06.01.2014 Aufrufe

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

324 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />

Fragebögen und Betriebsbegehungen ein. Die über die Untersuchungsländer Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

Fr<strong>an</strong>kreich, Großbrit<strong>an</strong>nien, Schweden, die Tschechische Republik und Mexiko<br />

hinweg vergleichbaren Auswertungskategorien (funktionale Äquivalenzen) gehen aus<br />

einem interaktiven Prozess mit Vertretern der befragten St<strong>an</strong>dorte hervor. Es h<strong>an</strong>delt<br />

sich hierbei um die Arbeitsorg<strong>an</strong>isation, die Personalentwicklung, die Führungskonzepte,<br />

die Anreizgestaltung und die betrieblichen Arbeitsbeziehungen. Diese werden in ihrem<br />

eigenen Entwicklungsverlauf gesehen und mit Blick auf mögliche Ursachen ihrer<br />

Ausgestaltungsformen in Beziehung zu Variablen des gesellschaftlichen Umfeldes (Bildungssysteme,<br />

Arbeitsmärkte, industrielle Beziehungen und L<strong>an</strong>deskulturen) sowie zu<br />

Variablen des situativen Umfeldes (Alter, Größe, Produktprogramm, Technik und<br />

Technologieniveau) gesetzt. Die gesellschaftsbezogenen Daten werden dabei zum einen<br />

sekundär<strong>an</strong>alytisch erhoben und zum <strong>an</strong>deren durch die Interviewpartner eingeschätzt.<br />

Die Kontingenzfaktoren werden betriebsspezifisch erfasst.<br />

Im Ergebnis der empirischen Untersuchung zeigt sich, dass es in der europäischen<br />

Automobilindustrie sowohl HRM-Gestaltungsfelder gibt, in denen sich eine zunehmende<br />

Konvergenz abzeichnet (die Arbeitsorg<strong>an</strong>isationen zeigen eine Konvergenz mit dem<br />

Toyota-Produktionssystem) als auch HRM-Gestaltungsfelder, in denen Unterschiede<br />

überwiegen (Personalentwicklung, Führungskonzepte, betriebliche Anreizgestaltung<br />

und betriebliche Arbeitsbeziehungen), wobei in den Feldern Personalentwicklung, Führungskonzepte<br />

und Arbeitsbeziehungen die Unterschiede nationale Muster erkennen<br />

lassen, bei der betrieblichen Anreizgestaltung die Unterschiede org<strong>an</strong>isationsspezifischer<br />

Natur sind. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass sich in strukturellen Gestaltungsfeldern<br />

eher eine international Konvergenz abzeichnet als in personalen Gestaltungsfeldern.<br />

Die Ergebnisse zeigen weiter, dass <strong>an</strong> jungen Tr<strong>an</strong>spl<strong>an</strong>ts im Gegensatz zu<br />

älteren St<strong>an</strong>dorten in allen HRM-Gestaltungsfeldern Ähnlichkeiten mit dem Toyota-<br />

Produktionssystem erkennbar sind. Dieser Befund führt zu der Hypothese, dass durch<br />

vermeintliche ‚best practices‘ ausgelöste domin<strong>an</strong>te Effekte im Zeitverlauf durch Umfeldeinflüsse<br />

abgeschwächt werden. Außerdem wird deutlich, dass nationale Unterschiede<br />

in der Regel keine strategische Komponente in der Weise erkennen lassen, dass<br />

auf Umfeldbedingungen rekurriert wird, um daraus Wettbewerbsvorteile zu ziehen. Nationale<br />

Unterschiede erscheinen vielmehr gesellschaftlich induziert, ohne einem nationalen<br />

Modell aus Wettbewerbsgesichtspunkten eine besondere Bedeutung zu verleihen.<br />

Die Bedeutung des gesellschaftlichen Umfeldes liegt den Ergebnissen zufolge nicht in<br />

der direkten Bereitstellung von Wettbewerbspotentialen, sondern in der Ermöglichung<br />

org<strong>an</strong>isationsspezifischer, sich ggf. <strong>an</strong> einem internationalen Referenzmodell orientierender<br />

HRM-Praktiken.<br />

Diese Befunde bilden wiederum den Ausg<strong>an</strong>gspunkt, um eine org<strong>an</strong>isationstheoretisch<br />

fundierte Interpretation vorzunehmen, auf deren Basis sich die empirischen Ergebnisse<br />

genauer erschließen lassen. Sie werden zum Bindeglied zwischen Konvergenz/Divergenz-Diskussion<br />

und neueren Org<strong>an</strong>isationstheorien. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

werden die institutionalistischen Ansätze von DiMaggio & Powell sowie Meyer,<br />

Row<strong>an</strong> & Scott und der Ressourcenabhängigkeits<strong>an</strong>satz von Pfeffer & Sal<strong>an</strong>cik fruchtbar<br />

gemacht. Mit Hilfe des institutionalistischen Ansatzes von Meyer, Row<strong>an</strong>, Scott lassen<br />

sich nationale Divergenzen als ein mit dem Alter der St<strong>an</strong>dorte notwendiger wer-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!