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Rezensionen - Rainer Hampp Verlag

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108 <strong>Rezensionen</strong><br />

bandes (Kapitel 3 bis 5). Bezog sich Dunnings Konzeption ursprünglich vor allem auf die<br />

Plausibilisierung von Auslandsinvestitionen (insbesondere „greenfield investments“), so<br />

will er seinen Ansatz heute eher als Metatheorie oder Verknüpfung von verschiedenen betriebs-<br />

und volkswirtschaftlichen Theorien verstanden wissen. Der abnehmenden Bedeutung<br />

von „greenfield investments“ trugen seine Erweiterungen (der Gegenstandsbereich seines<br />

Ansatzes umfasst nun auch unter anderem „mergers & acquisitions“ und „portfolio investments“)<br />

zwar Rechnung, auf Metaebene ist der Ansatz nun allerdings weniger Theorie,<br />

denn Ordnungsschema und klassifizierende Begrifflichkeit.<br />

Auf Kritiker des eklektischen Ansatzes, die auf einen Bedeutungsverlust der O- (organisatorischen<br />

Vorteile von Unternehmen) und L-Komponente (Standortvorteile von Ländern)<br />

seines OLI-Schemas hingewiesen haben (Ethier 1986), reagiert Dunning auf überraschende<br />

Weise. Die Mehrzahl der aktuellen Arbeiten fokussiert schwerpunktmäßig auf den<br />

„Location“-Aspekt und die neue Geographie des globalen Kapitalismus (Kapitel 6 bis 10)<br />

und nicht auf die vermeintlich unkritische I-Komponente (Internationalisierung). In zwei<br />

Beiträgen wird beispielsweise der Zusammenhang zwischen der europäischen Integration<br />

und ausländischen Direktinvestitionen sowie zwischen der Globalisierung und der Entwicklung<br />

im asiatischen Raum analysiert.<br />

In einem abschließenden Aufsatz (Kapitel 11) beschäftigt sich Dunning mit den Auswirkungen<br />

des globalen Kapitalismus auf Nationalstaaten und die politische Steuerungsfähigkeit<br />

von Regierungen. Für ihn steht fest, dass die Nationalstaaten im Zuge der Globalisierung<br />

der Weltwirtschaft selbst in Wettbewerb zueinander getreten sind. Dies stellt seiner<br />

Ansicht nach den traditionellen Interventionsstaat in Frage. Dem globalen Kapitalismus entspricht<br />

eine neue Form von Staatlichkeit. Staaten müssen nun schlank, flexibel und antizipativ<br />

sein und sie müssen einen Steuerungsbeitrag bei der Entwicklung von Wettbewerbsvorteilen<br />

leisten. Nach Dunning beschränkt sich diese Aufgabe nicht allein auf die Schaffung<br />

von marktförderlichen Institutionen, sondern auch auf die Korrektur von Marktversagen einerseits,<br />

andererseits aber auch auf die Beförderung einer wettbewerbsfreundlichen Kultur<br />

und Werteordnung.<br />

Der globale Kapitalismus in Dunnings Lesart fordert Unternehmen und Regierungen<br />

Anpassungsleistungen ab, stellt aber im Grunde keine wirkliche Bedrohung dar. Mit der<br />

Reduzierung von Sozial- und Umweltstandards, der Flucht in Niedriglohnländer oder sonstigen<br />

„race to the bottom“-Prozessen ist nicht zu rechnen. In der wissensbasierten neuen<br />

Ökonomie ist zudem eher eine Aufwertung von „Human Resources“ erwartbar. Diese Interpretation<br />

mag nicht zuletzt auch für die Personalforschung beruhigend klingen.<br />

Dunnings Arbeiten sind allerdings durch einen Hang zur Synthese, zur Integration verschiedener<br />

Positionen und Theorieströmungen geprägt. Durchaus zutreffend bezeichnet er<br />

seinen eigenen theoretischen Ansatz als „eklektisch“. Jede Synthese birgt jedoch die Gefahr<br />

ein zu harmonisches Bild zu zeichnen, Widersprüche zu missachten und Dinge zu integrieren,<br />

die nicht zusammengehören.<br />

Hinsichtlich seiner Beschreibung des globalen Kapitalismus bleibt beispielsweise im<br />

Dunkeln, in welchem Zusammenhang die einzelnen Charakteristika zueinander stehen.<br />

Folgt die gestiegene Wissensbasierung aus der Erweiterung des Raumbezugs wirtschaftlichen<br />

Handelns? Geht Internationalisierung mit Heterarchisierung einher? Sind Vermarktlichung<br />

und Wissensgenerierung bzw. Humankapitalbildung positiv aufeinender bezogen?

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