann abgezogen <strong>und</strong> die löslichen Gelatinepartikel<br />
ausgewaschen werden, bevor das Gerbrelief auf dem Übertragungspapier in einem Alaun-<br />
<strong>und</strong> Bisulfitbad gehärtet <strong>und</strong> an der Luft getrocknet wurde. Das seitenverkehrte Bild-Resultat<br />
konnte nun seitenrichtig gedruckt werden, entweder durch seitenverkehrte Belichtung oder<br />
die zweimalige Übertragung des Gerbreliefs auf einen Zwischenträger <strong>und</strong> ein weiteres<br />
Übertragungspapier. Da Kohlestaub ein äußerst lichtbeständiges Pigment ist, weisen<br />
Karbondrucke eine hohe Bildstabilität auf, sind allerdings mechanisch leicht verletzbar.<br />
1864 – 1900 Woodburytypie<br />
Das nach seinem Erfinder W. B. Woodbury genannte Druckverfahren ist der einzige<br />
fotomechanische Prozess, der kontinuierliche Tonwertstufen hervorbringt.<br />
Die so erstellten Reproduktionen sind kaum von einer echten Fotografie zu unterscheiden.<br />
Seit 1865 bis zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde dieses qualitativ hochwertige Verfahren<br />
vor allem für Buchillustrationen verwendet. Ausgehend von einem fotografischen Negativ<br />
lässt sich ein Gelatine-Bichromat-Relief herstellen, gegen das mit einer Presse ein Bleiblock<br />
gepresst wird. Die so entstehende Blei-Tiefdruckplatte wird mit pigmentierter Gelatine gefüllt<br />
<strong>und</strong> kann dann mittels einer Handpresse die entsprechenden fotografischen Vorlagen<br />
originalgetreu <strong>und</strong> in unterschiedlichste Farben abbilden. Die hervorgequollene, nach dem<br />
Erstarren harte Gelatine wurde abgeschnitten, weshalb Woodburytypien keinen Rand<br />
aufweisen. Damals wählte man meist brauntonige Pigmente, um die Albuminpapierabzüge<br />
zu imitieren.<br />
1865 – 1950 Zelloidinpapier / Kollodiumpapier*<br />
Zelloidinpapier (Celloidin = Kollodiumwolle) wurde mit einer Emulsion aus<br />
Chlorsilberkollodium beschichtet <strong>und</strong> wies eine glatte, gegenüber mechanischer Einwirkung<br />
13
wenig empfindliche Oberfläche auf. Aufgr<strong>und</strong> seiner größeren Haltbarkeit sowie höheren<br />
Lichtempfindlichkeit ersetzte es das Albuminpapier. Bilder auf diesem Material entstanden<br />
für gewöhnlich als auskopierte Kontaktkopien <strong>und</strong> haben einen warmen, rötlich-braunen Ton.<br />
Kopien von Bildern auf Zelloidinpapier sind optisch von solchen auf Gelatineauskopierpapier<br />
(Aristopapier) nicht zu unterscheiden. Da das Papier extrem dünn ist, wurde es in der Regel<br />
auf Karton kaschiert.<br />
1866 - heute Öldruck, Ölumdruck<br />
Der Öldruck (auch Bromöldruck) ist eine Technik zur Herstellung einer Druckform durch<br />
fotografische Belichtung, im Jahr 1866 entwickelt von Emil Mariot. Es basiert auf einer<br />
oberflächlich mit Fettfarbe behandelten Kolloidschicht. Das Herstellungsprinzip gleicht dem<br />
Kohledruck. Die Farbpigmente werden nun nicht in der Kolloidschicht eingelagert, sondern<br />
nachträglich auf die Kolloidschicht aufgestupst. Man macht sich dabei die Abstoßung von<br />
Fett <strong>und</strong> Wasser zunutze. Die gegerbten Stellen der Gelatine nehmen kein oder wenig<br />
Wasser auf, dafür mehr Fettfarbe. Weil die Bildschicht bei diesen Fotografien aus<br />
pigmenthaltiger Farbe besteht, sind die Bilder sehr haltbar <strong>und</strong> verändern sich nicht.<br />
Der Ölumdruck ist eine Technik zur Herstellung einer Druckform durch eine fotografische<br />
Belichtung <strong>und</strong> ähnelt, da er auf der Abstoßung fetthaltiger <strong>und</strong> wasserhaltiger Schichten<br />
beruht, den lithographischen Verfahren.<br />
Das mit dem Öldruck gewonnene Fettfarbenbild wird dabei in der Druckpresse auf ein<br />
normales Papier umgedruckt. Der Vorgang kann wie beim verwandten Lichtdruck oft<br />
wiederholt werden. Der Ölumdruck wurde 1873 von William de Wiveleslie Abney erf<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> 1911 von Robert Demachy weiterentwickelt.Bromöldruck (1907 – 1940).<br />
Der Bromöldruck bzw. Bromölumdruck zählt zu den künstlerischen Fototechniken.<br />
Da die Arbeiten einzeln mit dem Pinsel etc. ausgearbeitet werden, entstehen Unikate,<br />
welche dann in der Folge, ähnlich wie Radierplatten, zur Herstellung von Umdrucken benutzt<br />
werden könnten.<br />
Ausgangspunkt ist ein Bild auf einem quellfähigem Bromsilberpapier. Im Anschluss an die<br />
Fixierung <strong>und</strong> Wässerung gelangt der Druck in ein Chromatbleichbad zum Ausbleichen des<br />
<strong>Silber</strong>bilds. Dieser chemische Vorgang bewirkt u.a. eine teilweise Härtung der Gelatineschicht,<br />
proportional zum vorhandenen <strong>Silber</strong>bild.<br />
Die Gelatine quillt schließlich in warmem Wasser unterschiedlich stark auf, so dass ein Relief<br />
entsteht, auf dem die später aufgetragene steife Druckfarbe an den Stellen haftet, die nicht<br />
oder kaum gequollen sind, während die stark gequollenen, also mit hohem Wassergehalt<br />
versehenen Bereiche der Schicht keine Farbe annehmen.<br />
1879 – heute Fotogravüre<br />
Als Fotogravüre (auch Fotogravure, Photogravüre oder Heliogravüre) bezeichnet man ein<br />
manuelles Tiefdruckverfahren, das 1879 von Karel Klic (Karl Klietsch) zur Reproduktion von<br />
Originalfotos erf<strong>und</strong>en wurde. Auch der schottische Forscher Mungo Punton soll hier<br />
genannt werden, da er fast zeitgleich mit Klic, aber völlig unabhängig von diesem, am selben<br />
Verfahren arbeitete.<br />
Bei der Fotogravüre wird das fotografische Bild, ähnlich wie bei der Aquatinta-Radierung, in<br />
Halbtönen mittels Ätzung auf eine Kupferplatte übertragen. Dies geschieht mittels Ätzung im<br />
Eisenchloridbad auf fotochemischem Wege. Dieser Vorgang kann jedoch auch durch<br />
manuelle Eingriffe beeinflusst werden. Die daraus resultierende Vorlage kann für Drucke<br />
genutzt werden.<br />
Zur Herstellung wird eine erwärmte Kupferplatte mit Kolophonium- oder Asphaltpulver<br />
eingestäubt, das anschmilzt <strong>und</strong> dadurch ein unregelmäßige Rasterung erzeugt.<br />
Darauf folgt eine Gelatineschicht <strong>und</strong> deren Sensibilisierung durch eine Kaliumdichromat-<br />
Lösung.<br />
14
Nach der Belichtung mit einem Positiv findet die Entwicklung in warmem Wasser statt. Die<br />
belichteten Partien der Chromgelatine härten aus, während unbelichtete Teile auswaschbar<br />
bleiben. Dadurch entsteht bei der Entwicklung ein Gelatinerelief.<br />
Bei der Ätzung mit Eisenchlorid bilden sich in der Folge Vertiefungen unterschiedlichen<br />
Grades. Die Säure durchdringt die dünnen, wenig gehärteten Schichten der Gelatine<br />
schneller, wodurch das Kupfer länger geätzt wird <strong>und</strong> tiefere Rasternäpfchen erhält als die<br />
dicken, stärker ausgehärteten Zonen. Dementsprechend nehmen die Vertiefungen<br />
unterschiedlich viel Farbe auf, sodass eine für die Fotogravüre charakteristische,<br />
differenzierte Wiedergabe von Halbtönen <strong>und</strong> kleinsten Details entsteht.<br />
ca. 1884 bis heute Chlorsilber-Gelatine Auskopierpapier*<br />
Aristopapier (Chlorsilber-Gelatine <strong>und</strong> Chlorsilber-Kollodium), 1882 von William de<br />
Wivesleslie Abney vorgestelltes <strong>und</strong> seit 1884 zunächst von Johann Babtist Obernetter,<br />
später von Eduard Liesegang <strong>und</strong> vielen anderen industriell produziertes Auskopierpapier<br />
(heute z. B. noch als "Centennial DW" der Chicago Albumen Works auf dem Markt).<br />
Bei den auch Aristopien genannten Abzügen handelt es sich um die ersten<br />
Emulsionspapiere, die gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in den Handel kamen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet man zwischen Chlorsilbergelatine-Auskopierpapier<br />
(Aristopapier) <strong>und</strong> dem seit den 1920er Jahren verwendeten, beständigeren <strong>Silber</strong>gelatine-<br />
Entwicklungspapier (Barytpapier) mit Chlor-, Brom- oder Chlorbromsilber als lichtempfindlicher<br />
Substanz.<br />
Die durch Auskopieren entstehenden Abzüge auf Aristopapier basieren entweder auf<br />
Gelatine oder auf Kollodium. Sie sind nur gering lichtempfindlich <strong>und</strong> besitzen eine warme,<br />
braune Farbe, je nach Tonung.<br />
Eine Zwischenschicht aus Bariumsulfat verstärkt die Weißwerte <strong>und</strong> die Brillanz des Bildes.<br />
Das Papier besteht daher aus drei Schichten. Bei matten Aristopien ist die Zwischenschicht<br />
feiner, wodurch die Struktur des Papiers wahrnehmbar bleibt.<br />
Das ist besonders bei matten Kollodiumabzügen der Fall, die Anfang des 20.Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
beliebt waren. Die Bilder besitzen i. d. R. eine neutralschwarze Farbigkeit, die durch eine<br />
Behandlung mit Gold- <strong>und</strong> Platintonern erreicht wird.<br />
Die auf Chlorsilber basierenden Emulsionen wurden zu Beginn der 1920er Jahre zugunsten<br />
von Bromsilber-Emulsionen aufgegeben. Letztere sind lichtempfindlicher <strong>und</strong> ermöglichten<br />
auch Vergrößerungen von kleinformatigen Negativen.<br />
1871 – heute Bromsilber-Gelatine <strong>und</strong> Bromsilber Entwicklungspapier<br />
Auf Basis der 1871 veröffentlichten Arbeiten von Richard Leach Maddox ersetzte die<br />
Bromsilber-Gelatine-Emulsion nach 1880 sukzessive die früheren Techniken, insbesondere<br />
im Bereich des Negativs.<br />
Die Materialien wurden schon in den Fabriken lichtempfindlich gemacht <strong>und</strong> gebrauchsfertig<br />
in den Handel gebracht. Auf drei unterschiedlichen Trägermaterialien fand diese Emulsion<br />
Verwendung:<br />
- auf <strong>Glas</strong>platten für Negativ- <strong>und</strong> Positivbilder (letztere für Projektionen)<br />
- auf weichen Negativträgern wie Nitrozellulose, Zellulosedi- oder triacetat bzw. nach 1960<br />
auf Polyester<br />
- ab 1877 auf Papier für Positivabzüge, deren Tonwert nach der Entwicklung im<br />
neutralschwarzen Bereich liegt, wobei auch hier eine andere Tonung durch Nachbehandlung<br />
erreicht werden kann.<br />
Die hohe Lichtempfindlichkeit des Bromsilbers ermöglicht vergrößerte Abzüge vom<br />
Negativbild (für die zunehmend verbreitete Amateurfotografie mit kleineren Formaten von<br />
Bedeutung).<br />
Das Bromsilberpapier wird 1874 durch Peter Mawdsley erf<strong>und</strong>en, 1877 durch Joseph Wilson<br />
Swan verbessert <strong>und</strong> industriell hergestellt.<br />
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Wie bei den Aristotypien verleiht auch hier eine Zwischenschicht aus Bariumsulfat dem Bild<br />
Brillanz. Das auf chemischen Prozessen beruhenden Verfahren besitzt eine fadenförmige<br />
<strong>Silber</strong>struktur <strong>und</strong> ermöglicht beständigere Bilder als die durch Auskopieren erhaltenen<br />
Abzüge, deren <strong>Silber</strong>körnung nur sehr klein ist.<br />
Der Rollfilm wurde erst mit der Entwicklung der Bromsilber-Gelatineemulsion durch Leach<br />
Maddox zum praktischen Medium für die Fotografie.<br />
Erf<strong>und</strong>en wurde die Rollkassette mit Negativpapier von Leon Warnerke in London, der<br />
bereits 1875 eine funktionsfähige Kamera mit Papier-Rollfilm auf Kollodium-Basis sowie ab<br />
1881 mit Gelatine-Emulsion konstruiert hatte. Die Vorgängerversuche von J. B. Spencer <strong>und</strong><br />
A. J. Melhuisch aus dem Jahre 1854 mit Kalotypiepapier waren erfolglos geblieben.<br />
Der erste Film mit Nitrozellulose als Schichtträger wurde 1869 von John Wesley Hyatt<br />
hergestellt <strong>und</strong> in den USA patentiert. Ein verbesserter <strong>Zelluloid</strong>film wurde 1887 von<br />
Hannibal Goodwin für Thomas Alva Edison entwickelt <strong>und</strong> ebenfalls patentiert.<br />
1885 stellten Eastman <strong>und</strong> William H. Walker ihren Roll-Holder für Papierfilm vor.<br />
Die Kodak-Kamera Nr.1 verwendete 1888 ursprünglich einen „Strippingfilm“ aus Papier, der<br />
eine ablösbare Bromsilbergelatineschicht trug. Diese Schicht wurde zum Zweck von<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Kopie vom Papierträger abgezogen <strong>und</strong> auf <strong>Glas</strong>platten übertragen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der aufwendigen Verarbeitung wurde der Strippingfilm aber 1889 durch den<br />
<strong>Zelluloid</strong>film (American Film) ersetzt. Ab 1891 stellte die Eastman Company gekapselten<br />
Rollfilm her, der bei Tageslicht gewechselt werden konnte.<br />
Der Sicherheitsfilm auf Zelluloseacetatbasis wird erst 1901 erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gelangt ab 1908<br />
schrittweise auf den Markt.<br />
Der leicht entzündliche <strong>und</strong> je nach Nitriergrad auch explosive Nitrozellulosefilm ist allerdings<br />
noch bis in die späten 1950er Jahre in Verwendung.<br />
Der Sicherheitsfilm begann erst ab 1952 allmählich an Bedeutung zu gewinnen, zunächst für<br />
den Kinofilm, später auch in der Fotografie. Bei Berufsfotografen blieb der billige<br />
Nitrozellulosefilm jedoch bis zu Beginn der 1960er Jahre in Gebrauch.<br />
Filmmaterialien auf Nitratbasis stellen in mehrfacher Hinsicht eine potenzielle Gefahr für<br />
Fotosammlungen dar.<br />
Nitrozellulose-Filmmaterial neigt bereits ab ca. 38° C zur Selbstentzündung (wenn es<br />
eingeschlossen ist - zur Explosion) <strong>und</strong> brennt mit oder auch ohne Sauerstoffzufuhr.<br />
Deshalb müssen solche Materialien getrennt <strong>und</strong> unter besonderen Sicherheitsbedingungen<br />
gelagert werden!<br />
Die erste große Katastrophe mit Nitrozellulosefilm ereignete sich bereits während einer<br />
Filmvorführung anlässlich der Weltausstellung 1897 in Paris. Das Material ging während der<br />
Projektion in Flammen auf. In dem anschließenden Flammeninferno starben<br />
einh<strong>und</strong>ertvierzig Personen, darunter die Herzogin von Alencon, eine Schwester der Kaiserin<br />
Elisabeth von Österreich.<br />
1873 – 1920 Platindruck<br />
Der von William Willis im Jahr 1873 entwickelte <strong>und</strong> patentierte Platindruck ist ein<br />
fotografisches Edeldruckverfahren, das auf der Lichtempfindlichkeit von Eisen- anstelle von<br />
<strong>Silber</strong>salzen beruht.<br />
Durch eine Abhandlung der österreichischen Offiziere J. Pizzighelli <strong>und</strong> Arthur Freiherr von<br />
Hübl, "Die Platinotypie", die im Jahr 1882 erschien, wurde das Verfahren der interessierten<br />
Öffentlichkeit bekannt gemacht. Bei ihren Versuchen hielten sie am Willi'schen Prinzip fest,<br />
das Papier mit Ferrioxalat (heute: Eisen-III-oxalat) <strong>und</strong> Kaliumplatinchlorür (heute:<br />
Kaliumtetrachloroplatinat) zu präparieren.<br />
Zur Ausführung desselben wird z. B. ein mit Ferrioxalat <strong>und</strong> Kaliumplatinchlorür getränktes<br />
Papier benutzt. Dasselbe liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild,<br />
16
welches durch Eintauchen in eine heiße Lösung von neutralem oxalsaurem Kali kräftig<br />
schwarz hervortritt. Die so erhaltenen Bilder sind chemisch nahezu unveränderlich.<br />
Für den Platindruck existieren mehrere Vorgehensweisen <strong>und</strong> chemische Rezepturen<br />
1. Das Entwicklungsverfahren mit Kaliumoxalatlösung als Entwickler <strong>und</strong> mit Platin in der<br />
Sensibilisierungslösung.<br />
2. Das Entwicklungsverfahren mit Kaliumoxalatlösung + Platinzusatz als Entwickler. In der<br />
Sensibilisierungslösung befindet sich im wesentlichen nur Eisenoxalat.<br />
3. Das Auskopierverfahren ohne Entwicklung.<br />
Der Platindruck ist ein Verfahren, das sich nur für Kontaktkopien eignet, das Negativ muss<br />
demnach der gewünschten Bildgröße entsprechen.<br />
Durch die extreme Säurehaltigkeit der Entwicklungsbäder kann das Papier angegriffen<br />
werden.<br />
Da Platin sehr teuer ist, wurde es Anfang des 20.Jahrh<strong>und</strong>erts durch Palladium ersetzt.<br />
In der künstlerischen Fotografie findet der Platindruck noch heute Verwendung.<br />
1880 – heute Autotypie<br />
Die Autotypie (griechisch "Selbstschrift") ist ein um 1880/81 von Meisenbach entwickeltes<br />
fotomechanisches Reproduktionsverfahren zur Herstellung von Hochdruck-Druckplatten<br />
nach Halbtonvorlagen für den Buchdruck.<br />
Die Auflösung des Bildes in Linien <strong>und</strong> Punkte erfolgt durch einen Kreuzlinienraster, damit<br />
wird die fotografische Übertragung auf Metall zur Hochätzung <strong>und</strong> in der Folge zum Druck in<br />
der Buchdruckpresse möglich.<br />
Die Autotypie wurde Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts von der Autotype Company in München<br />
patentiert.<br />
Die erste Autotypie in der Tagespresse erschien in den USA am 4. März 1880 im New York<br />
Daily Graphic (andere Quellen nennen den 21. Januar 1897 <strong>und</strong> die New York Tribune).<br />
1895 – ca. 1935 Autochrome**<br />
Dieses von den Gebrüdern Lumière entwickelte Verfahren zur Herstellung einer<br />
Farbaufnahme mit nur einer einzigen Platte markiert den Beginn der Farbfotografie.<br />
Autochrome funktionieren, wie alle anderen Korn- oder Linienrasterverfahren, nach dem<br />
Prinzip der additiven Farbmischung. Auf einer <strong>Glas</strong>platte werden mikroskopisch kleine, zu<br />
gleichen Teilen in den Gr<strong>und</strong>farben rot, blau <strong>und</strong> grün eingefärbte Kartoffelstärkemehlkörner<br />
aufgebracht, die Zwischenräume werden mit Ruß gefüllt.<br />
Eingebettet wird das Ganze in eine lichtempfindliche panchromatische – das heißt für alle<br />
Farben <strong>und</strong> Spektralbereiche empfindliche – Emulsion. Belichtet wird über die Rückseite der<br />
Platte, so dass das Licht durch die farbigen Körner auf die Emulsion trifft.<br />
Die Körner fungieren dabei als Farbfilter, die jeweils nur das Licht der Eigenfarbe auf die<br />
lichtempfindliche Schicht wirken lassen.<br />
Mittels der folgenden Umkehrentwicklung werden die belichteten Stellen lichtdurchlässig;<br />
eine Zweitbelichtung bewirkt, dass sich alle übrigen Partien schwarz einfärben. Typisch für<br />
das so entstandene autochrome Farbbild ist die rasterartige Auflösung.<br />
17
*Auskopierpapier, Entwicklungspapier ; Erläuterung<br />
Auskopierpapier wurde im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert für die meisten positiven Abzüge benutzt. Anders als beim<br />
Entwicklungspapier, bei dem das (latente) Bild erst in einem eigenen Arbeitschritt entwickelt werden muss,<br />
entsteht es bei diesem Papier während der Belichtung, ist beobachtbar, <strong>und</strong> muss anschließend nur noch fixiert<br />
werden. Zur Belichtung wird das Auskopierpapier mit dem Negativ in einen so genannten Kopierrahmen gespannt<br />
<strong>und</strong> dem Tageslicht ausgesetzt. Der Prozess des sich allmählich aufbauenden Positivs auf dem Papier wird als<br />
Auskopieren bezeichnet. Unterschieden werden – je nach Kolloid, in welches das Halogensilber <strong>und</strong> das<br />
<strong>Silber</strong>salz eingebettet sind – die Papierarten: Albumin- (Eiweiß), Aristo- (Gelatine) <strong>und</strong> Zelloidinpapier<br />
(Kollodium).<br />
** Bemerkungen zur Farbfotografie<br />
Bis Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden zwar wichtige Gr<strong>und</strong>lagen zur Farbfotografie erarbeitet, stand aber kein<br />
ausgereiftes, praxisgerechtes Verfahren zur Verfügung.<br />
Eine Abhandlung über die Entwicklung der Farbfotografie würde den Rahmen sprengen, daher wird folgend kurz<br />
zusammengefasst:<br />
In der Technik der Farbfotografie werden bis etwa 1930 folgende Verfahrensansätze unterschieden:<br />
• Direkte Farbverfahren (z. B. das Interferenzverfahren von Lippmann)<br />
• Indirekte Farbverfahren (mittels Farbauszügen wie bei Ducos)<br />
• Additive Farbverfahren (Autochrome wie z.B. von Lumiére)<br />
• Subtraktive Farbverfahren (Farbbleichprozess z. B. Ilfochrome)<br />
Bei den späteren Verfahren (ab etwa 1935) mit chromogener Entwicklung entsteht parallel zum <strong>Silber</strong>bild ein<br />
Farbstoffbild. Dabei reagieren die Oxidationsprodukte des Farbentwicklers mit in den Schichten eingelagerten<br />
Farbkupplern, <strong>und</strong> es entstehen wasserunlösliche, diffusionsfeste Farbstoffe an den belichteten Stellen der<br />
Emulsion. Anschließend wird das <strong>Silber</strong>bild durch das Bleich- <strong>und</strong> Fixierbad herausgelöst, so dass nur noch ein<br />
reines Farbstoffbild übrig bleibt. Die chromogene Entwicklung ist die Gr<strong>und</strong>lage der modernen Farbverfahren.<br />
Die ersten auf fotografischem Wege hergestellten farbigen Bilder waren (wenn man die kolorierten außer Betracht<br />
lässt) eigentlich Drucke nach dem Dreifarbendruckverfahren, die auf der 1852 von Talbot entdeckten Lichtempfindlichkeit<br />
der Chromsalze beruhten.<br />
Erst 1855 beschreibt James Clerk Maxwell das Prinzip der additiven Farbfotografie <strong>und</strong> regt 1861 an, für<br />
Druckzwecke drei Aufnahmen eines Objektes durch Farbfilter herzustellen <strong>und</strong> dann in den Farben Rot Blau <strong>und</strong><br />
Gelb zu drucken. Allerdings waren damals die Negativmaterialien vorwiegend blauempfindlich <strong>und</strong> daher für die<br />
praktische Umsetzung der additiven Farbfotografie wenig geeignet.<br />
Als der eigentliche Vater der Farbphotographie gilt der Franzose Louis Ducos du Hauron, der in Weiterführung<br />
der Gedanken von James Clerk Maxwell 1868 ein Verfahren der Dreifarbenphotographie <strong>und</strong> des<br />
photographischen Dreifarbendrucks erfand (1869 patentiert). 1869 zeigte er seine ersten farbigen Papierbilder,<br />
sogenannte Heliochromien. Das älteste erhaltene Farbphoto von Ducos du Hauron stammt aus dem Jahr 1877.<br />
Das Verfahren von Ducos du Hauron konnte sich nicht durchsetzen, es war seiner Zeit zu weit voraus.)<br />
Der nächste Schritt wurde erst 1873 durch die Arbeiten zur Farbensensibilisierung der Platten von Hermann<br />
Wilhelm Vogel möglich (orthochromatische Sensibilisierung ab ca. 1884) <strong>und</strong> weitere Verbesserungen durch den<br />
Nachfolger von H. W. Vogel, Adolf Miethe, zusammen mit Arthur Traube, führten ab 1902 zur panchromatischen<br />
Sensibilisierung der Aufnahmematerialien.<br />
Auf der Basis dieser Arbeiten entwickeln die Brüder Lumiére die Autochromplatten bis ca. 1904, die 1907 in den<br />
Handel kommen.<br />
Die Firma Agfa AG, Leverkusen, brachte 1916 eine Farbphotoplatte heraus, deren Raster aus gefärbten<br />
Harzpartikeln bestand, <strong>und</strong> die brillantere Farbbilder als die Lumière-Autochrome-Platte lieferte.<br />
Infos zur weiteren Entwicklung der Farbfotografie im Anhang in der Zeittafel<br />
18
ANHANG<br />
Zeittafel<br />
Meilensteine der Entwicklung der Fotografie im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert (Auszüge der Chronologie).<br />
In die Liste wurden in Rücksicht auf die Übersichtlichkeit nur die wesentlichen Entwicklungen<br />
der fotografischen Verfahren <strong>und</strong> Materialien aufgenommen. Sie endet mit der Herstellung<br />
des Sicherheitsfilms <strong>und</strong> des Farbfilms, dessen Gr<strong>und</strong>lagen im 19. Jhdt. geschaffen wurden.<br />
1802 Thomas Wedgwood stellt Kontaktkopien mittels silbernitratgetränktem Papier her,<br />
kann sie jedoch nicht fixieren.<br />
Thomas Young entwickelt die Theorie des Farbsehens (Basis für Farbfotografie)<br />
1811 Bernard Courtois entdeckt das Jod, das 1813 von Gay-Lussac als Element erkannt<br />
<strong>und</strong> benannt wird<br />
1812 Wollaston führt das Periskop als Objektiv für die Kamera ein.<br />
1814 Humphry Davy entdeckt das <strong>Silber</strong>jodid.<br />
1819 Herschel entdeckt die auflösende Wirkung des Fixiernatrons für <strong>Silber</strong>chlorid.<br />
1822 Nicéphore Niépce fertigt das erste beständige Lichtbild her (das verloren geht).<br />
1824 Nicéphore Niépce erhält Kontakt mit Louis Jaques Mandé Daguerre.<br />
1827 Nicéphore Niépce stellt mit Asphalt auf einer Zinnplatte die erste erhalten gebliebene<br />
Fotografie her.<br />
1829 Niépce <strong>und</strong> Daguerre vereinbaren ihre Zusammenarbeit vertraglich.<br />
1835 William Henry Fox Talbot stellt das erste Negativ auf Papier her.<br />
1837 Daguerre löst das Problem der Fixierung mit einer Kochsalzlösung.<br />
1839 Die Daguerreotypie wird von der französischen Akademie der Wissenschaften am 19.<br />
August veröffentlicht <strong>und</strong> zur Nutzung in aller Welt frei gegeben.<br />
Bereits am 24. Juni stellt Hippolyte Bayard seine Lichtbilder in Paris in der ersten<br />
öffentlichen Fotoausstellung aus.<br />
Baron Séguire stellt die erste Balgenkamera vor (zu dieser Zeit werden vorwiegend<br />
Schiebekastenkameras verwendet)<br />
1840 Talbot entwickelt die Kalotypie, das erste Negativ-/Positivverfahren.<br />
Joseph M. Petzval errechnet das erste leistungsfähige Fotoobjektiv, das im gleichen<br />
Jahr in der Metallkamera von Voigtländer Verwendung findet.<br />
1841 Talbot lässt sein Verfahren patentrechtlich schützen.<br />
1842 John Herschel veröffentlicht seine Untersuchungen über Kopierverfahren mit<br />
Eisensalzen (Lichtpause).<br />
19
1844 Talbot veröffentlicht das erste mit Originalabzügen (Kalotypien) illustrierte Buch „The<br />
Pencil of Nature“.<br />
1847 Die zweiäugige Stereokamera wird von dem Engländer David Brewster erf<strong>und</strong>en.<br />
Niépce de St. Victor (Neffe v. N.) benutzt <strong>Glas</strong>platten mit jodkaliumhaltigem Eiweiß<br />
oder Stärke <strong>und</strong> Sensibilisierung mit <strong>Silber</strong>nitrat (Albuminverfahren).<br />
1848 Louis Désiré Blanquard Evrard stellt das Albuminpapier vor.<br />
1850 Le Gray verwendet eine Auflösung von Schießbaumwolle in Alkohol <strong>und</strong> Äther<br />
(Kollodium) als Bildträger.<br />
Lois Désiré Blanquart-Evrard verhilft dem Albuminpapier zum Durchbruch.<br />
1851 Das „nasse Kollodiumverfahren“ wird von Frederick Scott Archer veröffentlicht.<br />
Gustave le Gray entwickelt das Wachspapiernegativ.<br />
Talbot nutzt eine elektrische Funkenentladung zur Erstellung des ersten „geblitzten“<br />
Fotos (Versuch auf albuminbeschichteter Fotoplatte im Royal Institut, London).<br />
1852 Frederick Scott Archer <strong>und</strong> Peter Wickens Fry stellen die Ambrotypie vor.<br />
Hermann Helmholtz erweitert die Theorie des Farbsehens (Farbnachbildung,<br />
Farbdreieck).<br />
1853 Die Ferrotypie wird von Adolphe Alexandre Martin entwickelt.<br />
Léandre Grandguillaume <strong>und</strong> Adalbert Cuvelier erfinden das Cliché Verre-Verfahren.<br />
Wulff & Co. erfinden das Pannotypie-Verfahren.<br />
1854 André Adolphe-Eugène Disdéri erhält das Patent auf die Carte de Visite.<br />
1855 James Clerk Maxwell beschreibt das Prinzip der additiven Farbfotografie.<br />
Das Kollodiumtrockenverfahren von J. M. Taupenot wird bekannt (Kollodium-Albumin-<br />
Trockenprozess).<br />
1856 C.G. Kinnear konstruiert eine flach zusammenlegbare Kamera mit konischem Balgen.<br />
John Trail Taylor benutzt Magnesiumpulver um ein Blitzlicht zu erzeugen.<br />
1858 John Pouncy stellt Gummidrucke öffentlich aus.<br />
Anton Goldmann eröffnet seinen Betrieb für Kamerabau <strong>und</strong> Tischlerei in Wien.<br />
1860 Thomas Skaefe konstruiert die Kamera „Pistolgraf“ (daher „Schnappschuss“).<br />
Thomas Sutton konstruiert eine einäugige Spiegelreflexkamera.<br />
F. Joubert patentiert 1860 das Verfahren zur Fotokeramik , erste kommerzielle<br />
Anwendung durch J. Wyard 1861.<br />
Alexander Parkes erfindet das <strong>Zelluloid</strong> (Parkesin).<br />
1861 James Clerk Maxwell stellt das erste Farbfoto vor (additive Farbmischung, 3<br />
Diapositive u. Projektion durch RGB-Filter; nach der Theorie von Helmholtz <strong>und</strong><br />
Young). Indirektes Farbverfahren mit drei Farbauszügen von einem Objekt.<br />
1864 W. B. Bolton <strong>und</strong> B. J. Sayce entwickeln die Kollodium-Bromid-Trockenplatte.<br />
Swan veröffentlicht sein Kohleverfahren (Karbondruck).<br />
1865 John Trail Taylor stellt das erste Blitzpulver aus Magnesium, Antimonsulfid,<br />
Kaliumchlorat <strong>und</strong> Schwefelblume her.<br />
Palmer verwendet Bromsilbergelatine auf Papier.<br />
Woodbury erfindet den Fotoreliefdruck.<br />
20
1866 Steinheil stellt den ersten Aplanat her.<br />
Martinez-Sanchez <strong>und</strong> J. Laurant stellen das Barytpapier vor.<br />
Emanuel Mariot präsentiert den Öldruck.<br />
1868 Louis Ducos du Hauron präsentiert die ersten farbigen Pigmentdrucke.<br />
Joseph Albert verbessert den Lichtdruck von <strong>Glas</strong>, erste Lichtdruckerei in München,<br />
Weiterentwicklung: Schnellpressen-Lichtdruck (1873), Farbenlichtdruck (1875),<br />
Dreifarbendruck (1898). Ursprung: Alphons Louis Poitevin <strong>und</strong> Jean Ferdinand<br />
Joubert „Collotypie“.<br />
1869 John Wesley Hyatt stellt den ersten Film aus Nitrozellulose als Träger fotografischer<br />
Schichten her (USA Patent).<br />
1871 Richard Leach Maddox veröffentlicht eine Beschreibung seiner Gelatinetrockenplatte,<br />
die gegenüber der Kollodium-Nassplatte ca. um den Faktor 100 empfindlicher ist.<br />
1873 William Willis erfindet die Platinotypie.<br />
Sir William de Wiveleslie Abney <strong>und</strong> Robert Demachy entwickeln den Ölumdruck.<br />
Hermann Wilhelm Vogel entwickelt die orthochromatische Sensibilisierung (bis gelb).<br />
1874 Bromsilber-Entwicklungspapier 1874 durch Peter Mawdsley erf<strong>und</strong>en. 1877 durch<br />
Joseph Wilson Swan verbessert <strong>und</strong> industriell hergestellt.<br />
1878 Erste Trockenplattenfabrik in Deutschland.<br />
Charles Harper Bennet entdeckt die physikalische Reifung bei der Emulsionsherstellung<br />
für Gelatine-Trockenplatten <strong>und</strong> verbessert so die Lichtempfindlichkeit.<br />
1879 Johann Sachs in Berlin, Friedrich Wilde in Görlitz <strong>und</strong> Carl Haack in Wien stellen die<br />
ersten industriell gefertigten Bromsilber-Gelatinetrockenplatten her.<br />
Karel Václav Klic (Klitsch) entwickelt in Wien die Fotogravüre (frühere Entwicklung v.<br />
Niepce).<br />
1880 Georg Eastman gründet sein Unternehmen, die Eastman Dry Plate Co. in Rochester.<br />
Georg Meisenbach <strong>und</strong> Josef Ritter von Schmädel erhalten ein Patent auf die Autotypie.<br />
1881 Josef Maria Eder <strong>und</strong> Josef Pizzighelli veröffentlichen das<br />
Chromsilbergelatineemulsionsverfahren mit Entwicklung.<br />
1882 Pizzighelli <strong>und</strong> Arthur Baron Hübl veröffentlichen ihre Arbeiten über die Platinotypie.<br />
1883 Georg Meisenbach veröffentlicht in der Leipziger „Illustrierten Zeitung“ das erste<br />
gerasterte Halbtonfoto.<br />
Josef Maria Eder entwickelt das Chlorbromsilbergelatinepapier.<br />
1884 Hermann Wilhelm Vogel entwickelt die panchromatische Sensibilisierung von<br />
fotografischen Emulsionen (Miethe vervollständigt die Arbeiten bis 1902).<br />
Sir William de Wiveleslie Abney präsentiert das Chlorsilber-Auskopierpapier<br />
(Aristopapier).<br />
1885 Lechner gründet in Wien die „Photographische Manufaktur“ (Lechner <strong>und</strong> Müller).<br />
1886 Schott & Genossen in Jena erzeugen neue optische Gläser (Jenenser Gläser).<br />
1887 Hannibal Goodwin entwickelt für Edison einen transparenten Rollfilm auf <strong>Zelluloid</strong>basis<br />
als Träger fotografischer Schichten <strong>und</strong> erhält darauf ein Patent.<br />
21
1888 Die Kodak Nr. 1, erste Rollfilmkamera, kommt auf den Markt. Verwendet wurde zuerst<br />
ein papierbasierter „Stripping-Film“, nach einem Jahr folgte der <strong>Zelluloid</strong>film für je 100<br />
r<strong>und</strong>e Bilder im Durchmesser von 64 mm.<br />
Schott entwickelt optische Gläser mit Metallbeigaben zur Beseitigung des Astigmatismus.<br />
Ottomar Anschütz erfindet den Schlitzverschluss.<br />
Langer & Co wird in Wien gegründet (ab 1917 mit Goldmann vereint „HERLANGO“).<br />
F. E. Ives stellt die Projektion von Farbauszügen (sw-Dias) vor; additives Farbverfahren<br />
1889 F. P. Liesegang entwickelt das Farbausbleichverfahren, subtraktives Verfahren, Vorläufer<br />
der heutigen Technologie.<br />
1890 Ranque verbessert die Blitzlichtfotografie mit dem „Revolver photogenique“, einer<br />
Pustlichtlampe mit Ball-Auslöser.<br />
Zeiss bringt seine Anastigmate in den Handel.<br />
1891 Die EastmanCompany kapselt den Rollfilm ein, damit wird ein Wechsel bei Licht möglich.<br />
Gabriel Lippmann stellt das nach ihm benannte Verfahren zur Farbfotografie nach der<br />
Interferenzmethode vor (Nobelpreis 1908)<br />
1894 Conrad Bernitt stellt den „Bosco-Automat“ für Ferrotypien vor.<br />
F.E. Ives erfindet das Ives-Kronoskop (Bildbetrachter mit 3 sw-Farbauszügen u. –Filtern)<br />
1901 Sicherheitsfilm auf Zellulose-Azetat-Basis wird von Theodor Becker <strong>und</strong> Arthur<br />
Eichengrün vorgestellt.<br />
1902 Adolf Miethe, der Nachfolger von Hermann Wilhelm Vogel verbessert zusammen mit<br />
Arthur Traube die panchromatische Sensibilisierung. Reichspatent für das Verfahren zur<br />
Herstellung panchromatischer Trockenplatten. Miethe Dreifarbenkamera u. –Projektor<br />
1904 Die Brüder Auguste <strong>und</strong> Louis Lumière stellen die von ihnen entwickelten Autochrom-<br />
Platten vor, die mit orangerot, grün <strong>und</strong> violett eingefärbten Körnern aus Kartoffelstärke in<br />
Bromsilber-Gelatine-Emulsion arbeiten; die Körner bilden einen rasterartigen Filter.<br />
1907 Die Autochromplatten (Kornrasterplatte) von Lumiére – Lyon kommen in den Handel<br />
1908 Die Produktion des schwer entflammbaren Sicherheitsfilms auf Basis Zelluloseacetat<br />
wird durch die AGFA aufgenommen<br />
1909 Die Gr<strong>und</strong>lage moderner Farbfilme, der Monopack mit farbgebender Entwicklung, wird<br />
von Rudolf Fischer <strong>und</strong> Hans Siegrist erf<strong>und</strong>en (3 farbempfindliche Emulsionen auf<br />
einem Schichtträger); Patent von 1912.<br />
1928 Der panchromatische Rollfilm der Firma Ilford kommt in den Handel (gegr. 1879).<br />
1936 Kodak <strong>und</strong> Agfa bringen beinahe zeitgleich (Kodak 1935) ihre Farbfilme nach dem<br />
Dreischichtverfahren auf den Markt.<br />
22
INTERESSANTE LINKS UND PUBLIKATIONEN (kleine Auswahl)<br />
Zur frühen Lichtbildnerei:<br />
<strong>Silber</strong> <strong>und</strong> Salz:<br />
Zur Frühzeit der Photographie im deutschen Sprachraum 1839-1860.<br />
Köln: Edition Braus, 1989.<br />
Barger, M. Susan and William B. White:<br />
The daguerreotype: nineteenth-century technology and modern science.<br />
Washington: Smithsonian Institution Pr., 1991.<br />
Schaaf, Larry J.:<br />
Out of the shadows: Herschel, Talbot & the invention of photography.<br />
New Haven: Yale Univ.Pr., 1992.<br />
Signatur: 3419-0326<br />
Eder, Josef Maria:<br />
Die Daguerreotypie <strong>und</strong> die Anfänge der Negativphotographie auf Papier <strong>und</strong> <strong>Glas</strong> (Talbotypie<br />
<strong>und</strong> Niepcotypie) / von Josef Maria Eder u. Eduard Kuchinka. 3. Aufl.<br />
Halle: Knapp, 1927.<br />
(Ausführliches Handbuch der Photographie ; 2,3)<br />
Heidtmann, Frank:<br />
Bibliographie der Photographie: deutschsprachige Publikationen der Jahre 1839-1984 : Technik -<br />
Theorie - Bild. 2. Aufl. 2 Bd.<br />
München u.a.: Saur, 1989.<br />
William S. Johnson:<br />
Nineteenth-Century Photography: An annotated bibliography 1839-1879.<br />
London: Mansell, 1990.<br />
Zeitgenössische Medien:<br />
Daguerre, Louis J.M.:<br />
Das Daguerreotyp <strong>und</strong> das Diorama oder genaue <strong>und</strong> authentische Beschreibung meines<br />
Verfahrens <strong>und</strong> meiner Apparate zu Fixierung der Bilder der Camera obscura <strong>und</strong> der von mir<br />
bei dem Diorama angewendeten Art <strong>und</strong> Weise der Malerei <strong>und</strong> Beleuchtung.<br />
Stuttgart: Metzler, 1839. Reprint. Hannover: Schaefer, 1988.<br />
Poppe, Johann Heinrich Moritz von:<br />
Geschichte aller Erfindungen <strong>und</strong> Entdeckungen. Reprint der 2.Aufl.<br />
Frankfurt a.M.: Baer, 1847. Hildesheim u.a.: Olms, 1972.<br />
Handwörterbuch der reinen <strong>und</strong> angewandten Chemie / hrsg. von J. Liebig, J.C. Poggendorff<br />
<strong>und</strong> Fr. Woehler. Vierter Band.<br />
Braunschweig: Vieweg, 1849. S. 895-920<br />
Zur Geschichte der Fotografie:<br />
Haberkorn, Heinz:<br />
Anfänge der Fotografie.<br />
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1981. (Rororo ; 7703)<br />
23
Gernsheim, Helmut:<br />
Geschichte der Photographie: Die ersten h<strong>und</strong>ert Jahre.<br />
Frankfurt a.M.: Ullstein, Propyläen Verl., 1983.<br />
Kempe, Fritz:<br />
Vor der Camera: Zur Geschichte der Photographie in Hamburg.<br />
Hamburg: Christians, 1976.<br />
Newhall, Beaumont:<br />
Geschichte der Photographie.<br />
München: Schirmer-Mosel, 1984.<br />
Entwicklung der Phototechnik<br />
Kleffe, Hans:<br />
Aus der Geschichte der Fototechnik. 3.verb.Aufl.<br />
Leipzig: Fotokinoverl., 1988.<br />
Jenkins, Reese V.:<br />
Images and enterprise: Technology and the American photographic industry 1839-1925.<br />
Baltimore: John Hopkins Univ.Pr., 1975.<br />
Eder, Josef Maria:<br />
Geschichte der Photographie. 1.2. 4. Aufl.<br />
Halle: Knapp, 1932. (Ausführliches Handbuch der Photographie ; 1)<br />
Zu alten Kameras:<br />
The Hove International Blue Book: Guide prices for classic and collectable cameras : 3. ed.<br />
1992-1993 / ed. by Douglas St. Denny.<br />
Hove: Hove Foto Books, 1992.<br />
Hasbroeck, Paul-Henry van:<br />
150 classic cameras : from 1839 to the present.<br />
London: Sotheby, 1989.<br />
Historische Kameras: Aus Sammlungen der DDR /hrsg. von Peter Langner <strong>und</strong> Hans Kleffe.<br />
Leipzig: VEB fotokinoverl., 1989.<br />
Mantanle, Ivor: Collecting and using classic cameras.<br />
London: Thames and Hudson, 1986.<br />
Von Daguerre bis heute / Abring I-IV<br />
Herne: Privates Foto-Museum, 1985.<br />
Stereoskopie : Technik, Wissenschaft, Kunst <strong>und</strong> Hobby.<br />
Berlin: Museum für Verkehr <strong>und</strong> Technik, 1989.<br />
Coe, Brian:<br />
Kodak: Die Kameras von 1888 bis heute.<br />
München: Callwey, 1988.<br />
24
Div. Links zur Geschichte <strong>und</strong> Technik der Fotografie:<br />
http://www.museeniepce.com/ (Museum Niépce, Chalon sur Saône)<br />
http://www.niepce.com/ (Maison Nicéphore Niépce)<br />
http://www.hrc.utexas.edu/exhibitions/permanent/wfp/ Universität Texas<br />
http://www.fotomuseum.ch/ (Fotomuseum Winterthur)<br />
http://www.deutsches-museum.de/bibliothek/unsere-schaetze/technikgeschichte/daguerre/?0=<br />
http://www.bad.ischl.com/deutsch/sightsee/photomus.htm (Fotomuseum Bad Ischl)<br />
http://www.fotomuseum.eu/id55.htm (Kamera u. Fotomuseum Leipzig)<br />
http://www.eastman.org/ (George Eastman House, Rochester)<br />
http://www.tsd.de/ (Technische Sammlungen Dresden)<br />
http://www.film-fotomuseum.de/html/foto.html (Deutsches Film- <strong>und</strong> Fototechnikmuseum)<br />
http://filmmuseum.kulturserver-san.de/ (Industrie- u. Filmmuseum Wolfen)<br />
http://www.fotostiftung.ch/ (Fotostiftung Schweiz)<br />
http://photobibliothek.ch/ (Bibliothek zur Geschichte der Fotografie)<br />
http://www.photohistory.at/ (Peter Jonas, Jonas Film, Wien)<br />
http://www.photoinfos.com/Fotoliteratur/Dr.Vogels/ (Photoinfos, Berlin)<br />
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