Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

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436 Personalforschung an Hochschulen (ZfP 4/99) im Besonderen. Anlass für das Forschungsvorhaben ist daher das offensichtliche Auseinanderfallen der in bisher erschienenen Studien erhobenen Verbreitung merkmalsorientierter Verfahren (resp. sog. analytischer Verfahren) in der Beurteilungspraxis einerseits und der durchgehend negativen Meinung zur Merkmalsorientierung in der neueren Literatur andererseits. Insgesamt fehlt es für die Fragestellung nach den Verwendungsgründen für bestimmte Leistungsbeurteilungsverfahren an einer konkreten theoretischen wie an einer aktuellen empirischen Grundlage in der vorliegenden Literatur. Damit wird eine explorative Vorgehensweise erforderlich, die sich nicht auf grundlegende Erkenntnisse stützen kann, sondern diese erst generiert. Sie erscheint zweckmäßig, weil das Forschungsfeld weitgehend unausgeleuchtet ist und die zu ermittelnden Verfahrensgründe nicht weiter spezifiziert werden können. Ein Ermitteln von Gründen für eine Verwendung von merkmalsorientierten Verfahren setzt zudem Erkenntnisse über deren konkrete Verbreitung voraus. Auch diese gilt es ex ante empirisch zu erheben. Das erste, deskriptive Ziel liegt daher in einer detaillierten und mehrdimensionalen Bestandsaufnahme aller untersuchten Verfahren zur Leistungsbeurteilung in den 100 größten deutschen Banken. Hierfür bietet sich eine quantitative Erhebung mittels weitgehend standardisierter Instrumente an (schriftliche Befragung, Analyse aktueller Unterlagen). Die Datenauswertung erfolgt mit Methoden der deskriptiven Statistik. 1 Die gewonnenen Aussagen sollen eine breite Ausleuchtung des Forschungsfeldes ermöglichen und den Untersuchungsgegenstand facettenreich erfassen Erst darauf aufbauend lässt sich das zweite – erklärende – Hauptziel dieser Arbeit verfolgen, das Aufzeigen von Gründen für eine Verwendung von merkmalsorientierten Leistungsbeurteilungsverfahren in deutschen Kreditinstituten. Hierzu dient die Auswertung einer mündlichen Befragung von 16 Personalverantwortlichen deutscher Banken. Wegen der Unerschlossenheit und Vielschichtigkeit dieses Untersuchungsfeldes erfolgt die Materialauswertung mittels der qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring 2 . Sie ermöglicht eine umfassende Analyse mündlicher Befragungen anhand eines Kategorienschemas und stellt die Berücksichtigung aller aussagekräftigen Interviewinhalte sicher. Ergebnisse Das Instrument Leistungsbeurteilung unterliegt einem relativ starken Wandel. Dabei dominiert nach wie vor die Merkmalsorientierung mit über vier Fünfteln der untersuchten Verfahren. Rein aufgaben- und rein zielorientierte Verfahren haben in der Bankpraxis faktisch keine Bedeutung. Vielen Banken ist es wichtig, ein „zeitgemäßes“ Instrument einzusetzen. Drei Viertel der Befragten verknüpfen eine Leistungsbeurteilung mit einer Potentialeinschätzung. Die Beurteilungshäufigkeit beträgt durchschnittlich 1,75 Jahre. Bezogen auf einzelne Beurteilungsmerkmale hat sich die Bedeutung einzelner Kriterien seit den siebziger Jahren verschoben: Eigenschaftsorientierte Merk- 1 2 Grundlage für Erhebung und Auswertung ist der Leitfaden von Kromrey, 1995. Vgl. Mayrings (1995, S. 11-93) ausführliche Anleitung zur qualitativen Inhaltsanalyse.

Personalforschung an Hochschulen (ZfP 4/99) 437 male – insbesondere bei Führungskräften – scheinen in den Hintergrund zu rücken und unmittelbar an der Arbeit orientierte Aspekte wichtiger zu werden. Die Verwendung einer Leistungsbeurteilung wird mit der Förderung und Motivation von Mitarbeitern sowie der Lieferung von Ansätzen für eine Personalförderung ebenso begründet wie mit formalen Aspekten (z.B. Konzernräson, fallweise Notwendigkeit einer aktenkundigen Unterlage). Für ein merkmalsorientiertes Verfahren spreche die Verhinderung vorgesetztenspezifischer Kriterien und Maßstäbe ebenso wie die einfache Handhabung, denn ein Schema als Orientierungsgrundlage sei hilfreich und diene der – mehrheitlich für besonders wichtig gehaltenen – Vergleichbarkeit. Wichtig ist den Befragten an merkmalsorientierten Verfahren Akzeptanz und eine eindeutige Beurteilungsaussage, da keine Formulierungen zu interpretieren seien. Ein „Inskästchenzwängen“ werde als Alternative zur freien Beurteilung eher in Kauf genommen. Damit entfalle auch eine Benachteiligung derjenigen Mitarbeiter, deren Vorgesetzte nicht gut formulieren könnten oder wollten. Zudem halte sich der Zeitaufwand für Vorgesetzte in Grenzen. Als Fazit kann festgehalten werden, dass viele Banken zwar merkmalsorientierte Leistungsbeurteilungsverfahren einsetzen und diese überwiegend auch für gut halten, allerdings keine überzeugenden Gründe dafür nennen (können). Literatur Becker, Fred G. (1998): Grundlagen betrieblicher Leistungsbeurteilungen – Leistungsverständnis und -prinzip, Beurteilungsproblematik und Verfahrensprobleme. 3. A. Stuttgart 1998. Kromrey, Helmut (1995): Empirische Sozialforschung – Modelle und Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung. 7. A. Opladen 1995. Mayring, Philipp (1995): Qualitative Inhaltsanalyse – Grundlagen und Techniken. 5. A. Weinheim 1995. Stöcker, Hanno (1999): Leistungsbeurteilungen in Banken – Eine empirische Untersuchung. Lohmar, Köln 1999. 14. Andere Themen Alexander Fliaster Humanbasierte Innovationsidentität japanischer Großunternehmen als Managementherausforderung Betreuer: Prof. Dr. Rainer Marr, Universität der Bundeswehr, München Die angestiegene Komplexität der Technologien, der Produkte und der Märkte bedingt, dass Innovationen nur durch gemeinsame Anstrengungen mehrerer, das Wissen miteinander kommunizierender und interagierender Mitarbeiter durchgeführt werden

436 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />

im Besonderen. Anlass für das Forschungsvorhaben ist daher das offensichtliche Ausein<strong>an</strong>derfallen<br />

der in bisher erschienenen Studien erhobenen Verbreitung merkmalsorientierter<br />

Verfahren (resp. sog. <strong>an</strong>alytischer Verfahren) in der Beurteilungspraxis einerseits<br />

und der durchgehend negativen Meinung zur Merkmalsorientierung in der neueren Literatur<br />

<strong>an</strong>dererseits.<br />

Insgesamt fehlt es für die Fragestellung nach den Verwendungsgründen für bestimmte<br />

Leistungsbeurteilungsverfahren <strong>an</strong> einer konkreten theoretischen wie <strong>an</strong> einer<br />

aktuellen empirischen Grundlage in der vorliegenden Literatur. Damit wird eine explorative<br />

Vorgehensweise erforderlich, die sich nicht auf grundlegende Erkenntnisse stützen<br />

k<strong>an</strong>n, sondern diese erst generiert. Sie erscheint zweckmäßig, weil das Forschungsfeld<br />

weitgehend unausgeleuchtet ist und die zu ermittelnden Verfahrensgründe nicht<br />

weiter spezifiziert werden können. Ein Ermitteln von Gründen für eine Verwendung<br />

von merkmalsorientierten Verfahren setzt zudem Erkenntnisse über deren konkrete<br />

Verbreitung voraus. Auch diese gilt es ex <strong>an</strong>te empirisch zu erheben.<br />

Das erste, deskriptive Ziel liegt daher in einer detaillierten und mehrdimensionalen<br />

Best<strong>an</strong>dsaufnahme aller untersuchten Verfahren zur Leistungsbeurteilung in den 100<br />

größten deutschen B<strong>an</strong>ken. Hierfür bietet sich eine qu<strong>an</strong>titative Erhebung mittels weitgehend<br />

st<strong>an</strong>dardisierter Instrumente <strong>an</strong> (schriftliche Befragung, Analyse aktueller Unterlagen).<br />

Die Datenauswertung erfolgt mit Methoden der deskriptiven Statistik. 1 Die<br />

gewonnenen Aussagen sollen eine breite Ausleuchtung des Forschungsfeldes ermöglichen<br />

und den Untersuchungsgegenst<strong>an</strong>d facettenreich erfassen<br />

Erst darauf aufbauend lässt sich das zweite – erklärende – Hauptziel dieser Arbeit<br />

verfolgen, das Aufzeigen von Gründen für eine Verwendung von merkmalsorientierten<br />

Leistungsbeurteilungsverfahren in deutschen Kreditinstituten. Hierzu dient die Auswertung<br />

einer mündlichen Befragung von 16 Personalver<strong>an</strong>twortlichen deutscher B<strong>an</strong>ken.<br />

Wegen der Unerschlossenheit und Vielschichtigkeit dieses Untersuchungsfeldes erfolgt<br />

die Materialauswertung mittels der qualitativen Inhalts<strong>an</strong>alyse in Anlehnung <strong>an</strong> Mayring<br />

2 . Sie ermöglicht eine umfassende Analyse mündlicher Befragungen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines<br />

Kategorienschemas und stellt die Berücksichtigung aller aussagekräftigen Interviewinhalte<br />

sicher.<br />

Ergebnisse<br />

Das Instrument Leistungsbeurteilung unterliegt einem relativ starken W<strong>an</strong>del. Dabei<br />

dominiert nach wie vor die Merkmalsorientierung mit über vier Fünfteln der untersuchten<br />

Verfahren. Rein aufgaben- und rein zielorientierte Verfahren haben in der<br />

B<strong>an</strong>kpraxis faktisch keine Bedeutung. Vielen B<strong>an</strong>ken ist es wichtig, ein „zeitgemäßes“<br />

Instrument einzusetzen. Drei Viertel der Befragten verknüpfen eine Leistungsbeurteilung<br />

mit einer Potentialeinschätzung. Die Beurteilungshäufigkeit beträgt durchschnittlich<br />

1,75 Jahre. Bezogen auf einzelne Beurteilungsmerkmale hat sich die Bedeutung<br />

einzelner Kriterien seit den siebziger Jahren verschoben: Eigenschaftsorientierte Merk-<br />

1<br />

2<br />

Grundlage für Erhebung und Auswertung ist der Leitfaden von Kromrey, 1995.<br />

Vgl. Mayrings (1995, S. 11-93) ausführliche Anleitung zur qualitativen Inhalts<strong>an</strong>alyse.

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