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Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 325<br />

dendes Legitimationsmuster verstehen, welches eine effiziente Aufgabenbewältigung<br />

sowohl unterläuft als auch erst ermöglicht. Praktiken werden dem Ansatz zufolge nur<br />

d<strong>an</strong>n als effizient <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, wenn sie gesellschaftliche Rationalitätsvorstellungen widerspiegeln.<br />

Daher steht nicht das nationale Wettbewerbsmodell im Vordergrund, sondern<br />

lediglich das gesellschaftlich <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte und nicht mehr hinterfragte Muster. Konvergenz<br />

lässt sich auf Basis des institutionalistischen Ansatzes von DiMaggio & Powell<br />

als Ergebnis einer durch Unsicherheit entst<strong>an</strong>denen Imitation verstehen, die der Org<strong>an</strong>isation<br />

ebenfalls Legitimation verleiht, weil sie sich <strong>an</strong> einem vermeintlichen Erfolgskonzept<br />

orientiert. Dass St<strong>an</strong>dorte sich nicht dauerhaft <strong>an</strong> einem internationalen Referenzmodell<br />

orientieren können, sondern ihre Praktiken zumindest teilweise eine kulturelle<br />

Einbettung und Variation erfahren, lässt sich wiederum mit Meyer, Row<strong>an</strong>, Scott<br />

zeigen. Sie sehen die Org<strong>an</strong>isation in zwei vonein<strong>an</strong>der entkoppelten, unterschiedlichen<br />

Rationalitäten folgenden Kontexten. Vor diesem Hintergrund bereiten die beobachteten<br />

gesellschaftlich eingepassten personalen Gestaltungsfelder des HRM durch Widerspiegelung<br />

gesellschaftlicher Rationalitätsvorstellungen den kulturellen Korridor für die<br />

strukturellen, nicht eingepassten Gestaltungsfelder. Letztere können dadurch einem internationalen<br />

Entwicklungstrend losgelöst von gesellschaftlichen Institutionen und Besonderheiten<br />

folgen. Darüber hinaus lässt sich Konvergenz mit Pfeffer & Sal<strong>an</strong>cik auch<br />

als Ergebnis machtpolitischer Überlegungen verstehen, die auf hohe Kontroll- und Sicherungsmöglichkeiten<br />

über überlebensnotwendige Ressourcen abzielen. Vor diesem<br />

Hintergrund wird deutlich, dass bevorzugt schwache St<strong>an</strong>dortumfelder ausgewählt werden,<br />

um gesellschaftlich losgelöste Praktiken zu implementieren. Sie räumen der Org<strong>an</strong>isation<br />

ein hohes Maß <strong>an</strong> Kontrolle nach innen und außen ein. Mit dem Alter der<br />

St<strong>an</strong>dorte steigt mit Bezug zur institutionalistischen Sichtweise die Notwendigkeit der<br />

gesellschaftlichen Legitimation, so dass nur noch dort vermeintliche ‚best practices‘ bestehen<br />

bleiben, wo diese sich durch Einbettung in <strong>an</strong>dere HRM-Praktiken gesellschaftlich<br />

legitimieren lassen.<br />

Die Interpretationen bereichern die Konvergenz/Divergenz-Forschung und führen<br />

schließlich zu neuen Erkenntnisse zum internationalen HRM. Es zeigt sich, dass Konvergenz<br />

und/oder Divergenzen bzw. der Einfluss des gesellschaftlichen Umfeldes auf<br />

das HRM im Gegensatz zur bisherigen Forschung weniger unter Effizienz- und stärker<br />

unter Legitimations- und machtpolitischen Überlegungen betrachtet werden sollte. Weder<br />

‚best practices‘ noch kulturgebundene Praktiken sind per se effizient; ihre Effizienz<br />

muss im Sinne machtpolitischer Überlegungen akzeptiert oder unter legitimatorischen<br />

Gesichtspunkten kommuniziert werden. Von daher bedarf es im internationalen Kontext<br />

einer intensiven Analyse gesellschaftlicher Werte und Normen als Quelle der als rational<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten H<strong>an</strong>dlungsmuster und damit als Legitimationsgrundlage für ausgewählte<br />

Praktiken.<br />

Die Analyse des Umfeldes hat weiterhin ihre Bedeutung darin, die machtpolitische Basis<br />

der Org<strong>an</strong>isation einzuschätzen, um ein internationales Referenzmodell losgelöst von den<br />

Praktiken der Unternehmenszentrale oder den kulturellen Gegebenheiten des St<strong>an</strong>dortes für<br />

die Org<strong>an</strong>isationsentwicklung zu erproben. Auf diese Weise wird die Verbreitung eines internationalen<br />

Referenzmodells über neue St<strong>an</strong>dorte in schwachen Umfeldern gefördert. Da<br />

sich vermeintliche ‚best practices‘ längerfristig vermutlich jedoch nur in Teilbereichen sta-

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