06.01.2014 Aufrufe

Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1. Steuerung der Personalarbeit/Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement/<br />

Personalcontrolling<br />

Veronika Halene Bl<strong>an</strong>kenagel<br />

Inhaltliche Grundlagen der unternenehmsspezifischen Konzeptentwicklung<br />

und Systemstrukturierung der controllingorientierten Personalarbeit<br />

Betreuer: Prof. Dr. Rolf Wunderer, <strong>Hochschule</strong> St. Gallen<br />

Obwohl die Idee des Personal-Controlling von vielen Unternehmen<br />

begeistert aufgegriffen wird, gelingt es nur wenigen, ein umfassendes<br />

System des Personal-Controlling zu entwickeln und umzusetzen. Vielfach<br />

werden wahllos einzelne - inhaltlich z.T. unzulängliche -<br />

Steuerungsinstrumente ohne eine dahinterliegende Gesamtvorstellung<br />

eingesetzt. Dies ist der mit dem Personal-Controlling verbundenen Steuerungsidee<br />

eher abträglich als förderlich.<br />

Vor diesem Hintergrund will die Arbeit die Grundlagen bereitstellen, die<br />

eine Unternehmung in die Lage versetzen, ein individuell auf sie<br />

zugeschnittenes Steuerungssystem der Personalarbeit in seinen Inhalten zu<br />

entwickeln und so ihre Personalarbeit controllingorientiert zu gestalten.<br />

Sie beschäftigt sich insbesondere mit folgenden grundlegenden Fagen:<br />

- Worin besteht ein Personal-Controlling-Konzept?<br />

- Durch welche grundsätzlichen Dimensionen läßt es sich<br />

charakterisieren?<br />

- Wie geht m<strong>an</strong> vor, um ein Personal-Controlling-Konzept zu<br />

entwickeln?<br />

- Was ist Best<strong>an</strong>dteil des auf einem Konzept aufbauenden konkreten<br />

Steuerungssystems?<br />

- Wie geht m<strong>an</strong> vor, um eine solches zu entwickeln?<br />

Wesentliche theoretische Ausg<strong>an</strong>gsbasis ist, neben einem umfassenden<br />

Controllingverständnis (Controlling ist die Ausrichtung eines Systems auf<br />

seine Zweckerfüllung über seine systematische und integrierte Pl<strong>an</strong>ung,<br />

Kontrolle und Analyse), der Stakeholder-Ansatz. Der Zweck der<br />

Unternehmung wird in der Nutzenstiftung für Bezugsgruppen gesehen. Dies<br />

bestimmt auch die Zweckausrichtung der Personalarbeit. Außerdem wird<br />

bewußt eine Dist<strong>an</strong>zierung von dem negativ belasteten Begriff "Personal-<br />

Controlling" zugunsten der "controllingorientierten Personalarbeit"<br />

vorgenommen.<br />

In einer vertieften theoretischen Betrachtung werden die folgenden<br />

Ergebnisse zu den oben gen<strong>an</strong>nten Fragen erarbeitet:<br />

Das Steuerungs- oder Controllingsystem der Personalarbeit wird gebildet<br />

aus einem System von Zielen, einem System von Steuerungsinformationen und<br />

einem System von Controllinginstrumenten.<br />

Seine grundsätzliche Ausgestaltung wird festgelegt in der Systemstruktur<br />

der controllingorientierten Personalarbeit. Diese dient als<br />

Ordnungsraster für die konkrete Pl<strong>an</strong>ung, Kontrolle und Analyse der<br />

Personalarbeit. In ihr werden bspw. Typen von Zielen, grundsätzliche<br />

Abläufe etc. festgelegt.<br />

Die Systemstruktur ihrerseits wird bestimmt durch das Konzept der<br />

controllingorientierten Personalarbeit. Um das Zielsystem, das<br />

Steuerungsinformationssystem und das System der Controllinginstrumente<br />

über die Systemstruktur festzulegen, sind im Konzept der<br />

controllingorientierten Personalarbeit Entscheide zu folgenden<br />

Themenbereichen erforderlich: Entscheide zur Systemstruktur der<br />

controllingorientierten Personalarbeit als G<strong>an</strong>zes, Entscheide zum System<br />

der Controllinginstrumente (Anforderungen <strong>an</strong> das System und die<br />

Instrumente) sowie Entscheide zum Zielsystem der Personalarbeit. Die<br />

Entscheide hinsichtlich des Zielsystems der Personalarbeit gliedern sich<br />

dabei in drei Bereiche: Entscheide über die Nutzenstiftung, über Inhalte<br />

des Zielsystems und Operationalisierungsmöglichkeiten von Zielen.<br />

Das Vorgehen zur Erarbeitung eines unternehmensspezifischen Konzeptes der<br />

controllingorientierten Personalarbeit ergibt sich direkt aus den zu<br />

treffenden Entscheiden bezüglich der Systemstruktur der


controllingorientierten Personalarbeit. Es sind Anforderungen <strong>an</strong> das<br />

System als G<strong>an</strong>zes und <strong>an</strong> das System der Controllinginstrumente zu<br />

bestimmen. Bezüglich des Zielsystems sind <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dreier Konzeptentwicklungsinstrumente<br />

(einer Nutzenstruktur, einem Inhalts- und einem<br />

Operationalisierungsraster) konkrete Ausprägungen auf verschiedenen<br />

Dimensionen festzulegen. Die im Rahmen der Arbeit herausfiltrierten<br />

Dimensionen stellen dabei ein nicht mehr reduzierbares Grundset<br />

festzulegender Anforderungen <strong>an</strong> das Zielsystem dar.<br />

Auf der Basis der mit dem Controllingkonzept festgelegten Systemstruktur<br />

der controllingorientierten Personalarbeit k<strong>an</strong>n das konkrete<br />

Steuerungssystem einer Unternehmung erarbeitet werden. Als Grundlage<br />

hierfür - quasi als Vorgehens<strong>an</strong>leitung - gilt ein Ablaufmodell für den<br />

Gesamtprozeß der Systementwicklung. In verschiedenen Modulen werden<br />

Zielsysteme, Steuerungsinformationssysteme und Systeme von<br />

Controllinginstrumenten für Teilbereiche der Personalarbeit erarbeitet<br />

und schließlich zu einem Gesamtsystem integriert.<br />

Um der Unternehmung eine Hilfestellung für ihre Systemerarbeitung zu<br />

geben werden die theoretisch beschriebenen Vorgehensschritte jeweils<br />

konkretisiert am Beispiel der Personalgewinnung. Dies beinhaltet auch<br />

eine Kritik bestehender Ziele und Controllinginstrumente zur<br />

Personalgewinnung.<br />

Die Arbeit leistet insgesamt einen wesentlichen Beitrag zur<br />

konzeptionellen Fundierung der controllingorientierten Personalarbeit.<br />

Besonderes Gewicht wird einer vertieften Betrachtung des Controlling und<br />

der Personalarbeit als Ausg<strong>an</strong>gspunkt des zu erarbeitenden Grundkonzepts<br />

gewidmet. Mit der konsequenten Dimensionierung eines Konzeptes der<br />

controllingorientierten Personalarbeit bietet sie u.a. auch eine<br />

Möglichkeit zur Ordnung bestehender Beiträge zum Personal-Controlling und<br />

damit zur Systematisierung und K<strong>an</strong>alisierung der moment<strong>an</strong>en Personal-<br />

Controlling-Diskussion. Sie versucht außerdem über entsprechende<br />

Vorgehensschemata die Umsetzung in die Praxis <strong>an</strong>zuregen.<br />

Verschiedene Themenkomplexe zum Personal-Controlling bleiben allerdings<br />

nach wie vor offen:<br />

- Die Arbeit konzentriert sich auf die Inhalte des Steuerungssystems.<br />

Die gesamte Ablaufsteuerung des Controllingprozesses stellt einen für<br />

eine umfassende Realisierung der Steuerung zu ergänzenden Themenkomplex<br />

dar.<br />

- Ungelöst bleibt nach wie vor das grundsätzliche Zuordnungs- und<br />

Bewertungsproblem der Personalarbeit.<br />

- Über die Systemstruktur werden nur grundsätzliche Typen von Zielen<br />

festgelegt. Eine H<strong>an</strong>dhabe für die konkrete inhaltliche Bestimmung<br />

sinnvoller Zielausmaße wäre noch zu entwickeln.<br />

- Interess<strong>an</strong>t wäre sicher auch die Frage nach der Bewertung der<br />

Effektivität und Effizienz eines einmal erarbeiteten Steuerungssystems.<br />

Die in der vorgestellten Arbeit vorgestellte vertiefte Beh<strong>an</strong>dlung des<br />

Themenkomplexes der controllingorientierten Personalarbeit macht damit<br />

deutlich, daß sich gerade auf diesem Gebiet der Wissenschaft und der<br />

Praxis noch ein weites Forschungs- und Betätigungsfeld auftut.


Wolfg<strong>an</strong>g Elsik<br />

Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement - Konzeptionen und Konsequenzen*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Dudo von Eckardstein, Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Problemstellung und Aufbau der Arbeit<br />

Seit einigen Jahren rollt über die betriebswirtschaftlichen<br />

Teildisziplinen eine "Strategiewelle" hinweg und hat unter <strong>an</strong>derem auch<br />

die Personalwirtschaftslehre erfaßt. Die Zielsetzung der Arbeit besteht<br />

zum einen darin, Konzeptionen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements zu<br />

rekonstruieren, und zum <strong>an</strong>deren, nach ausgewählten theoretischen und<br />

praktischen Konsequenzen dieser Diskussion zu fragen.<br />

Die Darstellung der Konzeptionen orientiert sich <strong>an</strong> drei Hauptfragen: Wie<br />

werden personalbezogene Überlegungen in die unternehmensweiten<br />

strategischen Entscheidungsprozesse eingebunden (Unternehmensebene)? Wie<br />

erfolgt das strategische M<strong>an</strong>agement der gesamten Personalfunktion in<br />

prozessualer (strategische Personalpl<strong>an</strong>ung) und inhaltlicher<br />

(Personalstrategien) Hinsicht (Funktionsebene)? Wie können einzelne<br />

personalwirtschaftliche Aufgabenfelder strategisch-orientiert gestaltet<br />

werden (subfunktionale Ebene)?<br />

Bezüglich der Konsequenzen wird zunächst der Beitrag des strategischen<br />

Personalm<strong>an</strong>agements zur personalwirtschaftlichen Zieldiskussion erörtert.<br />

D<strong>an</strong>ach werden aus einer praxisbezogenen Perspektive die Voraussetzungen<br />

und Maßnahmen zur Einführung eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements im<br />

Unternehmen thematisiert.<br />

Konzeptionen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />

In einem ersten Zugriff wird die strategische Ausrichtung des<br />

betrieblichen Personalwesens <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger Grundmerkmale der<br />

konventionellen, operativen Personalarbeit gegenübergestellt und von ihr<br />

abgegrenzt. In diesem Sinne wird strategisches Personalm<strong>an</strong>agement als<br />

l<strong>an</strong>gfristig, g<strong>an</strong>zheitlich, integriert, potentialorientiert,<br />

umweltbezogen, auf Stärken und Schwächen sowie auf Ch<strong>an</strong>cen und Risiken<br />

bedacht beschrieben. Diese allgemeinen Merkmale strategischen Denkens und<br />

H<strong>an</strong>delns werden in der Literatur in unterschiedlicher Form<br />

operationalisiert und in personalstrategische Konzeptionen gefaßt.<br />

Generellen Bezugspunkt stellen zumeist die obersten Unternehmensziele<br />

bzw. die zu deren Erreichung gepl<strong>an</strong>ten Unternehmens- und<br />

Wettbewerbsstrategien dar, auf die sich ein strategisches<br />

Personalm<strong>an</strong>agement auszurichten hat. Die Vorschläge zur Verwirklichung<br />

dieser Ausrichtung ("Konzeptionen") können grob drei hierarchisch<br />

<strong>an</strong>geordneten Betrachtungsebenen zugeordnet werden.<br />

Zum einen werden einzelne, zentrale personalwirtschaftliche<br />

Aufgabenfelder wie Personalbeschaffung und -auswahl, Personalentwicklung,<br />

Entlohnung und Anreizgestaltung und Personalbeurteilung herausgegriffen<br />

und deren Ausgestaltung im Hinblick auf eine bessere (effizientere)<br />

Erreichung der Unternehmensziele und -strategien diskutiert. Dabei<br />

herrscht zumeist eine Implementierungsperspektive vor. Die Unterschiede<br />

zu der "herkömmlichen" Ausgestaltung der personalwirtschaftlichen<br />

Teilfunktionen werden weniger in der Anwendung neuer Instrumente als<br />

vielmehr in den neuen strategischen (Ziel)Kriterien gesehen. Bei dieser<br />

Betrachtung werden jedoch Abstimmungserfordernisse und Verbundwirkungen<br />

zwischen den einzelnen Aufgabenfeldern systematisch ausgeblendet. Dieses<br />

M<strong>an</strong>ko soll durch die zweite Vari<strong>an</strong>te behoben werden.<br />

Die zweite Konzeption des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements rückt die gesamte<br />

Personalfunktion in ihr Blickfeld. Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement<br />

wird hier als sytematischer, <strong>an</strong> der Vorgehensweise der (präskriptiven)<br />

Strategielehre orientierter Pl<strong>an</strong>ungsprozeß für den Personalbereich<br />

(strategische Personalpl<strong>an</strong>ung) verst<strong>an</strong>den, als dessen Ergebnis die<br />

inhaltliche Abstimmung und Koordination der verschiedenen Maßnahmen und<br />

Programme auf ein bestimmtes Ziel hin (Personalstrategien) entsteht. Als<br />

Bezugspunkte dieser Maßnahmenbündel werden nicht nur die Unternehmens-


oder Wettbewerbsstrategie, sondern auch "wichtige" Einzelprobleme oder<br />

Grundhaltungen von strategischen Entscheidungsträgern diskutiert.<br />

Die dritte Konzeption des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements stellt auf<br />

die Rolle und Bedeutung des Personalm<strong>an</strong>agements im Rahmen der gesamten<br />

strategischen Unternehmensführung ab. Dem liegt die Einsicht zugrunde,<br />

daß Implementationsprobleme und -fehlschläge ihre Ursache oft bereits in<br />

der Phase der Strategieformulierung haben. Die dabei weitverbreitete<br />

Vernachlässigung personalbezogener Überlegungen und die damit (implizit)<br />

verbundene Annahme einer hohen Anpassungsfähigkeit des Personalbereichs<br />

erweist sich als fragwürdig und in ihren Konsequenzen als besonders<br />

problematisch. Art und Umf<strong>an</strong>g der Einbeziehung des Personalwesens in den<br />

unternehmensstrategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß streuen z.T. erheblich. Der<br />

Bogen sp<strong>an</strong>nt sich von einer systematischeren Beteiligung von<br />

Personalfachleuten <strong>an</strong> der Erstellung strategischer Programme bis zu einer<br />

zumindest (neben <strong>an</strong>deren betrieblichen Funktionsbereichen)<br />

gleichberechtigten Einbeziehung der Personalfunktion bereits in der Phase<br />

der Strategieformulierung. M<strong>an</strong>chmal wird dem Personalbereich im Sinne<br />

eines strategischen Engpaßfaktors auch der Status eines Ausg<strong>an</strong>gspunktes<br />

unternehmensstrategischer Pl<strong>an</strong>ungen zugeschrieben. Konzeptioneller<br />

Bezugsrahmen dieser Ausführungen ist die präskriptive Strategietheorie.<br />

D<strong>an</strong>eben finden jedoch auch Erkenntnisse, die im Rahmen der deskriptiven<br />

Strategieforschung gewonnen wurden, Eing<strong>an</strong>g in personalstrategische<br />

Überlegungen. Im Gegensatz zur Vorstellung von synoptisch strukturierten,<br />

diskretionären Pl<strong>an</strong>ungsepisoden (präskriptive Strategietheorie) wird hier<br />

strategische Entscheidungsfindung im Unternehmen als ein fortlaufender,<br />

zyklischer, weitgehend informaler und politischer Prozeß<br />

konzeptualisiert. Damit greift eine rein formale Einbindung der Personalfunktion<br />

in den strategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß zu kurz, wenn sie nicht<br />

durch die informelle Präsenz von Personalfachleuten, denen auch<br />

strategische Kompetenz zugeschrieben wird, ergänzt wird. Zudem erfaßt<br />

diese Perspektive auch die indirekten (Vor)Steuerungspotentiale<br />

personalpolitischer Maßnahmen und Systeme in dem Sinn, als diese - neben<br />

<strong>an</strong>deren strukturellen Maßnahmen - die dezentrale Aufnahme und<br />

Verarbeitung strategisch relev<strong>an</strong>ter Informationen und ihre Ausformung zu<br />

strategischen Entscheidungen erheblich beeinflussen.<br />

Konsequenzen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />

Zur Beurteilung der Konsequenzen eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />

für die personalwirtschaftliche Zieldiskussion werden drei Aspekte<br />

unterschieden. Die Zielbildung wird im strategischen Personalm<strong>an</strong>agement<br />

zumeist als Pl<strong>an</strong>ungsproblem und nur ausnahmsweise vor dem Hintergrund<br />

unterschiedlicher Interessen(gruppen) thematisiert. Bei der Diskussion<br />

von Zielarten dominieren ökonomische Kategorien (auf einer strategischen<br />

Ebene), soziale Ziele werden nicht besonders betont. Das Verhältnis von<br />

sozialen und wirtschaftlichen Zielen wird entweder problemlos als<br />

komplementär betrachtet, oder die Harmonisation der potentiell konfliktären<br />

Zielbeziehung wird dem strategischen Personalm<strong>an</strong>agement als<br />

Zielgröße vorgegeben.<br />

Bei der Diskussion zur Einführung und Realisierung eines strategischen<br />

Personalm<strong>an</strong>agements werden zunächst Bedingungen und Voraussetzungen<br />

gen<strong>an</strong>nt, die auf Unternehmensebene für die Implementierung gegeben sein<br />

müssen. Dies betrifft die Wahrnehmung eines Problemdrucks, der die<br />

Grenzen bisher üblicher Vorgehensweisen (im Personalbereich) deutlich<br />

macht und die Suche nach Alternativen nahelegt, die Akzept<strong>an</strong>z der<br />

Personalfunktion im Unternehmen sowie die Lernfähigkeit der Org<strong>an</strong>isation<br />

bei der Veränderung von Strukturen und Machtverhältnissen.<br />

Auf der Funktionsebene werden verschiedene Voraussetzungen und Maßnahmen<br />

des Personalm<strong>an</strong>agements vorgeschlagen, die eine Einführung und<br />

Realisierung eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements im Unternehmen<br />

fördern. Zum einen wird ein neues Selbstverständnis der Personalabteilung<br />

im Sinne einer Service-Orientierung gefordert. Damit verbunden ist eine


Rückführung vieler Personalaufgaben in die Linie. Wegen der<br />

unterschiedlichen, zum Teil konfligierenden Ansprüche potentieller Kunden<br />

empfiehlt sich die Entwicklung einer strategischen Vision für die Personalabteilung.<br />

Zudem ist es erforderlich, Personalm<strong>an</strong>agement in eigener<br />

Sache zu betreiben, indem etwa Belohnungs- und Kontrollsyteme die<br />

Erreichung strategischer Zielsetzungen im Personalbereich<br />

berücksichtigen.<br />

Zudem stellt eine strategische Orientierung des Personalm<strong>an</strong>agements neue<br />

Anforderungen <strong>an</strong> Personalfachleute (z.B. Generalisten, grundlegende<br />

Kenntnis der Unternehmenstätigkeit, "Sprache" der Linie). Eine<br />

erfolgreiche Beteiligung am strategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß, bei dem nicht<br />

zuletzt knappe Ressourcen verteilt werden, setzt auch politische<br />

Fähigkeiten voraus. Zu deren Erwerb werden Personalfachleuten horizontale<br />

Karriereverläufe, vor allem auch in <strong>an</strong>deren Unternehmensbereichen,<br />

empfohlen.<br />

Weitere Konsequenzen beziehen sich auf die Org<strong>an</strong>isation der<br />

Personalarbeit (Dezentralisierung, Neuordnung der Zusammenarbeit von<br />

Personal- und Fachabteilungen) und die professionelle H<strong>an</strong>dhabung der<br />

personalwirtschaftlichen Infrastruktur (ausgewogener Entwicklungsst<strong>an</strong>d in<br />

den einzelnen Gestaltungsfeldern, ausgebautes<br />

Personalinformationssystem). Schließlich werden verschiedene Maßnahmen<br />

zur Akzept<strong>an</strong>zsteigerung vorgeschlagen, die der Personalfunktion zu einer<br />

größeren Wertschätzung und Glaubwürdigkeit im Unternehmen verhelfen<br />

sollen.<br />

Weiterführende Fragen<br />

Der aktuelle Diskussionsst<strong>an</strong>d zum strategischen Personalm<strong>an</strong>agement ist<br />

dadaurch gekennzeichnet, daß die Mehrzahl der Konzepte generalisierend<br />

ist und kaum Rücksicht auf situative Unterschiede im Geltungsbereich und<br />

in den Anwendungsbedingungen nimmt, daß die meisten Ausführungen auf die<br />

Zielgruppe der oberen Führungskräfte ausgerichtet sind und daß sich die<br />

Mehrzahl der Beiträge am Konzept der strategischen Pl<strong>an</strong>ungslehre<br />

orientiert. Damit verbunden ist auch eine Domin<strong>an</strong>z normativer Modelle und<br />

Heuristiken.<br />

Diese Merkmale der Diskussion lassen einige Defizite und Schwachstellen<br />

erkennen, die den Weg für die weitere Forschung weisen. Besonders<br />

augenfällig ist der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> empirischen Arbeiten. Diese stellen<br />

zweifellos eine Hauptaufgabe für zukünftige Forschungsprojekte dar und<br />

sollten sich u.a. um die Klärung folgender Punkte bemühen: empirisch<br />

begründete situative Relativierung der Modelle und Gestaltungsempfehlungen<br />

(hinsichtlich Unternehmensgröße, Br<strong>an</strong>che,<br />

Kulturkreis etc.); verstärkte Her<strong>an</strong>ziehung von Theorien bei theoretischen<br />

und empirischen Beiträgen als Gegengewicht zur unreflektierten Übernahme<br />

normativer Modelle aus der strategischen Unternehmenspl<strong>an</strong>ung; empirische<br />

Überprüfung des behaupteten Problemlösungspotentials des strategischen<br />

Personalm<strong>an</strong>agements (Beitrag zum Unternehmenserfolg).<br />

Margret Wehling<br />

Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte Arbeitskräfte<br />

Betreuer: Prof. Dr. Helmut Wagner, Universität Münster<br />

Fragestellung der Untersuchung<br />

Für die Erhaltung des politischen und sozialen Systems scheinen die<br />

Aktivierung und der sinnvolle Einsatz von meist als ehrenamtlich<br />

bezeichneten, unbezahlten Freizeitkräften sehr bedeutsam zu sein.<br />

Verstärkt in der öffentlichen Diskussion <strong>an</strong>gesprochene Themen wie<br />

Pflegenotst<strong>an</strong>d, Parteienmüdigkeit, wachsende Vereinsflucht, zunehmende<br />

Kirchenaustritte usw. verdeutlichen dies. Weil sich Veröffentlichungen<br />

zum Personalm<strong>an</strong>agement aber bisl<strong>an</strong>g nur auf den bezahlten, beruflichen<br />

Bereich beschränkten, sollte mit dieser Arbeit der in der<br />

<strong>Personalforschung</strong> offensichtlich vernachlässigte Bereich des unbezahlten,<br />

unberuflichen Freizeitengagements beleuchtet werden.


Die Zielsetzung der Untersuchung lag darin, eine Personalm<strong>an</strong>agement-Konzeption<br />

für unbezahlte Arbeitskräfte zu entwerfen.1<br />

Theoretische Basis<br />

Die vorliegende Untersuchung erfolgte auf der Basis umf<strong>an</strong>greicher<br />

Analysen betriebswirtschaftlicher, psychologischer, juristischer,<br />

genossenschaftlicher, sozialpolitischer, soziologischer und<br />

sozialpädagogischer Literaturquellen.<br />

Im Modellteil der Arbeit wird zunächst die Personalstrukturtheorie für<br />

den Bereich der unbezahlten Mitarbeit weiterentwickelt. Dies erfolgt<br />

durch den Entwurf eines situativen Personalstrukturmodells in Analogie<br />

zum dreidimensionalen Effektivitätsmodell der Führung von Reddin. Im<br />

Rahmen eines prozeßtheoretischen Modells wird d<strong>an</strong>n eine Integration von<br />

Erkenntnissen der prozeßbezogenen Motivationstheorien, der<br />

Attributionstheorien, der H<strong>an</strong>dlungstheorien sowie der Verhaltenstheorien<br />

<strong>an</strong>gestrebt und eine Übertragung auf den Bereich der Übernahme unbezahlter<br />

Aufgaben vorgenommen.<br />

Unter Rückgriff auf die Erkenntnisse im Modellteil wird schließlich im<br />

Gestaltungsteil der Arbeit das personalpolitische Instrumentarium auf den<br />

Bereich der unbezahlten Mitarbeit übertragen und weiterentwickelt.


Ergebnisse der Arbeit<br />

Es wird aufgezeigt, daß Org<strong>an</strong>isationen auch hinsichtlich der unbezahlten<br />

Arbeitskräfte eine personalmarktbezogene Sichtweise einnehmen und sich<br />

mit der Frage ausein<strong>an</strong>dersetzen sollten, welche Freizeitalternativen beim<br />

einzelnen Individuum gegenein<strong>an</strong>der konkurrieren. Das Ziel von<br />

Org<strong>an</strong>isationen sollte es sein, aktuellen und potentiellen unbezahlten<br />

Arbeitskräften attraktive Möglichkeiten des Freizeitengagements zu<br />

bieten.<br />

Im Grundlagenteil wird erläutert, daß die Kategorie der Nonprofit-<br />

Org<strong>an</strong>isationen keinen geeigneten Anknüpfungspunkt für den Entwurf einer<br />

Personalm<strong>an</strong>agement-Konzeption liefert. Stattdessen wird die Notwendigkeit<br />

gesehen, die jeweilige Personalstruktur solcher Org<strong>an</strong>isationen näher zu<br />

betrachten, die unbezahlte Arbeitskräfte beschäftigen.<br />

Es wird aufgezeigt, daß die Personalstruktur im Bereich der unbezahlten<br />

Mitarbeit mit Hilfe der im Grundlagenteil der Arbeit entwickelten<br />

dreidimensionalen Arbeitskräftetypologie ermittelt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Diese Typologie wird als Basis für die Neuentwicklung eines situativen<br />

Personalstrukturmodells verwendet. Dieses Modell ermöglicht es, Aussagen<br />

zum situativen Fit unterschiedlicher Arbeitskräftetypen vorzunehmen.<br />

Die statische Org<strong>an</strong>isationssicht dieses situativen<br />

Personalstrukturmodells wird schließlich durch das prozeßtheoretische<br />

Modell der Übernahme unbezahlter Aufgaben um eine dynamische,<br />

individuelle Sichtweise ergänzt. Der psychologische Prozeß der Übernahme<br />

unbezahlter Aufgaben wird <strong>an</strong>alysiert.<br />

Den Modelldarstellungen folgen Ausführungen über Gestaltungsmöglichkeiten<br />

des Personalm<strong>an</strong>agements für unbezahlte Arbeitskräfte. Zunächst steht die<br />

org<strong>an</strong>isatorische Gestaltung des Personalm<strong>an</strong>agements für unbezahlte<br />

Arbeitskräfte im Vordergrund. Dabei wird unter Berücksichtigung des<br />

Org<strong>an</strong>isationskulturkonzeptes das Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte<br />

Arbeitskräfte als ein kulturfokussiertes Personalm<strong>an</strong>agement <strong>an</strong>gesehen.<br />

Schließlich wird die instrumentelle Ausgestaltung des Personalm<strong>an</strong>agements<br />

für unbezahlte Arbeitskräfte diskutiert.<br />

Den Personalbest<strong>an</strong>ds- und Personalbedarfs<strong>an</strong>alysen liegt unter Rückgriff<br />

auf das skizzierte situative Personalstrukturmodell eine bisl<strong>an</strong>g in der<br />

Personalliteratur nicht diskutierte personalstrukturbezogene Sichtweise<br />

zugrunde.<br />

Im Rahmen der Personalveränderungsmaßnahmen wird zunächst die Rekrutierung<br />

unbezahlter Arbeitskräfte diskutiert. Der Rekrutierungstechnik der<br />

persönlichen Ansprache wird besondere Bedeutung beigemessen. Es wird<br />

aufgezeigt, wie die in der Theorie der Hilfeleistung diskutierten<br />

Techniken (Foot-In-The-Door-Technik, Door-In-The-Face-Technik) isoliert<br />

und kombiniert im Bereich der Beschaffung und Auswahl unbezahlter<br />

Arbeitskräfte <strong>an</strong>gewendet werden können. Bei der Diskussion weiterer<br />

Personalveränderungsmaßnahmen wird empfohlen, im Rahmen einer freizeitorientierten<br />

Personalentwicklung Teilnehmerbeiträge zu erheben und<br />

eine Rückerstattung von Teilnehmerbeiträgen vorzusehen. Abschließend wird<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den Personalveränderungsmaßnahmen die besondere<br />

Problematik der Freisetzung unbezahlter Arbeitskräfte diskutiert.<br />

Als Personalerhaltungsmaßnahme wird zunächst die Personaleingliederung<br />

beh<strong>an</strong>delt. Es wird auf die Bedeutung des im Vergleich zur beruflichen,<br />

bezahlten Mitarbeit meist schon sehr viel früher beginnenden<br />

Sozialisationsprozesses hingewiesen. Bezüglich des Personaleinsatzes wird<br />

die besonders bei unbezahlten Arbeitskräften <strong>an</strong>zutreffende<br />

Arbeitszeitproblematik <strong>an</strong>gesprochen, die aus der Unvereinbarkeit zwischen<br />

einer festen Aufgabenzuordnung und den individuellen Freizeitwünschen<br />

resultieren k<strong>an</strong>n. Im Rahmen der Personalführung wird die Bedeutung von<br />

Führungsbeziehungen unter Berücksichtigung von<br />

Personalstrukturüberlegungen beleuchtet. Zusätzlich wird auf die in der<br />

Praxis häufig vernachlässigte besondere Bedeutung symbolischer<br />

Honorierungen für unbezahlte Arbeitskräfte hingewiesen und eine bisher


ei bezahlten Arbeitskräften nicht einmal <strong>an</strong>satzweise diskutierte Koppelung<br />

der Entgeltpolitik <strong>an</strong> die im Bereich der unbezahlten Arbeitskräfte<br />

geleistete Arbeit gefordert. Im Bereich der Kostenerstattungen und<br />

Aufw<strong>an</strong>dsentschädigungen werden schließlich verschiedenste Argumente für<br />

und gegen die Gewährung von Geldzahlungen gegenein<strong>an</strong>der abgewogen. Es<br />

wird erk<strong>an</strong>nt, daß die Zahlung von gewissen Entgelten durchaus die<br />

Erl<strong>an</strong>gung komparativer Konkurrenzvorteile auf dem Personalmarkt für<br />

unbezahlte Arbeitskräfte mit sich bringen k<strong>an</strong>n.<br />

Weiterführende Fragen<br />

Wegen der offensichtlich gesellschaftlich weitreichenden Bedeutung des<br />

Themas erscheint es sinnvoll, in Zukunft weitere Forschungsbemühungen zu<br />

entfalten, die empirische Überprüfungen der entworfenen Motivkataloge,<br />

Typologien und Modelle zum Inhalt haben. Wichtig erscheint es auch,<br />

empirische Studien hinsichtlich des dargestellten Instrumentariums<br />

durchzuführen.<br />

Interess<strong>an</strong>t erscheint außerdem eine Untersuchung darüber, inwieweit das<br />

dargestellte personalstrukturbezogene Vorgehen im Bereich der<br />

beruflichen, bezahlten Arbeit <strong>an</strong>wendbar ist und welche Konsequenzen sich<br />

daraus für das Personalm<strong>an</strong>agement von Unternehmungen ergeben.


2. Theoretische Grundlagen<br />

Matthias Kräkel<br />

Auktionstheorie und interne Org<strong>an</strong>isation*<br />

Betreuer : Prof. Dr. Bernd Schauenberg, Universität Würzburg<br />

Die Arbeit beschäftigt sich mit den Grundlagen der Auktionstheorie und<br />

deren Anwendung auf unternehmensinterne Problembereiche. Hierzu gehören<br />

g<strong>an</strong>z allgemein diejenigen unternehmensinternen Allokationsprobleme, die<br />

sich aufgrund von asymmetrisch verteilten Informationen und<br />

unterschiedlichen Interessen der Beteiligten ergeben. Einen wichtigen<br />

Anwendungsfall stellt das Problem der Personalauswahl bei asymmetrisch<br />

verteilten Informationen bzw. die effiziente Allokation von<br />

Arbeitskräften auf Stellen dar (Kapitel 3.4). Eine <strong>an</strong>dere Anwendung<br />

bildet die interne Auswahl eines Bewerbers oder auch einer Projektgruppe<br />

für einen bestimmten zu erfüllenden Auftrag (Kapitel 3.1). Ziel der<br />

Arbeit ist es zu zeigen, auf welche Weise Auktionsverfahren in<br />

unterschiedlichen Situationen zur Informationsaufdeckung eingesetzt<br />

werden können, wodurch sowohl Allokations- als auch Anreizprobleme in<br />

Org<strong>an</strong>isationen gelöst werden können.<br />

Das theoretische Grundgerüst der Arbeit bildet ein Principal-Agent-Modell<br />

mit mehreren Agenten (hier: "Bieter") und asymmetrischer<br />

Informationsverteilung zwischen dem Principal (hier: "Auktionator") und<br />

den jeweiligen Agenten. Der Begriff "Agent" ist hierbei im weiteren Sinne<br />

zu verstehen. Gemeint sind zum einen Mitarbeiter, die bereits in der<br />

Unternehmung beschäftigt sind. Zum <strong>an</strong>deren k<strong>an</strong>n es sich bei den Agenten<br />

aber auch um potentielle Mitarbeiter h<strong>an</strong>deln, die sich um eine Stelle<br />

bemühen, die extern ausgeschrieben wurde. Gemeinsame Annahme für alle<br />

Agenten ist jedoch, daß diese über ihre Qualitäten (z.B. individuelle<br />

Erfolgspotentiale) besser informiert sind als der Principal und daß<br />

dieser trotz der asymmetrischen Informationsverteilung einen der Agenten<br />

für eine bestimmte Aufgabe auszuwählen hat.<br />

Zur Lösung dieses Principal-Agent-Problems wird auf Methoden der Informationsökonomie<br />

und der nichtkooperativen Spieltheorie zurückgegriffen. Es<br />

wird gezeigt, daß die Vergabe der zu erfüllenden Aufgabe durch ein<br />

Auktionsverfahren eine Selbstselektion der Agenten bewirkt: In der<br />

Auktion wird sich derjenige Agent durchsetzen, der für die Erfüllung der<br />

Aufgabe am besten geeignet ist. Die Anreize bei der Versteigerung ergeben<br />

sich für die Agenten daraus, daß die Erfüllung der Aufgabe für den<br />

ausgewählten Agenten zu einem Nutzenzuwachs (z.B. in Form einer Prämie)<br />

führt. Auktionen können d<strong>an</strong>n als Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

eingesetzt werden, wobei der Principal durch die Wahl geeigneter Versteigerungsregeln<br />

die Agenten zu einer Preisgabe ihrer Informationen und<br />

letztlich zu einer Selbstselektion ver<strong>an</strong>laßt.<br />

Der große Vorteil solch einer Vorgehensweise besteht darin, daß die<br />

eigentliche Agentenauswahl von den gut informierten Agenten selbst<br />

getroffen wird, während der schlechter informierte Principal lediglich<br />

die Versteigerungsregeln auszuwählen hat. Die Versteigerungsregeln<br />

bewirken, daß über den Wettbewerb, der auf die Agenten übertragen wird -<br />

jeder möchte die zu vergebende Aufgabe verbunden mit dem entsprechenden<br />

Nutzenzuwachs für sich gewinnen -, sämtliche Agenten aus Eigeninteresse<br />

ihre Informationen bei der Versteigerung der Aufgabe berücksichtigen<br />

werden. Ein weiterer Vorteil von Auktionsverfahren bildet die Tatsache,<br />

daß für die Implementation des in-formationsaufdeckenden Wettbewerbs<br />

nicht notwendigerweise eine hohe Zahl <strong>an</strong> Agenten benötigt wird, wodurch<br />

Auktionen als Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen gerade für unternehmensinterne<br />

Vorgänge, bei denen üblicherweise nicht von einer hohen Zahl<br />

<strong>an</strong> Wettbewerbern ausgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n, große Relev<strong>an</strong>z besitzen.<br />

Will m<strong>an</strong> die Vorteilhaftigkeit von Auktionen für die Agentenselektion<br />

durch eine Kostengröße ausdrücken, so bietet sich hierfür der Begriff der<br />

sog. "agency costs" <strong>an</strong>. Die Lösung eines Principal-Agent-Problems bei<br />

symmetrisch verteilten Informationen und perfekter, kostenloser Kontrolle


k<strong>an</strong>n als first best-Lösung bezeichnet werden. Bei asymmetrischer<br />

Informationsverteilung und der Existenz von Kontrollkosten hingegen k<strong>an</strong>n<br />

nur eine second best-Lösung verbunden mit einem geringeren Wohlfahrtsniveau<br />

erreicht werden. Die Differenz zwischen dem Wohlfahrtsniveau der<br />

first best-Lösung und demjenigen der second best-Lösung k<strong>an</strong>n als agency<br />

costs definiert werden. Es läßt sich zeigen, daß mit Hilfe von Auktionen<br />

agency costs reduziert werden: Zum einen werden durch Auktionen<br />

asymmetrische Informationsverteilungen abgebaut, was den diskretionären<br />

Entscheidungsspielraum der Agenten einschränkt. Zum <strong>an</strong>deren wird über<br />

eine Auktion genau derjenige Agent ausgewählt, der für die Erfüllung der<br />

Aufgabe am besten geeignet ist und damit mutmaßlich auch zur bestmöglichen<br />

second best-Lösung des gegebenen Principal-Agent-Problems<br />

führt.<br />

Für den Aufbau der Arbeit ergibt sich grob eine Zweiteilung. Im ersten<br />

Teil werden zunächst die Grundlagen der Auktionstheorie beh<strong>an</strong>delt, die zu<br />

einem besseren Verständnis von Auktionen als Selektions- und<br />

Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen notwendig sind. Der zweite Teil<br />

dagegen k<strong>an</strong>n eher als <strong>an</strong>wendungsbezogener Teil bezeichnet werden. Hier<br />

wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger ausgewählter Fälle (u.a. interne Auswahl eines<br />

Mitarbeiters bzw. einer Projektgruppe, Auswahl von M<strong>an</strong>agern) gezeigt, wie<br />

Auktionen als Selektionsmech<strong>an</strong>ismen eingesetzt werden können. Dabei wird<br />

deutlich, daß Auktionen auch eine wichtige Rolle für die<br />

Bewerberselektion im Rahmen der Personalauswahl spielen, wenn die<br />

auswählende Inst<strong>an</strong>z (z.B. Personalleiter, Abteilungsleiter, Aufsichtsrat)<br />

nur über vergleichsweise wenig Informationen verfügt (Kapitel 3.4). Als<br />

Gesamtergebnis k<strong>an</strong>n abschließend festgehalten werden, daß sich über die<br />

Verwendung von Auktionsverfahren hierbei ein nicht-direktiver<br />

Führungsstil verwirklichen läßt, indem dezentrale Informationsvorteile<br />

von Mitarbeitern genutzt werden können, ohne daß die Unternehmensführung<br />

wiederholt autoritär eingreifen bzw. kontrollieren muß (Kapitel 4). Die<br />

Koordination und Führung erfolgt allein über die (Versteigerungs-)Regeln,<br />

so daß die Funktion der Unternehmensführung hier eher als eine Art<br />

Schiedsfunktion verst<strong>an</strong>den werden k<strong>an</strong>n. Ein direktiver Eingriff in die<br />

internen Vorgänge wird erst d<strong>an</strong>n erforderlich, wenn bei der<br />

Bewerberselektion ernsthafte Bedenken bestehen, daß zwischen den<br />

Bewerbern eine Absprache stattgefunden hat, die den<br />

informationsaufdeckenden Wettbewerb einschränkt. Die Gefahr solcher<br />

Absprachen ist jedoch nicht außerordentlich hoch, da Absprachen in<br />

unternehmensinternen Auktionen in der Regel höchstgradig auffällig sind.<br />

Offen bleiben in der Arbeit Fragen, die die Diskussion der<br />

Personalauswahl innerhalb der dynamischen Sichtweise eines internen<br />

Arbeitsmarktes betreffen, wozu insbesondere die l<strong>an</strong>gfristige, gezielte<br />

Förderung von Mitarbeitern sowie die Karrierepl<strong>an</strong>ung gehören.<br />

3. Personalbereitstellung/Arbeitsmarkt/Beschäftigung<br />

Friedel Ahlers<br />

Strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte.<br />

Empfehlungen zum M<strong>an</strong>agement personalbeschaffungsorientierter Hochschulkontakte<br />

auf Grundlage einer Unternehmungsbefragung<br />

Betreuer: Prof. Dr. Claus Steinle, Universität H<strong>an</strong>nover<br />

Die Dissertation beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche<br />

M<strong>an</strong>agementaktivitäten seitens von Unternehmungen erforderlich sind, um<br />

effizient und erfolgreich Nachwuchskräfte über Hochschulkontakte<br />

rekrutieren zu können. Ausgeg<strong>an</strong>gen wird von der Arbeitshypothese, daß nur<br />

aktives und systematisches Gestaltungsh<strong>an</strong>deln im Gegensatz zu einer<br />

reaktiven und halbherzigen Vorgehensweise die Hochschulkontakte<br />

l<strong>an</strong>gfristig als einen erfolgversprechenden Rekrutierungsweg von<br />

Nachwuchskräften etablieren k<strong>an</strong>n. Demnach sollten die Hochschulkontakte<br />

sorgfältig gepl<strong>an</strong>t, situationsgerecht org<strong>an</strong>isiert und im Interesse einer


möglichst effizienten Ressourcenverwendung auch auf ihren Erfolg hin<br />

kontrolliert werden. Die Erarbeitung darauf bezogener<br />

Gestaltungsempfehlungen steht im Mittelpunkt der Arbeit.<br />

Um das auf die Nachwuchskräfterekrutierung ausgerichtete M<strong>an</strong>agement von<br />

Hochschulkontakten näher und seiner Praxisausprägung entsprechend<br />

beschreiben zu können, wurde eine intensive mündliche Befragung bei 15<br />

Großunternehmungen durchgeführt. Befragt wurden 9 Industrie─, 4<br />

Dienstleistungs- und 2 H<strong>an</strong>delsunternehmungen. Die nachfolgend dargelegten<br />

zentralen Ergebnisse der Arbeit und die damit im Zusammenh<strong>an</strong>g stehenden<br />

Überlegungen beziehen sich aufgrund der Untersuchungsstruktur in erster<br />

Linie auf Großunternehmungen.<br />

Inhalte und Ergebnisse der Arbeit im Überblick:<br />

Unter Hochschulkontakten werden alle Kontakte seitens der Unternehmung<br />

mit Hochschulmitgliedern (Hochschulpersonal und Studenten) verst<strong>an</strong>den,<br />

unabhängig davon, ob sie am Ort <strong>Hochschule</strong> stattfinden oder nicht. Nach<br />

dem zentralen Tr<strong>an</strong>sferobjekt wird zwischen technologieorientierten,<br />

wissensorientierten und personalbeschaffungsorientierten<br />

Hochschulkontakten differenziert. Im Interesse der Ausschöpfung von<br />

Synergiepotentialen ist es wichtig, die wissens- und technologieorientierten<br />

Hochschulkontakte auch hinsichtlich möglicher<br />

Personalbeschaffungspotentiale auszuleuchten und umgekehrt. Dieses setzt<br />

eine ressortübergreifende Zusammenarbeit der Kontakte zu <strong>Hochschule</strong>n<br />

unterhaltenden Org<strong>an</strong>isationseinheiten einer Unternehmung voraus.<br />

Personalbeschaffungsorientierte Hochschulkontakte lassen sich in erster<br />

Linie als eine Form der strategischen und mittelbaren<br />

Nachwuchskräfterekrutierung mit Schwerpunkt auf dem Feld der<br />

Personalwerbung charakterisieren. Strategisch deshalb, weil sie oft weit<br />

vor Studienabschluß <strong>an</strong>setzen und sich über einen längeren Zeitraum<br />

hinziehen. Mittelbar deshalb, weil bei ihnen die Erschließung und Sicherung<br />

eines qualifizierten Bewerberreservoirs im Vorfeld der akuten<br />

Personalbeschaffung im Vordergrund steht.<br />

Personalbeschaffungsorientierte Hochschulkontakte sollten nach<br />

Möglichkeit so <strong>an</strong>gelegt sein, daß sie neben ihrer originären Aufgabe im<br />

Bereich der Nachwuchskräfterekrutierung auch für den Wissenstr<strong>an</strong>sfer<br />

genutzt und ferner zur l<strong>an</strong>gfristig <strong>an</strong>gelegten<br />

Kundenakquisition/Beeinflussung von zukünftigen Entscheidungsträgern<br />

eingesetzt werden können. Zu den wichtigsten Aufgaben einer strategischen<br />

Nachwuchskräfterekrutierung <strong>an</strong> <strong>Hochschule</strong>n zählt der Aufbau und Erhalt<br />

eines beschaffungsförderlichen Arbeitgeberimages.<br />

Eine strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte ist<br />

l<strong>an</strong>gfristig nur d<strong>an</strong>n erfolgreich, wenn sie als Baustein einer umfassenden<br />

mitarbeiterorientierten Personalpolitik (und damit eines<br />

Personalmarketing-Konzeptes) verst<strong>an</strong>den wird, deren "Botschaften" sie<br />

nach außen <strong>an</strong> (potentielle) Bewerber tr<strong>an</strong>sportiert. Auf der<br />

Informationsseite des Personalmarketings k<strong>an</strong>n durch eine systematische<br />

Arbeitsmarktforschung der Gefahr suboptimaler Beschaffungsergebnisse aufgrund<br />

einer Ressourcenfehlleitung vorgebeugt werden. Auf der Aktionsseite<br />

des Personalmarketings fällt der Anreizgestaltung eine Schlüsselrolle zu.<br />

Die betrieblichen Anreizsysteme determinieren die Rekrutierungspotenz von<br />

Unternehmungen auf dem externen Arbeitsmarkt. Überzogene Versprechungen<br />

bei der Anwerbung von Nachwuchskräften erweisen sich in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g als "Fallgrube" und konterkarieren letztlich die<br />

Personalmarketing-Bemühungen.<br />

Das "Denken in Zielgruppen" ist eine entscheidende Voraussetzung für den<br />

Erfolg eines Hochschulprogramms. Ein differenziertes Vorgehen bei der<br />

Ansprache von Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen,<br />

Studienabschnitte und Qualifikationslevels zeichnet ein<br />

erfolgversprechendes Hochschulprogramm aus. Kontaktsuchende<br />

Unternehmungen sollten eine l<strong>an</strong>gfristige Zusammenarbeit mit ausgewählten<br />

Kontaktmittlern aus dem Hochschulbereich (Lehreinheiten und studentische


Initiativgruppen) <strong>an</strong>streben, die per se den Zug<strong>an</strong>g zu den relev<strong>an</strong>ten<br />

studentischen Zielgruppen haben und ihnen Präsentationsmöglichkeiten etc.<br />

eröffnen können.<br />

Zur strategischen Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte k<strong>an</strong>n<br />

ein breites Spektrum <strong>an</strong> Maßnahmen eingesetzt werden. Zentrale Bedeutung<br />

haben neben Messebesuchen insbesondere Praktik<strong>an</strong>ten- und Diplom<strong>an</strong>den-<br />

Programme, die bei vielen Unternehmungen den Kern ihres<br />

Hochschulprogramms ausmachen. Bei der Maßnahmenauswahl ist auf die<br />

Möglichkeit einer sinnvollen Abstimmung und Kombination der ins Auge<br />

gefaßten Einzelmaßnahmen zu achten. Diese Überlegung läuft auf die<br />

Bildung von "Kontakt-Ketten" hinaus, die von der Kontaktaufnahme bis hin<br />

zum Vertragsabschluß reichen.<br />

Praktika/Praktik<strong>an</strong>tenprogramme können bei entsprechender Ausgestaltung<br />

als "Königsweg" der strategischen Nachwuchskräfterekrutierung <strong>an</strong><br />

<strong>Hochschule</strong>n gelten. Neben ihrer Funktion im Bereich der Personalwerbung<br />

können sie auch mit zur Personalauswahl her<strong>an</strong>gezogen werden, insofern<br />

eine systematische und fundierte Praktik<strong>an</strong>ten-Beurteilung erfolgt.<br />

Praktik<strong>an</strong>tenprogramme können darüber hinaus, wenn sie als<br />

studienbegleitende betriebliche "Personal"-Entwicklung konzipiert worden<br />

sind, Einarbeitungsprogramme (Traineeprogramme) verkürzen.<br />

Eine strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte in<br />

größerem Umf<strong>an</strong>g ist ohne eine Beteiligung der<br />

Fachbereiche/Fachabteilungen einer Unternehmung nicht denkbar. Die<br />

Überzeugungsarbeit zu ihrer Beteiligung muß bei den Interessenlagen der<br />

Fachabteilungen <strong>an</strong>setzen, die z. B. von Praktik<strong>an</strong>ten weniger eine Be- als<br />

Entlastung erwarten.<br />

Die Reaktion auf Studenten<strong>an</strong>fragen und Bewerbungen ist eine "Nagelprobe"<br />

für ein glaubwürdiges Personalmarketing. Es müssen entsprechende<br />

innerorg<strong>an</strong>isatorische Bearbeitungskapazitäten zur Verfügung stehen, um<br />

das "Echo" auf die Außenkontakte adäquat (zügig, den Anliegen<br />

entsprechend) bewältigen zu können, um nicht vielversprechende erste<br />

Kontakte wieder in Frage zu stellen.<br />

Das Hochschulprogramm als Gesamtpaket ist für eine genaue<br />

Erfolgskontrolle und Effektivitätszumessung aufgrund seiner vielfältigen<br />

Nutzenpotentiale nur schwer zugänglich. Eine Annäherung <strong>an</strong> die globale<br />

Erfolgskontrolle eines Hochschulprogramms k<strong>an</strong>n mittels der Kontrolle<br />

einzelner Maßnahmen erfolgen, wie etwa die Ermittlung der<br />

Rekrutierungsquote unter den ehemaligen Praktik<strong>an</strong>ten/ Diplom<strong>an</strong>den.<br />

Auch bei einer restriktiveren Einstellungspolitik von Unternehmungen<br />

aufgrund einer konjunkturbedingt sich abschwächenden bzw. rückläufigen<br />

Geschäftsentwicklung werden sich personalbeschaffungsorientierte<br />

Hochschulkontakte zumindest von der Subst<strong>an</strong>z her als Rekrutierungsweg<br />

behaupten können. Denn die Beweggründe für die In<strong>an</strong>spruchnahme dieses<br />

Beschaffungsweges (frühzeitige Ansprache umworbener Zielgruppen;<br />

fundiertere Auswahlentscheidung etc.) verlieren auch in Zeiten einer<br />

insgesamt verringerten Nachfrage nach Nachwuchskräften nicht grundlegend<br />

<strong>an</strong> Bedeutung. Von dem generellen Erfordernis zur Kosten-Reduzierung in<br />

Zeiten knapperer Personal(beschaffungs)budgets werden allerdings auch die<br />

personalbeschaffungsorientierten Hochschulkontakte nicht verschont<br />

bleiben, was z. B. zu Einschränkungen im Maßnahmen-Bereich führt.<br />

Der zukünftige Stellenwert personalbeschaffungsorientierter<br />

Hochschulkontakte wird entscheidend durch die Veränderung<br />

beschäftigungsrelev<strong>an</strong>ter Rahmenbedingungen, die künftige<br />

Bedeutungszumessung personal(marketing)-strategischer Überlegungen in<br />

Unternehmungen und die generelle Entwicklung der Kooperation<br />

Unternehmungen - <strong>Hochschule</strong>n bestimmt werden.


Dorothea Alewell<br />

Interne Arbeitsmärkte als effizientes Koordinationsdesign zur Bewältigung<br />

betrieblicher Beschäftigungsprobleme. Eine Analyse unter besonderer<br />

Berücksichtigung von Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen<br />

Betreuer: Prof. Dr. Willi Küpper, Universität Hamburg<br />

Mit der Arbeit wird eine doppelte Zielsetzung verfolgt:<br />

Erstens sollen Aussagen über die Effizienz des Beschäftigungssystems<br />

"Interner Arbeitsmarkt" abgeleitet werden. Zweitens soll die<br />

Fruchtbarkeit von solchen Ansätzen, die sich mit Informationsasymmetrien<br />

beschäftigen, für personalwirtschaftliche Analysen ausgelotet werden.<br />

Damit ist zugleich die Frage <strong>an</strong>gesprochen, ob die Verwendung<br />

informationsökonomischer Ansätze zu einer verbesserten theoretisch-ökonomischen<br />

Fundierung der Personalwirtschaftslehre beitragen k<strong>an</strong>n. Da die<br />

Informationsökonomie sich in <strong>an</strong>deren ökonomischen Teildisziplinen einer<br />

wachsenden Beliebtheit erfreut, wird damit zugleich auch die Frage<br />

verfolgt, ob auf der Basis dieser Ansätze eine stärkere Ausrichtung der<br />

Personalwirtschaftslehre als ökonomische Teildisziplin möglich wird.<br />

Um das erste Ziel zu erreichen, werden zunächst solche Erklärungs<strong>an</strong>sätze<br />

einer kritischen Würdigung unterzogen, mit denen der Anspruch erhoben<br />

wird, Beschäftigungssysteme in ihrer g<strong>an</strong>zen Komplexität unter Abwägung<br />

aller Effizienzwirkungen zu <strong>an</strong>alysieren: Zunächst wird die Osterm<strong>an</strong>'sche<br />

Theorie der Wahl zwischen Beschäftigungssystemen untersucht. Dar<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>schließend wird der tr<strong>an</strong>saktionskostentheoretische Beitrag von<br />

Williamson, Wachter und Harris einer kritischen Würdigung hinsichtlich<br />

der Frage unterzogen, welchen Erklärungsbeitrag er hinsichtlich der<br />

Effizienz interner Arbeitsmärkte liefern k<strong>an</strong>n. Drittens wird der<br />

segmentationstheoretische Beitrag in der Fassung von Lutz unter eben<br />

diesem Blickwinkel <strong>an</strong>alysiert.<br />

Als Ergebnis der Untersuchung in diesem Teil läßt sich festhalten, daß<br />

alle drei Theorie<strong>an</strong>sätze gravierende Mängel aufweisen, die sowohl auf<br />

einer inhaltlichen, als auch auf einer grundlegenden, methodischen Ebene<br />

liegen. Die methodischen Mängel werden aufgezeigt und es wird im<br />

kritischen Vergleich herausgearbeitet, welcher Erklärungswert den<br />

Beiträgen zugemessen werden k<strong>an</strong>n. Keiner der gen<strong>an</strong>nten Ansätze bietet<br />

sich beim bisherigen Forschungsst<strong>an</strong>d als ausgereifter theoretischer Bezugsrahmen<br />

<strong>an</strong>, weder für die Frage nach der Effizienz interner<br />

Arbeitsmärkte noch für <strong>an</strong>dere personalwirtschaftliche Fragestellungen.<br />

Auf einer inhaltlichen Ebene läßt sich feststellen, daß der<br />

tr<strong>an</strong>saktionskostentheoretische Beitrag und der segmentationstheoretische<br />

Beitrag die gemeinsame zentrale These aufweisen, daß wesentliche<br />

Effizienzvorteile interner Arbeitsmärkte aus ihrer Funktion,<br />

betriebsspezifische Qualifikationen zu generieren und die so<br />

qualifizierten Arbeitnehmer <strong>an</strong> den Betrieb zu binden, resultieren. Diese<br />

- in der personalwirtschaftlichen Literatur weitverbreitete, aber<br />

überwiegend unüberprüft akzeptierte - These wird in einem weiteren Kapitel<br />

ausführlich untersucht und diskutiert.<br />

Dazu wird zunächst herausgearbeitet, auf welchem Qualifikationsbegriff<br />

eine solche Betrachtung betriebsspezifischer Qualifikationsbest<strong>an</strong>dteile<br />

sinnvoll aufgebaut werden k<strong>an</strong>n. Zudem wird untersucht, ob bzw. unter<br />

welchen Bedingungen betriebsspezifische Qualifikationen zu<br />

Effizienzvorteilen für das Unternehmen führen können. Abschließend wird<br />

die Frage thematisiert, ob aus der Diskussion um die Wirkungen von<br />

Unternehmenskulturen Aussagen über die Effizienzwirkungen betriebsspezifischer<br />

Qualifikationen abgeleitet werden können.<br />

Als zentrales Ergebnis läßt sich festhalten, daß die Effizienzwirkungen<br />

betriebsspezifischer Qualifizierung in einer unsicheren und komplexen<br />

Umwelt so widersprüchlich sind, daß betriebsspezifische Qualifikationen<br />

als zentraler Erklärungsfaktor für die Effizienz interner Arbeitsmärkte<br />

nicht sinnvoll verwendet werden können.


Damit wird also insgesamt gezeigt, daß die gen<strong>an</strong>nten Ansätze zur Theorie<br />

interner Arbeitsmärkte sowohl auf einer methodischen als auch auf einer<br />

inhaltlichen Ebene nicht tragfähig sind. Eine Ursache dafür besteht unter<br />

<strong>an</strong>derem darin, daß der Versuch gemacht wird, die Effizienz von<br />

Beschäftigungssystemen in ihrer g<strong>an</strong>zen Komplexität zu beurteilen, während<br />

die theoretische Fundierung noch l<strong>an</strong>ge nicht leistungsfähig genug ist, um<br />

dieser <strong>an</strong>spruchsvollen Aufgabe auch gerecht zu werden.<br />

Im zweiten Teil der Arbeit wird daher der Anspruch eingeschränkt:<br />

Untersucht werden als weitere, jedoch nur partielle, Erklärungsfaktoren<br />

für die Effizienz interner Arbeitsmärkte Informationsasymmetrien in<br />

Arbeitsverhältnissen. Dabei wird auf eine Klassifikation von Sprem<strong>an</strong>n<br />

zurückgegriffen, der Situationen mit asymmetrischer<br />

Informationsverteilung einteilt in Qualitätsunsicherheit, Hold-up und<br />

Moral-Hazard. Es wird gezeigt, daß alle drei Situationstypen in<br />

Arbeitsverhältnissen auftreten können. Daher wird für jeden Bereich<br />

getrennt untersucht, unter welchen Bedingungen typische Regelungen<br />

interner Arbeitsmärkte als Reaktion der Arbeitgeber auf die asymmetrische<br />

Informationsverteilung gedeutet werden können. Damit wird jedoch nicht<br />

der Anspruch verfolgt, Aussagen über die "Gesamteffizienz" interner<br />

Arbeitsmärkte zu treffen; untersucht wird nur die Frage, ob einzelne<br />

Regelungen in internen Arbeitsmärkten als Koordinationsdesign (jeweils<br />

aus Sicht des Vertragspartners mit dem Informationsdefizit) geeignet sein<br />

könnten, um mit der Informationsasymmetrie umzugehen. Anschließend werden<br />

die zunächst getrennten Überlegungen zu den einzelnen Formen der<br />

Informationsasymmetrie zusammengeführt. Es wird herausgearbeitet, in<br />

welchen Arbeitsverhältnissen und zu welchen Zeitpunkten diese jeweils<br />

vorliegen könnten.<br />

Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß erstens alle drei gen<strong>an</strong>nten<br />

Situationstypen in Arbeitsverhältnissen auftreten und sich überlappen und<br />

daß zweitens die Regelungen interner Arbeitsmärkte jeweils für partielle<br />

Probleme, die aus diesen Informationsasymmetrien resultieren, als<br />

effiziente Koordinationsdesigns unter bestimmten Bedingungen gedeutet<br />

werden können: Beispielsweise können die Lohnstrukturen interner<br />

Arbeitsmärkte sowohl als Self-selection-Design fungieren, die der<br />

Arbeitgeber in einer Situation der Qualitätsunsicherheit über<br />

unveränderliche Qualifikationsmerkmale der Arbeitnehmer <strong>an</strong>wendet, als<br />

auch als effizientes R<strong>an</strong>gfolgeentlohnungssystem in einer Moral-Hazard-<br />

Situation mit einem Prinzipal und mehreren Agenten, wenn letztere in<br />

ihrer Tätigkeit einem hohen gemeinsamen Ergebnisrisiko unterliegen.<br />

Ebenso können z. B. die Beförderungsregeln und Aufstiegsleitern in<br />

internen Arbeitsmärkten als Maßnahme des Arbeitgebers gedeutet werden, um<br />

in einer bilateralen Hold-up-Situation seine Interessen gegen die<br />

Arbeitnehmer zu schützen. Bilaterale Hold-up-Situationen lassen sich<br />

zudem als Gef<strong>an</strong>genendilemma-Situationen interpretieren.<br />

Maßnahmen des Arbeitgebers werden daher darauf hin untersucht, ob sie<br />

sich als kooperationsfördernde Strategien in iterativen<br />

Gef<strong>an</strong>genendilemma-Situationen deuten lassen. Insgesamt können damit auf<br />

der Basis der informationsökonomischen Überlegungen wesentlich<br />

differenziertere Effizienzbeurteilungen abgeleitet werden als auf der<br />

Grundlage der im ersten Teil der Arbeit besprochenen Ansätze.<br />

Zugleich wird aber am Thema der Effizienz interner Arbeitsmärkte erstmals<br />

systematisch die Fruchtbarkeit einer informationsökonomischen<br />

Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> personalwirtschaftliche Fragestellungen demonstriert.<br />

Damit wird der zweiten Zielsetzung der Arbeit entsprochen. Da die<br />

Untersuchung der Fruchtbarkeit einer solchen Forschungsperspektive<br />

zunächst nur eng auf die Frage nach der Effizienz interner Arbeitsmärkte<br />

bezogen beh<strong>an</strong>delt wird, werden in einem Ausblick zum Abschluß der Arbeit<br />

weitere personalwirtschaftliche Fragestellungen <strong>an</strong>gesprochen, die sinnvoll<br />

mit Hilfe der informationsökonomischen Ansätze bearbeitet werden<br />

können. Weiterhin wird aufgezeigt, daß sich zahlreiche Ansatzpunkte für


einen interdisziplinären Dialog zwischen neueren soziologischen Arbeiten<br />

und solchen Arbeiten, die sich auf Macht in Org<strong>an</strong>isationen beziehen<br />

einerseits und den informationsökonomischen Ansätzen <strong>an</strong>dererseits<br />

ergeben. Die oben gen<strong>an</strong>nten informationsökonomischen Ansätze bieten sich<br />

als theoretische Grundlage für personalwirtschaftliche Analysen <strong>an</strong>,<br />

welche einerseits eine stärkere Einbindung der Personalwirtschaftslehre<br />

als ökonomische Teildisziplin ermöglicht, <strong>an</strong>dererseits aber auch<br />

Ansatzpunkte zu einem auch in Zukunft notwendigen Dialog mit den<br />

Verhaltenswissenschaften bietet.<br />

Gabriel Barell<br />

Bewährungskontrollen von Assessment Centern mittels testtheoretischer<br />

Validitätsmodelle ─ unter besonderer Berücksichtigung der<br />

verhaltensorientierten "Within-exercise-Vari<strong>an</strong>te" zur Prognose<br />

allgemeiner Führungseignung in einer Schweizer Großb<strong>an</strong>k*<br />

Betreuer: Prof.Dr. Norbert Thom<br />

Die betriebswirtschaftliche Lehre und Forschung bemüht sich im Rahmen der<br />

Personalwirtschaft intensiv um die Prognose zukünftiger<br />

Leistungsunterschiede. Ob diese Prognose gelingt oder nicht, sollte<br />

periodisch überprüft werden. Das gilt natürlich auch für die<br />

führungseignungsdiagnostische Methode "Assessment Center" (AC). Diese<br />

findet zwar auch in der Schweiz mehr und mehr Anwender, doch fehlen<br />

hierzul<strong>an</strong>de diesbezügliche Forschungen gänzlich. Gabriel Barell setzt<br />

sich deshalb in seiner Arbeit das Ziel, Teile der im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

der AC-Methode formulierten Theorien durch weitere Forschung zu<br />

erhärten.<br />

Dazu legt er zunächst die entsprechenden Theorien offen.<br />

Im ersten Teil entwickelt er ein allgemeines Schema zur Einteilung aller<br />

eignungsdiagnostischer Verfahren. Seiner Meinung nach k<strong>an</strong>n jede nicht<br />

nach dem Zufallsprinzip erfolgende eignungsdiagnostische Beurteilung als<br />

ein System verschiedener Hypothesen betrachtet werden, welches zunächst<br />

auf einer Extremgruppenbildung am Arbeitsplatz basiert. Er spricht von<br />

vier grundverschiedenen Hauptkonzepten: Je nach Ansatz sollen sich<br />

erfolgreiche von weniger erfolgreichen Mitarbeitern durch bestimmte<br />

"Kennzeichen", "Ergebnisse", "Eigenschaftsausprägungen" oder<br />

"Verhaltensweisen" unterscheiden. Daraus resultieren nach Barell vier<br />

völlig verschiedene "Konzepthypothesen". Diese würde/n bei jeder<br />

Beurteilung durch "Verfahrenshypothesen" ergänzt, denn welche/s<br />

Konzept/e auch immer Ausg<strong>an</strong>gspunkt sei/en, irgendwie müßten die<br />

(verg<strong>an</strong>genen oder aktuellen) Kennzeichen, Ergebnisse, Eigenschaften oder<br />

Verhaltensweisen der Prob<strong>an</strong>den festgestellt ("gemessen") werden.<br />

Ziel dieser Messungen seien schließlich sogen<strong>an</strong>nte "Prädiktoren". Diese<br />

könnten auf verschiedene Art und Weise mitein<strong>an</strong>der kombiniert werden,<br />

weshalb sich eignungsdiagnostische Einschätzungen je nach Art und Zahl<br />

der verwendeten Prädiktoren sowie der eingesetzten Kombinationsverfahren<br />

auch durch ihre "Prädiktor(kombinations)hypothesen" unterscheiden<br />

würden.<br />

Im zweiten Teil befaßt sich der Autor d<strong>an</strong>n mit den konkreten Konzept-,<br />

Verfahrens- und Prädiktor(kombinations)hypothesen von ACn. Er schildert,<br />

wie diese bezüglich Konzepthypothese allgemein als verhaltensorientierte<br />

Ansätze gelten. Es sollen jedoch auch nach dem Ergebnis- und dem Eigenschafts<strong>an</strong>satz<br />

konzipierte Assessment Center existieren, und<br />

Einheitlichkeit bestehe auch bei den zugrundeliegenden Verfahrens- und<br />

Prädiktor(kombinations)hypothesen bei weitem nicht. Nach Meinung Barells<br />

läßt sich deshalb die AC-Methode schlechthin nicht überprüfen, sondern<br />

jeweils nur ein spezifisches AC, im besten Fall ein spezieller AC-Typ.<br />

Am Beispiel des Direktions-ACs der Schweizerischen Kredit<strong>an</strong>stalt (SKA)<br />

schildert der Autor Geschichte, Aufbau, Ziele und Bedeutung eines solch<br />

repräsentativen AC-Typus, nämlich der "verhaltensorientierten Within-


exercise-Vari<strong>an</strong>te zur Prognose allgemeiner Führungseignung". Insbesondere<br />

aber legt er die jener Vari<strong>an</strong>te zugrundeliegenden Hypothesen offen und<br />

visualisiert sie in einem selbstkonzipierten Modell. Daraus folge<br />

bezüglich Verfahrenshypothesen, daß sich die gegenwärtigen<br />

Verhaltensweisen in Simulationsübungen (Gruppen- und Einzelübungen, die<br />

den relev<strong>an</strong>ten Arbeitssituationen genügend ähnlich sind und einzeln und<br />

in ihrer Gesamtheit eine genügende Anzahl beobachtbarer relev<strong>an</strong>ter<br />

Verhaltensweisen provozieren) von mehreren Beobachtern objektiv und<br />

zuverlässig beobachten und (<strong>an</strong>schließend) beurteilen lassen. D<strong>an</strong>eben<br />

basiere dieser AC-Typ auf den Prädiktor(kombinations)hypothesen, daß die<br />

Urteile über ähnliche Verhaltensweisen aus allen Übungen durch<br />

Gruppendiskussion unter Berücksichtigung situativer Aspekte zu wenigen,<br />

erfolgsrelev<strong>an</strong>ten und hinreichend vonein<strong>an</strong>der abgrenzbaren Dimensionen<br />

zusammengefaßt werden könnten, wobei allfällige Meß- und Beurteilungsfehler<br />

vernachlässigbar klein seien.<br />

Zum Überprüfen von solchen Assessment Centern sind - so der Autor -<br />

bisl<strong>an</strong>g praktisch vollumfänglich und kritiklos die sogen<strong>an</strong>nten<br />

"Validitätsmodelle" der psychologischen Testtheorie übernommen worden.<br />

Barells Erläuterungen in den Teilen I und II zeigen jedoch große<br />

Diskrep<strong>an</strong>zen zwischen den zugrundeliegenden Hypothesen von Tests und<br />

ACn. In Teil III <strong>an</strong>alysiert er deshalb die Fragen, ob und welche<br />

Validitätsmodelle sich zum Ueberprüfen der AC-Hypothesen eignen und ob<br />

allenfalls weitere Prüfverfahren notwendig seien.<br />

Er kommt dabei zum Ergebnis, daß die Validitätsmodelle in der Tat benützt<br />

werden können (zum Testen der üblichen AC-Konzepthypothese<br />

beispielsweise das Modell der prognostischen Validität). Doch lasse<br />

sich - so der Autor - eine Reihe von Hypothesen, deren Gültigkeit den<br />

Erfolg oder Mißerfolg der Methode "Assessment Center" nachhaltig<br />

beeinflussen könne, nicht oder kaum mit den fünf klassischen<br />

Validitätsmodellen <strong>an</strong>gehen.<br />

Im Hinblick auf seine eigenen empirischen Untersuchungen liefert der<br />

Autor im vierten Teil die umfassendste Darstellung bisheriger AC-<br />

Bewährungskontrollen (inklusive jener, die über die klassischen<br />

Validitätsmodelle hinausgehen). Er schafft damit eine Vergleichsbasis<br />

für seine eigenen Ergebnisse und bewertet die bisherigen<br />

Forschungs<strong>an</strong>sätze zugunsten eines effizienten Forschungspl<strong>an</strong>s.<br />

Basierend auf diesen Erkenntnissen schildert er im fünften Teil den<br />

Ansatz zu seinem praktischen Forschungsbeitrag mit dem Ziel, die<br />

wichtigsten Hypothesen des SKA-Direktions-ACs nach dem neusten St<strong>an</strong>d<br />

der Forschung - d.h. <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der sinnvollsten Validitätsmodelle sowie<br />

mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse - zu prüfen.<br />

Er zeigt zunächst, daß für praktisch alle Prüfmodelle ähnliche Daten<br />

benötigt werden, nämlich die verschiedenen AC-Urteile sowie diesen<br />

Urteilen entsprechende (d.h. dimensionsorientierte) Scores für die<br />

spätere Leistung der AC-Absolventen am Arbeitsplatz.<br />

Die AC-Urteile entnahm der Autor - seiner Beschreibung gemäß - den 236<br />

SKA-AC-Dossiers der Jahre 81 - 83 sowie den 144 Dossiers der Jahre 83 -<br />

85; d.h. zwei Phasen, in denen dieses jeweils in unveränderter Form<br />

durchgeführt wurde.<br />

Da im SKA-Mitarbeiterbeurteilungsverfahren keine den AC-Dimensionen entsprechenden<br />

On-the-job-Urteile abgegeben worden seien, mußte Barell die<br />

ehemaligen AC-Teilnehmer neu beurteilen lassen. Um möglichst viele solche<br />

Urteile zu gewinnen, befragte er <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs 1991 die Vorgesetzten, Kollegen<br />

und Mitarbeiter (Fremdbild) sowie die Prob<strong>an</strong>den selbst (Eigenbild);<br />

letztere - 117 <strong>an</strong> der Zahl - erhielten als Gegenleistung eine<br />

differenzierte Rückmeldung über ihre Führungswirkung. Die Fragen selbst<br />

bezogen sich auf konkrete Verhaltensweisen (zu beurteilen waren<br />

Häufigkeit, Erfolgsrelev<strong>an</strong>z und Leistung in den AC-Dimensionen) und die<br />

Akzept<strong>an</strong>z des Assessment Centers. Die drei Skalen Häufigkeit,<br />

Erfolgsrelev<strong>an</strong>z und Leistung wurden mitein<strong>an</strong>der verknüpft, so daß ein


verhaltensorientiertes Kriterium entst<strong>an</strong>d, welches die unterschiedlichen<br />

Anforderungen verschiedener Arbeitsplätze berücksichtigte. Dieses<br />

Kriterium kombinierte er schließlich mit einem mikroökonomisch<br />

fundierten Karrierekriterium in Form des Durchschnittslohns der R<strong>an</strong>gstufe,<br />

welche der Prob<strong>an</strong>d bis Ende 1990 erreicht hatte. Es resultierten<br />

Gesamtscores in Form eines "Geldwerts" der beurteilten Mitarbeiter,<br />

Scores, die auch Kosten-Nutzen-Analysen zulassen sollten.<br />

Die umf<strong>an</strong>greichen AC-Noten sowie die Angaben aus den 824 eingetroffenen<br />

Fragebogen machte der Autor einer elektronischen Daten<strong>an</strong>alyse<br />

zugänglich. Mittels leistungsfähiger Statistikprogramme berechnete er<br />

zahlreiche Zusammenhänge zwischen den erhobenen Daten mit dem Ziel, die<br />

Ergebnisse später den einzelnen Validitätsmodellen und damit den<br />

Hypothesen zuzuordnen. Er erwartete, auf diese Art und Weise praktisch zu<br />

allen AC-Hypothesen wissenschaftlich fundierte Aussagen machen zu können.<br />

In Teil VI faßt der Autor die wichtigsten Ergebnisse zusammen und kommentiert<br />

sie im siebten Teil kritisch.<br />

Seiner Meinung nach sprechen die Resultate für ein prognostisch,<br />

konstrukt-, kontent- und sozial valides Assessment Center, welches der<br />

SKA - unter konservativen Annahmen - einen Nettonutzen von jährlich<br />

rund SFr. 120.000.- pro befördertem Mitarbeiter bringt.<br />

Der Firma empfiehlt Barell deshalb das unbedingte Beibehalten der Methode<br />

und liefert ein paar Anknüpfungspunkte für Veränderungen.<br />

Für <strong>an</strong>dere Interessenten/Anwender formuliert er die Empfehlung, sich bei<br />

Konstruktion und Durchführung eines Assessment Centers keinesfalls <strong>an</strong><br />

der klassischen Eignungsdiagnostik (Eigenschaften) zu orientieren. Als<br />

wichtigste Konsequenz daraus nennt er, daß das Augenmerk in Zukunft<br />

noch intensiver auf die Kontentvalidität der Methode gerichtet werden<br />

müsse. Die Konstruktionsphase des ACs werde damit zu einer<br />

entscheidenden Komponente für dessen Effizienz. Und mindestens ebenso<br />

wichtig sei eine regelmäßige ex post-Kontentvalidierung, also eine<br />

periodische Überprüfung der Übungen auf adäquates Abbilden und Simulieren<br />

des Geschehens in der Zielfunktion.<br />

Flori<strong>an</strong> Schramm<br />

Beschäftigungsunsicherheit. Wie sich die Risiken des Arbeitsmarkts auf<br />

die Beschäftigten auswirken - Empirische Analysen in Ost und West*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Burkhard Strümpel (nach dessen Tode Betreuung durch<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Strothm<strong>an</strong>n sowie Prof. Dr. Gertraude Krell)<br />

Fragestellung der Untersuchung<br />

Gegenst<strong>an</strong>d der Analyse ist die Beschäftigungsunsicherheit und deren<br />

Konsequenzen für arbeitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen. Die<br />

Relev<strong>an</strong>z dieser Thematik braucht <strong>an</strong>gesichts der Beschäftigungslage in<br />

Ostdeutschl<strong>an</strong>d kaum betont zu werden. In Anbetracht der gegenwärtigen<br />

Rezession, der seit nahezu zw<strong>an</strong>zig Jahren bestehenden Arbeitslosigkeit<br />

sowie der Hoffnungen, die seit den achtziger Jahren mit den Stichworten<br />

Deregulierung und Flexibilisierung gemeinhin verbunden werden, ist die<br />

Beh<strong>an</strong>dlung dieser Fragestellung auch ohne die Entwicklungen in den<br />

früheren RGW-Staaten dringend geboten.<br />

Theoretische Basis<br />

Die Problemorientierung - d.h. es stehen empirische Phänomene wie die<br />

Sorgen um den Erhalt des Arbeitsplatzes im Mittelpunkt - erfordert eine<br />

interdisziplinäre Sichtweise. Dementsprechend werden Erkenntnisse und<br />

Theorien der betriebswirtschaftlichen bzw. org<strong>an</strong>isationspsychologischen<br />

<strong>Personalforschung</strong>, der mikrosoziologischen Wohlfahrtsforschung, der<br />

industriesoziologischen Analyse von Arbeitsbeziehungen sowie der<br />

volkswirtschaftlichen Strukturtheorien des Arbeitsmarkts genutzt. Die<br />

gemeinhin unverbundenen Forschungsgebiete bieten alternative Erklärungen<br />

für Ausmaß und Struktur der Arbeitsplatzunsicherheit sowie durchaus<br />

kontroverse Aussagen über deren Konsequenzen. Ein Leitmotiv der Arbeit


ist daher die Gegenüberstellung der Vorteilhaftigkeit unsicherer<br />

Beschäftigungsverhältnisse im Sinne ihrer personalpolitischen<br />

Flexibilität und ihres disziplinierenden Charakters und deren Nachteile,<br />

die in massiven Wohlfahrtseinbußen und Desengagement der Beschäftigten<br />

bestehen.<br />

Untersuchungsmethoden<br />

Die Arbeit ist empirisch orientiert. Die Datenbasis besteht vor allem aus<br />

st<strong>an</strong>dardisierten Befragungen in dem Zeitraum von 1985 bis 1990 in<br />

Westdeutschl<strong>an</strong>d. Aus der DDR werden Daten vom Juni 1990 in die Analyse<br />

einbezogen. Im näheren h<strong>an</strong>delt es sich um eine Umfrage aus dem Jahr 1985,<br />

die <strong>an</strong> der Forschungsstelle Sozialökonomik der Arbeit der FU Berlin in<br />

Folge umf<strong>an</strong>greicher qualitativer Erhebungen konzipiert wurde. Außerdem<br />

nehmen Analysen des Sozioökonomischen P<strong>an</strong>els, eine seit 1984 jährlich vom<br />

Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte<br />

Bevölkerungsumfrage, die sich durch ihr <strong>an</strong>spruchsvolles Design sowie<br />

thematische Vielfalt auszeichnet, einen breiten Raum ein. Bereits 1990<br />

erfolgte eine Befragung im Rahmen des Sozioökonomischen P<strong>an</strong>els in<br />

Ostdeutschl<strong>an</strong>d. Ergänzend werden für Ostdeutschl<strong>an</strong>d - aufgrund des<br />

unbek<strong>an</strong>nten Terrains und der besonderen Aktualität der Fragestellung -<br />

qualitative Interviews her<strong>an</strong>gezogen.<br />

Die Daten<strong>an</strong>alyse erfolgt mit gängigen Verfahren (Häufigkeitsauszählungen,<br />

Regressions<strong>an</strong>alysen, Multiple Klassifikations<strong>an</strong>alyse etc.) und LISREL,<br />

einem multivariaten Verfahren, welches sich in seiner Kombination von<br />

Faktoren- und Regressions<strong>an</strong>alyse für die Analyse von Zusammenhängen, die<br />

lediglich mit meßfehlerbehafteten Indikatoren erfaßt werden können,<br />

bewährt.


Ergebnisse<br />

Erwartungsgemäß erweisen sich Konstrukte wie Arbeitsplatz- oder<br />

Beschäftigungsunsicherheit als facettenreich. Die<br />

Beschäftigungsverhältnisse werden in Westdeutschl<strong>an</strong>d im Gegensatz zu<br />

Ostdeutschl<strong>an</strong>d insgesamt als vergleichsweise sicher wahrgenommen.<br />

Unsichere Beschäftigungsverhältnisse finden sich in Westdeutschl<strong>an</strong>d im<br />

Gegensatz zu Ostdeutschl<strong>an</strong>d verstärkt in kleinen Betrieben, bei jüngeren<br />

Beschäftigten sowie Arbeitern.<br />

Einschlägig sind die hohen Wohlfahrtseinbußen, die mit<br />

Arbeitsplatzunsicherheit verbunden sind. Insbesondere die<br />

Arbeitszufriedenheit wird durch Unsicherheit außerordentlich<br />

beeinträchtigt. Aufgrund der wahrgenommenen Unsicherheit wählen die<br />

Betroffenen Strategien und Verhaltensmuster, die sich mit "Konkurrenz<br />

statt Kooperation" beschreiben lassen. Diese Konkurrenz unter den<br />

Beschäftigten dürfte kaum den Unternehmenszielen dienlich sein.<br />

Arbeitsplatzsicherheit nimmt bei den Beschäftigten eine äußerst hohe<br />

Priorität ein. Sie ist eine conditio sine qua non für die Verwirklichung<br />

<strong>an</strong>derer Ansprüche, die mit einer Tätigkeit verbunden sind. Auch vor dem<br />

Hintergrund des vielfach dokumentierten gesellschaftlichen W<strong>an</strong>dels der<br />

letzten zw<strong>an</strong>zig Jahre, der mit Stichworten wie Individualisierung,<br />

Pluralisierung und Wertw<strong>an</strong>del zu kennzeichnen ist, steht seitens der<br />

Beschäftigten die subjektive Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht zur<br />

Disposition.<br />

Auf der Verhaltensebene lassen sich beeindruckende Zusammenhänge zwischen<br />

der Arbeitsmarktsituation und dem Kr<strong>an</strong>kheitsverhalten aufzeigen. In der<br />

Tat ist davon auszugehen, daß die Unsicherheit des Arbeitsplatzes<br />

(äußerlich) disziplinierend wirkt, so daß in krisenhaften Zeiten weniger<br />

Kr<strong>an</strong>kheitstage in Anspruch genommen werden. Die wesentliche Ursache für<br />

den Zusammenh<strong>an</strong>g von Arbeitsmarktsituation und Fehlzeiten ist aber in der<br />

in Krisenzeiten verstärkten Freisetzung von Arbeitnehmer(innen), die<br />

besonders viel fehlen, etwa in Form von Frühverrentung zu sehen.<br />

Bek<strong>an</strong>ntermaßen ist die Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />

schlichtweg katastrophal; weitaus weniger bek<strong>an</strong>nt sind die Konsequenzen<br />

für die Betroffenen. Für die Personalpolitik stehen dabei die<br />

Konsequenzen im Mittelpunkt, die sich über geänderte Einstellungen und<br />

Verhaltensweisen der betroffenen Beschäftigten auch im betrieblichen<br />

Kontext bemerkbar machen. Diese unterscheiden sich nicht prinzipiell von<br />

denen, die bei westdeutschen Arbeitnehmern festzustellen sind. Der besondere<br />

Zusammenhalt der "Notgemeinschaft" ist schnell verflogen. Die<br />

umf<strong>an</strong>greiche und intensive Betroffenheit der ostdeutschen<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeitigt entsprechende Einstellungen<br />

und Verhaltensweisen im Betrieb. Noch vor der Wirtschafts-, Währungs- und<br />

Sozialunion ist die bereits weit verbreitete Unsicherheit wesentliche<br />

Ursache für die Arbeitsunzufriedenheit. Desgleichen läßt sich das g<strong>an</strong>ze<br />

Verhaltensrepertoire, welches die Strategie "Konkurrenz statt<br />

Koooperation" nahelegt, nachzeichnen: Das Zurückhalten von Informationen,<br />

das Anschwärzen von Kollegen und sogar Beispiele physischer Gewalt in der<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung um Arbeitsplätze werden berichtet.<br />

Weiterführende Fragen<br />

Vier meines Erachtens zentrale Fragen sollen skizziert werden. Erstens<br />

ist festzuhalten, daß eine in sich halbwegs konsistente Theorie über den<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g von Arbeitsmarkt und Unternehmung nicht existiert. Hier<br />

besteht ein erheblicher Forschungsbedarf im Sinne einer empirisch<br />

fundierten Theorieentwicklung. Zweitens ist das Wissen über das<br />

betriebliche Beschäftigungsverhalten aufgrund fehlender Informationen<br />

über die Arbeitskräftenachfrage dürftig. Ein arbeitsmarktbezogenes Betriebsp<strong>an</strong>el,<br />

wie es schon seit längerem <strong>an</strong>gemahnt wird, könnte hier eine<br />

fruchtbare Informationsbasis bilden. Wenn - und vieles spricht dafür -<br />

von einer zunehmenden Bedeutung der Subjekthaftigkeit der Arbeit und dem<br />

Fortbestehen einer makroökonomischen Lage, die sich von der Stagnation


der siebziger Jahre und noch mehr von der Prosperität der sechziger Jahre<br />

unterscheidet, auszugehen ist, d<strong>an</strong>n ist drittens der personalpolitischen<br />

Seite des Themenbereichs "Sicherung des Lebensunterhalts durch<br />

Erwerbsarbeit" mehr Beachtung als bisher zu schenken.<br />

Abschließend sei hier eine konkrete Fragestellung <strong>an</strong>gesprochen: Stellt<br />

die Arbeitsplatzunsicherheit aufgrund ihres demotivierenden Charakters,<br />

der den disziplinierenden Effekt weitaus überwiegen dürfte, ein Hemmnis<br />

bei der Umstrukturierung von Org<strong>an</strong>isationen dar? Wie wäre ggfs. ein<br />

derartiger Kreislauf von ökonomischem Niederg<strong>an</strong>g und fehlendem Engagement<br />

der Beschäftigten zu durchbrechen?<br />

4. Personalentwicklung/Weiterbildung<br />

Petra Dick<br />

Personalentwicklung aus mikropolitischer Perspektive. Mikropolitik und<br />

Sozialisation<br />

Betreuer: Prof. Dr. Oswald Neuberger, Universität Augsburg<br />

Wie Erfahrungsberichte zeigen, ist Mikropolitik ein fester Best<strong>an</strong>dteil<br />

der betrieblichen Lebenswirklichkeit. Nahezu jeder Arbeitnehmer wird im<br />

Laufe seines Arbeitslebens mit mikropolitischen Erscheinungen<br />

konfrontiert und muß lernen, damit umzugehen. Mit entsprechenden<br />

Lernprozessen beschäftigt sich diese Arbeit: Mikropolitik wird als<br />

Gegenst<strong>an</strong>d der Personalentwicklung, die hier in alternativer Weise mit<br />

"org<strong>an</strong>isationaler Sozialisation" gleichgesetzt ist, theoretisch und<br />

empirisch beleuchtet. Vorr<strong>an</strong>giges Ziel ist es, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Beispielen aus<br />

dem betrieblichen Alltag zu zeigen, wie Org<strong>an</strong>isationsmitglieder im Rahmen<br />

eines komplexen informalen Sozialisationsprozesses mit der Bedeutung<br />

sowie mit spezifischen Inhalten und Regeln der Mikropolitik vertraut<br />

gemacht werden und welche Schlußfolgerungen individuell daraus gezogen<br />

werden.<br />

Den Ausführungen liegt die h<strong>an</strong>dlungstheoretisch fundierte Annahme zugrunde,<br />

daß Menschen in ihren H<strong>an</strong>dlungen Interessen und Ziele zu<br />

verwirklichen suchen, die zumindest teilweise mit den Interessen und<br />

Zielen <strong>an</strong>derer kollidieren. Dabei ist es im wesentlichen eine Frage der<br />

Machtverhältnisse, wer seine Vorstellungen am weitesten verwirklichen<br />

k<strong>an</strong>n. Somit ist soziales H<strong>an</strong>deln seinem Wesen nach von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong><br />

politisch. Mikropolitisch wird es d<strong>an</strong>n, wenn die wahren Beweggründe des<br />

H<strong>an</strong>delns - weil sozial geächtet - nicht offengelegt, sondern hinter<br />

allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Zielen und Werten versteckt werden. Mikropolitische<br />

Aktivitäten werden daher in dieser Arbeit als getarnte Versuche<br />

individueller Interessenverwirklichung bezeichnet.<br />

Zunächst wird ein theoretisches Fundament geschaffen. Grundlage ist das<br />

am Lehrstuhl Neuberger entwickelte "soziale H<strong>an</strong>dlungsmodell". Hierbei<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um eine Rahmenkonzeption zur Erklärung sozialen H<strong>an</strong>delns<br />

und sozialer Ordnung in Org<strong>an</strong>isationen, die im Gegensatz zu vielen<br />

<strong>an</strong>deren Ansätzen sowohl der Eigenwilligkeit und Reflexivität der<br />

menschlichen Natur als auch der Bedeutung struktureller Aspekte Rechnung<br />

trägt. Teilweise modifiziert und ergänzt, ermöglicht dieses Konzept eine<br />

systematische Verknüpfung der beiden Schlüsselbegriffe "Mikropolitik" und<br />

"Sozialisation".<br />

Im zweiten Teil der Arbeit werden die Ergebnisse einer empirischen<br />

Untersuchung, im Rahmen derer ca. 60 Quellen der sogen<strong>an</strong>nten<br />

Arbeiterliteratur inhalts<strong>an</strong>alytisch ausgewertet wurden, präsentiert. An<br />

acht ausgewählten Fallbeispielen wird illustriert, wie kontextuelle<br />

Faktoren das Denken und H<strong>an</strong>deln der Akteure k<strong>an</strong>aliseren und die<br />

Freisetzung mikropolitischer Aktivitäten beeinflussen, wie sich<br />

mikropolitisches H<strong>an</strong>deln im Rahmen sozialer Interaktion entfaltet und wie<br />

es subjektiv erlebt und bewertet wird.<br />

Die Fall<strong>an</strong>alyse hat deutlich gemacht, daß Mikropolitik ein sehr<br />

differenziertes Phänomen ist, das aus dem Zusammenspiel verschiedener


Faktoren resultiert und dessen Zust<strong>an</strong>dekommen und Wirkungsweise nur unter<br />

Berücksichtigung struktureller, situativer, interpersoneller und<br />

individueller Aspekte <strong>an</strong>gemessen beurteilt werden k<strong>an</strong>n. Fallübergreifend<br />

läßt sich folgendes festhalten:<br />

1. Mikropolitik ist ein universelles Phänomen. Sie wird - wenn auch in<br />

unterschiedlicher Form - von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, auf oberen<br />

wie unteren Hierarchieebenen praktiziert. Sie ist daher weder als<br />

Privileg einer kleinen elitären Gruppe noch als typisches "underdog"-<br />

Verhalten zu begreifen.<br />

2. Mikropolitik entfaltet sich im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Freiheit und<br />

Zw<strong>an</strong>g: Sie wird wahrscheinlich, weil strukturelle Vorgaben die<br />

individuelle H<strong>an</strong>dlungsfreiheit und im Zuge dessen auch die Ch<strong>an</strong>cen auf<br />

Wahrung persönlicher Interessen einschränken, und möglich, weil dieses<br />

Geflecht <strong>an</strong> Vorschriften, Regeln, Sachzwängen usw. zw<strong>an</strong>gsläufig<br />

lückenhaft und durchlässig ist. Die Beziehung zwischen Struktur und<br />

H<strong>an</strong>dlung k<strong>an</strong>n unterschiedliche Formen und Intensitätsgrade <strong>an</strong>nehmen.<br />

Entsprechend ist zwischen Auslöse- und Möglichkeitsbedingungen zu<br />

differenzieren. Dabei ist zu beachten, daß H<strong>an</strong>dlungsspielräume nicht nur<br />

von äußeren Vorgaben, sondern gleichsam von inneren - weil verinnerlichten<br />

- Zwängen begrenzt werden. Die bereits im Rahmen der vor- und<br />

außerbetrieblichen Sozialisation vermittelten und innerbetrieblich<br />

oftmals stabilisierten Deutungs- und Bewertungsschemata beeinflussen als<br />

"innere Regulative" in erheblichem Maße das Denken und H<strong>an</strong>deln der<br />

Akteure. Damit wird zugleich deutlich, daß eine Beschränkung auf<br />

org<strong>an</strong>isationsstrukturelle Größen zu kurz greift und eine adäquate<br />

Interpretation mikropolitischen H<strong>an</strong>delns eine explizite Einbeziehung der<br />

von überbetrieblichen Strukturen ausgehenden Einflüsse erfordert. So sind<br />

beispielsweise geschlechtsspezifische Besonderheiten im Umg<strong>an</strong>g mit<br />

Mikropolitik zu weiten Teilen Resultate einer auf den Erhalt patriarchalischer<br />

Herrschaft ausgerichteten Sozialisation. Allgemeiner<br />

ausgedrückt: Die aktuelle Strukturierung org<strong>an</strong>isationaler H<strong>an</strong>dlungsfelder<br />

ist immer (auch) Ausdruck und Folge der Herrschaftsverhältnisse in Staat<br />

und Gesellschaft.<br />

3. Mikropolitik hat unterschiedliche Zielrichtungen. Die Anwendung<br />

entsprechender Strategien k<strong>an</strong>n auf eine dauerhafte Umgestaltung der im<br />

alltäglichen Zusammenwirken gültigen Spielregeln abzielen, sie k<strong>an</strong>n,<br />

ergänzend oder alternativ dazu, aber auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Ziele, wie etwa<br />

Angstabwehr, Aggressionsabbau, Frustrationsbewältigung oder<br />

Selbstwertstabilisierung verfolgen. Affektiv motiviertes und auf<br />

psychohygienische Ziele gerichtetes H<strong>an</strong>deln ist in den Fällen<br />

"politisch", in denen eigene Interessen, Ziele oder Bedürfnisse bewußt<br />

auf Kosten <strong>an</strong>derer realisiert werden.<br />

4. Erfahrungen mit Mikropolitik zeitigen unterschiedliche Effekte:<br />

Wenngleich sich die meisten Beschäftigten der Existenz und Bedeutung<br />

mikropolitischer Phänomene bewußt sind, ist die Art und Weise, wie mit<br />

Mikropolitik umgeg<strong>an</strong>gen wird - in Abhängigkeit vom sozial überformten,<br />

aber dennoch individuell unterschiedlichen Selbst- und Weltbild - sehr<br />

verschieden. Es hat sich ferner bestätigt, daß sich im Zuge<br />

fortschreitender betrieblicher Sozialisation das Selbst- und<br />

Wirklichkeitsverständnis und damit auch die Einstellung gegenüber Mikropolitik<br />

deutlich verändern k<strong>an</strong>n. In der Konfrontation mit den Härten des<br />

Arbeitsalltags gel<strong>an</strong>gt so m<strong>an</strong>cher ursprünglich wenig politisch<br />

ambitionierte Zeitgenosse zu der Einsicht, daß die gegebenen Umstände den<br />

Einsatz mikropolitischer Mittel im Dienste der Selbsterhaltung erfordern.<br />

Zugleich hat sich <strong>an</strong> einer Reihe von Beispielen aber auch gezeigt, daß<br />

jene Grundorientierungen, <strong>an</strong> denen die Akteure ihr H<strong>an</strong>deln ausrichten,<br />

sich als erstaunlich änderungsresistent erweisen - und dies unabhängig<br />

von ihrer Effizienz.<br />

Im letzten Teil der Arbeit werden die zentralen Einsichten im<br />

Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g dargestellt und die daraus folgenden Implikationen


aufgezeigt. Dabei wird u.a. deutlich gemacht, daß die zeitweise sehr<br />

populären Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmensethik keine<br />

Allheilmittel im Kampf gegen ein Überh<strong>an</strong>dnehmen mikropolitischer<br />

Aktivitäten sind, sondern allenfalls partiell und in gegenseitiger<br />

Ergänzung eine Reduktion gewisser mikropolitischer Spielarten<br />

versprechen.<br />

Weiterer Forschungsbedarf ist in folgenden Punkten erkennbar: Während die<br />

Fallbeispiele eine recht deutliche Vorstellung von der wechselseitigen<br />

Interaktion zwischen Person und Umwelt wie auch vom<br />

Sozialisationsgegenst<strong>an</strong>d Mikropolitik vermitteln, bleiben die mit dem<br />

mikropolitischen Geschehen einhergehenden innerpsychischen Prozesse in<br />

Erm<strong>an</strong>gelung entsprechender Daten relativ ungeklärt. In diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g wäre neben differenzierteren empirischen Ergebnissen eine<br />

stärkere theoretische Fundierung der Vermittlung, Validierung und<br />

Veränderung des Selbst- und Wirklichkeitsverständnisses wünschenswert.<br />

Damit könnten H<strong>an</strong>dlungen und ihre psychischen Implikationen besser<br />

verständlich gemacht werden. Zudem wäre es d<strong>an</strong>n (vielleicht) möglich, die<br />

einer Persönlichkeitsveränderung zugrundeliegenden psychischen Prozesse<br />

detailliert zu rekonstruieren.


Heike Nolte<br />

Entwicklungspotential im Fach- und Führungskräftebereich*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Dieter Wagner, Universität der Bundeswehr Hamburg<br />

Fragestellung<br />

Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Thema, wie sich<br />

Persönlichkeitsvariablen und Situationsbedingungen auf das<br />

Entwicklungspotential auswirken. D<strong>an</strong>eben wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, ob<br />

karriererelev<strong>an</strong>te Persönlichkeitseigenschaften erlernbar sind.<br />

Auf konkreter Basis heißt das auch, daß die Gehalts- und<br />

Positionsentwicklung von Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern<br />

untersucht wird.<br />

Theoretische Basis<br />

Der Begriff des Entwicklungspotentials wird aus dem Person-Situations-<br />

Interaktionismus abgeleitet. Er wird auf der Basis der bisherigen<br />

Entwicklung als das mögliche zukünftige Verhalten definiert. In dieser<br />

Studie interessiert es nur im beruflichen Kontext. Somit ist die Arbeit<br />

in die Karriereforschung einzuordnen.<br />

Nähe besteht auch zu dem Konzept der Schlüsselqualifikationen: Das<br />

Entwicklungspotential konkretisiert sich in karriererelev<strong>an</strong>ten<br />

Persönlichkeitseigenschaften, die als Schlüsselqualifikationen bek<strong>an</strong>nt<br />

sind.<br />

Vorgehen<br />

Zunächst wurde durch eine schriftliche Befragung von über 100<br />

Personalleitern die Bedeutung fachlicher und außerfachlicher<br />

Qualifikationen für die Karriere erhoben. Diese Daten dienten u.a zur<br />

Konstruktvalidierung.<br />

Die qu<strong>an</strong>titative Untersuchung gliedert sich in zwei Teile. In dem ersten<br />

Teil wird das Entwicklungspotential von Wirtschaftsakademikern und<br />

Ingenieuren <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Vergleichs von ehemaligen Offizieren mit<br />

entsprechender akademischer Ausbildung, die zum Zeitpunkt der Befragung<br />

in der Privatwirtschaft tätig waren, und von Fach- und Führungskräften<br />

mit Hochschulabschluß dieser Studienrichtungen herausgearbeitet.<br />

Hinsichtlich der demographischen Variablen und der privatwirtschaftlichen<br />

Arbeitgeber sind die Befragten dieser beiden Gruppen vergleichbar. Es<br />

wurde erwartet, daß durch diese beiden kontrastierenden Gruppen die das<br />

Entwicklungspotential beeinflussenden Variablen besonders deutlich<br />

herausgearbeitet werden konnten. Insgesamt wurden die Daten von knapp<br />

1000 entsprechenden Fach- und Führungskräften ausgewertet. In diesen<br />

Vergleich gingen verschiedene fachliche Qualifikationen und verschiedene<br />

Schlüsselqualifikationen sowie die Positions- und Entgeltentwicklung als<br />

wichtigste Indikatoren für die Karriereentwicklung ein.<br />

Der zweite Teil der Datenauswertung mündet in einem Modell zum Entwicklungspotential.<br />

In diesem zweistufigen Modell werden zum einen der<br />

Bundeswehr- und der Weiterbildungseinfluß (jeweils vermittelt über ihre<br />

Auswirkungen auf Schlüsselqualifikationen) berücksichtigt und zum <strong>an</strong>deren<br />

das Entwicklungspotential, vermittelt über die Positions- und<br />

Einkommensentwicklung.<br />

Ergebnisse<br />

... die Gehaltsentwicklung der Ingenieure<br />

Das Einkommen der ausscheidenden Zeitoffiziere zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs<br />

ist höher als das der Hochschulabsolventen mit gleichem<br />

Studienabschluß. Wenn m<strong>an</strong> jedoch die gleichaltrigen Ingenieure der beiden<br />

Gruppen mitein<strong>an</strong>der vergleicht, so zeigt sich, daß die ehemaligen<br />

Offiziere weniger verdienen. Ihre Gehaltssteigerungen sind nur<br />

geringfügig stärker als die der Kollegen.<br />

... die Gehaltsentwicklung der Wirtschaftswissenschaftler<br />

Bei den Wirtschaftsakademikern ist das Bild etwas <strong>an</strong>ders. Die<br />

Einstiegsgehälter der beiden Befragtengruppen sind faktisch gleich.<br />

Hingegen sind die Gehaltssteigerungen der ehemaligen Zeitoffiziere<br />

bedeutend höher als die der Gruppe, deren Karriereweg nicht die Station


"Zeitoffizier" aufweist. Jedoch reichen die Gehaltssteigerungen nicht<br />

aus, um den Gehaltsvorsprung, den die gleichaltrigen Nicht-Offiziere<br />

haben, innerhalb von drei Jahren auszugleichen.<br />

... die Positionsentwicklung der Ingenieure<br />

Die typische Einstiegsposition sowohl der Hochschulabsolventen als auch<br />

der ausscheidenden Offiziere ist Sachbearbeiter. Zum Zeitpunkt der<br />

Befragung (durchschnittlich drei Jahre nach Eintritt in die<br />

Privatwirtschaft) stehen die ehemaligen Zeitoffiziere typischerweise noch<br />

auf ihrer Einstiegsposition. Die <strong>an</strong>deren Ingenieure sind (nach<br />

durchschnittlich sieben Berufsjahren) zu gleichen Teilen Sachbearbeiter<br />

oder Abteilungsleiter. Auf die einzelnen Jahre umgerechnet, ist die<br />

Positionssteigerung der Angehörigen der beiden Gruppen <strong>an</strong>nähernd gleich.<br />

... die Positionsentwicklung der Wirtschaftswissenschaftler<br />

Die typische Einstiegsposition der Wirtschaftsakademiker ist Trainee oder<br />

Assistent. Nach durchschnittlich drei Jahren (ehemalige Zeitoffiziere)<br />

bzw. acht Jahren (Hochschulabsolventen) in der Wirtschaft sind sie<br />

Abteilungsleiter. Die jährliche Positionssteigerung der ehemaligen<br />

Zeitoffiziere ist außerordentlich hoch, aber auch die<br />

Positionssteigerungen derjenigen, die direkt nach Studienabschluß in der<br />

Wirtschaft tätig geworden sind, ist nennenswert.<br />

... die Schlüsselqualifikationen<br />

Die durch Interviews, Pretests sowie Befragung von Personalleitern<br />

gewonnenen 21 Schlüsselqualifikationen wurden mit Hilfe des Maximum-<br />

Likelihood-Verfahrens auf vier Faktoren reduziert: Der erste Faktor läßt<br />

sich mit "Ver<strong>an</strong>twortung", der zweite mit "kognitive Kompetenz", der<br />

dritte mit "Arbeit in Gruppen" und der vierte schließlich mit<br />

"Zielstrebigkeit" beschreiben. Mit diesen Faktoren werden Schlüsselqualifikationen<br />

beschrieben, die durch Berufstätigkeit bzw. der<br />

Bundeswehrzeit beeinflußt wurden.<br />

Die ehemaligen Offiziere sprechen im großen und g<strong>an</strong>zen ihrer<br />

Bundeswehrzeit einen höheren Einfluß zu als die <strong>an</strong>deren Akademiker ihrer<br />

entsprechend l<strong>an</strong>gen Tätigkeit in der Wirtschaft.<br />

Im Einzelnen sind die Ergebnisse aber differenzierter. Sowohl die<br />

Wirtschaftswissenschaftler/ehemalige Zeitoffiziere als auch die<br />

Ingenieure/ehemalige Zeitoffiziere schätzen den Einfluß auf den Faktor<br />

"Ver<strong>an</strong>twortung" im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Wirtschaftsakademikern und<br />

Ingenieuren als besonders bedeutsam ein. Hingegen dreht sich das Bild bei<br />

den Faktoren "kognitive Kompetenz" und "Arbeit in Gruppen" um. Hier wird<br />

der Berufstätigkeit in der Privatwirtschaft höheres Gewicht beigemessen.<br />

Den Einfluß auf die Zielstrebigkeit schätzen sowohl ehemalige Offiziere<br />

als auch die Akademiker ohne diese Karrierephase als gleich ein. Aufgrund<br />

dieser Angaben k<strong>an</strong>n die Hypothese aufgestellt werden, daß Unterschiede im<br />

privatwirtschaftlichen Karriereverlauf auf den verschiedenen Erfahrungen<br />

während der Jahre der Offiziertätigkeit bzw. der entsprechenden Tätigkeit<br />

in der Privatwirtschaft beruhen. Der Einfluß besteht unabhängig vom<br />

Studienfach.<br />

Entsprechend wurde auch hinsichtlich der Bedeutung von Weiterbildung auf<br />

Schlüsselqualifikationen vorgeg<strong>an</strong>gen. Hier war aber der Einfluß generell<br />

niedrig. Die Frage nach der "Erlernbarkeit" karriererelev<strong>an</strong>ter<br />

Schlüsselqualifikationen durch Weiterbildungsmaßnahmen muß somit verneint<br />

werden.<br />

... das Entwicklungspotential<br />

Welche Bedeutung die untersuchten Einflußfaktoren für die beruflichen<br />

Entwicklung letztendlich besitzen, wurde mit Hilfe eines LISREL-Modells<br />

überprüft. Dabei stellte sich heraus, daß es nur sinnvoll ist, neben dem<br />

Entwicklungspotential den Einfluß der Bundeswehrzeit bzw. bisherigen<br />

Berufstätigkeit auf Schlüsselqualifikationen und den Einfluß der<br />

besuchten Weiterbildungsver<strong>an</strong>staltungen auf Schlüsselqualifikationen in<br />

das Modell aufzunehmen.


Das Modell weist sowohl für Ingenieure/ehemalige Zeitoffiziere und für<br />

Wirtschaftsakademiker/ehemalige Zeitoffiziere sehr gute Anpassungswerte<br />

<strong>an</strong> die Daten auf. Dennoch zeigen die <strong>an</strong>geführten Werte, daß weder die<br />

durch die Bundeswehrzeit noch die durch Weiterbildung beeinflußten<br />

Schlüsselqualifikationen entscheidenden Einfluß auf die zivilberufliche<br />

Entwicklung besitzen. Dabei ist jedoch die Bedeutung der durch die<br />

Bundeswehrzeit beeinflußten Schlüsselqualifikationen etwas höher als die<br />

der durch Weiterbildung beeinflußten.<br />

Kurz läßt sich das Ergebnis so formulieren, daß biographische Merkmale<br />

das Entwicklungspotential beeinflussen können, Bildungsmaßnahmen aber<br />

faktisch keine Bedeutung für karriererelev<strong>an</strong>te<br />

Persönlichkeitseigenschaften besitzen.<br />

Weiterführende Fragen<br />

In den Modellen wird der Einfluß von zwei Arten von<br />

Schlüsselqualifikationen auf Entwicklungspotential betrachtet. Die<br />

Beziehungen zwischen den latenten Variablen sind niedrig. Das Modell<br />

sollte modifiziert werden, insbesondere durch die Berücksichtigung nicht<br />

nur verg<strong>an</strong>gener, sondern auch aktueller Umwelten.<br />

Matthias Riedel<br />

Evaluationsm<strong>an</strong>agement betrieblicher Weiterbildung*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Michel Domsch und Prof. Dr. Dieter Wagner, beide<br />

Universität der Bundeswehr Hamburg<br />

Aktivitäten der betrieblichen Weiterbildung kommt zweifellos zunehmende<br />

Bedeutung zu. Nicht von ungefähr werden deshalb in steigendem Maße in<br />

Theorie und Praxis die Möglichkeiten und Grenzen von<br />

Personalentwicklungskonzeptionen und -maßnahmen diskutiert. Dabei<br />

stehen Kosten-Nutzen-Überlegungen herkömmlicherweise im Hintergrund.<br />

Entsprechend geringe ökonomische Spurenelemente finden sich in der<br />

Diskussion um die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Die vorgelegte Arbeit setzt hier <strong>an</strong>: Der Autor geht vor allem auf die<br />

strategische Bedeutung der Evaluation von Weiterbildung ein.<br />

Grundsätzlich steht in dieser Arbeit nicht die Evaluierung der einzelnen<br />

Maßnahmen selbst, sondern das "Evaluationsm<strong>an</strong>agement" als Bedingung und<br />

Ausdruck effizienter Weiterbildungsarbeit im Mittelpunkt. Damit wird ein<br />

interess<strong>an</strong>ter Aspekt herausgehoben, der sonst gar nicht oder kaum<br />

fundiert diskutiert wird.<br />

In einer umfassenden empirischen Befragung wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines konkreten<br />

Bereichs betrieblicher Weiterbildung untersucht, inwiefern die zunächst<br />

theoretisch erörterten Evaluationsmethoden und -strategien in der Praxis<br />

zur Anwendung kommen und welche Ziele die Praktiker in diesem Bereich<br />

<strong>an</strong>streben.<br />

Untersuchungsgegenst<strong>an</strong>d sind die Weiterbildungsaktivitäten<br />

ausgeschiedener Zeitoffiziere nach dem Überg<strong>an</strong>g in die Wirtschaft.<br />

Befragt wurden dazu 108 Personalm<strong>an</strong>ager, 903 ausgeschiedene Zeitoffiziere<br />

sowie 12 Vertreter des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr, die für<br />

die Abwicklung dieser Maßnahme zuständig sind.<br />

Als Ergebnis ist zunächst festzuhalten, daß die Weiterbildungsmaßnahmen<br />

in den meisten Fällen nicht evaluiert werden. Dies gilt insbesondere für<br />

die l<strong>an</strong>gfristige Evaluation, bei der a) festgestellt werden soll, ob das<br />

Gelernte in der Praxis zur Anwendung kommt und b) dieser Lerntr<strong>an</strong>sfer<br />

durch entsprechende Maßnahmen gefördert werden k<strong>an</strong>n.<br />

Bei den <strong>an</strong>gewendeten Evaluationsmethoden ergibt sich ebenfalls ein eher<br />

mageres Bild. Meist wird der Weiterbildungserfolg durch unaufwendige<br />

Methoden wie die mündliche Rückmeldung mehr oder weniger ermittelt. Es<br />

unterbleiben:<br />

- Versuche einer exakteren ökonomischen Erfolgsmessung und<br />

- ein Nachfassen einige Zeit nach Wahrnehmung der Weiterbildung zur<br />

Sicherstellung des Erfolgs.


Lediglich über den Umweg des Personalbeurteilungssystems wird in einigen<br />

Fällen eine genauere Messung von Weiterbildungserfolgen <strong>an</strong>gestrebt.<br />

Die faktoren<strong>an</strong>alytisch ermittelten Zusammenh<strong>an</strong>gsmuster bei den <strong>an</strong>gewendeten<br />

Evaluationsmethoden zeigen, daß kaum unterschiedliche<br />

Evaluations<strong>an</strong>sätze kombiniert werden. Ein umfassendes Bild über den<br />

Erfolg der Weiterbildung k<strong>an</strong>n so nicht gewonnen werden.<br />

Kein Unternehmen k<strong>an</strong>n sich Fehlinvestitionen auf dem Gebiet der<br />

betrieblichen Weiterbildung leisten, steigen doch die Anforderungen <strong>an</strong><br />

die Qualifikation des Personals - und mit ihnen die Weiterbildungsbudgets<br />

- immer mehr <strong>an</strong>.<br />

Wichtige erste Schritte zur Optimierung der Weiterbildung sind:<br />

- eine zentral zuständige Stelle in der Personalabteilung oder im<br />

Personal-Controlling, die für die Pl<strong>an</strong>ung, Abwicklung und Kontrolle der<br />

Maßnahmen zuständig ist, und<br />

- ein fest implementierter Weiterbildungs-Regelkreis, in dem Ist-<br />

Soll-Vergleiche während der Weiterbildung und bei der Anwendung des<br />

Gelernten fest eingepl<strong>an</strong>t sind. Dazu gehört auch eine genaue<br />

Zielfestlegung während der Pl<strong>an</strong>ungsphase.<br />

Die <strong>an</strong>zuwendenden Evaluationsmethoden richten sich natürlich nach den jeweiligen<br />

Weiterbildungsinhalten; hier k<strong>an</strong>n die vorliegende Arbeit nicht<br />

ins Detail gehen. Schon die bewußte und fest institutionalisierte<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung über Ziele und Resultate der Weiterbildung wird jedoch<br />

viel zu deren Erfolg beitragen.<br />

Gabrielle M. Schlittler<br />

Innovationsbezogene Personalentwicklung. Konzeption im Rahmen<br />

h<strong>an</strong>dlungstheoretischer Wirtschaftssoziologie. Fallstudie bei der Swissair<br />

AG*<br />

Betreuer: Prof. Dr. R. Lucchini und Prof. Dr. N. Thom<br />

Betriebliche Innovationen beinhalten komplexe H<strong>an</strong>dlungsprozesse, die von<br />

allen beteiligten Unternehmensmitgliedern g<strong>an</strong>z spezifische, teils<br />

neuartige Kenntnisse und Fähigkeiten verl<strong>an</strong>gen. Wenn diese Personen nicht<br />

hinreichend über jene Qualifikationen verfügen, die sie benötigen, um die<br />

gewünschten Veränderungen zu initiieren, zu entwickeln und umzusetzen,<br />

d<strong>an</strong>n ist es die Aufgabe der Personalentwicklung, ihnen das erforderliche<br />

Know-how zu vermitteln. In diesem Sinne stellt die Personalentwicklung<br />

eine Voraussetzung, eine Begleitmaßnahme und damit ein bedeutendes<br />

Instrument des Innovationsm<strong>an</strong>agements dar. Mittels der <strong>an</strong>forderungs- und<br />

neigungsorientierten Qualifizierung von Betriebsmitgliedern zur<br />

Bewältigung aller mit Neuerungsprozessen verbundenen Tätigkeiten trägt<br />

die Personalentwicklung aber nicht nur zur Innovations- und<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, sondern auch zur beruflichen und<br />

persönlichen Entwicklung der Betroffenen bei.<br />

Diese Zusammenhänge sind in der Fachliteratur und in der Praxis<br />

unbestritten. Dennoch gab es bis 1988, als ich mit der Forschungsarbeit<br />

beg<strong>an</strong>n, nur wenige wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Problematik;<br />

und im betrieblichen Alltag wurden Innovationsprozesse oft ungenügend<br />

durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt. Die<br />

rechtzeitige qu<strong>an</strong>titativ und qualitativ hinreichende Entwicklung<br />

neuerungsfördernder Kenntnisse und Fähigkeiten stellte in m<strong>an</strong>chen Fällen<br />

den Schwachpunkt von Neuerungsvorhaben dar. Vor diesem Hintergrund<br />

erachtete ich es als <strong>an</strong>gebracht, die innovationsfördernde<br />

Personalentwicklung vertieft und g<strong>an</strong>zheitlich zu erforschen. Die<br />

fachlichen Ziele meiner Studie best<strong>an</strong>den darin, erstens die mit der<br />

innovationsbezogenen Personalentwicklung verbundenen Fragen der<br />

strategischen und operativen H<strong>an</strong>dlungsebene zu definieren, zu<br />

systematisieren, zu <strong>an</strong>alysieren sowie zu explorieren, und zweitens zu<br />

ermitteln, w<strong>an</strong>n und wie die Personalentwicklung eingesetzt werden k<strong>an</strong>n,<br />

damit sie Neuerungen erfolgreich unterstützt.


Um die Forschungsziele zu erreichen, wählte ich folgendes Vorgehen:<br />

Erstens definierte ich nachstehende H<strong>an</strong>dlungsdimensionen als zentrale<br />

Untersuchungskategorien1: die Zielorientierung der H<strong>an</strong>dlungen,<br />

ver<strong>an</strong>twortliche und adressierte H<strong>an</strong>dlungssubjekte, Situationsbedingungen<br />

und informatorische Grundlagen (z.B. innovationsfördernde<br />

Qualifikationen), Qualifizierungsmaßnahmen und H<strong>an</strong>dlungsfolgen. Als<br />

untergeordnete Gliederungsmerkmale galten: Innovationsphasen und ─arten.<br />

Anh<strong>an</strong>d dieses Analyserasters arbeitete ich zweitens die zentralen Aspekte<br />

und Fragen der innovationsbezogenen Personalentwicklung theoretisch auf.<br />

Im Rahmen einer intensiven Fallstudie bei der Swissair AG habe ich<br />

drittens die Problematik weiter exploriert und illustriert. Entsprechend<br />

dem Forschungsdesign h<strong>an</strong>delt es sich bei dieser Arbeit um eine<br />

<strong>an</strong>alytisch-explorative Studie.<br />

äußerst skizzenhaft formuliert, führte die Untersuchung zu folgender<br />

Kernaussage: Im Hinblick auf eine erfolgreiche innovationsbezogene<br />

Personalentwicklung ist es zweckmäßig, zunächst den <strong>an</strong> Innovationen<br />

beteiligten Schlüsselpersonen die innovationsfördernden<br />

Schlüsselqualifikationen mittels einer sinnvollen Kombination sich<br />

ergänzender Qualifizierungsmaßnahmen möglichst proaktiv zu vermitteln und<br />

die Innovationsfähigkeit von Betriebsmitgliedern grundsätzlich (d.h. auch<br />

ständig) zu fördern. Dieser Satz soll hier noch kurz erläutert werden:<br />

- Als erfolgreich gilt die innovationsbezogene Personalentwicklung<br />

d<strong>an</strong>n, wenn sie zum <strong>an</strong>gestrebten Nutzen führt. Aus unternehmerischer Sicht<br />

liegt dieser im Fördern betrieblicher Innovationspotentiale und<br />

─aktivitäten. Mitarbeitende streben folgendes <strong>an</strong>: Arbeitsplatzsicherheit,<br />

berufliche Selbstverwirklichung und Zufriedenheit, beruflich bedingte<br />

soziale Wertschätzung und Lebensgestaltung, persönlichkeitsbezogene und<br />

individuelle Interessen sowie Abwechslung. Diese Zielgrößen können in<br />

vielfältigen Zweck-Mittel-Relationen sowie in komplementären,<br />

konfliktären und indifferenten Beziehungen zuein<strong>an</strong>der stehen.<br />

- Neuerungen werden von Innovationsbeauftragten (Fach-, Macht- und<br />

Prozeßpromotoren) gestaltet; betroffen sind jene Unternehmens<strong>an</strong>gehörige<br />

(Personen und Arbeitsgruppen), deren Arbeitsbedingungen, Aufgabenfelder,<br />

Tätigkeitsabläufe usw. sich ändern; als Ver<strong>an</strong>twortliche der<br />

innovationsbezogenen Personalentwicklung gelten je nach Problemstellung<br />

z.B. Führungskräfte, Personalentwicklungsstellen und Mitarbeitende.<br />

Aufgrund ihres Tätigkeitsfeldes führen bestimmte dieser Personen/Gruppen<br />

(Positionen) in einzelnen Innovationsphasen strategisch und operativ<br />

wichtigere Aufgaben aus (Schlüsselpersonen/─positionen) als <strong>an</strong>dere. Die<br />

größte Wirkung von Qualifizierungs<strong>an</strong>strengungen k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n erzielt werden,<br />

wenn zunächst diese Schlüsselpersonen die innovationsrelev<strong>an</strong>ten<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben; in Form von Multiplikatoren tragen<br />

sie sod<strong>an</strong>n zur Diffusion dieses Know-hows in ihren Bereichen und<br />

Projekten bei.<br />

- Ein Kernproblem stellt das frühzeitige Definieren<br />

innovationsrelev<strong>an</strong>ter Qualifikations<strong>an</strong>forderungen dar. Dem begegnete ich<br />

mit der Entwicklung folgender Konzepte: innovationsbezogene<br />

Qualifikationstypen, Schlüsselqualifikationen, Lebensphasen von<br />

Qualifikationen, modellhafte Darstellung der relativen Bedeutung<br />

verschiedener Qualifikations<strong>an</strong>forderungstypen im Innovationsverlauf sowie<br />

Definierung innovationsbedingter Qualifikations<strong>an</strong>forderungen mit Hilfe<br />

des Sp<strong>an</strong>nungsfeldes, das zwischen den Erfordernissen der Innovation, der<br />

Arbeitsplätze und der Mitarbeitenden/Berufe besteht. Zudem weise ich<br />

jeweils auf die geeigneten Diagnoseinstrumente zur Erhebung notwendiger<br />

Informationen hin.<br />

- Der Entwicklung innovationsrelev<strong>an</strong>ter Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

k<strong>an</strong>n je nach Problemlage eine g<strong>an</strong>ze Palette von bildungs-, stellen-,<br />

bereichsbezogenen und fl<strong>an</strong>kierenden Personalentwicklungsmaßnahmen dienen.<br />

Als sehr wirkungsvoll erweist sich z.B. die Qualifizierung durch<br />

Mitwirkung <strong>an</strong> Innovationsprojekten. Zweckmäßig ist es, wenn


verschiedenartige Maßnahmen zu einem für die Betroffenen subjektiv<br />

nachvollziehbaren Entwicklungsprozeß kürzerer bis längerer Dauer<br />

kombiniert werden, wobei die Ergänzung von Lernschritten "off-the-job"<br />

und "on-the-job" (Schwerpunkt) zentral ist und die Qualifizierung nahestehender<br />

Personen (z.B. Vorgesetzte und Kollegen) zu berücksichtigen<br />

sind. Eine neuerungsorientierte Personalentwicklung erfordert, daß das<br />

Angebot periodisch auf seine innovationsinduzierende Kraft überprüft und<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Innovationsprozessen auf die neuen<br />

Qualifikations<strong>an</strong>forderungen ausgerichtet wird.<br />

- Mittels einer proaktiven Personalentwicklung ist es nur teilweise<br />

möglich, die Innovationsbeteiligten auf ihre zukünftigen Aufgaben und auf<br />

Innovationsaktivitäten rechtzeitig vorzubereiten. Die Gründe liegen<br />

erstens in der Schwierigkeit, die benötigten neuerungsrelev<strong>an</strong>ten<br />

Qualifikationen frühzeitig zu definieren, zweitens darin, daß gewisse von<br />

ihnen "on-the-job" erworben werden, drittens in den begrenzten<br />

personellen Kapazitäten und zur Verfügung stehenden Zeiträumen, um<br />

solches Know-how zu vermitteln. Proaktive und reaktive Personalentwicklungsaktivitäten<br />

sollten sich demnach sinnvoll ergänzen.<br />

Insgesamt erfolgt der Aufbau und die Diffusion innovationsrelev<strong>an</strong>ter<br />

Qualifikationen im Rahmen eines Prozesses, der je nach Neuigkeitsgrad,<br />

Komplexität und Inhalt der Innovation verschiedenartig abläuft und<br />

unterschiedlich l<strong>an</strong>g dauert. Dabei verändern sich ständig bestimmte<br />

H<strong>an</strong>dlungsgrößen. Indem ich diese einzelnen Aspekte und bestimmte<br />

Wechselbeziehungen eingehend untersuchte, habe ich wissenschaftliche<br />

Grundlagen erarbeitet, die der zukünftigen Gestaltung von innovationsbezogenen<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen als Orientierungshilfe<br />

dienen können.<br />

Karlheinz Schwuchow<br />

Weiterbildungsm<strong>an</strong>agement - Pl<strong>an</strong>ung, Durchführung und Kontrolle der<br />

externen Führungskräfteweiterbildung*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Herm<strong>an</strong>n Simon, Universität Bielefeld<br />

In zunehmendem Maße wird das Mitarbeiterpotential zum kritischen Erfolgsfaktor<br />

bei der Schaffung und Sicherung der Leistungsfähigkeit der<br />

Unternehmen. Hieraus resultieren neue Anforderungen <strong>an</strong> das Personalwesen.<br />

Der Personalentwicklung durch Weiterbildungsmaßnahmen kommt dabei<br />

wachsende Bedeutung zu. Da die Qualifikations<strong>an</strong>forderungen je nach<br />

Unternehmens- und Umweltsituation variieren, ist eine enge Verknüpfung<br />

von Weiterbildung und Unternehmensstrategie notwendig, um die<br />

Strategieentwicklung und -umsetzung durch geeignete Bildungsmaßnahmen zu<br />

unterstützen. Dies setzt eine ergebnisorientierte Pl<strong>an</strong>ung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und die Entwicklung von Steuerungsinstrumenten<br />

voraus, die eine Erfassung und Analyse der für Weiterbildungsprogramme<br />

relev<strong>an</strong>ten Erfolgsfaktoren ermöglichen.<br />

Die aus den theoretischen Überlegungen abgeleiteten Schlußfolgerungen<br />

sind Gegenst<strong>an</strong>d mehrerer empirischer Erhebungen. Sie beinhalten zum einen<br />

Befragungen führender Anbieter externer Weiterbildungsprogramme in Europa<br />

und den USA. Zum <strong>an</strong>deren werden im Rahmen einer Längsschnitt<strong>an</strong>alyse auf<br />

der Nachfragerseite die Teilnehmer ausgewählter M<strong>an</strong>agementseminare<br />

mehrfach befragt. Ergänzend werden darüber hinaus die<br />

Weiterbildungsver<strong>an</strong>twortlichen der größten deutschen Unternehmen<br />

her<strong>an</strong>gezogen.<br />

Die Befragungen unterstreichen die besondere Bedeutung der Zusammensetzung<br />

des Teilnehmerkreises. Die Teilnehmer vermitteln die Erfahrungen,<br />

die den Lernprozeß prägen. Gleichzeitig sind die Führungskräfte sowohl<br />

Zielgruppe als auch Träger der Weiterbildung, da Bildungsmaßnahmen<br />

Lernprozesse initiieren und den Führungskräften eine wichtige<br />

Multiplikatorfunktion im Unternehmen zukommt. Grundlegende Einflußgrößen<br />

für den Weiterbildungserfolg stellen die systematische Einbindung von


Wissen und Erfahrung der Teilnehmer dar, wobei in der externen<br />

Weiterbildung dem übergreifenden Erfahrungsaustausch der Teilnehmer ein<br />

hoher Stellenwert eingeräumt wird. Wichtige Elemente zur Steigerung der<br />

Wirksamkeit der Weiterbildung sind die Einbeziehung des Top-M<strong>an</strong>agements<br />

sowie konkrete Projekte. Ein erhebliches Defizit wird im Hinblick auf die<br />

Unterstützung der Umsetzung der Seminarinhalte deutlich. Dies belegt eine<br />

m<strong>an</strong>gelnde Einbindung externer Programme in umfassende<br />

Entwicklungskonzepte, die den Weiterbildungsprozeß als G<strong>an</strong>zes betrachten<br />

und somit auch die einer Weiterbildungsmaßnahme vor- und nachgelagerten<br />

Phasen berücksichtigen.<br />

5. Anreize/Entgeltsysteme einschließlich Sozialleistungen<br />

Thomas Koch<br />

Employee Stock Ownership Pl<strong>an</strong>s in den Vereinigten Staaten von Amerika*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Hartmut Wächter, Universität Trier<br />

In den verg<strong>an</strong>gen Jahren sorgten die in den U.S.A. praktizierten "Employee<br />

Stock Ownership Pl<strong>an</strong>s", kurz ESOPs gen<strong>an</strong>nt, häufig für Schlagzeilen in<br />

den M<strong>an</strong>agement-Publikationen. Bei diesen Plänen h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />

Aktienbeteiligung der Arbeitnehmer und M<strong>an</strong>ager am arbeitgebenden<br />

Unternehmen. Ein besonderes Wesensmerkmal der ESOPs ist der<br />

hinausgeschobene Entlohnungscharakter, d.h. die Verfügbarkeit des ESOP-<br />

Kapitals erfolgt i.d.R. erst bei Pensionierung. Eine weitere Besonderheit<br />

der ESOPs ist die Möglichkeit einer steuerbegünstigten Kreditfin<strong>an</strong>zierung<br />

des Belegschaftskapitals.<br />

In der Praxis werden die ESOPs beispielsweise als betriebliche<br />

Altersversorgung, als Instrument der Kapitalbeschaffung, als Instrument<br />

der Nachfolgeregelung in nicht-börsennotierten Aktiengesellschaften, als<br />

Abwehr gegen feindliche Unternehmensübernahmen oder als gewerkschaftlich<br />

org<strong>an</strong>isierter S<strong>an</strong>ierungs-Buy-Out <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. Von den über 9.800<br />

Beteiligungsfirmen mit etwa 11,3 Millionen Belegschaftsaktionären sind,<br />

so schätzt m<strong>an</strong>, 1.500 Mehrheits-Kapitalbeteiligungen. In diesen Fällen<br />

liegt das Grundkapital zu über 50% in der H<strong>an</strong>d der ESOP-Aktionäre.<br />

Die Auswirkungen des Belegschaftskapitals auf die Unternehmensverfassung,<br />

d.h. auf die Regelungen zwischen Eigentümern, M<strong>an</strong>agern und Arbeitnehmern<br />

zur Verteilung des erwirtschafteten Erfolgs und zur Festlegung von<br />

Entscheidungs- und Kontrollbefugnissen in der Unternehmung, sind jedoch<br />

umstritten: Einige Autoren schreiben den ESOPs "a revolution in<br />

industrial relations" zu; <strong>an</strong>dere Einschätzungen gehen davon aus, daß die<br />

Aktienbeteiligung keinerlei Konsequenzen auf die Entscheidungsbefugnisse<br />

bzw. die Kontrolle in Aktiengesellschaften hat. Ferner diskutiert m<strong>an</strong>, ob<br />

die ESOPs primär eine betriebliche Sozialleistung darstellen oder ob es<br />

sich um ein Instrument der Kapitalbeschaffung h<strong>an</strong>delt. Besonders strittig<br />

sind die Wirkungen der ESOPs auf den Unternehmenserfolg: ESOP-Befürworter<br />

sprechen von Produktivitätssteigerungen, die eine steuerliche Förderung<br />

rechtfertigen; Gegner kritisieren die ESOP-Unternehmensverfassung als<br />

ineffiziente Org<strong>an</strong>isationsform.<br />

Aus diesen Diskussionsfeldern werden im Rahmen der Arbeit folgende Fragestellungen<br />

abgeleitet: Welche Konsequenzen resultieren aus den ESOPs für<br />

die Unternehmensverfassungen? Welche ESOP-Anwendungen existieren in der<br />

betrieblichen Praxis und wie werden diese Anwendungen aus Sicht der<br />

Unternehmenseigentümer und aus Arbeitnehmersicht beurteilt? Welcher<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g besteht zwischen einem ESOP und dem Unternehmenserfolg? Das<br />

Ziel der Arbeit ist somit die umfassende Beurteilung der ESOPs und ihrer<br />

möglichen Auswirkungen auf den Erfolg der Beteiligungsunternehmen.<br />

Aufgrund der gesetzlich zulässigen Gestaltungsspielräume, die bei der<br />

ESOP-Einführung gegeben sind, werden in der Arbeit vier mögliche Typen<br />

von ESOP-Unternehmensverfassungen skizziert. Es ist zu unterscheiden<br />

zwischen Minderheits- bzw. Mehrheits-Kapitalbeteiligungen mit geringen<br />

bzw. erweiterten Partizipationsrechten für Arbeitnehmer-Aktionäre. Als


Ergebnis wird festgehalten, daß die Auswirkungen der Aktienbeteiligung<br />

auf die Unternehmensverfassung nicht pauschal, sondern nur<br />

firmenspezifisch, in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des ESOPs zu<br />

bestimmen ist.<br />

Die in der Arbeit durchgeführte Untersuchung der personalpolitischen,<br />

fin<strong>an</strong>zwirtschaftlichen und gewerkschaftlich orientierten ESOP-Anwendungen<br />

kommt zu dem Ergebnis, daß die Aktienbeteiligung im Rahmen von<br />

fin<strong>an</strong>zwirtschaftlichen Überlegungen kein sinnvolles Instrument der<br />

Kapitalbeschaffung sein k<strong>an</strong>n, sondern primär eine Entlohnungsform<br />

darstellt.<br />

Kernpunkt der Arbeit ist die theoretische Analyse und Beurteilung der<br />

Erfolgswirkungen der ESOPs <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer ökonomischen<br />

Org<strong>an</strong>isationstheorie, dem Agency-Kosten-Ansatz, und einer<br />

verhaltenswissenschaftlichen Org<strong>an</strong>isationstheorie, der Erwartungs-Valenz-<br />

Theorie. Im Rahmen der agency-theoretischen Betrachtung werden Anreizund<br />

Risikoeffekte sowie Auswirkungen auf die M<strong>an</strong>ager-Kontrolle innerhalb<br />

der ESOP-Unternehmensverfassung <strong>an</strong>alysiert. Ergebnis ist die Ableitung<br />

spezifischer Erfolgsbedingungen, unter denen eine Senkung der Agency-<br />

Kosten eintreten k<strong>an</strong>n. Die Erwartungs-Valenz-Theorie dient primär der<br />

Analyse der ESOP-Entlohnung und der Partizipationsrechte auf<br />

Leistungsmotivation und Leistungsverhalten, indem die Wirkungen der<br />

subjektiv wahrgenommenen und bewerteten Anreize überprüft werden. Auch<br />

hier werden die Erfolgsbedingungen erarbeitet, unter denen im erwartungsvalenz-theoretischen<br />

Sinne positive Auswirkungen auf das individuelle<br />

Leistungsverhalten möglich sind. Abschließend folgt in der Arbeit ein<br />

Vergleich der beiden Theorien, insbesondere der vorher erörterten<br />

Argumentationsmuster und Beurteilungen der ESOP-Unternehmensverfassungen.<br />

Die Agency-Kosten-Theorie und die Erwartungs-Valenz-Theorie, die in der<br />

Literatur häufig als gegensätzlich oder konkurrierend dargestellt werden,<br />

weisen weitgehende Gemeinsamkeiten in der Beurteilung der ESOP-<br />

Unternehmensverfassung auf.<br />

Ergebnis der Arbeit ist folgendes: Die Behauptung allgemeingültiger<br />

positiver Erfolgswirkungen der ESOP-Aktienbeteiligung ist nicht<br />

gerechtfertigt. Beide Theorien weisen darauf hin, daß nur in Abhängigkeit<br />

von der Ausgestaltung und in Abhängigkeit von situativen und<br />

individuellen Moderatorvariablen sich Erfolgseffekte materialisieren<br />

können. Insbesondere gilt: Nur bei einer Kombination von Aktienbeteiligung<br />

mit Partizipationsrechten sind <strong>an</strong>haltende positive Auswirkungen<br />

der ESOPs auf Agency-Kosten bzw. Leistungsverhalten möglich.<br />

Abschließend folgt ein Überblick zu empirischen Untersuchungen zur Frage<br />

der Erfolgswirkungen der ESOPs. Desweiteren werden je eine Fallstudie zu<br />

ESOPs als Nachfolgeinstrument in nicht-börsennotierten<br />

Aktiengesellschaften, ESOPs als Abwehr gegen feindliche<br />

Unternehmensübernahmen und ESOPs als gewerkschaftlich org<strong>an</strong>isierter<br />

S<strong>an</strong>ierungs-Buy-Out vorgestellt. Die Untersuchungen mit großen Samples von<br />

ESOP-Firmen zeigen keinen statistisch signifik<strong>an</strong>ten positiven Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen ESOPs und Unternehmenserfolg. Demgegenüber sind die<br />

Fallstudien in der Lage, die theoretisch abgeleiteten Erfolgsbedingungen<br />

der ESOPs zu verdeutlichen. Auch wenn diese Studien verständlicherweise<br />

keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben können, so geben sie jedoch<br />

deutliche Hinweise auf die Bedeutung einer Kombination von variabler<br />

Entlohnung und Partizipationsrechten für Arbeitnehmer-Aktionäre.<br />

Bernd Kriegesm<strong>an</strong>n<br />

Innovationsorientierte Anreizsysteme - Ein empirisch fundierter Beitrag<br />

zur Gestaltung und Umsetzung typenspezifischer Anreizstrukturen für<br />

innovative Mitarbeiter*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Erich Staudt, Ruhr-Universität Bochum<br />

Problemstellung und Methodik


Kurze Produktlebenszyklen führen <strong>an</strong>gesichts steigender Aufwendungen in<br />

die innerbetriebliche Durchsetzung von Innovationen sowie abgebrochener<br />

Innovationsvorhaben in Theorie und Praxis gleichermaßen dazu, sich<br />

verstärkt mit personalwirtschaftlichen Maßnahmen zur Förderung der<br />

personellen Innovationsbereitschaft ausein<strong>an</strong>derzusetzen. Besondere<br />

Bedeutung wird in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g Anreizsystemen beigemessen.<br />

Motivationstheoretische Ansätze zur Beeinflussung menschlichen Verhaltens<br />

in Org<strong>an</strong>isationen (Maslow, Herzberg, Vroom, March/Simon, Porter/Lawler,<br />

von Rosenstiel), deren Analyse den Ausg<strong>an</strong>gspunkt dieser Arbeit bildet,<br />

zeigen dabei, daß bei der Gestaltung von Anreizsystemen situative und<br />

personenbezogene Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Die gezielte<br />

Förderung der personellen Innovationsbereitschaft durch Anreizsysteme<br />

setzt damit einerseits die differenzierte Betrachtung der mit<br />

spezifischen Problemlagen behafteten Situation "Innovationsprozeß" und<br />

<strong>an</strong>dererseits die Kenntnis typenspezifischer Anreizbedürfnisstrukturen<br />

innovativer Mitarbeiter voraus. Die theoretische und empirische Analyse<br />

von Anreizsystemen für innovative Mitarbeiter erfolgt jedoch primär unter<br />

Rückgriff auf bestehende Anreizsysteme für Routineprozesse.<br />

Ziel der Arbeit war es daher, als Ergänzung zu bestehenden Anreizsystemen<br />

für Routineleistungen, Ansatzpunkte für die Gestaltung und Umsetzung<br />

innovationsorientierter Anreizsysteme zu gewinnen. Daraus ergaben sich<br />

folgende Aufgabenstellungen:<br />

o Um Anforderungen <strong>an</strong> die situationsgerechte Gestaltung<br />

innovationsorientierter Anreizsysteme abzuleiten, waren zunächst die<br />

situativen Rahmenbedingungen für innovative Mitarbeiter zu<br />

systematisieren.<br />

o Im zweiten Schritt war zur Ableitung von Hinweisen auf die<br />

bedürfniskongruente Gestaltung und Umsetzung innovationsorientierter<br />

Anreizsysteme empirisch zu untersuchen, durch welche typenspezifischen<br />

Anreize sich innovative Mitarbeiter motivieren lassen und wie die<br />

Umsetzung von Anreizen im Rahmen innovativer Prozesse aus Sicht der<br />

Anreizempfänger wahrgenommen wird.<br />

Für den empirischen Teil der Arbeit ist dabei ein Perspektivenwechsel in<br />

der Informationsgewinnung vollzogen worden: Während die wenigen<br />

empirischen Untersuchungen zu Anreizen im Rahmen innovativer Prozesse als<br />

Informationsbasis die M<strong>an</strong>agementebene einbezogen haben, erfolgte die<br />

Analyse der Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter aus Sicht der<br />

potentiellen Anreizempfänger selbst. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

wurde daher auf Daten einer empirischen Untersuchung unter 1800<br />

Arbeitnehmererfindern als nachweislich erfolgreiche Stellvertreter<br />

innovativer Mitarbeiter zurückgegriffen.<br />

Die Auswertung der Daten erfolgte mittels univariater, bivariater sowie<br />

multivariater Analyseverfahren. Im Zentrum univariater Verfahren st<strong>an</strong>d<br />

die Ermittlung von Häufigkeitsverteilungen. Für die bivariate<br />

Daten<strong>an</strong>alyse wurden Kontingenztests, die auch zur Analyse nichtmetrischer<br />

Daten geeignet sind, eingesetzt. Zur weiteren Differenzierung der<br />

Untersuchungsergebnisse kam als multivariates Analyseverfahren die<br />

Cluster<strong>an</strong>alyse zur Anwendung.<br />

Ergebnisse<br />

Um Hinweise auf die situationsgerechte Gestaltung innovationsorientierter<br />

Anreizsysteme zu gewinnen, wurden die von Routineprozessen abweichenden<br />

Anforderungen <strong>an</strong> innovative Mitarbeiter und <strong>an</strong> Anreizsysteme, die diese<br />

motivieren sollen, dargestellt. Dabei zeigte sich, daß die in<br />

Innovationsprozessen eingeschränkte Erfolgswahrscheinlichkeit,<br />

Widerstände der von Innovationen Betroffenen sowie S<strong>an</strong>ktionsgefahren bei<br />

Fehlschlägen die personelle Innovationsbereitschaft senken.<br />

Um dennoch dynamisches, in die Zukunft gerichtetes innovatives Verhalten<br />

durch Anreizsysteme attraktiv zu machen, ist die individuelle Ch<strong>an</strong>ce-<br />

Risiko-Position bei Innovationsbemühungen zu verbessern. Dies setzt<br />

voraus, daß sich eingesetzte Anreize eignen, sehr gezielt die Bedürfnisse


innovativer Mitarbeiter zu befriedigen und damit einen subjektiv hohen<br />

Nutzen beim Anreizempfänger zu stiften.<br />

Im empirischen Teil der Arbeit wurden dementsprechend typenspezifische<br />

Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter untersucht, deren<br />

differenzierte Kenntnis Ansatzpunkte für die bedürfniskongruente<br />

Gestaltung innovationsorientierter Anreizsysteme liefert. Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />

war dabei zunächst die Beschreibung innovativer Mitarbeiter <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

personenbezogener Merkmale sowie die Verdichtung zu spezifischen Typen,<br />

die sich hinsichtlich dieser Merkmale ähnlich sind. Im Ergebnis ließen<br />

sich hieraus innovative Mitarbeitertypen ableiten, die unter<br />

soziodemographischen Gesichtspunkten die B<strong>an</strong>dbreite vom jungen,<br />

unerfahrenen Innovationsnachwuchs über Innovationsroutiniers <strong>an</strong> der Basis<br />

bis zum hochgradig professionalisierten Innovationsroutinier im<br />

Führungskräftebereich erfassen. Unter Berücksichtigung der untersuchten<br />

Persönlichkeitsmerkmale erstreckt sich das Spektrum innovativer Mitarbeitertypen<br />

vom aufgeschlossenen Innovationsvorbereiter über den<br />

problemorientierten Innovationstüftler bis zum Innovationsmitläufer.<br />

Da die Kenntnis unterschiedlicher Mitarbeitertypen allein keine<br />

Rückschlüsse auf eine bedürfniskongruente Anreizgestaltung ermöglicht,<br />

wurde diesen Typen - aufbauend auf einer allgemeinen Analyse der<br />

Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter - eine mittels Cluster<strong>an</strong>alyse<br />

verdichtete Typologie dieser Anreizbedürfnisse gegenübergestellt. Im<br />

Ergebnis konnten so Aussagen über die Anreizbedürfnisschwerpunkte<br />

spezifischer innovativer Mitarbeitertypen getroffen werden: So zeigte<br />

sich, daß sich Innovationstüftler, Innovationsmitläufer sowie<br />

Innovationsroutiniers im Führungskräftebereich durch eine stark materiell<br />

ausgeprägte Anreizbedürfnisstruktur auszeichnen, während<br />

Innovationsvorbereiter sowie der Innovationsnachwuchs eher<br />

qualifizierungsorientiert geprägt sind und Innovationsroutiniers <strong>an</strong> der<br />

Basis für innovative Leistungen primär karriere- und<br />

<strong>an</strong>erkennungsorientierte Anreize erwarten.<br />

Diese Präzisierung der Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter liefert<br />

damit Hinweise auf die bedürfniskongruente Gestaltung<br />

innovationsorientierter Anreizsysteme. Mit der Einbeziehung den<br />

Bedürfnissen innovativer Mitarbeiter entsprechender Anreize in ein<br />

Cafeteria-Modell wurde dabei gleichzeitig die Möglichkeit einer<br />

praxisgerechten Umsetzung der empirischen Untersuchungsergebnisse<br />

aufgezeigt.<br />

Die Ausführungen der vorliegenden Arbeit konnten jedoch verdeutlichen,<br />

daß Bedürfniskongruenz allein keine hohe Anreizwirkung gar<strong>an</strong>tiert,<br />

sondern daß dies in hohem Maße von der Wahrnehmung der Anreize durch die<br />

Anreizempfänger abhängt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung<br />

haben dabei gezeigt, daß innovative Mitarbeiter Anreize oftmals nicht als<br />

solche wahrnehmen bzw. die Umsetzung bemängeln: Sie empfinden Anreize<br />

trotz grundsätzlicher Bedürfniskongruenz häufig subjektiv als<br />

un<strong>an</strong>gemessen. Durch die Analyse typischer Defizite bei der Umsetzung von<br />

Anreizen aus Sicht innovativer Mitarbeiter konnten in der vorliegenden<br />

Arbeit Ansatzpunkte für ein Anreizm<strong>an</strong>agement aufgezeigt werden, das<br />

Anreize nicht nur starr verwaltet, sondern betriebliche Zuwendungen<br />

gezielt als Anreiz verdeutlicht.<br />

Insgesamt hat die Arbeit damit nicht nur ein auf <strong>an</strong>dere<br />

Mitarbeitergruppen übertragbares Untersuchungsmuster für die<br />

differenzierte Analyse spezifischer Anreizerfordernisse entwickelt,<br />

sondern sie hat vor allem das untersuchte Themenfeld durch diese<br />

Vorgehensweise systematisiert und für weitergehende Fragestellungen<br />

geöffnet. Auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchungsergebnisse k<strong>an</strong>n<br />

nunmehr eine praxisgerechte Instrumentalisierung innovationsorientierter<br />

Anreizsysteme abgeleitet werden.<br />

Neben der differenzierten Betrachtung unterschiedlicher aktiv am<br />

Innovationsprozeß beteiligter Mitarbeitergruppen sollte sich das


Themenfeld dabei auf den Personenkreis der von Innovationen Betroffenen<br />

erweitern, da es immer wichtiger wird, die Diffusion von Innovationen im<br />

Betrieb zu beschleunigen. Durch die differenzierte Gestaltung von<br />

Anreizsystemen für passiv Innovierende können das Adoptionsverhalten von<br />

Neuerungen gezielt beeinflußt und damit auch Widerstände für aktiv<br />

Innovierende abgebaut werden.<br />

Bernd Mez<br />

Effizienz der Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Karl-Friedrich Ackerm<strong>an</strong>n, Universität Stuttgart<br />

Zur Zeit gibt es in der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d ca. 1.500 Unternehmen,<br />

von denen m<strong>an</strong> weiß, daß sie eine Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung (MAK)<br />

eingeführt haben. Ca. 1,1 Millionen Mitarbeiter sind am Eigen- oder<br />

Fremdkapital dieser Unternehmen beteiligt. Unterstützt durch gesetzliche<br />

Begünstigungen nimmt die Verbreitung von MAK-Modellen seit Jahren zu.<br />

Bevor sich ein Unternehmen diesem Trend <strong>an</strong>schließt, muß die Frage nach<br />

den Konsequenzen einer MAK be<strong>an</strong>twortet werden. Das heißt, Aufw<strong>an</strong>d und<br />

Nutzen sind kritisch gegenüberzustellen; was nicht ausschließt - und<br />

dieser Fall ist durchaus keine Seltenheit -, daß eine MAK aus rein<br />

phil<strong>an</strong>tropischen Erwägungen ins Leben gerufen wird. Die vorliegende<br />

Arbeit beschäftigt sich mit der MAK jedoch nach betriebswirtschaftlichen<br />

Maßstäben; sie diskutiert Ziele, Instrumente und Wirkungen der MAK,<br />

allerdings aus verhaltensorientierter Sicht; insofern wird die<br />

fin<strong>an</strong>zwirtschaftliche Seite weitgehend ausgeklammert.<br />

Die MAK wird vom Personalm<strong>an</strong>agement eines Unternehmen zielorientiert<br />

eingesetzt. Das Ausmaß, in dem MAK-Wirkungen <strong>an</strong>gestrebte Ziele erreichen<br />

helfen, bestimmt die Effizienz der MAK. Probleme in dieser Thematik<br />

ergeben sich dadurch, daß es bisher <strong>an</strong> theoretischen, insbesondere<br />

verhaltenstheoretischen Vorarbeiten m<strong>an</strong>gelt. Außerdem sind im Bereich des<br />

Personalm<strong>an</strong>agements bisher kaum Instrumente zur Wirkungs<strong>an</strong>alyse<br />

vorgestellt worden und es fehlt <strong>an</strong> empirischen Untersuchungen.<br />

Mit MAK wird ein breites Bündel von Zielen in Verbindung gebracht, sie<br />

sind ökonomischer (leistungs-, fin<strong>an</strong>zwirtschaftlicher und<br />

umweltbezogener) sowie metaökonomischer (sozialer, politischer und<br />

volkswirtschaftlicher) Natur. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich<br />

auf die leistungswirtschaftliche bzw. verhaltensorientierte Perspektive.<br />

Um ein MAK-Modell im Hinblick auf gesetzte Ziele zu konzipieren, werden<br />

eine Reihe von Gestaltungselementen eingesetzt: Zielgruppe, Kontinuität,<br />

Mittelherkunft und Anlageform (Kapitalart, -menge und -bedienung,<br />

Verlustbeteiligung, Verfügbarkeit, Partizipation). Während Ziele und<br />

Gestaltungsalternativen weithin bek<strong>an</strong>nt sind, liegen relativ wenige<br />

Untersuchungen zu den Verhaltenswirkungen der MAK vor. Sie weisen einen<br />

positiven Einfluß der MAK auf leistungswirtschaftliche Aspekte nach, d.<br />

h., daß sich MAK günstig auf Leistungs- und Teilnahmemotivation des<br />

Individuums auswirkt. Methodische Schwächen oder kleine Stichproben<br />

lassen diese Studien in einem zweifelhaften Licht erscheinen.<br />

Um den Forschungsst<strong>an</strong>d zu verbessern, wird ein Untersuchungskonzept auf<br />

der methodologischen Grundlage eines "kritisch-pragmatischen<br />

Neodeterminismus" entworfen. Dieser basiert auf den Idealen des<br />

kritischen Rationalismus, dessen strenge Maßstäbe jedoch etwas<br />

abgemildert werden, um praxeologische Aussagen zu erhalten. Voraussetzung<br />

für solche Aussagen ist die Erforschung von Gesetzmäßigkeiten auf der<br />

Grundlage von Modellen und Hypothesen.<br />

Dazu ist es erforderlich, den Effizienzbegriff aufzuarbeiten, was in ein<br />

objektorientiertes konzeptionelles Modell zur Effizienz<strong>an</strong>alyse mündet.<br />

Effizienz wird als umfassendes Konstrukt verst<strong>an</strong>den, mit dessen Hilfe<br />

Gestaltungsprozesse und deren Ergebnisse qualifiziert werden. Es ist<br />

abhängig von situativen Einflüssen, insbesondere von den<br />

Wertvorstellungen der Entscheidungsträger. Zur verhaltensorientierten


Konkretisierung des Effizienz<strong>an</strong>satzes wird die Erwartungs-Valenz-Theorie<br />

von PORTER und LAWLER gewählt. Demnach ist die Motivation des Individuums<br />

im wesentlichen abhängig von der Wahrscheinlichkeit, eine Aufgabe<br />

erfolgreich erledigen zu können, der Wahrscheinlichkeit, dafür eine hohe<br />

Belohnung zu erhalten, und der Wertigkeit dieser Belohnung für das<br />

Individuum.<br />

Auf der Grundlage des theoretischen Ansatzes werden 23 Hypothesen formuliert.<br />

Acht Basishypothesen betreffen das PORTER/LAWLERsche Verhaltensmodell,<br />

während sich die übrigen mit generellen MAK-Konsequenzen und den<br />

Wirkungen einzelner Gestaltungselemente befassen. Die Hypothesen gehen<br />

von positiven Effekten der MAK auf die Teilnahme- und Leistungsmotivation<br />

des Individuums aus.<br />

Bei der empirischen Untersuchung der aufgestellten Hypothesen wird im<br />

Rahmen eines knappen Forschungsbudgets folgendes Forschungsdesign<br />

gewählt:<br />

- Schriftliche Befragung in Unternehmen mit und ohne MAK<br />

(Kontrollgruppe);<br />

- Befragung von Mitarbeitern und Geschäftsleitung (Mehrebenen<strong>an</strong>alyse)<br />

mit Fusionierung der Daten, d. h. jeder Mitarbeiterdatensatz wird um<br />

Angaben "seiner" Geschäftsleitung ergänzt;<br />

- Querschnittsuntersuchung einer Zufallsstichprobe von Unternehmen<br />

und Mitarbeitern.<br />

Von rund 600 <strong>an</strong>geschriebenen Unternehmen nehmen 44 <strong>an</strong> der Untersuchung<br />

teil, 28 mit und 16 ohne MAK. In diesen Firmen werden 1.112 verwertbare<br />

Fragebögen ausgefüllt (Rücklaufquote 57,1 %). Die Auswertung der Daten<br />

erbrachte im wesentlichen folgende Ergebnisse:<br />

(1) Das PORTER/LAWLERsche Verhaltensmodell wird in seiner Grundstruktur<br />

bestätigt. Damit werden die Ergebnisse zahlreicher empirischer Studien<br />

gestützt und die Voraussetzung für die Anwendbarkeit der Theorie für die<br />

Problemstellung geschaffen.<br />

(2) Es besteht ein enger Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der Wertigkeit einer MAK<br />

für den Mitarbeiter und seinem Commitment. Es ist davon auszugehen, daß<br />

die MAK dieses Commitment nicht erzeugen k<strong>an</strong>n. Eher wird der umgekehrte<br />

Fall vorliegen, daß Commitment eine Voraussetzung für die positive<br />

Wahrnehmung einer MAK darstellt, welche wiederum das Commitment belohnt<br />

und damit festigt.<br />

(3) Leistungsstimulierende Effekte der MAK können nicht nachgewiesen<br />

werden. Die untersuchten MAK-Modelle weisen insgesamt keine Zusammenhänge<br />

mit Merkmalen von Bemühung und Arbeitsleistung auf. Die vielfach<br />

vermutete Motivationssteigerung bleibt - zumindest in der überwiegenden<br />

MAK-Praxis - ein Wunschtraum.<br />

(4) Hohe Eigenleistungen, Verlustbeteiligung und Sperrfristen<br />

vermindern die Attraktivität einer MAK. Eigenleistungen des Mitarbeiters<br />

und die Beteiligung <strong>an</strong> eventuellen Verlusten sollen das Kostendenken<br />

fördern und dadurch motivationswirksam sein. Die festgestellten negativen<br />

Zusammenhänge mit der MAK-Valenz bringen einen gegenteiligen Effekt<br />

zutage.<br />

(5) Zusätzliche Partizipationsmöglichkeiten erhöhen die Wirksamkeit der<br />

MAK. Ein stimmiges Modell kombiniert Beteiligung am "Haben" und am<br />

"Sagen", sonst sind Frustrationseffekte nahezu unausweichlich. Wenn der<br />

Mitarbeiter keine Möglichkeit sieht, über das Unternehmensschicksal<br />

mitzuentscheiden, wird er eher das Gefühl haben, daß sich sein Beitrag<br />

nicht auswirkt, seine Bemühungen umsonst sind.<br />

(6) MAK-Unternehmen haben ein besseres Betriebsklima als Unternehmen<br />

ohne MAK. Dieser Befund zeugt davon, daß MAK ein Instrument ist, in dem<br />

sich in vielen Fällen eine partnerschaftliche Unternehmensphilosophie<br />

äußert. Der positive Effekt auf das Betriebsklima wird d<strong>an</strong>n durch <strong>an</strong>dere<br />

Faktoren, wie z. B. kooperativer Führungsstil, unterstützt.<br />

(7) Die wirtschaftliche Situation ist in Unternehmen mit MAK schlechter<br />

als in der Kontrollgruppe. Dieser Befund zeigt, daß MAK gezielt


eingesetzt wird, um Unternehmen aus der Talsohle zu führen. Insofern<br />

dominieren offenbar leistungs- und fin<strong>an</strong>zwirtschaftliche Ziele. Der<br />

Erfolg des Instruments - und das Bestätigt die Befunde zur<br />

Motivationswirkung - ist diesbezüglich jedoch nicht nachweisbar.<br />

Auch wenn die Zahl der untersuchten Unternehmen keine repräsentativen<br />

Aussagen rechtfertigt und Struktur der Stichprobe sowie<br />

Erhebungsinstrumentarium verbesserungsfähig sind, können eine Reihe von<br />

Gestaltungsempfehlungen gegeben werden. Die Frage "MAK, ja oder nein?"<br />

muß mit "Es kommt darauf <strong>an</strong> ..." be<strong>an</strong>twortet werden:<br />

- MAK muß zur Unternehmensphilosophie passen.<br />

- MAK k<strong>an</strong>n Verhalten belohnen und damit stabilisieren, nicht aber<br />

erzeugen.<br />

- Der Belohnungseffekt ist dort am stärksten, wo die Abhängigkeit der<br />

MAK vom eigenen Verhalten wahrgenommen wird, also in kleineren<br />

Unternehmen, in Kombination mit einer Erfolgsbeteiligung und bei<br />

Mitsprachemöglichkeiten.<br />

- Die Modellgestaltung muß im Sinne einer hohen Attraktivität die<br />

unterschiedliche Risikobereitschaft der Mitarbeiter berücksichtigen.<br />

Der Begriff der "Lösungsformel" darf also bei der MAK nicht mißverst<strong>an</strong>den<br />

werden: um zu funktionieren, müssen zuerst mehrere Nebenbedingungen<br />

erfüllt sein. Und wenn sie erfüllt sind, werden durchaus nicht alle<br />

Probleme gelöst, aber es werden eine g<strong>an</strong>ze Reihe von Voraussetzungen für<br />

eine konstruktive Aufgabenbewältigung geschaffen.


6. Führung/Verhalten in Org<strong>an</strong>isationen<br />

Klaus Lindert<br />

Führungskonzeptionen auf der Basis impliziter Wertorientierungen.<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede bundesdeutscher und mittel- und<br />

osteuropäischer Führungskräfte<br />

Betreuer: Prof. Dr. Joachim Hentze, Technische Universität Braunschweig<br />

Problemstellung<br />

Führung k<strong>an</strong>n als zeitlich übergreifendes, in allen Kulturen existierendes<br />

und interdisziplinäres Faktum aufgefaßt werden. Jede Org<strong>an</strong>isation bedarf<br />

der Führung, um ihre Ziele zu erreichen. Auch verfügt jede Führungskraft<br />

über ein implizites Verständnis von Führung. Bezogen auf Mittel- und<br />

Osteuropa weist der Kenntnisst<strong>an</strong>d zum Problem der betrieblichen Führung<br />

und der damit verbundenen Führungsleitbilder (Führungskonzeptionen)<br />

erhebliche Defizite auf. Empirisch-vergleichende Untersuchungen von<br />

Führungskonzeptionen und dem Führungsverhalten in Betrieben<br />

postsozialistischer und marktwirtschaftlicher Länder existieren im<br />

Verhältnis zu den zahlreichen Vergleichsstudien zwischen<br />

marktwirtschaftlichen Ländern kaum. Die Zielsetzung der internationalen<br />

Studie orientierte sich im Jahre 1990 <strong>an</strong> Maßgaben zur ökonomischen Reform<br />

des sozialistischen Systems, zur partiellen industriellen Konversion<br />

sowie zur Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in den Ländern des<br />

ehemaligen 'Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe'. Unter der Bedingung<br />

des sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen W<strong>an</strong>dels richtet<br />

sich das Erkenntnisinteresse auf die betrieblichen Führungskräfte als<br />

hypothetische Träger des operativen Veränderungsprozesses. Individuelle<br />

Entscheidungs- und Führungsfähigkeiten, Ver<strong>an</strong>twortungs- und<br />

Risikobereitschaft waren in der hochzentralisierten Verwaltungswirtschaft<br />

keine H<strong>an</strong>dlungskriterien für Führungskräfte. Besonders hoch ist der<br />

Problemdruck im Bereich der Personalführung.<br />

Konzeptioneller Rahmen<br />

Unter Berücksichtigung der drei Aspekte - Systemw<strong>an</strong>del in Osteuropa, der<br />

Mensch als strategischer Erfolgsfaktor und Internationalisierung der<br />

Wirtschaftsbeziehungen - wird ein konzeptioneller Ansatz entwickelt, der<br />

in generellen Dimensionen impliziter Führungsleitbilder das<br />

Selbstverständnis als Führungskraft und die Vorstellungen der<br />

betrieblichen Führungspraxis im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der wahrgenommenen<br />

Führungspraxis und der betrieblichen Zielerreichung erfaßt sowie eine<br />

länderübergreifende Vergleichbarkeit von Führungskräften ermöglicht. Die<br />

'vergleichende M<strong>an</strong>agementforschung' versucht, Ähnlichkeiten und<br />

Unterschiede im M<strong>an</strong>agement von Org<strong>an</strong>isationen unter verschiedenen<br />

Rahmenbedingungen (Ländern oder Kulturen) zu erklären. Es werden zwei<br />

zentrale Positionen abgeleitet:<br />

- Existieren leistungsbestimmende kulturelle Faktoren<br />

(Wertpräferenzen) in den M<strong>an</strong>agement- und Führungskonzeptionen?<br />

- Existieren Unterschiede und Ähnlichkeiten in den M<strong>an</strong>agement- und<br />

Führungskonzeptionen, die für die grenzübergreifende Kooperation<br />

(Effizienz der Interaktion) oder den Tr<strong>an</strong>sfer von Fach- und Führungskräften<br />

bedeutsam sind?<br />

Insbesondere das Wertkonzept als kognitiver Ansatz erhält eine zentrale<br />

Bedeutung im Forschungs<strong>an</strong>satz. Werte als Gegenst<strong>an</strong>d der Forschung beziehen<br />

die Probleme des Wahrnehmungsbias, der subjektiven<br />

Erwartungswerte, der sozialen Erwünschtheit, der Universalität und der<br />

Zeitstabilität bewußt ein. Die Werthaftigkeit von Dingen und Ereignissen<br />

in der empirischen Forschung k<strong>an</strong>n auf den Valenzbegriff zurückgeführt<br />

werden. Die daraus abgeleiteten Erwartungs-Wert-Theorien der Motivation<br />

und die Weg-Ziel-Theorien der Führung stehen in dieser Tradition.<br />

Konzeptionell bezeichnet Führung in Org<strong>an</strong>isationen einen durch den<br />

Führungs<strong>an</strong>spruch legitimierten sozialen Prozeß der Steuerung von<br />

org<strong>an</strong>isationaler Komplexität und der Gestaltung sowie des W<strong>an</strong>dels von<br />

Org<strong>an</strong>isationen in einer komplexen Umwelt. Führungskonzeptionen umfassen


möglichst kohärente Soll-Vorstellungen zur Realisation dieser<br />

Führungsaufgaben. Führungskonzeptionen auf der Basis impliziter<br />

Wertorientierungen bezeichnen die 'Verfassung in den Köpfen der<br />

Beteiligten' über generelle Zielvorstellungen, Aufgaben und Anforderungen<br />

von Führungskräften. Werte steuern die Auswahl von Motivzielen<br />

(Zielwertigkeiten), die am Ende einer Reihe von H<strong>an</strong>dlungsschritten<br />

erreicht werden sollen, und die Auswahl von Mitteln und Verhaltensmustern<br />

(Erwartungswerte über erfolgreiche Wege), die zu den Zielen führen. Die<br />

spezifische Konfiguration einzelner Werte reflektiert ein konsensuelles<br />

Anspruchsniveau (Soll-Vorstellungen) von internalisierten Erwartungen<br />

eines Kollektives zur Stabilisierung, reaktiven Anpassung und proaktiven<br />

Veränderung sozialer Systeme.<br />

Methodischer Rahmen<br />

Im Jahr 1990 wurden in acht Länderstichproben - der Bundesrepublik<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, der DDR, Polen, der CSFR, Bulgarien, Rußl<strong>an</strong>d, Estl<strong>an</strong>d und<br />

Georgien - insgesamt 1376 Geschäftsführer, Betriebsdirektoren,<br />

Fachdirektoren, Hauptabteilungs- und Abteilungsleiter aus den primären<br />

Erhebungssektoren Maschinenbau und Elektrotechnik befragt. Als<br />

Forschungsinstrument wurde ein st<strong>an</strong>dardisierter Fragebogen eingesetzt.<br />

Besonders beachtet wurden die funktionale Stichprobenäquivalenz und die<br />

funktionale, konzeptionelle und metrische Skalenäquivalenz. Abgeleitet<br />

aus dem hypothetischen Forschungsmodell stützt sich die empirischexplorative<br />

Erhebung auf vier operationalisierte Variablenkomplexe eines<br />

gesellschaftsordnungsneutralen Meßmodells: führungsthematische<br />

Wertsysteme von Führungskräften (implizite Führungsleitbilder /<br />

Selbstverständnis als Führungskraft), wahrgenommene Führungspraxis,<br />

Ausmaß der Übereinstimmung zwischen impliziter Konzeption und org<strong>an</strong>isationalem<br />

Ordnungsrahmen und wahrgenommener betrieblicher<br />

Zielerreichungsgrad.<br />

Ergebnisse der empirischen Untersuchung<br />

Durch länderspezifische Analysen und den länderübergreifenden Vergleich<br />

der führungsthematischen H<strong>an</strong>dlungspräferenzen und des Führungsverhaltens<br />

im Hinblick auf den betrieblichen Zielerreichungsgrad werden situative<br />

(länderspezifische Differenzen) und generelle (länderübergreifende<br />

Ähnlichkeiten) Elemente von Führungskonzeptionen typologisiert. Zur<br />

Erhellung der Dimensionenproblematik werden Faktoren<strong>an</strong>alysen eingesetzt.<br />

Um die Unterschiede und Ähnlichkeiten von Führungskräften darzustellen,<br />

werden Cluster<strong>an</strong>alysen berechnet. Zur Extraktion möglicher<br />

Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Führung wird mit Hilfe der<br />

Diskrimin<strong>an</strong>z<strong>an</strong>alyse die relative Bedeutung und Erklärungskraft von<br />

Elementen (Eigenschaften) der impliziten Führungskonzeption, des<br />

Führungsverhaltens und der betrieblichen Integration in den verschiedenen<br />

Länderstichproben beschrieben und die Kriteriumsvariable der<br />

'Zufriedenheit mit dem betrieblichen Zielerreichungsgrad' prognostiziert.<br />

Trotz des Versuchs der Installation des sowjetischen Prototyps der<br />

Leitung sozialistischer Betriebe reflektiert die Untersuchung im<br />

Gesamtergebnis länderspezifische Problemlösungsmuster bei den<br />

Führungskräften der Betriebe. Die Existenz eines generellen<br />

Erfolgsschemas der Führung erfährt keine Unterstützung. Die Ähnlichkeiten<br />

und Unterschiede in der führungsthematischen Orientierung erlauben die<br />

Hypothese der Aktivierung relativ zeitstabiler kulturgebundener<br />

Orientierungsmuster. Die schnelle Herausbildung eines am westlichen<br />

Wertsystem orientierten, konsensuell getragenen Ordnungsrahmens, der in<br />

der Konsequenz die Variationen org<strong>an</strong>isationalen Verhaltens länder- und<br />

kulturübergreifend konvergieren läßt, k<strong>an</strong>n in Zweifel gezogen werden.<br />

Nach dem Weg-Ziel-Ansatz der Führung ist besonders die Akzept<strong>an</strong>z des<br />

Führungsverhaltens seitens der Geführten von Bedeutung. Die vorliegende<br />

hohe Präferenz für einen autoritativ-paternalistischen Führungsstil<br />

stellt kein Effizienzproblem dar. Die Untersuchungsergebnisse deuten


stärker auf Akzept<strong>an</strong>z-, Strukturerhaltungs-, Durchsetzungs- und<br />

Integrationsprobleme in länderspezifisch unterschiedlichem Ausmaß hin.<br />

Offene Fragen<br />

Die vorliegende Pilotstudie beinhaltet noch eine Reihe konzeptioneller<br />

und methodischer Probleme, die in weiterführenden Untersuchungen zu<br />

klären sind. Insbesondere die einer Querschnittsuntersuchung <strong>an</strong>haftenden<br />

Probleme erlauben keine Aussagen über die Entstehung, die Stabilität und<br />

die Veränderungen der gewählten Konstrukte. Obwohl die ausgewählten<br />

Br<strong>an</strong>chen und Führungskräftegruppen keine Generalisierung der Ergebnisse<br />

zulassen, scheinen die sektorialen und positionalen Effekte für die<br />

globale Ausrichtung von Führungskräften von untergeordneter Bedeutung zu<br />

sein. In der Perspektive können die vorliegenden empirischen Daten zum<br />

Selbstverständnis von Führungskräften - obwohl die Untersuchungsfelder<br />

zum Teil nicht mehr existieren - als originäres Referenzmaterial zur<br />

Situation im Jahre 1990 dienen. Um der Hypothese zur zeitkritischen<br />

Konvergenz in den führungsthematischen Orientierungen zu folgen, sind<br />

Längsschnittuntersuchungen zu auftretenden Problemen, Phasen und Formen<br />

der länderspezifischen Anpassung notwendig.<br />

Erika Regnet<br />

Konflikte in Org<strong>an</strong>isationen. Formen, Funktionen und Bewältigung*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Diether Gebert, Universität Bayreuth<br />

Problemstellung<br />

Effizientes Problem- und Konfliktlösungsverhalten ist eine immer<br />

wichtigere Herausforderung für M<strong>an</strong>ager aller Ebenen. Ziel müßte es sein,<br />

die Konfliktdynamik positiv zu nutzen und konstruktiv zu gestalten, ohne<br />

daß die negativen Konsequenzen (z.B. Gewinner-Verlierer-Situationen,<br />

Frustrationen, Reibungs- und Zeitverluste) gleichzeitig auftreten.<br />

Da sich Führung immer mehr zur Koordination von Spezialisten entwickelt,<br />

ist die Führungskraft selbst zunehmend als Konfliktm<strong>an</strong>ager gefordert.<br />

Ziel dieser Arbeit war es deshalb, die Konflikth<strong>an</strong>dhabungspraxis in<br />

Org<strong>an</strong>isationen sowie das Konfliktverhalten von Führungskräften zu<br />

<strong>an</strong>alysieren.<br />

Untersuchungsaufbau und Ergebnisse<br />

Zur Be<strong>an</strong>twortung der oben aufgeführten Fragen wurden zwei Studien<br />

durchgeführt.<br />

Für den ersten Teil wurden Führungskräfte durch Fragen dazu <strong>an</strong>geregt, in<br />

ihrem Bewußtsein die Konfliktthematik (insbesondere Entstehung, Ursachen,<br />

Verlauf, H<strong>an</strong>dhabung, Konsequenzen) zu rekonstruieren. Solche "subjektiven<br />

Theorien" stellen einen Erfahrungspeicher dar, der auch von der<br />

Wissenschaft genutzt werden k<strong>an</strong>n und der wichtig ist, will m<strong>an</strong> die<br />

konkreten Verhaltensweisen verstehen.<br />

Hinsichtlich der Ursachenattributierung lassen sich verschiedene Cluster<br />

aufzeigen: insbesondere Zuschreibung nach Persönlichkeitsfaktoren,<br />

Wettbewerbsverhalten, Interessengegensätzen sowie strukturellen Gründen.<br />

Hinsichtlich des Konfliktm<strong>an</strong>agements stellen sich in dieser ersten Studie<br />

jedoch keine so klar trennbaren Personengruppen heraus. Deutliche<br />

Unterschiede gibt es allerdings hinsichtlich der Verhaltenspräferenz,<br />

H<strong>an</strong>dlungsorientierung bzw. Vermeidung. Von den befragten M<strong>an</strong>agern wurden<br />

beeindruckend viele Maßnahmen und Strategien gen<strong>an</strong>nt, die allerdings nur<br />

bei einer Minderheit mit der vorausgehenden Ursachenbeschreibung<br />

stringent verknüpft sind. Zwar kommt kaum ein Interviewter gänzlich ohne<br />

Widersprüche und Brüche aus, doch fällt bei den einzelnen Teilbereichen<br />

der subjektiven Theorien die hohe Differenziertheit der Aussagen auf.<br />

Allerdings müßten diese Teilaspekte noch mehr in einen Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g<br />

- insbesondere zwischen Ursachen und Konflikth<strong>an</strong>dhabungsverhalten -<br />

gebracht werden.<br />

Bei der zweiten Studie h<strong>an</strong>delt es sich um eine Längsschnittstudie, wie<br />

sie sonst selten durchgeführt wird, die sich aber gerade bei diesem Thema


als sehr fruchtbar erwiesen hat. Eine zweite Gruppe von Führungskräften<br />

wurde gebeten, eine konkrete, noch offene Konfliktsituation aus dem<br />

betrieblichen Kontext zu schildern. Drei bis sechs Monate später wurden<br />

der neue Status quo sowie die tatsächlich eingesetzten Strategien und<br />

Maßnahmen abgefragt. Im längsschnittlichen Vergleich fallen zunächst die<br />

Diskrep<strong>an</strong>z zwischen gepl<strong>an</strong>tem und tatsächlich realisiertem H<strong>an</strong>deln, die<br />

geringe Herausbildung wie auch die geringe Wirkung von H<strong>an</strong>dlungsvorsätzen<br />

auf.<br />

Durchgehend werden Konfliktsituationen als stark belastend erlebt, wobei<br />

nicht soziale Unterstützung generell, sondern einzig und allein der<br />

gewährte Beist<strong>an</strong>d durch den Vorgesetzten die subjektive Be<strong>an</strong>spruchung zu<br />

vermindern vermag. Obwhl die Konflikte im zeitlichen Verlauf allmählich<br />

weitere Kreise ziehen und die jeweiligen Vorgesetzten häufig involviert<br />

sind, wird noch mehr Unterstützung "von oben" gewünscht. Eine durchaus<br />

reale Gefahr besteht für die Vorgesetzten allerdings darin, in die Rolle<br />

eines Schiedsrichters gedrängt zu werden.<br />

Weiterhin fällt auf, daß in nur geringem Umf<strong>an</strong>g Alternativstrategien bzw.<br />

Sichtweisen der <strong>an</strong>deren Beteiligten überhaupt bedacht oder die<br />

Konsequenzen abgewogen werden. Deshalb ist bei solch komplexen<br />

Situationen eine stärkere kognitive Ausein<strong>an</strong>dersetzung im Vorfeld der<br />

Aktion zu empfehlen. Vor allem ist die Einschätzung der eigenen<br />

H<strong>an</strong>dlungskompetenz zu optimistisch; hier dürften Illusionen von<br />

Situations- und H<strong>an</strong>dlungskontrolle zu Lasten einer realistischen<br />

Einschätzung aufgebaut werden.<br />

Praxisbezug: Konsequenzen für die Fortbildung<br />

Zur Optimierung der Konfliktlösungspraxis nimmt die Fortbildung eine<br />

Schlüsselrolle ein, da sicherlich kaum jem<strong>an</strong>d der "geborene<br />

Konfliktm<strong>an</strong>ager/die geborene Konfliktm<strong>an</strong>agerin" sein dürfte.<br />

Zunächst steht eine verstärkte Reflexion in der Analysephase im<br />

Vorderdrund. Denn die Studien machen deutlich, daß einer hohen<br />

H<strong>an</strong>dlungsorientierung und Entschlossenheit häufig eine geringe subjektive<br />

Sicherheit hinsichtlich des richtigen Vorgehens sowie wenig konkrete<br />

H<strong>an</strong>dlungspläne gegenüberstehen.<br />

Ziele sind insbesondere, den offensichtlich bestehenden H<strong>an</strong>dlungsdruck<br />

(m<strong>an</strong> sieht Konfliktlösung als Teil seiner Aufgabe) aushalten zu lernen,<br />

die Kognitionen stärker zu integrieren und - last but not least - die<br />

Diskrep<strong>an</strong>z zwischen Kognition und Aktion zu verkleinern.1<br />

Offene Fragen<br />

Die Betrachtung eines Konfliktes allein als (intern-) individuelles<br />

Problem reicht nicht aus: Zum einen dürften viele Konflikte strukturell<br />

determiniert sein und erst nachträglich personalisiert werden. Zum<br />

<strong>an</strong>deren muß in der gesamten Org<strong>an</strong>isation ein Verständnis für Funktion und<br />

Wirkung zwischenmenschlicher Ausein<strong>an</strong>dersetzung entstehen. Das<br />

Org<strong>an</strong>isationsklima muß Reibungen/Sp<strong>an</strong>nungen positiv gegenüberstehen und<br />

sie nicht als Versagen einer einzelnen Führungskraft abstempeln.<br />

Tabuisierungen lösen die bestehenden Widersprüche in Org<strong>an</strong>isationen nicht<br />

auf. Mit der Entwicklung einer "Konfliktkultur" sind deshalb alle<br />

Org<strong>an</strong>isationsmitglieder gefordert.<br />

An dieser Stelle soll zum einen überdies darauf hingewiesen werden, daß<br />

in dieser Arbeit ausschließlich männliche M<strong>an</strong>ager befragt wurde, da es<br />

bei der geringen Anzahl weiblicher Führungskräfte schwierig gewesen wäre,<br />

eine genügend große Anzahl weiblicher Teilnehmer zu gewinnen. In<br />

Anlehnung <strong>an</strong> den häufig postulierten, aber nicht schlüssig nachgewiesenen<br />

<strong>an</strong>deren Führungsstil von Frauen wäre jedoch durchaus auch ein<br />

unterschiedliches Konfliktverhalten vorstellbar.<br />

Schließlich liegen den Ergebnissen der beiden Studien jeweils<br />

Selbstaussagen der einzelnen Führungskräfte zugrunde. Andere Betroffene,<br />

z.B. Mitarbeiter, Kollegen, sehen das Verhalten möglicherweise wesentlich<br />

kritischer und weniger nachvollziehbar/schlüssig bzw. unter Umständen


autoritärer. Dieser Vergleich ist allerdings bei der vorliegenden<br />

Datenbasis nicht durchführbar.<br />

7. Besondere Beschäftigtengruppen<br />

Alexa Bee<br />

Die Beschäftigungs- und Arbeitssituation junger sp<strong>an</strong>ischer, türkischer<br />

und deutscher Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Betreuer: Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Weber, Universität-Gesamthochschule<br />

Paderborn<br />

These<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Thema, das bisl<strong>an</strong>g nur<br />

unzureichend wissenschaftlich <strong>an</strong>alysiert worden ist.<br />

Die zentrale These dieser Arbeit lautet: Nicht die Nationalität bestimmt<br />

über die Verteilung von Arbeitsplätzen, Aufstiegsmöglichkeiten und<br />

Arbeitsplatzkarrieren, sondern die Qualifikation. Ausländische<br />

Jugendliche werden bei gleicher Qualifikation wie Deutsche beh<strong>an</strong>delt.<br />

Die Best<strong>an</strong>dsaufnahme der bisherigen Studien legt den Schluß nahe, daß der<br />

Zug<strong>an</strong>g zu bestimmten Arbeitsplätzen stark von der Nationalität<br />

mitbestimmt wird. Unbeachtet bleibt dabei meist, daß nicht die<br />

Nationalität, sondern die mit der Nationalität korrelierende Variable<br />

"Qualifikation" die Zug<strong>an</strong>gsch<strong>an</strong>cen bestimmten dürfte. Die sich<br />

widersprechenden Hypothesen werden empirisch untersucht. Einbezogen<br />

werden sp<strong>an</strong>ische, türkische und deutsche 18- bis 33jährige Arbeitnehmer.<br />

Theoretische Basis<br />

Als Basis der Studie dienen Theorien, die sich einerseits auf das<br />

Verhalten der Arbeitgeber, <strong>an</strong>dererseits auf das Verhalten der<br />

Arbeitnehmer beziehen.<br />

Zu den Theorien des Arbeitgeberverhaltens gehört die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie,<br />

nach der Arbeitsplätze und Aufstiegsmöglichkeiten in Abhängigkeit von den<br />

"Produktivitätsfaktoren" der Arbeitnehmer (vor allem Bildung und<br />

Arbeitserfahrung) verteilt werden. Neben dieser eher makroskopischen<br />

Betrachtung wird das Verhalten der Arbeitgeber mit Hilfe der<br />

Attributionstheorie "mikroskopisch" untersucht. Es geht hierbei um die<br />

Attributionen des Arbeitgebers in bezug auf das Verhalten seiner<br />

Arbeitnehmer.<br />

Zur Erklärung des Arbeitnehmerverhaltens werden Theorien der Leistungsbzw.<br />

der Aufstiegsmotivation her<strong>an</strong>gezogen. D<strong>an</strong>eben wird auf<br />

Untersuchungen Bezug genommen, die sich mit dem Phänomenen der<br />

Arbeitszufriedenheit beschäftigen.<br />

Methodisches Konzept und Datenbasis<br />

Um ein möglichst objektives Bild über die Arbeitsplatzsituation der<br />

untersuchten Arbeitnehmer zu erhalten, erfolgt die Erfassung der<br />

Arbeitsplätze auf der Grundlage der <strong>an</strong>alytischen<br />

Arbeitsbewertungsmethode. Mit dem Einsatz dieses Instruments wird auch<br />

eine differenzierte Betrachtung der Arbeitsplatzsituation zu<br />

verschiedenen Zeitpunkten möglich. So wird der gegenwärtige Arbeitsplatz<br />

und der erste Arbeitsplatz zum Zeitpunkt des Eintritts in das Unternehmen<br />

erfaßt. Die Berücksichtigung der Zeitdimension ermöglicht u.a. auch die<br />

Untersuchung der Bedeutsamkeit der wirtschaftlichen Situation (Auf- und<br />

Abschwungphasen).<br />

Um zu Aussagen über das Aufstiegsstreben und über die subjektiv<br />

wahrgenommene Arbeitssituation zu kommen, f<strong>an</strong>den außerdem Befragungen der<br />

Arbeitnehmer im Betrieb statt.<br />

Die Untersuchung wurde in sechs vorwiegend metallverarbeitenden Betrieben<br />

durchgeführt. Für 183 Arbeitnehmer wurden die Daten aufgrund der<br />

Arbeitsbewertung ausgewertet; zusätzlich st<strong>an</strong>den für 131 Arbeitnehmer<br />

auswertungsfähige Fragebögen zur Verfügung.<br />

Um Aussagen über die Wichtigkeit hum<strong>an</strong>kapitaltheoretischer Variablen und<br />

askriptiver Merkmale als Kriterien der Verteilung der Arbeitsplätze und<br />

Aufstiegsmöglichkeiten treffen zu können, sind insgesamt 24 Vorgesetzte<br />

in drei Betrieben befragt worden.


Ausgewählte Ergebnisse<br />

Aus der Vielzahl der Ergebnisse seien im folgenden einige herausgehoben:<br />

Die Untersuchungsergebnisse bestätigen im wesentlichen die zentrale These<br />

dieser Arbeit: Für die Verteilung von Arbeitsplätzen und<br />

Aufstiegsmöglichkeiten sind die hum<strong>an</strong>kapitaltheoretischen Variablen<br />

ausschlaggebend. Eine entscheidende Weichenstellung wird durch die<br />

Schulausbildung vorgenommen.<br />

Nach den Ergebnissen von Pfad<strong>an</strong>alysen ist der Einfluß der<br />

Hum<strong>an</strong>kapitalvariablen auf die Arbeitsplatzeinstufung stärker als der der<br />

Nationalität; dieses gilt sowohl für die erste (bei Eintritt) als auch<br />

für die jetzige Arbeitsplatzeinstufung und ist unabhängig von der<br />

wirtschaftlichen Situation.<br />

Nach den Ergebnissen aus der Vorgesetztenbefragung sind<br />

hum<strong>an</strong>kapitaltheoretische Variablen für den Aufstieg im Betrieb wichtiger<br />

als persönliche Hintergrundvariablen (Nationalität). Zu beachten gilt,<br />

daß die Beurteilung der Vorgesetzten von ihrer jeweiligen<br />

soziostrukturellen Situation nicht unabhängig ist. So sind z.B. in<br />

Gruppen, in denen mehr ausländische als deutsche Arbeitnehmer beschäftigt<br />

sind, kognitive Leistungsvoraussetzungen wichtiger als in Gruppen, in<br />

denen mehr deutsche als ausländische Arbeitnehmer tätig sind.<br />

Ausblick<br />

Die Arbeitsplatzkarrieren der Arbeitnehmer hängen nicht nur von der<br />

Hum<strong>an</strong>kapitalausstattung ab, sondern auch von den Möglichkeiten<br />

(Opportunitäten), erworbenes Hum<strong>an</strong>kapital zu verwerten.<br />

Aufstiegsopportunitäten werden nicht zuletzt durch strukturelle<br />

Rahmenbedingungen bestimmt. Beispiele hierfür sind das Wachstum des<br />

Betriebes, die Betriebsgröße, die Technologie und, hiermit oft verbunden,<br />

die org<strong>an</strong>isationale Demographie. Es stellt sich in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

die Frage, ob und, wenn ja, wie sich der Einfluß der<br />

Hum<strong>an</strong>kapitalvariablen verändert, wenn strukturelle Faktoren<br />

berücksichtigt werden.<br />

8. Internationales Personalm<strong>an</strong>agement<br />

Dieter Gloede<br />

Strategische Personalpl<strong>an</strong>ung in multinationalen Unternehmungen<br />

Betreuer: Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Mag, Ruhr-Universität Bochum<br />

Multinationale Unternehmungen verfügen in zweierlei Hinsicht über<br />

spezifische Wettbewerbsvorteile, die in unmittelbarem Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

der betrieblichen Personalpolitik stehen: Einerseits k<strong>an</strong>n die<br />

internationale Verbreitung von Know-how mit Hilfe von<br />

länderübergreifenden, aber org<strong>an</strong>isationsinternen Maßnahmen der<br />

Personalentwicklung oftmals effizienter gestaltet werden als über externe<br />

Wissensmärkte. Andererseits ist es multinationalen Unternehmungen<br />

vorbehalten, eine l<strong>an</strong>gfristige Reduktion der Personalkosten durch die<br />

<strong>Verlag</strong>erung von Aufgaben in ausländische St<strong>an</strong>dorte vorzunehmen. Da die<br />

betriebliche Personalpl<strong>an</strong>ung in ihrer herkömmlichen Form keine<br />

wechselseitige Abstimmung mit der strategischen Unternehmungspl<strong>an</strong>ung<br />

erlaubt, war es jedoch bisher nicht möglich, diese Wettbewerbsvorteile<br />

bei der Formulierung multinationaler Unternehmungsstrategien systematisch<br />

zu berücksichtigen. Um diesem M<strong>an</strong>gel abzuhelfen, besteht die Aufgabe der<br />

vorliegenden Arbeit zunächst darin, ein allgemeines Modell zur<br />

Integration der Personalpl<strong>an</strong>ung in die strategische Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung zu<br />

entwickeln. Anschließend wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, inwiefern die<br />

dadurch ermöglichte, umfassende Berücksichtigung personeller Aspekte bei<br />

der Strategieformulierung in multinationalen Unternehmungen tatsächlich<br />

mit einer erhöhten Effizienz der Pl<strong>an</strong>ung einhergeht.<br />

Den Anf<strong>an</strong>g der Darstellung inhaltlicher Grundlagen bildet eine<br />

personalorientierte Definition des Begriffs der multinationalen<br />

Unternehmung. Zur Überprüfung der Effizienz strategischer Personalpl<strong>an</strong>ung


unter den spezifischen Bedingungen multinationaler Unternehmungen ist es<br />

zudem erforderlich, Aufschluß über die speziellen Situationsdetermin<strong>an</strong>ten<br />

zu gewinnen, durch die sich dieser Org<strong>an</strong>isationstyp von <strong>an</strong>deren<br />

Unternehmungen unterscheidet. Das gemeinsame Wesensmerkmal aller<br />

multinationalen Unternehmungen stellen dabei nicht unternehmungsinterne<br />

Gegebenheiten dar, sondern die erhöhte Komplexität der externen Umwelt.<br />

Bei der Darstellung eines Modells der externen Unternehmungsumwelt k<strong>an</strong>n<br />

auf vorh<strong>an</strong>dene Ansätze der Lehre vom internationalen M<strong>an</strong>agement<br />

zurückgegriffen werden. Die externe Unternehmungsumwelt übernimmt die<br />

Funktion einer unabhängigen Variablen, deren Wirkung auf die abhängige<br />

Variable "Effizienz der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung" im folgenden einer<br />

näheren Analyse unterzogen wird. Grundlegende Bedeutung kommt der<br />

Unternehmungsumwelt aber auch hinsichtlich der zuvor notwendigen<br />

Erarbeitung eines operationalen Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />

zu.<br />

Zur Konstruktion eines solchen Modells wird die spezifische Situation<br />

multinationaler Unternehmungen vorübergehend aus der Betrachtung<br />

ausgeklammert. Da eine zweckmäßige Integration unterschiedlicher<br />

Pl<strong>an</strong>ungskomponenten zu einem integrierten Modell der strategischen<br />

Personalpl<strong>an</strong>ung nur gelingen k<strong>an</strong>n, wenn die Eigenschaften jeder einzelnen<br />

Komponente bek<strong>an</strong>nt sind, erfolgen im Anschluß <strong>an</strong> einen allgemeinen<br />

Überblick über Begriff, Ziele, Funktionen und Effizienzkriterien der<br />

Pl<strong>an</strong>ung separate Darstellungen grundlegender Merkmale der Personalpl<strong>an</strong>ung<br />

und der strategischen Pl<strong>an</strong>ung. Letztere wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines idealtypischen<br />

Phasenmodells der Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung erläutert, das sich für die<br />

schrittweise Integration mit der Personalpl<strong>an</strong>ung eignet.<br />

Die Verknüpfung der beiden zuvor dargestellten Teilpl<strong>an</strong>ungen zu einem Modell<br />

der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung bedeutet nicht die Schaffung einer<br />

eigenständigen Teilpl<strong>an</strong>ung auf höherer Ebene. Vielmehr erfolgt eine<br />

Erweiterung der funktionsübergreifenden strategischen Gesamtpl<strong>an</strong>ung um<br />

einen neuartigen Best<strong>an</strong>dteil, der nur im Rahmen dieser Gesamtpl<strong>an</strong>ung<br />

sinnvoll eingesetzt werden k<strong>an</strong>n. Einerseits wird dabei das Zielsystem des<br />

ursprünglich verwendeten Portfolio-Modells um mitarbeiterbezogene<br />

Sozialziele ergänzt, <strong>an</strong>dererseits erfolgt eine grundlegende<br />

Neuorientierung der Personalpl<strong>an</strong>ung. So spielen personelle Aspekte bei<br />

der strategischen Stärken- und Schwächen-Analyse immer d<strong>an</strong>n eine<br />

bedeutende Rolle, wenn es Mitarbeitergruppen gibt, deren Eigenschaften<br />

sich unmittelbar auf die Wettbewerbsposition einzelner Strategischer<br />

Geschäftseinheiten (SGE) der Unternehmung auswirken. Zur systematischen<br />

Identifizierung dieser Mitarbeitergruppen erfolgt zunächst eine<br />

Segmentierung des internen Arbeitsmarktes, die - im Gegensatz zu<br />

herkömmlichen Ansätzen der Personalpl<strong>an</strong>ung - eine Zuordnung des Personals<br />

auf die SGE der Unternehmung erlaubt. An die Stelle der üblichen<br />

individuellen Personalbeurteilung tritt d<strong>an</strong>n die Prüfung der<br />

strategischen Relev<strong>an</strong>z einzelner Arbeitsmarktsegmente für bestimmte SGE,<br />

verbunden mit einer relativen Leistungsbewertung im Vergleich zu den<br />

personellen Erfolgspotentialen konkurrierender Unternehmungen. Zum<br />

Gegenst<strong>an</strong>dsbereich der Stärken-Schwächen-Analyse zählt darüber hinaus die<br />

qu<strong>an</strong>titative und die qualitative Flexibilität der Zuordnung von Arbeitsmarktsegmenten<br />

auf die SGE. Dadurch wird für den personellen Bereich<br />

ein Ansatz zur Lösung des Kernproblems der Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung geschaffen:<br />

Die Ressourcen-Interdependenz zwischen den SGE k<strong>an</strong>n nunmehr systematisch<br />

erfaßt werden. Bei der <strong>an</strong>schließenden Analyse strategischer Maßnahmen<br />

dient die Personalpl<strong>an</strong>ung vor allem dazu, Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

der Zuordnung zwischen strategisch relev<strong>an</strong>ten Arbeitsmarktsegmenten und<br />

den SGE aufzuzeigen.<br />

Der nächste Schritt der Untersuchung besteht in der Anwendung des<br />

allgemeinen Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung unter den<br />

speziellen Bedingungen multinationaler Unternehmungen. Um differenzierte<br />

Aussagen über den Einfluß der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung auf die


Effizienz der strategischen Gesamtpl<strong>an</strong>ung zu ermöglichen, bedarf es dabei<br />

einer systematischen Analyse des Einflusses der komplexen Umweltsituation<br />

auf die Struktur des internen Arbeitsmarktes multinationaler<br />

Unternehmungen. Das zu diesem Zweck entwickelte Modell erlaubt die<br />

gezielte Identifizierung derjenigen personalbedingten Stärken und<br />

Schwächen, die durch die Multinationalität der Unternehmung und ihrer<br />

Umwelt verursacht werden. Mit Hilfe der dabei verwendeten Kriterien zur<br />

Strukturierung des internen Arbeitsmarktes k<strong>an</strong>n darüber hinaus<br />

systematisch aufgezeigt werden, in welchen Fällen die strategische<br />

Personalpl<strong>an</strong>ung speziell für multinationale Unternehmungen erweiterte<br />

H<strong>an</strong>dlungsspielräume eröffnet und damit tatsächlich zu einer erhöhten<br />

Pl<strong>an</strong>ungseffizienz beiträgt. Bei der Beurteilung dieser<br />

H<strong>an</strong>dlungsspielräume ist allerdings zu beachten, daß insbesondere in<br />

Entwicklungsländern mit Nebeneffekten gerechnet werden muß, die zur<br />

Beeinflussung der externen Umwelt durch strategische Maßnahmen von<br />

Unternehmungen führen. Daher wird der Zielkatalog der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />

um entwicklungspolitische Zielsetzungen ergänzt.<br />

Die Bewältigung des Prozesses der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung stellt in<br />

multinationalen Unternehmungen g<strong>an</strong>z besondere Anforderungen <strong>an</strong> die<br />

einzusetzenden Pl<strong>an</strong>ungsinstrumente und <strong>an</strong> die Pl<strong>an</strong>ungssubjekte. Den<br />

Abschluß der Arbeit bildet daher die Prüfung der institutionellen<br />

Voraussetzungen für die Effizienz des Pl<strong>an</strong>ungsprozesses. Als Ergebnis<br />

dieser Analyse ergibt sich, daß die in Literatur und Praxis diskutierten<br />

Möglichkeiten zur Gestaltung betrieblicher Pl<strong>an</strong>ungssysteme die Anwendung<br />

des zuvor entwickelten Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />

grundsätzlich zulassen, obwohl <strong>an</strong> verschiedenen Stellen erheblicher<br />

Weiterentwicklungsbedarf besteht.<br />

Als Fazit der Untersuchung ergibt sich ein ambivalentes Bild der<br />

strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung in multinationalen Unternehmungen. Es zeigt<br />

sich, daß mit Hilfe der Anpassung der Personalpl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong> das Konzept der<br />

dualen Org<strong>an</strong>isation personelle Verbundeffekte zwischen den SGE in die<br />

strategische Analyse mit einbezogen werden können. Damit ist ein Schritt<br />

zur Überwindung einer wesentlichen Schwachstelle von Portfolio-Konzepten<br />

aufgezeigt worden. Fraglich ist jedoch, wie die Berücksichtigung von<br />

mitarbeiterbezogenen Sozialzielen sowie von Zielen externer Gruppen bei<br />

strategischen Entscheidungen speziell in multinationalen Unternehmungen<br />

institutionell abgesichert werden k<strong>an</strong>n. Aufgabe künftiger betriebswirtschaftlicher<br />

Untersuchungen sollte es daher in erster Linie sein,<br />

Möglichkeiten zur Errichtung geeigneter Kontroll- und<br />

Koordinationsmech<strong>an</strong>ismen innerhalb der Unternehmungsorg<strong>an</strong>isation<br />

aufzuzeigen.<br />

9. Pl<strong>an</strong>ung/Methoden/EDV-Unterstützung der Personalarbeit<br />

Albert Heinecke<br />

Die Applikationsmöglichkeiten von Expertensystemen in den funktionalen<br />

Bereichen der Personalwirtschaft<br />

Betreuer: Prof. Dr. Joachim Hentze, Technische Universität Braunschweig<br />

Problemstellung<br />

Die interdiziplinäre Forschung gewinnt immer mehr <strong>an</strong> Bedeutung und<br />

besitzt schon seit Jahren einen festen Stellenwert in der<br />

Personalwirtschaftslehre, die u.a. viele Aspekte der Psychologie,<br />

Arbeitswissenschaft und auch der Informatik aufgreift und integriert.<br />

Insbesondere die Informatik hat in der letzten Zeit theoretische<br />

Grundlagen für neue Methoden entwickelt und partiell die<br />

Tr<strong>an</strong>sferinstrumente für deren Anwendung geschaffen. Viele dieser neuen<br />

Methoden und Techniken bewirken ein Umdenken in der Einschätzung der<br />

elektronischen Datenverarbeitung als ein Potential für die Beschleunigung<br />

des wissenschaftlichen Fortschritts und dem Entstehen neuer<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dies gilt prinzipiell auch für die Per-


sonalwirtschaftslehre, wie es am Beispiel der edv-gestützten<br />

Personalinformationssysteme auch nachvollziehbar ist. Eine ähnliche<br />

Situation könnte sich durch die Anwendung von Expertensystemen im<br />

Personalbereich ergeben, so daß es nur konsequent erscheint, diese<br />

Systeme aus der Perspektive der Personalwirtschaft zu <strong>an</strong>alysieren, um<br />

mögliche Potentiale zu erkennen. Die Voraussetzung ist eine interdiziplinäre<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit diesem Themengebiet, zumal Experten- oder<br />

auch wissensbasierte Systeme (XPS) in der Lage sind, qualitative<br />

Informationen mit einer hohen Relev<strong>an</strong>z für menschliche<br />

Entscheidungsprozesse auf der Basis eines situationsspezifisch<br />

abgebildeten menschlichen Entscheidungsmusters zu verarbeiten. Dies ist<br />

ein Aspekt, dem sich die <strong>Personalforschung</strong> kaum entziehen k<strong>an</strong>n, obwohl<br />

eine <strong>an</strong>gemessene Reflektion im Schriftum bisher nicht zu verzeichnen ist.<br />

Gegenst<strong>an</strong>d der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der<br />

Verwendungsmöglichkeiten von wissensbasierten Systemen in der<br />

Personalwirtschaft, mit dem Ziel, prädestinierte Anwendungsfelder für<br />

derartige Systeme in der Personalwirtschaft herauszuarbeiten. Dazu waren<br />

mehrere Schritte erforderlich:<br />

1. Erarbeitung der charakteristischen Merkmale von Expertensystemen.<br />

2. Eine Analyse personalwirtschaftlicher Aufgaben <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer<br />

funktionalen Gliederung.<br />

3. Überprüfung einer möglichen Verwendung von wissensbasierten<br />

Systemen in bezug auf eine personalwirtschaftliche Teilfunktion mittels<br />

der determinierenden Rahmenbedingungen: Qualität der untersuchten<br />

personalwirtschaftlichen Aufgabe und Charakteristik von Expertensystemen.<br />

4. Konzeption eines wissensbasierten Systems für eine potentielle<br />

Anwendung unter Berücksichtigung des jeweiligen Nutzenzuwachses.<br />

5. Erarbeitung von Integrationsstrategien potentieller Expertensysteme<br />

in eine bestehende DV-Infrastruktur.<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g wurden auch die Rahmenbedingungen für die betriebliche<br />

Praxis mit berücksichtigt, indem nicht nur die Bedeutung der<br />

technischen Restriktionen dargelegt wurden, sondern auch betriebliche und<br />

rechtliche Aspekte mit untersucht wurden, die in ihrer Gesamtheit eine<br />

Aussage zu den realistischen Anwendungsmöglichkeiten von Expertensystemen<br />

im Personalbereich einer Unternehmung zulassen.<br />

Ergebnisse der Untersuchung<br />

Insgesamt resultieren aus der Analyse 15 primäre<br />

Applikationsmöglichkeiten von Expertensystemen für die Unterstützung<br />

einzelner personalwirtschaftlicher Aufgaben. Systematisiert nach<br />

personalwirtschaftlichen Funktionen lassen sich folgende Anwendungen<br />

aufzeigen:<br />

1. Personalbedarfsermittlung<br />

- XPS für die Erstellung von Anforderungsprofilen<br />

- XPS für die Erstellung von Fähigkeitsprofilen<br />

- XPS für die Unterstützung bei der Verwendung eines<br />

Methodenverbundes bei der qualitativen Personalbedarfsermittlung<br />

(insbesondere bei der Szenarientechnik)<br />

- XPS für die Szenarienbeurteilung<br />

2. Personalbeschaffung<br />

- XPS für die Abgrenzung der Beschaffungsmärkte<br />

- XPS für die Auswahl des Beschaffungsweges<br />

- XPS für die Kontrolle des Beschaffungsprozesses und der Initiierung<br />

von Korrekturmaßnahmen<br />

- XPS als Instrument der Eignungsdiagnostik<br />

3. Personalentwicklung<br />

- XPS für die Bestimmung des Entwicklungsvolumens<br />

- XPS für die Selektion der Entwicklungsmaßnahmen<br />

- XPS als Kontrollinstrument für Entwicklungsmaßnahmen<br />

- XPS für die strategische Pl<strong>an</strong>ung in der Personalentwicklung<br />

4. Personaleinsatz


- XPS für eine Stellenbesetzungskontrolle und -korrektur<br />

5. Personalerhaltung<br />

- XPS für die Gehaltsfindung und Wahl von Mitarbeiterbeteiligungen im<br />

außertariflichen Bereich<br />

6. Personalfreisetzung<br />

- XPS für die Bestimmung von Freistellungsmaßnahmen<br />

Für die 15 gen<strong>an</strong>nten Applikationsmöglichkeiten wurden entsprechende Konzepte<br />

für deren technische Realisierung entwickelt, die partiell einen<br />

Detaillierungsgrad bis zur Phase der Datenmodellierung aufweisen. Neben<br />

den technischen Problemen einer Realisierung wurden in einem weiteren<br />

Schritt mögliche sozio-org<strong>an</strong>isatorische Fragen diskutiert, die zu einer<br />

Relativierung von Anwendungsmöglichkeiten der Expertensystem in der<br />

Personalwirtschaft führten. Die Hauptergebnisse der Dissertation lassen<br />

sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />

1. Expertensysteme sind durchaus für die Unterstützung von<br />

personalwirtschaftlichen Aufgaben geeignet.<br />

2. Sie stellen kein Substitut für bisherige edv-gestützte Systeme<br />

(z.B. Personalinformationssysteme dar).<br />

3. Wissensbasierte Systeme lassen sich aufgrund ihrer Charakteristik<br />

und den damit verbundenen Vorteilen nicht st<strong>an</strong>dardisiert für<br />

betriebsspezifische Aufgaben implementieren, sondern müssen als eine<br />

unternehmensinterne Eigenentwicklung realsiert werden.<br />

4. Eine zweite Kategorie von Applikationsmöglichkeiten erlaubt eine<br />

St<strong>an</strong>dardisierung, wenn es sich insbesondere um die Überprüfung von<br />

rechtlichen Normen im Zusammeng<strong>an</strong>g mit personalwirtschaftlichen<br />

Entscheidungen h<strong>an</strong>delt.<br />

Neben diesen Erkenntnissen ist vor allem im Verlauf der Analyse deutlich<br />

geworden, daß teilweise bei einer echten Anwendung eines wissensbasierten<br />

Systems im personalwirtschaftlichen Entscheidungsfeld ein rechtsfreier<br />

Raum entstehen k<strong>an</strong>n, der unbedingt vor einer breiten Anwendung dieser<br />

Systeme von seiten des Gesetzgebers abgebaut werden muß. Die Arbeit<br />

schließt demzufolge mit der Aufstellung von Maßnahmen, die von<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen initiiert werden müssen, um die<br />

Rahmenbedingungen für den Einsatz von Expertensystemen in der<br />

Personalwirtschaft einer Unternehmung zu verbessern bzw. erst zu ermöglichen.<br />

Offene Fragen<br />

Es besteht auch weiterhin eine Unsicherheit, inwieweit ein Expertensystem<br />

aktiv in den personalwirtschaftlichen Entscheidungsprozeß eingreifen<br />

darf. Zudem bleibt die Frage offen, wie die Einführung derartige Systeme<br />

in Kooperation mit der Arbeitnehmervertretung im Unternehmen gestaltet<br />

werden soll, wenn - wie die Erfahrung gezeigt hat - teilweise kaum zu<br />

überwindende Schwierigkeiten bei der Einführung von reinen<br />

administrativen Personalinformationssystemen entstehen. Ein für die<br />

Zukunft weitaus relev<strong>an</strong>terer Gesichtspunkt ist die Tatsache, daß die<br />

wissensbasierte Forschung vor<strong>an</strong>getrieben wird und derartige Systeme nur<br />

ein Zwischenergebnis darstellen, das nur eine Etappe dokumentiert.<br />

Expertensysteme, aus heutiger Sicht betrachtet, werden in Zukunft durch<br />

<strong>an</strong>dere Logikprinzipien abgelöst werden, die in der Lage sind, eine<br />

größere Problemkomplexität zu bewältigen und zu reduzieren. Die Anfänge<br />

sind vorh<strong>an</strong>den und die bisherigen Ergebnisse äußerst verblüffend, obwohl<br />

die Vorstellung noch absurd erscheinen mag, einen<br />

personalwirtschaftlichen Entscheidungsprozeß durch ein Fuzzy-Logic-<br />

Control-System validieren zu lassen.


10. Arbeitsbeziehungen<br />

Herbert Jorzik<br />

Interessenkoordination durch Mitbestimmung?<br />

Betreuer: Prof. Dr. Klaus Bartölke, Bergische Universität GH Wuppertal<br />

In betriebswirtschaftlichen Lehrbüchern, insbesondere in solchen der<br />

Personalwirtschaftslehre, wird der Beh<strong>an</strong>dlung der sozialen und<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen in letzter Zeit (wieder) mehr Raum<br />

eingeräumt. Zum rechtlichen Bedingungsrahmen betrieblichen H<strong>an</strong>delns zählt<br />

das Betriebsverfassungsgesetz.<br />

Die theoretische Mitbestimmungsdiskussion vermittelt überwiegend die<br />

Auffassung, daß Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz eine<br />

umfassende Integration der Mitarbeiterziele bewirkt, eine<br />

Internalisierung sozialer Kosten marktwirtschaftlicher Produktion gelingt<br />

und eine nachhaltige Beeinflussung des betrieblichen<br />

Zielbildungsprozesses stattfindet, bis hin zu der Einschätzung auch<br />

einseitiger verteilungsrelev<strong>an</strong>ter Durchsetzung von Arbeitnehmerinteressen<br />

in Verh<strong>an</strong>dlungen. Gewerkschaften betonen gegenwärtig die zentrale Rolle<br />

der Mitbestimmung bei der sozialverträglichen Gestaltung des technischorg<strong>an</strong>isatorischen<br />

W<strong>an</strong>dels und setzen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit differenzierten<br />

Anforderungen <strong>an</strong> die betriebliche Mitbestimmung als Verh<strong>an</strong>dlungsebene für<br />

Arbeitsqualität offensichtlich ebenfalls "effektive Entscheidungsgewalt"<br />

von Arbeitnehmervertretern in Verh<strong>an</strong>dlungsprozessen voraus.<br />

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, ob die<br />

institutionalisierte Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz<br />

1972 in der Mitbestimmungspraxis entsprechend den im einzelnen<br />

vorgestellten Erwartungen <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt wird. Dabei geht es im wesentlichen<br />

um zwei zentrale Problemfelder:<br />

- Welches Machtpotential wird für die betriebliche<br />

Verh<strong>an</strong>dlungssituation durch die rechtlichen Vorgaben eingeräumt?<br />

- Welche Mitbestimmungsaktivitäten sind aufgrund dieses gesetzlich<br />

eingeräumten Machtpotentials in der Praxis tatsächlich zu beobachten?<br />

Die Prüfung des betriebsverfassungsrechtlich eingeräumten Machtpotentials<br />

führt über die Diskussion der im Gesetz enthaltenen allgemeinen<br />

Vorstrukturierungen der Mitbestimmung (z.B. betriebsgrößenabhängige<br />

Regelungen, Verpflichtung auf ausschließlich argumentative<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen und repräsentative Verh<strong>an</strong>dlungsformen und die<br />

gesetzesimm<strong>an</strong>ente Fiktion einer Trennbarkeit von Unternehmen und Betrieb)<br />

zur detaillierten Betrachtung einzelner Mitbestimmungsrechte<br />

(Informationsrechte und insbesondere für die Gestaltung neuer<br />

Technologien potentiell in Frage kommende Mitbestimmungsregelungen). Im<br />

Vordergrund der Analyse steht der erkennbare innerbetriebliche Spielraum<br />

für die Konkretisierung der Mitbestimmung und damit der Tatbest<strong>an</strong>d, daß<br />

je nach Sachlage die betrieblichen Parteien über<br />

Anwendungsvoraussetzungen von Mitbestimmungsrechten (besteht ein Mitbestimmungsrecht?)<br />

und auch über die zu erzielenden<br />

Mitbestimmungsergebnisse (was wird mit den jeweils in Anspruch genommenen<br />

Mitbestimmungsrechten erreicht?) betriebsintern zu verh<strong>an</strong>deln haben und<br />

nur in Ausnahmefällen Einigungsstellen und Gerichte hinzugezogen werden.<br />

Dabei zeigt sich nicht nur die potentielle Anpassungsfähigkeit des<br />

Betriebsverfassungsgesetzes <strong>an</strong> neue, z.B. technisch-org<strong>an</strong>isatorische<br />

Sachverhalte, sondern auch die Un<strong>an</strong>gemessenheit seiner Interpretation als<br />

starren inflexiblen Regelungskatalog. Auch bei Berücksichtigung der<br />

spezifischen Schließung von Interpretationsspielräumen durch die<br />

Rechtsprechung bleibt das Betriebsverfassungsgesetz aufgrund der<br />

verbleibenden unbestimmten Rechtsbegriffe und Verh<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten<br />

im Kern ein Angebot produktiver Unsicherheit, deren Nutzung weniger<br />

formalrechtlichen als vielmehr praktischen Gegebenheiten folgt.<br />

Die Frage nach den tatsächlich zu beobachtenden Mitbestimmungsaktivitäten<br />

wird im zweiten Hauptteil der Arbeit in Teilfragen konkretisiert:


- Welche charakteristischen Merkmale der betrieblichen Mitbestimmung<br />

sind auf der Basis der bisherigen empirischen Mitbestimmungsforschung<br />

identifizierbar?<br />

- Welche als grundsätzlich auszuzeichnenden strukturellen Probleme<br />

der Interessenkoordination durch Mitbestimmung stehen mit diesen<br />

Merkmalen im Zusammenh<strong>an</strong>g?<br />

- Inwieweit begründen die betriebswirtschaftlich und<br />

industriesoziologisch diskutierten Veränderungstendenzen der<br />

Mitbestimmung im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del die These einer<br />

aktuell wirksamen Interessenartikulation und -berücksichtigung?<br />

- In welchem Maße prägen prognostizierte Veränderungen von<br />

Entscheidungsprozessen im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del die Ch<strong>an</strong>cen<br />

betrieblicher Mitbestimmung und welche Interessen der Arbeitnehmer werden<br />

in beobachtbaren aktuellen Mitbestimmungsfällen tatsächlich Gegenst<strong>an</strong>d<br />

dieser Koordinationsform?<br />

Die zunächst dokumentierten Defizite der Rechts<strong>an</strong>wendung und selektiven,<br />

auf bestimmte Schutzzwecke des Gesetzes restringierten Aktivitäten und<br />

die beschriebene Konfliktausgrenzung als Kennzeichen der vorherrschenden<br />

Mitbestimmungspraxis stehen in Verbindung mit bestimmten strukturellen<br />

Problemen einer Interessenkoordination durch Mitbestimmung: Desinteresse<br />

von Arbeitnehmern, Eigeninteresse der Repräsent<strong>an</strong>ten, Heterogenität der<br />

Interessen von Arbeitnehmergruppen im Betrieb und die aus<br />

unterschiedlichen Gründen bestehende Domin<strong>an</strong>z von M<strong>an</strong>agementinteressen im<br />

Verh<strong>an</strong>dlungsprozeß. Ausgehend von der Diskussion der Rolle der<br />

Mitbestimmung im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del wird mit den Ergebnissen<br />

einer empirischen Untersuchung die Kontinuität bisheriger<br />

Mitbestimmungspraxis bestätigt. Mitbestimmung findet auf verschiedenen<br />

sozialen Interessenfeldern statt, gleichzeitig ist aber relativ eindeutig<br />

die Schwäche der Arbeitnehmervertreter im<br />

Interessenkoordinationszusammenh<strong>an</strong>g zu konstatieren. Ein wirksamer<br />

Ausschluß der Arbeitnehmervertreter von relev<strong>an</strong>ten Informationen und<br />

entscheidungsrelev<strong>an</strong>ten Phasen der Pl<strong>an</strong>ung scheint selbst Ansätze<br />

autonomer Partizipation nachhaltig zu unterbinden. Anstelle der<br />

Wahrnehmung neuer Kooperationsch<strong>an</strong>cen und neuer H<strong>an</strong>dlungsalternativen<br />

kommen Arbeitnehmervertreter zu einer vorwiegend defensiven<br />

Rollendefinition und relativierten Informations<strong>an</strong>sprüchen.<br />

Die im letzten Abschnitt der Arbeit beh<strong>an</strong>delte Frage, ob empirische oder<br />

theoretische Wirkungs<strong>an</strong>alysen zur Mitbestimmung zu einer begründeten<br />

Beurteilung der Angemessenheit vorliegender Mitbestimmungsaktivitäten<br />

beitragen, muß dahingehend be<strong>an</strong>twortet werden, daß die von Mitbestimmung<br />

Betroffenen in erster Linie selbst in praktisch-politischen Prozessen<br />

über die zukünftige Anwendung bestehender Regelungen und möglicher<br />

Alternativen zu befinden haben. Voraussetzung solcher politischer<br />

Entscheidungen ist die Zurkenntnisnahme der bisherigen Mitbestimmungspraxis.<br />

Die Deutung der Mitbestimmung z.B. als realisierte<br />

Einflußnahme auf zahlreiche betriebliche Entscheidungen oder als<br />

Instrument, mit dem in der Praxis weitreichende arbeitspolitische<br />

Forderungen verwirklicht werden, scheint allerdings, wie die Arbeit zu<br />

zeigen versucht, einer realistischen Beurteilung der Mitbestimmungspraxis<br />

entgegen zu stehen.<br />

Andreas Kricsfalussy<br />

Theorie der Betriebsratseffizienz - Eine betriebswirtschaftliche<br />

Untersuchung*<br />

Betreuer: Prof. Dr. Winfried Hamel, Universität Düsseldorf<br />

Der Betriebsrat als ein konstitutives Merkmal bundesdeutscher<br />

Unternehmensverfassungen steht trotz geltender Gesetze seit über vier<br />

Jahrzehnten praktizierter Mitbestimmung immer genau d<strong>an</strong>n im Mittelpunkt<br />

des betrieblichen Geschehens, wenn Entscheidungen mit ihm getroffen


werden müssen oder nicht gegen ihn getroffen werden können. Ob die<br />

betrieblich mitbestimmte Entscheidung oder deren Verhinderung dem "Wohle<br />

der Arbeitnehmer und des Betriebes" immer dienlich ist, erscheint<br />

aufgrund des heterogenen Zielsystems des Betriebsrats nicht immer<br />

eindeutig positiv zu be<strong>an</strong>tworten zu sein. Inwieweit und ab w<strong>an</strong>n der<br />

betriebsratliche Entscheidungsprozeß den gesetzten - den gesetzlich<br />

vorgeschriebenen oder vom Betriebsrat intendierten - Zielen gerecht wird,<br />

muß <strong>an</strong>gesichts der vielfältigen betriebsratlichen Entscheidungsobjekte<br />

die Frage nach der Tauglichkeit, der Wirksamkeit und der Effizienz der<br />

Betriebsratsarbeit aufwerfen. Dabei gilt es, die theoretischen<br />

Einflußfaktoren des Betriebsrats zu erfassen, die grundsätzlich für alle<br />

Betriebsräte gleich gelten, die jedoch durch spezifische Betriebsmerkmale<br />

zu zum Teil sehr differenten Rahmenbedingungen der Betriebsratsarbeit<br />

führen. Dies begründet sich in unterschiedlichen Br<strong>an</strong>chen,<br />

unterschiedlichen Belegschaftszahlen einzelner Betriebe,<br />

unterschiedlicher Qualifikationen der Betriebsräte etc. Die <strong>an</strong>gestrebte<br />

Allgemeingültigkeit der Analyse von Betriebsratstätigkeiten erzwingt zwar<br />

die relativ abstrakte Darstellung der Thematik, doch stellt sie einen<br />

Beitrag zur Ausarbeitung einer explikativen Theorie der mitbestimmten<br />

Unternehmung dar und erlaubt die theoretische Formulierung von<br />

betriebsratlichen H<strong>an</strong>dlungsstrategien bzw. von möglichen H<strong>an</strong>dlungsoptionen<br />

der Arbeitgeber.<br />

Um zu Aussagen bzgl. der Effizienz der Betriebsratsarbeit allgemein zu<br />

gel<strong>an</strong>gen, ist aus entscheidungsorientierter Sicht die Verknüpfung<br />

zwischen rein betriebswirtschaftlichen Effizienzkonzepten und<br />

verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen zu vollziehen. Die Argumentation<br />

folgt dementsprechend dem Grundged<strong>an</strong>ken der Koalition unterschiedlicher<br />

Interessengruppen, wobei die Arbeitgeber(vertreter) bei Verwirklichung<br />

ihrer Unternehmensziele und die Arbeitnehmer(vertreter) bei Erl<strong>an</strong>gung von<br />

Beschäftigung und Einkommen aufein<strong>an</strong>der <strong>an</strong>gewiesen sind. Mögliche<br />

Zielkonflikte werden nicht geleugnet, sondern unter <strong>an</strong>derem einem<br />

gesetzlichen Lösungsmech<strong>an</strong>ismuns unterworfen, der das Mitein<strong>an</strong>der im<br />

Betrieb maßgeblich beeinflußt. Hierbei wird das Betriebsverfassungsgesetz<br />

als ein Koalitionsinstrument fokussiert. Erkenntnisleitend richtet sich<br />

die Analyse der Betriebsratsarbeit <strong>an</strong> einem dreischichtigen<br />

Bewertungskonzept aus, das den betriebsratlichen Gesamterfolg bestehend<br />

aus Effizienz, Effektivität und Tauglichkeit zu erfassen versucht und<br />

dabei auf die Unternehmung als Koalition Bezug nimmt.<br />

Voraussetzung für die Bewertung des Betriebsrats hinsichtlich der drei<br />

Erfolgsmerkmale ist die hinreichende Analyse der Interessenlage des<br />

Betriebsrats. Dabei steht der Betriebsrat im Sp<strong>an</strong>nungsfeld der Ansprüche<br />

seitens der Arbeitnehmer, des Unternehmens, der (Betriebs)gewerkschaft<br />

und der eigenen Person, zusätzlich erschwert durch das Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />

zwischen individuellen und kollektiven Bewertungen innerhalb des<br />

Betriebsrats als Org<strong>an</strong>. Ansatzpunkte der Bewertung des Betriebsrats<br />

können seine institutionalisierenden als auch die perm<strong>an</strong>enten Aktivitäten<br />

sein, deren Gestaltung bereits abhängig von den persönlichen,<br />

org<strong>an</strong>bezogenen und situativen Dispositionen des Betriebsrats sind.<br />

Grundsätzlich wird die betriebsratliche Mit-Entscheidung von der<br />

Mitbestimmungsbereitschaft, der Mitbestimmungsfähigkeit und den<br />

Mitbestimmungsbedingungen determiniert. Diese spiegeln sich in den sieben<br />

Einflußfaktoren des Betriebsrats wider: so ist das Einflußpotential eines<br />

Betriebsrats abhängig von der vorh<strong>an</strong>denen Unternehmensverfassung, der<br />

Unternehmenskultur, dem spezifischen Zielsystem des Betriebsrats, der<br />

Qualifikation des Betriebsrats als Org<strong>an</strong> und als Einzelperson, der<br />

Org<strong>an</strong>isationsstruktur des Betriebsrats, der Umweltsituation sowie der<br />

Einflußstärke des Arbeitgebers. Setzt m<strong>an</strong> diese Dimension a.<br />

"Einflußstärke des Betriebsrats" zu b. die "Gestaltung des<br />

Arbeitskompositums", d.h. die Art und Weise der Zusammenarbeit der


Interessenvertreter im Betrieb, in Beziehung, wird die Einordnung des<br />

Betriebsrats im Betriebsratportfolio möglich.<br />

Diese relational aufein<strong>an</strong>der bezogenen Beziehungen erlauben eine grobe<br />

Klassifizierung des Betriebsrats <strong>an</strong> sich, bezogen auf bestimmte Personen<br />

des Betriebsratsorg<strong>an</strong>s oder "nur" in bezug auf einzelne<br />

Entscheidungsobjekte. Je nach Ausgestaltung der Einflußfaktoren und<br />

Gestaltung des allgemeinen Arbeitsverhältnisses in Hinblick auf die<br />

Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber k<strong>an</strong>n der Betriebsrat d<strong>an</strong>n als<br />

partnerschaftlich, als Gegenmacht, als subordinär oder als Vakuum<br />

bezeichnet werden.<br />

Der Intention des Gesetzgebers folgend wird eine partnerschaftliche<br />

Arbeitnehmervertretung vordergründig als effizient postuliert. Bestimmte<br />

Bedingungen im Einflußgefüge des Betriebsrats können es ihm allerdings<br />

offerieren, sich relativ kurzfristig oder nur für bestimmte<br />

Entscheidungsprobleme von dieser Idealposition zu dist<strong>an</strong>zieren. Anh<strong>an</strong>d<br />

einer mehrschichtigen, verhaltensorientierten Kosten-Nutzen-Analyse<br />

werden mögliche, sinnvolle Positionierungen des Betriebsrats ergründet.<br />

Abschließend wird deutlich, daß eine Evaluation des Betriebsrats <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

einer checklist mit den zu bedenkenden Variablen und deren Verknüpfungen<br />

theoretisch möglich erscheint, aber aufgrund spezifischer betriebseigener<br />

Probleme auch nur betriebsbezogen sinnvoll ist. Allerdings steht die<br />

Forderung nach Tr<strong>an</strong>sparenz der Betriebsratsziele im Raum, die<br />

beispielsweise verknüpft mit einem Jahresbericht der<br />

Betriebsratstätigkeit den Arbeitnehmern und Arbeitgebern zugänglich<br />

gemacht werden könnte.<br />

Wie tauglich der Betriebsrat zur grundsätzlichen Bewältigung der<br />

betriebsratsrelev<strong>an</strong>ten Aufgaben eingestuft wird, läßt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d seiner<br />

betriebsindividuellen Ausgestaltung der Einflußfaktoren festmachen. Auch<br />

eine Wirkung ist dem Betriebsrat bereits mit der Konstituierung und der<br />

weiteren Arbeitsaufnahme zu attestieren. Der konstituierte Betriebsrat<br />

ist kraft seiner Amtsführung wirksam; ob der Arbeitnehmerschaft<br />

förderlich, den eigenen Zielen zuträglich und dadurch den Belegschaftsinteressen<br />

möglicherweise wieder hinderlich, ist neben dem<br />

erreichten Einflußpotential und den tatsächlich eingesetzten<br />

Einflußfaktoren, auch von den postulierten Zielen des Betriebsrats als<br />

Org<strong>an</strong> und als Einzelperson abhängig. Eine inputorientierte<br />

(Potentialbeurteilung) und zum kleinen Teil auch ergebnisorientierte<br />

Beurteilung des Betriebsrats ist somit kriteriengeleitet möglich.<br />

Allerdings gilt: erst wenn die Ziele des Betriebsrats als Org<strong>an</strong> und als<br />

Einzelperson artikuliert werden, wird auch eine Effizienzermittlung<br />

möglich. D<strong>an</strong>n allerdings muß sich der Betriebsrat auch <strong>an</strong> den erreichten<br />

Zielen messen lassen. Somit scheint eine kriteriengeleitete<br />

Leistungsbeurteilung des Betriebsrats nicht abwegig, vor allem d<strong>an</strong>n, wenn<br />

sich positive Ergebnisse auch in entsprechender Würdigung seitens der<br />

Bezugsgruppen widerspiegelt, der "Betriebsratskarriere" förderlich ist,<br />

bzw. wenn S<strong>an</strong>ktionen entsprechend begründet ausgesprochen werden können.


* dto., Personalwirtschaftliche Schriften, Bd. 2, hrsg. von Dudo von<br />

Eckardstein und Oswald Neuberger, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>, München und Mering<br />

1992, 239 S., DM 42.80 (2. Auflage für 1993/94 in Vorbereitung).<br />

1 vgl.: Wehling, Margret: Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte<br />

Arbeitskräfte, Bergisch-Gladbach 1993.<br />

* dto., Reihe "neue betriebswirtschaftliche Forschung (nbf)", B<strong>an</strong>d<br />

106, Gabler, Wiesbaden 1992.<br />

* dto., Europäische Hochschulschriften: Reihe 5, Volks- und<br />

Betriebswirtschaft; Bd. 1378, Peter L<strong>an</strong>g <strong>Verlag</strong>, Bern, Berlin,<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt/M., New York, Paris, Wien 1992, 460 S.<br />

* dto., edition sigma, Berlin 1992, 267 S., DM 36.-<br />

* dto., Hochschulschriften zum Personalwesen, Bd. 17, hrsg. von<br />

Thomas R. Hummel, Dieter Wagner, Ernst Z<strong>an</strong>der, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>,<br />

München und Mering 1992, 221 + XXXX S., DM 39.80.<br />

* dto., Hochschulschriften zum Personalwesen, Bd. 19, hrsg. von<br />

Thomas R. Hummel, Dieter Wagner, Ernst Z<strong>an</strong>der, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>,<br />

München und Mering 1992, 248, DM 42.80.<br />

* dto., Peter L<strong>an</strong>g <strong>Verlag</strong>, Bern u.a. 296 S., 17 Abb.<br />

1 Die Innovationsbezogene Personalentwicklung habe ich im Rahmen<br />

h<strong>an</strong>dlungstheoretischer Wirtschaftssoziologie konzeptualisiert. Anh<strong>an</strong>d<br />

eines Beispiels wollte ich prüfen, inwiefern sich dieser Ansatz als<br />

adäquat erweist, um wirtschaftliche Aktivitäten zu untersuchen und<br />

Lösungen für wirtschaftliche Probleme zu formulieren. Auf diesen Aspekt<br />

möchte ich hier aber nicht weiter eingehen.<br />

* dto., Metzler & Poeschel Verl. f. Wissenschaft und Forschung,<br />

Stuttgart 1992, 312 S., DM 68.-<br />

* erscheint im <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>, München und Mering, Herbst 1993.<br />

* dto., B<strong>an</strong>d 4 in der von Prof. Dr. Erich Staudt herausgegebenen<br />

Schriftenreihe des Instituts für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Innovationsforschung (IAI)<br />

Bochum "Innovation: Forschung und M<strong>an</strong>agement" erschienen.<br />

* dto., Deutscher Universitätsverlag, Leverkusen 1991, 277 S., DM<br />

98.-<br />

* dto., in: Beiträge zur Org<strong>an</strong>isationspsychologie, hrsg. von Heinz<br />

Schuler und Willi Stehle, <strong>Verlag</strong> für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Psychologie, Göttingen u.<br />

Stuttgart.<br />

1 Zur Anwendung in der Fortbildung vgl. auch E. Regnet: Konflikte in<br />

Org<strong>an</strong>isationen, in: Jahrbuch Weiterbildung 1993, hrsg. von Schwuchow<br />

u.a., <strong>Verlag</strong>sgruppe H<strong>an</strong>delsblatt, S. 225-227.<br />

* Zur Publikation im Wirtschaftsverlag Bachem <strong>an</strong>genommen,<br />

voraussichtlicher Erscheinungstermin Sommer 1993.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!