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hanfjournal.de / Ausgabe #124 / 11.2010<br />
Go,go,go<br />
Proposition 19: Die Entscheidung ist gefallen<br />
wenn Ihr diese Ausgabe des Hanf Journals in den<br />
Händen haltet, haben die Kalifornier/innen bereits<br />
über eine staatliche Regulierung der bisher verbotenen<br />
Pflanze Cannabis abgestimmt. Die Chancen stehen kurz<br />
vor der Abstimmung sehr gut für die Befürworter und alle<br />
Hanf Journal Leser/innen können sich bereits kurz nach Bekanntwerden<br />
des vorläufigen Endergebnisses am Morgen<br />
des 3. November auf www.hanfjournal.de über das Ergebnis<br />
informieren.<br />
Sollten die Kalifornier wirklich für eine kontrollierte Abgabe<br />
an Bürger/innen über 21 Jahren stimmen, stehen sie<br />
schon vor dem nächsten Problem. Präsident Obama hat<br />
bereits angekündigt, er werde eine „Legalisierung“ nicht<br />
kampflos hinnehmen und Generalstaatsanwalt Eric Holder<br />
hat vergangenen Monat gesagt, er werde die prohibtionistischen<br />
Bundesgesetze weiterhin durchsetzen lassen,<br />
Volkswille hin oder her. Das hatten Bundesbehörden und<br />
die DEA übrigens 1996, nach der Legalisierung von medizinischem<br />
Marihuana, auch angekündigt. Heutzutage gibt<br />
es in Kalifornien eine (fast) flächendeckende, legale Versorgung<br />
für Patient/inn/en.<br />
Bei den Demokraten gibt es bereits Bestrebungen, das<br />
Thema Cannabis in den kommenden Wahlkampf einzubinden,<br />
weil man in Kalifornien gesehen hat, dass sich dadurch<br />
viele junge Leute, die unentschlossen waren oder gar<br />
nicht wählen gehen, sich nur deshalb zur Wahlurne begeben.<br />
Wahlentscheidend werden auch 2012 wie immer die so<br />
genannten Swing-States sein, zu denen auch Colorado und<br />
Nevada gehören. Hier ist die Situation ähnlich wie in Kalifornien,<br />
es bestehen bereits Gesetze und Vertriebsstellen<br />
für medizinisches Cannabis und beiden Staaten steht bald<br />
eine Abstimmung wie Kalifornien bevor. Was will Obama<br />
machen, wenn die Kalifornier/innen Hanf regulieren statt<br />
ihn zu verbieten? Die gesamte DEA nach Kalifornien schicken<br />
und so gegen den Willen der Bürger/innen handeln?<br />
Das wird ihm dort und in den beiden anderen erwähnten<br />
(Nachbar)-Staaten wenig Punkte einbringen.<br />
Setzt er sich dafür ein, dass im Falle einer Annahme von<br />
Proposition 19 diese auch umgesetzt wird, was in der Praxis<br />
hieße, er müsste die Bundesdrogenbehörde DEA zurückpfeifen,<br />
ünterstützt er die Legalisierungsbewegung. Das will<br />
er aber nicht. Ließe er DEA gewähren, könnte das gefährlich<br />
für seinen Wahlerfolg 2012 sein, da dieser eng mit jungen<br />
„Swing Voters“ verknüpft ist. Auch das ist eine schlechte<br />
Option für Obama.<br />
Obama wird gezwungen sein, bald Position zu beziehen,<br />
egal wie Proposition 19 entschieden wird.<br />
Ein einfaches „Nein“ könnte hinsichtlich der Wahl 2012<br />
viele Stimmen kosten. Die Cannabisprohibition ist jetzt<br />
schon Wahlkampfthema für 2012, und alte Lösungsansätze,<br />
die auf Panikmache anstatt wissenschaftlicher Grundlagenforschung<br />
basieren, werden in den USA, anders als hier, von<br />
der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert. Die<br />
Aktualität des Themas und der Grad der Aufklärung der<br />
Mehrheit ist vergleichbar hoch angesiedelt wie in Deutschland<br />
das Thema „Atomkraft“. Obama weiß das und täte gut<br />
daran, endlich Stellung zu beziehen, wie er mit Bundesstaaten<br />
umgehen wird, in denen die Mehrheit für eine regulierte<br />
Cannabisabgabe ist. Denn die Mehrheit der US-Bürger/innen<br />
hat mittlerweile verstanden, welche Tragweite der „War<br />
on Drugs“ auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation<br />
des Landes hat. Die Europäer hingegen noch nicht.<br />
Eure Hanf Journal Redaktion<br />
4 clubmed 5 guerilla growing 9 wirtschaft 12 cooltour 16 fun&action<br />
Die einzige als Rauschgiftopfer registrierte Person im Landkreis<br />
Miesbach war ein 20-jähriger Italiener. Der Mann war aufgrund seines<br />
kostenaufwändigen Konsums von Cannabisprodukten offenbar in<br />
eine finanzielle Schieflage geraten. Seine Situation veranlasste ihn,<br />
sich im Tegernsee zu ertränken. Da der Drogenkonsum und die daraus<br />
resultierende subjektive Ausweglosigkeit ursächlich für den Suizid<br />
war, wird dies als Rauschgifttodesfall erfasst.<br />
(Aus dem Sicherheitsbericht der Polizeidirektion Oberbayern Süd, Seite 20)<br />
Daraus folgt: Eine Person, die aufgrund von ungezahlten Raten<br />
für den Neuwagen und den daraus resultierenden Problemen<br />
Suizid begeht, ist ein Verkehrstoter.<br />
Schlimmer geht es nimmer, selbst vor einer Manipulation offizieller<br />
Statistiken schrecken die Fahnder nicht zurück, denn<br />
dieser bedauernswerte Selbstmörder wird im Drogensuchtbericht<br />
2009 in die Zahl der Drogentoten einfließen. Auch in<br />
dieser Ausgabe des Hanf Journals ist Bayern mit seiner mittlerweile<br />
menschenverachtenden Drogenpolitik wieder überproportional<br />
oft vertreten (siehe Seite 23 und 24).<br />
Auch die CDU-geführten Länder Baden-Würtemberg und<br />
Hessen lassen dem Hanf konsumierenden Teil der Bevölkerung<br />
news<br />
ENGEL UND ZITRONEN?<br />
Bud Spencers Buds<br />
SPORTZIGARETTE?<br />
Ein Sportler packt aus<br />
LEGAL STONED?<br />
Was wirklich dahinter steckt<br />
Erster Cannabistoter<br />
in Bayern<br />
Text: Michael Knodt<br />
wenig Freiräume, ob dort die Bürgerrechte gerade in Bezug auf<br />
Personen- und Körperkontrollen seitens der ausführenden Organe<br />
immer beachtet werden, ist mehr als fraglich. Autofahrer<br />
aufgrund eines vor Gericht nicht zugelassenen, freiwilligen<br />
Urintests bei positivem Ergebnis<br />
weiter auf Seite 25 ›››<br />
22<br />
6<br />
21<br />
22<br />
Montage: marker<br />
Unbemerkt von der Öffentlichkeit vermeldet die<br />
Polizeidirektion Oberbayern Süd den ersten Cannabistoten
2<br />
comic&anderswo<br />
Online Videos für<br />
interessierte Hanf Nutzer<br />
www.hanfjournal.de/exzessiv<br />
Exzessiv 167 - Mahl Zeit, Grinder Test<br />
Nachdem wir hunderte<br />
von Einsendungen<br />
mit der Bitte<br />
um Grindertests<br />
bekommen haben,<br />
war es naheliegend<br />
eine Grinderfolge zu<br />
bringen.<br />
„Was ist ein Grinder?“, „wie funktioniert das?“, „welche<br />
Typen gibt‘s denn so?“ waren typische Fragen. Getestet<br />
wurde mit wilden Oreganoblüten aus der Türkei (kommt<br />
dem, was ihr eigentlich sehen wollt, am nächsten). Also<br />
entspannt zurücklehen und die kleine Grinderkunde<br />
von exzessiv genießen. Ach ja, natürlich haben wir den<br />
Near Dark Preis für August schon verlost und wie es<br />
der Zufall so wollte, war das ein Grinder der Extraklasse.<br />
Auch diesen Monat wird wieder verlost, also ran an<br />
die Tasten und schreib bis zum 31.10.2010 eine Mail an<br />
gewinnen@exzessiv.tv, Betreff: Abonnentenname, vielleicht<br />
gehörst Du bald zu den glücklichen Gewinnern<br />
des nächsten Überraschungspreises (ein Tipp: es ist aus<br />
Glas)!<br />
www.hanfjournal.de<br />
www.neardark.de<br />
Exzessiv 168 - Hanf Zeit<br />
Micha macht sich<br />
erntereif.<br />
Zu Besuch bei „Hanf-<br />
Zeit“ dem Hersteller<br />
mannigfaltiger<br />
Hanfprodukte (Öle,<br />
Gebäck, Pflege- und<br />
Kosmetikprodukte,<br />
Anti-Stress Duftkissen, Back-und Teezutaten, usw.)<br />
stürzt sich euer Lieblingsmoderator Micha mitten ins<br />
Erntefeld und macht sich darüber schlau, was man<br />
alles von einer erfolgreichen Nutzhanfernte erwarten<br />
kann. Mit Steffen Geyer als Kameramann im Gepäck<br />
bekommt das exzessiv-Team von der Hanf-Zeit Geschäftsführung<br />
Stefan und Bianca einige schöne Einblicke<br />
in die moderne Nutzhanfverwertung.<br />
Wer sich lieber selbst informiert, schaut einfach hier:<br />
www.Hanf-Zeit.com<br />
www.hanfjournal.de<br />
www.usualredant.de<br />
HANF TIMES - Episode 3, Teil 1 siehe Hanf Journal #124/09.2010<br />
#124 / 11.10<br />
Zum ausschneiden und an die Wand hängen!<br />
von Patrick Rennwanz<br />
Doktor Hanfs Patienten Ecke ist den Leserinnen und Lesern des Hanf Journals schon lange ein Begriff, jetzt gibt‘s den Duisburger Cannabis-Patienten<br />
auch als Comic im Hanf Journal. Doktor-Hanf gestattet uns freundlicherweise, seine Geschichte in Form eines Episoden-<br />
Comics, großartig gezeichnet und umgesetzt von Patrick Rennwanz, erstmals in gedruckter Form zu veröffentlichen. Deshalb gibt es<br />
ab jetzt jeden Monat eine neue Folge aus dem Leben von Doktor-Hanf, die Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist, .........ach, lest am<br />
besten selbst, hier Teil 2:<br />
Diskutieren? www.hanfjournal.de/forum<br />
Verreisen? www.cannabis-cafe.info<br />
Lesen? www.hanfjournal.de<br />
Polen? www.spliff.pl<br />
Tschechien? www.konoptikum.cz<br />
Ukraine? www.konopravda.ua<br />
Legalize It?! www.ELF-online.eu<br />
Einen eigenen Film? film@exzessiv.tv<br />
impressum<br />
Herausgeber:<br />
Agentur Sowjet GmbH<br />
Dunckerstraße 70<br />
10437 Berlin<br />
Tel.: 030/44 79 32 84<br />
Fax.: 030/44 79 32 86<br />
Email: redaktion@hanfjournal.de<br />
Geschäftsführer: Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.)<br />
Sitz der Gesellschaft: Berlin AG Charlottenburg, HRB Nr. 89200<br />
Steuer-Nr. 37 220 20818<br />
Redaktion:<br />
Michael Knodt (CvD), Roland Grieshammer, Matthias Meyer, Mark Meritan.<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Dr. Franjo Grotenhermen, mze, Kerstin Koch, KIMO, Kascha, Markus Berger,<br />
Sadhu van Hemp, Doktor Hanf, Bud Spencer, Werner Graf, Denis Magnani.<br />
Layout:<br />
mark marker.<br />
Illustrationen:<br />
mark marker, Lukas Tkotz.<br />
Fotos:<br />
mark marker, Peter Marks, oder im Auftrag des Hanf Journals.<br />
Anzeigen:<br />
Emanuel Kotzian<br />
030/44 67 59 02<br />
vertrieb@hanfjournal.de<br />
Vertrieb:<br />
Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen<br />
einen Betrag von 50 Euro (Inland) oder 100 Euro (Ausland) jährlich, kann das<br />
Hanf Journal beim Herausgeber als Prämium-Abo bezogen werden.<br />
(Abonnement unter www.hanfjournal.de)<br />
Druck:<br />
Union Druckerei Weimar GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />
Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung<br />
übernommen.<br />
Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98 distanziert<br />
sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der angegebenen<br />
Internetadressen und Links.<br />
Achtung!<br />
Jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden dazu<br />
auffordern oder animieren, Drogen zu konsumieren oder zu verbreiten.<br />
Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />
Die Hanf Journal Foto Ecke<br />
Nice Bud - Foto: anonym, Archiv, konoptikum.cz<br />
liebe Hanf Journal Freundinnen<br />
und Freunde,<br />
wie unsere Schwesterzeitschriften<br />
Konoplyana Pravda<br />
und Konoptikum es vormachen<br />
- machen wir das nun auch. Nice Issue - Foto: Archiv, konopravda.ua<br />
Wir suchen ausdrucksvolle Beweisfotos unserer Leserschaft und<br />
ihrer erfolgreichen Projekte. Laßt euch von euren Freunde oder der<br />
Familie in einstudierten Posen oder spontanem Blitzlichtgewitter<br />
ablichten und schickt die Ergebnisse zwecks Publikation an eure<br />
Lieblingszeitung. Also zu uns. Wir würden uns wahnsinnig über die<br />
Einsendungen zahlreicher Fotografien freuen und sind auf die unterschiedlichen<br />
Motive mehr als gespannt, die euch einfallen werden<br />
unsere Zeitung zu verschönern und die mal ein realistisches Bild der<br />
pro Hanfbevölkerung vermitteln werden. Achtet natürlich auf eure<br />
Darstellung in der Öffentlichkeit und denkt daran, dass andere Leser<br />
die Fotos sehen werden, also vielleicht nicht unbedingt euer Klingelschild<br />
im Hintergrund mit fotografieren. Ansonsten steht euch<br />
frei alles zu knipsen, was ihr gerne veröffentlicht hättet und was der<br />
Rest der Hanf Journal Leserschaft unbedingt mal sehen sollte. Sei<br />
es eure Flötensammlung, die Lacherbsenzucht, Nachbars merkwürdige<br />
Hecke oder einfach ein doofer Polizist mit dem Hanf Journal in<br />
den Händen und einem Fragezeichen über der Mütze. The World is<br />
Yours!<br />
Sendet eure Schnappschüsse an leserfoto@hanfjournal.de Betreff:<br />
Schönheitswettbewerb. Unter allen Einsendungen verlosen wir einmal<br />
im Jahr ein paar Schmankerl, die vom Tisch gefallen sind, aber<br />
zum wegschmeißen zu schade wären. ;)
4 #124 / 11.10<br />
#124 / 11.10 5<br />
club med<br />
guerilla growing<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM).<br />
Psychoaktive Pflanzen unserer Heimat<br />
Cannabis als Substitutionsmittel bei<br />
Alkohol- und Opiatabhängigkeit<br />
es gibt einige Einsatzgebiete für Cannabisprodukte, die<br />
zwar breite Anwendung finden, für die es aber kaum<br />
klinische Untersuchungen gibt. Dabei ist es wichtig, sich<br />
ins Gedächtnis zu rufen, dass eine Anzahl von medizinischen<br />
Indikationen für Cannabisprodukte noch nicht sehr lange akzeptiert<br />
sind. Das gilt vor allem für psychiatrische oder neuropsychiatrische<br />
Störungen, wie beispielsweise Tourette-Syndrom<br />
oder posttraumatische Stressstörung.<br />
Ich würde kürzlich durch die Geschichte eines 60-jährigen<br />
Mannes, der seit seinem 20. Lebensjahr täglich Alkohol konsumiert<br />
hat, daran erinnert. Vor 15 Jahren habe er erstmals versucht,<br />
vom Alkoholismus loszukommen. Er hab eine Vielzahl<br />
von Versuchen des Alkoholentzugs unternommen, zum Teil allein,<br />
zum Teil unter Inanspruchnahme offizieller Hilfsangebote<br />
für Alkoholkranke, wie Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten.<br />
Zur Unterstützung habe er auch eine Anzahl verschiedener<br />
Medikamente eingesetzt. Alle diese Bemühungen<br />
hätten nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt. Im Jahr 2000<br />
habe er schließlich den Eindruck gewonnen, dass die offizielle<br />
Medizin ihm nicht helfen könne, und dass er nur auf seinen<br />
eisernen Willen und absolute Abstinenz bauen könne. Er habe<br />
eine stationäre Entgiftung durchführen lassen. Eher zufällig<br />
habe er dann die Erfahrung gemacht, dass Cannabis ihm dabei<br />
helfe, abstinent zu bleiben. Er schreibt: Bald verstand ich, dass<br />
Cannabis zusammen mit meiner eigenen Arbeit (ich besuchte auch<br />
einmal pro Woche eine Selbsthilfegruppe) an meinem Suchtproblem,<br />
den inneren Druck, Alkohol saufen zu müssen, vollkommen verschwinden<br />
lässt. Es gibt mittlerweile einige klinische Daten, die<br />
Doktor Hanf alias Lars Scheimann leidet an Tourette sowie<br />
ADHS und ist seit Anfang 2009 Besitzer einer Erlaubnis,<br />
seine Symptome mit Cannabis zu lindern.<br />
liebe Hanf Journal Leserinnnen und Leser,<br />
während in Deutschland die Möglichkeit der Antragsstellung<br />
nach § 3 Abs.2 BtMG besteht und sich in den Niederlanden<br />
betroffene Patienten ihr Cannabis auf verschiedene<br />
Art und Weise durch die Möglichkeiten der dortigen Gesetzgebung<br />
besorgen dürfen, wird in Luxemburg bereits der nächste<br />
Mediziner strafrechtlich verfolgt, der den einfachen, aber illegalen<br />
Weg wählte, medizinisches Cannabis zu verordnen.<br />
Ein Beispiel dafür, dass es bisher immer noch nicht gelingen<br />
will, eine weitgehend einheitliche Regelung in der EU zu diesem<br />
Thema zu finden. Am Ende leiden somit in den meisten<br />
Fällen die Patienten, die entweder durch eine Antragsablehnung<br />
oder der fehlenden Rahmenbedingungen für die Nutzung<br />
für die medizinische Verwendung von Cannabis keine<br />
legale Möglichkeit finden, strafffrei diese Therapie zu nutzen.<br />
Nicht das Bild des Patienten rutscht hierbei in den Vordergrund,<br />
sondern das suggerierte Bild des drogenabhängigen<br />
Kiffers. Statistiken haben ergeben, dass sich eine Vielzahl dieser<br />
Menschen bereits bewusst oder auch unbewusst mit Cannabis<br />
therapieren. Kommt es nun zu einer Verurteilung, nützt<br />
die Aussage später vor dem Richter nicht viel, wenn man ihm<br />
sagt, man habe Cannabis genutzt, weil man krank ist. Es liegt<br />
in jedermanns Pflicht, sich zeitnah um eine legale THC Therapieform<br />
zu bemühen, um auf einen eventuellen Notstand zu<br />
verweisen.<br />
solche Erfahrungen untermauern. Auch aus der tierexperimentellen<br />
Forschung gibt es Unterstützung.<br />
In einer Untersuchung aus dem Jahr 2003 mit 408 Heroinabhängigen,<br />
die an einem Methadon-Programm teilnahmen,<br />
war die zusätzliche Verwendung von Cannabis nicht mit einer<br />
erhöhten Rückfallrate während oder nach der Therapie, also<br />
nicht mit der Verwendung von Heroin oder Kokain assoziiert.<br />
Nach Forschung der Klinik für Psychiatrie der Columbia-<br />
Universität in New York verbesserte moderater Cannabiskonsum<br />
die Fortführung einer Naltrexon-Therapie bei Patienten,<br />
die an einer Abhängigkeit von Opiaten wie beispielsweise Heroin<br />
litten. 63 Opiat-abhängige Patienten, die zur stationären<br />
Entgiftung und zum Beginn einer oralen Naltrexon-Behandlung,<br />
begleitet von einer sechsmonatigen Verhaltenstherapie,<br />
aufgenommen worden waren, wurden auf der Basis von<br />
in zweiwöchigen Abständen durchgeführten Urinuntersuchungen<br />
in drei Grade des Cannabiskonsums während der<br />
Behandlung eingeteilt: abstinent (0 Prozent Cannabis-positive<br />
Urinproben), intermittierender Konsum (1 bis 79 Prozent Cannabis-positive<br />
Proben) und konsistenter Konsum (80 Prozent<br />
und mehr Cannabis-positive Proben). Naltrexon ist ein Opiatsrezeptor-Antagonist,<br />
der vor allem bei der Behandlung der<br />
Alkoholabhängigkeit und der Opiatabhängigkeit verwendet<br />
wird. Intermittierende Cannabiskonsumenten wiesen eine bessere<br />
Fortführung der Naltrexonbehandlung auf als die beiden<br />
anderen Gruppen.<br />
1970 erschien ein Bericht des kalifornischen Psychiaters Dr.<br />
Tod Mikuriya, der vor wenigen Jahren verstorben ist und einer<br />
Wie uns allen bekannt ist, ist das Wirkspektrum der einzelnen<br />
Cannabinoide so umfangreich, das sich damit eine Vielzahl<br />
von Erkrankungen erfolgreich therapieren lassen. Es ist somit<br />
wichtig, den Hausarzt im Falle einer Symptomverbesserung<br />
durch die Nutzung von Cannabis zu unterrichten.<br />
Es besteht immer eine ärztliche Schweigepflicht, die dem<br />
Arzt verbietet, über Krankengeschichte, Diagnose sowie Therapieform<br />
mit Dritten zu sprechen!<br />
Ebenfalls sollte auch explizit nach Dronabinol gefragt werden.<br />
Einem THC-haltigen verschreibungsfähigem Medikament,<br />
welches auf einem BtM-Rezept ausgestellt wird. Die<br />
Kosten werden nur in wenigen Fällen von der Krankenkasse<br />
übernommen.<br />
Wichtig ist dennoch, aktenkundig zu machen, dass der Einsatz<br />
von Cannabinoiden bei einer bestehenden Erkrankung hilft<br />
und dass man seinen Hausarzt nach der Behandlungsmöglichkeit<br />
mit dem legalen verschreibungspflichtigen Dronabinol gefragt<br />
hat. Sinn und Zweck eines solchen Verhaltens ist, dass Mediziner<br />
mit dieser Art der Therapieform konfrontiert werden.<br />
Weiter macht es Sinn, die Patientenanzahl steigen zu sehen, die<br />
legal mit dem Wirkstoff THC behandelt werden, auch wenn zuvor<br />
alles andere an üblicher Schulmedizin ausgetestet werden<br />
muss, um eine vergleichbare Verbesserung der Symptomatik<br />
zu erzielen. Sollte dies nicht der Fall sein und ist THC die einzig<br />
erfolgreiche Behandlungsmethode, steigen somit zum Beispiel<br />
der engagiertesten Kämpfer für die medizinische Verwendung<br />
von Cannabis in USA war, in einer Fachzeitschrift über die Behandlung<br />
einer 49jährigen Alkoholikerin. Ihr Arzt registrierte,<br />
dass sie weniger Alkohol trank, wenn sie Cannabis rauchte. Er<br />
ermunterte sie schließlich, immer dann Cannabis zu nehmen,<br />
wenn sie das Bedürfnis nach Alkohol verspürte. Sie versuchten<br />
gemeinsam, die richtige Dosis zu finden, damit sie einerseits,<br />
vom Alkohol lassen konnte, aber anderseits wieder nach und<br />
nach aktiv am sozialen Leben teilnehmen konnte, was auch<br />
gelang: Fünf Monate nach Beginn der Cannabis-Substitutionsbehandlung<br />
hat sich ihre Einsichtsfähigkeit verbessert und sie ‚besucht‘<br />
die sozialen Situationen, in denen sie sonst exzessiv trank und ihr<br />
zwanghaftes Spiel trieb. Sie raucht nun statt dessen Hanf und registriert,<br />
dass sie dabei nicht ihre Selbstkontrolle aufgibt. In der gleichen<br />
Zeit hat sich ihr körperlicher Gesundheitszustand verbessert und sie<br />
findet sich weniger reizbar; sie könne besser denken und sich konzentrieren.<br />
Nach einer Studie aus dem Jahr 2009 an der Medizinischen<br />
Fakultät der Yale-Universität in New Haven (USA) mit 28 täglichen<br />
Cannabiskonsumenten verstärkten Konsumenten mit<br />
früherem Alkoholmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit ihren<br />
Alkoholkonsum während einer Cannabisabstinenz-Periode.<br />
Die Teilnehmer wurden einem 13-tägigen Cannabisabstinenz-<br />
Zeitraum unterworfen, und solche mit früherem problematischen<br />
Alkoholkonsum verstärkten ihren Alkoholkonsum um<br />
durchschnittlich 52 Prozent. Die Autoren stellten fest, dass diese<br />
Studie eine empirische Bestätigung der Drogensubstitution in einer<br />
Untergruppe täglicher Marihuanakonsumenten darstellt.<br />
Doktor-Hanfs Patienten Ecke 18<br />
Cannabis in Medicine<br />
die Chancen auf<br />
Übernahme der Kosten<br />
durch die Krankenkasse<br />
(Dronabinol).<br />
Zu überdenken<br />
ist in einigen Fällen<br />
dann auch die Antragsstellung<br />
bei der<br />
Bundesopiumstelle,<br />
die die Nutzung von<br />
Cannabis zu medizinischen<br />
Zwecken<br />
nach § 3 Abs. 2 BtMG<br />
regeln soll.<br />
Es liegt uns sehr<br />
am Herzen, immer<br />
wieder darauf hin<br />
zu weisen, dass gewisse<br />
Rahmenbe-<br />
Doktor Hanf - Lars Scheimann<br />
dingungen derzeit immer noch erfüllt werden müssen (ob wir<br />
wollen oder nicht), um eine legale, abgesicherte Therapie mit<br />
THC den betroffenen Menschen nahe zu bringen.<br />
Wege entstehen, in dem man sie geht.<br />
euer Doktor Hanf<br />
Gemeines Schilfrohr, Rispengras<br />
Phragmites australis (Cav.) Trinius ex Steudel<br />
Botanische Familie:<br />
Gramineae (Poaceae), Süßgräser<br />
Vorkommen:<br />
Weltweit; häufig in Mitteleuropa an Ufern von Gewässern,<br />
Flachmooren und Riedwiesen.<br />
Aussehen:<br />
Phragmites australis ist ein bis zu vier Meter hohes, aufrecht<br />
wachsendes Sumpfgrasgewächs mit bis zu 50 Zentimeter langen<br />
und bis zu zwei Zentimetern breiten Blättern. Das Schilfrohr<br />
blüht von Juli bis September. Der Samen reift während der<br />
Winterzeit. Phragmites australis wirft ebenfalls während des<br />
Winters seine Blätter. Die Pflanze trägt eine vielblütige Rispe<br />
mit violetten Ährchen.<br />
Wirkstoffe:<br />
N,N-Dimethyltryptamin (N,N-DMT), 5-MeO-Dimethyltryptamin<br />
(5-MeO-DMT), Bufotenin und Gramin im Wurzelstock.<br />
Die stark wirksamen psychedelischen Substanzen N,N-<br />
DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin gehören zur Gruppe der<br />
Tryptamine (Indolalkaloide) und sind nahe mit Psilocybin, Psilocin<br />
und Baeocystin verwandt. Der Inhaltsstoff Gramin weist<br />
eine dem N,N-DMT strukturelle Ähnlichkeit auf, ist aber ein<br />
nicht psychoaktives Alkaloid, das u.a. auch in der Gerste vorkommt.<br />
Geschichte:<br />
In Ägypten diente Phragmites australis schon in der Antike<br />
als Nutzpflanze. Man stellte aus dem Schilfrohr Getränke,<br />
Matten, Musikinstrumente, Nahrungsmittel, Pfeile und Pfeilschäfte,<br />
Zellulose und vieles mehr her. Außerdem diente das<br />
Schilfrohr als Dachabdeckung. Die Serí-Indianer Nordmexikos<br />
benutzen die hohlen Rohrstengel als Tabakpfeife, die Navajo<br />
fertigen Gebetsstangen daraus. Überhaupt ist den Navajo die<br />
Pflanze heilig. Phragmites australis soll, von einem Heiligen<br />
gesandt, das Volk vor der Großen Flut gerettet haben. Mensch<br />
und Tier stieg in den hohlen Stengel, welcher darauf gen Himmel<br />
wuchs.<br />
Medizinisch wurde die Wurzel des Schilfrohrs recht vielseitig<br />
verwendet. Bei den Navajo dient ein Aufguss der pulverisierten<br />
Wurzel als Brechmittel bei Haut- und Magenkrankheiten.<br />
Außerhalb der indianischen Verwendung wurde Phragmites<br />
australis volksmedizinisch angewendet als Pflaster und Diuretikum<br />
(auch in Europa) sowie bei Husten, Lungenproblemen,<br />
Schluckauf und verschleimten Bronchien. Von einer<br />
historischen Verwendung als Entheogen ist trotz der potenten<br />
Inhaltsstoffe nichts bekannt. Neuzeitlicher Gebrauch als Ayahuasca-Analog.<br />
Exkurs:<br />
Was ist Ayahuasca? Und<br />
was ein Ayahuasca-Analog?<br />
Ayahuasca, der berühmte<br />
entheogene Schamanentrunk<br />
aus dem Amazonasgebiet,<br />
sollte eigentlich bekannt sein.<br />
Für originäres Ayahuasca<br />
wird, neben verschiedenen<br />
psychotropen und nicht psychotropen<br />
Pflanzenzusätzen,<br />
in der Hauptsache Banisteriopsis<br />
caapi (eine Lianenart)<br />
mit Blättern von Psychotria viridis<br />
(Chacruna) kombiniert.<br />
Dabei spielt P. viridis die Rolle<br />
des DMT-Lieferanten. Banisteriopsis<br />
caapi mit seinem<br />
Text & Fotos: Markus Berger Hauptalkaloid Harmin (aus<br />
der Gruppe der Harman-Alkaloide),<br />
wird benötigt, um<br />
den Wirkstoff DMT (N,N-Dimethyltryptamin)<br />
für die orale Aufnahme zu aktivieren. DMT<br />
würde anderenfalls vom körpereigenen Monoaminooxidase-<br />
Enzym (MAO) sofort blockiert.<br />
Vereinfacht gesagt: Die Harman-Alkaloide der Liane Banisteriopsis<br />
caapi hemmen die Monoaminooxidase, das körpereigene<br />
Enzym wird temporär „ausgeschaltet“, und das in Psychotria<br />
viridis enthaltene DMT kann seine Wirkung entfalten.<br />
Ohne Beigabe der Liane würde DMT sofort vom körpereigenen<br />
Monoaminooxidase-Enzym unterdrückt und keine Wirkung<br />
freisetzen. Allerdings hat die Hemmung dieses Enzyms<br />
einige entscheidende Nachteile: MAO-Inhibitoren (= Hemmer)<br />
dürfen nicht zusammen mit vielen Lebensmitteln und anderen<br />
Drogen eingenommen werden. Lebensbedrohlich sind Kombinationen<br />
innerhalb 12 Stunden vor und nach der Einnahme<br />
von MAO-Hemmern mit: Alkohol, Amphetaminen, Ananas,<br />
Antihistaminika (Allergie-Medikamente), Asaron (z.B. enthalten<br />
im ätherischen Öl des Kalmus Acorus calamus und des<br />
Matico-Pfeffers Piper angustifolium u.a.), Bananen (vor allem<br />
sehr reife), Beruhigungsmitteln, Dill-, Petersilie- und Fenchelöl,<br />
Ephedrin, Käse, Koffein (Cola, Guarana, Kaffee, Kakao,<br />
Tee, u.ä.), Tranquillanzien, Meskalin (Peyote, San Pedro u.a.),<br />
Macromerin (Donana-Kaktus = Coryphantha spp.), Muskatnuß,<br />
Sauerkraut, Schokolade, Sherry, Tryptophane, Tyrosin (in<br />
Fisch, Geflügelleber, Pferdebohnen, Chianti ...) u.a.<br />
Wo weder Banisteriopsis caapi noch Psychotria viridis verfügbar<br />
sind, können andere DMT- bzw. Harmalaalkaloid-haltige<br />
Gewächse Verwendung finden. Solche Pflanzen werden<br />
Analoga genannt, weil sie genau jene Inhaltsstoffe liefern, die<br />
in der Originalzubereitung verwendet werden.<br />
In unserem Fall würde das Ayahuasca-Analog folgendermaßen<br />
aussehen: Phragmites australis als DTM-Quelle, Peganum<br />
harmala-Samen als MAO-Inhibitor. P. harmala-Samen lassen<br />
sich leicht über den ethnobotanischen Fachhandel beziehen.<br />
Verwendung:<br />
20 bis 50 Gramm des Wurzelstocks (Radix Arundinis vulgaris)<br />
werden etwa 15 Minuten ausgekocht und mit etwa drei<br />
Gramm Steppenrautensamen versetzt. Der Sud wird getrunken.<br />
DOCH VORSICHT!! Diese Rezeptur ist ein hochpotentes<br />
Ayahuasca-Analog! Wer es partout nicht lassen kann,<br />
sollte unbedingt mit einer minimalen Dosierung beginnen.<br />
Wirkung:<br />
DMT muß entweder geraucht, intravenös gespritzt oder geschnupft<br />
werden, um wirksam zu sein. Soll eine DMT-haltige<br />
Pflanze oral aufgenommen, also getrunken oder gegessen werden,<br />
muss das im menschlichen Körper vorhandene MAO-Enzym<br />
kurzzeitig blockiert werden (s.o.).<br />
DMT ist ein sog. kurzwirkendes Tryptamin. Es erzeugt kurze,<br />
heftige Trips, welche in etwa mit LSD-Reisen verglichen werden<br />
könnten. Diese gehen allerdings oft mit unangenehmen physischen<br />
Symptomen (Zittern, Zuckungen, Krämpfen) einher.<br />
Geraucht oder geschnupft hält die Wirkung fünf bis fünfzehn<br />
Minuten an, bei oraler Applikation bis höchstens fünfundvierzig<br />
Minuten. Ansonsten ist ein DMT-Trip von stark visuellem<br />
Charakter. DMT-Reisen sind von schrilleren, farbigeren und<br />
schillernderen Halluzinationen geprägt, als dies bei LSD-25<br />
oder Psilocybin der Fall ist. DMT ist kreuztolerant zu LSD-25.<br />
Gefahren & Nebenwirkungen:<br />
Auslösen einer latent vorhandenen Psychose, Diarrhoe<br />
(Durchfall), Erbrechen, Hypertonus (erhöhter Blutdruck), innere<br />
Unruhe, Kopfschmerz, Mydriasis (Pupillenerweiterung),<br />
Panikattacken, Tachykardie (Anstieg der Herzfrequenz), Tachypnoe<br />
(Anstieg der Atemfrequenz), Übelkeit, übermäßige<br />
Speichelproduktion und Zittern.<br />
Rechtslage:<br />
N,N-DMT ist in Deutschland, der Schweiz und in den USA<br />
als Betäubungsmittel eingestuft und somit eine illegale Substanz.<br />
Die ebenfalls machtvollen psychedelischen Verbindungen<br />
5-MeO-DMT und Bufotenin hingegen, sind nicht erfasst oder<br />
verboten. Der Besitz von 5-MeO-DMT könnte allerdings geahndet<br />
werden, wenn die rechtliche Auslegung auf eine Verwendung<br />
als DMT-Analog pocht. Die Pflanze Phragmites australis<br />
ist weltweit legal und nicht als Drogenpflanze bekannt.<br />
Literatur:<br />
BERGER, MARKUS, Handbuch für den Drogennotfall, Solothurn 2004<br />
DeKorne, J., Aardvark, D., Trout, K., Ayahuasca Analogues and Plant-Based<br />
Tryptamines, The Entheogen Review Book 2000<br />
OTT, JONATHAN, Pharmacotheon, Jonathan Ott Books 1993<br />
OTT, JONATHAN, Ayahuasca Analoge – Pangaeische Entheogene, Löhrbach 1995<br />
Rätsch, Christian, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau 1998<br />
Schuldes, Richard E./Hofmann, A., Pflanzen der Götter, Aarau 1998<br />
SHULGIN, ANN & ALEXANDER, TiHKAL - The Continuation, Transforming Press 1997<br />
Tscharntke, T., Tritrophic interactions in gallmaker communities on Phragmites<br />
australis: testing ecological hypotheses. In: Price, P.W., Mattson, W.J., Baranchikov,<br />
Y. (eds.): The ecology and evolution of gall-forming insects, USDA<br />
Forest Service, North Central Forest Experiment Station, St. Paul, MN, General<br />
Technical Report NC-174: 73-92; 1993<br />
Tscharntke, T., Connections of insect population dynamics with community<br />
structure in Phragmites-habitats. In: P.J. den Boer, P.J.M. Mols, J. Szyszko (eds.):<br />
Dynamics of Populations, Agricultural University Warsaw, 37-44; 1993
6<br />
guerilla growing<br />
Auch die Engel rauchen Zitronen<br />
Bud Spencer schlägt zurück<br />
nachdem Bud Spencer sich schon einmal mit seinem<br />
Micro Harvester und vier Jack Flash Pflanzen selbst versorgt<br />
hatte, sehnte sich der angehende Hobbybauer nach<br />
etwas frischem Wind in seiner Growkammer.<br />
Mit neuen PH- und EC-Messgeräten von Milwaukee sowie<br />
einer vollen Packung der Schweizer Jungle Boost Produkte ausgestattet,<br />
machte sich Bud auf die Suche nach einigen hübschen<br />
Damen, die er für die nächsten Monate bei sich aufnehmen könne.<br />
Er wurde fündig und erhielt vier kleine Super Lemon Haze<br />
Stecklinge sowie eine Zufallskreuzung, die auf den Namen<br />
„Grüne Hessin“ hörte. Dazu hatte Bud einen alten Samen zum<br />
Keimen gebracht und ihn der Obhut seiner neuen Schrankbewohner<br />
überlassen. Da er bei den Super Lemon Haze Pflanzen<br />
wusste etwas mehr Zeit einplanen zu müssen, machte er sich<br />
bei letzterer Unbekannten keine große Sorgen wegen einer zu<br />
kurzen Blütephase.<br />
Wie schon im ersten Durchgang setzte er alle Stecklinge zum<br />
Ansetzen zehn Tage der Wachstumslampe bei einer Beleuchtungsdauer<br />
von 18 Stunden aus. Dem gewählten Erdboden<br />
wurde während des Gießens etwas Hesi Wurzelkomplex sowie<br />
2ml Grow Booster und 1ml Jungle Grow pro Liter beigefügt,<br />
was den Pflanzen zu kräftigen Wurzeln und gesunder Größe<br />
verhelfen sollte. Ebenso hatte Bud auch ein wenig Jungle Grow<br />
Outdoor Mix der Erde beigemischt, die er dieses Mal aus Zeitmangel<br />
bloß beim Super-Markt um die Ecke erworben hatte.<br />
Nach zehn Tagen Wachstumsphase, in denen die Pflanzen<br />
schon ordentlich zugelegt hatten, stellte Bud die Beleuchtungsstimmung<br />
auf Blüte um. Er wechselte dazu die Lampe und<br />
verringerte die Beleuchtungsdauer auf zwölf Stunden täglich.<br />
Ebenso wurde das Düngeschema geändert.<br />
Anstatt des Grow Boosters wurde nun Jungle Bloom und<br />
Jungle Boost dem Pflanzenwasser zusätzlich zur Jungle Grow<br />
Mixtur beigefügt. Im Ablauf der Wochen stieg der Bedarf der<br />
Millilitermengen von Zwei auf Vier, wobei das EC-Messgerät<br />
immer griffbereit im Holster stecken sollte, um die Werte der<br />
Digitalanzeige abzuchecken.<br />
Die unbekannte Hanfpflanze entwickelte sich dank Fürsorge<br />
wie ihre professionell gezüchteten Schwestern wunderbar<br />
und brachte riesige Indica-Sonnensegel zum Vorschein. Das<br />
Geschlecht war jedoch recht spät erkennbar und so machte sich<br />
Bud eine Weile lang Sorgen, ob es sich bei dieser Schönheit tatsächlich<br />
um eine weibliche Variante der Pflanzengattung Hanf<br />
handelte. Nachdem diese Ungewissheit geklärt war, fand Bud<br />
dann aber doch noch einen anderen Grund, sich um seine Untermieter<br />
Sorgen machen zu müssen. Während der sechsten<br />
Blütewoche entdeckte er eine Ansammlung kleiner, gelblicher<br />
Wesen, die sich an den größeren, höher gelegenen Blättern auffanden.<br />
Blattlausfamilien hatten sich auf einigen, glücklicherweise<br />
wenigen, Blättern ein Zuhause eingerichtet. Wie bei Ernie<br />
im Blumenkasten eben. Wahrscheinlich der Dank für den Einkauf<br />
der Blumenerde im nahe gelegenen Supermarkt, welcher<br />
die Schädlinge anscheinend direkt in der Packung mitliefert.<br />
Da die Pflanzen ansonsten aber keine Mangelerscheinungen<br />
zeigten und bei sechs Individuen auf diesem engem Micro-<br />
Raum eh zu wenig Licht verfügbar war, schlug Bud die befallenen<br />
Blätter einfach ab um eine weitere Verbreitung zu vermeiden<br />
und etwas Licht ins Dunkle zu bringen.<br />
In den restlichen drei Wochen der Blütephase war nichts<br />
mehr von anwesenden Schädlingen bemerkbar.<br />
Daher bekam die „grüne Hessin“ ab Woche Sieben nur noch<br />
pures Wasser, die Super Lemon Haze sowie die geheimnisvolle<br />
Unbekannte wurden ab Woche Acht auf Wasser-ohne-Brot-<br />
Diät gesetzt.<br />
Geerntet wurde die Hessin dann auch eine Woche früher,<br />
also in Woche Neun, was dem schon fast verhungernden Bud<br />
Spencer eine vorzeitige Rückkehr ins Mittelklassegewicht ermöglichte.<br />
Circa 25 Gramm sauberes und wohlriechendes Gras hatte<br />
sich an der Westdeutschen Hausfrau innerhalb der letzten Wochen<br />
gesammelt, die leider etwas übermütig und vorschnell<br />
dem Besitzer zum Opfer fielen. Dennoch war sie schmackhaft,<br />
wohlriechend, jedoch nicht besonders kraftvoll.<br />
Dafür hatten die verbliebenen Anwesenden nun mehr Licht<br />
und Freiraum zur Verfügung, was in der letzten Blütewoche sicherlich<br />
kein Grund zum Jammern darstellen sollte. Im Gegenteil,<br />
die letzten ungestörten Blütetage erhöhten das Volumen<br />
der vorhandenen Knospen erneut auf ein zusehends anständiges<br />
Niveau. Am Blütetag 70 dann, also eine ganze Weile nach<br />
dem Ansetzen der grünen Schönheiten, wurden auch die übrig<br />
gebliebenen Damen aus dem simulierten Sonnenlicht entfernt<br />
und hinterrücks, im eben noch hell erleuchteten Micro Harvester,<br />
nun in tiefer Finsternis zum Trocknen aufgehängt.<br />
Dem leckeren Super Lemon Haze verhalfen die Überreste<br />
der Hessin, sowie Buds eiserner Wille zu einer acht langen Tage<br />
anhaltenden Trockenkur, um den darauf folgenden Fermentierungsprozeß<br />
einzuleiten.<br />
Die unbekannte Sorte hatte sich als nicht besonders schmackhaft<br />
herausgestellt und wird mit ihren blumenkohlisierten Seitentrieben<br />
für eine geplante Haschischproduktion bereitgehalten.<br />
Ebenso bekommen kleinere Blätter aller Pflanzen, die sich<br />
in Knospennähe befanden eine Chance sich der Haschischproduktion<br />
anzuschließen, wofür sie gesammelt, getrocknet und<br />
anschließend eingefroren werden.<br />
#124 / 11.10<br />
Text & Fotos: Bud Spencer<br />
Der Grasertrag aus dieser Ernte entspricht ungefähr dem<br />
ersten Versuch Bud Spencer´s sich selbst zu versorgen. Ungefähr<br />
130 Gramm getrocknetes Marihuana hatte er nach seiner<br />
zwölfwöchigen Heimgartenarbeit zur freien Verfügung. Aber<br />
allein schon die circa 80 Gramm Super Lemon Haze haben den<br />
gesamten Grow mehr als lohnenswert gemacht. Die zweifache<br />
High Times Cannabis Cup Gewinnerin hat ihren Ruf nicht<br />
ohne Grund. Geschmack, Geruch und Wirkung suchen Ihresgleichen<br />
auf weiter Flur. Wenn man sich überlegt, wie viel ein<br />
Gramm dieser Powerfrau in holländischen Coffeeshops kostet,<br />
kann man sich ausrechnen, dass ein Grow@Home alternativlos<br />
die beste Wahl zu sein scheint ... zumindest solange euch nicht<br />
Greenhouse Seeds gehört.<br />
#124 / 11.10 7<br />
guerilla growing<br />
GRO‘gschichten<br />
Der Leser hat das Wort<br />
«Ich hatte letztes Jahr zum ersten Mal mit dem<br />
Eigenanbau begonnen und dachte mir, um nicht<br />
gleich eine Menge Geld kaputt zu machen, falls<br />
etwas schieflaufen würde, kaufe ich zehn normale Samen.<br />
Bedacht auf wenig Aufwand aber vor allem um wenig<br />
Aufmerksamkeit zu erregen, kaufte ich in einem Baumarkt<br />
Kunststofftröge als Pflanzenbehälter, um Zement<br />
zu mischen, und sechs Stück 40 Liter Säcke a 1€. Die Samen<br />
habe ich auf meine Fensterbank vorgezogen und<br />
alle sind aufgegangen. Es waren normale Samen, keine<br />
feminisierten, die mich mit Porto insgesamt 18€ gekostet<br />
haben. Die nun gut durchwurzelte Setzlinge setzte ich à<br />
drei Stück in einen Trog, eine hatte den Luxus, einen 15<br />
Liter Eimer für sich selbst zu haben. Alle Pflanzen wuchsen<br />
gut an und wurden grösser als erwartet. In einem<br />
Dreier-Trog war eine männliche Pflanze drin, die ich abgeschnitten<br />
habe, bevor sie geblüht hat. Somit besaß ich<br />
neun weibliche Pflanzen und freute mich auf die Ernte.<br />
Aber ich glaube, Pflanzen reden doch miteinander, denn<br />
die anderen zwei weiblichen Pflanzen, bei denen ich das<br />
Männchen rausgeschnitten habe, wurden von Tag zu Tag<br />
immer mickriger und starben ab. Aus Mitleid, Kummer<br />
oder Trauer um ihren Nachbar, wer weiß??<br />
Nun waren also nur noch sieben übrig geblieben, wobei<br />
ich sagen muss, zum Glück, denn im kleinen Gewächshaus<br />
wurde es von Tag zu Tag immer enger. Gegossen<br />
habe ich mit Regenwasser und gedüngt wurde mit getrocknetem<br />
Hühnermist, den ich im Gartencenter gekauft<br />
habe. Habe ich aber nur am Anfang gemacht. Danach<br />
habe ich mit üblichem Dünger im Gießwasser gedüngt.<br />
Nach der Maniküre und dem Trocknen habe ich eine<br />
Ernte von 650 Gramm gehabt und dachte mir, nicht<br />
schlecht für den Miniaufwand und Kosten. Das, was nicht<br />
für den Eigenbedarf gedacht war, hab ich unter Freunden<br />
verkauft und meiner Familie und mir einen schönen<br />
Kurzurlaub gegönnt. Ich weiß, dass jedes Produkt auf<br />
dem Markt seine Berechtigung hat, aber wie man sieht,<br />
habe ich ohne Technik, Messgeräte und speziellen Dünger,<br />
wie ich glaube, ein gutes Ergebnis erzielt. Dieses Jahr<br />
habe ich nur vier Samen eingesetzt leider gingen aber nur<br />
drei davon auf. Den Samen habe ich von meinem Freund,<br />
der Reggae Musiker ist, geschenkt bekommen. Was für<br />
eine Sorte es ist? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass es drei<br />
Frauen geworden sind und sie fangen an Blüten zu bilden.<br />
Außerdem duften sie schon ohne Blüten schon ganz leicht<br />
und vor allem herrlich. Die drei wurden genauso gezogen<br />
wie die vom letzten Jahr, nur mit einer Ausnahme, sie<br />
stehen im Garten versteckt, da ich auf das Gewächshaus<br />
nicht mehr zurückgreifen kann.<br />
Naja, noch zwei Monate und dann werde ich sehen,<br />
was meine drei Mädels hervorgezaubert haben.»<br />
Henks Tipp des Monats<br />
Trockenboxen für Hobbygärtner<br />
henk hat schon länger nichts von sich hören<br />
lassen, weil er seit einer Weile auf großer Reise<br />
ist, damit er uns bald wieder mit seinen<br />
neuesten guerilla growing Abenteuern unterhalten<br />
kann. Bis dahin müssen wir uns ein wenig gedulden<br />
und haben ihn deshalb gebeten, uns ab und an mit<br />
ein paar Tipps und Tricks zu versorgen:<br />
Die meisten kleinen Heim(lich)-Gärtner trocknen<br />
ihre Ernte, anders als Profis, indem sie im Zelt oder<br />
dem Growschrank einfach das Licht ausmachen<br />
und die Lüftung weiterlaufen lassen. Dagegen ist<br />
prinzipiell auch nichts einzuwenden, es sei denn,<br />
man führt sich vor Augen, wie es auch sein könnte:<br />
• Ein Rohreinschublüfter mit Aktivkohlefilter (ab<br />
59,90 €) mit einer Leistung von 180m³/h<br />
• Eine Homebox XS (ab 99 €, zur Not tut‘s auch ein<br />
faltbarer Kleiderschrank* aus dem Baumarkt für<br />
19,90 €)<br />
• Ein halber Meter Schallschutzschlauch (ca. 5 €),<br />
dazu ein Trockennetz (ca. 15€) eröffnen neue<br />
Dimensionen.<br />
Eine kleine Trockenbox kostet so weniger als 200<br />
Euro und ermöglicht eine ganze Ernte mehr pro<br />
Jahr.<br />
Denn: Wer seine Growbox alle acht bis zehn<br />
Wochen weitere 14 Tage zum Trocknen nutzt, verbringt<br />
im Schnitt ganze acht Wochen im Jahr mit<br />
der Trocknung. In dieser Zeit könnte eine ganze Generation<br />
heranreifen.<br />
Einfach aufbauen, Trockennetz einhängen und<br />
Stecker rein. Wer es besonders leise haben will,<br />
kann den Lüfter sogar noch um bis zu 50 Prozent<br />
dimmen (Niederfrequenz-Dimmer 20-50 €), die Lüfterleistung<br />
reicht so immer noch zum Trocknen.<br />
Kosten: 100-250 Euro<br />
Nutzen: Eine Ernte pro Jahr
#124 / 11.10 9<br />
wirtschaft<br />
Hi Grade Ganja Anthems 3<br />
18 Blazing Classics !!!<br />
seit den 70er Jahren importiert<br />
und veröffentlicht das<br />
britische Label Greensleeves<br />
Records authentischen Reggae. In<br />
West Ealing am Rande Londons<br />
eröffnete im Dezember 1975 der<br />
erste Greensleeves-Plattenladen,<br />
der sich schnell für seine ausgewählte<br />
Soul- und Reggae-Selection<br />
beliebt machte. Inzwischen<br />
hat das gleichnamige, 1977 gegründete Label mehr als 25.000<br />
Songs und mehr als 500 Alben rausgebracht und gilt als eines<br />
der bedeutendsten und wohl bekanntesten innerhalb der Reggae-<br />
und Dancehallszene. Hier legt man darauf Wert, die Musik<br />
nicht zu verfälschen oder zu zensieren. Was in Jamaika soziokulturell<br />
relevant ist, spiegelt sich automatisch in den Texten<br />
der Künstler wieder. Dass man sich von diskriminierenden<br />
Texten jeder Art distanziert, ist klar.<br />
Ganja ist das Kraut der Rastas. Unzählige Compilations versammeln<br />
Songs über das „heilige“ Kraut. Der vorliegende, dritte<br />
Teil der Hi Grade Ganja Anthems ist ein besonders liebevoll<br />
gestalteter Sampler, der nicht nur mit 18 Tracks für eine gechillte<br />
Stimmung sorgt, sondern gleich noch ein Päckchen King<br />
Size Papers - integriert im Cover - mitliefert. Doch Guinney<br />
Pepper lässt im einleitenden „Lick The Chalice“ erstmal ordentlich<br />
das Glasrohr blubbern, bevor ich mit Bushman’s Remake<br />
des Peter-Tosh-Klassikers „Legalize It“ sämtliche Hanfparaden<br />
assoziiere (merkt euch schon mal den 6.August 2011 vor). Während<br />
Ziggi „Ganja Smoke In The Air“ zum Besten gibt, kann<br />
man sich ja mal mit besagten Papers einen rollen. Collie Buddz<br />
liefert mit „Come Around“ seinen internationalen Hit aus dem<br />
Jahre 2006, bevor Slightly Stoopid gemeinsam mit Inner Circle<br />
„No Cocaine“ proklamieren. Fans von Morgan Heritage dürfen<br />
sich über „Plant Up The Herbs“ freuen, Gyptian huldigt dem<br />
„Sensi“ und Tarrus Riley, Demarco & Vybz Kartel sind für die<br />
„Herbs Promotion“ zuständig.<br />
Künstler wie Sizzla, Lukie D oder Queen Ifrica mit ihrer<br />
kraftvollen „Lionrawrrrrstimme“ stehen dem in nichts nach.<br />
Der jamaikanische Dancehall-Star Busy Signal, der stets provokante<br />
Capleton sowie der gefühlsbeladene Richie Spice sind<br />
mit dem Thema natürlich genauso vertraut wie der gebürtige<br />
Sizilianer Alborosie, das begnadete Duo Cocoa Tea & Daddy<br />
Rings oder der Roots Reggae Rastafari Junior Reid. Der Name<br />
Charlie Chaplin war mir allerdings eher aus einer anderen<br />
Branche ein Begriff, aber man lernt ja nie aus.<br />
Hi Grade Ganja Anthems 3 bleibt dem eingeführten Konzept<br />
treu und präsentiert sowohl Gras-Oden der älteren Garde<br />
als auch relaxte Hymnen der jüngeren Fraktion. Nice one!<br />
www.greensleeves.net<br />
www.planetreggae.com<br />
www.vpreggae.com<br />
Sex, drugs and selfcontrol<br />
Auf der Suche nach Liebe und Freiheit<br />
mit Büchern wachsen lautet das Motto des österreichischen<br />
Eigenverlags HerzStern, der sich auf Kinder- und Jugendbücher<br />
spezialisiert, die folgende Schwerpunkte<br />
treffen: Alltags- und Lebenssituationen, in denen es um<br />
Selbstwert, Selbstliebe, Vertrauen, Wünsche, Träume, Umweltbewusstsein,<br />
Verständnis und Gerechtigkeit geht sowie<br />
Jugendproblematiken, die sich mit der Suche nach sich selbst<br />
beschäftigen. Alle Werke von HerzStern fördern die geistige<br />
und seelische Gesundheit, zeigen Verhaltensmuster und<br />
Denkweisen auf, sind Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem<br />
Leben, lassen Situationen erkennen und verstehen, zeigen Ursache<br />
und Wirkung, sind Spiegelbild der Gesellschaft, bieten<br />
mögliche Lösungswege, haben oder wandeln sich in eine positive<br />
Grundstimmung, geben Kraft und machen Mut.<br />
Das Buch „Sex, drugs and selfcontrol“ erzählt die persönliche<br />
Geschichte der Autorin Bravo Birgit und ihren Erfahrungen im<br />
Umgang mit Ess-Störungen, Drogen-Sucht und dem Sinn oder<br />
Unsinn des Lebens. Auch Fragen von Jugendlichen wurden in<br />
diesem Buch beantwortet, da sie selbst jahrelang den Leidensweg<br />
gegangen ist, bevor sie es schaffte, sich von der Sucht loszureissen<br />
und Liebe und Freiheit in ihr Leben brachte. Es ist mir<br />
wichtig, dass ich dir mit meinen Erfahrungen Wege aufzeigen kann,<br />
die dir helfen, frei zu sein. Die dich auf deinem Weg unterstützen<br />
und begleiten. Die dir Mut und Kraft geben, dass du dir den Glauben<br />
an dich zurückschenkst!, sagt die Autorin, die auch Vorträge an<br />
Schulen hält. Auf 188 aufschlussreichen Seiten gibt sie hier ihre<br />
Erfahrungen an junge Menschen weiter, um Suchtprävention<br />
greifbar zu machen.<br />
Am zweiten Band dieser Bücherreihe kannst Du selbst<br />
mitwirken, wenn Du eine wertvolle Erfahrung zum Thema<br />
(Selbstliebe, Freundschaften, Drogen, Ess-Störungen, Selbstzerstörung,<br />
Selbsthass, Probleme mit sich oder dem eigenen<br />
Körper usw.) an Menschen weitergeben möchtest, die diesen<br />
Weg noch vor sich haben. Schicke Deine Geschichte an ink@<br />
bravo-ink.at (Du bleibst anonym, wenn du möchtest). BravoINK<br />
ist eine Initiative für junge Menschen, ein Sprachrohr<br />
für Menschen, die den Mut haben auszubrechen, und eine Lebenseinstellung,<br />
die nicht urteilt und jedem seinen persönlichen<br />
Freiraum zugesteht. Hierbei geht es um einen Gegenstrom zu<br />
einer Gesellschaft, in der Leistungsdruck und Schönheitswahn<br />
vorherrschen. Die von Bravo Birgit gegründete Initiative hilft<br />
jungen Menschen, sich selbst zu entdecken und zu erfahren<br />
(Persönlichkeitsbildung, Selbsterfahrung, Suchtprävention,<br />
Berufsorientierung etc.). BravoINK schafft Netzwerke für Projekte,<br />
Events, Online-Shops und andere Aktionen, welche die<br />
eigene Persönlichkeit in den Mittelpunkt brINKt.<br />
Mit Kompetenz und dem nötigen Einfühlungsvermögen<br />
macht Bravo Birgit ihr Buch „Sex, drugs and selfcontrol“ zu<br />
einem wertvollen Lebensratgeber. In Deutschland und der<br />
Schweiz läuft der Vertrieb über den Syntropia Spezialbuchversand.<br />
Bravo, Birgit<br />
Sex, drugs and selfcontrol<br />
Das Jugendbuch über Ess-Störungen<br />
und und Drogen-Sucht<br />
HerzStern - Eigenverlag, 2010<br />
ISBN: 978-3-9502903-0-1<br />
www.herzstern.at<br />
www.syntropia.de<br />
www.bravo-birgit.at<br />
www.bravo-ink.at<br />
www.bravo-shop.at<br />
Growfix.de<br />
Mehr Wachstum für den Stadtstaat<br />
nur einen Steinwurf vom Botanischen Garten in Bremen<br />
entfernt finden Kenner einen kleinen, wohlsortierten<br />
und ganz speziellen Laden, der sich ebenfalls ganz der<br />
Botanik widmet, vornehmlich jedoch der des Innen- und Gewächshausanbaus<br />
von Kulturpflanzen: Growfix.<br />
Seit 2009 bietet der ambitionierte Growshop alles, was Anfänger,<br />
Fortgeschrittene, Hobby- oder Profi-Gärtner brauchen,<br />
um auch in den eigenen vier Wänden einen immergrünen,<br />
nachhaltigen und ertragreichen Kleingarten einzurichten. Das<br />
Sortiment umfasst über 1500 sorgfältig ausgewählte Artikel<br />
ausschließlich namhafter Hersteller aus dem Growing-Bereich:<br />
Vom Anzuchtzubehör über pfiffig zusammengestellte<br />
Komplettsets bis hin zu den Zipper-Bags kann man sich auf<br />
der übersichtlichen gestalteten Homepage www.growfix.de<br />
erst einmal in Ruhe informieren, bevor man seinen Einkauf<br />
am Achterndiek 68a in Bremen/Horn-Lehe erledigt. Natürlich<br />
kann man im Webshop auch alles schnell, einfach und diskret<br />
nach Hause bestellen, ab 100 Euro innerhalb Deutschlands sogar<br />
lieferkostenfrei.<br />
Im Laden oder auch im www-Forum sind individuelle Beratung<br />
und ein guter sowie fixer Kundenservice oberstes Gebot,<br />
Inhaber Henning hat immer ein offenes Ohr für die Fragen,<br />
Wünsche oder auch Sorgen seiner Kundinnen und Kunden.<br />
Growfix hat sich seit seinem Bestehen auf neue und fortgeschrittene<br />
Techniken für die Anzucht von Pflanzen wie Gemüse<br />
oder Obst auf verschiedensten Hydrokulturen spezialisiert,<br />
aber auch Neueinsteiger finden bei Growfix das notwendige<br />
Know-How sowie eine umfassende, fachgerechte Beratung,<br />
auch mit einfachen Mitteln und vergleichsweise geringen Aufwand<br />
einen schönen Bio-Kräutergarten für die Küchenecke zu<br />
konstruieren.<br />
Besondere Mühe gibt sich Growfix mit dem hausinternen<br />
Blog, erreichbar über blog.growfix.de: Hier werden neue Produkte<br />
vorgestellt und getestet, so dass man sich schon direkt<br />
nach Markteinführung über Details und erste Praxiserfahrungen<br />
informieren kann.<br />
growfix<br />
Achterdiek 68a<br />
28359 Bremen<br />
Fon: 0421/57799136<br />
www.growfix.de<br />
Foto: growfix
10<br />
wirtschaft<br />
Ein kühles Weißes<br />
Energiesparleuchtmittel für die Wachstumsphase<br />
von der Grow In AG<br />
viele Grower sind aus Energiespar- und Hitzegründen<br />
dazu übergegangen, für die Wachstumsphase Energiesparleuchtmittel<br />
zu nutzen, besonders seit der Entwicklung<br />
leistungsstarker und effizienter Stecklingsarmaturen,<br />
die problemlos auch für ein bis zwei Mutterpflanzen genutzt<br />
werden können.<br />
Für Hochdruck-Dampflampen gilt: Je stärker ein Leuchtmittel<br />
ist, desto besser wächst die Pflanze. Bei den immer beliebter<br />
werdenden Energiesparleuchtmitteln hingegen spielt, neben<br />
der eingesetzten Energie, auch die Form des Leuchtmittels eine<br />
entscheidende Rolle für dessen Effizienz. Um einen möglichst<br />
guten Effekt bei der Pflanzenzucht zu erzielen, sollte die Lampe<br />
nicht mehr als fünf Zentimeter über der Pflanzenspitze hängen,<br />
da die Lichtintensität bei 20 Zentimeter Abstand schon so<br />
gering ist wie die einer Hochdrucklampe, die mehr als einen<br />
Meter entfernt hängt.<br />
Viele Energiesparleuchtmittel zentrieren das Licht in einem<br />
sehr kleinen Bereich, so dass man nur den Bereich direkt darunter<br />
als Stellplatz nutzen kann und somit viele Energiesparleuchtmittel<br />
braucht, um den gewünschten, mit Hochdruckdampflampen<br />
vergleichbaren Erfolg, zu erzielen. .<br />
Der Acker<br />
Berlins südlichster Growshop jetzt auf über 200 m²<br />
Bei der neuen Stecklingsarmatur der Grow In AG wird das<br />
Licht aufgrund der Form der Leuchtmittel und des Reflektors<br />
über die gesamte Reflektionsfläche optimal verteilt, so<br />
dass mit 2x 55 Watt auf einer Fläche von 80x35 Zentimetern<br />
Mutterpflanzen und Stecklinge optimal beleuchten kann und<br />
zudem an anderer Stelle Energie spart: Zur Belüftung reicht<br />
bei der Verwendung von CFL-Leuchtmitteln ein Rohrventilator<br />
mit geringer Leistung vollkommen aus, als Faustregel gilt<br />
hier: Die halbe Lampenleistung entspricht selbst in kleinsten<br />
Räumen der benötigten Lüfterleistung. Beispiel: Bei einer 110<br />
Watt CFL-Leuchtmittel würde ein Lüfter mit 55m³/Stunde ausreichen<br />
(110 x ½= 55).<br />
Interessiert? Das Team der Grow In AG erwartet euch im Shop in der<br />
Kaiserin-Augusta-Allee 29 in 10553 Berlin, geöffnet werktags von 10.30-<br />
18.30 Uhr, sonnabends 10.30-14 Uhr. Oder bestellt die neue Stecklingsarmatur<br />
rund um die Uhr auf der Homepage von www.grow-in-berlin.<br />
de. Händleranfragen in der Flottenstr. 24c in 13407 Berlin und unter 030<br />
34 99 80 70 sind ausdrücklich erwünscht.<br />
der Berliner Süden war in Sachen Growkultur lange ein<br />
weißes Blatt. Vor sechs Jahren beendete „Der Acker“ diesen<br />
Missstand in Form eines ersten Shops in der Berliner<br />
Großbeerenstraße. Aufgrund des regen Interesses des Berliner<br />
Publikums an der @home-Gärtnerei, des erstklassigen (Liefer)-<br />
Services, des breit gefächerten Angebots und der fachgerechten<br />
Beratung reichte der Platz im Ladengeschäft schon bald nicht<br />
mehr aus und das Team um Marcel musste sich nach geeigneteren<br />
Räumlichkeiten umschauen. Nach einigem Suchen<br />
wurde man fündig und konnte so im Sommer neue Räumlichkeiten<br />
in der gleichen Straße beziehen: Der neue Shop in<br />
der Großbeerenstraße 171 bietet auf über 200m² Verkaufs- und<br />
Austellfläche eine großzügige Präsentation der Dinge, die die<br />
moderne Indoorgärtnerei erfordert, sowie einen Überblick<br />
über neuste Trends und Entwicklungen im Growbereich. Ein<br />
besonderes Anliegen des Teams ist dabei, auch extravagante<br />
Kundenwünsche zu erfüllen.<br />
Abseits der großen Einkaufszentren sind ausreichend Parkmöglichkeiten<br />
im Hof vorhanden und auch mit den Öffentlichen<br />
ist der im Stadtteil Mariendorf gelegene Growshop von<br />
überall schnell und gut erreichbar. Präsentationstische verschiedener<br />
Anbausysteme mit diversen Kräuter- und Gemüsepflanzungen<br />
und eine gemütliche Sitzecke laden Kunden zum<br />
Verweilen ein und schaffen gleichzeitig eine angenehm grüne<br />
Atmosphäre. Die Produktpalette lässt nichts vermissen und ist<br />
auch detailliert im Internetshop unter www.der-acker.de einzusehen.<br />
Vom Adjust-a-Wing-Reflektor bis hin zur Zirkulationspumpe<br />
findet sich im riesigen<br />
Showroom alles gut und übersichtlich<br />
sortiert. Der Versand<br />
im Online-Shop geht innerhalb<br />
eines Tages vonstatten und erfolgt<br />
selbstverständlich diskret<br />
in einem neutralen Paket.<br />
Kurzum: Das Verhältnis Preis-<br />
Leistung-Beratung-Ambiente<br />
stimmt beim „Acker“, denn<br />
selbst das beste Set kostet am<br />
Ende ohne kompetentes „Grow-<br />
Personal“ die entsprechende<br />
Kundenberatung und die notwendige<br />
Händler-Kulanz bei<br />
eventuell auftretenden Problemen<br />
viel Nerven, Zeit, Geld oder<br />
gar Schlimmeres.<br />
Der Acker<br />
Grossbeerenstraße 171<br />
12277 BerlinDeutschland<br />
S-Bhf: Marienfelde (3 Minuten Fussweg)<br />
Telefon: 030/70 76 76 65<br />
Öffnungszeiten: Mo-Fr 13 - 19 Uhr<br />
www.der-acker.de<br />
#124 / 11.10<br />
Energiesparend - Foto: Grow In<br />
200m² Ladenfläche, der-acker.de<br />
#124 / 11.10<br />
wenn Mathias Bröckers zu einer notwendigen, weltweiten<br />
Legalisierung des Drogenhandels aufruft, sollte<br />
man dem bekannten investigativen Bestsellerautor<br />
einiges mehr zutrauen als bloß ein Recht auf Rausch für alle<br />
einzufordern. Was nämlich zuerst vielleicht wie eine Aufforderung<br />
nach Anarchie klingt, ist in Wahrheit der erste Schritt zu<br />
einer wirklichen, demokratischen und humanistischen Gesellschaft.<br />
Bröckers ist seit Jahren mit der Thematik Hanf sowie Verschwörungen<br />
vertraut und schrieb über beide Themen die<br />
wohl wichtigsten deutschen Bücher der beiden vergangenen<br />
Jahrzehnte.<br />
Mit „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“, das<br />
in Zusammenarbeit mit Jack Herer entstand, sowie mit „Verschwörungen,<br />
Verschwörungstheorien und die Geheimnisse<br />
des 11. Septembers“ bewies Bröckers mehr, als sich nur leichtfertig<br />
aktuellen Themen anzunehmen.<br />
Durch konkrete Recherchen, genaue Analysen und abgesicherte<br />
Ergebnisse ist Mathias Bröckers zu einem der glaubwürdigsten<br />
Bestsellerautoren Deutschlands geworden, der es<br />
sich nicht unbedingt zum Ziel gesetzt hat geltende Normen zu<br />
stören, aber durch die gewonnenen Erkenntnisse seiner Forschungen<br />
meist gar keine andere Wahl bekommt als sie systemkritisch<br />
anklingen zu lassen. So gräbt er fachmännisch Gründe<br />
für geltende Gegebenheiten aus und serviert sie verständlich<br />
dem schockierten Leser, der sich langsam ein Bild im Hintergrund<br />
ablaufender Machenschaften zeichnen kann.<br />
In seinem neuesten Buch „Die Drogenlüge - Warum Drogenverbote<br />
den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit<br />
schaden“ setzt sich Bröckers intensiv mit dem vergangenen<br />
Jahrhundert der Drogenprohibition auseinander, die nach den<br />
Erkenntnissen des Autors in hohem Ausmaß für einen Großteil<br />
globaler rechtlicher Schieflagen und gesellschaftlicher Probleme<br />
verantwortlich ist.<br />
Dazu zeigt Bröckers Verbindungen verschiedener Regierungen,<br />
Organisationen und Wirtschaftsinteressen auf, welche<br />
alle zusammen unter dem Deckmantel der Fürsorge die anhaltende<br />
Produktion verschiedenster Drogensubstanzen durch<br />
Terroristen weltweit und mutwillig unterstützen. Die Finanzierungen<br />
der Terroristen werden zum größten Teil genau aus diesen<br />
Einnahmen der illegalen Drogengeschäfte erwirtschaftet.<br />
Neu bei Atami: Root-C<br />
Für gesunde und kräftige Wurzeln<br />
eine große und gesunde Wurzelstruktur<br />
trägt in hohem<br />
Maße zu einer gut entwickelten<br />
Pflanze bei. Um dies zu ermöglichen,<br />
sorgt dieser organische<br />
Wurzelstimulator für ein schnelleres<br />
und kräftigeres Wachstum<br />
der Wurzelstruktur und hat eine<br />
vorbeugende Wirkung gegen Bodenkrankheiten<br />
wie zum Beispiel<br />
Pythium, Fusarium und Wurzellaus.<br />
Die Wurzeln werden sich schneller<br />
verzweigen und auch das Wurzelvolumen<br />
wird stark zunehmen,<br />
wodurch die Pflanze mehr Halt<br />
bekommt und sich auch unter der<br />
Erde stark ausbreiten wird. Ebenso<br />
wird die Pflanze mit einer gut entwickelten<br />
und festen Wurzelstruktur<br />
im Endstadium mehr Blüten<br />
tragen können, was sich schließlich<br />
in einer besseren Ernte auszahlt.<br />
www.atami.com<br />
Dies kann den Prohibitionisten anscheinend nicht bewusst sein,<br />
da sie ihren Kurs seit Jahren steif weiterverfolgen, ohne nur ein<br />
Quäntchen ihrer angepeilten Effizienz umzusetzen. Mathias<br />
Bröckers schaut sich daher genau um, wer und was von diesem<br />
Raubzug, der seit Beginn des „War on Drugs“ über unsere Welt<br />
wütet, profitiert und warum ein Ende dieser Zustände in Wirklichkeit<br />
von manchen Menschen in Machtpositionen gar nicht<br />
gewünscht wird. Um hinter solch eingespielte Mechanismen<br />
blicken zu können, betrachtet er den Anfang der Drogenverbote<br />
zu Beginn des letzten Jahrhunderts und die Entstehungsgeschichte<br />
dahinter. Wie groß die wirtschaftlichen Interessen<br />
ganzer Länder an den Drogenhandel waren und wie sich ein<br />
machtpolitischer Kampf um Substanzen entwickelte, lässt sich<br />
dank genauer Aufzeichnungen und Zitate rekonstruieren. Wie<br />
die Logik hinter diesen historischen Abläufen funktionierte,<br />
wird dem Leser aber erst durch die sinnvolle Zusammenstellung<br />
der Ausschnitte durch den Autoren bewusst, der es dabei<br />
versteht nicht zu viel zu sagen, um das eigentliche Verständnis<br />
im Leser keimen zu lassen.<br />
Ohne den Pfad der Prohibition zu verlassen, stellt Bröckers<br />
in „Die Drogenlüge - Warum Drogenverbote den Terrorismus<br />
fördern und Ihrer Gesundheit schaden“ Zusammenhänge zwischen<br />
Terror, Junkies und Dow Jones dar, die den Glauben an<br />
unsere Politik ein weiteres Mal erschüttern lassen. Hinter den<br />
Verboten und dem Gutmenschentum verbirgt sich ein riesiges<br />
Geschäftsmodell, das sich aufzugeben nicht erdenken kann<br />
und das aus guten Gründen seit jeher mit so starrer Faust geführt<br />
wird. Die Gründe sind natürlich Geld und Macht, die<br />
in einem weitaus größeren Umfang zum Tragen kommen als<br />
sich der Normalbürger, selbst nach einem Filmabend mit Tony<br />
Montana aus „Scarface“, vorstellen mag. Die echten Geschäfte<br />
fangen nämlich erst da an, wo Brian De Palma´s Meisterwerk<br />
endet - bei den Banken und deren Businessfreunden aus Politik<br />
und Wirtschaft. Bei den Spitzeln der Geheimdienste, die im<br />
Auftrag des Staatssystems Rollen übernehmen, die sie eigentlich<br />
bekämpfen sollten und bei denen die Moral, die sie verkörpern,<br />
per Knopfdruck ausgeschaltet werden kann.<br />
Der utopische Versuch dieses Systems, den Einzelnen so<br />
kontrollieren zu können, dass er sich seine Lebensweise und<br />
Konsummuster vorschreiben lässt, ist Grund genug den Prohibitionsgesetzen<br />
zuwider zu wirken. Die Auswirkungen dieses<br />
wirtschaft<br />
Die Drogenlüge<br />
Drogenverbote schaden der Gesundheit & fördern den Terrorismus<br />
Das neue Buch von Mathias Bröckers<br />
Rezension: Maze<br />
11<br />
Vorhabens sind aber in solch einem Maße desaströs gegen die<br />
gesamte Bevölkerung der Welt, dass selbst die Milliarden hohen<br />
Gewinne dieses Geschäftsmodells nicht mehr im Kontext<br />
stehen können. Nach Jahrzehnten der Diffamierungen ganzer<br />
Bevölkerungsgruppen, Verbreitung von Unwahrheiten, wie<br />
dreisten Lügen ist es mehr als an der Zeit sich über den Kontext<br />
der Prohibition Gedanken zu machen und sich gegen die<br />
globalen Drogenkrieger zur Wehr zu setzen.<br />
Sieht man die kurzgeschlossenen Interessen und Zusammenhänge<br />
der Verantwortlichen, zieht man den Bogen über die gesamte<br />
Menschheitsgeschichte, so wird einem eindeutig klar,<br />
dass der Krieg gegen die Drogen und ihrer Konsumenten eine<br />
durchgeplante Aufführung von Scharlatanen ist, denen nichts<br />
wichtiger ist, als der Aufbau und Erhalt eines Systems, das ihnen<br />
uneingeschränkte Befugnisse über andere erlaubt. Mathias<br />
Bröckers schafft es in seinem Buch „Die Drogenlüge - Warum<br />
Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit<br />
schaden“ die Effizienz eines Global wirkenden Systems aufzuzeigen,<br />
das unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes zu<br />
einem der machtvollsten Druckmittel dieser Welt wurde und<br />
das dazu für den Aufstieg und Fall ganzer Reiche verantwortlich<br />
war und ist.<br />
It´s time to Panic!<br />
„Die Drogenlüge - Warum<br />
Drogenverbote den Terrorismus<br />
fördern und Ihrer Gesundheit<br />
schaden“ von Mathias Bröckers ist<br />
im Piper / Westendverlag<br />
erschienen und kostet 15,95€.<br />
www.broeckers.com<br />
www.piper-verlag.de/westend/<br />
ISBN: 978-3-938060-51-3
12 #124 / 11.10<br />
#124 / 11.10 13<br />
cooltour<br />
cooltour<br />
›››<br />
Rolys Silberscheiben des Monats - Fortsetzung<br />
Rolys Silberscheiben des Monats<br />
Various: Selected Label Works 2<br />
Roland Grieshammer<br />
(permanent vacation)<br />
Squarepusher presents<br />
Shobaleader One: D’Demonstrator<br />
(warp records)<br />
Neben Aphex Twin gehört er zu den<br />
kreativen Wahnsinnigen vom Kultlabel<br />
Warp, das wohl die (!) Kreativzelle der<br />
englischen Musiklandschaft sein dürfte.<br />
Seine Klangexperimente zwischen Drill’n’Bass, Electronica und<br />
Freejazz sind für mich immer wieder eine grosse Freude. Nachdem<br />
die Warp-Ikone Tom Jenkinson aka Squarepusher bereits<br />
auf seinem letzten Album „Just A Souvenir“ in der Kraftwerk-<br />
Hommage „A Real Woman“ selbst zum Vocoder-Mikro griff,<br />
debütierte er mit seinem neuen Projekt Shobaleader One inzwischen<br />
auf Ed Banger und überzuckert nun auch sein neues<br />
Album „D’Demonstrator“ mit diesem spezifisch frankophonen<br />
Flair, das manch einen schnell an Daft Punk oder auch Air erinnern<br />
mag.<br />
Gemeinsam mit vier scheinbar bekannten R&B-affinen Metal-<br />
Musikern, die allerdings unerkannt bleiben wollen, arbeitete er<br />
erstmals songstrukturiert, spielt Bass und singt per Vocoder im<br />
aufgesetzten Roboterhelm. Brillante Tracks wie „Plug Me In“,<br />
„Into The Blue“, „Frisco Wave“, „Abstract Lover” und „Endless<br />
Night” laden zum Kuscheln oder Abdriften ein, während „Laser<br />
Rock“ psychedelisch durch den Raum wabert, „Megazine“<br />
und „Cryptic Motion“ mit kräftigen Bassläufen funky grooven<br />
und sich das finale „Maximum Planck“ in einer ziemlich abgedrehten<br />
Metal-Collagierung verliert. Der feine Herr fasziniert<br />
mit verträumtem Space Pop der extraterrestrischen Art, der<br />
wie Zuckerwatte auf schicken Beats klebt. Und wer Warp liebt,<br />
wird aktuell auch wieder von Flying Lotus und seiner 7-Track<br />
starken EP „Pattern + Grid World“ glücklich gemacht. Bezaubernd!<br />
www.myspace.com/doyouknowsquarepusher<br />
www.squarepusher.net/shobaleader-one<br />
Danny Byrd: Rave Digger<br />
(hospital)<br />
Aus dem kleinen Örtchen Bath im<br />
Südwesten Englands kommt der gute<br />
Mann, der bereits seit vielen Jahren mit<br />
grandiosen Produktionen und seinem<br />
selbst titulierten „Original Fast Soul“ für<br />
verdammt gute Stimmung auf den Dancefloors der Welt sorgt.<br />
1993 entdeckte er seine Liebe zum gebrochenen Beat. Nach einigen<br />
Jahren der Stilsuche und einer klassischen musikalischen<br />
Ausbildung war 1998 die Zeit reif für sein erstes Release auf<br />
Picasso Records. Das Label gibt es mittlerweile nicht mehr,<br />
aber Danny Byrd hat sich mit seinem vocallastigen, treibenden<br />
Drum’n’Bass durchgesetzt. Seit dem Jahre 2000 hält er dem britischen<br />
Label Hospital Records die Treue, auf seinem Debüt-Album<br />
„Supersized“ begeisterte mich vor allem sein erstklassiger<br />
Jungle Smasher „Shock Out“ – ein zeitloser Tune, der für mich<br />
Drum’n’Bass in all seinen Facetten definiert. Sein Trademark-<br />
Sound ist gekennzeichnet durch funky Riffs & Samples, positive<br />
Vibes, verspielte Vocals, pushende Drums und natürlich<br />
drückende Subbässe.<br />
Nun erscheint sein zweiter Longplayer mit dem vielversprechenden<br />
Titel „Rave Digger“. Die Single „Ill Behaviour“ feat.<br />
I-Kay gab schon mal die Richtung vor, und die feine Oldschool<br />
Reminiszenz des Liquid-Klassikers „Sweet Harmony“ ist sicherlich<br />
der Höhepunkt. Neben zwei amüsanten „Rave TV<br />
Skits“ gibt’s euphorische Unterstützung von Cyantific, Netsky,<br />
Tomahawk, London Elektricity, Terri Pace und Zarif. Für die<br />
gepflegte Abfahrt eignen sich vor allem Tracks wie „Hot Fuzz“,<br />
„We Can Have It All“, „Planet Earth“ und „Amen Alley“, die<br />
den Spirit Anfang der 90er vermitteln. Und so bringt Danny<br />
Byrd mit „Rave Digger“ den Spass im Drum’n’Bass zurück.<br />
High Quality!<br />
www.myspace.com/dannybyrduk<br />
www.byrdfeed.co.uk<br />
Saalschutz: Entweder Saalschutz<br />
(audiolith)<br />
Nach der french touchigen „Byterockin’<br />
EP“ von ULTRNX und dem wundervollen<br />
Split-Release „Tote Tiere“<br />
von Supershirt & Captain Capa erteilt<br />
uns nun Hamburg’s finest Audiolith<br />
„Entweder Saalschutz“ oder das dritte Album des Zürcher<br />
Ravepunk-Duos, das seit 2001 für einen Umsturz der Verhältnisse<br />
sorgt. Im Kopf, im Bauch und in den Beinen. Auf ihrem<br />
Debüt-Longplayer „Das ist nicht mein Problem“ liessen M T<br />
Dancefloor und DJ Flumroc reflektiert und popbewusst Stile<br />
und Vorbilder wie Kraftwerk und Prince verschmelzen und<br />
proklamierten in Songs wie „Leerer, inhaltsloser Ausdruck“<br />
und „Diedrich Diederichsen“ Antiintellektualismus wie auch<br />
ihr fröhliches Bekenntnis zum hemmungslosen Verkopfen. Ihr<br />
Tonträger „Saalschutz macht’s möglich“ lieferte ironisches Sloganizing<br />
und Synthie-Tech-Punk mit catchy 90s Attitude.<br />
Nach der aktuellen Single „Ravepunk für eine bessere Welt“<br />
pumpen sie auch auf ihrem neuen Album jede Menge Energie<br />
in so tolle Songs wie „Ihr wollt ja doch nur pogen“, „Laserboy<br />
erwacht“, „Der Widerspruch“, „In Deiner Nähe sein“, „The Anthem“<br />
und „Headliner der Herzen“, während für’s Outro extra<br />
ein Flügel gemietet wurde. „Die Texte sind uns sehr wichtig,<br />
gerade weil das heutzutage keine Sau mehr zu interessieren<br />
scheint.“ Und so zielen ihre Hooklines, Melodien und Beats<br />
voll auf Herz und Bauch - aus letzterem wurde übrigens gerade<br />
auch entschieden, dass man in Zukunft eventuell unter dem<br />
Namen „The Stravinskys“ weitermacht, weil die Nazivorwürfe<br />
zu sehr genervt haben. Den jüdischen Naturwissenschaftler<br />
und Mathematiker Louis Saalschütz kennt halt nicht jeder. Im<br />
Nirgendwo zwischen Punkrocktal, Tranceheim und Elektro-<br />
Funkenhausen ist das aber egal – wir tanzen und denken weiter.<br />
Eigensinnig, groovy und herzlich!<br />
www.myspace.com/saalschutz<br />
www.audiolith.net<br />
Pony Pony Run Run: You Need<br />
(3ème bureau / wagram music)<br />
Diese drei Jungs, die sich im Jahre 2005<br />
während ihres Studiums der Kunstwissenschaften<br />
an der École supérieure des<br />
beaux arts de Nantes Métropole kennenlernten,<br />
verfügen über einen ziemlich<br />
breiten musikalischen Background. Die zwei Brüder Gaëtan<br />
(Gitarre/Gesang) und Amaël Réchin Lê Ky-Huong (Bass) bilden<br />
gemeinsam mit ihrem Freund Antonin Pierre (Piano) das Trio<br />
Pony Pony Run Run und gehen an Musik ohne festgefahrene<br />
Haltung und stilistische Werturteile heran. Anfang des Jahres<br />
2009 erschien ihr Debüt-Album „You Need Pony Pony Run<br />
Run“, das wie ihre erste Single „Hey You“ die französischen<br />
Charts eroberte. Nach ihrer zweiten Single „Walking On A<br />
Line“ und Konzerten auf mehr als 120 Bühnen europaweit<br />
wurden sie in diesem Jahr mit dem wichtigsten französischen<br />
Radio Award „Victoire de la Musique“ ausgezeichnet.<br />
Nun erscheint ihr Album auch bei uns und begeistert mich<br />
sehr. Traumhafte 80er Synthie-Pop-Melodien mischen sich auf<br />
elf echten Hits mit verspielten Bass- und Gitarrenklängen und<br />
einer sympathischen Dosis Ironie und Schlitzohrigkeit. Denn<br />
das Trio ist brillant und schmutzig zugleich und verbindet<br />
synthetische Klarheit mit einem charmanten Quäntchen Lo-<br />
Fi-Attitüde. Songs wie „Out Of Control”, „Hey You“, „Cherry<br />
Love Brazil“, „First Date Mullet“, „What I Feel”, „Love Veritable”<br />
und „Girl I Know” traben bzw. galoppieren sofort ins<br />
Ohr. Vom Pop berauscht übermalen die Künstler aus Nantes<br />
die Musikwelt mit ihrem ureigenen Verständnis von knalligen<br />
Regenbogenfarben.<br />
www.myspace.com/ponyponyrunrun<br />
www.ponyponyrunrun.net<br />
Anoraak: Wherever The Sun Sets<br />
(naïve)<br />
Frankreich, das Mekka elektronischer<br />
Tanzmucke, feiert einen neuen Synthie-<br />
Helden. Frédéric Rivière war früher<br />
Drummer bei der bereits erwähnten<br />
Band Pony Pony Run Run. Wie Russ<br />
Chimes und Moulinex ist auch er ein absolutes Liebkind des<br />
französischen Valerie-Labels. Als Solo-Künstler unter dem Namen<br />
Anoraak habe ich ihn Mitte letzten Jahres erstmals mit seinem<br />
80s angehauchten Track „Make It Better“ auf dem Because<br />
Music Label-Sampler „A New French Electronic Generation“<br />
gehört.<br />
Nach dem Mini-Album „Nightdrive With You“ aus dem Jahre<br />
2008 veröffentlicht er nun auf Naïve sein Album „Wherever<br />
The Sun Sets“, bei dessen Titel und Cover man wohl erstmal<br />
eine Chill-Lounge-CD vermutet. Doch der Franzose sucht mehr<br />
die Nähe zu Italo-Disco und etwas Motown Funk und frischt<br />
seine 11 Tracks mit einer guten Portion sehnsuchtsvollem Pop<br />
auf. In dem Panorama-Video „Above Your Head“ luden uns<br />
Milosh Lucynnski und Anoraak in die französischen Alpen ein,<br />
die verträumten und zugleich pushenden Synthie-Linien sowie<br />
sein hypnotischer Gesang ziehen sich durch alle Stücke. Freue<br />
mich besonders über „Don’t Be Afraid“, wenn sich die schwedische<br />
Disco Diva Sally Shapiro mit ihrer supersüssen Stimme<br />
dazu gesellt. Aber auch Songs wie „Long Hot Summer Night”,<br />
„You Taste Like Cherry“, „Cloud / Rain / Love“, „Midnight<br />
Sunset“, „Here You Go“ und „Dolphins & Highways“ mit der<br />
Folk-Sängerin Siobhan Wilson sind wie Sonnenuntergänge in<br />
feinstem Clubpop-Gewand. Für die einen vielleicht kitschige<br />
Mädchenmusik, für mich ein sepiafarbener Mondschein-<br />
Soundtrack!<br />
www.myspace.com/anoraak<br />
www.anoraakmusic.com<br />
›››<br />
Das von Tom Bioly und Benjamin<br />
Fröhlich im Jahre 2006 gegründete Label<br />
hat mir in den letzten Jahren viel Freude<br />
bereitet. Ihre Musik steht vom Grundgedanken<br />
fest auf einem Disco- und Cosmic-Fundament,<br />
doch in den letzten zwei Jahren sind die beiden<br />
neue Wege gegangen und haben ihr Portfolio variiert. Vor<br />
allem die Alben von Kathy Diamond und Sally Saphiro fand<br />
ich sehr heiss, während Antenas Kult-Album „Camino Del<br />
Sol“ und die „Mandarinenträume“ mit alten Perlen aus dem<br />
ostdeutschen AMIGA-Archiv für mich historisch ziemlich aufschlussreich<br />
waren. In einem Zeppelin hoch über den Münchner<br />
Wolken wird nun der vierjährige Geburtstag und die 50.<br />
Veröffentlichung mit der zweiten Ausgabe der „Selected Label<br />
Works“ gefeiert.<br />
Auf zwei CDs bzw. 22 bisher nur auf Vinyl erhältlichen Highlights<br />
des letzten Jahres wird Disco in all seinen neuen Spielarten<br />
wieder dahin zurückgeholt, wo Giorgio Moroder vor<br />
über 30 Jahren mit seiner Munich Machine und Donna Summer<br />
den Sound der Clubs massgeblich prägte. Irgendwo zwischen<br />
Power Pop, Italo House und anderen Disco-Hybriden sind<br />
besonders „Need Your Loving“ und „Coma Cat“ (Tensnake),<br />
„Reckless (With Your Love)“ (Azari & III), „Delta NRG“ (Lauer),<br />
„Come To Die“ (DMX Krew), „Miracle“ und „My Fantasy“<br />
(Sally Saphiro / Bogdan Irkük + Bottin Remix) sowie „I Need<br />
You Tonight” (Moonoton feat Olga Ponomaryova), „Serenity“<br />
(Lexx) und „L-O-V-E“ (Boom Clap Bachelors), hervorzuheben,<br />
die fantastische Vibes mit sich bringen. Gratulation und weiterhin<br />
einen groovigen Urlaub!<br />
www.myspace.com/permanentvacationrecords<br />
www.perm-vac.com<br />
Gilles Peterson presents:<br />
Worldwide – A celebration of his<br />
syndicated radio show<br />
(bbe music)<br />
Sein Name ist mit der Radioshow<br />
„Worldwide“ untrennbar verbunden.<br />
Doch Gilles Peterson sollte Kennern und<br />
Liebhabern von Funk, Soul, Jazz, Fusion und anderen Sounds<br />
ohnehin ein Begriff sein, die nicht sein Wirken über den Äther<br />
verfolgen. Mitte der 1980er Jahre prägte er den Terminus „Acid<br />
Jazz“ für einen Musikstil, der stark vom Jazz und Funk der<br />
1970er Jahre beeinflusst war, und gründete 1988 zusammen mit<br />
Eddie Piller das gleichnamige Label. 1990 verliess er Acid Jazz<br />
und rief das Label Talkin’ Loud ins Leben, das mit Künstlern<br />
wie Courtney Pine, MJ Cole, The Young Disciples, Reprazent,<br />
4Hero, Incognito, Terry Callier und Galliano für Furore sorgte.<br />
Seit seine Sendung „Worldwide“ 1998 auf BBC Radio 1 startete,<br />
beweist er immer wieder sein unglaubliches Talent für Neuentdeckungen<br />
und macht diese seinen Hörern rund um den Globus<br />
schmackhaft wie kein anderer.<br />
Mit der nun vorliegenden Compilation erweist BBE einer<br />
bahnbrechenden Radioshow, ihrer vielfältigen Musik und einer<br />
einzigartigen Persönlichkeit die Ehre. Der Fokus liegt dabei<br />
auf einer ganz besonderen Auswahl von zeitlosen Perlen, die<br />
bei „Worldwide“ zum ersten Mal liefen. Von Nitin Sawhney,<br />
Cinematic Orchestra feat. Roots Manuva, Q-Tip, Erykah Badu<br />
und Jill Scott über Herbert, Amy Winehouse, M.I.A., Vikter Duplaix<br />
und Sa-Ra bis zu Steve Spacek, Amerie, Sebastien Tellier,<br />
Little Dragon und Darkstar gibt’s hier eine sehr sympathische<br />
Weltreise für DJs, Radiofans und Musikliebhaber. Und wer<br />
mehr Hip Hop braucht, checkt mal bitte die Pugs Atomz und<br />
ihr neues Album „The Decade“. Fein!<br />
www.myspace.com/gillespeterson<br />
www.gillespetersonworldwide.com<br />
High Tone: Out Back<br />
(jarring effects)<br />
Setzt man sich intensiv mit Elektro-<br />
Dub auseinander, kommt man früher<br />
oder später nicht an High Tone vorbei.<br />
Seit über zehn Jahren erobern die fünf<br />
Franzosen jede Stadt und jeden Club<br />
im Sturm. Die kreativen Alchemiker aus Lyon transzendieren<br />
exotische Ethno-Samples mit Industrial-Sounds, Hip Hop und<br />
Trip Hop Elementen zu einem erstklassigen Novo-Dub zwischen<br />
Vintage-Tradition und moderner Elektro-Atmosphäre.<br />
Nachdem ihnen ihr letztes Album „Underground Wobble“<br />
im Treibwasser der Dubstep-Bewegung auch international<br />
noch mehr Gehör verschafft hat, wirbeln High Tone auch auf<br />
ihrem neuen Doppelalbum „Out Back“ wieder allerlei Zutaten<br />
wild durcheinander. Mit tief im Raum versteckten Drums,<br />
pulsierenden Basslines, mystischen Melodien und verspielten<br />
Sampling-Methoden wird auf 16 Tracks ein faszinierender<br />
Klangteppich ausgebreitet. Nach dem orientalischen Dubstep-Brummer<br />
„Spank” stampft das flirrende „Dirty Urban<br />
Beat“ nach vorne und „Dub Wha“ preist die Offbeats. Der<br />
New Yorker MC Oddateee rappt auf „Liqor“, Pupa Jim präsentiert<br />
ein klassisches „Rub-A-Dub Anthem”, während die<br />
KRS-One-Hommage „Boogie Dub Production“ mit Synthies<br />
und gescratchten Vocalsamples arrangiert wurde. Die zweite<br />
CD gibt in einer eher filmischen Atmosphäre den akustischen<br />
Instrumenten mehr Raum, ihre bildreiche Klangtextur zu entwickeln.<br />
Gefüllt mit bassgewaltiger Energie, düsterem Ideenreichtum<br />
und einer kontrastreichen Dramaturgie gleicht „Out<br />
Back“ einem bizarren Abenteuerspielplatz ohne Kindersicherung.<br />
Schön dynamisch!<br />
www.hightone.org<br />
www.jarringeffects.net<br />
Aloe Blacc: Good Things<br />
(stones throw)<br />
Der Soul ist zurück in der schwarzen<br />
Musik Amerikas. So tritt mit Aloe Blacc,<br />
als MC von der Gruppe Emanon seit<br />
1995 bereits bekannt, der nächste Stones<br />
Throw Künstler auf den Plan, um die alte<br />
Musik mit Leben zu füllen. Als Solo-Künstler hat er sich dem<br />
Gesang hingegeben und veröffentlicht nun mit „Good Things“<br />
sein zweites Soloalbum. Die von Armut und Sucht erzählende<br />
Soul-Nummer „I Need A Dollar“ mit Staccato-Klavier und<br />
smoothen Bläsersätzen wurde als Titelmusik zur Fernsehserie<br />
„How To Make It In America“ des amerikanischen Pay-TV Senders<br />
HBO verwendet und schaffte es bereits zwei Wochen vor<br />
Veröffentlichung in die Top 100 Airplay-Charts.<br />
Waren es beim Vorgänger „Shine Trough“ (2006) noch die<br />
Latino-Eckpfeiler, auf denen das Soundgerüst getragen wurde,<br />
so bewegt sich Aloe Blacc diesmal vermehrt in der klassischen<br />
Soul-Ecke. Inhaltlich dreht sich die neue Platte um Themen wie<br />
Arbeits- und Obdachlosigkeit, Plünderungen und wirtschaftliches<br />
Ungleichgewicht. Blacc selbst sagt dazu: „Für mich hat<br />
Musik die Aufgabe unser Zusammenleben, unsere Gesellschaft<br />
zu verbessern.“ Im Herzen bezeichnet sich Blacc als ein „musikalischer<br />
Robin Hood“ im Zeitalter der Wirtschaftrezession.<br />
Gekonnt verbindet er auf „Good Things“ die Wärme von<br />
Bill Withers Stimme mit dem politischen Bewusstsein Marvin<br />
Gayes, covert Velvet Underground („Femme Fatale“) und zitiert<br />
Gil Scott-Herons Spruch „The revolution will not be televised“.<br />
Mit seiner eindrucksvollen Stimme und den eingespielten<br />
Instrumenten vermittelt er das Soulgefühl der frühen 70er Jahre.<br />
Good Things.<br />
www.myspace.com/aloeblaccmusic<br />
www.aloeblacc.com<br />
Blumio: Tokio Bordell<br />
(japsensoul)<br />
Irokesenschnitt, verrückte Videos und<br />
witzige Texte – spätestens seit seinem<br />
ersten Solo-Longplayer „Yellow Album”<br />
im Juni 2009 mischt der Düsseldorfer<br />
Rapper die deutsche Rapszene kräftig<br />
auf. Und nach seinem vorbildlichen Song „Hey Mr. Nazi“<br />
geht’s im „Tokio Bordell“ fröhlich weiter. Schon das Cover, auf<br />
dem Blumio als rockende Geisha ironisch mit den Geschlechterrollen<br />
jongliert, verspricht einiges. Zusammen mit Hausproduzent<br />
Don Tone und ab und zu begleitet von Jessica Jean trifft<br />
er auf 20 Songs genau den Zeitgeist.<br />
In „Eberhard“ erklärt er Heranwachsenden den richtigen<br />
Umgang mit dem World Wide Web. „Wag es nicht, eine Lady<br />
eine Schlampe zu nennen, wag es nicht, meinen Bauch eine<br />
Wampe zu nennen“ heisst im nächsten Song (die Flöte kenn’<br />
ich doch). „Grenzenlos“ beschreibt das Schlafen im Tourbus<br />
und Gedankenmachen während der Fahrt sowie das Kribbeln<br />
vor dem Aufritt. Offenherzig ist er „Für immer Mamas Liebling“,<br />
beschäftigt sich mit Hasskommentaren auf Youtube („Ich<br />
bin doch gar kein Hurensohn“) und quatscht über „Die Fliege“,<br />
bevor „Der ehrlichste Song der Welt“ eine tiefe Sinnkrise<br />
schildert. Zwischen zwei alberne Skits setzt er das schaurige<br />
„Hab keine Angst“ und erläutert dann in „Die Welt ist schwul“,<br />
was passieren würde, wenn die Heterosexuellen in der Minderheit<br />
wären. Super sind auch das paranoide „Blockbuster“, wenn<br />
er vom fehlenden Vertrauen gegenüber der eigenen Freundin<br />
spricht, der spassige Bouncer „So geht Hip Hop heute“ und<br />
die drei Bonus-Tracks. Japsensouls funky Freigeist zeigt allen<br />
Gangster-Rappern, dass ihre Zeit langsam aber sicher abläuft.<br />
Nieder mit sinnlosen Phrasen mit Kindergartenflow und Pitbull-Attitüde,<br />
zurück zum Rap mit intelligentem Wortwitz<br />
und originellen Storytelling. Hier wird ein verloren geglaubtes<br />
Spektrum aus der goldenen Deutschrap-Ära wieder aufgerissen.<br />
Prima, dieses Freudenhaus!<br />
www.myspace.com/blumio<br />
www.blumio.net<br />
Wir wissen‘s einfach besser...<br />
www.hanfjournal.de
14<br />
cooltour<br />
#124 / 11.10<br />
#124 / 11.10 15<br />
fun&action<br />
DVD-Roadmovie<br />
Vincent will meer –<br />
VÖ: 04.11.2010<br />
constantin film<br />
florian David Fitz<br />
hat mit „Vincent<br />
will meer“ das<br />
Drehbuch für den bisher<br />
erfolgreichsten<br />
deutschen Film des Jahres<br />
geschrieben, in dem<br />
er auch die Hauptrolle<br />
spielt. Als Vincent leidet<br />
er am Tourette-Syndrom:<br />
eine neurologisch-psychiatrischen<br />
Erkrankung, die ihn<br />
unvermittelt unkontrolliert<br />
zucken sowie gelegentlich<br />
Obszönes brüllen<br />
lässt. Nach dem Tod<br />
seiner Mutter wird er<br />
vom Vater, einem Lokalpolitiker<br />
(Heino<br />
Ferch), in die Reha-Anstalt von Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau)<br />
abgeschoben. Hier trifft Vincent auf die rebellische,<br />
magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) und den zwangsneurotischen<br />
Bach-Liebhaber Alexander (Johannes Allmayer). Vincent<br />
aber will - mit der Asche seiner Mutter, die er in einer Bonbondose<br />
aufbewahrt - ans Meer. Nach San Vicente, wo sie einst<br />
ihre glücklichste Zeit erlebt hat. Im Auto der Heimleiterin flüchten<br />
die drei und machen sich auf den Weg nach Italien. Während<br />
für die drei Ausreisser eine abenteuerliche Reise beginnt,<br />
sind ihnen Vincents herrischer Vater (Heino Ferch) und die<br />
überforderte Psychologin Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau)<br />
auf den Fersen. - Was anfangs einen uninspirierten Abklatsch<br />
von „Knocking On Heaven’s Door“ vermuten lässt, erweist<br />
sich als überraschend gelungener Film, der nie seine<br />
Protagonisten verrät und die Balance zwischen Komik und<br />
Sentimentalität virtuos beherrscht. Ohne sich je über die pathologische<br />
Lage der drei ungleichen Reisenden lustig zu machen<br />
oder in erdrückender Schwere zu versinken, nutzt der Film die<br />
unfreiwillige Komik, die sich zwangsläufig ergibt, wenn Tourette-Kranke<br />
und Zwangsneurotiker gemeinsam auf engstem<br />
Raum unterwegs sind. Das Tourette-Syndrom, an dem je nach<br />
Definition zwischen 40 000 und einer Million Menschen hierzulande<br />
leiden, ist so vielfältig, dass eine allgemeingültige Darstellung<br />
wohl zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Doch<br />
Ralf Huettners Film gestattet einen Blick hinter die Fassaden,<br />
wo sich glaubhaft dargestellte Verwerfungen aus Einsamkeit,<br />
Sehnsucht nach Akzeptanz oder Harmonie offenbaren. Eine bezaubernde<br />
Tragikomödie mit Dialogwitz und Tiefgang, die von<br />
der Filmbewertungsstelle (FBW) mit dem Prädikat besonders<br />
wertvoll ausgezeichnet wurde.<br />
In freundlicher Zusammenarbeit mit Constantin Film verlosen wir<br />
drei DVD-Exemplare. Sollte dein Interesse durch dieses Review<br />
geweckt worden sein, schreibe uns eine Mail mit dem Betreff „Vincent<br />
will mehr“ und deiner Postanschrift an gewinnen@hanfjournal.de<br />
– Einsendeschluss ist der 30.11.2010.<br />
www.vincent.film.de<br />
www.constantin-film.de<br />
DVD – Tanzfilm inkl. 3D-Brille<br />
StreetDance 3D<br />
VÖ: 05.11.2010<br />
universal film<br />
ob „Beat Street“, „Breakin’“,<br />
„Electric Booglaoo“ oder<br />
auch „Fame”, „Flashdance”<br />
und „B-Girl” – die Tradition<br />
klassischer Tanzfilme ist bekannt.<br />
Die Geschichten sind nie<br />
besonders anspruchsvoll, mit der<br />
richtigen Erwartungshaltung<br />
sollte man sich lediglich interessante<br />
Choreographien und gute<br />
Musik versprechen.<br />
Und man muss anerkennen,<br />
dass der Tanzfilm besonders geeignet<br />
ist, um die Vorzüge der<br />
3-D-Technik im Kino zu zeigen,<br />
die ja seit einiger Zeit wieder große Konjunktur hat. Denn so<br />
werden Körper in ihrer Bewegung durch den Raum wirklich<br />
sichtbar gemacht und zueinander positioniert. Der erste moderne<br />
europäische Live-Action-Film in 3D führt Ballett mit<br />
Street Dance zusammen, erzählt unaufdringlich von der Kollision<br />
zweier Welten und lässt genügend Freiraum für viele<br />
Tanzszenen. - Als Carly (Nichola Burley) von ihrem Freund Jay<br />
(Ukweli Roach) verlassen wird, steht auch ihre Street Dance<br />
Crew Wochen vor den britischen Meisterschaften vor der Auflösung.<br />
Auf der Suche nach neuen Proberäumen lernt Carly<br />
zufällig Helena Fitzgerald (Charlotte Rampling) kennen, die<br />
an der renommierten Royal Dance School Ballett unterrichtet.<br />
Der Deal ist, diese Räumlichkeiten nur nutzen zu dürfen, wenn<br />
die Street Dancer die ungeliebten Balletschüler in ihr Training<br />
mit einbeziehen und ihnen etwas Unterricht in Sachen Leidenschaft<br />
und Esprit geben. Nicht nur ihre unterschiedlichen Tanzkulturen<br />
scheinen unvereinbar zu sein. Sie müssen sich auch<br />
ihrer Herkunft, ihren Zielen, Ängsten und Hoffnungen stellen.<br />
Sie kämpfen und finden ihre gemeinsame Sprache. Mit jeder<br />
Drehung, jedem Tanzschritt, jedem Takt der Musik kommen sie<br />
sich näher und machen das Unmögliche möglich. „StreetDance<br />
3D“ kommt deutlich weniger grossspurig daher als amerikanische<br />
Pendants. Pathos und Superlative findet man hier also<br />
selten, und dieses britische Understatement macht den Film<br />
gleich viel sympathischer, auch wenn der Soundtrack bis auf<br />
die Musik beim grossen Finale nicht mein Ding ist.<br />
Doch mit dem Waving, Locking, Breaking und anderen Stilformen,<br />
habe ich meinen Spass. Sympathische Charaktere, eine<br />
melodramatisch nie überspitzte Story und ein Finale Grande,<br />
das Ballett und Street Dance beeindruckend verschmelzen<br />
lässt.<br />
www.streetdance-derfilm.de<br />
www.universumfilm.de<br />
Johannes Honecker<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht<br />
Badensche Straße 33<br />
D-10715 Berlin<br />
TEL (030) - 86 20 17 87<br />
FAX (030) - 86 20 17 86<br />
e-mail: anwalt.honecker@t-online.de<br />
DVD - Melodram<br />
Same Same But Different<br />
VÖ: 11.11.2010<br />
delphi filmverleih<br />
überschreitet man<br />
die Grenze nach<br />
K a m b o d s c h a ,<br />
akzeptiert man Dinge,<br />
die man vorher nie für<br />
möglich gehalten hätte.<br />
Hier hat ein einziger<br />
Moment die Kraft, das<br />
ganze Leben für immer<br />
zu verändern. Der junge<br />
Deutsche Ben (David<br />
Kross, „Krabat“, „Der<br />
Vorleser“) macht sich<br />
zusammen mit seinem<br />
besten Kumpel Ed (Stefan<br />
Konarske, „NVA“,<br />
„Knallhart“) auf einen<br />
abenteuerlichen Trip<br />
durch Asien. Sie wollen<br />
ein bisschen Gefahr erleben<br />
und ansonsten vor allem relaxen. Über das Land, in dem<br />
sie sich befinden, machen sie sich nur wenig Gedanken. Doch<br />
dann lernt Ben in Phnom Penh die geheimnisvolle Sreykeo<br />
(Apinya Sakuljaroensuk) kennen, die seine eher bisher unbeschwerte<br />
Lebensphilosophie radikal auf den Prüfstand stellt.<br />
Ben wird aus der unbeschwerten Freiheit des Touristen in die<br />
Wirklichkeit des krassen, sozialen Brennpunktes Phnom Penh<br />
entführt. Nach seiner Rückkehr bleiben die beiden in Kontakt,<br />
bis er sich plötzlich entscheiden muss, wie weit er bereit ist, für<br />
seine Liebe zu gehen. Denn der chronische Husten von Sreykeo<br />
geht nicht auf eine Mandelentzündung zurück, die Hiobsbotschaft<br />
lautet HIV. So beginnt für beide eine harte Bewährungsprobe.<br />
– Hinter dem Drama beschwört der Film eine fesselnde<br />
und nachdenklich stimmende Atmosphäre, in der die Beschränkungen<br />
und Sorgen des westlichen Alltags unendlich weit weg<br />
zu sein scheinen. Regisseur Detlev Buck, bekannt für seine<br />
Vielseitigkeit und sein Gespür für besondere Erzählstoffe, hat<br />
sich erneut auf unbekanntes Terrain begeben, erstmalig ausserhalb<br />
Deutschlands gedreht und seinen Film nach dem Erfolgsroman<br />
„Wohin Du auch gehst“ von Benjamin Prüfer mit eindringlichen,<br />
atmosphärisch dichten Bildern und mitreissender<br />
Musik einfühlsam in Szene gesetzt. Ohne Pathos entwickelt der<br />
Film durch die dargebotene Form der Thematik eine eigene<br />
Dynamik, deren Faszination man sich nicht entziehen kann.<br />
„Same Same But Different“ wurde auf dem Filmfestival in Locarno<br />
mit dem „Variety Piazza Grande Award“ ausgezeichnet.<br />
Ein sensibel inszeniertes Melodram zwischen Magie und knallharter<br />
Realität.<br />
In freundlicher Zusammenarbeit mit dem Delphi Filmverleih verlosen<br />
wir drei superschicke Pakete (bestehend aus jeweils einer<br />
DVD, einem Soundtrack und Benjamin Prüfers Buch zum Film).<br />
Sollte dein Interesse durch dieses Review geweckt worden sein,<br />
schreibe uns eine Mail mit dem Betreff „Same Same But Different“<br />
und deiner Postanschrift an gewinnen@hanfjournal.de – Einsendeschluss<br />
ist der 30.11.2010.<br />
www.samesame-themovie.com<br />
www.delphi-film.de
16<br />
fun&action<br />
#124 / 11.10<br />
#124 / 11.10 17<br />
fun&action<br />
redaktionsschluss 15.10.2010. Die Spielemesse fängt aber erst am 21.10. an. Für mich äußert ungünstig. Was soll ich also<br />
in dieser Ausgabe schreiben. Neues kann ich noch nicht vorstellen. Altes? Na ja, ich gebe zu, Ungespieltes liegt zwar<br />
noch immer rum, mehr aber auch nicht. Was bleibt, ist ein kleiner Rückblick und eine Vorschau auf das Kommende.<br />
Test & Text: mze<br />
Kerstin Koch<br />
Anfangen will ich mit dem Deutschen Spielepreis, der am<br />
Abend vor dem offiziellen Messebeginn verliehen wird. Jener<br />
Preis, der nicht von einer Jury, sondern von Spielern vergeben<br />
wird. Gewonnen hat ihn Fresco, was schon für das Spiel des<br />
Jahres nominiert war. Und ich kann euch nichts darüber sagen,<br />
denn mir wurde das Spiel von Queen Games leider nicht<br />
zugeschickt. So viel ich mitbekommen habe, ist das Besondere<br />
an dem Spiel der Mechanismus, vor allem wann die Arbeiter<br />
täglich ihre Arbeit aufnehmen. Und auch bei den Kollegen von<br />
der Fairplay steht dieses Spielchen gerade hoch im Kurs. Mir<br />
persönlich sagt das Thema nicht so zu: Eine Decke bunt anmalen,<br />
ich weiß nicht.<br />
Zugegebenermaßen war ich in diesem Jahr nicht so spielfreudig<br />
wie die vergangenen Jahre, auch hatten ich, meine Mitspieler<br />
und Mitspielerinnen weniger Zeit und einige sind derzeit<br />
eher dem Table-Top-Spielen verfallen. Folglich landeten<br />
weniger Spiele auf meinem Küchentisch, dafür haben mir die<br />
gespielten ganz gut bis sehr gut gefallen. So richtig doof fand<br />
ich auf alle Fälle keins. Zu den Top Spielen gehört seit Oktober<br />
2009 Die Insel der Steinernen Wächter, bei dem sich zwei bis<br />
vier Spieler von Anfang an kämpfend von Feld zu Feld vorarbeiten,<br />
um die Hauptstadt des Inselreichs zu erobern und eine<br />
bestimmte Zeit zu halten.<br />
Als Imperial-Liebhaberin<br />
hat natürlich auch<br />
der Nachfolger Imperial<br />
2030 mein Herz erobert,<br />
vor allem, weil einige<br />
kleine Mängel des<br />
Vorgängers abgeschafft<br />
wurden und das Spiel<br />
insgesamt für mich eine<br />
neue Herausforderung<br />
darstellt. Denn trotz der<br />
wenigen Änderungen<br />
spielt es sich anders als<br />
Imperial.<br />
God‘s Playground,<br />
Rise of Empires, Steam<br />
mit der Erweiterung<br />
Steam Barons und Waterloo<br />
von Martin Wallace<br />
gehören natürlich zu<br />
den guten, weil ich seine<br />
Spiel mag, sie immer<br />
komplex und abendfüllend<br />
und damit so richtig nach<br />
meinem Geschmack sind.<br />
Magister Navis und Die<br />
Werft haben mich als kleinere<br />
Spiele überzeugt und zählen<br />
zu denjenigen, die ich immer<br />
wieder auspacken würde.<br />
Revolution, Im Wandel der<br />
Zeiten – das Würfelspiel und<br />
Langfinger gehören für mich<br />
zu den Spielen, mit denen ein<br />
Spieleabend angenehm ausklingt.<br />
Mir macht auch Fabrikmanager<br />
von Friedemann Friese<br />
Spaß, meine Mitspieler hat es<br />
weniger überzeugt. Zu trocken.<br />
Dafür fies.<br />
Zu den eher mittelmäßigen<br />
Spielen zählen Chaos<br />
in der Alten Wald und Carson<br />
City.<br />
Wohingegen Maria von<br />
Histogames seinem Vorgänger<br />
Friedrich ebenbürtig<br />
ist.<br />
Komme ich nach Insel<br />
der steinernen Wächter zu<br />
meinem zweiten Topspiel<br />
des Jahres: Lluna Lena. Obwohl es im derzeitigen Hype-Genre<br />
von Werwölfen angesiedelt ist. Zumindest, was die Bücherwelt<br />
angeht. Mich hat Lluna Lena<br />
begeistert. Den Weg durch<br />
den Wald zu finden und dabei<br />
möglichst nicht von den Werwölfen<br />
zerfleischt zu werden,<br />
ist eine echte Herausforderung.<br />
Ohne Einschränkungen<br />
zu empfehlen. Und der Verlag<br />
Gen X Games kommt ja<br />
mit einer Erweiterung auf der<br />
Messe. Und darf die Rollenspielhalle<br />
nach zwei Jahren<br />
verlassen. Endlich, da dürften mehr Spieler auf den spanischen<br />
Verlag aufmerksam geworden sein. Damit bin ich schon bei<br />
der Vorschau.<br />
Für mich gibt es vor und während der Messe gewisse Routinen.<br />
Am Mittwoch vor Messebeginn auf der Neuheitenschau<br />
die Spiele oberflächlich anschauen und nachmittags die ersten<br />
Spiele holen. Und zwar in diesem Jahr bei Warfrog: London<br />
und Age of Industries. Interessant ist natürlich die Halle 4, dort<br />
geben sich die Neulinge, also kleine und unbekannte Verlage<br />
mit ihren Spielen ein Stelldichein. Dort ist das eine oder andere<br />
Schnäppchen zu finden. Und auch Czech Games Edition hat<br />
dort angefangen. Dann sind da noch die großen und etablierten<br />
Verlage, denen ein Besuch abgestattet wird und die Spiele<br />
zumindest angespielt werden. Bei Pegasus ist Junta – Das<br />
Kartenspiel erschienen und bei Kosmos erscheint Schwarzer<br />
Freitag von Friedemann Friese, ein angeblich staubtrockenes<br />
Nebenprodukt seines Freitag-Projektes. Die Fortschritte des<br />
Projektes können online verfolgt werden (www.2f-spiele.de).<br />
Jeden Freitag arbeitet Friese eine bestimmte Zeit mit F, z.B.<br />
fünf Minuten oder fünf Stunden oder vielleicht auch fünfzehn<br />
Stunden an der Entwicklung eines Spiels. Und was er da so<br />
macht oder wo er sich da grade befindet oder auch warum er<br />
gerade nicht so wirklich daran arbeiten kann, das könnt ihr auf<br />
der Webseite lesen.<br />
Die meiste Zeit werde ich wohl beim Heidelberger Spieleverlag<br />
verbringen, denn wenn ich mir deren Neuerscheinungsliste<br />
anschaue, könnte ich mich eigentlich auf deren<br />
Angebot beschränken. Sie vertreiben Fantasy Flight Games,<br />
Importspiele, die strategisch meiner Kragenweite entsprechen.<br />
Phalanx Games, die ebenfalls Spiele herausbringen, die lange<br />
Spielregeln haben und dementprechend auch eine lange Spielzeit.<br />
Allein 14 Titel gibt es beim Heidelberger Stand, die auf<br />
meiner persönlichen Liste stehen. Was auch daran liegt, dass<br />
der Vertrieb inzwischen die Spiele diverser kleiner Verlage unters<br />
Volk bringt. Zum Beispiel die von Czech Games Edition,<br />
deren Dungeon Lord ich leider immer noch nicht ausprobiert<br />
habe.<br />
Insgesamt sind es ungefähr 660 Neuerscheinungen. Eigentlich<br />
unvorstellbar. Die Qual der Wahl. Deshalb heißt es auch in<br />
diesem Jahr wieder: Nur Spiele, die ab 12 oder unwiderstehlich<br />
sind. Doch es bleiben immer noch zu viele übrig: Auf der Seite<br />
von Spielbox Online stehen die Neuerscheinungen ja schon im<br />
Vorfeld und am 11.10. waren auf meiner Liste noch über 100<br />
Spiele. Davon ausgehend, dass ich in zwölf Ausgaben Hanf<br />
Journal maximal 50 Spiele besprechen kann, und im nächsten<br />
Jahr noch einige dazu kommen, heißt es mit Argusaugen über<br />
die Messe laufen und vieles, was nicht sofort überzeugt, am<br />
besten schon beim Anschauen, links liegen lassen. Aber ich<br />
bin fest entschlossen, nur noch die Spiele mitzunehmen oder<br />
zu ordern, die ich wirklich spielen will und zwar öfter als ein<br />
einziges Mal. Gut, dass ich mit dem Zug nach Essen fahre. Im<br />
Rucksack ist nicht so viel Platz.<br />
Bevor ich losfahre, gibt es noch einiges zu tun, denn die Verlage,<br />
deren Spiele ich bespreche, wollen natürlich auch Belege<br />
sehen, also heißt es die Rezensionen ausdrucken und für jeden<br />
kopieren. Und weiterhin die Spiele unter die Lupe nehmen,<br />
um auf der Messe die Highlights nicht zu übersehen. Ich freue<br />
mich auf Automobile, dass im vergangenen Jahr schon zu Beginn<br />
der Messe vergriffen war, Civilization weil ich Spiele mit<br />
diesem Namen einfach<br />
haben muss. Gespannt<br />
bin ich auf MageStorm,<br />
ein 2-Personen-Spiel im<br />
Reich der Magie, und<br />
Navegador von Mac<br />
Gerdts, dem Autor von<br />
Imperial und und und<br />
…<br />
Tja und das alles, was ich bisher von mir gegeben habe, ist ja<br />
inzwischen Schnee von gestern. Was ich nun alles mitgebracht<br />
habe und meine Eindrücke und Bilder von der Messe gibt es<br />
dann ab Dezember an dieser Stelle zu lesen.<br />
PS: Ich habe mich entschieden. Meine beiden Lieblingsspiele der letzten<br />
Messe heißen: Insel der steinernen Wächter und Lluna Lena.<br />
Wenn der Erfinder der beliebt-berüchtigten Resident Evil<br />
Serie Shinji Mikami sich daran macht, ein standartisiertes Allerweltsgenre<br />
aufzumischen, sitzen Zocker gespannt in Wartehaltung<br />
und Freaks reiben sich schon mal hoffnungsvoll die<br />
Hände. Mikami ist bekannt dafür kompromisslos Ideen umzusetzen,<br />
die anderen Herstellern, vielleicht im Traum einfallen,<br />
diese vor den Verantwortlichen aber niemals anzusprechen<br />
wagen. Sega hat sich dem Genie nun angenommen, um mit<br />
Vanquish endlich wieder ein japanisches Spiel in einem westlich<br />
dominierten Genre zu veröffentlichen.<br />
Der Titel ist an sich ein typischer Third-Person Shooter, bei<br />
dem der Protagonist hinter allen möglichen Gegenständen und<br />
Wänden in Deckungen gehen muss, um zielgenau und taktisch<br />
mit der gegnerischen Macht abzurechnen. In Vanquish bedient<br />
sich Shinji San an den alten, beliebten und trashigen Tagen<br />
des Kalten Krieges, was die Russen mal wieder zum Erzfeind<br />
macht. Er vermischt diese Stimmung alter US-Zeichentrickserien<br />
mit einer futuristischen und androgyn wirkenden Welt.<br />
Roboter und Kampfanzüge gehören in die toll gestalteten<br />
Umgebungen von Vanquish genauso wie Hochgeschwindigkeitszüge,<br />
die an der Decke fahren.<br />
Hauptheld Sam Gideon ist neben einem Päckchen Zigaretten<br />
mit einer absoluten Neuentwicklung bestückt - dem ARS. Dies<br />
ist ein Anzug, der nicht nur Schutz vor Projektilen gibt, sondern<br />
auch mit eurem Nervensystem verbunden ist und euch<br />
neben besonderer Agilität zum schnelleren Verarbeiten eurer<br />
Sinneswahrnehmung verhilft. Die so erhaltene Freiheit in Zeit<br />
und Raum agieren zu können ist neben den verschiedenen Zukunftsknarren<br />
eure Methode zwischen den tausend umher fliegenden<br />
Geschossen am Leben zu bleiben.<br />
Mit der US-Army im Schlepptau geht es durch aufwendige<br />
Levelkonstruktionen, um riesigen Mechs, Robotsoldaten und<br />
dem gemeinen Russen in die Suppe zu spucken und die Weltherrschaft<br />
eben dieser miesen Meute weiter nach hinten zu verschieben.<br />
Die Steuerung des Einzelkämpfers ist Shinji typisch aufs<br />
Detail beschränkt, was bei den gegebenen Möglichkeiten des<br />
ARS-Anzuges aber dennoch eine längere Eingewöhnungsphase<br />
vom Spieler verlangt, da jeder Knopf des Joypads genutzt<br />
wird und gerne auch kombiniert gehört.<br />
Die Action in Vanquish sucht dafür Vergleiche vergebens.<br />
Selbst die neuesten und beliebtesten Entwicklungen in diesem<br />
Genre können es mit dem hier Erlebten definitiv nicht aufnehmen.<br />
Während in den üblichen Ballereien Muskelprotze hässliche<br />
Monster im Sekundentakt aus sicherer Deckung erschießen,<br />
ist der Spieler in Vanquish andauernd in Bewegung und nutzt<br />
alle zur Verfügung stehenden Spezialfähigkeiten. Ihr surft mit<br />
Raketenantrieb über die glänzenden Metallböden, um im anschließenden<br />
Flick-Flack Manöver die Zeitlupe anzuschalten,<br />
Kopfschüsse zu verteilen, auf euch zu rauschenden Geschossen<br />
auszuweichen und hinter dem nächsten Mauerstück in Deckung<br />
zu hechten.<br />
Kommt ein Gegner dabei zu nah, vermöbelt ihr ihn mit der<br />
Dampfhammerkraft eures Spezialanzuges.<br />
Doch nicht nur ihr selbst seid ein ständiger Hingucker, der<br />
durch übertriebene Tapferkeit aufzufallen weiß, auch die ständig<br />
aufwartenden Zwischen und Obermotze sorgen regelmäßig<br />
für die sonst schon viel zu lang vermissten Oha-Effekte, die<br />
man an Videospielen so schätzt.<br />
Mit Vanquish erscheint nach längerer Durststrecke endlich<br />
wieder ein mit Effekten geladenes Actionfeuerwerk aus Japan,<br />
das Spieler durch brachiale Action, famose Spielbarkeit und<br />
grandioses Design in seinen Bann zieht und der Konkurrenz<br />
gleichzeitig zeigt, wo der Ballerhammer hängt.<br />
Viewtiful!<br />
PS3-ASIN: B003ZUXY3W<br />
XBOX360-ASIN: B003ZUXY3M<br />
Circa 60€ USK 18<br />
Abb.: Sega<br />
Die alteingesessene Castlevania Serie gehörte wohl anstandslos<br />
zu den schönsten Videospielen der vergangenen<br />
2D-Ära.<br />
Als Spiele sich wandelten und in ein texturiertes Gittergewand<br />
gesteckt wurden, versuchten alle Hersteller ihre bekannten<br />
Helden auch in der dritten Dimension Heldentaten<br />
vollbringen zu lassen.<br />
Konami scheiterte mit Castlevania seinerzeit mit vier<br />
verschiedenen Spielen für unterschiedliche Systeme (den<br />
diesjährigen Prügelausflug auf Nintendos Wii vergessen<br />
wir lieber mal ganz), Fans der Serie auch nur ansatzweise<br />
zufrieden zu stellen. Nun, zwölf Jahre nach dem ersten<br />
Versuch, erscheint mit Castlevania: Lords of Shadows der<br />
neueste Streich der vampirlastigen Peitschenoper im Polygongewand.<br />
Die Herstellung des Games wurde auf das Entwicklerteam<br />
Mercurysteam ausgelagert, aber durch Konamis Vorzeigeentwickler<br />
Hideo Kojima, bekannt für seine Metal<br />
Gear Serie, unterstützt.<br />
Anstatt erneut eine frei erkundbare Horrorumgebung,<br />
mit schlecht justierbarer Kamera zu servieren, gestalten sich<br />
die nun aufwartenden Level als recht gradlinige Areale, bei<br />
denen die Perspektiven festgelegt sind. In diesen schnetzelt<br />
ihr Hack´n Slay typisch mit eurer erweiterbaren Peitsche<br />
allerlei Ungetüm vom Bildschirm und weicht gekonnt den<br />
gegnerischen Angriffen aus. Dazu kommen Kletterpartien<br />
durch höchst dekorativ gestaltete Level oder auf imposanten<br />
Titanen sowie einige Rätseleinlagen, die das Spiel<br />
auflockern. Durch die schön depressive Geschichte führen<br />
euch gelungene Zwischensequenzen und der tolle Sprecher<br />
Patrick Steward. Er erzählt von Gabriel Belmont, der sein<br />
Leben aufgibt, um das Verlorene seiner Frau Maria wieder<br />
zu erlangen. Dafür benötigt er eine Maske, die Tote zurückbringen<br />
kann. Diese befindet sich in den Händen der Herren<br />
des Schatten, welche auch für das Übel verantwortlich sind,<br />
das über das Land wütet. Gabriel durchwandert daher das<br />
opulent gestaltete Land Castlevania und stellt sich den<br />
Heerscharen der Finsternis und ihren Anführern.<br />
Auch wenn sich das neue Castlevania: Lords of Shadows<br />
gelungen durch die aktuelle Softwarelandschaft peitscht<br />
und sich vor Konkurrenzprodukten, vor allem durch die<br />
opulente grafische Gestaltung, dem guten Soundtrack sowie<br />
dem großen Umfang nicht verstecken muss, kommt<br />
Liebhabern der Wiedererkennungswert zu den geliebten,<br />
vergangenen Peitschenabenteuern aus vergangenen Bitmaptagen<br />
definitiv zu kurz. Serientypisch dagegen dürft ihr<br />
mit dazugewonnenen Fähigkeiten bestandene Level erneut<br />
erforschen und nach kleineren Geheimnissen suchen. Somit<br />
ist Castlevania: Lords of Shadow nicht unbedingt für alte<br />
Castlevania Fans, dafür aber für alle, die es noch werden<br />
wollen. Stilistisch und atmosphärisch betrachtet, hat der Titel<br />
viel zu bieten.<br />
PS3-ASIN: B003ZCVR7A<br />
XBOX360-ASIN: B003ZCVR8O<br />
Circa 55€ USK 16<br />
Abb.: Konami
18<br />
fun&action<br />
#124 / 11.10<br />
#124 / 11.10 19<br />
gss<br />
Die Hanfberatung im HanfJournal<br />
Erste Hilfe für Kiffer<br />
kascha@hanfjournal.de<br />
Kascha ist ab sofort per e-Mail zu erreichen.<br />
Also ran an die Tasten, dumme Fragen gibt es nicht, nur blöde Antworten.<br />
Bremer (ohne Alter und Wohnort) möchte<br />
wissen:<br />
„Hallo Kascha,<br />
folgendes ist mir passiert: Bei einer Kontrolle<br />
im Leverkusener Fussballstadion wurde<br />
von deren Security eine geringfügige Menge<br />
Cannabis bei mir gefunden, ca. 1g.<br />
Diese haben mich dann direkt in die<br />
integrierte Polizeiwache gebracht<br />
und mich dort angezeigt. Die Polizei<br />
sagte mir, dass das Verfahren<br />
wahrscheinlich wegen Geringfügigkeit<br />
eingestellt werden wird.<br />
So weit, so gut. Die Frage, die<br />
mir bleibt, ist, ob trotz Einstellung<br />
des Verfahrens irgendwo<br />
etwas hängen bleibt, was mir,<br />
insbesondere bei routinemässigen<br />
Polizeikontrollen im Straßenverkehr,<br />
irgendwelche weiteren<br />
Drogentests oder sonstige<br />
Prozeduren bescheren könnte?<br />
Ich habe mich schon versucht<br />
im Netz zu informieren, werde<br />
aber aus den Foren nicht ganz<br />
schlau. Das Ganze hat sich in Leverkusen<br />
zugetragen und ich lebe<br />
auch in NRW. Ich bin vorher noch<br />
nie auffällig geworden wegen BTM.<br />
Ich würde mich über eine kompetente<br />
Erklärung sehr freuen! Danke<br />
für Ihre Aufmerksamkeit und LG!“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hallo Bremer,<br />
die Zusammenarbeit privater Securities<br />
mit der Polizei bei Großveranstaltungen<br />
ist für Btm-Konsumenten oft ein<br />
großes Ärgernis, zumal ich eine Menge<br />
von einem Gramm nicht wirklich für sicherheitsrelevant<br />
halte.<br />
Wenn dies deine erste Anzeige wegen Btm-Besitz<br />
ist, wird das Verfahren ziemlich wahrscheinlich<br />
eingestellt, da haben die beteiligten Polizisten<br />
Recht. Es ist möglich, dass du noch aufgefordert wirst, schriftlich<br />
oder in der Wache zu dem Vorfall Stellung zu nehmen<br />
– das würde ich nicht tun, da hierbei vor allem Informationen<br />
gegen dich für die Anklage gesammelt werden können. Der<br />
Staatsanwalt stellt das Verfahren dann ohne dein Zutun ein,<br />
was sich auch ein wenig hin ziehen kann, je nachdem wie voll<br />
sein Schreibtisch gerade ist.<br />
Mit einem nach §31a BtmG eingestellten Strafverfahren hast<br />
du keinen Eintrag im Vorstrafenregister, bist also in dieser<br />
Hinsicht gewissermaßen „sauber“. Je nach Bundesland gibt es<br />
aber bei der Polizei interne Akten und Datenbanken, die bei<br />
Kontrollen den Umgang mit den Kontrollierten erleichtern sollen<br />
– per Funk bekommen die Polizisten dann also möglicherweise<br />
Informationen wie „Btm-Konsument“, „Sexualstraftäter“<br />
oder „unkooperativ bei Kontrollen“. Dabei unterscheiden sich<br />
nicht nur die Bundesländer, mit einer besonderen Sammelwut<br />
in Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg, sondern<br />
auch die einzelnen Dienststellen: Neben den offiziellen, dem<br />
Datenschutzbeauftragten des Landes bekannten Datenbanken,<br />
gibt es manchmal auch inoffizielle, die keinerlei Regulierung<br />
unterliegen. Ob nun in deinem Fall tatsächlich ein Eintrag in<br />
eine Polizeiakte erfolgt, hängt auch spezifisch von deinem<br />
Fall ab, also davon, ob ein solcher Eintrag als gewinnbringend<br />
für die polizeiliche Arbeit gesehen wird – es gibt leider keine<br />
Kriterien nach denen ich dir von hier aus sagen kann: Ja oder<br />
Nein. Eigentlich ist eine Grenze von 10g Cannabis für solche<br />
Einträge vorgesehen, die aber oft nicht eingehalten wird. Du<br />
kannst allerdings Auskunft über die von dir gespeicherten<br />
Daten anfordern: Unter https://www.datenschmutz.de/cgibin/auskunft<br />
kannst du dir die entsprechenden Schreiben an<br />
die betreffenden Behörden sogar einfach als PDF generieren<br />
lassen und ausdrucken. Ansonsten mach einfach mal den Test<br />
und fahre ein paar Mal nach Holland und zurück, bis du kontrolliert<br />
wirst, am Verhalten des dich kontrollierenden Polizisten<br />
vor- und nach der Personalienüberprüfung wirst du sicher<br />
auch etwas darüber erfahren, was sie über dich wissen.“<br />
Jimmy (ohne Alter und Wohnort) fragt:<br />
„Gude an das Exzessiv-Team. Ich hab mal eine Frage, und zwar<br />
ist von einem Kumpel der Bruder Polizist. Und mein Kumpel<br />
raucht auch „Sport-Kippen“ und das weiß der Polizisten-Bruder<br />
und er hat zu ihm gesagt: Ich geb‘ dir einen Tipp, wenn<br />
dich die Polizei anhält und du was geraucht hast, sagst du,<br />
hast ein Bier getrunken damit sie dich blasen lassen. Weil,<br />
wenn sie dich blasen lassen, dürfen sie dich nicht mehr<br />
pinkeln lassen, weil sie pro Kontrolle nur einen Test<br />
machen dürfen (Urintest oder Alk-Test), stimmt das?<br />
Dürfen sie ein nur einen Test machen?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Lieber Jimmy,<br />
leider ist auch vielen Polizisten nicht klar, was<br />
sie eigentlich genau tun dürfen und was nicht.<br />
Daher obliegt es uns Cannabiskonsumenten,<br />
um neben der Willkür der Strafverfolgung<br />
nicht auch noch Opfer polizeilicher Willkür<br />
zu werden, unsere Rechte genau zu kennen.<br />
In solchen Fällen ist dies aber nicht<br />
ganz einfach: Polizei ist Ländersache, und<br />
daher sind die meisten Polizeidinge in jedem<br />
Bundesland einzeln geregelt – ich weiß<br />
leider nicht, aus welchem Bundesland du<br />
kommst.<br />
Von einer solchen Vorschrift ist mir nichts<br />
bekannt, und ich denke nicht, dass es dafür<br />
eine gesetzliche Grundlage gibt: Die Schnelltests,<br />
sei es auf Alkohol oder auf Drogen, sind<br />
ohnehin freiwillig. Das heißt, wenn du den Test<br />
verweigerst, wird er auch nicht durchgeführt<br />
– egal wie viele oder welche Tests schon gemacht<br />
wurden und was du denen erzählst. Sollte aber der<br />
Verdacht bestehen, dass du unter Drogeneinfluss<br />
stehst (Rote Augen, Riesenpupillen, Nervosität, verwaschene<br />
Aussprache, sonstige Ausfallerscheinungen,<br />
in einigen Regionen auch dunkle Hautfarbe, Dreadlocks<br />
oder Rauchgeruch im Auto) kommst du bei Verweigerung<br />
des Schnelltestes zur Blutentnahme mit auf die Wache. Sollte<br />
dieser Test negativ ausfallen, kannst du die Blutentnahme<br />
als Körperverletzung anzeigen, daher wird so etwas in der Regel<br />
nur gemacht, wenn der Eindruck von Drogeneinfluss den<br />
Polizisten deutlich genug ist.<br />
Dass in der Regel nur ein Schnelltest gemacht wird, könnte<br />
daran liegen, dass diese Tests auch Geld kosten und nur in begrenzen<br />
Stückzahlen an der Kontrollstelle vorrätig sind. Das ist<br />
dann aber eher eine interne Vorschrift als etwas, worauf man<br />
sich allgemein bei Verkehrskontrollen verlassen sollte. Wenn<br />
man etwas durch den Wind erscheint, kann ein negativer Alkoholtest<br />
auch noch zusätzlich den Verdacht auf Drogenkonsum<br />
erhärten – hat man dagegen 0,2 Promille „Restalkohol“ kann<br />
man damit sicher einiges an roten Augen etc. begründen. Auch<br />
das ist aber riskant: Wird der Mischkonsum von Alkohol und<br />
Cannabis nachgewiesen, kann man recht sicher davon ausgehen,<br />
dass die Fahreignung angezweifelt wird, das heißt der<br />
Führerschein erst einmal weg wäre. Du kannst ja den Bruder<br />
deines Kumpels noch einmal genauer fragen, wie denn seine<br />
Erfahrungen in der Verkehrskontroll-Praxis mit dem Testverhalten,<br />
aber auch mit Ausreden der Fahrer sind.“<br />
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gss reformieren Deutschland III<br />
deutschland geht den Bach hinunter und du bist mitten drin statt nur dabei.<br />
Deutschland schafft sich ab, doch ganz anders als die meisten dachten ...<br />
wer hätte schon vorhergesehen, dass ausgerechnet die rechten, konservativen<br />
Parteien Deutschland ruinieren. Nun gut, von uns hätte ja keiner was anderes<br />
erwartet, aber wir waren es nicht! WIRKLICH, wir stecken da nicht dahinter,<br />
wir sind selber ganz perplex.<br />
Aber seien wir ehrlich, auch das Ruinieren hätten wir besser hinbekommen. Daher<br />
nun der dritte und letzte Teil unseres Deutschlands, wie es sein sollte:<br />
§ 9. Staatsfeinde<br />
§ 9.1. Die Würde der Staatsfeinde ist antastbar.<br />
§ 9.2. Die CDU wird zur Spaßpartei und alle Mitglieder bekommen eine Achterbahnfahrt<br />
gratis, die aus der CSU dürfen so lange fahren bis sie kotzen,<br />
dank Alkohol dauert das ja eh nicht so lange (es müssen aber alle im Karussell<br />
gekotzt haben). Alle anderen Parteimitglieder bekommen eine Biokartoffel ...<br />
damit sind Wahlen obsolet.<br />
§ 9.3. Kohlrabi wird verboten.<br />
§ 10. Totmachen<br />
§ 10.1. Jeder Bürger muss in seinem Leben irgendwas erschiessen, vorzugsweise<br />
etwas, was als lieb gilt, beispielsweise Hunde.<br />
§ 10.2. Für jede tot abgegebene Taube und Ratte gibt es einen Keks.<br />
§ 10.3. Die Führungsriege von bp muss uns mit bloßen Händen ein Schloss im<br />
Himalaya bauen.<br />
§ 11. Aussenspolitik<br />
§ 11.1. Weltkriege werden mit der Fussball-WM zusammengelegt. Alle Fussballspieler<br />
bekommen eine Waffe.<br />
§ 11.2. Deutsche Staats-Verbündete: Kim Jong Il/Un, Gadaffi und Berlusconi<br />
§ 11.3. Die Mauer wird wieder aufgebaut. Durchlass nur nach erfolgter Gesichtskontrolle.<br />
Könige sind ausgenommen bzw. gelten als wunderschön.<br />
§ 11.4. Bayern wird, da nicht mehr benötigt, unter den dortigen Warlords aufgeteilt.<br />
Zum Abschied des Landes tönt über die Volkslautsprecher ein kurzes<br />
„Muh“.<br />
§ 12. Verschönerungsmaßnahmen<br />
§ 12.1. Aus dem Müll werden in der Stadt<br />
große Berge zum Skifahren gebaut.<br />
§ 12.2. Sowohl die Nord- als auch die Ostsee<br />
wird an die Spree verlegt. Berlin wird dadurch<br />
zur Insel. Bundesländer nördlich von Berlin<br />
dürfen wegen Unwichtigkeit bedenkenlos geflutet<br />
werden.<br />
§ 12.3. Jeder Bürger muss Ledertangas tragen.<br />
Das Einschmieren mit Wund- und Heilsalben<br />
wird mitunter verboten. Bei Zuwiderhandlung<br />
wird eine Häutung durchgeführt.<br />
§ 12.4. Die Polizei trägt ab sofort rosa Uniformen,<br />
vorzugsweise als Häschenkostüm.<br />
§ 13. Sinnvolles Recht<br />
§ 13.1. Es darf nichts mehr gefunden werden<br />
(suchen ist ok, mehr nicht).<br />
§ 13.2. Die Könige dürfen wahlweise jedes<br />
Auto nützen, das herumsteht. Um dies zu gewährleisten,<br />
müssen immer alle Schlüssel im<br />
Zündschloss stecken bleiben. Sollten die „Besitzer“<br />
noch im Auto sein, dürfen sie kniend<br />
und dankend das Auto übergeben.<br />
Die komplette neue Verfassung von Paragraph 1 bis<br />
13 findet ihr im Netz unter www.grossstadtsurvivor.de.<br />
Jeder, der sich ab sofort daran hält, bekommt ein Eis,<br />
alle anderen werden der blutigen Revolution zum Opfer<br />
fallen.<br />
Was Merkel begonnen hat, führen wir zu Ende: Nie<br />
wieder Deutschland.<br />
deine<br />
grossstadtsurvivor<br />
Teil3<br />
Illu: marker
#124 / 11.10 21<br />
reader‘s finest<br />
Die Sportzigarette danach<br />
Text: Sadhu van Hemp<br />
Jährlich werden unzählige Sportlerkarrieren vorzeitig beendet,<br />
und das wegen angeblichen Dopings mit Tetrahydrocannabinol.<br />
Die Richtlinien der internationalen Sportverbände sind eindeutig:<br />
Cannabiskonsum hat im Sport keinen Platz – und dazu zählt auch der<br />
Après-Joint nach der Turnstunde.<br />
Welcher Sportfreund kennt es nicht, das Bierchen danach?<br />
Für viele Turnbrüder und Turnschwestern ist die dritte Halbzeit<br />
die schönste, wenn man im Schweiße seines Angesichts<br />
und von körpereigenen Endorphinen durchflutet im Kreise<br />
seiner Mannschaftskollegen sitzt und die Seele baumeln lässt.<br />
In vielen deutschen Fußballteams ist nicht der der wichtigste<br />
Mann, der die Tore schießt, sondern der, der den Bierkasten<br />
trägt. Bei den Bayern aus München ist es sogar gute alte Tradition,<br />
mit Gerstensaft zu duschen.<br />
Nun würde kein Sportverband der Welt auf die Idee kommen,<br />
das Genussmittel Bier auf die Dopingliste zu setzen und<br />
die Konsumenten als unsportliche Betrüger zu ächten, obwohl<br />
das Betäubungsmittel Alkohol erwiesenermaßen im Wettkampf<br />
eingesetzt zu Schwankungen in der Leistung, Motivation<br />
und Konzentration führt. Insbesondere Sonntag morgens auf<br />
deutschen Fußballplätzen um die Ecke wird dieses Phänomen<br />
sichtbar, wenn sich restalkoholisierte Freizeitkicker ohne Sinn<br />
und Verstand gegenseitig in die Knochen treten, und das vor<br />
den blutunterlaufenen Augen des Schiedsrichters, der es noch<br />
gerade so vom Tresen in den Mittelkreis des Schlackeplatzes<br />
geschafft hat.<br />
Ganz anders verhält es sich jedoch, wenn der Sportler nach<br />
dem Training ein bisschen Cannabis oder Haschisch inhaliert,<br />
um zur Ruhe zu kommen. Im Amateur- und Profibereich unserer<br />
Sportvereine gilt nämlich der Grundsatz des absoluten<br />
Cannabis-Verbots, das das Deutsche Sportgericht in unzähligen<br />
Schuldsprüchen in Stein gemeißelt hat: „Spieler unter<br />
THC-Einfluss erleben eine Distanz zur aktuellen Spielsituation,<br />
sind risikobereiter und können daher für Mitspieler eine<br />
erhöhte potenzielle Verletzungsgefahr darstellen.“<br />
Diese Argumentation offenbart den geistigen Kleinwuchs<br />
der Sportfunktionäre, die mal eben die Wirkung<br />
des Alkohols dem Hanf andichten und mit dieser Lüge<br />
schamlos zu Felde ziehen. Dass die Sportverbände dabei<br />
gegen das vom Bundesverfassungsgericht 1994 bestätigte<br />
Recht auf Rausch hinsichtlich des Cannabisgenusses<br />
verstoßen, wird völlig ausgeblendet – offensichtlich sind<br />
im Anti-Doping-Krieg Kollateralschäden zulässig, wenn<br />
es um den Endsieg geht. Dass es bis heute kein Athlet gewagt<br />
hat, sein Grundrecht auf Rausch einzuklagen, zeigt,<br />
dass Angst vor Repressionen die Seele auffrisst, auch die<br />
der kiffenden Sportskanone. Die Spritköppe der großen<br />
deutschen Sportverbände stoßen auf keinen nennenswerten<br />
Widerstand, was das THC-Verbot betrifft, und<br />
der unselige Slogan „KEINE MACHT DEN DROGEN“<br />
ist nach wie vor die Parole, wenn es darum geht, Kinder<br />
und Jugendliche frühzeitig auf den Konsum einer der<br />
härtesten Drogen der Welt zu trainieren – den Alkohol.<br />
Diese kleine Freizeit-Ethik der Sportfunktionäre ist dann<br />
auch die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, besonders<br />
im Juniorenbereich, wo ein Joint genügt, um sich<br />
die Karriere im Leistungssport zu verbauen. Statt jungen<br />
Erwachsenen, die wie alle in diesem Alter noch auf der<br />
Suche sind, einen lebensnahen und offenen Hort zu bieten,<br />
vergrault man die Talente, schneidet ihnen wegen<br />
Missachtung des Grundsatzes „Saufen ja – Kiffen nein!“<br />
die Ehre ab.<br />
die nötige Brisanz verlieh und dem sportiven Dreadlock-Träger<br />
eine Nacht hinter Gittern und eine Schlagzeile im amerikanischen<br />
Blätterwald einbrachte. Der Manager der Chicago<br />
Bulls brachte es schließlich auf den Punkt: „Hätte er mal den<br />
Hennessy weggelassen.“ Die Strafe betrug satte 406 Dollar, die<br />
der NBA-Superstar wohl aus der Tagesportokasse bezahlt hat,<br />
wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Haschbruder der<br />
Bulls gerade einen Fünf-Jahres-Vertrag über 60 Millionen Dollar<br />
abgeschlossen hat.<br />
Auch in Deutschland fliegen regelmäßig THC-gedopte Basketballer<br />
von Korb zu Korb, gerade so als wäre diese Leibesübung<br />
extra für Kiffer erfunden worden. Kaum hat die BBL-<br />
Saison begonnen, kann man die Uhr danach stellen, bis der<br />
erste Dribbelkünstler den Doping-Kontrolleuren ins Netz geht.<br />
Auch die deutsche Rangliste ertappter Korbballer hat Rang<br />
und Namen: Vorneweg Heiko Schaffartzik. Der aktuelle Guard<br />
der Nationalmannschaft wurde 2005 des THC-Dopings überführt,<br />
genauso wie Nate Fox, der 2008 erwischt wurde und für<br />
den Sponsor seines Clubs, die Pharmabude Bayer-Schering,<br />
schlechte, sehr schlechte Reklame machte. Selbst in der 2. Basketballbundesliga<br />
finden sich Spieler, die fleißig THC-Abbauprodukte<br />
ins Röhrchen machen, wie z.B. Ermen Reyes-Napoles<br />
von Science City Jena.<br />
Endlos ist die Liste der Schuldigen, und sie wird mit jedem<br />
Wettkampf länger. In Fachkreisen wird gemunkelt, dass ca.<br />
15 Prozent der in Deutschland ermittelten positiven Dopingproben<br />
mit den Abbauprodukten des gemeinen Hanfes kontaminiert<br />
sind. Kiffer gehören demnach zur größten Sünderfraktion<br />
der dopenden Athleten. In die Schlagzeilen kommt<br />
aber nicht jeder kiffende Leistungssportler, denn letztlich gehört<br />
dem Champion die ganz große Aufmerksamkeit, und der<br />
wird sich hüten, ausgerechnet durch die lächerliche Substanz<br />
THC aufzufliegen. Hasch-Doper aus dem zweiten und dritten<br />
Glied und Semiprofis einer Randsportart werden still und leise<br />
bestraft und suspendiert. Die große Medienshow bleibt den<br />
Hardcorejunkies aus der Radsportszene wie Alberto Contador<br />
oder Jan Ullrich vorbehalten, es sei denn, man schwimmt Weltrekorde<br />
und heißt Michael Phelps. Ausgerechnet dieser Prototyp<br />
eines amerikanischen Traumschwiegersohnes brüskiert die<br />
Weltöffentlichkeit, indem er, der vierzehnfache Olympiasieger,<br />
ungeniert an der Wasserpfeife saugt, anstatt in Milch schwimmende<br />
Cornflakes zu schlabbern. Leider zeigte die kraulende<br />
Werbe-Ikone kein Rückgrat. Brav hat er den Schwanz eingezogen,<br />
alles bereut – und vom Teufelskraut abgeschworen.<br />
Die Frage, wer die Macht hat, Cannabis von der Dopingliste<br />
zu nehmen, ist daher nicht so einfach zu beantworten. Den<br />
Bonzen der Sportdachverbände fehlt die nötige Unabhängigkeit<br />
von den politischen Entscheidungsträgern, die ihrerseits<br />
nur Vasallen des Großkapitals sind. Nicht von ungefähr tragen<br />
die Bundesligaspieler aus Leverkusen den Namen eines Pharmakonzerns<br />
im Vereinswappen, und die Balljungen in der Veltins-Arena<br />
sind die Biertrinker von morgen. Die einzigen, die<br />
wirklich etwas bewegen können, sind die Sportler selbst. Ein<br />
leises Aufbegehren zeigte letztes Jahr die internationale Spielervereinigung<br />
der Profifußballer Fifpro. Usbekistan und die Niederlande<br />
(wer sonst?) haben eine mutige Initiative gestartet, die<br />
für eine Legalisierung von Cannabis eintritt. Die Spielervereinigung<br />
argumentiert u.a. damit, dass bislang kein Nachweis auf<br />
eine bessere oder außergewöhnliche Leistung bei Sportlern unter<br />
Cannabiseinfluss erbracht wurde. Übrigens: Der Deutsche<br />
Fußballbund (DFB), mit sechs Millionen Mitgliedern der größte<br />
Sportverband der Welt, gehört der Fifpro nicht an – wer sonst!<br />
Die NBA-Korbjäger lachen hingegen über die Dopingrichtlinien<br />
des Deutschen Sportbundes, denn wie die<br />
New York Times zu berichten weiß, rauchen 70% der<br />
Basketballprofis regelmäßig Pot – und die Sportfunktionäre<br />
gucken weg, schließlich sind die hochbezahlten<br />
Ballkünstler das lebende Kapital der Clubeigentümer. Da<br />
hat es keinen Schnüffler der World Anti-Doping Agency<br />
(WADA) zu interessieren, ob die Kunst stoned ausgeübt<br />
wird oder nicht. Dem Publikum ist es sowieso schnurz,<br />
Hauptsache schnelle Dribblings, scharfe No-Look-Pässe<br />
und präzise Dreierwürfe sorgen für Kurzweil. Die ewige<br />
Bestenliste der kiffenden Riesen führt große Namen<br />
auf, darunter lebende Legenden wie Charles Barkley,<br />
Dennis Rodman oder Damon Stoudamire, die längst keinen<br />
Hehl mehr daraus machen, dass Hanf als homöopathisches<br />
Hausmittelchen gegen den Stress der Liga mit<br />
über 82 Spielen bestens geeignet ist.<br />
Der Umgang mit kiffenden Sportlern ist aber auch in<br />
den USA verlogen und treibt so manche Blüte. Zum Beispiel<br />
die des Forward der Chicago Bulls Joakim Noah.<br />
Das Söhnchen des einstigen French-Open-Siegers und<br />
heutigen Popsängers Yannik Noah wurde 2008 während<br />
der Off-Season nach einer durchzechten Nacht in Florida<br />
von einer Polizeistreife aufgegriffen, nachdem man<br />
ihn mit einer Plastikflasche angetroffen hatte, in der eine<br />
gold-gelbe Flüssigkeit glänzte. Nein, er trug nicht seine<br />
Notdurft mit sich herum, auch nicht öffentliches Kiffen<br />
wurde dem Zwei-Meter-Hünen zum Verhängnis, sondern<br />
der niedliche Umstand, dass das Durststillen in der<br />
Öffentlichkeit mit Cognac verboten ist. Auf dem Revier<br />
fand sich dann aber noch eine Marihuana-Zigarette an,<br />
die der Strafanzeige wegen öffentlichen Komasaufens<br />
Illu: marker<br />
„Spieler unter THC-Einfluss erleben eine Distanz zur aktuellen Spielsituation,<br />
sind risikobereiter und können daher für Mitspieler eine erhöhte<br />
potenzielle Verletzungsgefahr darstellen.“<br />
Das Deutsche Sportgericht
22 #124 / 11.10<br />
#124 / 11.10<br />
23<br />
news<br />
news<br />
Legal Highs -<br />
eine nüchterne Bestandsaufnahme<br />
Chemische Derivate der Prohibition<br />
seit Spice & Co ist eine Diskussion entbrannt, die ohne ein<br />
sinn- und zweckloses BtMG wohl nie entstanden wäre.<br />
Es geht hierbei um so genannte „Legal Highs“, also Produkte,<br />
die eine berauschende Wirkung haben, jedoch nicht unter<br />
die jeweils aktuellste Fassung des BtMG fallen.<br />
Wir hatten schon im November 2008 darauf hingewiesen,<br />
dass nach dem Verbot der vier künstlichen Cannabinoide CP 47,<br />
497 sowie JWH-018, JWH-019 und JWH-073 bald schon andere,<br />
nicht dem BtmG unterstellte Cannabinoide, die entstandene<br />
Lücke füllen werden. Das passierte dann auch ziemlich schnell<br />
und die Bundesregierung hat trotz vieler Hinweise zugeschaut<br />
und tut es noch. Obwohl reihenweise Kräutermischungen mit<br />
unbekannten Inhaltsstoffen auf den Markt gekommen sind, haben<br />
sich die Verantwortlichen seit dem ersten Verbot um gar<br />
nichts gekümmert und können sich so auch nicht darauf berufen,<br />
die derzeitige Entwicklung habe keiner kommen sehen.<br />
Selbst wer im JWH-xxx Rausch Auto fährt, riskiert nichts, denn<br />
diese Stoffe sind schlicht mit derzeitigen Methoden nicht nachweisbar.<br />
In Polen hat die Unwissenheit der Politik gar die drogenpolitische<br />
Lachnummer des Jahres hervorgebracht, denn<br />
dort sind die Kräuter, die in Spice enthalten waren, jetzt teilweise<br />
dem BtmG unterstellt, obwohl sie keinerlei berauschenden<br />
Inhaltsstoffe beherbergen.<br />
Während unserer Recherche sind wir auf über 200 künstliche<br />
Cannabinoide gestoßen, die man ganz legal in Fernost<br />
und seit Kurzem sogar in den USA direkt kaufen kann. In den<br />
USA wurden bereits 2009 große Bestände der Marke „Spice“<br />
beschlagnahmt, das mit dem Cannabinoid HU-210 vesetzt war.<br />
Eigentlich dienen künstliche Cannabinoide chemischen Labors<br />
als Trägerstoffe für andere Substanzen, aber in China schert<br />
man sich ohnehin einen feuchten Kehricht um die Pläne eines<br />
zahlungskräftigen Abnehmers. Ein Gramm eines künstlichen<br />
Cannabinoids kostet so um die 50 Euro und ergibt ungefähr<br />
60 Gramm verkaufsfertige Räuchermischung. Bei einem durchschnittlichen<br />
Verkaufspreis von 8 Euro/Gramm kann sich jede/<br />
r ausrechenen, was vom Kuchen übrig bleibt. Die zugefügten<br />
Pflanzen haben übrigens, anders als oft behauptet, in den zugefügten<br />
Dosen keinerlei berauschende Wirkung.<br />
Das Aufbringen des Chemo Harzes auf die Kräuter erfolgt<br />
dann Pi mal Daumen, indem man das eine Gramm des Cannabinoids<br />
zuerst in vier Gramm Aceton löst, um es dann auf die<br />
an sich wirkungslosen Kräuter zu sprühen.<br />
Ganz findige Unternehmer haben ihr gesamtes Betätigungsfeld<br />
komplett nach Hongkong verlegt und regeln alles über das<br />
www, denn in Deutschland versuchen die Behörden immer<br />
wieder mal vergeblich, die Händler solcher Legal Highs aufgrund<br />
eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu verurteilen.<br />
Die sichern sich jedoch ab, indem sie das Produkt zwar<br />
ähnlich wie eine Droge bewerben, jedoch mit dem Hinweis versehen,<br />
es handle sich um eine Räuchermischung. Mittlerweile<br />
gibt es auch legalen Koks oder Ecstasy-Ersatz in Form von<br />
Düngerpillen und Badesalzen. Wo das alles hinführen kann,<br />
ist sehr schwer einzuschätzen, sicher ist, dass eine zeitgemäße<br />
Drogenpolitik diese halb-seidenen Produkte schnell verschwinden<br />
ließe. Wir maßen uns nicht an, ein Thema abschließend zu<br />
bewerten, bei dem sich beide Seiten, Händler und Gesetzgeber,<br />
alle Mühe geben, so wenig transparent wie nur möglich zu<br />
handeln.<br />
Wozu Panikmache statt rationale Aufklärung bei sochen „Legal<br />
Highs“ führen kann, verdeutlicht das Beispiel der ehemaligen<br />
Drogenbeauftragten Marion-Caspers-Merk:<br />
Unter ihrer Regie führte Ende der 1990er Jahre eine mit aller<br />
Medienmacht betriebene Kampagne gegen die neue Killerdroge<br />
„Liquid Ectasy“ dazu, dass GHB (4-Hydroxybutansäure) in<br />
der Partyszene Fuß fassen konnte. Ihre Horrormeldung wurde<br />
so zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung, alle späteren Versuche,<br />
den GBL-Mißbrauch einzudämmen, sind seitdem gescheitert,<br />
da die Grundsubstanz in vielen gängigen Baumarktprodukten<br />
enthalten ist.<br />
Um uns nicht in eine Reihe mit Panikmachern und Populisten<br />
zu stellen, haben wir uns bemüht, die Argumente der Gegner<br />
sowie der Befürworter dieser neuartigen „Legal High“ Substanzen<br />
aufzulisten (Siehe Kasten).<br />
Nix sehen, nix hören, nix sagen<br />
Wir hatten die Möglichkeit, mit einem Händler von „Legal<br />
High“-Produkten ein Kurzinterview per e-mail zu führen. Hier<br />
ein paar Ausschnitte:<br />
Ha Jo: Hallo Mr. X!<br />
Mr. X: Hi!<br />
Ha Jo: Wir, das Hanf Journal, stehen, wie du ja sicher<br />
weißt, für Drogenmündigkeit und Aufklärung sowie<br />
gegen die Verteufelung jedweder Substanz um ihrer<br />
selbst willen. Was passiert, wenn man die Badesalze oder<br />
Düngerpillen aus Versehen schluckt oder anderweitig<br />
einnimmt?<br />
Mr. X: Entzieht sich unserer Kenntnis, darüber können wir keine<br />
Auskunft geben.<br />
Ha Jo: Enthalten diese Produkte Stoffe, die beim oben<br />
beschrieben Fall (der versehentlichen Einnahme)<br />
ähnlich wie Amphetamin / Ecstasy / Kokain wirken,<br />
jedoch nicht unter das BtMG fallen?<br />
Mr. X: In allen Produkten sind ausschließlich legale chemische<br />
Substanzen verarbeitet, die weder unter das BtMG noch unter das<br />
AmG fallen, da sie nicht zur menschlichen Einnahme / Konsum verkauft<br />
/ angewendet / beworben werden dürfen. Eine Frage zur Wirkung<br />
auf den menschlichen Körper kann von daher nicht beantwortet werden,<br />
da unsere Produkte aus rechtlichen Gründen ausschließlich zu<br />
den in unseren AGB bestimmten Zwecken angewendet werden dürfen.<br />
Zweckentfremdung zu anderen als diesen bestimmten Zwecken<br />
gehen immer auf eigenes Risiko des Käufers unserer Produkte, welches<br />
du rechtlich mit der Situation vergleichen kannst, wenn jemand<br />
Verdünner / Lösungsmittel / Benzin / Feuerzeuggas in Geschäften<br />
käuflich erwirbt und diese zweckentfremdeten Nutzungen zuführt.<br />
Die Produkte müssen nicht spezifiziert werden, da unsere Produkte<br />
nicht zur menschlichen Einnahme gedacht sind. In diesem Fall gibt es<br />
keine Kennzeichnungspflicht.<br />
Ha Jo: Enthält eure angebotene Räuchermischung ein<br />
legales, künstliches Cannabinoid?<br />
Mr. X: In allen Produkten sind keine illegalen chemischen Substanzen<br />
verarbeitet - mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen!<br />
Pro<br />
Pro Legal Highs<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Weder Konsument noch Händler müssen mit einer<br />
Strafverfolgung rechen.<br />
Wenn doch mal ein meist unvorsichtiger Händler den<br />
„nicht einnehmen“-Hinweis nicht erwähnt hat und vor<br />
Gericht gestellt wird, fallen die Strafen geringer als bei<br />
BtMG-Verstößen aus.<br />
Sind im Blut, Haaren oder Urin nicht nachweisbar.<br />
Bei Spice und anderen Kräutermischungen sind bisher<br />
keine Todesfälle bekannt.<br />
Einfach zu haben.<br />
Contra Legal Highs<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Contra<br />
Alternative Legal Highs?<br />
Man weiß nicht, was man nimmt.<br />
Es gibt keinerlei Erkenntnisse über Suchtpotential oder<br />
Langzeitfolgen. Bei Spice gibt es jedoch zahlreiche Hinweise<br />
langjähriger Konsumenten, die ahnen lassen, dass<br />
ein regelmäßiger JWH-wasweißich-Konsum starke Nebenwirkungen<br />
hat, die viel schlimmer sein sollen, als die<br />
eines regelmäßigen Cannabisgebrauchs.<br />
Die Dosierung kann Glückssache sein, da auch viele<br />
Hersteller nicht über ausreichendes pharmazeutisches<br />
Grundwissen sowie die geeigneten Techniken verfügen.<br />
Man unterstützt Händler, für die Konsumentensicherheit<br />
ein Fremdwort ist und denen der kurzfristige Profit<br />
wichtiger ist, als durch eine Regulierung des Cannabismarktes<br />
eine langfristige Grundlage für ein erfolgreiches<br />
Geschäftsmodell zu gestalten.<br />
Wir wussten aufgrund zahlreicher Recherchen zum Thema<br />
schon vorher, dass man diese Substanzen nicht einnehmen darf<br />
und sie auch nicht in diesem Zusammenhang bewerben darf.<br />
Deshalb haben wir versucht, unserem Interviewpartner<br />
durch die Formulierung der ersten Frage eine Brücke zu bauen<br />
und haben von einer „versehentlichen“ Einnahme gesprochen.<br />
Wir hätten erwartet, dass zumindest für diesen Fall ein Warnhin-<br />
und Verhaltensweis gegeben werden könnte, so wie auf<br />
jeder Shampooflasche. Falsch gedacht. Drei Affen eben.<br />
Auf der anderen Seite sollte man jedoch auch bedenken, dass<br />
jeder Schritt in Richtung Konsumentensicherheit ein rechtliches<br />
Risiko für Produzenten und Händler darstellt, da die<br />
Politik selbst Warnhinweise immer noch als Aufforderung zum<br />
Mißbrauch versteht. Abwägen fällt da sehr schwer, wir sagen<br />
trotzdem: In dubio pro consumendo.<br />
Sicher ist, dass dieses unkontrollierte Drogen-Wettrüsten nur<br />
durch eine Regulierung des Cannabismarktes unter strengen<br />
Jugendschutzbestimmungen beendet werden kann.<br />
Konsumenten- und Jugendschutz 2010 heißt: Regulate It!<br />
Neuester DHV Protestmailer:<br />
Schluss mit Krimi<br />
Verfolgung von Cannabiskonsumenten in Bayern beenden!<br />
fordert die verantwortlichen Politiker in Bayern auf, Cannabisnutzer<br />
zu entkriminalisieren, die aggressive Strafverfolgung<br />
zu beenden und Verfahren bei „geringer Menge“<br />
konsequent einzustellen.<br />
Selbst bei Cannabisdelikten werden oftmals wegen geringster<br />
Mengen Hausdurchsuchungen durchgeführt und ansonsten<br />
unbescholtene Bürger erkennungsdienstlich behandelt.<br />
Darüber, dass trotz der aggressiven Strafverfolgung der Konsum<br />
gerade unter den Bayerischen Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen weiter verbreitet ist als in den Niederlanden,<br />
wird stillschweigend hinweggesehen. Die drastischen drogenpolitischen<br />
Maßnahmen in Bayern verfehlen also ihr eigenes<br />
Ziel völlig, den Cannabiskonsum der Bevölkerung zu senken.<br />
Dafür wird ein erheblicher Teil der Bayrischen Bürger durch<br />
sinnlose Verfolgung, Überwachung und Bestrafung drangsaliert.<br />
Eine EMNID-Umfrage ergab im Juli, dass eine Mehrheit der<br />
Bevölkerung die derzeitige Cannabispolitik ablehnt und sich<br />
einen liberaleren Umgang mit Hanffreunden wünscht - auch<br />
in Bayern.<br />
Fordere deshalb die Bayerische Staatsregierung und die Vorsitzenden<br />
der im Bayrischen Landtag vertretenen Parteien auf,<br />
Cannabiskonsumenten konsequent zu entkriminalisieren, also<br />
• die „geringe Menge“ anzuheben, bis zu der Strafverfahren<br />
gegen Konsumenten eingestellt werden können,<br />
• Verfahren bis zu dieser Menge, wenn kein Handel vorliegt,<br />
konsequent einzustellen, z.B. auch bei Wiederholungstätern,<br />
• alle konsumvorbereitenden Handlungen mit in die Entkriminalisierung<br />
einzubeziehen, also auch Einfuhr und Erwerb<br />
geringer Mengen sowie den Anbau weniger Pflanzen<br />
zum Eigenkonsum.<br />
• keine Geldstrafen und Fahrverbote zu verhängen oder<br />
MPUs anzuordnen, nur weil Autofahrer unwirksame Restmengen<br />
und Abbauprodukte von THC im Blut haben.<br />
• keine Hausdurchsuchungen oder erkennungsdienstlichen<br />
Behandlungen mehr wegen kleiner Mengen Cannabis<br />
durchzuführen.<br />
Zur Teilnahme bitte besucht uns im Web. Danke.<br />
http://hanfverband.de/index.php/aktiv-werden/protestmailer/1203<br />
Cannabis im<br />
Straßenverkehr?<br />
Anfragen im hessischen<br />
Landtag eingereicht<br />
in Zusammenarbeit mit der gesundheits- und sozialpolitischen<br />
Sprecherin der Fraktion „Die Linke im hessischen<br />
Landtag“, Marjana Schott, will die „linke Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Drogenpolitik Hessen“ die öffentliche und politische<br />
Diskussion zu „Cannabis im Straßenverkehr“ versachlichen<br />
und die Umsetzung nachvollziehbarer Regelungen<br />
voranbringen. Gemeinsam mit dem Frankfurter Rechtsanwalt<br />
Dr. Leo Teuter wurden zwei kleine Anfragen ausgearbeitet und<br />
im September von Marjana Schott im hessischen Landtag eingereicht.<br />
Die Beantwortung der Anfragen wird vorraussichtlich<br />
in 2-3 Monaten erfolgen.<br />
In der kleinen Anfrage „Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren<br />
wg. Cannabis im Straßenverkehr“ werden die Themen<br />
Nachweisdauer und Fehlerquote von Drogenschnelltests, Verkehrsunfälle<br />
mit Personenschaden „unter dem Einfluss von<br />
Cannabis“, Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter dem<br />
Einfluss von Alkohol, Nachweis-Methoden zu „Fahren unter<br />
Cannabiseinfluss“, die Begründung der relativen Fahruntüchtigkeit,<br />
die Richtlinien zu Ordnungswidrigkeitsverfahren nach<br />
§24a StVG sowie die Gleichsetzung von Nachweis- und Wirkungsdauer<br />
hinterfragt.<br />
In der kleinen Anfrage „Anwendung der Fahrerlaubnisverordnung<br />
wg. Cannabis im Straßenverkehr“ werden jeweils die<br />
Zahl der Überprüfungen der Fahreignung wegen Cannabis<br />
und Alkohol sowie die Zahl der Fahrerlaubnis-Entziehungen<br />
wegen Cannabis und Alkohol angefragt. Desweiteren wird<br />
die Unterscheidung von „gelegentlichem und regelmäßigem“<br />
Cannabis-Konsum und die Nachweisdauer der angewendeten<br />
Drogen-Screenings hinterfragt.<br />
Rechtsanwalt Dr. Leo Teuter zur Problematik „Cannabis im<br />
Straßenverkehr“ in einem kurzen Statement: Leider könne man<br />
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dem Gesetzgeber, manchen<br />
Gerichten und den Fahrerlaubnisbehörden in Wirklichkeit um<br />
die Bekämpfung des an sich straffreien Cannabiskonsums und nicht<br />
wirklich um die Sicherheit des Straßenverkehrs gehe.<br />
Weitere Informationen zum Thema können im Internet unter<br />
www.linke-drogenpolitik.de (siehe Materialien) in der Broschüre<br />
„Cannabis im Straßenverkehr“ als <strong>pdf</strong> heruntergeladen<br />
werden.<br />
Text: Jo Biermanski
24<br />
news<br />
UNODC-Botschafter mit Pilzerfahrung<br />
Nicolas Cage: Auf Psilos mit seiner Katze<br />
Nicolas Cage wurde im Dezember 2009 zum „Botschafter<br />
für globale Gerechtigkeit des UN-Büros für Drogen und<br />
organisierte Kriminalität (UNODC)“ ernannt<br />
In seiner Funktion als Gerechtigkeits-Botschafter hat mit dem<br />
neuen Chef der UNODC, Yury Fedotov, ein Mittagessen<br />
einnehmen dürfen. ENCOD hat einen offenen Brief an Cage<br />
verfasst, in dem der Schauspieler aufgefordert wird, sich bei<br />
Fedotov für den inhaftierten marokkanischen Menschenrechtsund<br />
Hanfaktivisten Chakib El Khayari einzusetzten<br />
Ob er dem in Fachkreisen als Hardliner bekannten Fedetov<br />
seine Haltung zu halluzinogenen Pilzen unterbreitet hat, darf<br />
bezweifelt werden. Cage hatte im Juli damit geprahlt, als junger<br />
Mann Pilze zusammen mit seiner Hauskatze eingeworfen zu<br />
haben<br />
D - Knast für legale Substanz zum<br />
Eigenbedarf<br />
Bayerischer Amoklauf geht weiter<br />
Beim Thema Drogenpolitik hat sich der Freistaat anscheinend<br />
endgültig von rechtsstaatlichen Prinzipien verabschiedet:<br />
In Neuhaus wurde ein 21-Jähriger zu Freizeitarresten<br />
verurteilt, weil er zusammen mit einem Freund zwei Gramm<br />
eines legalen Aufputschmittels erworben hatte, das dieser für<br />
Speed hielt.<br />
Schon die Absicht zum illegalen Drogenerwerb reiche aus, begründete<br />
der Richter sein Urteil.<br />
USA - War on Pot in Kalifornien?<br />
Generalstaatsanwalt hält Proposition 19 für nicht bindend<br />
US-Generalstaatsanwalt Eric Holder hat<br />
angekündigt, den Besitz und den Handel<br />
selbst dann weiterzuverfolgen, wenn die<br />
Kalifornier/innen sich am 2.November entscheiden,<br />
den Handel, Anbau und Konsum<br />
staatlich zu regulieren<br />
Wörtlich sagte Holder, er werde die (Bundes)-<br />
Gesetze, die den Handel, die Weitergabe und den<br />
Anbau von Marihuana verbieten, mit aller Kraft durchsetzen.<br />
Ähnliche Worte kamen schon 1996 aus Washington, als mit der<br />
Entscheidung über Proposition 215 der legale Umgang mit medizinischem<br />
Cannabis eine Gesetzesgrundlage erhielt.<br />
Der damalige Generalstaatsanwalt Naysayers sagte seiner Zeit,<br />
dass die Verabschiedung von Proposition 215 eine symbolische<br />
Geste sei und die Bundesregierung auch weiterhin jedweden<br />
Cannabisgebrauch verfolgen werde. Nach Jahren der Hatz von<br />
der Bundesdrogenpolizei DEA auf legale Patienten, Ärzte und<br />
Versorger wurde klar, dass ein Verbot gegen den Willen der<br />
eigenen Bevölkerung nicht durchsetzbar ist und Obama selbst<br />
beendete die andauernden repressiven Maßnahmen kurz nach<br />
seiner Wahl<br />
Ob die Obama Administration wirklich den Mut und die Ressourcen<br />
hat, den „War on Cannabis“ wie angekündigt auch<br />
massiv gegen das eigene Volk und gegen dessen Willen zu führen,<br />
wird die Zukunft zeigen.<br />
CH - Das dauert<br />
Bussenmodell vor der Umsetzung?<br />
Bei der Ablehnung der Hanfintiative 2008 wurde gleichzeitig<br />
eine Revision des Schweizer Betäubungsmittelgesetzes<br />
beschlossen, dem zufolge es nur noch Bussen für‘s Kiffen<br />
geben sollte. Die Umsetzung wurde auch schon mehrfach<br />
angekündigt, allerdings wurde die Revision bis dato nicht<br />
realisiert, es gilt immer noch das alte Gesetz, nach dem selbst<br />
der Konsum von Cannabis eine Straftat ist. Das könnte aber<br />
kommendes Jahr endgültig der Vergangenheit angehören:<br />
Vergangenen Donnerstag hat die Gesundheitskommission<br />
(SGK) des Nationalrats mit 18 zu 7 Stimmen beschlossen, dass<br />
Kiffer nicht mehr zwingend angezeigt werden, sondern künftig<br />
noch eine Busse zahlen müssen.<br />
Allerdings bestehe noch Uneinigkeit über Details wie die Höhe<br />
der Bussen oder darüber, wie mit Minderjährigen verfahren<br />
werden solle, so die „NZZ“-online.<br />
www.nzz-online.ch<br />
LU - UFCM Vorsitzender wegen<br />
Cannabis strafrechtlich verfolgt<br />
Meldung vom IACM: Vorsitzender der UFCM wegen<br />
Verschreibung von Cannabis strafrechtlich verfolgt<br />
Dr. Jean Colombera, Arzt und Abgeordneter des Luxemburger<br />
Parlaments, wird nach einem kürzlich ausgestrahlten<br />
Fernsehinterview über die Verschreibung von Cannabis an<br />
Patienten aus Luxemburg von der Staatsanwaltschaft wegen<br />
Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz strafrechtlich<br />
verfolgt. Er ist Vorsitzender der UFCM (Union Francophone<br />
pour les Cannabinoïdes en Médecine, Französischsprechende<br />
Vereinigung für Cannabinoide in der Medizin). Dr. Colombera<br />
verschreibt seit 18 Monaten Cannabis an Patienten, die diese<br />
Rezepte in holländischen Apotheken einlösen.<br />
Der Gesundheitsminister<br />
von Luxemburg sei über<br />
das Verhalten von Dr.<br />
Colombera empört.<br />
Er habe sich dazu<br />
entschlossen, sein Handeln<br />
publik zu machen, um<br />
auf die aktuelle Situation<br />
aufmerksam zu machen,<br />
erklärte Dr. Colombera in<br />
einer Stellungnahme. Ihm<br />
werde die Verschreibung<br />
und der Import von illegalen<br />
Luxemburg: Auf dem Rücken der Patienten.<br />
Substanzen und die<br />
Verschreibung zu hoher<br />
Mengen vorgeworfen. Er könne nun keine Verschreibungen<br />
mehr durchführen und müsse seine Patienten in einer<br />
schwierigen, zum Teil verzweifelten Situation zurücklassen.<br />
Quelle: Union Francophone pour les Cannabinoïdes en Médecine (UFCM)<br />
D - Ermessensspielraum bei der<br />
Drogenbekämpfung?<br />
Polizei-NRW: GdP-Landesvorsitzender Frank Richter meint<br />
„Konsumentenverfolgung bindet ungeheuere Ressourcen“<br />
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein<br />
Westfalen, Frank Richter, hat anlässlich eines dreitägigen Fachseminars<br />
seiner Gewerkschaft „mehr Ermessensspielraum“ bei<br />
der Verfolgung von Cannabiskonsument/innen gefordert.<br />
In einer entsprechenden Pressemeldung heisst es, dass in<br />
Deutschland ein Drittel aller 12- bis 25-Jährigen mindestens einmal<br />
im Leben Cannabis probiert hätten und das Ausprobieren<br />
von Cannabis zu einer vorübergehenden Lebenserfahrung für<br />
viele Jugendliche gehöre. Diese Lebensrealität vieler Jugendlicher<br />
muss der Gesetzgeber zur Kenntnis nehmen. Wichtiger als die Verfolgung<br />
jedes Gramms Cannabis-Besitzes ist die konsequente Verfolgung<br />
der Dealer und Profiteure des Drogenhandels und der Ausbau<br />
von Hilfsangeboten für Drogenabhängige, fordert der GdP-Vorsitzende<br />
auf dem Seminar in Grefrath/Niederrhein.<br />
D - Aftershow bei der Polizei<br />
Bayern: Einem als Konsument „bekanntem“ Bürger<br />
widerfährt erfolgreiche Schließmuskel-Begutachtung<br />
Bayrische Polizisten sind an<br />
der Grenze zu Tschechien<br />
nicht davor zurückgeschreckt,<br />
einem Deutschen Staatsbürger<br />
in den Allerwertesten zu<br />
schauen, um dort eine Geringe<br />
Wer im Glashaus sitzt.... Foto: Archiv<br />
Menge Speed zu finden. Da<br />
nach Aussage der Polizei bei<br />
dem als Drogenkonsument bekannten Mann bei einer Standard-Kontrolle<br />
nichts zu finden war, riefen die Beamten einen<br />
Arzt herbei, der sich ein wenig mit dem After des Verdächtigen<br />
beschäftigte. Dort entdeckte er eine Geringe Menge Amphetamin.<br />
Die muss dann auch sehr gering gewesen sein, da in Bayern alles<br />
über einem halben Gramm keine Geringe Menge mehr ist.<br />
USA - Regulierung des Cannabismarktes<br />
lässt Profite der Kartelle sinken<br />
Rand-Studie in den USA vorgestellt<br />
Das US- amerikanische „Rand Cooperation“ war bislang für<br />
ihre „Pro-Drug-War“ Studien berüchtigt und hatte vor nicht<br />
allzu langer Zeit eine dubiose Studie zur Proposition 19 in Kalifornien<br />
veröffentlicht. Doch selbst die konservativen Forscher<br />
mussten in ihrer jüngsten Studie zugeben, dass eine Regulierung<br />
des Cannabismarkts die Profite der Drogenkartelle massiv<br />
mindern würde. In der Zusammenfassung liest sich das dann<br />
aber so: [...] würden die Gewinne nicht dramatisch verringern.<br />
Aha, nicht dramatisch. Die betreffende Passage in der Studie<br />
liest sich ein wenig anders. Frei nach dem Motto: „Was sein soll,<br />
darf nicht sein.“<br />
PER/ES - Nobelpreisträger für<br />
Legalisierung<br />
#124 / 11.10<br />
Vargas Llosa: Legalisierung ist die einzige Lösung<br />
Der neue Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa hat<br />
sich angesichts der unabsehbaren Folgen des „War On Drugs“<br />
für eine Legalisierung aller Drogen ausgesprochen: Dies (eine<br />
Legalisierung) ist die einzige Lösung. Der Drogenschmuggel kann<br />
nicht mit militärischen Mitteln besiegt werden. Es wird ihn geben,<br />
solange es Abnehmer von Rauschgift gibt.<br />
Diese Aussage überraschte ein wenig, denn der Peruaner, der<br />
vergangenen Donnerstag die wichtigste literarische Auszeichnung<br />
weltweit zugesprochen bekommen hatte, ist politisch<br />
eher dem neo-liberalen Lager zuzuordnen. Er hatte 1990 als<br />
Präsidentschaftskandidat mit einen marktliberalen Programm<br />
kandidiert, war jedoch dem späteren Präsidenten Fujimori unterlegen.<br />
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#124 / 11.10 25<br />
news<br />
››› Weltweit breit - Fortsetzung<br />
NL - Könnte eng werden<br />
Neue Coffeeshopregelung:<br />
Private Clubs statt öffentliche Geschäfte?<br />
Zwar gab es in den vergangenen Jahren mehrere Pläne, den<br />
Coffeeshoptourismus in die Niederlande einzudämmen, die in<br />
Form einiger Modellversuche in Form eines so genannten „Coffeeshop-Ausweises“<br />
jedoch bis heute immer auf grenznahe<br />
Gemeinden beschränkt waren. Das Coffeeshopmodell an sich<br />
wurde selbst von der letzten konservativen Regierung nicht in<br />
Frage gestellt.<br />
Die nach der Wahl enstandene unheilige Koalition aus Konservativen<br />
unter der Duldung des islamfeindlichen Populisten<br />
Wilders hat jetzt Pläne vorgestellt, denen zufolge das Ausweis-<br />
Modell einiger grenznaher Gemeinden jetzt auf das gesamte<br />
Land ausgedehnt werden soll. Im Klartext hieße das: Coffeeshops<br />
wären dann private Clubs, in denen nur noch Menschen,<br />
die über einen Wohnsitz in den Niederlanden verfügen, eine<br />
Zutrittsberechtigung in Form einer Mitgliedskarte erhielten.<br />
Quelle: azaruis.net<br />
USA - High Five für Arni<br />
Gouverneur entkriminalisiert kleine Mengen Cannabis<br />
Kurz vor der Abstimmung über eine komplette Legalisierung<br />
am 2. November diesen Jahres hatte das kalifornische<br />
Unterhaus, die „California State Assembly“, vor einem Monat<br />
ein Gesetz verabschiedet, das den Besitz von weniger als einer<br />
Unze (28,5 Gramm) Cannabis von einer geringfügigen Straftat<br />
zu einer Ordnungswidrigkeit umstufte.<br />
Untergraben: Die Hanf Prohibition in Kalifornien - Illu: marker<br />
Die notwendige Zustimmung von Gouverneur Arnold<br />
Schwarzenegger gab es dann vergangenen Freitag. Er sei zwar<br />
weiterhin gegen eine Legalisierung von Cannabis, das Budget<br />
lasse es jedoch nicht zu, eine einem Verkehrsdelikt ähnliche<br />
Verfehlung weiterhin strafrechtlich zu ahnden.<br />
Das Gesetz, das wahrscheinlich schon Anfang nächsten Jahres<br />
in Kraft treten wird, sieht eine einfache Strafe in Höhe von 100<br />
US$ für den Besitz von bis zu einer Unze Gras vor.<br />
USA - Wann legalisiert Oregon?<br />
Abgeordneter plant Gesetzesinitiative<br />
›››<br />
„Erster Cannabistoter in Bayern<br />
Unbemerkt von der Öffentlichkeit vermeldet die Polizeidirektion<br />
Oberbayern Süd den ersten Cannabistoten“<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
erkennungsdienstlich zu behandeln, ohne irgendwelche verbotenen<br />
Substanzen zu finden, ist eines Rechtsstaates definitiv<br />
nicht würdig. Hanfaktivisten werden, trauen sie sich mal an de<br />
Öffentlichkeit, im Süden sofort mit undemokratischen Mitteln<br />
an ihrer Arbeit gehindert und kriminalisiert: In Fürth ermittelt<br />
die Staatsanwaltschaft gegen einen jungen Mann, der Flugblätter<br />
des Deutschen Hanfverbands an Bushaltestellen ausgelegt<br />
hatte wegen angeblicher Aufforderung zur Sachbeschädigung.<br />
Denn, so wird argumentiert, die Kritik an der Werbeaktion der<br />
Stadtwerke, könnte von der „Szene“ als Aufruf zum Graffiti<br />
verstanden werden.<br />
Stein des Anstoßes war ein Bus der Stadtwerke, auf dem die<br />
Polizei Fürth einen durchgestrichenen Joint und ein Cannabisblatt<br />
mit dem Untertitel „Drogen machen cool“ neben einer<br />
Leiche abgebildet hatten. Eine Buchung von Werbeflächen für<br />
den DHV auf Münchner Bussen hingegen hatten die dortigen<br />
Stadtwerke kurz zuvor abgelehnt: Fünf Busse sollten für den<br />
DHV drei Monate lang in München mit der Botschaft „Schluss<br />
mit Krimi - Cannabis normal“ fahren. Die Antwort auf die Frage,<br />
warum man nicht buchen dürfe, war eindeutig: Sie wissen ja,<br />
was der DHV macht.<br />
Selbst Akzeptanz orientierte Drogenberatung und -arbeit,<br />
anderswo selbstverständlich, werden in Bayern staatlich sanktioniert,<br />
ebenso leistet sich das südöstliche Bundesland eine im<br />
oberen Drittel der Statistik angesiedelte Zahl an Drogentoten<br />
bundesweit, mit steigender Tendenz. Trotzdem weigert man<br />
sich beharrlich, am nachgewiesen erfolgreichen Abgabeprogramm<br />
von Heroin für Schwerstabhägige teilzunehmen.<br />
Wo Kruzifixe in den Gerichtssälen hängen, wiegt die Stigmatisierung<br />
Abhängiger schwerer als eine Überlebenshilfe. Der<br />
Tod von Drogenabhängigen wird, durch die Weigerung an der<br />
Heroinabgabe teilzunehmen, von den Verantwortlichen billigend<br />
in Kauf genommen, während Ärzte, die Abhängigen aus<br />
Notlagen helfen, strafrechtlich verfolgt und verurteilt werden.<br />
Wenn sich Menschen mit einem wohl begründeten, politischen<br />
Anliegen demokratisch und verfassungsgemäß organisieren<br />
und deshalb von den örtlichen Behörden durch anhaltende<br />
Schikanen daran gehindert werden, in einigen Teilen des<br />
Landes ihren Aktivitäten oder ihrer Arbeit nachzugehen, ist<br />
das diskriminierend.<br />
Stellen wir uns vor, wenn man ausgegrenzt wird und ständig Sticheleien<br />
ertragen muss. Toleranz heisst, offen für Andere zu sein, sich<br />
auch in die Lage Anderer hineinzudenken. Dann weiß man auch:<br />
‚Niemand darf diskriminiert werden. Niemand.‘ sagte vor nicht allzu<br />
langer Zeit Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
„Es sei denn, es geht um Cannabis oder andere, illegalisierte<br />
Substanzen“ sollte man hinzufügen.<br />
Wir wissen‘s einfach besser...<br />
www.hanfjournal.de<br />
www.cannabistaxact.org<br />
Die Unterstützer/innen einer Legalisierung von Cannabis in<br />
Oregon haben dieses Jahr ihr Ziel verfehlt, den Oregon Cannabis<br />
Tax Act (OCTA) auf die Liste für die nächste Volksabstimmung<br />
zu bekommen.<br />
Der Abgeordnete Dave Buckley hat daraufhin angekündigt, im<br />
Repräsentantenhaus von Oregon einen Gesetzesvorschlag zur<br />
Legalisierung von Cannabis einzubringen, weil der OCTA seiner<br />
Meinung nach eine „guter Entwurf“ gewesen sei.<br />
Oregons Cannabisaktivist/innen hingegen wollen nicht abwarten,<br />
ob Buckley den Entwurf wirklich zur Abstimmung bringt,<br />
sie arbeiten jetzt schon daran, den OCTA auf die Abstimmungsliste<br />
für 2012 zu bekommen.<br />
USA - Wissenschaft: Kosten der Prohibition<br />
Meldung der IACM<br />
Nach einem Bericht des Cato-Instituts (USA) würde die „Legalisierung<br />
von Drogen ungefähr 41,3 Milliarden US-Dollar<br />
[etwa 30 Milliarden EUR] pro Jahr an Ausgaben der Regierung<br />
für die Durchsetzung des Verbots einsparen. Von diesen Einsparungen<br />
würden 25,7 Milliarden Dollar auf staatliche und<br />
örtliche Regierungen entfallen, während 15,6 Milliarden Dollar<br />
auf die Bundesregierung entfallen würden“.<br />
Die Legalisierung von Cannabis würde allein 8,7 Milliarden<br />
US-Dollar [etwa 6,2 Milliarden EUR] jährlich an reduzierten<br />
Ausgaben für Strafverfolgungsbehörden und erhöhten Steuereinnahmen<br />
einbringen.<br />
Quelle: www.cato.org