Aspekte einer systemisch-konstruktivistischen ... - Hannahdenker.de

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die Verabsolutierung eines reinen „Ich will“ oder „Ich soll“-Ansatzes nicht mehr sinnvoll erscheint. Unsere Situierung in der gegenwärtigen Kultur bedeutet eine Vermittlung zwischen beiden Seiten, eine Balance im Lernen zu finden, die beiden Seiten entspricht (ebd., S.64). Didaktik sollte dabei dialogisch entwickelt werden, denn nur im Diskus, im gegen- und miteinander können die flexiblen Grenzen der unterschiedlichen Perspektiven erfahren werden und situatives lernen wird erst möglich (Reich, 2006, S.65). Nach Reich (2006, S.104) gehört es zu den großen Theorieirrtümern, dass man sich nur dann um Beziehungen kümmern muss, wenn Störungen auftreten. Er stellt dem den erfahrenen Praktiker gegenüber, der weiß: „Je kongruenter und dialogischer Beziehungen gestaltet werden, je mehr kommunikative Kompetenzen aktiv entwickelt und geleistet werden, desto wahrscheinlicher ist auch eine gelungene Inhaltsvermittlung.“ (ebd.) Viabilität lässt sich mit dem Wort „Passung“ übersetzen und meint dabei, die Passung des Lernstoffs und der Lernumgebung an das soziale, kulturelle und kommunikative Umfeld der Lernenden, so dass der Lernende den Sinnund Zweck seiner Lerntätigkeit begreift. Nur was für Lernende relevant ist, kann zu produktiven Lernprozessen führen. Ein systemisch-konstruktivistischer Ansatz geht davon aus, dass es verschiedene, viable (gangbare) Wege zum Ziel gibt. Dabei entstehen natürlich auch Widersprüche, denn was für das Individuum viabel sein kann, kann für die Gruppe, das Kollektiv „unpassend“ sein. Viabilität in Lernprozessen bedeutet deshalb auch immer einen gewissen Balanceakt. 3. Pädagogische Grundhaltung Die konstruktivistische Pädagogik orientiert sich an den unterschiedlichen Interessen, Lernschwierigkeiten und dem individuellen Begreifen von Konstrukten und ihren Bedeutungen. Durch die individuellen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen der Pädagogen gestaltet sich die Umsetzung der Pädagogik sehr vielfältig. (Lindemann, 2006, S.196) Wobei der Pädagoge stets das Ziel verfolgt, „den einzelnen Menschen in seiner Wirklichkeitskonstruktion zu unterstützen, ihm einen viablen Umgang mit anderen Menschen, ihren unterschiedlichen Wert- und Normvorstellungen, Zielen, Herangehensweisen und Weltsichten ermöglicht.“ (Lindemann, 2006, S.197) Der Pädagoge hat die Aufgabe, die individuellen Wege der Entwicklung zu fördern und den pädagogisch-gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Erfolg pädagogischen Handelns misst sich nicht an Handlungen oder Methoden, sondern wie diese erfahren und welche Denkvorgänge angestoßen werden. (ebd., S.197) Es lässt sich zusammenfassen, dass der Pädagoge das Wissen, die Fähigkeiten und die Möglichkeiten der Beteiligten mit einbezieht und 10
gemeinsame Beobachtungs-, Gestaltungs- und Veränderungsprozesse organisiert und begleitet. (vgl. Lindemann, 2006, S.207) Siebert schreibt von einer spezifischen pädagogischen Haltung, einer mentalen Aufgeschlossenheit für Erfahrungen, Sichtweisen und Vorschläge anderer. Beim Lernen als Prozess soll der Lehrende eine Eigendynamik zulassen, er muss nicht alles Wissen, Fragen können im Nachhinein geklärt werden, Konflikte mit Teilnehmern besprochen und die Ideenund Lösungsvielfalt der Teilnehmer als Bereicherung erlebt werden. Pädagogen sollen begeistert ihre Bedeutung des Themas anbieten und begeisterungsfähig für die Bedeutungen der Teilnehmenden sein. (vgl. Siebert, 2005, S.103f) Der vollzogene Perspektivwechsel in der konstruktivistischen Didaktik, gestaltet die pädagogische Grundhaltung völlig neu. Demnach sollten Pädagogen neben Lehrer, Redner, Beobachter, Leistungsträger, Helfer auch Lerner, Zuhörer, Beobachteter, Leistungsempfänger und Geförderter sein. (Reich, 2006, S.224) Lindemann (Lindemann, 2006, S.210) beschreibt den Pädagogen als Coach, Lernprozessbegleiter, Provokateur, Perturbator und Moderator, die Fähigkeiten wie Prozessfähigkeit der Gesprächsführung, Kooperation, Konfliktklärung, Dokumentation Evaluation, erfordern. Perspektivität wird auch als Unterrichtsprinzip gesehen, demnach regt der Pädagoge zu einem Perspektivenwechsel an und übt diesen selbst aus. Konflikte können besser geklärt und nachvollzogen werden, wenn unterschiedliche Beobachtungspunkte eingenommen werden. Indem der Pädagoge seine Aufmerksamkeit für die Wahrnehmungsperspektiven der Teilnehmer sensibilisiert, übt er die Kompetenz der Perspektivität. (vgl. Siebert, 2005, S. 119f) Konstruktivistisches Lernen bedeutet zirkuläres, gleichberechtigtes und wechselseitiges Lernen, es ermöglicht Rückkoppelungen, Feedback, Selbst- und Fremdreflexionen über Lernvorgänge. (Reich, 2006, S.224) Folglich sind die Lernenden Didaktiker, die sich zu ihren Konstruktionen eine Didaktik erfinden und entdecken. Die erlangten Forschungsergebnisse werden aufgearbeitet und mit bereits bestehenden Informationen verglichen. Erfolgreiche Ergebnisse können in der Gruppe präsentiert und diskutiert werden, so werden aus Forschern wiederum Lehrende. (vgl. ebd., S.121) 11
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