Aspekte einer systemisch-konstruktivistischen ... - Hannahdenker.de
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(processes of experiencing) Handlungen, wobei im Han<strong>de</strong>ln Wissen aufgebaut und interaktiv<br />
durch ein untersuchen<strong>de</strong>s, neugieriges, experimentieren<strong>de</strong>s Verhalten konstruiert wird. Das<br />
Lernen wird dabei als ein aktiver Vorgang begriffen, <strong>de</strong>r keineswegs äußere Wirklichkeiten<br />
abbil<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Handlungsprozessen selbst erst hergestellt wird.<br />
Des Weiteren verweist Reich (ebd.) auf konstruktivistische Grundzüge im eigentlich<br />
kognitionspsychologischen Ansatz von Jean Piaget. Be<strong>de</strong>utsam für Reich (ebd.) ist bei Piagets<br />
Untersuchungen zur kognitiven Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s, dass ein Lerner verschie<strong>de</strong>ne<br />
Entwicklungsstufen durchläuft, um seine konstruktiven Lernfähigkeiten in han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r, aktiver<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Umwelt zu regulieren und zu optimieren (Piaget, 1981). Dabei<br />
entwickelt <strong>de</strong>r Lerner bestimmte Schemata, die ihm als verinnerliche Muster helfen,<br />
unterschiedliche Umwelt-, Problem- o<strong>de</strong>r Handlungssituationen zu bewältigen. Piaget prägte<br />
hierfür <strong>einer</strong>seits <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Assimilation und bezeichnet damit ein Schema, mit <strong>de</strong>m wir<br />
im Lernen aktiv Ereignisse <strong>de</strong>r Außenwelt einordnen, strukturieren und <strong>de</strong>uten. Und<br />
an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Akkommodation, <strong>de</strong>r die jeweils situative Anpassung an<br />
unterschiedliche Umweltbedingungen durch das Kind beschreibt. Piagets Erkenntnis, dass das<br />
Lernen subjektiv konstruiert wer<strong>de</strong>n muss, hat in <strong>konstruktivistischen</strong> Diskursen hohe<br />
Be<strong>de</strong>utung. Allerdings weist Reich (ebd.) kritisch daraufhin, dass Piaget ein überwiegend<br />
kognitives Lehr- und Lernverständnis zugrun<strong>de</strong> legt.<br />
Einen dritten Vorläufer für eine konstruktivistische Didaktik sieht Reich (2006, S.72) in <strong>de</strong>r<br />
Theorie <strong>de</strong>r „Zone <strong>de</strong>r proximalen Entwicklung“ von Lev S. Wygotski. Reich (ebd.) ordnet<br />
Wygotski aufgrund s<strong>einer</strong> Arbeiten zum Zusammenhang von Kognition und Sozialisation in<br />
die Reihe <strong>de</strong>r Vorläufer <strong>einer</strong> <strong>konstruktivistischen</strong> Didaktik ein. So sieht Reich (ebd.) im<br />
soziokulturellen Ursprung <strong>de</strong>r Kognitionen <strong>de</strong>n Hinweis auf soziale Konstruktionen von<br />
Wirklichkeiten, die in Interaktion aufgebaut wer<strong>de</strong>n. In Wygotskis Theorie wer<strong>de</strong>n<br />
kooperative menschliche Tätigkeiten betont, die zu einem lernsteigern<strong>de</strong>n Effekt führen.<br />
Psychologisch gesehen ist die „Zone <strong>de</strong>r proximalen Entwicklung“ für Wygotski<br />
entschei<strong>de</strong>nd, weil sie eine Lernstufe markiert, in <strong>de</strong>r soziale Prozesse und Werkzeuge <strong>de</strong>s<br />
Han<strong>de</strong>lns in psychische For<strong>de</strong>rungen umgesetzt wer<strong>de</strong>n, die Lerner antreiben, ein neues<br />
Niveau <strong>de</strong>s Wissens und Verhaltens zu erreichen, so je<strong>de</strong>nfalls Reich (2006, S.71). Lerner<br />
wer<strong>de</strong>n als aktive Gestalter <strong>de</strong>s eigenen Lernprozesses gesehen, wobei Lernen immer dann<br />
erfolgreich abzulaufen scheint, wenn selbstbestimmte Lernprozesse einsetzen, die das Wissen<br />
in s<strong>einer</strong> kulturellen Verankerung und s<strong>einer</strong> Handlungsperspektive aktualisieren. Reich<br />
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