Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

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06.01.2014 Aufrufe

380 Personalforschung an Hochschulen (ZfP 4/99) de Elemente bei der Durchführung sowie beim Ergebnisrücklauf zu legen. Möglicher Interviewereinfluss wurde verringert durch ausformulierte Antworterwartungen. Literaturanalyse, Überprüfung der Fragen und Expertenaussagen zum Unternehmensstandort ermöglichten sodann die kritische Auseinandersetzung mit dem erreichten Forschungsstand und die Formulierung eigener Gestaltungshinweise.

Personalforschung an Hochschulen (ZfP 4/99) 381 Arbeitsergebnisse Mit dem Hinweis auf die Bedeutung großer betrieblicher Einheiten richtete sich der Blick bereits auf eine zentrale Erkenntnis des Projektes: Die BWL führt ihre Diskussionen zur gesellschaftlichen Öffnung des Unternehmens fast ausschließlich am Beispiel des Groß- und Größtunternehmens. Die Arbeitgeber der großen Mehrzahl deutscher Beschäftigter bleiben damit aus der Betrachtung weitestgehend ausgeklammert. Im Rahmen der Anspruchsgruppen-/Stakeholder-Betrachtung fällt auf, dass jene Gruppen als legitimiert erscheinen, die sich für betroffen erklären, sich engagieren und Macht ausüben. Die Arbeit leistet die in der Literatur vermisste Überprüfung der Stakeholder-Legitimation. Sie setzt sich auseinander mit Kontextbedingungen, die dazu führen, dass Betroffenheit unterschiedlich wahrgenommen wird. Sie prüft, inwieweit bewusst oder unbewusst durch Schulbildung oder Medien falsche Wirtschaftsbilder erzeugt werden. Sie beklagt, dass auf gesetzlichem Wege Umfeldbedingungen für Unternehmen geschaffen werden durch Parlamente, in denen ökonomischer Sachverstand so gut wie nicht repräsentiert ist. Sie fragt, ob es sich bei „gesellschaftlichen Interessen“ nicht vielfach lediglich um verkleidete gruppenegoistische Ansprüche handelt. Sie stellt fest, dass ehemals unumstrittene Stakeholder ihre Legitimation überdenken müssen, wenn den Verbänden und Gewerkschaften in massivem Umfang Mitglieder verloren gehen. Die Arbeit kombiniert sodann die Erkenntnisse über weitgehend fehlende konzeptionelle Berücksichtigung des Mittelstandes mit den kritischen Anmerkungen zur Stakeholder-Legitimation und kommt zu dem Schluss, dass die pluralistischen Anspruchsgruppenkonzepte weitgehend an unserer Lebenswirklichkeit vorbeigehen. Mag die gesellschaftliche Machtbindung Groß- und Größtunternehmen gegenüber ratsam sein, so lassen sich die genannten Konzepte nicht ohne weiteres auf den Mittelstand übertragen. Bestehen zudem Zweifel an der Legitimation wesentlicher Stakeholder, so muss auch das für Großunternehmen entworfene Konzept in Frage gestellt werden. Die Arbeit erkennt das pluralistische Anspruchsgruppenkonzept als nicht überzeugend und besinnt sich auf die im Zuge der Mitbestimmungsdiskussion – nach Ansicht des Verfassers fälschlicherweise – verworfene gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmern und Management. Dass dieses Konzept sich unter den gegebenen Bedingungen nicht vollautomatisch durchsetzt, ist anzunehmen. In ihrer disziplinären Befangenheit verkennen Manager und Unternehmer oft den Zusammenhang, dass gesellschaftsschädliches Verhalten außer in extrem kurzfristiger Perspektive negative ökonomische Folgen zeitigt. Sie sind dann häufig überrascht über die Folgen ihres Tuns. Die Arbeit schließt daher mit einer größeren Anzahl von Gestaltungsempfehlungen, die den Boden für gesellschaftlich verantwortungsvolles Managementhandeln bereiten sollen. Sie fordern dazu auf, den Dialog mit der Unternehmensumwelt offen aufzunehmen und die gesellschaftlich eher passive Rolle von Unternehmern und Management zu überwinden.

<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 381<br />

Arbeitsergebnisse<br />

Mit dem Hinweis auf die Bedeutung großer betrieblicher Einheiten richtete sich<br />

der Blick bereits auf eine zentrale Erkenntnis des Projektes: Die BWL führt ihre Diskussionen<br />

zur gesellschaftlichen Öffnung des Unternehmens fast ausschließlich am Beispiel<br />

des Groß- und Größtunternehmens. Die Arbeitgeber der großen Mehrzahl deutscher<br />

Beschäftigter bleiben damit aus der Betrachtung weitestgehend ausgeklammert.<br />

Im Rahmen der Anspruchsgruppen-/Stakeholder-Betrachtung fällt auf, dass jene<br />

Gruppen als legitimiert erscheinen, die sich für betroffen erklären, sich engagieren und<br />

Macht ausüben. Die Arbeit leistet die in der Literatur vermisste Überprüfung der Stakeholder-Legitimation.<br />

Sie setzt sich ausein<strong>an</strong>der mit Kontextbedingungen, die dazu führen,<br />

dass Betroffenheit unterschiedlich wahrgenommen wird. Sie prüft, inwieweit bewusst<br />

oder unbewusst durch Schulbildung oder Medien falsche Wirtschaftsbilder erzeugt<br />

werden. Sie beklagt, dass auf gesetzlichem Wege Umfeldbedingungen für Unternehmen<br />

geschaffen werden durch Parlamente, in denen ökonomischer Sachverst<strong>an</strong>d so<br />

gut wie nicht repräsentiert ist. Sie fragt, ob es sich bei „gesellschaftlichen Interessen“<br />

nicht vielfach lediglich um verkleidete gruppenegoistische Ansprüche h<strong>an</strong>delt. Sie stellt<br />

fest, dass ehemals unumstrittene Stakeholder ihre Legitimation überdenken müssen, wenn<br />

den Verbänden und Gewerkschaften in massivem Umf<strong>an</strong>g Mitglieder verloren gehen.<br />

Die Arbeit kombiniert sod<strong>an</strong>n die Erkenntnisse über weitgehend fehlende konzeptionelle<br />

Berücksichtigung des Mittelst<strong>an</strong>des mit den kritischen Anmerkungen zur Stakeholder-Legitimation<br />

und kommt zu dem Schluss, dass die pluralistischen Anspruchsgruppenkonzepte<br />

weitgehend <strong>an</strong> unserer Lebenswirklichkeit vorbeigehen.<br />

Mag die gesellschaftliche Machtbindung Groß- und Größtunternehmen gegenüber<br />

ratsam sein, so lassen sich die gen<strong>an</strong>nten Konzepte nicht ohne weiteres auf den Mittelst<strong>an</strong>d<br />

übertragen. Bestehen zudem Zweifel <strong>an</strong> der Legitimation wesentlicher<br />

Stakeholder, so muss auch das für Großunternehmen entworfene Konzept in Frage<br />

gestellt werden. Die Arbeit erkennt das pluralistische Anspruchsgruppenkonzept als<br />

nicht überzeugend und besinnt sich auf die im Zuge der Mitbestimmungsdiskussion –<br />

nach Ansicht des Verfassers fälschlicherweise – verworfene gesellschaftliche<br />

Ver<strong>an</strong>twortung von Unternehmern und M<strong>an</strong>agement.<br />

Dass dieses Konzept sich unter den gegebenen Bedingungen nicht vollautomatisch<br />

durchsetzt, ist <strong>an</strong>zunehmen. In ihrer disziplinären Bef<strong>an</strong>genheit verkennen M<strong>an</strong>ager und<br />

Unternehmer oft den Zusammenh<strong>an</strong>g, dass gesellschaftsschädliches Verhalten außer in<br />

extrem kurzfristiger Perspektive negative ökonomische Folgen zeitigt. Sie sind d<strong>an</strong>n<br />

häufig überrascht über die Folgen ihres Tuns. Die Arbeit schließt daher mit einer größeren<br />

Anzahl von Gestaltungsempfehlungen, die den Boden für gesellschaftlich ver<strong>an</strong>twortungsvolles<br />

M<strong>an</strong>agementh<strong>an</strong>deln bereiten sollen. Sie fordern dazu auf, den Dialog<br />

mit der Unternehmensumwelt offen aufzunehmen und die gesellschaftlich eher passive<br />

Rolle von Unternehmern und M<strong>an</strong>agement zu überwinden.

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