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Evakuierung in das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz<br />

Sanitätsdienst<br />

Evakuierung von<br />

Patienten in das<br />

BwZKrh Koblenz.<br />

Evakuierung von Patienten in das<br />

Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz<br />

Am ersten Dezemberwochenende 2011 wurden – erstmalig in Deutschland –<br />

aufgrund einer Bombenentschärfung 45.000 Menschen evakuiert. Bereits am<br />

Mittwoch zuvor wurden Patienten aus Krankenhäusern in der Sperrzone verlegt.<br />

Der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr sowie das Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

in Koblenz unterstützten die Stadt Koblenz bei der Evakuierung von Patienten.<br />

In das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz wurden neun Intensivpatienten,<br />

circa 70 stationäre Patienten und bis zu 40 alte Patienten der Pflegestufe 3 aufgenommen.<br />

Die Patienten wurden nach den Kriterien Intensivkapazität, stationärer<br />

Kapazität und Betreuungskapazität für die Altenheimbewohner ausgewählt. Die<br />

Unterbringung geschah auf der Intensivstation, der Normalstation und in einem<br />

weiteren Betreuungsbereich.<br />

Vorkehrungen beim Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

Koblenz (BwZKrh):<br />

– Materielle und personelle Ergänzung<br />

der Interdisziplinären Aufnahmestation<br />

(IAS) zur Aufnahme der externen<br />

Intensivpatienten,<br />

– Räumung von zwei Pflegestationen zur<br />

Aufnahme der stationären Patienten.<br />

Ein bestimmter Bereich wurde für die<br />

Aufnahme der Patienten aus den<br />

Altersheimen hergerichtet,<br />

– Reduzierung des Regelbetriebes des<br />

Krankenhauses, um Platzbedarf der<br />

externen Patienten sicherzustellen,<br />

– zusätzliche Indienstnahme von Personal<br />

am Wochenende,<br />

– Verdopplung der ärztlichen Bereitschaftsdienste<br />

am Wochenende,<br />

– Umwandlung von Rufbereitschaft in<br />

Anwesenheitsbereitschaft,<br />

– weiteres Personal wurde in Rufbereitschaft<br />

versetzt,<br />

– Bereitstellung von zusätzlicher OP- und<br />

Intensivkapazität für die Realnotfallversorgung<br />

in Koblenz.<br />

Der Rücktransport der Patienten begann<br />

nach der Entschärfung. Die beteiligten<br />

Kameradinnen und Kameraden freuten<br />

sich auf ihre neuen Patienten. „Die bisher<br />

größte Evakuierungsaktion in Koblenz<br />

sorgte für hohe Motivation, starkes<br />

Engagement sowie eine hohe Dienstbereitschaft<br />

des Personals im Bundeswehrzentralkrankenhaus“,<br />

so Oberfeldarzt<br />

Dr. Jochen Liebler, Leiter der Notaufnahme<br />

im BwZKrh Koblenz.<br />

Die Stadt Koblenz war mit ihrer Abteilung<br />

Technische Einsatzleitung (TEL),<br />

Abschnittsleitung Gesundheit und dem<br />

zuständigen leitenden Notarzt und<br />

ärztlichen Leiter Rettungsdienst an die<br />

Bundeswehr herangetreten und bat um<br />

Unterstützung durch die Bundeswehr.<br />

Es wurden zwei Krankenhäuser sowie<br />

sieben Altenheime komplett evakuiert.<br />

Hinzu kamen die ambulanten häuslichen<br />

Pflegepatienten. In das Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

Koblenz wurden<br />

neun Intensivpatienten, circa 70 stationäre<br />

Patienten und bis zu 40 alte<br />

Patienten der Pflegestufe 3 eingeliefert.<br />

Voraussetzung für die Verlegung<br />

in das BwZKrh war: Die Patienten<br />

wurden nach den Kriterien Intensivkapazität,<br />

stationärer Kapazität und<br />

Betreuungskapazität für die Altenheimbewohner<br />

ausgewählt.<br />

Folgende Vorkehrungen wurden insbesondere<br />

beim Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

getroffen: Hierbei war insbesondere<br />

die materielle und personelle Ergänzung<br />

der Interdisziplinären Aufnahmestation<br />

(IAS) zur Aufnahme der externen Intensivpatienten<br />

zu beachten. Es wurden zwei<br />

Pflegestationen im Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

zur Aufnahme der stationären<br />

Patienten geräumt. Ein bestimmter<br />

Bereich wurde für die Aufnahme der<br />

Patienten aus den Altenheimen hergerichtet.<br />

Auch der Regelbetrieb des<br />

Krankenhauses wurde heruntergefahren,<br />

um den Platzbedarf der externen<br />

Patienten sicherzustellen. Zusätzlich<br />

wurde weiteres Personal am Wochenende<br />

in Dienst gestellt und der ärztliche<br />

Auch Einsatzfahrzeuge der Bundeswehr<br />

waren beteiligt.<br />

HHK 1/2012<br />

55


Sanitätsdienst<br />

Evakuierung in das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz<br />

Bereitschaftsdienst am entscheidenden<br />

Wochenende verdoppelt. Eine weitere<br />

Maßnahme war die Umwandlung von<br />

Rufbereitschaft in Anwesenheitsbereitschaft.<br />

Der „Rest“ des Personals wurde<br />

in Rufbereitschaft versetzt. Auch die<br />

Bereitstellung von zusätzlicher OP- und<br />

Intensivkapazität für die Realnotfallversorgung<br />

waren notwendig.<br />

Das Bundeswehrzentralkrankenhaus in<br />

Koblenz hat für solche Fälle einen<br />

Krankenhaus Alarm- und Einsatzplan<br />

für interne und externe Gefahrenlagen.<br />

Die „neuen“ Patienten wurden auf der<br />

Intensivstation, der Normalstation und in<br />

einem weiteren Betreuungsbereich untergebracht.<br />

Deren Rücktransport begann<br />

am 4. Dezember 2011 nach der Entschärfung<br />

und dauerte bis Montagabend.<br />

Mit den Patienten wurde von Seiten des<br />

BwZKrh aus im Vorfeld nicht gesprochen.<br />

Toll war es, dass die Stimmung des Personals<br />

zu jedem Zeitpunkt sehr gut war.<br />

Das Personal konnte sich eine Woche im<br />

Vorfeld des Ereignisses auf den Wochenenddienst<br />

einstellen. Die bisher größte<br />

Evakuierungsaktion in Koblenz sorgte<br />

zudem für hohe Motivation, hohes<br />

Engagement und eine hohe Dienstbereitschaft<br />

des Personals.<br />

Eine derartige Evakuierungsmaßnahme<br />

in dieser Größenordnung wurde im<br />

Vorfeld noch nicht geübt. Aber: alle Beteiligten<br />

fühlten sich gut vorbereitet. An<br />

zusätzlichem Personal wurden kurzfristig<br />

seitens der Bundeswehr zwei zusätzliche<br />

Fachpfleger Anästhesie/Intensiv vom<br />

Lazarettregiment 21 „Westerwald“ aus<br />

Rennerod herangezogen. Weiteres Personal<br />

wurde extern nicht angefordert<br />

und alle zusätzlichen Dienste wurden<br />

intern besetzt. Das Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

Koblenz stellte zusätzlich<br />

zwei Intensivtransportwagen (ITW), davon<br />

einen mit Personal und einen weiteren<br />

Rettungswagen mit Personal.<br />

„Den Begriff `Katastrophenmedizin´<br />

würden wir gebrauchen, sobald keine<br />

Individualmedizin mehr möglich ist.<br />

Diese vorbezeichnete Evakuierungsaktion<br />

fiel eindeutig nicht unter den Begriff<br />

„Katastrophenmedizin“. Sie wäre<br />

es geworden, wenn in diesem speziellen<br />

Falle es zu einem Fehlschlag der Entschärfung<br />

gekommen wäre“, so Oberfeldarzt<br />

Dr. Liebler.<br />

Entgegen der ursprünglichen Planung<br />

wurden dem BwZKrh am Morgen des 4.<br />

Dezember 2011 Patienten zugewiesen,<br />

die sich in häuslicher Pflege befanden.<br />

Eine Übernahme von Patienten aus<br />

Verteilung<br />

der Patienten<br />

auf mehrere<br />

Stationen.<br />

Auch zahlreiche<br />

Rettungswagen<br />

aus der Umgebung<br />

von Koblenz<br />

waren im Einsatz.<br />

Altenpflegeheimen wurde nicht durchgeführt.<br />

„Die Maßnahmen des Krankenhaus<br />

Alarm- und Einsatzplans (KAEP) wurden<br />

planmäßig eingeleitet, wie zum Beispiel<br />

Verkehrsführung, Eingangsdokumentation,<br />

Koordinierungsfunktionen bzw. den<br />

Besonderheiten der langen Vorlaufzeit<br />

angepasst. In einigen Bereichen werden<br />

nun Ergänzungen bzw. Änderungen in<br />

den Plan eingepflegt“, so Oberstleutnant<br />

Helmut Scheid, Leiter der Stabsgruppe im<br />

Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.<br />

Auch die Kräfte des Katastrophenschutzes<br />

waren hoch motiviert und gut<br />

ausgestattet. Bei der Übergabe bzw.<br />

Übernahme der Patienten gab es im<br />

Bundeswehrzentralkrankenhaus keine<br />

Probleme. Die im Bundeswehrkrankenhaus<br />

eingerichtete Verpflegungsstelle<br />

für das Rettungsdienstpersonal wurde<br />

mit großer Begeisterung aufgenommen,<br />

kommentiert Oberfeldarzt Dr. Lieberl.<br />

Das Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

arbeitet auf regionaler Ebene eng mit<br />

dem zivilen Gesundheitswesen zusammen.<br />

Die ambulanten, stationären<br />

und rehabilitativen Einrichtungen<br />

stehen militärischen und auch zivilen<br />

Patienten gleichermaßen zur Verfügung.<br />

Als ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

mit Schwerpunkt traumatologische<br />

Notfallversorgung ist es in die regionale<br />

Notfallrettung eingebunden.<br />

Darüber hinaus führt das Krankenhaus<br />

den Status „Akademisches Lehrkrankenhaus“<br />

und ist im Bereich Lehre an<br />

die Johannes-Gutenberg Universität<br />

Mainz angeschlossen.<br />

Das Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

Koblenz ist heute das größte und am<br />

besten ausgestattete Krankenhaus der<br />

Bundeswehr. Eine Vielzahl operativer<br />

und konservativer Fachabteilungen<br />

sorgt für ein breites Spektrum. Das<br />

Haus verfügt über zehn Operationssäle<br />

und drei fachspezifische Intensivstationen.<br />

Neben der optimalen<br />

regionalen und überregionalen medizinischen<br />

Versorgung ist die Ausbildung<br />

und das ständige Training<br />

unseres militärischen Sanitätspersonals<br />

für die Auslandseinsätze der Bundeswehr<br />

eine wichtige Kernaufgabe. Die<br />

Notfallversorgung internistischer und<br />

chirurgischer Krankheitsbilder stellt<br />

heute einen wesentlichen Teil unseres<br />

Auftrages dar.<br />

Bundeswehrzentralkrankenhaus<br />

Koblenz.<br />

Autoren: Major Michael Zacher,<br />

BwZK Koblenz und Oberfeldarzt<br />

Dr. Stefan Göbbels M.Sc.,<br />

BMVg Fü San Pers/Z<br />

Fotos: BwZK Koblenz /<br />

Andreas Weidner<br />

56<br />

HHK 1/2012

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