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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Jürgen <strong>Habermas</strong>: Kommunikatives Han<strong>de</strong>ln und Ich-I<strong>de</strong>ntität<br />

1 Gesellschaftstheorie....................................................................2<br />

1.1 Einleitung.....................................................................................2<br />

1.1.1 Zentrale Unterscheidung in <strong>Habermas</strong> Gesellschaftstheorie......................3<br />

1.1.2 Vergesellschaftung nach <strong>Habermas</strong>............................................................4<br />

2 Sozialisationstheorie ...................................................................4<br />

2.1 Entwicklung <strong>de</strong>r „Ich-I<strong>de</strong>ntität“ ...................................................4<br />

2.2 Adoleszenz................................................................................10<br />

2.3 Rollentheoretische Einflüsse.....................................................13<br />

3. Moralische Entwicklung und <strong>de</strong>mokratische Erziehung in <strong>de</strong>r<br />

Schule ...................................................................................15<br />

4. Literatur......................................................................................19<br />

Vorgelegt von:<br />

Larissa Braun<br />

Anna Kapelke<br />

Niels Niemeyer<br />

Hannah Uhle<br />

Silja Wichmann<br />

Timm Wohler


Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

1 Gesellschaftstheorie<br />

1.1 Einleitung<br />

• Neubestimmung <strong>de</strong>r normativen Grundlagen einer kritischen Theorie <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft als Potentiale und Hin<strong>de</strong>rnisse individueller und<br />

gesellschaftlicher Emanzipation mit <strong>de</strong>n Mitteln mo<strong>de</strong>rner Philosophie und<br />

Wissenschaften<br />

• Annahme <strong>de</strong>r Allgemeingültigkeit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>s daraus<br />

abgeleiteten Interesses an Mündigkeit als Maßstab einer kritischen<br />

Gesellschaftstheorie<br />

• Die „I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Mündigkeit“ hat ihr Fundament im Faktum <strong>de</strong>r Sprache,<br />

wobei Sprache eine beson<strong>de</strong>re gattungsspezifische Ausstattung <strong>de</strong>s<br />

Menschen sei.<br />

• Sprechhandlungen beinhalten bestimmte „Geltungsansprüche“: Ein<br />

Sprecher unterstellt, dass:<br />

- Seine Aussage verständlich ist.<br />

- Die Aussage als „wahrhafter“ Ausdruck seiner Intention anerkannt wird.<br />

- Der Zuhörer <strong>de</strong>r Aussage zustimmt (nach allen Argumenten), sofern es<br />

sich um die objektive Welt han<strong>de</strong>lt.<br />

- Der Zuhörer von <strong>de</strong>r Richtigkeit von normativen Aussagen überzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, wenn sich die Aussagen auf die soziale Welt beziehen.<br />

- Auch dort wo Sprache manipulativ eingesetzt wird, wer<strong>de</strong>n die oben<br />

genannten Unterstellungen gewahrt.<br />

Konstitutive Merkmale <strong>de</strong>s Sprechens:<br />

- Verneinung möglich<br />

- I<strong>de</strong>e von Mündigkeit und Verständigung zwischen gleichberechtigten<br />

Beteiligungen möglich<br />

- „Telos <strong>de</strong>r Verständigung“: normatives Fundament von <strong>Habermas</strong><br />

Sozialphilosophie. Es ist die Rechtfertigung für die For<strong>de</strong>rung nach<br />

individueller und gesellschaftlicher Freiheit.<br />

• Sprache hat Rationalitätspotential (kommt allerdings nicht zwangsläufig<br />

zur Entfaltung)<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

1.1.1 Zentrale Unterscheidung in <strong>Habermas</strong> Gesellschaftstheorie<br />

„instrumentelle Rationalität“<br />

Die Menschen haben durch wissenschaftlichen Fortschritt die Natur<br />

unterworfen. Die mo<strong>de</strong>rne Wissenschaft und Technik in Form <strong>de</strong>r<br />

instrumentellen Vernunft, wur<strong>de</strong> dabei allerdings zu einem <strong>de</strong>struktiven<br />

Instrument <strong>de</strong>r Herrschaft. Der „instrumentellen Rationalität“ liegt die Form<br />

einer erfolgsorientierten, instrumentellen o<strong>de</strong>r strategischen<br />

Handlungskoordination zugrun<strong>de</strong>. (Han<strong>de</strong>ln primär durch Macht und Geld<br />

koordiniert)<br />

„kommunikative Rationalität“<br />

Die Möglichkeit zu zwangloser und argumentativer Verständigung ist in <strong>de</strong>r<br />

„kommunikativen Rationalität“ <strong>de</strong>r Sprache angelegt. Sie beinhaltet das<br />

Potential <strong>de</strong>r Freiheit und Mündigkeit. Der „kommunikativen Rationalität“ liegt<br />

die Form einer, durch Normen und Werten gesteuerten, auf Verständigung<br />

gerichtete, kommunikative Handlungskoordination zugrun<strong>de</strong>.<br />

• Nach <strong>Habermas</strong> droht die Gefahr, dass instrumentelle Rationalität (Macht<br />

und Geld) immer größere Bereiche sozialen Han<strong>de</strong>lns einnehmen könnte<br />

und zur dominieren<strong>de</strong>n Form <strong>de</strong>r Handlungskoordination wer<strong>de</strong>. Es ist für<br />

ihn aber auch <strong>de</strong>nkbar, dass sich die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaft dieser<br />

Entwicklung wi<strong>de</strong>rsetzen und soziale Ordnungen entwickeln, die ihrer<br />

kommunikativen Rationalität entsprechen.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

1.1.2 Vergesellschaftung nach <strong>Habermas</strong><br />

Systemintegration<br />

Hierbei fin<strong>de</strong>t die Integration durch Zwänge bzw. Sanktionen <strong>de</strong>s Systems<br />

statt.<br />

Sozialintegration<br />

Sie ist gekennzeichnet durch gemeinsame Wertüberzeugungen und das<br />

Ergebnis von Sozialisationsprozessen, Interaktion und Kommunikation.<br />

Dabei ist sie auf Sprache, Re<strong>de</strong> und Wi<strong>de</strong>rre<strong>de</strong>, d.h. Begründungen<br />

angewiesen.<br />

Formen <strong>de</strong>r Sozialintegration und Sozialisation lassen sich nach ihren<br />

unterschiedlichen Freiheitsgra<strong>de</strong>n qualifizieren.<br />

2 Sozialisationstheorie<br />

2.1 Entwicklung <strong>de</strong>r „Ich-I<strong>de</strong>ntität“<br />

• Die Ausbildung einer starken Ich-I<strong>de</strong>ntität ist eine beson<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r Ich-<br />

Organisation. Eine „starke Ich-I<strong>de</strong>ntität“ ist gekennzeichnet durch die<br />

Vergesellschaftung einerseits und Individuierung an<strong>de</strong>rerseits, d.h. es<br />

soll <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Normen nicht blind vertraut wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

eine diskursive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung erfolgen. Dabei soll die Fähigkeit<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n nicht nur <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Gesellschaft zu<br />

genügen, son<strong>de</strong>rn die Individuen sollen in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n eine<br />

kritische Distanz zu <strong>de</strong>n ihnen abverlangten Rollen zu entwickeln. Eine<br />

„starke Ich-I<strong>de</strong>ntität“ wird somit als Fähigkeit zur prinzipiengeleiteten<br />

Balance zwischen unterschiedlichen Erwartungen im Rollenhan<strong>de</strong>ln<br />

beschrieben.<br />

• Merkmale <strong>de</strong>r „starken Ich-I<strong>de</strong>ntität“ lassen sich zusammenfassend als<br />

„kommunikative Kompetenz“ beschreiben. Dabei bezeichnen die Begriffe<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

kommunikative Kompetenz und Ich-I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>n gleichen<br />

soziopsychischen Sachverhalt. Sie bieten die i<strong>de</strong>alen Voraussetzungen<br />

für „kommunikatives Han<strong>de</strong>ln“. Sozialisation ist daran zu messen, ob sie<br />

Heranwachsen<strong>de</strong> mit kommunikativen Kompetenzen ausstattet.<br />

• Um nachzuweisen, dass es sich hierbei nicht um ein i<strong>de</strong>alisiertes<br />

Konstrukt han<strong>de</strong>lt, weist <strong>Habermas</strong> unter Rückgriff auf Meads<br />

symbolischen Interaktionismus nach, dass kommunikatives Han<strong>de</strong>ln in<br />

alltäglichen Interaktionen immer schon wirksam ist.<br />

• Um die Möglichkeit einer „starken Ich-I<strong>de</strong>ntität“ als<br />

Sozialisationsergebnis zu belegen, greift <strong>Habermas</strong> auf Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Entwicklungspsychologie zurück. Dabei ist für ihn von großer Be<strong>de</strong>utung,<br />

dass die folgen<strong>de</strong>n Autoren die Endpunkte <strong>de</strong>r Ontogenese hin zur<br />

Individuierung beschreiben, ein Subjekt, das zu kommunikativem<br />

Han<strong>de</strong>ln fähig ist:<br />

Freud und Erikson<br />

beschreiben einen stufenförmigen und krisenhaften Prozess <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung, in <strong>de</strong>r das „Ich“ am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Pubertät eine relative<br />

Balance zwischen Triebansprüchen und gesellschaftlichen Zwang<br />

erreicht. Auch wenn dieses noch fragil und temporär ist.<br />

Piagets<br />

Untersuchungen zur Intelligenzentwicklung führen zu drei<br />

Entwicklungsstufen (prä-operational, konkret Operieren, formale<br />

Operation). Dabei wird die letzte Stufe nicht von allen in vollem Umfang<br />

erreicht<br />

Kohlberg<br />

unterschei<strong>de</strong>t Stufen <strong>de</strong>s moralischen Bewusstseins:<br />

präkonventionelles Niveau (Orientierung an <strong>de</strong>n<br />

Handlungskonsequenzen), konventionelles Niveau (Normsystem <strong>de</strong>r<br />

sozialen Bezugsgruppe), postkonventionelles Niveau (abstrakte<br />

Gesichtspunkte <strong>de</strong>r Gerechtigkeit). Die letzte Stufe wird allerdings nur<br />

von einer gesellschaftlichen Min<strong>de</strong>rheit erreicht.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

<strong>Habermas</strong> nimmt an, dass die ontogenetische Entwicklung hin zu einer „starken<br />

Ich-I<strong>de</strong>ntität“ i<strong>de</strong>alerweise in drei Stufen verläuft. Für je<strong>de</strong> Stufe sind typische<br />

kognitive Entwicklungsstän<strong>de</strong>, bestimmte Formen <strong>de</strong>r Interaktion, spezifische<br />

Handlungsmotivationen, charakteristische Wahrnehmungen von und mit<br />

Normkonflikten kennzeichnend. Dieser Bildungsprozess wird durch<br />

zunehmen<strong>de</strong> Selbständigkeit (Autonomie) gekennzeichnet.<br />

<strong>Habermas</strong> verfolgt das Ziel eine erklärungskräftige Entwicklungstheorie in<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Ich–I<strong>de</strong>ntität zu erstellen, dazu verknüpft er das moralische<br />

Bewusstsein mit allgemeinen Qualifikationen <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns.<br />

Drei Abschnitte dienen ihm als Ablauf:<br />

- Strukturen kommunikativen Han<strong>de</strong>ls setzt er für die Wahrnehmung<br />

moralischer Konflikte voraus, diese ordnet er <strong>de</strong>n kognitiven Fähigkeiten<br />

zu.<br />

- Diese Folgen allgemeiner Qualifikation <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns ordnet er <strong>de</strong>n<br />

entwicklungslogischen Gesichtspunkten zu.<br />

- Aus <strong>de</strong>n Stufen <strong>de</strong>r interaktiven Kompetenz wird die Stufe <strong>de</strong>s<br />

moralischen Bewusstseins abgeleitet.<br />

<strong>Habermas</strong> <strong>de</strong>finiert die Grundbegriffe <strong>de</strong>s kommunikativen Han<strong>de</strong>lns wie folgt:<br />

Präoperationales Denken, II. Konkret-operationales Denken, III. Formalals<br />

Wahrnehmung von konkreten Verhaltenserwartungen und<br />

<strong>de</strong>mentsprechend intentionale Handlungen; generalisierte<br />

Verhaltenserwartungen, die wechselseitig miteinan<strong>de</strong>r verknüpft sind,<br />

also soziale Rollen und Normen, die Handlungen regeln; und<br />

Prinzipien, die <strong>de</strong>r Rechfertigung bzw. Erzeugung von Normen dienen<br />

können; o<strong>de</strong>r mit Normen verknüpft sind.<br />

Akteure, die miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren.<br />

Orientierungen, soweit sie als Handlungsmotive wirksam sind.<br />

• <strong>Habermas</strong> orientiert sich an <strong>de</strong>n drei kognitiven Stufen nach Piaget (I.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

operationales Denken), diesen ordnet er bestimmte Merkmale<br />

(Verhaltensweisen) aus <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Bereichen zu:<br />

Interaktion (unvollständige, vollständige Interaktion, kommunikatives<br />

Han<strong>de</strong>ln und Denken)<br />

Handlungsebenen (konkrete Handlungen, Normsysteme, Prinzipien)<br />

Handlungsmotivationen (generalisieren<strong>de</strong> Lust/Unlust, kulturell<br />

interpretierte Bedürfnisse, konkurrieren<strong>de</strong> Bedürfnisinterpretation)<br />

Akteure (natürliche I<strong>de</strong>ntität, Rolleni<strong>de</strong>ntität, Ich-I<strong>de</strong>ntität)<br />

Die Ich-I<strong>de</strong>ntität entwickelt sich aus <strong>de</strong>r natürlichen I<strong>de</strong>ntität, in <strong>de</strong>r das Kind<br />

aus <strong>de</strong>r Perspektive von Strafe und Gehorsam han<strong>de</strong>lt und gelernt hat, sich von<br />

<strong>de</strong>r Umgebung zu unterschei<strong>de</strong>n. Der natürlichen I<strong>de</strong>ntität folgt die<br />

Rolleni<strong>de</strong>ntität. Die I<strong>de</strong>ntität wird von <strong>de</strong>r körperlichen Erscheinung <strong>de</strong>r Akteure<br />

abgelöst, Akteure wer<strong>de</strong>n als rollenabhängige Bezugspersonen und als<br />

anonyme Rollenträger aufgefasst. Das Kind eignet sich symbolische<br />

Allgemeinheiten seiner Familienumgebung und die Handlungsnormen von<br />

Gruppen an. Die Rolleni<strong>de</strong>ntität wird durch die Ich-I<strong>de</strong>ntität abgelöst, in dieser<br />

Stufe können Personen ihre I<strong>de</strong>ntität unabhängig von Rollen und<br />

Normsystemen behaupten. Die Akteure begegnen sich als Individuen. Der<br />

Reifungs- und Lernprozess bewirkt die Sprach- und Handlungsfähigkeit eines<br />

erwachsenen Subjekts.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Allgemeine Strukturen <strong>de</strong>s kommunikativen Han<strong>de</strong>lns<br />

Qualifikationen <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns<br />

Kognitive<br />

Vorraussetzungen<br />

Niveau <strong>de</strong>r<br />

Interaktion<br />

Handlungs-ebenen<br />

Handlungsmotivationen<br />

Wahrnehmung von<br />

Akteure Normen Motiven Akteuren<br />

I<br />

Präoperationales<br />

Denken<br />

Unvollständige<br />

Interaktion<br />

Konkrete<br />

Handlungen und<br />

Handlungsfolgen<br />

Generalisierte<br />

Lust / Unlust<br />

Natürliche<br />

I<strong>de</strong>ntität<br />

Verhaltenserwartungen<br />

verstehen und<br />

befolgen<br />

Handlungsintentionen<br />

(Wünsche)<br />

äußern und<br />

erfüllen<br />

Konkrete<br />

Handlungen<br />

und Akteure<br />

wahrnehmen<br />

II<br />

Konkretoperationales<br />

Denken<br />

Vollständige<br />

Interaktion<br />

Rollen,<br />

Normensysteme<br />

Kulturell<br />

interpretierte<br />

Bedürfnisse<br />

Rollen-<br />

I<strong>de</strong>ntität<br />

Reflexive<br />

Verhaltenserwartungen<br />

(Normen)<br />

verstehen und<br />

befolgen<br />

Zwischen Sollen<br />

und Wollen<br />

(Pflicht /<br />

Neigung)<br />

unterschei<strong>de</strong>n<br />

Zwischen<br />

Handlungen /<br />

Norm und<br />

individuellen<br />

Subjekten /<br />

Rollenträgern<br />

unterschei<strong>de</strong>n<br />

III<br />

Formaloperationales<br />

Denken<br />

Kommunikatives<br />

Han<strong>de</strong>ln und<br />

Diskurs<br />

Prinzipien<br />

Konkurrieren<strong>de</strong><br />

Bedürfnisinterpretationen<br />

Ich-<br />

I<strong>de</strong>ntität<br />

Reflexive<br />

Normen<br />

(Prinzipien)<br />

verstehen und<br />

anwen<strong>de</strong>n<br />

Zwischen<br />

Heteronomie<br />

und Autonomie<br />

unterschei<strong>de</strong>n<br />

Zwischen<br />

partikularen /<br />

allgemeinen<br />

Normen und<br />

Individualität /<br />

Ich überhaupt<br />

unterschei<strong>de</strong>n


Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

2.2 Adoleszenz<br />

• „Kommunikative Kompetenz“ bezieht sich allerdings nicht nur auf<br />

Rollenkommunikation, son<strong>de</strong>rn schließt die Fähigkeit ein, an „Diskursen“<br />

teilnehmen zu können. „Diskurse“ be<strong>de</strong>utet eine metakommunikative<br />

Form <strong>de</strong>r Verständigung. „Diskurse“ zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

alltäglich-normale Kommunikation in Frage gestellt wird. Dabei gehören<br />

zu einem „Diskurs“ die Komponenten Gleichberechtigung und<br />

Herrschaftsfreiheit. Ein „Diskurs“ stellt die höchsten Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

<strong>de</strong>n Sprecher. „Kommunikative Kompetenz“ ist dann die Fähigkeit zum<br />

flexiblen und prinzipiengeleiteten Rollenhan<strong>de</strong>ln und die Fähigkeit in<br />

Diskursen in kompetenter Weise über Geltungsansprüche zu<br />

verhan<strong>de</strong>ln.<br />

• Für einen „herrschaftsfreien Diskurs“ ist eine i<strong>de</strong>ale Sprechsituation<br />

notwendig, d.h. <strong>de</strong>r einzige bestehen<strong>de</strong> Zwang darf <strong>de</strong>r „zwanglose<br />

Zwang <strong>de</strong>s besseren Argumentes“ sein. Von einem „herrschaftsfreien<br />

Diskurs“ her, lassen sich Normen wie Gerechtigkeit, Gleichheit und<br />

Freiheit begrün<strong>de</strong>n. Weil Verständigung in je<strong>de</strong>r Gesellschaft erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist, können diese Normen dann universelle Gültigkeit beanspruchen.<br />

• Unter gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen ist das<br />

Sozialisationsergebnis <strong>de</strong>r „kommunikativen Kompetenz“ jedoch nicht<br />

<strong>de</strong>r Regelfall.<br />

• <strong>Habermas</strong> sah jugendliche Protestformen nicht als Problem, son<strong>de</strong>rn als<br />

emanzipatives Potential.<br />

- Annahme: Zwischen typischen Verläufen <strong>de</strong>r Adoleszenz und <strong>de</strong>n<br />

Formen <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität besteht ein Zusammenhang, aus <strong>de</strong>m weiterhin die<br />

Entstehung einer politischen Orientierung entstehen kann.


Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Systematische Analyse <strong>de</strong>r Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus wer<strong>de</strong>n<br />

mit <strong>de</strong>n ontogenetischen Stufen zur Entwicklung <strong>de</strong>r kommunikativen<br />

Kompetenz in Beziehung gesetzt.<br />

- Legitimationsprobleme führen zu heftigeren Verläufen <strong>de</strong>r<br />

Adoleszenzkrise<br />

- Überwindung einer konventionellen Rolleni<strong>de</strong>ntität<br />

- neue I<strong>de</strong>ntitätsform : systemkritisches Potential<br />

• Adoleszenzkrise<br />

Heraustritt aus <strong>de</strong>m Familienverband, Vorbereitung auf Rollen im gesellschaftlichen<br />

Gesamtsystem<br />

- Egozentrische Selbstreflexion: „Wer bin ich? Wer wer<strong>de</strong> ich sein?“<br />

- Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit gesellschaftlichen Deutungsmustern, kulturellen<br />

Überlieferungen, sozialen Standards<br />

- Bemühung um eigenständige Position in Bezug auf Religion, Fragen<br />

bezüglich <strong>de</strong>s Gesellschaftssystems,<br />

- Hinterfragen politischer Ordnung, wie z.B. Leistungsprinzip, Konkurrenz,<br />

und Wachstum<br />

- „Führen sie wirklich zu sozialen, humanen Fortschritt?“<br />

Adoleszenzkrise ist nach <strong>Habermas</strong> eine i<strong>de</strong>ntitätsbe<strong>de</strong>utsame Reifungskrise.<br />

- Aneignung <strong>de</strong>r eigenen I<strong>de</strong>ntität durch Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />

überlieferten Traditionen<br />

• Verlauf und Ergebnis <strong>de</strong>r Adoleszenzkrise<br />

- Unauffälliger o<strong>de</strong>r dramatischer Verlauf ( individuell)<br />

- Unterscheidung zwischen Lösungskrise<br />

- Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit erwachsenen Autoritäten in <strong>de</strong>r Frühadoleszenz<br />

und <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ntitätskrise<br />

- Fragen nach Selbstkonzept und Lebenssinn<br />

• Heftige Adoleszenzkrise:<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Stark konflikthafte Ablösung von Eltern, kritische Überprüfung <strong>de</strong>r Werte,<br />

Fragen nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>s eigenen Tuns, phasenweise<br />

radikale Positionierungen.<br />

• Schwache Adoleszenzkrise:<br />

Fehlen <strong>de</strong>r o. a. Anzeichen<br />

Der Verlauf <strong>de</strong>r Adoleszenzkrise ist ausschlaggebend für die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Persönlichkeitsstruktur.<br />

Ausgangspunkt ist <strong>de</strong>r Eintritt in die Jugendphase, die Rolleni<strong>de</strong>ntität zerbricht.<br />

• Drei i<strong>de</strong>altypische I<strong>de</strong>ntitätsformationen:<br />

1. Retreatistisch orientiertes Subjekt<br />

Misslingen <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätsbildung<br />

– keine zwanglose Integration in die Gesellschaft,<br />

– keine Balancierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Lebensbereiche<br />

– keine einheitsstiften<strong>de</strong> Lebensgeschichte<br />

Folge: Diffuse, gespaltene labile I<strong>de</strong>ntitäten<br />

2. Bürgerliche Modalpersönlichkeit<br />

Berufsbezogene Rolleni<strong>de</strong>ntität<br />

- Moralische Urteile wer<strong>de</strong>n weiterhin auf konventionellem Niveau gefällt<br />

- Stabilisierung und Rekonstruktion <strong>de</strong>r zerbrochenen I<strong>de</strong>ntität auf<br />

gleichem strukturellen Niveau durch berufsbezogene Rolleni<strong>de</strong>ntität<br />

3. Gesellschaftskritisches Subjekt<br />

Flexible und prinzipiengeleitete Ich-I<strong>de</strong>ntität<br />

- Moralische Urteile wer<strong>de</strong>n auf postkonventionellem Niveau gefällt<br />

- Überwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s strukturellen Niveaus<br />

• These nach <strong>Habermas</strong>:<br />

Je heftiger die Adoleszenzkrise durchlebt wird, <strong>de</strong>sto wahrscheinlicher ist die<br />

Entwicklung einer reflexiven Ich-I<strong>de</strong>ntität<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

• Begründung:<br />

Durch Hinterfragen <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Werte und Normen,<br />

Infragestellen <strong>de</strong>r Autoritäten,<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit o. a. Thematiken<br />

Erfolgt eine eigene Erkenntnis über Relevanz und Konsensfähigkeit dieser.<br />

• Zentrale Theorieaussage:<br />

In <strong>de</strong>r Adoleszenzkrise entschei<strong>de</strong>t sich, ob eine be<strong>de</strong>utsame Umstrukturierung<br />

<strong>de</strong>s Persönlichkeitssystems erfolgt.<br />

- Rolleni<strong>de</strong>ntität / Konventionelle Moralstufe<br />

o<strong>de</strong>r<br />

- Ich-I<strong>de</strong>ntität / Postkonventionelle Moralstufe<br />

2.3 Rollentheoretische Einflüsse<br />

Um eine starke Ich-I<strong>de</strong>ntität zu erreichen, muss das konventionelle<br />

Rollenverhalten überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die grundsätzliche Kritik an Parsons Rollentheorie richtet sich auf die<br />

Ausblendung <strong>de</strong>r Freiheitsgra<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n partiell repressiven Charakter in<br />

seinem Rollenbild.<br />

• Die Formulierung <strong>de</strong>s üblichen Rollenkonzeptes lässt nach <strong>Habermas</strong> drei<br />

Dimensionen unberücksichtigt:<br />

1. Das Integrationstheorem besagt, das eine Kongruenz zwischen<br />

Wertorientierungen und Bedürfnisdispositionen besteht. Dies wür<strong>de</strong><br />

be<strong>de</strong>uten, dass das eingespielte Rollenhan<strong>de</strong>ln zwischen zwei Personen<br />

für bei<strong>de</strong> gleich befriedigend sei. Die „Reziprozität <strong>de</strong>r Befriedigung“ wird<br />

von <strong>Habermas</strong> angezweifelt. Alltägliche Beobachtungen machen<br />

<strong>de</strong>utlich, dass die gegenseitige Bedürfnisbefriedigung eher die<br />

Ausnahme ist. Rollensysteme sind eher durch Herrschaft und<br />

Abhängigkeit gekennzeichnet. Jedoch besteht auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s<br />

intentionalen Han<strong>de</strong>lns ein gesicherter Gegensatz <strong>de</strong>r Erwartungen und<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

<strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n Verhaltens. Aus diesem Grund stellt <strong>Habermas</strong> <strong>de</strong>m<br />

Integrationstheorem das Repressionstheorem gegenüber. Demnach ist<br />

vollständige Komplementarität <strong>de</strong>r Erwartungen nur unter Zwang auf<br />

Basis einer fehlen<strong>de</strong>n<br />

Reziprozität (wie im Integrationstheorem beschrieben) möglich.<br />

Das Integrationstheorem schließt aus, dass wir eine stabil eingespielte<br />

Interaktion nach Gra<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Repressivität bewerten.<br />

2. Nach <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>ntitätstheorem besteht in stabil eingespielten<br />

Interaktionen eine Übereinstimmung zwischen <strong>de</strong>r Rollen<strong>de</strong>finition und<br />

<strong>de</strong>r Rolleninterpretation auf bei<strong>de</strong>n Seiten. <strong>Habermas</strong> zeigt auf, dass<br />

Rollenhan<strong>de</strong>ln immer wie<strong>de</strong>r vom Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n interpretiert wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Dabei hängt die Ausgestaltungsmöglichkeit von <strong>de</strong>r Enge <strong>de</strong>s<br />

Interpretationsspielraums ab. Aus diesem Grun<strong>de</strong> stellt <strong>Habermas</strong> <strong>de</strong>n<br />

I<strong>de</strong>ntitätstheorem das Diskrepanztheorem gegenüber, nach welchem<br />

eine vollständige Definition <strong>de</strong>r Rolle, die eine <strong>de</strong>ckungsgleiche<br />

Interpretation aller Beteiligten initiiert nur in verdinglichten,<br />

Selbstpräsentation ausschließen<strong>de</strong>n Beziehungen zu realisieren ist.<br />

Das I<strong>de</strong>ntitätstheorem schließt eine Differenzierung nach Gra<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rigidität<br />

<strong>de</strong>r Rollen<strong>de</strong>finition und <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Interpretationsspielraums aus.<br />

3. Nach <strong>de</strong>m Konformitätstheorem beruht eine stabil eingespielte<br />

Interaktion auf <strong>de</strong>r Kongruenz zwischen gelten<strong>de</strong>n Normen und<br />

wirksamen Verhaltenskontrollen. Die institutionalisierte Wertorientierung<br />

(Rolle) und <strong>de</strong>r internalisierte Wert (Motiv) entsprechen sich hierbei in<br />

<strong>de</strong>r Weise, dass gelten<strong>de</strong> Normen auch faktisch erfüllt wer<strong>de</strong>n. Dies<br />

wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten, dass Man aus beobachtbaren rollenkonformen<br />

Verhalten unmittelbar auf Verinnerlichung entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Rollenerwartungen als Motiv <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns schließen dürfe.<br />

Nach <strong>Habermas</strong> hat rollenkonformes Verhalten unterschiedliche<br />

Ursachen, z.B. Furcht vor Sanktionen, Einsicht, unreflektierte<br />

Verinnerlichung, usw., weshalb er <strong>de</strong>m Konformitätstheorem <strong>de</strong>n Begriff<br />

<strong>de</strong>r Rollendistanz gegenüber stellt. Dieser beinhaltet, dass es vom Grad<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

und von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Internalisierung abhängt, wie sich das han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />

Subjekt selbst zu seinen Rollen verhält. Autonomes Rollenspiel setzt<br />

<strong>de</strong>mnach die internalisierte Rolle, sowie eine nachträgliche Distanzierung<br />

(im reflexiven Sinne) voraus.<br />

Das Konformitätstheorem schließt eine Unterscheidung nach Gra<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Autonomie <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns aus.<br />

• <strong>Habermas</strong> sieht in <strong>de</strong>n Theoremen von Parson eher <strong>de</strong>n Ausnahmefall<br />

<strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns, nicht aber die Regel.<br />

3. Moralische Entwicklung und <strong>de</strong>mokratische Erziehung in<br />

<strong>de</strong>r Schule<br />

• <strong>Habermas</strong> hat sich nicht systematisch zum Erziehungsauftrag <strong>de</strong>r Schule<br />

geäußert. Baumgart (2004, S.165) meint jedoch aus <strong>Habermas</strong><br />

Theorienentwurf einige Schlüsse für die Funktionen, Probleme und<br />

Aufgaben in <strong>de</strong>r Schule ziehen zu können:<br />

Schule ist auf <strong>de</strong>r Folie habermascher Überlegungen einerseits durch<br />

Zweckrationalität (z.B. Selektion) gekennzeichnet. Gleichzeitig ist<br />

Schule nach <strong>Habermas</strong> aber ein Ort kommunikativen Han<strong>de</strong>lns, in <strong>de</strong>r<br />

die Ausbildung von „Ich-I<strong>de</strong>ntität“ geför<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r blockiert wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Demnach wäre eine Schule zu bevorzugen, die<br />

prinzipiengeleitetes Denken för<strong>de</strong>rt und verständigungsorientiertes<br />

Han<strong>de</strong>ln möglich macht.<br />

• Da <strong>Habermas</strong> sich mit <strong>de</strong>r schulpraktischen Umsetzung seiner Intentionen<br />

nicht beschäftigt hat, greift Baumgart auf Überlegungen Kohlberges zur<br />

„Just Community-School“ zurück, die eine Moralerziehung nicht nur in <strong>de</strong>r<br />

Bearbeitung moralischer Dilemmata vollzieht, son<strong>de</strong>rn durch echte<br />

Partizipation zur Übungsstätte für kommunikatives Han<strong>de</strong>ln wird.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Die Stufen <strong>de</strong>r Moralentwicklung<br />

Prä-Konventionelle Ebene<br />

Stufe 1Orientierung an Bestrafung und Gehorsam<br />

-Vermeidung von Strafe (Schülersicht)<br />

- Bestrafung <strong>de</strong>r Bösen (Lehrersicht)Stufe 2Instrumentellrelativistische<br />

Orientierung<br />

- eigene Bedürfnisse (z.T. auch die <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren) wer<strong>de</strong>n befriedigt<br />

- Austausch von Gefälligkeiten und Vorteilen<br />

Konventionelle Ebene<br />

Stufe 3Orientierung an Personengebun<strong>de</strong>ner Zustimmung<br />

- hohes Maß an Konformität gegenüber stereotypen Vorstel<br />

lungen mehrheitlich für richtig befun<strong>de</strong>nen Verhaltens<br />

- alle Menschen wer<strong>de</strong>n (orientiert an konventionellen Regeln)<br />

so behan<strong>de</strong>lt, wie sie es wünschenStufe 4Orientierung an<br />

Recht und Ordnung<br />

- Autorität, festgelegte Regeln und Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r<br />

sozialen Ordnung bil<strong>de</strong>n Orientierungsrahmen<br />

- alle Menschen wer<strong>de</strong>n (orientiert an konventionellen Regeln)<br />

so behan<strong>de</strong>lt, wie sie es wünschen<br />

Post-Konventionelle, autonome o<strong>de</strong>r Prinzipiengeleitete Ebene<br />

Stufe 5Legalistische- o<strong>de</strong>r Sozialvertrags-Orientierung<br />

- Richtigkeit einer Handlung bemisst sich nach individuellen<br />

Rechten und Standards die (nach kritischer Prüfung) gesamtgesellschaftlich<br />

getragen wer<strong>de</strong>n<br />

- Es wird erkannt, dass Regeln und Gesetze sich aus <strong>de</strong>r<br />

Gerechtigkeit ergeben Stufe 6Orientierung an<br />

allgemeingültigen ethischen Prinzipien<br />

- Universelle Prinzipien <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit,<br />

Gleichheit <strong>de</strong>r Menschenrechte und <strong>de</strong>s Respekts vor <strong>de</strong>r<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen als individuelle Person<br />

Erziehung - Prinzipien, durch Demokratie die je<strong>de</strong>s Mitglied in <strong>de</strong>r Gesellschaft wählen wür<strong>de</strong>, (…)<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

• Entwicklung Ziel <strong>de</strong>r Erziehung - Demokratie das Mittel<br />

• Kritik; Jungen Menschen wer<strong>de</strong>n kaum/ keine Möglichkeiten zu aktiver<br />

Demokratie gegeben, we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Familie, noch in Kirchen, o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Medien<br />

• Einziger Ort: Schule<br />

Beispiel: Demokratische Schulen, in <strong>de</strong>nen Kohlberg gearbeitet hat.<br />

Ansatz: „Ansatz <strong>de</strong>r gerechten Gemeinschaft“<br />

Beispiel für Demokratischen Umgang in „Kohlbergs Schule: Chance für<br />

Schülerin, die aus Schulgemeinschaft ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n soll,<br />

aufgrund <strong>de</strong>mokratischer Prozesse bleiben darf und sich dadurch in die<br />

nächste Stufe <strong>de</strong>r Moralentwicklung begibt.<br />

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Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

Sozialisationstheorie<br />

„starke Ich-<br />

I<strong>de</strong>ntität“<br />

Sprache<br />

=<br />

Kohlbergs<br />

Moralstufen<br />

Kritische<br />

Rollentheorie<br />

instrumentelle<br />

Rationalität<br />

kommunikative<br />

Rationalität<br />

A<br />

d<br />

o<br />

l<br />

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s<br />

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e<br />

n<br />

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k<br />

r<br />

i<br />

s<br />

e<br />

+<br />

Piagets<br />

Entwicklungsstufen<br />

Rollendistanz<br />

Repressionstheorem<br />

Diskrepanztheorem<br />

Systemintegration<br />

herrschaftsfreier<br />

Diskurs<br />

Sozialintegration<br />

kommunikatives Han<strong>de</strong>ln


© Larissa Braun, Anna Kapelke, Niels Niemeyer, Hannah Uhle, Silja W<br />

Seminar: Sozialisation durch Bildung und Beruf WS 07/08<br />

Dozentin: Gabriela Hahn<br />

4. Literatur<br />

Baumgart, F.<br />

(Hrsg.):<br />

Tillmann, K.-J.:<br />

Theorien <strong>de</strong>r Sozialisation. Erläuterungen, Texte,<br />

Arbeitsaufgaben. 3. Auflage. Bad Heilbrunn/Obb. 2004.<br />

S.151-196.<br />

Sozialisationstheorien. 14. Auflage. Reinbek bei Hamburg.<br />

2006. S. 222-257.

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