Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag
Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag
Personalforschung an Hochschule - Rainer Hampp Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1. Steuerung der Personalarbeit/Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement/<br />
Personalcontrolling<br />
Veronika Halene Bl<strong>an</strong>kenagel<br />
Inhaltliche Grundlagen der unternenehmsspezifischen Konzeptentwicklung<br />
und Systemstrukturierung der controllingorientierten Personalarbeit<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rolf Wunderer, <strong>Hochschule</strong> St. Gallen<br />
Obwohl die Idee des Personal-Controlling von vielen Unternehmen<br />
begeistert aufgegriffen wird, gelingt es nur wenigen, ein umfassendes<br />
System des Personal-Controlling zu entwickeln und umzusetzen. Vielfach<br />
werden wahllos einzelne - inhaltlich z.T. unzulängliche -<br />
Steuerungsinstrumente ohne eine dahinterliegende Gesamtvorstellung<br />
eingesetzt. Dies ist der mit dem Personal-Controlling verbundenen Steuerungsidee<br />
eher abträglich als förderlich.<br />
Vor diesem Hintergrund will die Arbeit die Grundlagen bereitstellen, die<br />
eine Unternehmung in die Lage versetzen, ein individuell auf sie<br />
zugeschnittenes Steuerungssystem der Personalarbeit in seinen Inhalten zu<br />
entwickeln und so ihre Personalarbeit controllingorientiert zu gestalten.<br />
Sie beschäftigt sich insbesondere mit folgenden grundlegenden Fagen:<br />
- Worin besteht ein Personal-Controlling-Konzept?<br />
- Durch welche grundsätzlichen Dimensionen läßt es sich<br />
charakterisieren?<br />
- Wie geht m<strong>an</strong> vor, um ein Personal-Controlling-Konzept zu<br />
entwickeln?<br />
- Was ist Best<strong>an</strong>dteil des auf einem Konzept aufbauenden konkreten<br />
Steuerungssystems?<br />
- Wie geht m<strong>an</strong> vor, um eine solches zu entwickeln?<br />
Wesentliche theoretische Ausg<strong>an</strong>gsbasis ist, neben einem umfassenden<br />
Controllingverständnis (Controlling ist die Ausrichtung eines Systems auf<br />
seine Zweckerfüllung über seine systematische und integrierte Pl<strong>an</strong>ung,<br />
Kontrolle und Analyse), der Stakeholder-Ansatz. Der Zweck der<br />
Unternehmung wird in der Nutzenstiftung für Bezugsgruppen gesehen. Dies<br />
bestimmt auch die Zweckausrichtung der Personalarbeit. Außerdem wird<br />
bewußt eine Dist<strong>an</strong>zierung von dem negativ belasteten Begriff "Personal-<br />
Controlling" zugunsten der "controllingorientierten Personalarbeit"<br />
vorgenommen.<br />
In einer vertieften theoretischen Betrachtung werden die folgenden<br />
Ergebnisse zu den oben gen<strong>an</strong>nten Fragen erarbeitet:<br />
Das Steuerungs- oder Controllingsystem der Personalarbeit wird gebildet<br />
aus einem System von Zielen, einem System von Steuerungsinformationen und<br />
einem System von Controllinginstrumenten.<br />
Seine grundsätzliche Ausgestaltung wird festgelegt in der Systemstruktur<br />
der controllingorientierten Personalarbeit. Diese dient als<br />
Ordnungsraster für die konkrete Pl<strong>an</strong>ung, Kontrolle und Analyse der<br />
Personalarbeit. In ihr werden bspw. Typen von Zielen, grundsätzliche<br />
Abläufe etc. festgelegt.<br />
Die Systemstruktur ihrerseits wird bestimmt durch das Konzept der<br />
controllingorientierten Personalarbeit. Um das Zielsystem, das<br />
Steuerungsinformationssystem und das System der Controllinginstrumente<br />
über die Systemstruktur festzulegen, sind im Konzept der<br />
controllingorientierten Personalarbeit Entscheide zu folgenden<br />
Themenbereichen erforderlich: Entscheide zur Systemstruktur der<br />
controllingorientierten Personalarbeit als G<strong>an</strong>zes, Entscheide zum System<br />
der Controllinginstrumente (Anforderungen <strong>an</strong> das System und die<br />
Instrumente) sowie Entscheide zum Zielsystem der Personalarbeit. Die<br />
Entscheide hinsichtlich des Zielsystems der Personalarbeit gliedern sich<br />
dabei in drei Bereiche: Entscheide über die Nutzenstiftung, über Inhalte<br />
des Zielsystems und Operationalisierungsmöglichkeiten von Zielen.<br />
Das Vorgehen zur Erarbeitung eines unternehmensspezifischen Konzeptes der<br />
controllingorientierten Personalarbeit ergibt sich direkt aus den zu<br />
treffenden Entscheiden bezüglich der Systemstruktur der
controllingorientierten Personalarbeit. Es sind Anforderungen <strong>an</strong> das<br />
System als G<strong>an</strong>zes und <strong>an</strong> das System der Controllinginstrumente zu<br />
bestimmen. Bezüglich des Zielsystems sind <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dreier Konzeptentwicklungsinstrumente<br />
(einer Nutzenstruktur, einem Inhalts- und einem<br />
Operationalisierungsraster) konkrete Ausprägungen auf verschiedenen<br />
Dimensionen festzulegen. Die im Rahmen der Arbeit herausfiltrierten<br />
Dimensionen stellen dabei ein nicht mehr reduzierbares Grundset<br />
festzulegender Anforderungen <strong>an</strong> das Zielsystem dar.<br />
Auf der Basis der mit dem Controllingkonzept festgelegten Systemstruktur<br />
der controllingorientierten Personalarbeit k<strong>an</strong>n das konkrete<br />
Steuerungssystem einer Unternehmung erarbeitet werden. Als Grundlage<br />
hierfür - quasi als Vorgehens<strong>an</strong>leitung - gilt ein Ablaufmodell für den<br />
Gesamtprozeß der Systementwicklung. In verschiedenen Modulen werden<br />
Zielsysteme, Steuerungsinformationssysteme und Systeme von<br />
Controllinginstrumenten für Teilbereiche der Personalarbeit erarbeitet<br />
und schließlich zu einem Gesamtsystem integriert.<br />
Um der Unternehmung eine Hilfestellung für ihre Systemerarbeitung zu<br />
geben werden die theoretisch beschriebenen Vorgehensschritte jeweils<br />
konkretisiert am Beispiel der Personalgewinnung. Dies beinhaltet auch<br />
eine Kritik bestehender Ziele und Controllinginstrumente zur<br />
Personalgewinnung.<br />
Die Arbeit leistet insgesamt einen wesentlichen Beitrag zur<br />
konzeptionellen Fundierung der controllingorientierten Personalarbeit.<br />
Besonderes Gewicht wird einer vertieften Betrachtung des Controlling und<br />
der Personalarbeit als Ausg<strong>an</strong>gspunkt des zu erarbeitenden Grundkonzepts<br />
gewidmet. Mit der konsequenten Dimensionierung eines Konzeptes der<br />
controllingorientierten Personalarbeit bietet sie u.a. auch eine<br />
Möglichkeit zur Ordnung bestehender Beiträge zum Personal-Controlling und<br />
damit zur Systematisierung und K<strong>an</strong>alisierung der moment<strong>an</strong>en Personal-<br />
Controlling-Diskussion. Sie versucht außerdem über entsprechende<br />
Vorgehensschemata die Umsetzung in die Praxis <strong>an</strong>zuregen.<br />
Verschiedene Themenkomplexe zum Personal-Controlling bleiben allerdings<br />
nach wie vor offen:<br />
- Die Arbeit konzentriert sich auf die Inhalte des Steuerungssystems.<br />
Die gesamte Ablaufsteuerung des Controllingprozesses stellt einen für<br />
eine umfassende Realisierung der Steuerung zu ergänzenden Themenkomplex<br />
dar.<br />
- Ungelöst bleibt nach wie vor das grundsätzliche Zuordnungs- und<br />
Bewertungsproblem der Personalarbeit.<br />
- Über die Systemstruktur werden nur grundsätzliche Typen von Zielen<br />
festgelegt. Eine H<strong>an</strong>dhabe für die konkrete inhaltliche Bestimmung<br />
sinnvoller Zielausmaße wäre noch zu entwickeln.<br />
- Interess<strong>an</strong>t wäre sicher auch die Frage nach der Bewertung der<br />
Effektivität und Effizienz eines einmal erarbeiteten Steuerungssystems.<br />
Die in der vorgestellten Arbeit vorgestellte vertiefte Beh<strong>an</strong>dlung des<br />
Themenkomplexes der controllingorientierten Personalarbeit macht damit<br />
deutlich, daß sich gerade auf diesem Gebiet der Wissenschaft und der<br />
Praxis noch ein weites Forschungs- und Betätigungsfeld auftut.
Wolfg<strong>an</strong>g Elsik<br />
Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement - Konzeptionen und Konsequenzen*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Dudo von Eckardstein, Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Problemstellung und Aufbau der Arbeit<br />
Seit einigen Jahren rollt über die betriebswirtschaftlichen<br />
Teildisziplinen eine "Strategiewelle" hinweg und hat unter <strong>an</strong>derem auch<br />
die Personalwirtschaftslehre erfaßt. Die Zielsetzung der Arbeit besteht<br />
zum einen darin, Konzeptionen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements zu<br />
rekonstruieren, und zum <strong>an</strong>deren, nach ausgewählten theoretischen und<br />
praktischen Konsequenzen dieser Diskussion zu fragen.<br />
Die Darstellung der Konzeptionen orientiert sich <strong>an</strong> drei Hauptfragen: Wie<br />
werden personalbezogene Überlegungen in die unternehmensweiten<br />
strategischen Entscheidungsprozesse eingebunden (Unternehmensebene)? Wie<br />
erfolgt das strategische M<strong>an</strong>agement der gesamten Personalfunktion in<br />
prozessualer (strategische Personalpl<strong>an</strong>ung) und inhaltlicher<br />
(Personalstrategien) Hinsicht (Funktionsebene)? Wie können einzelne<br />
personalwirtschaftliche Aufgabenfelder strategisch-orientiert gestaltet<br />
werden (subfunktionale Ebene)?<br />
Bezüglich der Konsequenzen wird zunächst der Beitrag des strategischen<br />
Personalm<strong>an</strong>agements zur personalwirtschaftlichen Zieldiskussion erörtert.<br />
D<strong>an</strong>ach werden aus einer praxisbezogenen Perspektive die Voraussetzungen<br />
und Maßnahmen zur Einführung eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements im<br />
Unternehmen thematisiert.<br />
Konzeptionen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />
In einem ersten Zugriff wird die strategische Ausrichtung des<br />
betrieblichen Personalwesens <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger Grundmerkmale der<br />
konventionellen, operativen Personalarbeit gegenübergestellt und von ihr<br />
abgegrenzt. In diesem Sinne wird strategisches Personalm<strong>an</strong>agement als<br />
l<strong>an</strong>gfristig, g<strong>an</strong>zheitlich, integriert, potentialorientiert,<br />
umweltbezogen, auf Stärken und Schwächen sowie auf Ch<strong>an</strong>cen und Risiken<br />
bedacht beschrieben. Diese allgemeinen Merkmale strategischen Denkens und<br />
H<strong>an</strong>delns werden in der Literatur in unterschiedlicher Form<br />
operationalisiert und in personalstrategische Konzeptionen gefaßt.<br />
Generellen Bezugspunkt stellen zumeist die obersten Unternehmensziele<br />
bzw. die zu deren Erreichung gepl<strong>an</strong>ten Unternehmens- und<br />
Wettbewerbsstrategien dar, auf die sich ein strategisches<br />
Personalm<strong>an</strong>agement auszurichten hat. Die Vorschläge zur Verwirklichung<br />
dieser Ausrichtung ("Konzeptionen") können grob drei hierarchisch<br />
<strong>an</strong>geordneten Betrachtungsebenen zugeordnet werden.<br />
Zum einen werden einzelne, zentrale personalwirtschaftliche<br />
Aufgabenfelder wie Personalbeschaffung und -auswahl, Personalentwicklung,<br />
Entlohnung und Anreizgestaltung und Personalbeurteilung herausgegriffen<br />
und deren Ausgestaltung im Hinblick auf eine bessere (effizientere)<br />
Erreichung der Unternehmensziele und -strategien diskutiert. Dabei<br />
herrscht zumeist eine Implementierungsperspektive vor. Die Unterschiede<br />
zu der "herkömmlichen" Ausgestaltung der personalwirtschaftlichen<br />
Teilfunktionen werden weniger in der Anwendung neuer Instrumente als<br />
vielmehr in den neuen strategischen (Ziel)Kriterien gesehen. Bei dieser<br />
Betrachtung werden jedoch Abstimmungserfordernisse und Verbundwirkungen<br />
zwischen den einzelnen Aufgabenfeldern systematisch ausgeblendet. Dieses<br />
M<strong>an</strong>ko soll durch die zweite Vari<strong>an</strong>te behoben werden.<br />
Die zweite Konzeption des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements rückt die gesamte<br />
Personalfunktion in ihr Blickfeld. Strategisches Personalm<strong>an</strong>agement<br />
wird hier als sytematischer, <strong>an</strong> der Vorgehensweise der (präskriptiven)<br />
Strategielehre orientierter Pl<strong>an</strong>ungsprozeß für den Personalbereich<br />
(strategische Personalpl<strong>an</strong>ung) verst<strong>an</strong>den, als dessen Ergebnis die<br />
inhaltliche Abstimmung und Koordination der verschiedenen Maßnahmen und<br />
Programme auf ein bestimmtes Ziel hin (Personalstrategien) entsteht. Als<br />
Bezugspunkte dieser Maßnahmenbündel werden nicht nur die Unternehmens-
oder Wettbewerbsstrategie, sondern auch "wichtige" Einzelprobleme oder<br />
Grundhaltungen von strategischen Entscheidungsträgern diskutiert.<br />
Die dritte Konzeption des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements stellt auf<br />
die Rolle und Bedeutung des Personalm<strong>an</strong>agements im Rahmen der gesamten<br />
strategischen Unternehmensführung ab. Dem liegt die Einsicht zugrunde,<br />
daß Implementationsprobleme und -fehlschläge ihre Ursache oft bereits in<br />
der Phase der Strategieformulierung haben. Die dabei weitverbreitete<br />
Vernachlässigung personalbezogener Überlegungen und die damit (implizit)<br />
verbundene Annahme einer hohen Anpassungsfähigkeit des Personalbereichs<br />
erweist sich als fragwürdig und in ihren Konsequenzen als besonders<br />
problematisch. Art und Umf<strong>an</strong>g der Einbeziehung des Personalwesens in den<br />
unternehmensstrategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß streuen z.T. erheblich. Der<br />
Bogen sp<strong>an</strong>nt sich von einer systematischeren Beteiligung von<br />
Personalfachleuten <strong>an</strong> der Erstellung strategischer Programme bis zu einer<br />
zumindest (neben <strong>an</strong>deren betrieblichen Funktionsbereichen)<br />
gleichberechtigten Einbeziehung der Personalfunktion bereits in der Phase<br />
der Strategieformulierung. M<strong>an</strong>chmal wird dem Personalbereich im Sinne<br />
eines strategischen Engpaßfaktors auch der Status eines Ausg<strong>an</strong>gspunktes<br />
unternehmensstrategischer Pl<strong>an</strong>ungen zugeschrieben. Konzeptioneller<br />
Bezugsrahmen dieser Ausführungen ist die präskriptive Strategietheorie.<br />
D<strong>an</strong>eben finden jedoch auch Erkenntnisse, die im Rahmen der deskriptiven<br />
Strategieforschung gewonnen wurden, Eing<strong>an</strong>g in personalstrategische<br />
Überlegungen. Im Gegensatz zur Vorstellung von synoptisch strukturierten,<br />
diskretionären Pl<strong>an</strong>ungsepisoden (präskriptive Strategietheorie) wird hier<br />
strategische Entscheidungsfindung im Unternehmen als ein fortlaufender,<br />
zyklischer, weitgehend informaler und politischer Prozeß<br />
konzeptualisiert. Damit greift eine rein formale Einbindung der Personalfunktion<br />
in den strategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß zu kurz, wenn sie nicht<br />
durch die informelle Präsenz von Personalfachleuten, denen auch<br />
strategische Kompetenz zugeschrieben wird, ergänzt wird. Zudem erfaßt<br />
diese Perspektive auch die indirekten (Vor)Steuerungspotentiale<br />
personalpolitischer Maßnahmen und Systeme in dem Sinn, als diese - neben<br />
<strong>an</strong>deren strukturellen Maßnahmen - die dezentrale Aufnahme und<br />
Verarbeitung strategisch relev<strong>an</strong>ter Informationen und ihre Ausformung zu<br />
strategischen Entscheidungen erheblich beeinflussen.<br />
Konsequenzen des strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />
Zur Beurteilung der Konsequenzen eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements<br />
für die personalwirtschaftliche Zieldiskussion werden drei Aspekte<br />
unterschieden. Die Zielbildung wird im strategischen Personalm<strong>an</strong>agement<br />
zumeist als Pl<strong>an</strong>ungsproblem und nur ausnahmsweise vor dem Hintergrund<br />
unterschiedlicher Interessen(gruppen) thematisiert. Bei der Diskussion<br />
von Zielarten dominieren ökonomische Kategorien (auf einer strategischen<br />
Ebene), soziale Ziele werden nicht besonders betont. Das Verhältnis von<br />
sozialen und wirtschaftlichen Zielen wird entweder problemlos als<br />
komplementär betrachtet, oder die Harmonisation der potentiell konfliktären<br />
Zielbeziehung wird dem strategischen Personalm<strong>an</strong>agement als<br />
Zielgröße vorgegeben.<br />
Bei der Diskussion zur Einführung und Realisierung eines strategischen<br />
Personalm<strong>an</strong>agements werden zunächst Bedingungen und Voraussetzungen<br />
gen<strong>an</strong>nt, die auf Unternehmensebene für die Implementierung gegeben sein<br />
müssen. Dies betrifft die Wahrnehmung eines Problemdrucks, der die<br />
Grenzen bisher üblicher Vorgehensweisen (im Personalbereich) deutlich<br />
macht und die Suche nach Alternativen nahelegt, die Akzept<strong>an</strong>z der<br />
Personalfunktion im Unternehmen sowie die Lernfähigkeit der Org<strong>an</strong>isation<br />
bei der Veränderung von Strukturen und Machtverhältnissen.<br />
Auf der Funktionsebene werden verschiedene Voraussetzungen und Maßnahmen<br />
des Personalm<strong>an</strong>agements vorgeschlagen, die eine Einführung und<br />
Realisierung eines strategischen Personalm<strong>an</strong>agements im Unternehmen<br />
fördern. Zum einen wird ein neues Selbstverständnis der Personalabteilung<br />
im Sinne einer Service-Orientierung gefordert. Damit verbunden ist eine
Rückführung vieler Personalaufgaben in die Linie. Wegen der<br />
unterschiedlichen, zum Teil konfligierenden Ansprüche potentieller Kunden<br />
empfiehlt sich die Entwicklung einer strategischen Vision für die Personalabteilung.<br />
Zudem ist es erforderlich, Personalm<strong>an</strong>agement in eigener<br />
Sache zu betreiben, indem etwa Belohnungs- und Kontrollsyteme die<br />
Erreichung strategischer Zielsetzungen im Personalbereich<br />
berücksichtigen.<br />
Zudem stellt eine strategische Orientierung des Personalm<strong>an</strong>agements neue<br />
Anforderungen <strong>an</strong> Personalfachleute (z.B. Generalisten, grundlegende<br />
Kenntnis der Unternehmenstätigkeit, "Sprache" der Linie). Eine<br />
erfolgreiche Beteiligung am strategischen Pl<strong>an</strong>ungsprozeß, bei dem nicht<br />
zuletzt knappe Ressourcen verteilt werden, setzt auch politische<br />
Fähigkeiten voraus. Zu deren Erwerb werden Personalfachleuten horizontale<br />
Karriereverläufe, vor allem auch in <strong>an</strong>deren Unternehmensbereichen,<br />
empfohlen.<br />
Weitere Konsequenzen beziehen sich auf die Org<strong>an</strong>isation der<br />
Personalarbeit (Dezentralisierung, Neuordnung der Zusammenarbeit von<br />
Personal- und Fachabteilungen) und die professionelle H<strong>an</strong>dhabung der<br />
personalwirtschaftlichen Infrastruktur (ausgewogener Entwicklungsst<strong>an</strong>d in<br />
den einzelnen Gestaltungsfeldern, ausgebautes<br />
Personalinformationssystem). Schließlich werden verschiedene Maßnahmen<br />
zur Akzept<strong>an</strong>zsteigerung vorgeschlagen, die der Personalfunktion zu einer<br />
größeren Wertschätzung und Glaubwürdigkeit im Unternehmen verhelfen<br />
sollen.<br />
Weiterführende Fragen<br />
Der aktuelle Diskussionsst<strong>an</strong>d zum strategischen Personalm<strong>an</strong>agement ist<br />
dadaurch gekennzeichnet, daß die Mehrzahl der Konzepte generalisierend<br />
ist und kaum Rücksicht auf situative Unterschiede im Geltungsbereich und<br />
in den Anwendungsbedingungen nimmt, daß die meisten Ausführungen auf die<br />
Zielgruppe der oberen Führungskräfte ausgerichtet sind und daß sich die<br />
Mehrzahl der Beiträge am Konzept der strategischen Pl<strong>an</strong>ungslehre<br />
orientiert. Damit verbunden ist auch eine Domin<strong>an</strong>z normativer Modelle und<br />
Heuristiken.<br />
Diese Merkmale der Diskussion lassen einige Defizite und Schwachstellen<br />
erkennen, die den Weg für die weitere Forschung weisen. Besonders<br />
augenfällig ist der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> empirischen Arbeiten. Diese stellen<br />
zweifellos eine Hauptaufgabe für zukünftige Forschungsprojekte dar und<br />
sollten sich u.a. um die Klärung folgender Punkte bemühen: empirisch<br />
begründete situative Relativierung der Modelle und Gestaltungsempfehlungen<br />
(hinsichtlich Unternehmensgröße, Br<strong>an</strong>che,<br />
Kulturkreis etc.); verstärkte Her<strong>an</strong>ziehung von Theorien bei theoretischen<br />
und empirischen Beiträgen als Gegengewicht zur unreflektierten Übernahme<br />
normativer Modelle aus der strategischen Unternehmenspl<strong>an</strong>ung; empirische<br />
Überprüfung des behaupteten Problemlösungspotentials des strategischen<br />
Personalm<strong>an</strong>agements (Beitrag zum Unternehmenserfolg).<br />
Margret Wehling<br />
Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte Arbeitskräfte<br />
Betreuer: Prof. Dr. Helmut Wagner, Universität Münster<br />
Fragestellung der Untersuchung<br />
Für die Erhaltung des politischen und sozialen Systems scheinen die<br />
Aktivierung und der sinnvolle Einsatz von meist als ehrenamtlich<br />
bezeichneten, unbezahlten Freizeitkräften sehr bedeutsam zu sein.<br />
Verstärkt in der öffentlichen Diskussion <strong>an</strong>gesprochene Themen wie<br />
Pflegenotst<strong>an</strong>d, Parteienmüdigkeit, wachsende Vereinsflucht, zunehmende<br />
Kirchenaustritte usw. verdeutlichen dies. Weil sich Veröffentlichungen<br />
zum Personalm<strong>an</strong>agement aber bisl<strong>an</strong>g nur auf den bezahlten, beruflichen<br />
Bereich beschränkten, sollte mit dieser Arbeit der in der<br />
<strong>Personalforschung</strong> offensichtlich vernachlässigte Bereich des unbezahlten,<br />
unberuflichen Freizeitengagements beleuchtet werden.
Die Zielsetzung der Untersuchung lag darin, eine Personalm<strong>an</strong>agement-Konzeption<br />
für unbezahlte Arbeitskräfte zu entwerfen.1<br />
Theoretische Basis<br />
Die vorliegende Untersuchung erfolgte auf der Basis umf<strong>an</strong>greicher<br />
Analysen betriebswirtschaftlicher, psychologischer, juristischer,<br />
genossenschaftlicher, sozialpolitischer, soziologischer und<br />
sozialpädagogischer Literaturquellen.<br />
Im Modellteil der Arbeit wird zunächst die Personalstrukturtheorie für<br />
den Bereich der unbezahlten Mitarbeit weiterentwickelt. Dies erfolgt<br />
durch den Entwurf eines situativen Personalstrukturmodells in Analogie<br />
zum dreidimensionalen Effektivitätsmodell der Führung von Reddin. Im<br />
Rahmen eines prozeßtheoretischen Modells wird d<strong>an</strong>n eine Integration von<br />
Erkenntnissen der prozeßbezogenen Motivationstheorien, der<br />
Attributionstheorien, der H<strong>an</strong>dlungstheorien sowie der Verhaltenstheorien<br />
<strong>an</strong>gestrebt und eine Übertragung auf den Bereich der Übernahme unbezahlter<br />
Aufgaben vorgenommen.<br />
Unter Rückgriff auf die Erkenntnisse im Modellteil wird schließlich im<br />
Gestaltungsteil der Arbeit das personalpolitische Instrumentarium auf den<br />
Bereich der unbezahlten Mitarbeit übertragen und weiterentwickelt.
Ergebnisse der Arbeit<br />
Es wird aufgezeigt, daß Org<strong>an</strong>isationen auch hinsichtlich der unbezahlten<br />
Arbeitskräfte eine personalmarktbezogene Sichtweise einnehmen und sich<br />
mit der Frage ausein<strong>an</strong>dersetzen sollten, welche Freizeitalternativen beim<br />
einzelnen Individuum gegenein<strong>an</strong>der konkurrieren. Das Ziel von<br />
Org<strong>an</strong>isationen sollte es sein, aktuellen und potentiellen unbezahlten<br />
Arbeitskräften attraktive Möglichkeiten des Freizeitengagements zu<br />
bieten.<br />
Im Grundlagenteil wird erläutert, daß die Kategorie der Nonprofit-<br />
Org<strong>an</strong>isationen keinen geeigneten Anknüpfungspunkt für den Entwurf einer<br />
Personalm<strong>an</strong>agement-Konzeption liefert. Stattdessen wird die Notwendigkeit<br />
gesehen, die jeweilige Personalstruktur solcher Org<strong>an</strong>isationen näher zu<br />
betrachten, die unbezahlte Arbeitskräfte beschäftigen.<br />
Es wird aufgezeigt, daß die Personalstruktur im Bereich der unbezahlten<br />
Mitarbeit mit Hilfe der im Grundlagenteil der Arbeit entwickelten<br />
dreidimensionalen Arbeitskräftetypologie ermittelt werden k<strong>an</strong>n.<br />
Diese Typologie wird als Basis für die Neuentwicklung eines situativen<br />
Personalstrukturmodells verwendet. Dieses Modell ermöglicht es, Aussagen<br />
zum situativen Fit unterschiedlicher Arbeitskräftetypen vorzunehmen.<br />
Die statische Org<strong>an</strong>isationssicht dieses situativen<br />
Personalstrukturmodells wird schließlich durch das prozeßtheoretische<br />
Modell der Übernahme unbezahlter Aufgaben um eine dynamische,<br />
individuelle Sichtweise ergänzt. Der psychologische Prozeß der Übernahme<br />
unbezahlter Aufgaben wird <strong>an</strong>alysiert.<br />
Den Modelldarstellungen folgen Ausführungen über Gestaltungsmöglichkeiten<br />
des Personalm<strong>an</strong>agements für unbezahlte Arbeitskräfte. Zunächst steht die<br />
org<strong>an</strong>isatorische Gestaltung des Personalm<strong>an</strong>agements für unbezahlte<br />
Arbeitskräfte im Vordergrund. Dabei wird unter Berücksichtigung des<br />
Org<strong>an</strong>isationskulturkonzeptes das Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte<br />
Arbeitskräfte als ein kulturfokussiertes Personalm<strong>an</strong>agement <strong>an</strong>gesehen.<br />
Schließlich wird die instrumentelle Ausgestaltung des Personalm<strong>an</strong>agements<br />
für unbezahlte Arbeitskräfte diskutiert.<br />
Den Personalbest<strong>an</strong>ds- und Personalbedarfs<strong>an</strong>alysen liegt unter Rückgriff<br />
auf das skizzierte situative Personalstrukturmodell eine bisl<strong>an</strong>g in der<br />
Personalliteratur nicht diskutierte personalstrukturbezogene Sichtweise<br />
zugrunde.<br />
Im Rahmen der Personalveränderungsmaßnahmen wird zunächst die Rekrutierung<br />
unbezahlter Arbeitskräfte diskutiert. Der Rekrutierungstechnik der<br />
persönlichen Ansprache wird besondere Bedeutung beigemessen. Es wird<br />
aufgezeigt, wie die in der Theorie der Hilfeleistung diskutierten<br />
Techniken (Foot-In-The-Door-Technik, Door-In-The-Face-Technik) isoliert<br />
und kombiniert im Bereich der Beschaffung und Auswahl unbezahlter<br />
Arbeitskräfte <strong>an</strong>gewendet werden können. Bei der Diskussion weiterer<br />
Personalveränderungsmaßnahmen wird empfohlen, im Rahmen einer freizeitorientierten<br />
Personalentwicklung Teilnehmerbeiträge zu erheben und<br />
eine Rückerstattung von Teilnehmerbeiträgen vorzusehen. Abschließend wird<br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den Personalveränderungsmaßnahmen die besondere<br />
Problematik der Freisetzung unbezahlter Arbeitskräfte diskutiert.<br />
Als Personalerhaltungsmaßnahme wird zunächst die Personaleingliederung<br />
beh<strong>an</strong>delt. Es wird auf die Bedeutung des im Vergleich zur beruflichen,<br />
bezahlten Mitarbeit meist schon sehr viel früher beginnenden<br />
Sozialisationsprozesses hingewiesen. Bezüglich des Personaleinsatzes wird<br />
die besonders bei unbezahlten Arbeitskräften <strong>an</strong>zutreffende<br />
Arbeitszeitproblematik <strong>an</strong>gesprochen, die aus der Unvereinbarkeit zwischen<br />
einer festen Aufgabenzuordnung und den individuellen Freizeitwünschen<br />
resultieren k<strong>an</strong>n. Im Rahmen der Personalführung wird die Bedeutung von<br />
Führungsbeziehungen unter Berücksichtigung von<br />
Personalstrukturüberlegungen beleuchtet. Zusätzlich wird auf die in der<br />
Praxis häufig vernachlässigte besondere Bedeutung symbolischer<br />
Honorierungen für unbezahlte Arbeitskräfte hingewiesen und eine bisher
ei bezahlten Arbeitskräften nicht einmal <strong>an</strong>satzweise diskutierte Koppelung<br />
der Entgeltpolitik <strong>an</strong> die im Bereich der unbezahlten Arbeitskräfte<br />
geleistete Arbeit gefordert. Im Bereich der Kostenerstattungen und<br />
Aufw<strong>an</strong>dsentschädigungen werden schließlich verschiedenste Argumente für<br />
und gegen die Gewährung von Geldzahlungen gegenein<strong>an</strong>der abgewogen. Es<br />
wird erk<strong>an</strong>nt, daß die Zahlung von gewissen Entgelten durchaus die<br />
Erl<strong>an</strong>gung komparativer Konkurrenzvorteile auf dem Personalmarkt für<br />
unbezahlte Arbeitskräfte mit sich bringen k<strong>an</strong>n.<br />
Weiterführende Fragen<br />
Wegen der offensichtlich gesellschaftlich weitreichenden Bedeutung des<br />
Themas erscheint es sinnvoll, in Zukunft weitere Forschungsbemühungen zu<br />
entfalten, die empirische Überprüfungen der entworfenen Motivkataloge,<br />
Typologien und Modelle zum Inhalt haben. Wichtig erscheint es auch,<br />
empirische Studien hinsichtlich des dargestellten Instrumentariums<br />
durchzuführen.<br />
Interess<strong>an</strong>t erscheint außerdem eine Untersuchung darüber, inwieweit das<br />
dargestellte personalstrukturbezogene Vorgehen im Bereich der<br />
beruflichen, bezahlten Arbeit <strong>an</strong>wendbar ist und welche Konsequenzen sich<br />
daraus für das Personalm<strong>an</strong>agement von Unternehmungen ergeben.
2. Theoretische Grundlagen<br />
Matthias Kräkel<br />
Auktionstheorie und interne Org<strong>an</strong>isation*<br />
Betreuer : Prof. Dr. Bernd Schauenberg, Universität Würzburg<br />
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Grundlagen der Auktionstheorie und<br />
deren Anwendung auf unternehmensinterne Problembereiche. Hierzu gehören<br />
g<strong>an</strong>z allgemein diejenigen unternehmensinternen Allokationsprobleme, die<br />
sich aufgrund von asymmetrisch verteilten Informationen und<br />
unterschiedlichen Interessen der Beteiligten ergeben. Einen wichtigen<br />
Anwendungsfall stellt das Problem der Personalauswahl bei asymmetrisch<br />
verteilten Informationen bzw. die effiziente Allokation von<br />
Arbeitskräften auf Stellen dar (Kapitel 3.4). Eine <strong>an</strong>dere Anwendung<br />
bildet die interne Auswahl eines Bewerbers oder auch einer Projektgruppe<br />
für einen bestimmten zu erfüllenden Auftrag (Kapitel 3.1). Ziel der<br />
Arbeit ist es zu zeigen, auf welche Weise Auktionsverfahren in<br />
unterschiedlichen Situationen zur Informationsaufdeckung eingesetzt<br />
werden können, wodurch sowohl Allokations- als auch Anreizprobleme in<br />
Org<strong>an</strong>isationen gelöst werden können.<br />
Das theoretische Grundgerüst der Arbeit bildet ein Principal-Agent-Modell<br />
mit mehreren Agenten (hier: "Bieter") und asymmetrischer<br />
Informationsverteilung zwischen dem Principal (hier: "Auktionator") und<br />
den jeweiligen Agenten. Der Begriff "Agent" ist hierbei im weiteren Sinne<br />
zu verstehen. Gemeint sind zum einen Mitarbeiter, die bereits in der<br />
Unternehmung beschäftigt sind. Zum <strong>an</strong>deren k<strong>an</strong>n es sich bei den Agenten<br />
aber auch um potentielle Mitarbeiter h<strong>an</strong>deln, die sich um eine Stelle<br />
bemühen, die extern ausgeschrieben wurde. Gemeinsame Annahme für alle<br />
Agenten ist jedoch, daß diese über ihre Qualitäten (z.B. individuelle<br />
Erfolgspotentiale) besser informiert sind als der Principal und daß<br />
dieser trotz der asymmetrischen Informationsverteilung einen der Agenten<br />
für eine bestimmte Aufgabe auszuwählen hat.<br />
Zur Lösung dieses Principal-Agent-Problems wird auf Methoden der Informationsökonomie<br />
und der nichtkooperativen Spieltheorie zurückgegriffen. Es<br />
wird gezeigt, daß die Vergabe der zu erfüllenden Aufgabe durch ein<br />
Auktionsverfahren eine Selbstselektion der Agenten bewirkt: In der<br />
Auktion wird sich derjenige Agent durchsetzen, der für die Erfüllung der<br />
Aufgabe am besten geeignet ist. Die Anreize bei der Versteigerung ergeben<br />
sich für die Agenten daraus, daß die Erfüllung der Aufgabe für den<br />
ausgewählten Agenten zu einem Nutzenzuwachs (z.B. in Form einer Prämie)<br />
führt. Auktionen können d<strong>an</strong>n als Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
eingesetzt werden, wobei der Principal durch die Wahl geeigneter Versteigerungsregeln<br />
die Agenten zu einer Preisgabe ihrer Informationen und<br />
letztlich zu einer Selbstselektion ver<strong>an</strong>laßt.<br />
Der große Vorteil solch einer Vorgehensweise besteht darin, daß die<br />
eigentliche Agentenauswahl von den gut informierten Agenten selbst<br />
getroffen wird, während der schlechter informierte Principal lediglich<br />
die Versteigerungsregeln auszuwählen hat. Die Versteigerungsregeln<br />
bewirken, daß über den Wettbewerb, der auf die Agenten übertragen wird -<br />
jeder möchte die zu vergebende Aufgabe verbunden mit dem entsprechenden<br />
Nutzenzuwachs für sich gewinnen -, sämtliche Agenten aus Eigeninteresse<br />
ihre Informationen bei der Versteigerung der Aufgabe berücksichtigen<br />
werden. Ein weiterer Vorteil von Auktionsverfahren bildet die Tatsache,<br />
daß für die Implementation des in-formationsaufdeckenden Wettbewerbs<br />
nicht notwendigerweise eine hohe Zahl <strong>an</strong> Agenten benötigt wird, wodurch<br />
Auktionen als Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen gerade für unternehmensinterne<br />
Vorgänge, bei denen üblicherweise nicht von einer hohen Zahl<br />
<strong>an</strong> Wettbewerbern ausgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n, große Relev<strong>an</strong>z besitzen.<br />
Will m<strong>an</strong> die Vorteilhaftigkeit von Auktionen für die Agentenselektion<br />
durch eine Kostengröße ausdrücken, so bietet sich hierfür der Begriff der<br />
sog. "agency costs" <strong>an</strong>. Die Lösung eines Principal-Agent-Problems bei<br />
symmetrisch verteilten Informationen und perfekter, kostenloser Kontrolle
k<strong>an</strong>n als first best-Lösung bezeichnet werden. Bei asymmetrischer<br />
Informationsverteilung und der Existenz von Kontrollkosten hingegen k<strong>an</strong>n<br />
nur eine second best-Lösung verbunden mit einem geringeren Wohlfahrtsniveau<br />
erreicht werden. Die Differenz zwischen dem Wohlfahrtsniveau der<br />
first best-Lösung und demjenigen der second best-Lösung k<strong>an</strong>n als agency<br />
costs definiert werden. Es läßt sich zeigen, daß mit Hilfe von Auktionen<br />
agency costs reduziert werden: Zum einen werden durch Auktionen<br />
asymmetrische Informationsverteilungen abgebaut, was den diskretionären<br />
Entscheidungsspielraum der Agenten einschränkt. Zum <strong>an</strong>deren wird über<br />
eine Auktion genau derjenige Agent ausgewählt, der für die Erfüllung der<br />
Aufgabe am besten geeignet ist und damit mutmaßlich auch zur bestmöglichen<br />
second best-Lösung des gegebenen Principal-Agent-Problems<br />
führt.<br />
Für den Aufbau der Arbeit ergibt sich grob eine Zweiteilung. Im ersten<br />
Teil werden zunächst die Grundlagen der Auktionstheorie beh<strong>an</strong>delt, die zu<br />
einem besseren Verständnis von Auktionen als Selektions- und<br />
Informationsaufdeckungsmech<strong>an</strong>ismen notwendig sind. Der zweite Teil<br />
dagegen k<strong>an</strong>n eher als <strong>an</strong>wendungsbezogener Teil bezeichnet werden. Hier<br />
wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einiger ausgewählter Fälle (u.a. interne Auswahl eines<br />
Mitarbeiters bzw. einer Projektgruppe, Auswahl von M<strong>an</strong>agern) gezeigt, wie<br />
Auktionen als Selektionsmech<strong>an</strong>ismen eingesetzt werden können. Dabei wird<br />
deutlich, daß Auktionen auch eine wichtige Rolle für die<br />
Bewerberselektion im Rahmen der Personalauswahl spielen, wenn die<br />
auswählende Inst<strong>an</strong>z (z.B. Personalleiter, Abteilungsleiter, Aufsichtsrat)<br />
nur über vergleichsweise wenig Informationen verfügt (Kapitel 3.4). Als<br />
Gesamtergebnis k<strong>an</strong>n abschließend festgehalten werden, daß sich über die<br />
Verwendung von Auktionsverfahren hierbei ein nicht-direktiver<br />
Führungsstil verwirklichen läßt, indem dezentrale Informationsvorteile<br />
von Mitarbeitern genutzt werden können, ohne daß die Unternehmensführung<br />
wiederholt autoritär eingreifen bzw. kontrollieren muß (Kapitel 4). Die<br />
Koordination und Führung erfolgt allein über die (Versteigerungs-)Regeln,<br />
so daß die Funktion der Unternehmensführung hier eher als eine Art<br />
Schiedsfunktion verst<strong>an</strong>den werden k<strong>an</strong>n. Ein direktiver Eingriff in die<br />
internen Vorgänge wird erst d<strong>an</strong>n erforderlich, wenn bei der<br />
Bewerberselektion ernsthafte Bedenken bestehen, daß zwischen den<br />
Bewerbern eine Absprache stattgefunden hat, die den<br />
informationsaufdeckenden Wettbewerb einschränkt. Die Gefahr solcher<br />
Absprachen ist jedoch nicht außerordentlich hoch, da Absprachen in<br />
unternehmensinternen Auktionen in der Regel höchstgradig auffällig sind.<br />
Offen bleiben in der Arbeit Fragen, die die Diskussion der<br />
Personalauswahl innerhalb der dynamischen Sichtweise eines internen<br />
Arbeitsmarktes betreffen, wozu insbesondere die l<strong>an</strong>gfristige, gezielte<br />
Förderung von Mitarbeitern sowie die Karrierepl<strong>an</strong>ung gehören.<br />
3. Personalbereitstellung/Arbeitsmarkt/Beschäftigung<br />
Friedel Ahlers<br />
Strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte.<br />
Empfehlungen zum M<strong>an</strong>agement personalbeschaffungsorientierter Hochschulkontakte<br />
auf Grundlage einer Unternehmungsbefragung<br />
Betreuer: Prof. Dr. Claus Steinle, Universität H<strong>an</strong>nover<br />
Die Dissertation beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche<br />
M<strong>an</strong>agementaktivitäten seitens von Unternehmungen erforderlich sind, um<br />
effizient und erfolgreich Nachwuchskräfte über Hochschulkontakte<br />
rekrutieren zu können. Ausgeg<strong>an</strong>gen wird von der Arbeitshypothese, daß nur<br />
aktives und systematisches Gestaltungsh<strong>an</strong>deln im Gegensatz zu einer<br />
reaktiven und halbherzigen Vorgehensweise die Hochschulkontakte<br />
l<strong>an</strong>gfristig als einen erfolgversprechenden Rekrutierungsweg von<br />
Nachwuchskräften etablieren k<strong>an</strong>n. Demnach sollten die Hochschulkontakte<br />
sorgfältig gepl<strong>an</strong>t, situationsgerecht org<strong>an</strong>isiert und im Interesse einer
möglichst effizienten Ressourcenverwendung auch auf ihren Erfolg hin<br />
kontrolliert werden. Die Erarbeitung darauf bezogener<br />
Gestaltungsempfehlungen steht im Mittelpunkt der Arbeit.<br />
Um das auf die Nachwuchskräfterekrutierung ausgerichtete M<strong>an</strong>agement von<br />
Hochschulkontakten näher und seiner Praxisausprägung entsprechend<br />
beschreiben zu können, wurde eine intensive mündliche Befragung bei 15<br />
Großunternehmungen durchgeführt. Befragt wurden 9 Industrie─, 4<br />
Dienstleistungs- und 2 H<strong>an</strong>delsunternehmungen. Die nachfolgend dargelegten<br />
zentralen Ergebnisse der Arbeit und die damit im Zusammenh<strong>an</strong>g stehenden<br />
Überlegungen beziehen sich aufgrund der Untersuchungsstruktur in erster<br />
Linie auf Großunternehmungen.<br />
Inhalte und Ergebnisse der Arbeit im Überblick:<br />
Unter Hochschulkontakten werden alle Kontakte seitens der Unternehmung<br />
mit Hochschulmitgliedern (Hochschulpersonal und Studenten) verst<strong>an</strong>den,<br />
unabhängig davon, ob sie am Ort <strong>Hochschule</strong> stattfinden oder nicht. Nach<br />
dem zentralen Tr<strong>an</strong>sferobjekt wird zwischen technologieorientierten,<br />
wissensorientierten und personalbeschaffungsorientierten<br />
Hochschulkontakten differenziert. Im Interesse der Ausschöpfung von<br />
Synergiepotentialen ist es wichtig, die wissens- und technologieorientierten<br />
Hochschulkontakte auch hinsichtlich möglicher<br />
Personalbeschaffungspotentiale auszuleuchten und umgekehrt. Dieses setzt<br />
eine ressortübergreifende Zusammenarbeit der Kontakte zu <strong>Hochschule</strong>n<br />
unterhaltenden Org<strong>an</strong>isationseinheiten einer Unternehmung voraus.<br />
Personalbeschaffungsorientierte Hochschulkontakte lassen sich in erster<br />
Linie als eine Form der strategischen und mittelbaren<br />
Nachwuchskräfterekrutierung mit Schwerpunkt auf dem Feld der<br />
Personalwerbung charakterisieren. Strategisch deshalb, weil sie oft weit<br />
vor Studienabschluß <strong>an</strong>setzen und sich über einen längeren Zeitraum<br />
hinziehen. Mittelbar deshalb, weil bei ihnen die Erschließung und Sicherung<br />
eines qualifizierten Bewerberreservoirs im Vorfeld der akuten<br />
Personalbeschaffung im Vordergrund steht.<br />
Personalbeschaffungsorientierte Hochschulkontakte sollten nach<br />
Möglichkeit so <strong>an</strong>gelegt sein, daß sie neben ihrer originären Aufgabe im<br />
Bereich der Nachwuchskräfterekrutierung auch für den Wissenstr<strong>an</strong>sfer<br />
genutzt und ferner zur l<strong>an</strong>gfristig <strong>an</strong>gelegten<br />
Kundenakquisition/Beeinflussung von zukünftigen Entscheidungsträgern<br />
eingesetzt werden können. Zu den wichtigsten Aufgaben einer strategischen<br />
Nachwuchskräfterekrutierung <strong>an</strong> <strong>Hochschule</strong>n zählt der Aufbau und Erhalt<br />
eines beschaffungsförderlichen Arbeitgeberimages.<br />
Eine strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte ist<br />
l<strong>an</strong>gfristig nur d<strong>an</strong>n erfolgreich, wenn sie als Baustein einer umfassenden<br />
mitarbeiterorientierten Personalpolitik (und damit eines<br />
Personalmarketing-Konzeptes) verst<strong>an</strong>den wird, deren "Botschaften" sie<br />
nach außen <strong>an</strong> (potentielle) Bewerber tr<strong>an</strong>sportiert. Auf der<br />
Informationsseite des Personalmarketings k<strong>an</strong>n durch eine systematische<br />
Arbeitsmarktforschung der Gefahr suboptimaler Beschaffungsergebnisse aufgrund<br />
einer Ressourcenfehlleitung vorgebeugt werden. Auf der Aktionsseite<br />
des Personalmarketings fällt der Anreizgestaltung eine Schlüsselrolle zu.<br />
Die betrieblichen Anreizsysteme determinieren die Rekrutierungspotenz von<br />
Unternehmungen auf dem externen Arbeitsmarkt. Überzogene Versprechungen<br />
bei der Anwerbung von Nachwuchskräften erweisen sich in diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g als "Fallgrube" und konterkarieren letztlich die<br />
Personalmarketing-Bemühungen.<br />
Das "Denken in Zielgruppen" ist eine entscheidende Voraussetzung für den<br />
Erfolg eines Hochschulprogramms. Ein differenziertes Vorgehen bei der<br />
Ansprache von Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen,<br />
Studienabschnitte und Qualifikationslevels zeichnet ein<br />
erfolgversprechendes Hochschulprogramm aus. Kontaktsuchende<br />
Unternehmungen sollten eine l<strong>an</strong>gfristige Zusammenarbeit mit ausgewählten<br />
Kontaktmittlern aus dem Hochschulbereich (Lehreinheiten und studentische
Initiativgruppen) <strong>an</strong>streben, die per se den Zug<strong>an</strong>g zu den relev<strong>an</strong>ten<br />
studentischen Zielgruppen haben und ihnen Präsentationsmöglichkeiten etc.<br />
eröffnen können.<br />
Zur strategischen Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte k<strong>an</strong>n<br />
ein breites Spektrum <strong>an</strong> Maßnahmen eingesetzt werden. Zentrale Bedeutung<br />
haben neben Messebesuchen insbesondere Praktik<strong>an</strong>ten- und Diplom<strong>an</strong>den-<br />
Programme, die bei vielen Unternehmungen den Kern ihres<br />
Hochschulprogramms ausmachen. Bei der Maßnahmenauswahl ist auf die<br />
Möglichkeit einer sinnvollen Abstimmung und Kombination der ins Auge<br />
gefaßten Einzelmaßnahmen zu achten. Diese Überlegung läuft auf die<br />
Bildung von "Kontakt-Ketten" hinaus, die von der Kontaktaufnahme bis hin<br />
zum Vertragsabschluß reichen.<br />
Praktika/Praktik<strong>an</strong>tenprogramme können bei entsprechender Ausgestaltung<br />
als "Königsweg" der strategischen Nachwuchskräfterekrutierung <strong>an</strong><br />
<strong>Hochschule</strong>n gelten. Neben ihrer Funktion im Bereich der Personalwerbung<br />
können sie auch mit zur Personalauswahl her<strong>an</strong>gezogen werden, insofern<br />
eine systematische und fundierte Praktik<strong>an</strong>ten-Beurteilung erfolgt.<br />
Praktik<strong>an</strong>tenprogramme können darüber hinaus, wenn sie als<br />
studienbegleitende betriebliche "Personal"-Entwicklung konzipiert worden<br />
sind, Einarbeitungsprogramme (Traineeprogramme) verkürzen.<br />
Eine strategische Nachwuchskräfterekrutierung über Hochschulkontakte in<br />
größerem Umf<strong>an</strong>g ist ohne eine Beteiligung der<br />
Fachbereiche/Fachabteilungen einer Unternehmung nicht denkbar. Die<br />
Überzeugungsarbeit zu ihrer Beteiligung muß bei den Interessenlagen der<br />
Fachabteilungen <strong>an</strong>setzen, die z. B. von Praktik<strong>an</strong>ten weniger eine Be- als<br />
Entlastung erwarten.<br />
Die Reaktion auf Studenten<strong>an</strong>fragen und Bewerbungen ist eine "Nagelprobe"<br />
für ein glaubwürdiges Personalmarketing. Es müssen entsprechende<br />
innerorg<strong>an</strong>isatorische Bearbeitungskapazitäten zur Verfügung stehen, um<br />
das "Echo" auf die Außenkontakte adäquat (zügig, den Anliegen<br />
entsprechend) bewältigen zu können, um nicht vielversprechende erste<br />
Kontakte wieder in Frage zu stellen.<br />
Das Hochschulprogramm als Gesamtpaket ist für eine genaue<br />
Erfolgskontrolle und Effektivitätszumessung aufgrund seiner vielfältigen<br />
Nutzenpotentiale nur schwer zugänglich. Eine Annäherung <strong>an</strong> die globale<br />
Erfolgskontrolle eines Hochschulprogramms k<strong>an</strong>n mittels der Kontrolle<br />
einzelner Maßnahmen erfolgen, wie etwa die Ermittlung der<br />
Rekrutierungsquote unter den ehemaligen Praktik<strong>an</strong>ten/ Diplom<strong>an</strong>den.<br />
Auch bei einer restriktiveren Einstellungspolitik von Unternehmungen<br />
aufgrund einer konjunkturbedingt sich abschwächenden bzw. rückläufigen<br />
Geschäftsentwicklung werden sich personalbeschaffungsorientierte<br />
Hochschulkontakte zumindest von der Subst<strong>an</strong>z her als Rekrutierungsweg<br />
behaupten können. Denn die Beweggründe für die In<strong>an</strong>spruchnahme dieses<br />
Beschaffungsweges (frühzeitige Ansprache umworbener Zielgruppen;<br />
fundiertere Auswahlentscheidung etc.) verlieren auch in Zeiten einer<br />
insgesamt verringerten Nachfrage nach Nachwuchskräften nicht grundlegend<br />
<strong>an</strong> Bedeutung. Von dem generellen Erfordernis zur Kosten-Reduzierung in<br />
Zeiten knapperer Personal(beschaffungs)budgets werden allerdings auch die<br />
personalbeschaffungsorientierten Hochschulkontakte nicht verschont<br />
bleiben, was z. B. zu Einschränkungen im Maßnahmen-Bereich führt.<br />
Der zukünftige Stellenwert personalbeschaffungsorientierter<br />
Hochschulkontakte wird entscheidend durch die Veränderung<br />
beschäftigungsrelev<strong>an</strong>ter Rahmenbedingungen, die künftige<br />
Bedeutungszumessung personal(marketing)-strategischer Überlegungen in<br />
Unternehmungen und die generelle Entwicklung der Kooperation<br />
Unternehmungen - <strong>Hochschule</strong>n bestimmt werden.
Dorothea Alewell<br />
Interne Arbeitsmärkte als effizientes Koordinationsdesign zur Bewältigung<br />
betrieblicher Beschäftigungsprobleme. Eine Analyse unter besonderer<br />
Berücksichtigung von Informationsasymmetrien in Arbeitsverhältnissen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Willi Küpper, Universität Hamburg<br />
Mit der Arbeit wird eine doppelte Zielsetzung verfolgt:<br />
Erstens sollen Aussagen über die Effizienz des Beschäftigungssystems<br />
"Interner Arbeitsmarkt" abgeleitet werden. Zweitens soll die<br />
Fruchtbarkeit von solchen Ansätzen, die sich mit Informationsasymmetrien<br />
beschäftigen, für personalwirtschaftliche Analysen ausgelotet werden.<br />
Damit ist zugleich die Frage <strong>an</strong>gesprochen, ob die Verwendung<br />
informationsökonomischer Ansätze zu einer verbesserten theoretisch-ökonomischen<br />
Fundierung der Personalwirtschaftslehre beitragen k<strong>an</strong>n. Da die<br />
Informationsökonomie sich in <strong>an</strong>deren ökonomischen Teildisziplinen einer<br />
wachsenden Beliebtheit erfreut, wird damit zugleich auch die Frage<br />
verfolgt, ob auf der Basis dieser Ansätze eine stärkere Ausrichtung der<br />
Personalwirtschaftslehre als ökonomische Teildisziplin möglich wird.<br />
Um das erste Ziel zu erreichen, werden zunächst solche Erklärungs<strong>an</strong>sätze<br />
einer kritischen Würdigung unterzogen, mit denen der Anspruch erhoben<br />
wird, Beschäftigungssysteme in ihrer g<strong>an</strong>zen Komplexität unter Abwägung<br />
aller Effizienzwirkungen zu <strong>an</strong>alysieren: Zunächst wird die Osterm<strong>an</strong>'sche<br />
Theorie der Wahl zwischen Beschäftigungssystemen untersucht. Dar<strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>schließend wird der tr<strong>an</strong>saktionskostentheoretische Beitrag von<br />
Williamson, Wachter und Harris einer kritischen Würdigung hinsichtlich<br />
der Frage unterzogen, welchen Erklärungsbeitrag er hinsichtlich der<br />
Effizienz interner Arbeitsmärkte liefern k<strong>an</strong>n. Drittens wird der<br />
segmentationstheoretische Beitrag in der Fassung von Lutz unter eben<br />
diesem Blickwinkel <strong>an</strong>alysiert.<br />
Als Ergebnis der Untersuchung in diesem Teil läßt sich festhalten, daß<br />
alle drei Theorie<strong>an</strong>sätze gravierende Mängel aufweisen, die sowohl auf<br />
einer inhaltlichen, als auch auf einer grundlegenden, methodischen Ebene<br />
liegen. Die methodischen Mängel werden aufgezeigt und es wird im<br />
kritischen Vergleich herausgearbeitet, welcher Erklärungswert den<br />
Beiträgen zugemessen werden k<strong>an</strong>n. Keiner der gen<strong>an</strong>nten Ansätze bietet<br />
sich beim bisherigen Forschungsst<strong>an</strong>d als ausgereifter theoretischer Bezugsrahmen<br />
<strong>an</strong>, weder für die Frage nach der Effizienz interner<br />
Arbeitsmärkte noch für <strong>an</strong>dere personalwirtschaftliche Fragestellungen.<br />
Auf einer inhaltlichen Ebene läßt sich feststellen, daß der<br />
tr<strong>an</strong>saktionskostentheoretische Beitrag und der segmentationstheoretische<br />
Beitrag die gemeinsame zentrale These aufweisen, daß wesentliche<br />
Effizienzvorteile interner Arbeitsmärkte aus ihrer Funktion,<br />
betriebsspezifische Qualifikationen zu generieren und die so<br />
qualifizierten Arbeitnehmer <strong>an</strong> den Betrieb zu binden, resultieren. Diese<br />
- in der personalwirtschaftlichen Literatur weitverbreitete, aber<br />
überwiegend unüberprüft akzeptierte - These wird in einem weiteren Kapitel<br />
ausführlich untersucht und diskutiert.<br />
Dazu wird zunächst herausgearbeitet, auf welchem Qualifikationsbegriff<br />
eine solche Betrachtung betriebsspezifischer Qualifikationsbest<strong>an</strong>dteile<br />
sinnvoll aufgebaut werden k<strong>an</strong>n. Zudem wird untersucht, ob bzw. unter<br />
welchen Bedingungen betriebsspezifische Qualifikationen zu<br />
Effizienzvorteilen für das Unternehmen führen können. Abschließend wird<br />
die Frage thematisiert, ob aus der Diskussion um die Wirkungen von<br />
Unternehmenskulturen Aussagen über die Effizienzwirkungen betriebsspezifischer<br />
Qualifikationen abgeleitet werden können.<br />
Als zentrales Ergebnis läßt sich festhalten, daß die Effizienzwirkungen<br />
betriebsspezifischer Qualifizierung in einer unsicheren und komplexen<br />
Umwelt so widersprüchlich sind, daß betriebsspezifische Qualifikationen<br />
als zentraler Erklärungsfaktor für die Effizienz interner Arbeitsmärkte<br />
nicht sinnvoll verwendet werden können.
Damit wird also insgesamt gezeigt, daß die gen<strong>an</strong>nten Ansätze zur Theorie<br />
interner Arbeitsmärkte sowohl auf einer methodischen als auch auf einer<br />
inhaltlichen Ebene nicht tragfähig sind. Eine Ursache dafür besteht unter<br />
<strong>an</strong>derem darin, daß der Versuch gemacht wird, die Effizienz von<br />
Beschäftigungssystemen in ihrer g<strong>an</strong>zen Komplexität zu beurteilen, während<br />
die theoretische Fundierung noch l<strong>an</strong>ge nicht leistungsfähig genug ist, um<br />
dieser <strong>an</strong>spruchsvollen Aufgabe auch gerecht zu werden.<br />
Im zweiten Teil der Arbeit wird daher der Anspruch eingeschränkt:<br />
Untersucht werden als weitere, jedoch nur partielle, Erklärungsfaktoren<br />
für die Effizienz interner Arbeitsmärkte Informationsasymmetrien in<br />
Arbeitsverhältnissen. Dabei wird auf eine Klassifikation von Sprem<strong>an</strong>n<br />
zurückgegriffen, der Situationen mit asymmetrischer<br />
Informationsverteilung einteilt in Qualitätsunsicherheit, Hold-up und<br />
Moral-Hazard. Es wird gezeigt, daß alle drei Situationstypen in<br />
Arbeitsverhältnissen auftreten können. Daher wird für jeden Bereich<br />
getrennt untersucht, unter welchen Bedingungen typische Regelungen<br />
interner Arbeitsmärkte als Reaktion der Arbeitgeber auf die asymmetrische<br />
Informationsverteilung gedeutet werden können. Damit wird jedoch nicht<br />
der Anspruch verfolgt, Aussagen über die "Gesamteffizienz" interner<br />
Arbeitsmärkte zu treffen; untersucht wird nur die Frage, ob einzelne<br />
Regelungen in internen Arbeitsmärkten als Koordinationsdesign (jeweils<br />
aus Sicht des Vertragspartners mit dem Informationsdefizit) geeignet sein<br />
könnten, um mit der Informationsasymmetrie umzugehen. Anschließend werden<br />
die zunächst getrennten Überlegungen zu den einzelnen Formen der<br />
Informationsasymmetrie zusammengeführt. Es wird herausgearbeitet, in<br />
welchen Arbeitsverhältnissen und zu welchen Zeitpunkten diese jeweils<br />
vorliegen könnten.<br />
Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß erstens alle drei gen<strong>an</strong>nten<br />
Situationstypen in Arbeitsverhältnissen auftreten und sich überlappen und<br />
daß zweitens die Regelungen interner Arbeitsmärkte jeweils für partielle<br />
Probleme, die aus diesen Informationsasymmetrien resultieren, als<br />
effiziente Koordinationsdesigns unter bestimmten Bedingungen gedeutet<br />
werden können: Beispielsweise können die Lohnstrukturen interner<br />
Arbeitsmärkte sowohl als Self-selection-Design fungieren, die der<br />
Arbeitgeber in einer Situation der Qualitätsunsicherheit über<br />
unveränderliche Qualifikationsmerkmale der Arbeitnehmer <strong>an</strong>wendet, als<br />
auch als effizientes R<strong>an</strong>gfolgeentlohnungssystem in einer Moral-Hazard-<br />
Situation mit einem Prinzipal und mehreren Agenten, wenn letztere in<br />
ihrer Tätigkeit einem hohen gemeinsamen Ergebnisrisiko unterliegen.<br />
Ebenso können z. B. die Beförderungsregeln und Aufstiegsleitern in<br />
internen Arbeitsmärkten als Maßnahme des Arbeitgebers gedeutet werden, um<br />
in einer bilateralen Hold-up-Situation seine Interessen gegen die<br />
Arbeitnehmer zu schützen. Bilaterale Hold-up-Situationen lassen sich<br />
zudem als Gef<strong>an</strong>genendilemma-Situationen interpretieren.<br />
Maßnahmen des Arbeitgebers werden daher darauf hin untersucht, ob sie<br />
sich als kooperationsfördernde Strategien in iterativen<br />
Gef<strong>an</strong>genendilemma-Situationen deuten lassen. Insgesamt können damit auf<br />
der Basis der informationsökonomischen Überlegungen wesentlich<br />
differenziertere Effizienzbeurteilungen abgeleitet werden als auf der<br />
Grundlage der im ersten Teil der Arbeit besprochenen Ansätze.<br />
Zugleich wird aber am Thema der Effizienz interner Arbeitsmärkte erstmals<br />
systematisch die Fruchtbarkeit einer informationsökonomischen<br />
Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> personalwirtschaftliche Fragestellungen demonstriert.<br />
Damit wird der zweiten Zielsetzung der Arbeit entsprochen. Da die<br />
Untersuchung der Fruchtbarkeit einer solchen Forschungsperspektive<br />
zunächst nur eng auf die Frage nach der Effizienz interner Arbeitsmärkte<br />
bezogen beh<strong>an</strong>delt wird, werden in einem Ausblick zum Abschluß der Arbeit<br />
weitere personalwirtschaftliche Fragestellungen <strong>an</strong>gesprochen, die sinnvoll<br />
mit Hilfe der informationsökonomischen Ansätze bearbeitet werden<br />
können. Weiterhin wird aufgezeigt, daß sich zahlreiche Ansatzpunkte für
einen interdisziplinären Dialog zwischen neueren soziologischen Arbeiten<br />
und solchen Arbeiten, die sich auf Macht in Org<strong>an</strong>isationen beziehen<br />
einerseits und den informationsökonomischen Ansätzen <strong>an</strong>dererseits<br />
ergeben. Die oben gen<strong>an</strong>nten informationsökonomischen Ansätze bieten sich<br />
als theoretische Grundlage für personalwirtschaftliche Analysen <strong>an</strong>,<br />
welche einerseits eine stärkere Einbindung der Personalwirtschaftslehre<br />
als ökonomische Teildisziplin ermöglicht, <strong>an</strong>dererseits aber auch<br />
Ansatzpunkte zu einem auch in Zukunft notwendigen Dialog mit den<br />
Verhaltenswissenschaften bietet.<br />
Gabriel Barell<br />
Bewährungskontrollen von Assessment Centern mittels testtheoretischer<br />
Validitätsmodelle ─ unter besonderer Berücksichtigung der<br />
verhaltensorientierten "Within-exercise-Vari<strong>an</strong>te" zur Prognose<br />
allgemeiner Führungseignung in einer Schweizer Großb<strong>an</strong>k*<br />
Betreuer: Prof.Dr. Norbert Thom<br />
Die betriebswirtschaftliche Lehre und Forschung bemüht sich im Rahmen der<br />
Personalwirtschaft intensiv um die Prognose zukünftiger<br />
Leistungsunterschiede. Ob diese Prognose gelingt oder nicht, sollte<br />
periodisch überprüft werden. Das gilt natürlich auch für die<br />
führungseignungsdiagnostische Methode "Assessment Center" (AC). Diese<br />
findet zwar auch in der Schweiz mehr und mehr Anwender, doch fehlen<br />
hierzul<strong>an</strong>de diesbezügliche Forschungen gänzlich. Gabriel Barell setzt<br />
sich deshalb in seiner Arbeit das Ziel, Teile der im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
der AC-Methode formulierten Theorien durch weitere Forschung zu<br />
erhärten.<br />
Dazu legt er zunächst die entsprechenden Theorien offen.<br />
Im ersten Teil entwickelt er ein allgemeines Schema zur Einteilung aller<br />
eignungsdiagnostischer Verfahren. Seiner Meinung nach k<strong>an</strong>n jede nicht<br />
nach dem Zufallsprinzip erfolgende eignungsdiagnostische Beurteilung als<br />
ein System verschiedener Hypothesen betrachtet werden, welches zunächst<br />
auf einer Extremgruppenbildung am Arbeitsplatz basiert. Er spricht von<br />
vier grundverschiedenen Hauptkonzepten: Je nach Ansatz sollen sich<br />
erfolgreiche von weniger erfolgreichen Mitarbeitern durch bestimmte<br />
"Kennzeichen", "Ergebnisse", "Eigenschaftsausprägungen" oder<br />
"Verhaltensweisen" unterscheiden. Daraus resultieren nach Barell vier<br />
völlig verschiedene "Konzepthypothesen". Diese würde/n bei jeder<br />
Beurteilung durch "Verfahrenshypothesen" ergänzt, denn welche/s<br />
Konzept/e auch immer Ausg<strong>an</strong>gspunkt sei/en, irgendwie müßten die<br />
(verg<strong>an</strong>genen oder aktuellen) Kennzeichen, Ergebnisse, Eigenschaften oder<br />
Verhaltensweisen der Prob<strong>an</strong>den festgestellt ("gemessen") werden.<br />
Ziel dieser Messungen seien schließlich sogen<strong>an</strong>nte "Prädiktoren". Diese<br />
könnten auf verschiedene Art und Weise mitein<strong>an</strong>der kombiniert werden,<br />
weshalb sich eignungsdiagnostische Einschätzungen je nach Art und Zahl<br />
der verwendeten Prädiktoren sowie der eingesetzten Kombinationsverfahren<br />
auch durch ihre "Prädiktor(kombinations)hypothesen" unterscheiden<br />
würden.<br />
Im zweiten Teil befaßt sich der Autor d<strong>an</strong>n mit den konkreten Konzept-,<br />
Verfahrens- und Prädiktor(kombinations)hypothesen von ACn. Er schildert,<br />
wie diese bezüglich Konzepthypothese allgemein als verhaltensorientierte<br />
Ansätze gelten. Es sollen jedoch auch nach dem Ergebnis- und dem Eigenschafts<strong>an</strong>satz<br />
konzipierte Assessment Center existieren, und<br />
Einheitlichkeit bestehe auch bei den zugrundeliegenden Verfahrens- und<br />
Prädiktor(kombinations)hypothesen bei weitem nicht. Nach Meinung Barells<br />
läßt sich deshalb die AC-Methode schlechthin nicht überprüfen, sondern<br />
jeweils nur ein spezifisches AC, im besten Fall ein spezieller AC-Typ.<br />
Am Beispiel des Direktions-ACs der Schweizerischen Kredit<strong>an</strong>stalt (SKA)<br />
schildert der Autor Geschichte, Aufbau, Ziele und Bedeutung eines solch<br />
repräsentativen AC-Typus, nämlich der "verhaltensorientierten Within-
exercise-Vari<strong>an</strong>te zur Prognose allgemeiner Führungseignung". Insbesondere<br />
aber legt er die jener Vari<strong>an</strong>te zugrundeliegenden Hypothesen offen und<br />
visualisiert sie in einem selbstkonzipierten Modell. Daraus folge<br />
bezüglich Verfahrenshypothesen, daß sich die gegenwärtigen<br />
Verhaltensweisen in Simulationsübungen (Gruppen- und Einzelübungen, die<br />
den relev<strong>an</strong>ten Arbeitssituationen genügend ähnlich sind und einzeln und<br />
in ihrer Gesamtheit eine genügende Anzahl beobachtbarer relev<strong>an</strong>ter<br />
Verhaltensweisen provozieren) von mehreren Beobachtern objektiv und<br />
zuverlässig beobachten und (<strong>an</strong>schließend) beurteilen lassen. D<strong>an</strong>eben<br />
basiere dieser AC-Typ auf den Prädiktor(kombinations)hypothesen, daß die<br />
Urteile über ähnliche Verhaltensweisen aus allen Übungen durch<br />
Gruppendiskussion unter Berücksichtigung situativer Aspekte zu wenigen,<br />
erfolgsrelev<strong>an</strong>ten und hinreichend vonein<strong>an</strong>der abgrenzbaren Dimensionen<br />
zusammengefaßt werden könnten, wobei allfällige Meß- und Beurteilungsfehler<br />
vernachlässigbar klein seien.<br />
Zum Überprüfen von solchen Assessment Centern sind - so der Autor -<br />
bisl<strong>an</strong>g praktisch vollumfänglich und kritiklos die sogen<strong>an</strong>nten<br />
"Validitätsmodelle" der psychologischen Testtheorie übernommen worden.<br />
Barells Erläuterungen in den Teilen I und II zeigen jedoch große<br />
Diskrep<strong>an</strong>zen zwischen den zugrundeliegenden Hypothesen von Tests und<br />
ACn. In Teil III <strong>an</strong>alysiert er deshalb die Fragen, ob und welche<br />
Validitätsmodelle sich zum Ueberprüfen der AC-Hypothesen eignen und ob<br />
allenfalls weitere Prüfverfahren notwendig seien.<br />
Er kommt dabei zum Ergebnis, daß die Validitätsmodelle in der Tat benützt<br />
werden können (zum Testen der üblichen AC-Konzepthypothese<br />
beispielsweise das Modell der prognostischen Validität). Doch lasse<br />
sich - so der Autor - eine Reihe von Hypothesen, deren Gültigkeit den<br />
Erfolg oder Mißerfolg der Methode "Assessment Center" nachhaltig<br />
beeinflussen könne, nicht oder kaum mit den fünf klassischen<br />
Validitätsmodellen <strong>an</strong>gehen.<br />
Im Hinblick auf seine eigenen empirischen Untersuchungen liefert der<br />
Autor im vierten Teil die umfassendste Darstellung bisheriger AC-<br />
Bewährungskontrollen (inklusive jener, die über die klassischen<br />
Validitätsmodelle hinausgehen). Er schafft damit eine Vergleichsbasis<br />
für seine eigenen Ergebnisse und bewertet die bisherigen<br />
Forschungs<strong>an</strong>sätze zugunsten eines effizienten Forschungspl<strong>an</strong>s.<br />
Basierend auf diesen Erkenntnissen schildert er im fünften Teil den<br />
Ansatz zu seinem praktischen Forschungsbeitrag mit dem Ziel, die<br />
wichtigsten Hypothesen des SKA-Direktions-ACs nach dem neusten St<strong>an</strong>d<br />
der Forschung - d.h. <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der sinnvollsten Validitätsmodelle sowie<br />
mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse - zu prüfen.<br />
Er zeigt zunächst, daß für praktisch alle Prüfmodelle ähnliche Daten<br />
benötigt werden, nämlich die verschiedenen AC-Urteile sowie diesen<br />
Urteilen entsprechende (d.h. dimensionsorientierte) Scores für die<br />
spätere Leistung der AC-Absolventen am Arbeitsplatz.<br />
Die AC-Urteile entnahm der Autor - seiner Beschreibung gemäß - den 236<br />
SKA-AC-Dossiers der Jahre 81 - 83 sowie den 144 Dossiers der Jahre 83 -<br />
85; d.h. zwei Phasen, in denen dieses jeweils in unveränderter Form<br />
durchgeführt wurde.<br />
Da im SKA-Mitarbeiterbeurteilungsverfahren keine den AC-Dimensionen entsprechenden<br />
On-the-job-Urteile abgegeben worden seien, mußte Barell die<br />
ehemaligen AC-Teilnehmer neu beurteilen lassen. Um möglichst viele solche<br />
Urteile zu gewinnen, befragte er <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs 1991 die Vorgesetzten, Kollegen<br />
und Mitarbeiter (Fremdbild) sowie die Prob<strong>an</strong>den selbst (Eigenbild);<br />
letztere - 117 <strong>an</strong> der Zahl - erhielten als Gegenleistung eine<br />
differenzierte Rückmeldung über ihre Führungswirkung. Die Fragen selbst<br />
bezogen sich auf konkrete Verhaltensweisen (zu beurteilen waren<br />
Häufigkeit, Erfolgsrelev<strong>an</strong>z und Leistung in den AC-Dimensionen) und die<br />
Akzept<strong>an</strong>z des Assessment Centers. Die drei Skalen Häufigkeit,<br />
Erfolgsrelev<strong>an</strong>z und Leistung wurden mitein<strong>an</strong>der verknüpft, so daß ein
verhaltensorientiertes Kriterium entst<strong>an</strong>d, welches die unterschiedlichen<br />
Anforderungen verschiedener Arbeitsplätze berücksichtigte. Dieses<br />
Kriterium kombinierte er schließlich mit einem mikroökonomisch<br />
fundierten Karrierekriterium in Form des Durchschnittslohns der R<strong>an</strong>gstufe,<br />
welche der Prob<strong>an</strong>d bis Ende 1990 erreicht hatte. Es resultierten<br />
Gesamtscores in Form eines "Geldwerts" der beurteilten Mitarbeiter,<br />
Scores, die auch Kosten-Nutzen-Analysen zulassen sollten.<br />
Die umf<strong>an</strong>greichen AC-Noten sowie die Angaben aus den 824 eingetroffenen<br />
Fragebogen machte der Autor einer elektronischen Daten<strong>an</strong>alyse<br />
zugänglich. Mittels leistungsfähiger Statistikprogramme berechnete er<br />
zahlreiche Zusammenhänge zwischen den erhobenen Daten mit dem Ziel, die<br />
Ergebnisse später den einzelnen Validitätsmodellen und damit den<br />
Hypothesen zuzuordnen. Er erwartete, auf diese Art und Weise praktisch zu<br />
allen AC-Hypothesen wissenschaftlich fundierte Aussagen machen zu können.<br />
In Teil VI faßt der Autor die wichtigsten Ergebnisse zusammen und kommentiert<br />
sie im siebten Teil kritisch.<br />
Seiner Meinung nach sprechen die Resultate für ein prognostisch,<br />
konstrukt-, kontent- und sozial valides Assessment Center, welches der<br />
SKA - unter konservativen Annahmen - einen Nettonutzen von jährlich<br />
rund SFr. 120.000.- pro befördertem Mitarbeiter bringt.<br />
Der Firma empfiehlt Barell deshalb das unbedingte Beibehalten der Methode<br />
und liefert ein paar Anknüpfungspunkte für Veränderungen.<br />
Für <strong>an</strong>dere Interessenten/Anwender formuliert er die Empfehlung, sich bei<br />
Konstruktion und Durchführung eines Assessment Centers keinesfalls <strong>an</strong><br />
der klassischen Eignungsdiagnostik (Eigenschaften) zu orientieren. Als<br />
wichtigste Konsequenz daraus nennt er, daß das Augenmerk in Zukunft<br />
noch intensiver auf die Kontentvalidität der Methode gerichtet werden<br />
müsse. Die Konstruktionsphase des ACs werde damit zu einer<br />
entscheidenden Komponente für dessen Effizienz. Und mindestens ebenso<br />
wichtig sei eine regelmäßige ex post-Kontentvalidierung, also eine<br />
periodische Überprüfung der Übungen auf adäquates Abbilden und Simulieren<br />
des Geschehens in der Zielfunktion.<br />
Flori<strong>an</strong> Schramm<br />
Beschäftigungsunsicherheit. Wie sich die Risiken des Arbeitsmarkts auf<br />
die Beschäftigten auswirken - Empirische Analysen in Ost und West*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Burkhard Strümpel (nach dessen Tode Betreuung durch<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Strothm<strong>an</strong>n sowie Prof. Dr. Gertraude Krell)<br />
Fragestellung der Untersuchung<br />
Gegenst<strong>an</strong>d der Analyse ist die Beschäftigungsunsicherheit und deren<br />
Konsequenzen für arbeitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen. Die<br />
Relev<strong>an</strong>z dieser Thematik braucht <strong>an</strong>gesichts der Beschäftigungslage in<br />
Ostdeutschl<strong>an</strong>d kaum betont zu werden. In Anbetracht der gegenwärtigen<br />
Rezession, der seit nahezu zw<strong>an</strong>zig Jahren bestehenden Arbeitslosigkeit<br />
sowie der Hoffnungen, die seit den achtziger Jahren mit den Stichworten<br />
Deregulierung und Flexibilisierung gemeinhin verbunden werden, ist die<br />
Beh<strong>an</strong>dlung dieser Fragestellung auch ohne die Entwicklungen in den<br />
früheren RGW-Staaten dringend geboten.<br />
Theoretische Basis<br />
Die Problemorientierung - d.h. es stehen empirische Phänomene wie die<br />
Sorgen um den Erhalt des Arbeitsplatzes im Mittelpunkt - erfordert eine<br />
interdisziplinäre Sichtweise. Dementsprechend werden Erkenntnisse und<br />
Theorien der betriebswirtschaftlichen bzw. org<strong>an</strong>isationspsychologischen<br />
<strong>Personalforschung</strong>, der mikrosoziologischen Wohlfahrtsforschung, der<br />
industriesoziologischen Analyse von Arbeitsbeziehungen sowie der<br />
volkswirtschaftlichen Strukturtheorien des Arbeitsmarkts genutzt. Die<br />
gemeinhin unverbundenen Forschungsgebiete bieten alternative Erklärungen<br />
für Ausmaß und Struktur der Arbeitsplatzunsicherheit sowie durchaus<br />
kontroverse Aussagen über deren Konsequenzen. Ein Leitmotiv der Arbeit
ist daher die Gegenüberstellung der Vorteilhaftigkeit unsicherer<br />
Beschäftigungsverhältnisse im Sinne ihrer personalpolitischen<br />
Flexibilität und ihres disziplinierenden Charakters und deren Nachteile,<br />
die in massiven Wohlfahrtseinbußen und Desengagement der Beschäftigten<br />
bestehen.<br />
Untersuchungsmethoden<br />
Die Arbeit ist empirisch orientiert. Die Datenbasis besteht vor allem aus<br />
st<strong>an</strong>dardisierten Befragungen in dem Zeitraum von 1985 bis 1990 in<br />
Westdeutschl<strong>an</strong>d. Aus der DDR werden Daten vom Juni 1990 in die Analyse<br />
einbezogen. Im näheren h<strong>an</strong>delt es sich um eine Umfrage aus dem Jahr 1985,<br />
die <strong>an</strong> der Forschungsstelle Sozialökonomik der Arbeit der FU Berlin in<br />
Folge umf<strong>an</strong>greicher qualitativer Erhebungen konzipiert wurde. Außerdem<br />
nehmen Analysen des Sozioökonomischen P<strong>an</strong>els, eine seit 1984 jährlich vom<br />
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte<br />
Bevölkerungsumfrage, die sich durch ihr <strong>an</strong>spruchsvolles Design sowie<br />
thematische Vielfalt auszeichnet, einen breiten Raum ein. Bereits 1990<br />
erfolgte eine Befragung im Rahmen des Sozioökonomischen P<strong>an</strong>els in<br />
Ostdeutschl<strong>an</strong>d. Ergänzend werden für Ostdeutschl<strong>an</strong>d - aufgrund des<br />
unbek<strong>an</strong>nten Terrains und der besonderen Aktualität der Fragestellung -<br />
qualitative Interviews her<strong>an</strong>gezogen.<br />
Die Daten<strong>an</strong>alyse erfolgt mit gängigen Verfahren (Häufigkeitsauszählungen,<br />
Regressions<strong>an</strong>alysen, Multiple Klassifikations<strong>an</strong>alyse etc.) und LISREL,<br />
einem multivariaten Verfahren, welches sich in seiner Kombination von<br />
Faktoren- und Regressions<strong>an</strong>alyse für die Analyse von Zusammenhängen, die<br />
lediglich mit meßfehlerbehafteten Indikatoren erfaßt werden können,<br />
bewährt.
Ergebnisse<br />
Erwartungsgemäß erweisen sich Konstrukte wie Arbeitsplatz- oder<br />
Beschäftigungsunsicherheit als facettenreich. Die<br />
Beschäftigungsverhältnisse werden in Westdeutschl<strong>an</strong>d im Gegensatz zu<br />
Ostdeutschl<strong>an</strong>d insgesamt als vergleichsweise sicher wahrgenommen.<br />
Unsichere Beschäftigungsverhältnisse finden sich in Westdeutschl<strong>an</strong>d im<br />
Gegensatz zu Ostdeutschl<strong>an</strong>d verstärkt in kleinen Betrieben, bei jüngeren<br />
Beschäftigten sowie Arbeitern.<br />
Einschlägig sind die hohen Wohlfahrtseinbußen, die mit<br />
Arbeitsplatzunsicherheit verbunden sind. Insbesondere die<br />
Arbeitszufriedenheit wird durch Unsicherheit außerordentlich<br />
beeinträchtigt. Aufgrund der wahrgenommenen Unsicherheit wählen die<br />
Betroffenen Strategien und Verhaltensmuster, die sich mit "Konkurrenz<br />
statt Kooperation" beschreiben lassen. Diese Konkurrenz unter den<br />
Beschäftigten dürfte kaum den Unternehmenszielen dienlich sein.<br />
Arbeitsplatzsicherheit nimmt bei den Beschäftigten eine äußerst hohe<br />
Priorität ein. Sie ist eine conditio sine qua non für die Verwirklichung<br />
<strong>an</strong>derer Ansprüche, die mit einer Tätigkeit verbunden sind. Auch vor dem<br />
Hintergrund des vielfach dokumentierten gesellschaftlichen W<strong>an</strong>dels der<br />
letzten zw<strong>an</strong>zig Jahre, der mit Stichworten wie Individualisierung,<br />
Pluralisierung und Wertw<strong>an</strong>del zu kennzeichnen ist, steht seitens der<br />
Beschäftigten die subjektive Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht zur<br />
Disposition.<br />
Auf der Verhaltensebene lassen sich beeindruckende Zusammenhänge zwischen<br />
der Arbeitsmarktsituation und dem Kr<strong>an</strong>kheitsverhalten aufzeigen. In der<br />
Tat ist davon auszugehen, daß die Unsicherheit des Arbeitsplatzes<br />
(äußerlich) disziplinierend wirkt, so daß in krisenhaften Zeiten weniger<br />
Kr<strong>an</strong>kheitstage in Anspruch genommen werden. Die wesentliche Ursache für<br />
den Zusammenh<strong>an</strong>g von Arbeitsmarktsituation und Fehlzeiten ist aber in der<br />
in Krisenzeiten verstärkten Freisetzung von Arbeitnehmer(innen), die<br />
besonders viel fehlen, etwa in Form von Frühverrentung zu sehen.<br />
Bek<strong>an</strong>ntermaßen ist die Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />
schlichtweg katastrophal; weitaus weniger bek<strong>an</strong>nt sind die Konsequenzen<br />
für die Betroffenen. Für die Personalpolitik stehen dabei die<br />
Konsequenzen im Mittelpunkt, die sich über geänderte Einstellungen und<br />
Verhaltensweisen der betroffenen Beschäftigten auch im betrieblichen<br />
Kontext bemerkbar machen. Diese unterscheiden sich nicht prinzipiell von<br />
denen, die bei westdeutschen Arbeitnehmern festzustellen sind. Der besondere<br />
Zusammenhalt der "Notgemeinschaft" ist schnell verflogen. Die<br />
umf<strong>an</strong>greiche und intensive Betroffenheit der ostdeutschen<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeitigt entsprechende Einstellungen<br />
und Verhaltensweisen im Betrieb. Noch vor der Wirtschafts-, Währungs- und<br />
Sozialunion ist die bereits weit verbreitete Unsicherheit wesentliche<br />
Ursache für die Arbeitsunzufriedenheit. Desgleichen läßt sich das g<strong>an</strong>ze<br />
Verhaltensrepertoire, welches die Strategie "Konkurrenz statt<br />
Koooperation" nahelegt, nachzeichnen: Das Zurückhalten von Informationen,<br />
das Anschwärzen von Kollegen und sogar Beispiele physischer Gewalt in der<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung um Arbeitsplätze werden berichtet.<br />
Weiterführende Fragen<br />
Vier meines Erachtens zentrale Fragen sollen skizziert werden. Erstens<br />
ist festzuhalten, daß eine in sich halbwegs konsistente Theorie über den<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g von Arbeitsmarkt und Unternehmung nicht existiert. Hier<br />
besteht ein erheblicher Forschungsbedarf im Sinne einer empirisch<br />
fundierten Theorieentwicklung. Zweitens ist das Wissen über das<br />
betriebliche Beschäftigungsverhalten aufgrund fehlender Informationen<br />
über die Arbeitskräftenachfrage dürftig. Ein arbeitsmarktbezogenes Betriebsp<strong>an</strong>el,<br />
wie es schon seit längerem <strong>an</strong>gemahnt wird, könnte hier eine<br />
fruchtbare Informationsbasis bilden. Wenn - und vieles spricht dafür -<br />
von einer zunehmenden Bedeutung der Subjekthaftigkeit der Arbeit und dem<br />
Fortbestehen einer makroökonomischen Lage, die sich von der Stagnation
der siebziger Jahre und noch mehr von der Prosperität der sechziger Jahre<br />
unterscheidet, auszugehen ist, d<strong>an</strong>n ist drittens der personalpolitischen<br />
Seite des Themenbereichs "Sicherung des Lebensunterhalts durch<br />
Erwerbsarbeit" mehr Beachtung als bisher zu schenken.<br />
Abschließend sei hier eine konkrete Fragestellung <strong>an</strong>gesprochen: Stellt<br />
die Arbeitsplatzunsicherheit aufgrund ihres demotivierenden Charakters,<br />
der den disziplinierenden Effekt weitaus überwiegen dürfte, ein Hemmnis<br />
bei der Umstrukturierung von Org<strong>an</strong>isationen dar? Wie wäre ggfs. ein<br />
derartiger Kreislauf von ökonomischem Niederg<strong>an</strong>g und fehlendem Engagement<br />
der Beschäftigten zu durchbrechen?<br />
4. Personalentwicklung/Weiterbildung<br />
Petra Dick<br />
Personalentwicklung aus mikropolitischer Perspektive. Mikropolitik und<br />
Sozialisation<br />
Betreuer: Prof. Dr. Oswald Neuberger, Universität Augsburg<br />
Wie Erfahrungsberichte zeigen, ist Mikropolitik ein fester Best<strong>an</strong>dteil<br />
der betrieblichen Lebenswirklichkeit. Nahezu jeder Arbeitnehmer wird im<br />
Laufe seines Arbeitslebens mit mikropolitischen Erscheinungen<br />
konfrontiert und muß lernen, damit umzugehen. Mit entsprechenden<br />
Lernprozessen beschäftigt sich diese Arbeit: Mikropolitik wird als<br />
Gegenst<strong>an</strong>d der Personalentwicklung, die hier in alternativer Weise mit<br />
"org<strong>an</strong>isationaler Sozialisation" gleichgesetzt ist, theoretisch und<br />
empirisch beleuchtet. Vorr<strong>an</strong>giges Ziel ist es, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Beispielen aus<br />
dem betrieblichen Alltag zu zeigen, wie Org<strong>an</strong>isationsmitglieder im Rahmen<br />
eines komplexen informalen Sozialisationsprozesses mit der Bedeutung<br />
sowie mit spezifischen Inhalten und Regeln der Mikropolitik vertraut<br />
gemacht werden und welche Schlußfolgerungen individuell daraus gezogen<br />
werden.<br />
Den Ausführungen liegt die h<strong>an</strong>dlungstheoretisch fundierte Annahme zugrunde,<br />
daß Menschen in ihren H<strong>an</strong>dlungen Interessen und Ziele zu<br />
verwirklichen suchen, die zumindest teilweise mit den Interessen und<br />
Zielen <strong>an</strong>derer kollidieren. Dabei ist es im wesentlichen eine Frage der<br />
Machtverhältnisse, wer seine Vorstellungen am weitesten verwirklichen<br />
k<strong>an</strong>n. Somit ist soziales H<strong>an</strong>deln seinem Wesen nach von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong><br />
politisch. Mikropolitisch wird es d<strong>an</strong>n, wenn die wahren Beweggründe des<br />
H<strong>an</strong>delns - weil sozial geächtet - nicht offengelegt, sondern hinter<br />
allgemein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Zielen und Werten versteckt werden. Mikropolitische<br />
Aktivitäten werden daher in dieser Arbeit als getarnte Versuche<br />
individueller Interessenverwirklichung bezeichnet.<br />
Zunächst wird ein theoretisches Fundament geschaffen. Grundlage ist das<br />
am Lehrstuhl Neuberger entwickelte "soziale H<strong>an</strong>dlungsmodell". Hierbei<br />
h<strong>an</strong>delt es sich um eine Rahmenkonzeption zur Erklärung sozialen H<strong>an</strong>delns<br />
und sozialer Ordnung in Org<strong>an</strong>isationen, die im Gegensatz zu vielen<br />
<strong>an</strong>deren Ansätzen sowohl der Eigenwilligkeit und Reflexivität der<br />
menschlichen Natur als auch der Bedeutung struktureller Aspekte Rechnung<br />
trägt. Teilweise modifiziert und ergänzt, ermöglicht dieses Konzept eine<br />
systematische Verknüpfung der beiden Schlüsselbegriffe "Mikropolitik" und<br />
"Sozialisation".<br />
Im zweiten Teil der Arbeit werden die Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung, im Rahmen derer ca. 60 Quellen der sogen<strong>an</strong>nten<br />
Arbeiterliteratur inhalts<strong>an</strong>alytisch ausgewertet wurden, präsentiert. An<br />
acht ausgewählten Fallbeispielen wird illustriert, wie kontextuelle<br />
Faktoren das Denken und H<strong>an</strong>deln der Akteure k<strong>an</strong>aliseren und die<br />
Freisetzung mikropolitischer Aktivitäten beeinflussen, wie sich<br />
mikropolitisches H<strong>an</strong>deln im Rahmen sozialer Interaktion entfaltet und wie<br />
es subjektiv erlebt und bewertet wird.<br />
Die Fall<strong>an</strong>alyse hat deutlich gemacht, daß Mikropolitik ein sehr<br />
differenziertes Phänomen ist, das aus dem Zusammenspiel verschiedener
Faktoren resultiert und dessen Zust<strong>an</strong>dekommen und Wirkungsweise nur unter<br />
Berücksichtigung struktureller, situativer, interpersoneller und<br />
individueller Aspekte <strong>an</strong>gemessen beurteilt werden k<strong>an</strong>n. Fallübergreifend<br />
läßt sich folgendes festhalten:<br />
1. Mikropolitik ist ein universelles Phänomen. Sie wird - wenn auch in<br />
unterschiedlicher Form - von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, auf oberen<br />
wie unteren Hierarchieebenen praktiziert. Sie ist daher weder als<br />
Privileg einer kleinen elitären Gruppe noch als typisches "underdog"-<br />
Verhalten zu begreifen.<br />
2. Mikropolitik entfaltet sich im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Freiheit und<br />
Zw<strong>an</strong>g: Sie wird wahrscheinlich, weil strukturelle Vorgaben die<br />
individuelle H<strong>an</strong>dlungsfreiheit und im Zuge dessen auch die Ch<strong>an</strong>cen auf<br />
Wahrung persönlicher Interessen einschränken, und möglich, weil dieses<br />
Geflecht <strong>an</strong> Vorschriften, Regeln, Sachzwängen usw. zw<strong>an</strong>gsläufig<br />
lückenhaft und durchlässig ist. Die Beziehung zwischen Struktur und<br />
H<strong>an</strong>dlung k<strong>an</strong>n unterschiedliche Formen und Intensitätsgrade <strong>an</strong>nehmen.<br />
Entsprechend ist zwischen Auslöse- und Möglichkeitsbedingungen zu<br />
differenzieren. Dabei ist zu beachten, daß H<strong>an</strong>dlungsspielräume nicht nur<br />
von äußeren Vorgaben, sondern gleichsam von inneren - weil verinnerlichten<br />
- Zwängen begrenzt werden. Die bereits im Rahmen der vor- und<br />
außerbetrieblichen Sozialisation vermittelten und innerbetrieblich<br />
oftmals stabilisierten Deutungs- und Bewertungsschemata beeinflussen als<br />
"innere Regulative" in erheblichem Maße das Denken und H<strong>an</strong>deln der<br />
Akteure. Damit wird zugleich deutlich, daß eine Beschränkung auf<br />
org<strong>an</strong>isationsstrukturelle Größen zu kurz greift und eine adäquate<br />
Interpretation mikropolitischen H<strong>an</strong>delns eine explizite Einbeziehung der<br />
von überbetrieblichen Strukturen ausgehenden Einflüsse erfordert. So sind<br />
beispielsweise geschlechtsspezifische Besonderheiten im Umg<strong>an</strong>g mit<br />
Mikropolitik zu weiten Teilen Resultate einer auf den Erhalt patriarchalischer<br />
Herrschaft ausgerichteten Sozialisation. Allgemeiner<br />
ausgedrückt: Die aktuelle Strukturierung org<strong>an</strong>isationaler H<strong>an</strong>dlungsfelder<br />
ist immer (auch) Ausdruck und Folge der Herrschaftsverhältnisse in Staat<br />
und Gesellschaft.<br />
3. Mikropolitik hat unterschiedliche Zielrichtungen. Die Anwendung<br />
entsprechender Strategien k<strong>an</strong>n auf eine dauerhafte Umgestaltung der im<br />
alltäglichen Zusammenwirken gültigen Spielregeln abzielen, sie k<strong>an</strong>n,<br />
ergänzend oder alternativ dazu, aber auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Ziele, wie etwa<br />
Angstabwehr, Aggressionsabbau, Frustrationsbewältigung oder<br />
Selbstwertstabilisierung verfolgen. Affektiv motiviertes und auf<br />
psychohygienische Ziele gerichtetes H<strong>an</strong>deln ist in den Fällen<br />
"politisch", in denen eigene Interessen, Ziele oder Bedürfnisse bewußt<br />
auf Kosten <strong>an</strong>derer realisiert werden.<br />
4. Erfahrungen mit Mikropolitik zeitigen unterschiedliche Effekte:<br />
Wenngleich sich die meisten Beschäftigten der Existenz und Bedeutung<br />
mikropolitischer Phänomene bewußt sind, ist die Art und Weise, wie mit<br />
Mikropolitik umgeg<strong>an</strong>gen wird - in Abhängigkeit vom sozial überformten,<br />
aber dennoch individuell unterschiedlichen Selbst- und Weltbild - sehr<br />
verschieden. Es hat sich ferner bestätigt, daß sich im Zuge<br />
fortschreitender betrieblicher Sozialisation das Selbst- und<br />
Wirklichkeitsverständnis und damit auch die Einstellung gegenüber Mikropolitik<br />
deutlich verändern k<strong>an</strong>n. In der Konfrontation mit den Härten des<br />
Arbeitsalltags gel<strong>an</strong>gt so m<strong>an</strong>cher ursprünglich wenig politisch<br />
ambitionierte Zeitgenosse zu der Einsicht, daß die gegebenen Umstände den<br />
Einsatz mikropolitischer Mittel im Dienste der Selbsterhaltung erfordern.<br />
Zugleich hat sich <strong>an</strong> einer Reihe von Beispielen aber auch gezeigt, daß<br />
jene Grundorientierungen, <strong>an</strong> denen die Akteure ihr H<strong>an</strong>deln ausrichten,<br />
sich als erstaunlich änderungsresistent erweisen - und dies unabhängig<br />
von ihrer Effizienz.<br />
Im letzten Teil der Arbeit werden die zentralen Einsichten im<br />
Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g dargestellt und die daraus folgenden Implikationen
aufgezeigt. Dabei wird u.a. deutlich gemacht, daß die zeitweise sehr<br />
populären Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmensethik keine<br />
Allheilmittel im Kampf gegen ein Überh<strong>an</strong>dnehmen mikropolitischer<br />
Aktivitäten sind, sondern allenfalls partiell und in gegenseitiger<br />
Ergänzung eine Reduktion gewisser mikropolitischer Spielarten<br />
versprechen.<br />
Weiterer Forschungsbedarf ist in folgenden Punkten erkennbar: Während die<br />
Fallbeispiele eine recht deutliche Vorstellung von der wechselseitigen<br />
Interaktion zwischen Person und Umwelt wie auch vom<br />
Sozialisationsgegenst<strong>an</strong>d Mikropolitik vermitteln, bleiben die mit dem<br />
mikropolitischen Geschehen einhergehenden innerpsychischen Prozesse in<br />
Erm<strong>an</strong>gelung entsprechender Daten relativ ungeklärt. In diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g wäre neben differenzierteren empirischen Ergebnissen eine<br />
stärkere theoretische Fundierung der Vermittlung, Validierung und<br />
Veränderung des Selbst- und Wirklichkeitsverständnisses wünschenswert.<br />
Damit könnten H<strong>an</strong>dlungen und ihre psychischen Implikationen besser<br />
verständlich gemacht werden. Zudem wäre es d<strong>an</strong>n (vielleicht) möglich, die<br />
einer Persönlichkeitsveränderung zugrundeliegenden psychischen Prozesse<br />
detailliert zu rekonstruieren.
Heike Nolte<br />
Entwicklungspotential im Fach- und Führungskräftebereich*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Dieter Wagner, Universität der Bundeswehr Hamburg<br />
Fragestellung<br />
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Thema, wie sich<br />
Persönlichkeitsvariablen und Situationsbedingungen auf das<br />
Entwicklungspotential auswirken. D<strong>an</strong>eben wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, ob<br />
karriererelev<strong>an</strong>te Persönlichkeitseigenschaften erlernbar sind.<br />
Auf konkreter Basis heißt das auch, daß die Gehalts- und<br />
Positionsentwicklung von Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern<br />
untersucht wird.<br />
Theoretische Basis<br />
Der Begriff des Entwicklungspotentials wird aus dem Person-Situations-<br />
Interaktionismus abgeleitet. Er wird auf der Basis der bisherigen<br />
Entwicklung als das mögliche zukünftige Verhalten definiert. In dieser<br />
Studie interessiert es nur im beruflichen Kontext. Somit ist die Arbeit<br />
in die Karriereforschung einzuordnen.<br />
Nähe besteht auch zu dem Konzept der Schlüsselqualifikationen: Das<br />
Entwicklungspotential konkretisiert sich in karriererelev<strong>an</strong>ten<br />
Persönlichkeitseigenschaften, die als Schlüsselqualifikationen bek<strong>an</strong>nt<br />
sind.<br />
Vorgehen<br />
Zunächst wurde durch eine schriftliche Befragung von über 100<br />
Personalleitern die Bedeutung fachlicher und außerfachlicher<br />
Qualifikationen für die Karriere erhoben. Diese Daten dienten u.a zur<br />
Konstruktvalidierung.<br />
Die qu<strong>an</strong>titative Untersuchung gliedert sich in zwei Teile. In dem ersten<br />
Teil wird das Entwicklungspotential von Wirtschaftsakademikern und<br />
Ingenieuren <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Vergleichs von ehemaligen Offizieren mit<br />
entsprechender akademischer Ausbildung, die zum Zeitpunkt der Befragung<br />
in der Privatwirtschaft tätig waren, und von Fach- und Führungskräften<br />
mit Hochschulabschluß dieser Studienrichtungen herausgearbeitet.<br />
Hinsichtlich der demographischen Variablen und der privatwirtschaftlichen<br />
Arbeitgeber sind die Befragten dieser beiden Gruppen vergleichbar. Es<br />
wurde erwartet, daß durch diese beiden kontrastierenden Gruppen die das<br />
Entwicklungspotential beeinflussenden Variablen besonders deutlich<br />
herausgearbeitet werden konnten. Insgesamt wurden die Daten von knapp<br />
1000 entsprechenden Fach- und Führungskräften ausgewertet. In diesen<br />
Vergleich gingen verschiedene fachliche Qualifikationen und verschiedene<br />
Schlüsselqualifikationen sowie die Positions- und Entgeltentwicklung als<br />
wichtigste Indikatoren für die Karriereentwicklung ein.<br />
Der zweite Teil der Datenauswertung mündet in einem Modell zum Entwicklungspotential.<br />
In diesem zweistufigen Modell werden zum einen der<br />
Bundeswehr- und der Weiterbildungseinfluß (jeweils vermittelt über ihre<br />
Auswirkungen auf Schlüsselqualifikationen) berücksichtigt und zum <strong>an</strong>deren<br />
das Entwicklungspotential, vermittelt über die Positions- und<br />
Einkommensentwicklung.<br />
Ergebnisse<br />
... die Gehaltsentwicklung der Ingenieure<br />
Das Einkommen der ausscheidenden Zeitoffiziere zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs<br />
ist höher als das der Hochschulabsolventen mit gleichem<br />
Studienabschluß. Wenn m<strong>an</strong> jedoch die gleichaltrigen Ingenieure der beiden<br />
Gruppen mitein<strong>an</strong>der vergleicht, so zeigt sich, daß die ehemaligen<br />
Offiziere weniger verdienen. Ihre Gehaltssteigerungen sind nur<br />
geringfügig stärker als die der Kollegen.<br />
... die Gehaltsentwicklung der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Bei den Wirtschaftsakademikern ist das Bild etwas <strong>an</strong>ders. Die<br />
Einstiegsgehälter der beiden Befragtengruppen sind faktisch gleich.<br />
Hingegen sind die Gehaltssteigerungen der ehemaligen Zeitoffiziere<br />
bedeutend höher als die der Gruppe, deren Karriereweg nicht die Station
"Zeitoffizier" aufweist. Jedoch reichen die Gehaltssteigerungen nicht<br />
aus, um den Gehaltsvorsprung, den die gleichaltrigen Nicht-Offiziere<br />
haben, innerhalb von drei Jahren auszugleichen.<br />
... die Positionsentwicklung der Ingenieure<br />
Die typische Einstiegsposition sowohl der Hochschulabsolventen als auch<br />
der ausscheidenden Offiziere ist Sachbearbeiter. Zum Zeitpunkt der<br />
Befragung (durchschnittlich drei Jahre nach Eintritt in die<br />
Privatwirtschaft) stehen die ehemaligen Zeitoffiziere typischerweise noch<br />
auf ihrer Einstiegsposition. Die <strong>an</strong>deren Ingenieure sind (nach<br />
durchschnittlich sieben Berufsjahren) zu gleichen Teilen Sachbearbeiter<br />
oder Abteilungsleiter. Auf die einzelnen Jahre umgerechnet, ist die<br />
Positionssteigerung der Angehörigen der beiden Gruppen <strong>an</strong>nähernd gleich.<br />
... die Positionsentwicklung der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Die typische Einstiegsposition der Wirtschaftsakademiker ist Trainee oder<br />
Assistent. Nach durchschnittlich drei Jahren (ehemalige Zeitoffiziere)<br />
bzw. acht Jahren (Hochschulabsolventen) in der Wirtschaft sind sie<br />
Abteilungsleiter. Die jährliche Positionssteigerung der ehemaligen<br />
Zeitoffiziere ist außerordentlich hoch, aber auch die<br />
Positionssteigerungen derjenigen, die direkt nach Studienabschluß in der<br />
Wirtschaft tätig geworden sind, ist nennenswert.<br />
... die Schlüsselqualifikationen<br />
Die durch Interviews, Pretests sowie Befragung von Personalleitern<br />
gewonnenen 21 Schlüsselqualifikationen wurden mit Hilfe des Maximum-<br />
Likelihood-Verfahrens auf vier Faktoren reduziert: Der erste Faktor läßt<br />
sich mit "Ver<strong>an</strong>twortung", der zweite mit "kognitive Kompetenz", der<br />
dritte mit "Arbeit in Gruppen" und der vierte schließlich mit<br />
"Zielstrebigkeit" beschreiben. Mit diesen Faktoren werden Schlüsselqualifikationen<br />
beschrieben, die durch Berufstätigkeit bzw. der<br />
Bundeswehrzeit beeinflußt wurden.<br />
Die ehemaligen Offiziere sprechen im großen und g<strong>an</strong>zen ihrer<br />
Bundeswehrzeit einen höheren Einfluß zu als die <strong>an</strong>deren Akademiker ihrer<br />
entsprechend l<strong>an</strong>gen Tätigkeit in der Wirtschaft.<br />
Im Einzelnen sind die Ergebnisse aber differenzierter. Sowohl die<br />
Wirtschaftswissenschaftler/ehemalige Zeitoffiziere als auch die<br />
Ingenieure/ehemalige Zeitoffiziere schätzen den Einfluß auf den Faktor<br />
"Ver<strong>an</strong>twortung" im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Wirtschaftsakademikern und<br />
Ingenieuren als besonders bedeutsam ein. Hingegen dreht sich das Bild bei<br />
den Faktoren "kognitive Kompetenz" und "Arbeit in Gruppen" um. Hier wird<br />
der Berufstätigkeit in der Privatwirtschaft höheres Gewicht beigemessen.<br />
Den Einfluß auf die Zielstrebigkeit schätzen sowohl ehemalige Offiziere<br />
als auch die Akademiker ohne diese Karrierephase als gleich ein. Aufgrund<br />
dieser Angaben k<strong>an</strong>n die Hypothese aufgestellt werden, daß Unterschiede im<br />
privatwirtschaftlichen Karriereverlauf auf den verschiedenen Erfahrungen<br />
während der Jahre der Offiziertätigkeit bzw. der entsprechenden Tätigkeit<br />
in der Privatwirtschaft beruhen. Der Einfluß besteht unabhängig vom<br />
Studienfach.<br />
Entsprechend wurde auch hinsichtlich der Bedeutung von Weiterbildung auf<br />
Schlüsselqualifikationen vorgeg<strong>an</strong>gen. Hier war aber der Einfluß generell<br />
niedrig. Die Frage nach der "Erlernbarkeit" karriererelev<strong>an</strong>ter<br />
Schlüsselqualifikationen durch Weiterbildungsmaßnahmen muß somit verneint<br />
werden.<br />
... das Entwicklungspotential<br />
Welche Bedeutung die untersuchten Einflußfaktoren für die beruflichen<br />
Entwicklung letztendlich besitzen, wurde mit Hilfe eines LISREL-Modells<br />
überprüft. Dabei stellte sich heraus, daß es nur sinnvoll ist, neben dem<br />
Entwicklungspotential den Einfluß der Bundeswehrzeit bzw. bisherigen<br />
Berufstätigkeit auf Schlüsselqualifikationen und den Einfluß der<br />
besuchten Weiterbildungsver<strong>an</strong>staltungen auf Schlüsselqualifikationen in<br />
das Modell aufzunehmen.
Das Modell weist sowohl für Ingenieure/ehemalige Zeitoffiziere und für<br />
Wirtschaftsakademiker/ehemalige Zeitoffiziere sehr gute Anpassungswerte<br />
<strong>an</strong> die Daten auf. Dennoch zeigen die <strong>an</strong>geführten Werte, daß weder die<br />
durch die Bundeswehrzeit noch die durch Weiterbildung beeinflußten<br />
Schlüsselqualifikationen entscheidenden Einfluß auf die zivilberufliche<br />
Entwicklung besitzen. Dabei ist jedoch die Bedeutung der durch die<br />
Bundeswehrzeit beeinflußten Schlüsselqualifikationen etwas höher als die<br />
der durch Weiterbildung beeinflußten.<br />
Kurz läßt sich das Ergebnis so formulieren, daß biographische Merkmale<br />
das Entwicklungspotential beeinflussen können, Bildungsmaßnahmen aber<br />
faktisch keine Bedeutung für karriererelev<strong>an</strong>te<br />
Persönlichkeitseigenschaften besitzen.<br />
Weiterführende Fragen<br />
In den Modellen wird der Einfluß von zwei Arten von<br />
Schlüsselqualifikationen auf Entwicklungspotential betrachtet. Die<br />
Beziehungen zwischen den latenten Variablen sind niedrig. Das Modell<br />
sollte modifiziert werden, insbesondere durch die Berücksichtigung nicht<br />
nur verg<strong>an</strong>gener, sondern auch aktueller Umwelten.<br />
Matthias Riedel<br />
Evaluationsm<strong>an</strong>agement betrieblicher Weiterbildung*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Michel Domsch und Prof. Dr. Dieter Wagner, beide<br />
Universität der Bundeswehr Hamburg<br />
Aktivitäten der betrieblichen Weiterbildung kommt zweifellos zunehmende<br />
Bedeutung zu. Nicht von ungefähr werden deshalb in steigendem Maße in<br />
Theorie und Praxis die Möglichkeiten und Grenzen von<br />
Personalentwicklungskonzeptionen und -maßnahmen diskutiert. Dabei<br />
stehen Kosten-Nutzen-Überlegungen herkömmlicherweise im Hintergrund.<br />
Entsprechend geringe ökonomische Spurenelemente finden sich in der<br />
Diskussion um die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die vorgelegte Arbeit setzt hier <strong>an</strong>: Der Autor geht vor allem auf die<br />
strategische Bedeutung der Evaluation von Weiterbildung ein.<br />
Grundsätzlich steht in dieser Arbeit nicht die Evaluierung der einzelnen<br />
Maßnahmen selbst, sondern das "Evaluationsm<strong>an</strong>agement" als Bedingung und<br />
Ausdruck effizienter Weiterbildungsarbeit im Mittelpunkt. Damit wird ein<br />
interess<strong>an</strong>ter Aspekt herausgehoben, der sonst gar nicht oder kaum<br />
fundiert diskutiert wird.<br />
In einer umfassenden empirischen Befragung wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines konkreten<br />
Bereichs betrieblicher Weiterbildung untersucht, inwiefern die zunächst<br />
theoretisch erörterten Evaluationsmethoden und -strategien in der Praxis<br />
zur Anwendung kommen und welche Ziele die Praktiker in diesem Bereich<br />
<strong>an</strong>streben.<br />
Untersuchungsgegenst<strong>an</strong>d sind die Weiterbildungsaktivitäten<br />
ausgeschiedener Zeitoffiziere nach dem Überg<strong>an</strong>g in die Wirtschaft.<br />
Befragt wurden dazu 108 Personalm<strong>an</strong>ager, 903 ausgeschiedene Zeitoffiziere<br />
sowie 12 Vertreter des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr, die für<br />
die Abwicklung dieser Maßnahme zuständig sind.<br />
Als Ergebnis ist zunächst festzuhalten, daß die Weiterbildungsmaßnahmen<br />
in den meisten Fällen nicht evaluiert werden. Dies gilt insbesondere für<br />
die l<strong>an</strong>gfristige Evaluation, bei der a) festgestellt werden soll, ob das<br />
Gelernte in der Praxis zur Anwendung kommt und b) dieser Lerntr<strong>an</strong>sfer<br />
durch entsprechende Maßnahmen gefördert werden k<strong>an</strong>n.<br />
Bei den <strong>an</strong>gewendeten Evaluationsmethoden ergibt sich ebenfalls ein eher<br />
mageres Bild. Meist wird der Weiterbildungserfolg durch unaufwendige<br />
Methoden wie die mündliche Rückmeldung mehr oder weniger ermittelt. Es<br />
unterbleiben:<br />
- Versuche einer exakteren ökonomischen Erfolgsmessung und<br />
- ein Nachfassen einige Zeit nach Wahrnehmung der Weiterbildung zur<br />
Sicherstellung des Erfolgs.
Lediglich über den Umweg des Personalbeurteilungssystems wird in einigen<br />
Fällen eine genauere Messung von Weiterbildungserfolgen <strong>an</strong>gestrebt.<br />
Die faktoren<strong>an</strong>alytisch ermittelten Zusammenh<strong>an</strong>gsmuster bei den <strong>an</strong>gewendeten<br />
Evaluationsmethoden zeigen, daß kaum unterschiedliche<br />
Evaluations<strong>an</strong>sätze kombiniert werden. Ein umfassendes Bild über den<br />
Erfolg der Weiterbildung k<strong>an</strong>n so nicht gewonnen werden.<br />
Kein Unternehmen k<strong>an</strong>n sich Fehlinvestitionen auf dem Gebiet der<br />
betrieblichen Weiterbildung leisten, steigen doch die Anforderungen <strong>an</strong><br />
die Qualifikation des Personals - und mit ihnen die Weiterbildungsbudgets<br />
- immer mehr <strong>an</strong>.<br />
Wichtige erste Schritte zur Optimierung der Weiterbildung sind:<br />
- eine zentral zuständige Stelle in der Personalabteilung oder im<br />
Personal-Controlling, die für die Pl<strong>an</strong>ung, Abwicklung und Kontrolle der<br />
Maßnahmen zuständig ist, und<br />
- ein fest implementierter Weiterbildungs-Regelkreis, in dem Ist-<br />
Soll-Vergleiche während der Weiterbildung und bei der Anwendung des<br />
Gelernten fest eingepl<strong>an</strong>t sind. Dazu gehört auch eine genaue<br />
Zielfestlegung während der Pl<strong>an</strong>ungsphase.<br />
Die <strong>an</strong>zuwendenden Evaluationsmethoden richten sich natürlich nach den jeweiligen<br />
Weiterbildungsinhalten; hier k<strong>an</strong>n die vorliegende Arbeit nicht<br />
ins Detail gehen. Schon die bewußte und fest institutionalisierte<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung über Ziele und Resultate der Weiterbildung wird jedoch<br />
viel zu deren Erfolg beitragen.<br />
Gabrielle M. Schlittler<br />
Innovationsbezogene Personalentwicklung. Konzeption im Rahmen<br />
h<strong>an</strong>dlungstheoretischer Wirtschaftssoziologie. Fallstudie bei der Swissair<br />
AG*<br />
Betreuer: Prof. Dr. R. Lucchini und Prof. Dr. N. Thom<br />
Betriebliche Innovationen beinhalten komplexe H<strong>an</strong>dlungsprozesse, die von<br />
allen beteiligten Unternehmensmitgliedern g<strong>an</strong>z spezifische, teils<br />
neuartige Kenntnisse und Fähigkeiten verl<strong>an</strong>gen. Wenn diese Personen nicht<br />
hinreichend über jene Qualifikationen verfügen, die sie benötigen, um die<br />
gewünschten Veränderungen zu initiieren, zu entwickeln und umzusetzen,<br />
d<strong>an</strong>n ist es die Aufgabe der Personalentwicklung, ihnen das erforderliche<br />
Know-how zu vermitteln. In diesem Sinne stellt die Personalentwicklung<br />
eine Voraussetzung, eine Begleitmaßnahme und damit ein bedeutendes<br />
Instrument des Innovationsm<strong>an</strong>agements dar. Mittels der <strong>an</strong>forderungs- und<br />
neigungsorientierten Qualifizierung von Betriebsmitgliedern zur<br />
Bewältigung aller mit Neuerungsprozessen verbundenen Tätigkeiten trägt<br />
die Personalentwicklung aber nicht nur zur Innovations- und<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, sondern auch zur beruflichen und<br />
persönlichen Entwicklung der Betroffenen bei.<br />
Diese Zusammenhänge sind in der Fachliteratur und in der Praxis<br />
unbestritten. Dennoch gab es bis 1988, als ich mit der Forschungsarbeit<br />
beg<strong>an</strong>n, nur wenige wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Problematik;<br />
und im betrieblichen Alltag wurden Innovationsprozesse oft ungenügend<br />
durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt. Die<br />
rechtzeitige qu<strong>an</strong>titativ und qualitativ hinreichende Entwicklung<br />
neuerungsfördernder Kenntnisse und Fähigkeiten stellte in m<strong>an</strong>chen Fällen<br />
den Schwachpunkt von Neuerungsvorhaben dar. Vor diesem Hintergrund<br />
erachtete ich es als <strong>an</strong>gebracht, die innovationsfördernde<br />
Personalentwicklung vertieft und g<strong>an</strong>zheitlich zu erforschen. Die<br />
fachlichen Ziele meiner Studie best<strong>an</strong>den darin, erstens die mit der<br />
innovationsbezogenen Personalentwicklung verbundenen Fragen der<br />
strategischen und operativen H<strong>an</strong>dlungsebene zu definieren, zu<br />
systematisieren, zu <strong>an</strong>alysieren sowie zu explorieren, und zweitens zu<br />
ermitteln, w<strong>an</strong>n und wie die Personalentwicklung eingesetzt werden k<strong>an</strong>n,<br />
damit sie Neuerungen erfolgreich unterstützt.
Um die Forschungsziele zu erreichen, wählte ich folgendes Vorgehen:<br />
Erstens definierte ich nachstehende H<strong>an</strong>dlungsdimensionen als zentrale<br />
Untersuchungskategorien1: die Zielorientierung der H<strong>an</strong>dlungen,<br />
ver<strong>an</strong>twortliche und adressierte H<strong>an</strong>dlungssubjekte, Situationsbedingungen<br />
und informatorische Grundlagen (z.B. innovationsfördernde<br />
Qualifikationen), Qualifizierungsmaßnahmen und H<strong>an</strong>dlungsfolgen. Als<br />
untergeordnete Gliederungsmerkmale galten: Innovationsphasen und ─arten.<br />
Anh<strong>an</strong>d dieses Analyserasters arbeitete ich zweitens die zentralen Aspekte<br />
und Fragen der innovationsbezogenen Personalentwicklung theoretisch auf.<br />
Im Rahmen einer intensiven Fallstudie bei der Swissair AG habe ich<br />
drittens die Problematik weiter exploriert und illustriert. Entsprechend<br />
dem Forschungsdesign h<strong>an</strong>delt es sich bei dieser Arbeit um eine<br />
<strong>an</strong>alytisch-explorative Studie.<br />
äußerst skizzenhaft formuliert, führte die Untersuchung zu folgender<br />
Kernaussage: Im Hinblick auf eine erfolgreiche innovationsbezogene<br />
Personalentwicklung ist es zweckmäßig, zunächst den <strong>an</strong> Innovationen<br />
beteiligten Schlüsselpersonen die innovationsfördernden<br />
Schlüsselqualifikationen mittels einer sinnvollen Kombination sich<br />
ergänzender Qualifizierungsmaßnahmen möglichst proaktiv zu vermitteln und<br />
die Innovationsfähigkeit von Betriebsmitgliedern grundsätzlich (d.h. auch<br />
ständig) zu fördern. Dieser Satz soll hier noch kurz erläutert werden:<br />
- Als erfolgreich gilt die innovationsbezogene Personalentwicklung<br />
d<strong>an</strong>n, wenn sie zum <strong>an</strong>gestrebten Nutzen führt. Aus unternehmerischer Sicht<br />
liegt dieser im Fördern betrieblicher Innovationspotentiale und<br />
─aktivitäten. Mitarbeitende streben folgendes <strong>an</strong>: Arbeitsplatzsicherheit,<br />
berufliche Selbstverwirklichung und Zufriedenheit, beruflich bedingte<br />
soziale Wertschätzung und Lebensgestaltung, persönlichkeitsbezogene und<br />
individuelle Interessen sowie Abwechslung. Diese Zielgrößen können in<br />
vielfältigen Zweck-Mittel-Relationen sowie in komplementären,<br />
konfliktären und indifferenten Beziehungen zuein<strong>an</strong>der stehen.<br />
- Neuerungen werden von Innovationsbeauftragten (Fach-, Macht- und<br />
Prozeßpromotoren) gestaltet; betroffen sind jene Unternehmens<strong>an</strong>gehörige<br />
(Personen und Arbeitsgruppen), deren Arbeitsbedingungen, Aufgabenfelder,<br />
Tätigkeitsabläufe usw. sich ändern; als Ver<strong>an</strong>twortliche der<br />
innovationsbezogenen Personalentwicklung gelten je nach Problemstellung<br />
z.B. Führungskräfte, Personalentwicklungsstellen und Mitarbeitende.<br />
Aufgrund ihres Tätigkeitsfeldes führen bestimmte dieser Personen/Gruppen<br />
(Positionen) in einzelnen Innovationsphasen strategisch und operativ<br />
wichtigere Aufgaben aus (Schlüsselpersonen/─positionen) als <strong>an</strong>dere. Die<br />
größte Wirkung von Qualifizierungs<strong>an</strong>strengungen k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n erzielt werden,<br />
wenn zunächst diese Schlüsselpersonen die innovationsrelev<strong>an</strong>ten<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben; in Form von Multiplikatoren tragen<br />
sie sod<strong>an</strong>n zur Diffusion dieses Know-hows in ihren Bereichen und<br />
Projekten bei.<br />
- Ein Kernproblem stellt das frühzeitige Definieren<br />
innovationsrelev<strong>an</strong>ter Qualifikations<strong>an</strong>forderungen dar. Dem begegnete ich<br />
mit der Entwicklung folgender Konzepte: innovationsbezogene<br />
Qualifikationstypen, Schlüsselqualifikationen, Lebensphasen von<br />
Qualifikationen, modellhafte Darstellung der relativen Bedeutung<br />
verschiedener Qualifikations<strong>an</strong>forderungstypen im Innovationsverlauf sowie<br />
Definierung innovationsbedingter Qualifikations<strong>an</strong>forderungen mit Hilfe<br />
des Sp<strong>an</strong>nungsfeldes, das zwischen den Erfordernissen der Innovation, der<br />
Arbeitsplätze und der Mitarbeitenden/Berufe besteht. Zudem weise ich<br />
jeweils auf die geeigneten Diagnoseinstrumente zur Erhebung notwendiger<br />
Informationen hin.<br />
- Der Entwicklung innovationsrelev<strong>an</strong>ter Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
k<strong>an</strong>n je nach Problemlage eine g<strong>an</strong>ze Palette von bildungs-, stellen-,<br />
bereichsbezogenen und fl<strong>an</strong>kierenden Personalentwicklungsmaßnahmen dienen.<br />
Als sehr wirkungsvoll erweist sich z.B. die Qualifizierung durch<br />
Mitwirkung <strong>an</strong> Innovationsprojekten. Zweckmäßig ist es, wenn
verschiedenartige Maßnahmen zu einem für die Betroffenen subjektiv<br />
nachvollziehbaren Entwicklungsprozeß kürzerer bis längerer Dauer<br />
kombiniert werden, wobei die Ergänzung von Lernschritten "off-the-job"<br />
und "on-the-job" (Schwerpunkt) zentral ist und die Qualifizierung nahestehender<br />
Personen (z.B. Vorgesetzte und Kollegen) zu berücksichtigen<br />
sind. Eine neuerungsorientierte Personalentwicklung erfordert, daß das<br />
Angebot periodisch auf seine innovationsinduzierende Kraft überprüft und<br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Innovationsprozessen auf die neuen<br />
Qualifikations<strong>an</strong>forderungen ausgerichtet wird.<br />
- Mittels einer proaktiven Personalentwicklung ist es nur teilweise<br />
möglich, die Innovationsbeteiligten auf ihre zukünftigen Aufgaben und auf<br />
Innovationsaktivitäten rechtzeitig vorzubereiten. Die Gründe liegen<br />
erstens in der Schwierigkeit, die benötigten neuerungsrelev<strong>an</strong>ten<br />
Qualifikationen frühzeitig zu definieren, zweitens darin, daß gewisse von<br />
ihnen "on-the-job" erworben werden, drittens in den begrenzten<br />
personellen Kapazitäten und zur Verfügung stehenden Zeiträumen, um<br />
solches Know-how zu vermitteln. Proaktive und reaktive Personalentwicklungsaktivitäten<br />
sollten sich demnach sinnvoll ergänzen.<br />
Insgesamt erfolgt der Aufbau und die Diffusion innovationsrelev<strong>an</strong>ter<br />
Qualifikationen im Rahmen eines Prozesses, der je nach Neuigkeitsgrad,<br />
Komplexität und Inhalt der Innovation verschiedenartig abläuft und<br />
unterschiedlich l<strong>an</strong>g dauert. Dabei verändern sich ständig bestimmte<br />
H<strong>an</strong>dlungsgrößen. Indem ich diese einzelnen Aspekte und bestimmte<br />
Wechselbeziehungen eingehend untersuchte, habe ich wissenschaftliche<br />
Grundlagen erarbeitet, die der zukünftigen Gestaltung von innovationsbezogenen<br />
Personalentwicklungsmaßnahmen als Orientierungshilfe<br />
dienen können.<br />
Karlheinz Schwuchow<br />
Weiterbildungsm<strong>an</strong>agement - Pl<strong>an</strong>ung, Durchführung und Kontrolle der<br />
externen Führungskräfteweiterbildung*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Herm<strong>an</strong>n Simon, Universität Bielefeld<br />
In zunehmendem Maße wird das Mitarbeiterpotential zum kritischen Erfolgsfaktor<br />
bei der Schaffung und Sicherung der Leistungsfähigkeit der<br />
Unternehmen. Hieraus resultieren neue Anforderungen <strong>an</strong> das Personalwesen.<br />
Der Personalentwicklung durch Weiterbildungsmaßnahmen kommt dabei<br />
wachsende Bedeutung zu. Da die Qualifikations<strong>an</strong>forderungen je nach<br />
Unternehmens- und Umweltsituation variieren, ist eine enge Verknüpfung<br />
von Weiterbildung und Unternehmensstrategie notwendig, um die<br />
Strategieentwicklung und -umsetzung durch geeignete Bildungsmaßnahmen zu<br />
unterstützen. Dies setzt eine ergebnisorientierte Pl<strong>an</strong>ung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
und die Entwicklung von Steuerungsinstrumenten<br />
voraus, die eine Erfassung und Analyse der für Weiterbildungsprogramme<br />
relev<strong>an</strong>ten Erfolgsfaktoren ermöglichen.<br />
Die aus den theoretischen Überlegungen abgeleiteten Schlußfolgerungen<br />
sind Gegenst<strong>an</strong>d mehrerer empirischer Erhebungen. Sie beinhalten zum einen<br />
Befragungen führender Anbieter externer Weiterbildungsprogramme in Europa<br />
und den USA. Zum <strong>an</strong>deren werden im Rahmen einer Längsschnitt<strong>an</strong>alyse auf<br />
der Nachfragerseite die Teilnehmer ausgewählter M<strong>an</strong>agementseminare<br />
mehrfach befragt. Ergänzend werden darüber hinaus die<br />
Weiterbildungsver<strong>an</strong>twortlichen der größten deutschen Unternehmen<br />
her<strong>an</strong>gezogen.<br />
Die Befragungen unterstreichen die besondere Bedeutung der Zusammensetzung<br />
des Teilnehmerkreises. Die Teilnehmer vermitteln die Erfahrungen,<br />
die den Lernprozeß prägen. Gleichzeitig sind die Führungskräfte sowohl<br />
Zielgruppe als auch Träger der Weiterbildung, da Bildungsmaßnahmen<br />
Lernprozesse initiieren und den Führungskräften eine wichtige<br />
Multiplikatorfunktion im Unternehmen zukommt. Grundlegende Einflußgrößen<br />
für den Weiterbildungserfolg stellen die systematische Einbindung von
Wissen und Erfahrung der Teilnehmer dar, wobei in der externen<br />
Weiterbildung dem übergreifenden Erfahrungsaustausch der Teilnehmer ein<br />
hoher Stellenwert eingeräumt wird. Wichtige Elemente zur Steigerung der<br />
Wirksamkeit der Weiterbildung sind die Einbeziehung des Top-M<strong>an</strong>agements<br />
sowie konkrete Projekte. Ein erhebliches Defizit wird im Hinblick auf die<br />
Unterstützung der Umsetzung der Seminarinhalte deutlich. Dies belegt eine<br />
m<strong>an</strong>gelnde Einbindung externer Programme in umfassende<br />
Entwicklungskonzepte, die den Weiterbildungsprozeß als G<strong>an</strong>zes betrachten<br />
und somit auch die einer Weiterbildungsmaßnahme vor- und nachgelagerten<br />
Phasen berücksichtigen.<br />
5. Anreize/Entgeltsysteme einschließlich Sozialleistungen<br />
Thomas Koch<br />
Employee Stock Ownership Pl<strong>an</strong>s in den Vereinigten Staaten von Amerika*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Hartmut Wächter, Universität Trier<br />
In den verg<strong>an</strong>gen Jahren sorgten die in den U.S.A. praktizierten "Employee<br />
Stock Ownership Pl<strong>an</strong>s", kurz ESOPs gen<strong>an</strong>nt, häufig für Schlagzeilen in<br />
den M<strong>an</strong>agement-Publikationen. Bei diesen Plänen h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />
Aktienbeteiligung der Arbeitnehmer und M<strong>an</strong>ager am arbeitgebenden<br />
Unternehmen. Ein besonderes Wesensmerkmal der ESOPs ist der<br />
hinausgeschobene Entlohnungscharakter, d.h. die Verfügbarkeit des ESOP-<br />
Kapitals erfolgt i.d.R. erst bei Pensionierung. Eine weitere Besonderheit<br />
der ESOPs ist die Möglichkeit einer steuerbegünstigten Kreditfin<strong>an</strong>zierung<br />
des Belegschaftskapitals.<br />
In der Praxis werden die ESOPs beispielsweise als betriebliche<br />
Altersversorgung, als Instrument der Kapitalbeschaffung, als Instrument<br />
der Nachfolgeregelung in nicht-börsennotierten Aktiengesellschaften, als<br />
Abwehr gegen feindliche Unternehmensübernahmen oder als gewerkschaftlich<br />
org<strong>an</strong>isierter S<strong>an</strong>ierungs-Buy-Out <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. Von den über 9.800<br />
Beteiligungsfirmen mit etwa 11,3 Millionen Belegschaftsaktionären sind,<br />
so schätzt m<strong>an</strong>, 1.500 Mehrheits-Kapitalbeteiligungen. In diesen Fällen<br />
liegt das Grundkapital zu über 50% in der H<strong>an</strong>d der ESOP-Aktionäre.<br />
Die Auswirkungen des Belegschaftskapitals auf die Unternehmensverfassung,<br />
d.h. auf die Regelungen zwischen Eigentümern, M<strong>an</strong>agern und Arbeitnehmern<br />
zur Verteilung des erwirtschafteten Erfolgs und zur Festlegung von<br />
Entscheidungs- und Kontrollbefugnissen in der Unternehmung, sind jedoch<br />
umstritten: Einige Autoren schreiben den ESOPs "a revolution in<br />
industrial relations" zu; <strong>an</strong>dere Einschätzungen gehen davon aus, daß die<br />
Aktienbeteiligung keinerlei Konsequenzen auf die Entscheidungsbefugnisse<br />
bzw. die Kontrolle in Aktiengesellschaften hat. Ferner diskutiert m<strong>an</strong>, ob<br />
die ESOPs primär eine betriebliche Sozialleistung darstellen oder ob es<br />
sich um ein Instrument der Kapitalbeschaffung h<strong>an</strong>delt. Besonders strittig<br />
sind die Wirkungen der ESOPs auf den Unternehmenserfolg: ESOP-Befürworter<br />
sprechen von Produktivitätssteigerungen, die eine steuerliche Förderung<br />
rechtfertigen; Gegner kritisieren die ESOP-Unternehmensverfassung als<br />
ineffiziente Org<strong>an</strong>isationsform.<br />
Aus diesen Diskussionsfeldern werden im Rahmen der Arbeit folgende Fragestellungen<br />
abgeleitet: Welche Konsequenzen resultieren aus den ESOPs für<br />
die Unternehmensverfassungen? Welche ESOP-Anwendungen existieren in der<br />
betrieblichen Praxis und wie werden diese Anwendungen aus Sicht der<br />
Unternehmenseigentümer und aus Arbeitnehmersicht beurteilt? Welcher<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g besteht zwischen einem ESOP und dem Unternehmenserfolg? Das<br />
Ziel der Arbeit ist somit die umfassende Beurteilung der ESOPs und ihrer<br />
möglichen Auswirkungen auf den Erfolg der Beteiligungsunternehmen.<br />
Aufgrund der gesetzlich zulässigen Gestaltungsspielräume, die bei der<br />
ESOP-Einführung gegeben sind, werden in der Arbeit vier mögliche Typen<br />
von ESOP-Unternehmensverfassungen skizziert. Es ist zu unterscheiden<br />
zwischen Minderheits- bzw. Mehrheits-Kapitalbeteiligungen mit geringen<br />
bzw. erweiterten Partizipationsrechten für Arbeitnehmer-Aktionäre. Als
Ergebnis wird festgehalten, daß die Auswirkungen der Aktienbeteiligung<br />
auf die Unternehmensverfassung nicht pauschal, sondern nur<br />
firmenspezifisch, in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des ESOPs zu<br />
bestimmen ist.<br />
Die in der Arbeit durchgeführte Untersuchung der personalpolitischen,<br />
fin<strong>an</strong>zwirtschaftlichen und gewerkschaftlich orientierten ESOP-Anwendungen<br />
kommt zu dem Ergebnis, daß die Aktienbeteiligung im Rahmen von<br />
fin<strong>an</strong>zwirtschaftlichen Überlegungen kein sinnvolles Instrument der<br />
Kapitalbeschaffung sein k<strong>an</strong>n, sondern primär eine Entlohnungsform<br />
darstellt.<br />
Kernpunkt der Arbeit ist die theoretische Analyse und Beurteilung der<br />
Erfolgswirkungen der ESOPs <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer ökonomischen<br />
Org<strong>an</strong>isationstheorie, dem Agency-Kosten-Ansatz, und einer<br />
verhaltenswissenschaftlichen Org<strong>an</strong>isationstheorie, der Erwartungs-Valenz-<br />
Theorie. Im Rahmen der agency-theoretischen Betrachtung werden Anreizund<br />
Risikoeffekte sowie Auswirkungen auf die M<strong>an</strong>ager-Kontrolle innerhalb<br />
der ESOP-Unternehmensverfassung <strong>an</strong>alysiert. Ergebnis ist die Ableitung<br />
spezifischer Erfolgsbedingungen, unter denen eine Senkung der Agency-<br />
Kosten eintreten k<strong>an</strong>n. Die Erwartungs-Valenz-Theorie dient primär der<br />
Analyse der ESOP-Entlohnung und der Partizipationsrechte auf<br />
Leistungsmotivation und Leistungsverhalten, indem die Wirkungen der<br />
subjektiv wahrgenommenen und bewerteten Anreize überprüft werden. Auch<br />
hier werden die Erfolgsbedingungen erarbeitet, unter denen im erwartungsvalenz-theoretischen<br />
Sinne positive Auswirkungen auf das individuelle<br />
Leistungsverhalten möglich sind. Abschließend folgt in der Arbeit ein<br />
Vergleich der beiden Theorien, insbesondere der vorher erörterten<br />
Argumentationsmuster und Beurteilungen der ESOP-Unternehmensverfassungen.<br />
Die Agency-Kosten-Theorie und die Erwartungs-Valenz-Theorie, die in der<br />
Literatur häufig als gegensätzlich oder konkurrierend dargestellt werden,<br />
weisen weitgehende Gemeinsamkeiten in der Beurteilung der ESOP-<br />
Unternehmensverfassung auf.<br />
Ergebnis der Arbeit ist folgendes: Die Behauptung allgemeingültiger<br />
positiver Erfolgswirkungen der ESOP-Aktienbeteiligung ist nicht<br />
gerechtfertigt. Beide Theorien weisen darauf hin, daß nur in Abhängigkeit<br />
von der Ausgestaltung und in Abhängigkeit von situativen und<br />
individuellen Moderatorvariablen sich Erfolgseffekte materialisieren<br />
können. Insbesondere gilt: Nur bei einer Kombination von Aktienbeteiligung<br />
mit Partizipationsrechten sind <strong>an</strong>haltende positive Auswirkungen<br />
der ESOPs auf Agency-Kosten bzw. Leistungsverhalten möglich.<br />
Abschließend folgt ein Überblick zu empirischen Untersuchungen zur Frage<br />
der Erfolgswirkungen der ESOPs. Desweiteren werden je eine Fallstudie zu<br />
ESOPs als Nachfolgeinstrument in nicht-börsennotierten<br />
Aktiengesellschaften, ESOPs als Abwehr gegen feindliche<br />
Unternehmensübernahmen und ESOPs als gewerkschaftlich org<strong>an</strong>isierter<br />
S<strong>an</strong>ierungs-Buy-Out vorgestellt. Die Untersuchungen mit großen Samples von<br />
ESOP-Firmen zeigen keinen statistisch signifik<strong>an</strong>ten positiven Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen ESOPs und Unternehmenserfolg. Demgegenüber sind die<br />
Fallstudien in der Lage, die theoretisch abgeleiteten Erfolgsbedingungen<br />
der ESOPs zu verdeutlichen. Auch wenn diese Studien verständlicherweise<br />
keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben können, so geben sie jedoch<br />
deutliche Hinweise auf die Bedeutung einer Kombination von variabler<br />
Entlohnung und Partizipationsrechten für Arbeitnehmer-Aktionäre.<br />
Bernd Kriegesm<strong>an</strong>n<br />
Innovationsorientierte Anreizsysteme - Ein empirisch fundierter Beitrag<br />
zur Gestaltung und Umsetzung typenspezifischer Anreizstrukturen für<br />
innovative Mitarbeiter*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Erich Staudt, Ruhr-Universität Bochum<br />
Problemstellung und Methodik
Kurze Produktlebenszyklen führen <strong>an</strong>gesichts steigender Aufwendungen in<br />
die innerbetriebliche Durchsetzung von Innovationen sowie abgebrochener<br />
Innovationsvorhaben in Theorie und Praxis gleichermaßen dazu, sich<br />
verstärkt mit personalwirtschaftlichen Maßnahmen zur Förderung der<br />
personellen Innovationsbereitschaft ausein<strong>an</strong>derzusetzen. Besondere<br />
Bedeutung wird in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g Anreizsystemen beigemessen.<br />
Motivationstheoretische Ansätze zur Beeinflussung menschlichen Verhaltens<br />
in Org<strong>an</strong>isationen (Maslow, Herzberg, Vroom, March/Simon, Porter/Lawler,<br />
von Rosenstiel), deren Analyse den Ausg<strong>an</strong>gspunkt dieser Arbeit bildet,<br />
zeigen dabei, daß bei der Gestaltung von Anreizsystemen situative und<br />
personenbezogene Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Die gezielte<br />
Förderung der personellen Innovationsbereitschaft durch Anreizsysteme<br />
setzt damit einerseits die differenzierte Betrachtung der mit<br />
spezifischen Problemlagen behafteten Situation "Innovationsprozeß" und<br />
<strong>an</strong>dererseits die Kenntnis typenspezifischer Anreizbedürfnisstrukturen<br />
innovativer Mitarbeiter voraus. Die theoretische und empirische Analyse<br />
von Anreizsystemen für innovative Mitarbeiter erfolgt jedoch primär unter<br />
Rückgriff auf bestehende Anreizsysteme für Routineprozesse.<br />
Ziel der Arbeit war es daher, als Ergänzung zu bestehenden Anreizsystemen<br />
für Routineleistungen, Ansatzpunkte für die Gestaltung und Umsetzung<br />
innovationsorientierter Anreizsysteme zu gewinnen. Daraus ergaben sich<br />
folgende Aufgabenstellungen:<br />
o Um Anforderungen <strong>an</strong> die situationsgerechte Gestaltung<br />
innovationsorientierter Anreizsysteme abzuleiten, waren zunächst die<br />
situativen Rahmenbedingungen für innovative Mitarbeiter zu<br />
systematisieren.<br />
o Im zweiten Schritt war zur Ableitung von Hinweisen auf die<br />
bedürfniskongruente Gestaltung und Umsetzung innovationsorientierter<br />
Anreizsysteme empirisch zu untersuchen, durch welche typenspezifischen<br />
Anreize sich innovative Mitarbeiter motivieren lassen und wie die<br />
Umsetzung von Anreizen im Rahmen innovativer Prozesse aus Sicht der<br />
Anreizempfänger wahrgenommen wird.<br />
Für den empirischen Teil der Arbeit ist dabei ein Perspektivenwechsel in<br />
der Informationsgewinnung vollzogen worden: Während die wenigen<br />
empirischen Untersuchungen zu Anreizen im Rahmen innovativer Prozesse als<br />
Informationsbasis die M<strong>an</strong>agementebene einbezogen haben, erfolgte die<br />
Analyse der Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter aus Sicht der<br />
potentiellen Anreizempfänger selbst. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />
wurde daher auf Daten einer empirischen Untersuchung unter 1800<br />
Arbeitnehmererfindern als nachweislich erfolgreiche Stellvertreter<br />
innovativer Mitarbeiter zurückgegriffen.<br />
Die Auswertung der Daten erfolgte mittels univariater, bivariater sowie<br />
multivariater Analyseverfahren. Im Zentrum univariater Verfahren st<strong>an</strong>d<br />
die Ermittlung von Häufigkeitsverteilungen. Für die bivariate<br />
Daten<strong>an</strong>alyse wurden Kontingenztests, die auch zur Analyse nichtmetrischer<br />
Daten geeignet sind, eingesetzt. Zur weiteren Differenzierung der<br />
Untersuchungsergebnisse kam als multivariates Analyseverfahren die<br />
Cluster<strong>an</strong>alyse zur Anwendung.<br />
Ergebnisse<br />
Um Hinweise auf die situationsgerechte Gestaltung innovationsorientierter<br />
Anreizsysteme zu gewinnen, wurden die von Routineprozessen abweichenden<br />
Anforderungen <strong>an</strong> innovative Mitarbeiter und <strong>an</strong> Anreizsysteme, die diese<br />
motivieren sollen, dargestellt. Dabei zeigte sich, daß die in<br />
Innovationsprozessen eingeschränkte Erfolgswahrscheinlichkeit,<br />
Widerstände der von Innovationen Betroffenen sowie S<strong>an</strong>ktionsgefahren bei<br />
Fehlschlägen die personelle Innovationsbereitschaft senken.<br />
Um dennoch dynamisches, in die Zukunft gerichtetes innovatives Verhalten<br />
durch Anreizsysteme attraktiv zu machen, ist die individuelle Ch<strong>an</strong>ce-<br />
Risiko-Position bei Innovationsbemühungen zu verbessern. Dies setzt<br />
voraus, daß sich eingesetzte Anreize eignen, sehr gezielt die Bedürfnisse
innovativer Mitarbeiter zu befriedigen und damit einen subjektiv hohen<br />
Nutzen beim Anreizempfänger zu stiften.<br />
Im empirischen Teil der Arbeit wurden dementsprechend typenspezifische<br />
Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter untersucht, deren<br />
differenzierte Kenntnis Ansatzpunkte für die bedürfniskongruente<br />
Gestaltung innovationsorientierter Anreizsysteme liefert. Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />
war dabei zunächst die Beschreibung innovativer Mitarbeiter <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
personenbezogener Merkmale sowie die Verdichtung zu spezifischen Typen,<br />
die sich hinsichtlich dieser Merkmale ähnlich sind. Im Ergebnis ließen<br />
sich hieraus innovative Mitarbeitertypen ableiten, die unter<br />
soziodemographischen Gesichtspunkten die B<strong>an</strong>dbreite vom jungen,<br />
unerfahrenen Innovationsnachwuchs über Innovationsroutiniers <strong>an</strong> der Basis<br />
bis zum hochgradig professionalisierten Innovationsroutinier im<br />
Führungskräftebereich erfassen. Unter Berücksichtigung der untersuchten<br />
Persönlichkeitsmerkmale erstreckt sich das Spektrum innovativer Mitarbeitertypen<br />
vom aufgeschlossenen Innovationsvorbereiter über den<br />
problemorientierten Innovationstüftler bis zum Innovationsmitläufer.<br />
Da die Kenntnis unterschiedlicher Mitarbeitertypen allein keine<br />
Rückschlüsse auf eine bedürfniskongruente Anreizgestaltung ermöglicht,<br />
wurde diesen Typen - aufbauend auf einer allgemeinen Analyse der<br />
Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter - eine mittels Cluster<strong>an</strong>alyse<br />
verdichtete Typologie dieser Anreizbedürfnisse gegenübergestellt. Im<br />
Ergebnis konnten so Aussagen über die Anreizbedürfnisschwerpunkte<br />
spezifischer innovativer Mitarbeitertypen getroffen werden: So zeigte<br />
sich, daß sich Innovationstüftler, Innovationsmitläufer sowie<br />
Innovationsroutiniers im Führungskräftebereich durch eine stark materiell<br />
ausgeprägte Anreizbedürfnisstruktur auszeichnen, während<br />
Innovationsvorbereiter sowie der Innovationsnachwuchs eher<br />
qualifizierungsorientiert geprägt sind und Innovationsroutiniers <strong>an</strong> der<br />
Basis für innovative Leistungen primär karriere- und<br />
<strong>an</strong>erkennungsorientierte Anreize erwarten.<br />
Diese Präzisierung der Anreizbedürfnisse innovativer Mitarbeiter liefert<br />
damit Hinweise auf die bedürfniskongruente Gestaltung<br />
innovationsorientierter Anreizsysteme. Mit der Einbeziehung den<br />
Bedürfnissen innovativer Mitarbeiter entsprechender Anreize in ein<br />
Cafeteria-Modell wurde dabei gleichzeitig die Möglichkeit einer<br />
praxisgerechten Umsetzung der empirischen Untersuchungsergebnisse<br />
aufgezeigt.<br />
Die Ausführungen der vorliegenden Arbeit konnten jedoch verdeutlichen,<br />
daß Bedürfniskongruenz allein keine hohe Anreizwirkung gar<strong>an</strong>tiert,<br />
sondern daß dies in hohem Maße von der Wahrnehmung der Anreize durch die<br />
Anreizempfänger abhängt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung<br />
haben dabei gezeigt, daß innovative Mitarbeiter Anreize oftmals nicht als<br />
solche wahrnehmen bzw. die Umsetzung bemängeln: Sie empfinden Anreize<br />
trotz grundsätzlicher Bedürfniskongruenz häufig subjektiv als<br />
un<strong>an</strong>gemessen. Durch die Analyse typischer Defizite bei der Umsetzung von<br />
Anreizen aus Sicht innovativer Mitarbeiter konnten in der vorliegenden<br />
Arbeit Ansatzpunkte für ein Anreizm<strong>an</strong>agement aufgezeigt werden, das<br />
Anreize nicht nur starr verwaltet, sondern betriebliche Zuwendungen<br />
gezielt als Anreiz verdeutlicht.<br />
Insgesamt hat die Arbeit damit nicht nur ein auf <strong>an</strong>dere<br />
Mitarbeitergruppen übertragbares Untersuchungsmuster für die<br />
differenzierte Analyse spezifischer Anreizerfordernisse entwickelt,<br />
sondern sie hat vor allem das untersuchte Themenfeld durch diese<br />
Vorgehensweise systematisiert und für weitergehende Fragestellungen<br />
geöffnet. Auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchungsergebnisse k<strong>an</strong>n<br />
nunmehr eine praxisgerechte Instrumentalisierung innovationsorientierter<br />
Anreizsysteme abgeleitet werden.<br />
Neben der differenzierten Betrachtung unterschiedlicher aktiv am<br />
Innovationsprozeß beteiligter Mitarbeitergruppen sollte sich das
Themenfeld dabei auf den Personenkreis der von Innovationen Betroffenen<br />
erweitern, da es immer wichtiger wird, die Diffusion von Innovationen im<br />
Betrieb zu beschleunigen. Durch die differenzierte Gestaltung von<br />
Anreizsystemen für passiv Innovierende können das Adoptionsverhalten von<br />
Neuerungen gezielt beeinflußt und damit auch Widerstände für aktiv<br />
Innovierende abgebaut werden.<br />
Bernd Mez<br />
Effizienz der Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Karl-Friedrich Ackerm<strong>an</strong>n, Universität Stuttgart<br />
Zur Zeit gibt es in der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d ca. 1.500 Unternehmen,<br />
von denen m<strong>an</strong> weiß, daß sie eine Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung (MAK)<br />
eingeführt haben. Ca. 1,1 Millionen Mitarbeiter sind am Eigen- oder<br />
Fremdkapital dieser Unternehmen beteiligt. Unterstützt durch gesetzliche<br />
Begünstigungen nimmt die Verbreitung von MAK-Modellen seit Jahren zu.<br />
Bevor sich ein Unternehmen diesem Trend <strong>an</strong>schließt, muß die Frage nach<br />
den Konsequenzen einer MAK be<strong>an</strong>twortet werden. Das heißt, Aufw<strong>an</strong>d und<br />
Nutzen sind kritisch gegenüberzustellen; was nicht ausschließt - und<br />
dieser Fall ist durchaus keine Seltenheit -, daß eine MAK aus rein<br />
phil<strong>an</strong>tropischen Erwägungen ins Leben gerufen wird. Die vorliegende<br />
Arbeit beschäftigt sich mit der MAK jedoch nach betriebswirtschaftlichen<br />
Maßstäben; sie diskutiert Ziele, Instrumente und Wirkungen der MAK,<br />
allerdings aus verhaltensorientierter Sicht; insofern wird die<br />
fin<strong>an</strong>zwirtschaftliche Seite weitgehend ausgeklammert.<br />
Die MAK wird vom Personalm<strong>an</strong>agement eines Unternehmen zielorientiert<br />
eingesetzt. Das Ausmaß, in dem MAK-Wirkungen <strong>an</strong>gestrebte Ziele erreichen<br />
helfen, bestimmt die Effizienz der MAK. Probleme in dieser Thematik<br />
ergeben sich dadurch, daß es bisher <strong>an</strong> theoretischen, insbesondere<br />
verhaltenstheoretischen Vorarbeiten m<strong>an</strong>gelt. Außerdem sind im Bereich des<br />
Personalm<strong>an</strong>agements bisher kaum Instrumente zur Wirkungs<strong>an</strong>alyse<br />
vorgestellt worden und es fehlt <strong>an</strong> empirischen Untersuchungen.<br />
Mit MAK wird ein breites Bündel von Zielen in Verbindung gebracht, sie<br />
sind ökonomischer (leistungs-, fin<strong>an</strong>zwirtschaftlicher und<br />
umweltbezogener) sowie metaökonomischer (sozialer, politischer und<br />
volkswirtschaftlicher) Natur. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich<br />
auf die leistungswirtschaftliche bzw. verhaltensorientierte Perspektive.<br />
Um ein MAK-Modell im Hinblick auf gesetzte Ziele zu konzipieren, werden<br />
eine Reihe von Gestaltungselementen eingesetzt: Zielgruppe, Kontinuität,<br />
Mittelherkunft und Anlageform (Kapitalart, -menge und -bedienung,<br />
Verlustbeteiligung, Verfügbarkeit, Partizipation). Während Ziele und<br />
Gestaltungsalternativen weithin bek<strong>an</strong>nt sind, liegen relativ wenige<br />
Untersuchungen zu den Verhaltenswirkungen der MAK vor. Sie weisen einen<br />
positiven Einfluß der MAK auf leistungswirtschaftliche Aspekte nach, d.<br />
h., daß sich MAK günstig auf Leistungs- und Teilnahmemotivation des<br />
Individuums auswirkt. Methodische Schwächen oder kleine Stichproben<br />
lassen diese Studien in einem zweifelhaften Licht erscheinen.<br />
Um den Forschungsst<strong>an</strong>d zu verbessern, wird ein Untersuchungskonzept auf<br />
der methodologischen Grundlage eines "kritisch-pragmatischen<br />
Neodeterminismus" entworfen. Dieser basiert auf den Idealen des<br />
kritischen Rationalismus, dessen strenge Maßstäbe jedoch etwas<br />
abgemildert werden, um praxeologische Aussagen zu erhalten. Voraussetzung<br />
für solche Aussagen ist die Erforschung von Gesetzmäßigkeiten auf der<br />
Grundlage von Modellen und Hypothesen.<br />
Dazu ist es erforderlich, den Effizienzbegriff aufzuarbeiten, was in ein<br />
objektorientiertes konzeptionelles Modell zur Effizienz<strong>an</strong>alyse mündet.<br />
Effizienz wird als umfassendes Konstrukt verst<strong>an</strong>den, mit dessen Hilfe<br />
Gestaltungsprozesse und deren Ergebnisse qualifiziert werden. Es ist<br />
abhängig von situativen Einflüssen, insbesondere von den<br />
Wertvorstellungen der Entscheidungsträger. Zur verhaltensorientierten
Konkretisierung des Effizienz<strong>an</strong>satzes wird die Erwartungs-Valenz-Theorie<br />
von PORTER und LAWLER gewählt. Demnach ist die Motivation des Individuums<br />
im wesentlichen abhängig von der Wahrscheinlichkeit, eine Aufgabe<br />
erfolgreich erledigen zu können, der Wahrscheinlichkeit, dafür eine hohe<br />
Belohnung zu erhalten, und der Wertigkeit dieser Belohnung für das<br />
Individuum.<br />
Auf der Grundlage des theoretischen Ansatzes werden 23 Hypothesen formuliert.<br />
Acht Basishypothesen betreffen das PORTER/LAWLERsche Verhaltensmodell,<br />
während sich die übrigen mit generellen MAK-Konsequenzen und den<br />
Wirkungen einzelner Gestaltungselemente befassen. Die Hypothesen gehen<br />
von positiven Effekten der MAK auf die Teilnahme- und Leistungsmotivation<br />
des Individuums aus.<br />
Bei der empirischen Untersuchung der aufgestellten Hypothesen wird im<br />
Rahmen eines knappen Forschungsbudgets folgendes Forschungsdesign<br />
gewählt:<br />
- Schriftliche Befragung in Unternehmen mit und ohne MAK<br />
(Kontrollgruppe);<br />
- Befragung von Mitarbeitern und Geschäftsleitung (Mehrebenen<strong>an</strong>alyse)<br />
mit Fusionierung der Daten, d. h. jeder Mitarbeiterdatensatz wird um<br />
Angaben "seiner" Geschäftsleitung ergänzt;<br />
- Querschnittsuntersuchung einer Zufallsstichprobe von Unternehmen<br />
und Mitarbeitern.<br />
Von rund 600 <strong>an</strong>geschriebenen Unternehmen nehmen 44 <strong>an</strong> der Untersuchung<br />
teil, 28 mit und 16 ohne MAK. In diesen Firmen werden 1.112 verwertbare<br />
Fragebögen ausgefüllt (Rücklaufquote 57,1 %). Die Auswertung der Daten<br />
erbrachte im wesentlichen folgende Ergebnisse:<br />
(1) Das PORTER/LAWLERsche Verhaltensmodell wird in seiner Grundstruktur<br />
bestätigt. Damit werden die Ergebnisse zahlreicher empirischer Studien<br />
gestützt und die Voraussetzung für die Anwendbarkeit der Theorie für die<br />
Problemstellung geschaffen.<br />
(2) Es besteht ein enger Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der Wertigkeit einer MAK<br />
für den Mitarbeiter und seinem Commitment. Es ist davon auszugehen, daß<br />
die MAK dieses Commitment nicht erzeugen k<strong>an</strong>n. Eher wird der umgekehrte<br />
Fall vorliegen, daß Commitment eine Voraussetzung für die positive<br />
Wahrnehmung einer MAK darstellt, welche wiederum das Commitment belohnt<br />
und damit festigt.<br />
(3) Leistungsstimulierende Effekte der MAK können nicht nachgewiesen<br />
werden. Die untersuchten MAK-Modelle weisen insgesamt keine Zusammenhänge<br />
mit Merkmalen von Bemühung und Arbeitsleistung auf. Die vielfach<br />
vermutete Motivationssteigerung bleibt - zumindest in der überwiegenden<br />
MAK-Praxis - ein Wunschtraum.<br />
(4) Hohe Eigenleistungen, Verlustbeteiligung und Sperrfristen<br />
vermindern die Attraktivität einer MAK. Eigenleistungen des Mitarbeiters<br />
und die Beteiligung <strong>an</strong> eventuellen Verlusten sollen das Kostendenken<br />
fördern und dadurch motivationswirksam sein. Die festgestellten negativen<br />
Zusammenhänge mit der MAK-Valenz bringen einen gegenteiligen Effekt<br />
zutage.<br />
(5) Zusätzliche Partizipationsmöglichkeiten erhöhen die Wirksamkeit der<br />
MAK. Ein stimmiges Modell kombiniert Beteiligung am "Haben" und am<br />
"Sagen", sonst sind Frustrationseffekte nahezu unausweichlich. Wenn der<br />
Mitarbeiter keine Möglichkeit sieht, über das Unternehmensschicksal<br />
mitzuentscheiden, wird er eher das Gefühl haben, daß sich sein Beitrag<br />
nicht auswirkt, seine Bemühungen umsonst sind.<br />
(6) MAK-Unternehmen haben ein besseres Betriebsklima als Unternehmen<br />
ohne MAK. Dieser Befund zeugt davon, daß MAK ein Instrument ist, in dem<br />
sich in vielen Fällen eine partnerschaftliche Unternehmensphilosophie<br />
äußert. Der positive Effekt auf das Betriebsklima wird d<strong>an</strong>n durch <strong>an</strong>dere<br />
Faktoren, wie z. B. kooperativer Führungsstil, unterstützt.<br />
(7) Die wirtschaftliche Situation ist in Unternehmen mit MAK schlechter<br />
als in der Kontrollgruppe. Dieser Befund zeigt, daß MAK gezielt
eingesetzt wird, um Unternehmen aus der Talsohle zu führen. Insofern<br />
dominieren offenbar leistungs- und fin<strong>an</strong>zwirtschaftliche Ziele. Der<br />
Erfolg des Instruments - und das Bestätigt die Befunde zur<br />
Motivationswirkung - ist diesbezüglich jedoch nicht nachweisbar.<br />
Auch wenn die Zahl der untersuchten Unternehmen keine repräsentativen<br />
Aussagen rechtfertigt und Struktur der Stichprobe sowie<br />
Erhebungsinstrumentarium verbesserungsfähig sind, können eine Reihe von<br />
Gestaltungsempfehlungen gegeben werden. Die Frage "MAK, ja oder nein?"<br />
muß mit "Es kommt darauf <strong>an</strong> ..." be<strong>an</strong>twortet werden:<br />
- MAK muß zur Unternehmensphilosophie passen.<br />
- MAK k<strong>an</strong>n Verhalten belohnen und damit stabilisieren, nicht aber<br />
erzeugen.<br />
- Der Belohnungseffekt ist dort am stärksten, wo die Abhängigkeit der<br />
MAK vom eigenen Verhalten wahrgenommen wird, also in kleineren<br />
Unternehmen, in Kombination mit einer Erfolgsbeteiligung und bei<br />
Mitsprachemöglichkeiten.<br />
- Die Modellgestaltung muß im Sinne einer hohen Attraktivität die<br />
unterschiedliche Risikobereitschaft der Mitarbeiter berücksichtigen.<br />
Der Begriff der "Lösungsformel" darf also bei der MAK nicht mißverst<strong>an</strong>den<br />
werden: um zu funktionieren, müssen zuerst mehrere Nebenbedingungen<br />
erfüllt sein. Und wenn sie erfüllt sind, werden durchaus nicht alle<br />
Probleme gelöst, aber es werden eine g<strong>an</strong>ze Reihe von Voraussetzungen für<br />
eine konstruktive Aufgabenbewältigung geschaffen.
6. Führung/Verhalten in Org<strong>an</strong>isationen<br />
Klaus Lindert<br />
Führungskonzeptionen auf der Basis impliziter Wertorientierungen.<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede bundesdeutscher und mittel- und<br />
osteuropäischer Führungskräfte<br />
Betreuer: Prof. Dr. Joachim Hentze, Technische Universität Braunschweig<br />
Problemstellung<br />
Führung k<strong>an</strong>n als zeitlich übergreifendes, in allen Kulturen existierendes<br />
und interdisziplinäres Faktum aufgefaßt werden. Jede Org<strong>an</strong>isation bedarf<br />
der Führung, um ihre Ziele zu erreichen. Auch verfügt jede Führungskraft<br />
über ein implizites Verständnis von Führung. Bezogen auf Mittel- und<br />
Osteuropa weist der Kenntnisst<strong>an</strong>d zum Problem der betrieblichen Führung<br />
und der damit verbundenen Führungsleitbilder (Führungskonzeptionen)<br />
erhebliche Defizite auf. Empirisch-vergleichende Untersuchungen von<br />
Führungskonzeptionen und dem Führungsverhalten in Betrieben<br />
postsozialistischer und marktwirtschaftlicher Länder existieren im<br />
Verhältnis zu den zahlreichen Vergleichsstudien zwischen<br />
marktwirtschaftlichen Ländern kaum. Die Zielsetzung der internationalen<br />
Studie orientierte sich im Jahre 1990 <strong>an</strong> Maßgaben zur ökonomischen Reform<br />
des sozialistischen Systems, zur partiellen industriellen Konversion<br />
sowie zur Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in den Ländern des<br />
ehemaligen 'Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe'. Unter der Bedingung<br />
des sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen W<strong>an</strong>dels richtet<br />
sich das Erkenntnisinteresse auf die betrieblichen Führungskräfte als<br />
hypothetische Träger des operativen Veränderungsprozesses. Individuelle<br />
Entscheidungs- und Führungsfähigkeiten, Ver<strong>an</strong>twortungs- und<br />
Risikobereitschaft waren in der hochzentralisierten Verwaltungswirtschaft<br />
keine H<strong>an</strong>dlungskriterien für Führungskräfte. Besonders hoch ist der<br />
Problemdruck im Bereich der Personalführung.<br />
Konzeptioneller Rahmen<br />
Unter Berücksichtigung der drei Aspekte - Systemw<strong>an</strong>del in Osteuropa, der<br />
Mensch als strategischer Erfolgsfaktor und Internationalisierung der<br />
Wirtschaftsbeziehungen - wird ein konzeptioneller Ansatz entwickelt, der<br />
in generellen Dimensionen impliziter Führungsleitbilder das<br />
Selbstverständnis als Führungskraft und die Vorstellungen der<br />
betrieblichen Führungspraxis im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der wahrgenommenen<br />
Führungspraxis und der betrieblichen Zielerreichung erfaßt sowie eine<br />
länderübergreifende Vergleichbarkeit von Führungskräften ermöglicht. Die<br />
'vergleichende M<strong>an</strong>agementforschung' versucht, Ähnlichkeiten und<br />
Unterschiede im M<strong>an</strong>agement von Org<strong>an</strong>isationen unter verschiedenen<br />
Rahmenbedingungen (Ländern oder Kulturen) zu erklären. Es werden zwei<br />
zentrale Positionen abgeleitet:<br />
- Existieren leistungsbestimmende kulturelle Faktoren<br />
(Wertpräferenzen) in den M<strong>an</strong>agement- und Führungskonzeptionen?<br />
- Existieren Unterschiede und Ähnlichkeiten in den M<strong>an</strong>agement- und<br />
Führungskonzeptionen, die für die grenzübergreifende Kooperation<br />
(Effizienz der Interaktion) oder den Tr<strong>an</strong>sfer von Fach- und Führungskräften<br />
bedeutsam sind?<br />
Insbesondere das Wertkonzept als kognitiver Ansatz erhält eine zentrale<br />
Bedeutung im Forschungs<strong>an</strong>satz. Werte als Gegenst<strong>an</strong>d der Forschung beziehen<br />
die Probleme des Wahrnehmungsbias, der subjektiven<br />
Erwartungswerte, der sozialen Erwünschtheit, der Universalität und der<br />
Zeitstabilität bewußt ein. Die Werthaftigkeit von Dingen und Ereignissen<br />
in der empirischen Forschung k<strong>an</strong>n auf den Valenzbegriff zurückgeführt<br />
werden. Die daraus abgeleiteten Erwartungs-Wert-Theorien der Motivation<br />
und die Weg-Ziel-Theorien der Führung stehen in dieser Tradition.<br />
Konzeptionell bezeichnet Führung in Org<strong>an</strong>isationen einen durch den<br />
Führungs<strong>an</strong>spruch legitimierten sozialen Prozeß der Steuerung von<br />
org<strong>an</strong>isationaler Komplexität und der Gestaltung sowie des W<strong>an</strong>dels von<br />
Org<strong>an</strong>isationen in einer komplexen Umwelt. Führungskonzeptionen umfassen
möglichst kohärente Soll-Vorstellungen zur Realisation dieser<br />
Führungsaufgaben. Führungskonzeptionen auf der Basis impliziter<br />
Wertorientierungen bezeichnen die 'Verfassung in den Köpfen der<br />
Beteiligten' über generelle Zielvorstellungen, Aufgaben und Anforderungen<br />
von Führungskräften. Werte steuern die Auswahl von Motivzielen<br />
(Zielwertigkeiten), die am Ende einer Reihe von H<strong>an</strong>dlungsschritten<br />
erreicht werden sollen, und die Auswahl von Mitteln und Verhaltensmustern<br />
(Erwartungswerte über erfolgreiche Wege), die zu den Zielen führen. Die<br />
spezifische Konfiguration einzelner Werte reflektiert ein konsensuelles<br />
Anspruchsniveau (Soll-Vorstellungen) von internalisierten Erwartungen<br />
eines Kollektives zur Stabilisierung, reaktiven Anpassung und proaktiven<br />
Veränderung sozialer Systeme.<br />
Methodischer Rahmen<br />
Im Jahr 1990 wurden in acht Länderstichproben - der Bundesrepublik<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, der DDR, Polen, der CSFR, Bulgarien, Rußl<strong>an</strong>d, Estl<strong>an</strong>d und<br />
Georgien - insgesamt 1376 Geschäftsführer, Betriebsdirektoren,<br />
Fachdirektoren, Hauptabteilungs- und Abteilungsleiter aus den primären<br />
Erhebungssektoren Maschinenbau und Elektrotechnik befragt. Als<br />
Forschungsinstrument wurde ein st<strong>an</strong>dardisierter Fragebogen eingesetzt.<br />
Besonders beachtet wurden die funktionale Stichprobenäquivalenz und die<br />
funktionale, konzeptionelle und metrische Skalenäquivalenz. Abgeleitet<br />
aus dem hypothetischen Forschungsmodell stützt sich die empirischexplorative<br />
Erhebung auf vier operationalisierte Variablenkomplexe eines<br />
gesellschaftsordnungsneutralen Meßmodells: führungsthematische<br />
Wertsysteme von Führungskräften (implizite Führungsleitbilder /<br />
Selbstverständnis als Führungskraft), wahrgenommene Führungspraxis,<br />
Ausmaß der Übereinstimmung zwischen impliziter Konzeption und org<strong>an</strong>isationalem<br />
Ordnungsrahmen und wahrgenommener betrieblicher<br />
Zielerreichungsgrad.<br />
Ergebnisse der empirischen Untersuchung<br />
Durch länderspezifische Analysen und den länderübergreifenden Vergleich<br />
der führungsthematischen H<strong>an</strong>dlungspräferenzen und des Führungsverhaltens<br />
im Hinblick auf den betrieblichen Zielerreichungsgrad werden situative<br />
(länderspezifische Differenzen) und generelle (länderübergreifende<br />
Ähnlichkeiten) Elemente von Führungskonzeptionen typologisiert. Zur<br />
Erhellung der Dimensionenproblematik werden Faktoren<strong>an</strong>alysen eingesetzt.<br />
Um die Unterschiede und Ähnlichkeiten von Führungskräften darzustellen,<br />
werden Cluster<strong>an</strong>alysen berechnet. Zur Extraktion möglicher<br />
Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Führung wird mit Hilfe der<br />
Diskrimin<strong>an</strong>z<strong>an</strong>alyse die relative Bedeutung und Erklärungskraft von<br />
Elementen (Eigenschaften) der impliziten Führungskonzeption, des<br />
Führungsverhaltens und der betrieblichen Integration in den verschiedenen<br />
Länderstichproben beschrieben und die Kriteriumsvariable der<br />
'Zufriedenheit mit dem betrieblichen Zielerreichungsgrad' prognostiziert.<br />
Trotz des Versuchs der Installation des sowjetischen Prototyps der<br />
Leitung sozialistischer Betriebe reflektiert die Untersuchung im<br />
Gesamtergebnis länderspezifische Problemlösungsmuster bei den<br />
Führungskräften der Betriebe. Die Existenz eines generellen<br />
Erfolgsschemas der Führung erfährt keine Unterstützung. Die Ähnlichkeiten<br />
und Unterschiede in der führungsthematischen Orientierung erlauben die<br />
Hypothese der Aktivierung relativ zeitstabiler kulturgebundener<br />
Orientierungsmuster. Die schnelle Herausbildung eines am westlichen<br />
Wertsystem orientierten, konsensuell getragenen Ordnungsrahmens, der in<br />
der Konsequenz die Variationen org<strong>an</strong>isationalen Verhaltens länder- und<br />
kulturübergreifend konvergieren läßt, k<strong>an</strong>n in Zweifel gezogen werden.<br />
Nach dem Weg-Ziel-Ansatz der Führung ist besonders die Akzept<strong>an</strong>z des<br />
Führungsverhaltens seitens der Geführten von Bedeutung. Die vorliegende<br />
hohe Präferenz für einen autoritativ-paternalistischen Führungsstil<br />
stellt kein Effizienzproblem dar. Die Untersuchungsergebnisse deuten
stärker auf Akzept<strong>an</strong>z-, Strukturerhaltungs-, Durchsetzungs- und<br />
Integrationsprobleme in länderspezifisch unterschiedlichem Ausmaß hin.<br />
Offene Fragen<br />
Die vorliegende Pilotstudie beinhaltet noch eine Reihe konzeptioneller<br />
und methodischer Probleme, die in weiterführenden Untersuchungen zu<br />
klären sind. Insbesondere die einer Querschnittsuntersuchung <strong>an</strong>haftenden<br />
Probleme erlauben keine Aussagen über die Entstehung, die Stabilität und<br />
die Veränderungen der gewählten Konstrukte. Obwohl die ausgewählten<br />
Br<strong>an</strong>chen und Führungskräftegruppen keine Generalisierung der Ergebnisse<br />
zulassen, scheinen die sektorialen und positionalen Effekte für die<br />
globale Ausrichtung von Führungskräften von untergeordneter Bedeutung zu<br />
sein. In der Perspektive können die vorliegenden empirischen Daten zum<br />
Selbstverständnis von Führungskräften - obwohl die Untersuchungsfelder<br />
zum Teil nicht mehr existieren - als originäres Referenzmaterial zur<br />
Situation im Jahre 1990 dienen. Um der Hypothese zur zeitkritischen<br />
Konvergenz in den führungsthematischen Orientierungen zu folgen, sind<br />
Längsschnittuntersuchungen zu auftretenden Problemen, Phasen und Formen<br />
der länderspezifischen Anpassung notwendig.<br />
Erika Regnet<br />
Konflikte in Org<strong>an</strong>isationen. Formen, Funktionen und Bewältigung*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Diether Gebert, Universität Bayreuth<br />
Problemstellung<br />
Effizientes Problem- und Konfliktlösungsverhalten ist eine immer<br />
wichtigere Herausforderung für M<strong>an</strong>ager aller Ebenen. Ziel müßte es sein,<br />
die Konfliktdynamik positiv zu nutzen und konstruktiv zu gestalten, ohne<br />
daß die negativen Konsequenzen (z.B. Gewinner-Verlierer-Situationen,<br />
Frustrationen, Reibungs- und Zeitverluste) gleichzeitig auftreten.<br />
Da sich Führung immer mehr zur Koordination von Spezialisten entwickelt,<br />
ist die Führungskraft selbst zunehmend als Konfliktm<strong>an</strong>ager gefordert.<br />
Ziel dieser Arbeit war es deshalb, die Konflikth<strong>an</strong>dhabungspraxis in<br />
Org<strong>an</strong>isationen sowie das Konfliktverhalten von Führungskräften zu<br />
<strong>an</strong>alysieren.<br />
Untersuchungsaufbau und Ergebnisse<br />
Zur Be<strong>an</strong>twortung der oben aufgeführten Fragen wurden zwei Studien<br />
durchgeführt.<br />
Für den ersten Teil wurden Führungskräfte durch Fragen dazu <strong>an</strong>geregt, in<br />
ihrem Bewußtsein die Konfliktthematik (insbesondere Entstehung, Ursachen,<br />
Verlauf, H<strong>an</strong>dhabung, Konsequenzen) zu rekonstruieren. Solche "subjektiven<br />
Theorien" stellen einen Erfahrungspeicher dar, der auch von der<br />
Wissenschaft genutzt werden k<strong>an</strong>n und der wichtig ist, will m<strong>an</strong> die<br />
konkreten Verhaltensweisen verstehen.<br />
Hinsichtlich der Ursachenattributierung lassen sich verschiedene Cluster<br />
aufzeigen: insbesondere Zuschreibung nach Persönlichkeitsfaktoren,<br />
Wettbewerbsverhalten, Interessengegensätzen sowie strukturellen Gründen.<br />
Hinsichtlich des Konfliktm<strong>an</strong>agements stellen sich in dieser ersten Studie<br />
jedoch keine so klar trennbaren Personengruppen heraus. Deutliche<br />
Unterschiede gibt es allerdings hinsichtlich der Verhaltenspräferenz,<br />
H<strong>an</strong>dlungsorientierung bzw. Vermeidung. Von den befragten M<strong>an</strong>agern wurden<br />
beeindruckend viele Maßnahmen und Strategien gen<strong>an</strong>nt, die allerdings nur<br />
bei einer Minderheit mit der vorausgehenden Ursachenbeschreibung<br />
stringent verknüpft sind. Zwar kommt kaum ein Interviewter gänzlich ohne<br />
Widersprüche und Brüche aus, doch fällt bei den einzelnen Teilbereichen<br />
der subjektiven Theorien die hohe Differenziertheit der Aussagen auf.<br />
Allerdings müßten diese Teilaspekte noch mehr in einen Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g<br />
- insbesondere zwischen Ursachen und Konflikth<strong>an</strong>dhabungsverhalten -<br />
gebracht werden.<br />
Bei der zweiten Studie h<strong>an</strong>delt es sich um eine Längsschnittstudie, wie<br />
sie sonst selten durchgeführt wird, die sich aber gerade bei diesem Thema
als sehr fruchtbar erwiesen hat. Eine zweite Gruppe von Führungskräften<br />
wurde gebeten, eine konkrete, noch offene Konfliktsituation aus dem<br />
betrieblichen Kontext zu schildern. Drei bis sechs Monate später wurden<br />
der neue Status quo sowie die tatsächlich eingesetzten Strategien und<br />
Maßnahmen abgefragt. Im längsschnittlichen Vergleich fallen zunächst die<br />
Diskrep<strong>an</strong>z zwischen gepl<strong>an</strong>tem und tatsächlich realisiertem H<strong>an</strong>deln, die<br />
geringe Herausbildung wie auch die geringe Wirkung von H<strong>an</strong>dlungsvorsätzen<br />
auf.<br />
Durchgehend werden Konfliktsituationen als stark belastend erlebt, wobei<br />
nicht soziale Unterstützung generell, sondern einzig und allein der<br />
gewährte Beist<strong>an</strong>d durch den Vorgesetzten die subjektive Be<strong>an</strong>spruchung zu<br />
vermindern vermag. Obwhl die Konflikte im zeitlichen Verlauf allmählich<br />
weitere Kreise ziehen und die jeweiligen Vorgesetzten häufig involviert<br />
sind, wird noch mehr Unterstützung "von oben" gewünscht. Eine durchaus<br />
reale Gefahr besteht für die Vorgesetzten allerdings darin, in die Rolle<br />
eines Schiedsrichters gedrängt zu werden.<br />
Weiterhin fällt auf, daß in nur geringem Umf<strong>an</strong>g Alternativstrategien bzw.<br />
Sichtweisen der <strong>an</strong>deren Beteiligten überhaupt bedacht oder die<br />
Konsequenzen abgewogen werden. Deshalb ist bei solch komplexen<br />
Situationen eine stärkere kognitive Ausein<strong>an</strong>dersetzung im Vorfeld der<br />
Aktion zu empfehlen. Vor allem ist die Einschätzung der eigenen<br />
H<strong>an</strong>dlungskompetenz zu optimistisch; hier dürften Illusionen von<br />
Situations- und H<strong>an</strong>dlungskontrolle zu Lasten einer realistischen<br />
Einschätzung aufgebaut werden.<br />
Praxisbezug: Konsequenzen für die Fortbildung<br />
Zur Optimierung der Konfliktlösungspraxis nimmt die Fortbildung eine<br />
Schlüsselrolle ein, da sicherlich kaum jem<strong>an</strong>d der "geborene<br />
Konfliktm<strong>an</strong>ager/die geborene Konfliktm<strong>an</strong>agerin" sein dürfte.<br />
Zunächst steht eine verstärkte Reflexion in der Analysephase im<br />
Vorderdrund. Denn die Studien machen deutlich, daß einer hohen<br />
H<strong>an</strong>dlungsorientierung und Entschlossenheit häufig eine geringe subjektive<br />
Sicherheit hinsichtlich des richtigen Vorgehens sowie wenig konkrete<br />
H<strong>an</strong>dlungspläne gegenüberstehen.<br />
Ziele sind insbesondere, den offensichtlich bestehenden H<strong>an</strong>dlungsdruck<br />
(m<strong>an</strong> sieht Konfliktlösung als Teil seiner Aufgabe) aushalten zu lernen,<br />
die Kognitionen stärker zu integrieren und - last but not least - die<br />
Diskrep<strong>an</strong>z zwischen Kognition und Aktion zu verkleinern.1<br />
Offene Fragen<br />
Die Betrachtung eines Konfliktes allein als (intern-) individuelles<br />
Problem reicht nicht aus: Zum einen dürften viele Konflikte strukturell<br />
determiniert sein und erst nachträglich personalisiert werden. Zum<br />
<strong>an</strong>deren muß in der gesamten Org<strong>an</strong>isation ein Verständnis für Funktion und<br />
Wirkung zwischenmenschlicher Ausein<strong>an</strong>dersetzung entstehen. Das<br />
Org<strong>an</strong>isationsklima muß Reibungen/Sp<strong>an</strong>nungen positiv gegenüberstehen und<br />
sie nicht als Versagen einer einzelnen Führungskraft abstempeln.<br />
Tabuisierungen lösen die bestehenden Widersprüche in Org<strong>an</strong>isationen nicht<br />
auf. Mit der Entwicklung einer "Konfliktkultur" sind deshalb alle<br />
Org<strong>an</strong>isationsmitglieder gefordert.<br />
An dieser Stelle soll zum einen überdies darauf hingewiesen werden, daß<br />
in dieser Arbeit ausschließlich männliche M<strong>an</strong>ager befragt wurde, da es<br />
bei der geringen Anzahl weiblicher Führungskräfte schwierig gewesen wäre,<br />
eine genügend große Anzahl weiblicher Teilnehmer zu gewinnen. In<br />
Anlehnung <strong>an</strong> den häufig postulierten, aber nicht schlüssig nachgewiesenen<br />
<strong>an</strong>deren Führungsstil von Frauen wäre jedoch durchaus auch ein<br />
unterschiedliches Konfliktverhalten vorstellbar.<br />
Schließlich liegen den Ergebnissen der beiden Studien jeweils<br />
Selbstaussagen der einzelnen Führungskräfte zugrunde. Andere Betroffene,<br />
z.B. Mitarbeiter, Kollegen, sehen das Verhalten möglicherweise wesentlich<br />
kritischer und weniger nachvollziehbar/schlüssig bzw. unter Umständen
autoritärer. Dieser Vergleich ist allerdings bei der vorliegenden<br />
Datenbasis nicht durchführbar.<br />
7. Besondere Beschäftigtengruppen<br />
Alexa Bee<br />
Die Beschäftigungs- und Arbeitssituation junger sp<strong>an</strong>ischer, türkischer<br />
und deutscher Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Betreuer: Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Weber, Universität-Gesamthochschule<br />
Paderborn<br />
These<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Thema, das bisl<strong>an</strong>g nur<br />
unzureichend wissenschaftlich <strong>an</strong>alysiert worden ist.<br />
Die zentrale These dieser Arbeit lautet: Nicht die Nationalität bestimmt<br />
über die Verteilung von Arbeitsplätzen, Aufstiegsmöglichkeiten und<br />
Arbeitsplatzkarrieren, sondern die Qualifikation. Ausländische<br />
Jugendliche werden bei gleicher Qualifikation wie Deutsche beh<strong>an</strong>delt.<br />
Die Best<strong>an</strong>dsaufnahme der bisherigen Studien legt den Schluß nahe, daß der<br />
Zug<strong>an</strong>g zu bestimmten Arbeitsplätzen stark von der Nationalität<br />
mitbestimmt wird. Unbeachtet bleibt dabei meist, daß nicht die<br />
Nationalität, sondern die mit der Nationalität korrelierende Variable<br />
"Qualifikation" die Zug<strong>an</strong>gsch<strong>an</strong>cen bestimmten dürfte. Die sich<br />
widersprechenden Hypothesen werden empirisch untersucht. Einbezogen<br />
werden sp<strong>an</strong>ische, türkische und deutsche 18- bis 33jährige Arbeitnehmer.<br />
Theoretische Basis<br />
Als Basis der Studie dienen Theorien, die sich einerseits auf das<br />
Verhalten der Arbeitgeber, <strong>an</strong>dererseits auf das Verhalten der<br />
Arbeitnehmer beziehen.<br />
Zu den Theorien des Arbeitgeberverhaltens gehört die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie,<br />
nach der Arbeitsplätze und Aufstiegsmöglichkeiten in Abhängigkeit von den<br />
"Produktivitätsfaktoren" der Arbeitnehmer (vor allem Bildung und<br />
Arbeitserfahrung) verteilt werden. Neben dieser eher makroskopischen<br />
Betrachtung wird das Verhalten der Arbeitgeber mit Hilfe der<br />
Attributionstheorie "mikroskopisch" untersucht. Es geht hierbei um die<br />
Attributionen des Arbeitgebers in bezug auf das Verhalten seiner<br />
Arbeitnehmer.<br />
Zur Erklärung des Arbeitnehmerverhaltens werden Theorien der Leistungsbzw.<br />
der Aufstiegsmotivation her<strong>an</strong>gezogen. D<strong>an</strong>eben wird auf<br />
Untersuchungen Bezug genommen, die sich mit dem Phänomenen der<br />
Arbeitszufriedenheit beschäftigen.<br />
Methodisches Konzept und Datenbasis<br />
Um ein möglichst objektives Bild über die Arbeitsplatzsituation der<br />
untersuchten Arbeitnehmer zu erhalten, erfolgt die Erfassung der<br />
Arbeitsplätze auf der Grundlage der <strong>an</strong>alytischen<br />
Arbeitsbewertungsmethode. Mit dem Einsatz dieses Instruments wird auch<br />
eine differenzierte Betrachtung der Arbeitsplatzsituation zu<br />
verschiedenen Zeitpunkten möglich. So wird der gegenwärtige Arbeitsplatz<br />
und der erste Arbeitsplatz zum Zeitpunkt des Eintritts in das Unternehmen<br />
erfaßt. Die Berücksichtigung der Zeitdimension ermöglicht u.a. auch die<br />
Untersuchung der Bedeutsamkeit der wirtschaftlichen Situation (Auf- und<br />
Abschwungphasen).<br />
Um zu Aussagen über das Aufstiegsstreben und über die subjektiv<br />
wahrgenommene Arbeitssituation zu kommen, f<strong>an</strong>den außerdem Befragungen der<br />
Arbeitnehmer im Betrieb statt.<br />
Die Untersuchung wurde in sechs vorwiegend metallverarbeitenden Betrieben<br />
durchgeführt. Für 183 Arbeitnehmer wurden die Daten aufgrund der<br />
Arbeitsbewertung ausgewertet; zusätzlich st<strong>an</strong>den für 131 Arbeitnehmer<br />
auswertungsfähige Fragebögen zur Verfügung.<br />
Um Aussagen über die Wichtigkeit hum<strong>an</strong>kapitaltheoretischer Variablen und<br />
askriptiver Merkmale als Kriterien der Verteilung der Arbeitsplätze und<br />
Aufstiegsmöglichkeiten treffen zu können, sind insgesamt 24 Vorgesetzte<br />
in drei Betrieben befragt worden.
Ausgewählte Ergebnisse<br />
Aus der Vielzahl der Ergebnisse seien im folgenden einige herausgehoben:<br />
Die Untersuchungsergebnisse bestätigen im wesentlichen die zentrale These<br />
dieser Arbeit: Für die Verteilung von Arbeitsplätzen und<br />
Aufstiegsmöglichkeiten sind die hum<strong>an</strong>kapitaltheoretischen Variablen<br />
ausschlaggebend. Eine entscheidende Weichenstellung wird durch die<br />
Schulausbildung vorgenommen.<br />
Nach den Ergebnissen von Pfad<strong>an</strong>alysen ist der Einfluß der<br />
Hum<strong>an</strong>kapitalvariablen auf die Arbeitsplatzeinstufung stärker als der der<br />
Nationalität; dieses gilt sowohl für die erste (bei Eintritt) als auch<br />
für die jetzige Arbeitsplatzeinstufung und ist unabhängig von der<br />
wirtschaftlichen Situation.<br />
Nach den Ergebnissen aus der Vorgesetztenbefragung sind<br />
hum<strong>an</strong>kapitaltheoretische Variablen für den Aufstieg im Betrieb wichtiger<br />
als persönliche Hintergrundvariablen (Nationalität). Zu beachten gilt,<br />
daß die Beurteilung der Vorgesetzten von ihrer jeweiligen<br />
soziostrukturellen Situation nicht unabhängig ist. So sind z.B. in<br />
Gruppen, in denen mehr ausländische als deutsche Arbeitnehmer beschäftigt<br />
sind, kognitive Leistungsvoraussetzungen wichtiger als in Gruppen, in<br />
denen mehr deutsche als ausländische Arbeitnehmer tätig sind.<br />
Ausblick<br />
Die Arbeitsplatzkarrieren der Arbeitnehmer hängen nicht nur von der<br />
Hum<strong>an</strong>kapitalausstattung ab, sondern auch von den Möglichkeiten<br />
(Opportunitäten), erworbenes Hum<strong>an</strong>kapital zu verwerten.<br />
Aufstiegsopportunitäten werden nicht zuletzt durch strukturelle<br />
Rahmenbedingungen bestimmt. Beispiele hierfür sind das Wachstum des<br />
Betriebes, die Betriebsgröße, die Technologie und, hiermit oft verbunden,<br />
die org<strong>an</strong>isationale Demographie. Es stellt sich in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
die Frage, ob und, wenn ja, wie sich der Einfluß der<br />
Hum<strong>an</strong>kapitalvariablen verändert, wenn strukturelle Faktoren<br />
berücksichtigt werden.<br />
8. Internationales Personalm<strong>an</strong>agement<br />
Dieter Gloede<br />
Strategische Personalpl<strong>an</strong>ung in multinationalen Unternehmungen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Mag, Ruhr-Universität Bochum<br />
Multinationale Unternehmungen verfügen in zweierlei Hinsicht über<br />
spezifische Wettbewerbsvorteile, die in unmittelbarem Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
der betrieblichen Personalpolitik stehen: Einerseits k<strong>an</strong>n die<br />
internationale Verbreitung von Know-how mit Hilfe von<br />
länderübergreifenden, aber org<strong>an</strong>isationsinternen Maßnahmen der<br />
Personalentwicklung oftmals effizienter gestaltet werden als über externe<br />
Wissensmärkte. Andererseits ist es multinationalen Unternehmungen<br />
vorbehalten, eine l<strong>an</strong>gfristige Reduktion der Personalkosten durch die<br />
<strong>Verlag</strong>erung von Aufgaben in ausländische St<strong>an</strong>dorte vorzunehmen. Da die<br />
betriebliche Personalpl<strong>an</strong>ung in ihrer herkömmlichen Form keine<br />
wechselseitige Abstimmung mit der strategischen Unternehmungspl<strong>an</strong>ung<br />
erlaubt, war es jedoch bisher nicht möglich, diese Wettbewerbsvorteile<br />
bei der Formulierung multinationaler Unternehmungsstrategien systematisch<br />
zu berücksichtigen. Um diesem M<strong>an</strong>gel abzuhelfen, besteht die Aufgabe der<br />
vorliegenden Arbeit zunächst darin, ein allgemeines Modell zur<br />
Integration der Personalpl<strong>an</strong>ung in die strategische Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung zu<br />
entwickeln. Anschließend wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, inwiefern die<br />
dadurch ermöglichte, umfassende Berücksichtigung personeller Aspekte bei<br />
der Strategieformulierung in multinationalen Unternehmungen tatsächlich<br />
mit einer erhöhten Effizienz der Pl<strong>an</strong>ung einhergeht.<br />
Den Anf<strong>an</strong>g der Darstellung inhaltlicher Grundlagen bildet eine<br />
personalorientierte Definition des Begriffs der multinationalen<br />
Unternehmung. Zur Überprüfung der Effizienz strategischer Personalpl<strong>an</strong>ung
unter den spezifischen Bedingungen multinationaler Unternehmungen ist es<br />
zudem erforderlich, Aufschluß über die speziellen Situationsdetermin<strong>an</strong>ten<br />
zu gewinnen, durch die sich dieser Org<strong>an</strong>isationstyp von <strong>an</strong>deren<br />
Unternehmungen unterscheidet. Das gemeinsame Wesensmerkmal aller<br />
multinationalen Unternehmungen stellen dabei nicht unternehmungsinterne<br />
Gegebenheiten dar, sondern die erhöhte Komplexität der externen Umwelt.<br />
Bei der Darstellung eines Modells der externen Unternehmungsumwelt k<strong>an</strong>n<br />
auf vorh<strong>an</strong>dene Ansätze der Lehre vom internationalen M<strong>an</strong>agement<br />
zurückgegriffen werden. Die externe Unternehmungsumwelt übernimmt die<br />
Funktion einer unabhängigen Variablen, deren Wirkung auf die abhängige<br />
Variable "Effizienz der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung" im folgenden einer<br />
näheren Analyse unterzogen wird. Grundlegende Bedeutung kommt der<br />
Unternehmungsumwelt aber auch hinsichtlich der zuvor notwendigen<br />
Erarbeitung eines operationalen Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />
zu.<br />
Zur Konstruktion eines solchen Modells wird die spezifische Situation<br />
multinationaler Unternehmungen vorübergehend aus der Betrachtung<br />
ausgeklammert. Da eine zweckmäßige Integration unterschiedlicher<br />
Pl<strong>an</strong>ungskomponenten zu einem integrierten Modell der strategischen<br />
Personalpl<strong>an</strong>ung nur gelingen k<strong>an</strong>n, wenn die Eigenschaften jeder einzelnen<br />
Komponente bek<strong>an</strong>nt sind, erfolgen im Anschluß <strong>an</strong> einen allgemeinen<br />
Überblick über Begriff, Ziele, Funktionen und Effizienzkriterien der<br />
Pl<strong>an</strong>ung separate Darstellungen grundlegender Merkmale der Personalpl<strong>an</strong>ung<br />
und der strategischen Pl<strong>an</strong>ung. Letztere wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines idealtypischen<br />
Phasenmodells der Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung erläutert, das sich für die<br />
schrittweise Integration mit der Personalpl<strong>an</strong>ung eignet.<br />
Die Verknüpfung der beiden zuvor dargestellten Teilpl<strong>an</strong>ungen zu einem Modell<br />
der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung bedeutet nicht die Schaffung einer<br />
eigenständigen Teilpl<strong>an</strong>ung auf höherer Ebene. Vielmehr erfolgt eine<br />
Erweiterung der funktionsübergreifenden strategischen Gesamtpl<strong>an</strong>ung um<br />
einen neuartigen Best<strong>an</strong>dteil, der nur im Rahmen dieser Gesamtpl<strong>an</strong>ung<br />
sinnvoll eingesetzt werden k<strong>an</strong>n. Einerseits wird dabei das Zielsystem des<br />
ursprünglich verwendeten Portfolio-Modells um mitarbeiterbezogene<br />
Sozialziele ergänzt, <strong>an</strong>dererseits erfolgt eine grundlegende<br />
Neuorientierung der Personalpl<strong>an</strong>ung. So spielen personelle Aspekte bei<br />
der strategischen Stärken- und Schwächen-Analyse immer d<strong>an</strong>n eine<br />
bedeutende Rolle, wenn es Mitarbeitergruppen gibt, deren Eigenschaften<br />
sich unmittelbar auf die Wettbewerbsposition einzelner Strategischer<br />
Geschäftseinheiten (SGE) der Unternehmung auswirken. Zur systematischen<br />
Identifizierung dieser Mitarbeitergruppen erfolgt zunächst eine<br />
Segmentierung des internen Arbeitsmarktes, die - im Gegensatz zu<br />
herkömmlichen Ansätzen der Personalpl<strong>an</strong>ung - eine Zuordnung des Personals<br />
auf die SGE der Unternehmung erlaubt. An die Stelle der üblichen<br />
individuellen Personalbeurteilung tritt d<strong>an</strong>n die Prüfung der<br />
strategischen Relev<strong>an</strong>z einzelner Arbeitsmarktsegmente für bestimmte SGE,<br />
verbunden mit einer relativen Leistungsbewertung im Vergleich zu den<br />
personellen Erfolgspotentialen konkurrierender Unternehmungen. Zum<br />
Gegenst<strong>an</strong>dsbereich der Stärken-Schwächen-Analyse zählt darüber hinaus die<br />
qu<strong>an</strong>titative und die qualitative Flexibilität der Zuordnung von Arbeitsmarktsegmenten<br />
auf die SGE. Dadurch wird für den personellen Bereich<br />
ein Ansatz zur Lösung des Kernproblems der Portfolio-Pl<strong>an</strong>ung geschaffen:<br />
Die Ressourcen-Interdependenz zwischen den SGE k<strong>an</strong>n nunmehr systematisch<br />
erfaßt werden. Bei der <strong>an</strong>schließenden Analyse strategischer Maßnahmen<br />
dient die Personalpl<strong>an</strong>ung vor allem dazu, Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
der Zuordnung zwischen strategisch relev<strong>an</strong>ten Arbeitsmarktsegmenten und<br />
den SGE aufzuzeigen.<br />
Der nächste Schritt der Untersuchung besteht in der Anwendung des<br />
allgemeinen Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung unter den<br />
speziellen Bedingungen multinationaler Unternehmungen. Um differenzierte<br />
Aussagen über den Einfluß der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung auf die
Effizienz der strategischen Gesamtpl<strong>an</strong>ung zu ermöglichen, bedarf es dabei<br />
einer systematischen Analyse des Einflusses der komplexen Umweltsituation<br />
auf die Struktur des internen Arbeitsmarktes multinationaler<br />
Unternehmungen. Das zu diesem Zweck entwickelte Modell erlaubt die<br />
gezielte Identifizierung derjenigen personalbedingten Stärken und<br />
Schwächen, die durch die Multinationalität der Unternehmung und ihrer<br />
Umwelt verursacht werden. Mit Hilfe der dabei verwendeten Kriterien zur<br />
Strukturierung des internen Arbeitsmarktes k<strong>an</strong>n darüber hinaus<br />
systematisch aufgezeigt werden, in welchen Fällen die strategische<br />
Personalpl<strong>an</strong>ung speziell für multinationale Unternehmungen erweiterte<br />
H<strong>an</strong>dlungsspielräume eröffnet und damit tatsächlich zu einer erhöhten<br />
Pl<strong>an</strong>ungseffizienz beiträgt. Bei der Beurteilung dieser<br />
H<strong>an</strong>dlungsspielräume ist allerdings zu beachten, daß insbesondere in<br />
Entwicklungsländern mit Nebeneffekten gerechnet werden muß, die zur<br />
Beeinflussung der externen Umwelt durch strategische Maßnahmen von<br />
Unternehmungen führen. Daher wird der Zielkatalog der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />
um entwicklungspolitische Zielsetzungen ergänzt.<br />
Die Bewältigung des Prozesses der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung stellt in<br />
multinationalen Unternehmungen g<strong>an</strong>z besondere Anforderungen <strong>an</strong> die<br />
einzusetzenden Pl<strong>an</strong>ungsinstrumente und <strong>an</strong> die Pl<strong>an</strong>ungssubjekte. Den<br />
Abschluß der Arbeit bildet daher die Prüfung der institutionellen<br />
Voraussetzungen für die Effizienz des Pl<strong>an</strong>ungsprozesses. Als Ergebnis<br />
dieser Analyse ergibt sich, daß die in Literatur und Praxis diskutierten<br />
Möglichkeiten zur Gestaltung betrieblicher Pl<strong>an</strong>ungssysteme die Anwendung<br />
des zuvor entwickelten Modells der strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung<br />
grundsätzlich zulassen, obwohl <strong>an</strong> verschiedenen Stellen erheblicher<br />
Weiterentwicklungsbedarf besteht.<br />
Als Fazit der Untersuchung ergibt sich ein ambivalentes Bild der<br />
strategischen Personalpl<strong>an</strong>ung in multinationalen Unternehmungen. Es zeigt<br />
sich, daß mit Hilfe der Anpassung der Personalpl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong> das Konzept der<br />
dualen Org<strong>an</strong>isation personelle Verbundeffekte zwischen den SGE in die<br />
strategische Analyse mit einbezogen werden können. Damit ist ein Schritt<br />
zur Überwindung einer wesentlichen Schwachstelle von Portfolio-Konzepten<br />
aufgezeigt worden. Fraglich ist jedoch, wie die Berücksichtigung von<br />
mitarbeiterbezogenen Sozialzielen sowie von Zielen externer Gruppen bei<br />
strategischen Entscheidungen speziell in multinationalen Unternehmungen<br />
institutionell abgesichert werden k<strong>an</strong>n. Aufgabe künftiger betriebswirtschaftlicher<br />
Untersuchungen sollte es daher in erster Linie sein,<br />
Möglichkeiten zur Errichtung geeigneter Kontroll- und<br />
Koordinationsmech<strong>an</strong>ismen innerhalb der Unternehmungsorg<strong>an</strong>isation<br />
aufzuzeigen.<br />
9. Pl<strong>an</strong>ung/Methoden/EDV-Unterstützung der Personalarbeit<br />
Albert Heinecke<br />
Die Applikationsmöglichkeiten von Expertensystemen in den funktionalen<br />
Bereichen der Personalwirtschaft<br />
Betreuer: Prof. Dr. Joachim Hentze, Technische Universität Braunschweig<br />
Problemstellung<br />
Die interdiziplinäre Forschung gewinnt immer mehr <strong>an</strong> Bedeutung und<br />
besitzt schon seit Jahren einen festen Stellenwert in der<br />
Personalwirtschaftslehre, die u.a. viele Aspekte der Psychologie,<br />
Arbeitswissenschaft und auch der Informatik aufgreift und integriert.<br />
Insbesondere die Informatik hat in der letzten Zeit theoretische<br />
Grundlagen für neue Methoden entwickelt und partiell die<br />
Tr<strong>an</strong>sferinstrumente für deren Anwendung geschaffen. Viele dieser neuen<br />
Methoden und Techniken bewirken ein Umdenken in der Einschätzung der<br />
elektronischen Datenverarbeitung als ein Potential für die Beschleunigung<br />
des wissenschaftlichen Fortschritts und dem Entstehen neuer<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dies gilt prinzipiell auch für die Per-
sonalwirtschaftslehre, wie es am Beispiel der edv-gestützten<br />
Personalinformationssysteme auch nachvollziehbar ist. Eine ähnliche<br />
Situation könnte sich durch die Anwendung von Expertensystemen im<br />
Personalbereich ergeben, so daß es nur konsequent erscheint, diese<br />
Systeme aus der Perspektive der Personalwirtschaft zu <strong>an</strong>alysieren, um<br />
mögliche Potentiale zu erkennen. Die Voraussetzung ist eine interdiziplinäre<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit diesem Themengebiet, zumal Experten- oder<br />
auch wissensbasierte Systeme (XPS) in der Lage sind, qualitative<br />
Informationen mit einer hohen Relev<strong>an</strong>z für menschliche<br />
Entscheidungsprozesse auf der Basis eines situationsspezifisch<br />
abgebildeten menschlichen Entscheidungsmusters zu verarbeiten. Dies ist<br />
ein Aspekt, dem sich die <strong>Personalforschung</strong> kaum entziehen k<strong>an</strong>n, obwohl<br />
eine <strong>an</strong>gemessene Reflektion im Schriftum bisher nicht zu verzeichnen ist.<br />
Gegenst<strong>an</strong>d der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der<br />
Verwendungsmöglichkeiten von wissensbasierten Systemen in der<br />
Personalwirtschaft, mit dem Ziel, prädestinierte Anwendungsfelder für<br />
derartige Systeme in der Personalwirtschaft herauszuarbeiten. Dazu waren<br />
mehrere Schritte erforderlich:<br />
1. Erarbeitung der charakteristischen Merkmale von Expertensystemen.<br />
2. Eine Analyse personalwirtschaftlicher Aufgaben <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer<br />
funktionalen Gliederung.<br />
3. Überprüfung einer möglichen Verwendung von wissensbasierten<br />
Systemen in bezug auf eine personalwirtschaftliche Teilfunktion mittels<br />
der determinierenden Rahmenbedingungen: Qualität der untersuchten<br />
personalwirtschaftlichen Aufgabe und Charakteristik von Expertensystemen.<br />
4. Konzeption eines wissensbasierten Systems für eine potentielle<br />
Anwendung unter Berücksichtigung des jeweiligen Nutzenzuwachses.<br />
5. Erarbeitung von Integrationsstrategien potentieller Expertensysteme<br />
in eine bestehende DV-Infrastruktur.<br />
In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g wurden auch die Rahmenbedingungen für die betriebliche<br />
Praxis mit berücksichtigt, indem nicht nur die Bedeutung der<br />
technischen Restriktionen dargelegt wurden, sondern auch betriebliche und<br />
rechtliche Aspekte mit untersucht wurden, die in ihrer Gesamtheit eine<br />
Aussage zu den realistischen Anwendungsmöglichkeiten von Expertensystemen<br />
im Personalbereich einer Unternehmung zulassen.<br />
Ergebnisse der Untersuchung<br />
Insgesamt resultieren aus der Analyse 15 primäre<br />
Applikationsmöglichkeiten von Expertensystemen für die Unterstützung<br />
einzelner personalwirtschaftlicher Aufgaben. Systematisiert nach<br />
personalwirtschaftlichen Funktionen lassen sich folgende Anwendungen<br />
aufzeigen:<br />
1. Personalbedarfsermittlung<br />
- XPS für die Erstellung von Anforderungsprofilen<br />
- XPS für die Erstellung von Fähigkeitsprofilen<br />
- XPS für die Unterstützung bei der Verwendung eines<br />
Methodenverbundes bei der qualitativen Personalbedarfsermittlung<br />
(insbesondere bei der Szenarientechnik)<br />
- XPS für die Szenarienbeurteilung<br />
2. Personalbeschaffung<br />
- XPS für die Abgrenzung der Beschaffungsmärkte<br />
- XPS für die Auswahl des Beschaffungsweges<br />
- XPS für die Kontrolle des Beschaffungsprozesses und der Initiierung<br />
von Korrekturmaßnahmen<br />
- XPS als Instrument der Eignungsdiagnostik<br />
3. Personalentwicklung<br />
- XPS für die Bestimmung des Entwicklungsvolumens<br />
- XPS für die Selektion der Entwicklungsmaßnahmen<br />
- XPS als Kontrollinstrument für Entwicklungsmaßnahmen<br />
- XPS für die strategische Pl<strong>an</strong>ung in der Personalentwicklung<br />
4. Personaleinsatz
- XPS für eine Stellenbesetzungskontrolle und -korrektur<br />
5. Personalerhaltung<br />
- XPS für die Gehaltsfindung und Wahl von Mitarbeiterbeteiligungen im<br />
außertariflichen Bereich<br />
6. Personalfreisetzung<br />
- XPS für die Bestimmung von Freistellungsmaßnahmen<br />
Für die 15 gen<strong>an</strong>nten Applikationsmöglichkeiten wurden entsprechende Konzepte<br />
für deren technische Realisierung entwickelt, die partiell einen<br />
Detaillierungsgrad bis zur Phase der Datenmodellierung aufweisen. Neben<br />
den technischen Problemen einer Realisierung wurden in einem weiteren<br />
Schritt mögliche sozio-org<strong>an</strong>isatorische Fragen diskutiert, die zu einer<br />
Relativierung von Anwendungsmöglichkeiten der Expertensystem in der<br />
Personalwirtschaft führten. Die Hauptergebnisse der Dissertation lassen<br />
sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />
1. Expertensysteme sind durchaus für die Unterstützung von<br />
personalwirtschaftlichen Aufgaben geeignet.<br />
2. Sie stellen kein Substitut für bisherige edv-gestützte Systeme<br />
(z.B. Personalinformationssysteme dar).<br />
3. Wissensbasierte Systeme lassen sich aufgrund ihrer Charakteristik<br />
und den damit verbundenen Vorteilen nicht st<strong>an</strong>dardisiert für<br />
betriebsspezifische Aufgaben implementieren, sondern müssen als eine<br />
unternehmensinterne Eigenentwicklung realsiert werden.<br />
4. Eine zweite Kategorie von Applikationsmöglichkeiten erlaubt eine<br />
St<strong>an</strong>dardisierung, wenn es sich insbesondere um die Überprüfung von<br />
rechtlichen Normen im Zusammeng<strong>an</strong>g mit personalwirtschaftlichen<br />
Entscheidungen h<strong>an</strong>delt.<br />
Neben diesen Erkenntnissen ist vor allem im Verlauf der Analyse deutlich<br />
geworden, daß teilweise bei einer echten Anwendung eines wissensbasierten<br />
Systems im personalwirtschaftlichen Entscheidungsfeld ein rechtsfreier<br />
Raum entstehen k<strong>an</strong>n, der unbedingt vor einer breiten Anwendung dieser<br />
Systeme von seiten des Gesetzgebers abgebaut werden muß. Die Arbeit<br />
schließt demzufolge mit der Aufstellung von Maßnahmen, die von<br />
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen initiiert werden müssen, um die<br />
Rahmenbedingungen für den Einsatz von Expertensystemen in der<br />
Personalwirtschaft einer Unternehmung zu verbessern bzw. erst zu ermöglichen.<br />
Offene Fragen<br />
Es besteht auch weiterhin eine Unsicherheit, inwieweit ein Expertensystem<br />
aktiv in den personalwirtschaftlichen Entscheidungsprozeß eingreifen<br />
darf. Zudem bleibt die Frage offen, wie die Einführung derartige Systeme<br />
in Kooperation mit der Arbeitnehmervertretung im Unternehmen gestaltet<br />
werden soll, wenn - wie die Erfahrung gezeigt hat - teilweise kaum zu<br />
überwindende Schwierigkeiten bei der Einführung von reinen<br />
administrativen Personalinformationssystemen entstehen. Ein für die<br />
Zukunft weitaus relev<strong>an</strong>terer Gesichtspunkt ist die Tatsache, daß die<br />
wissensbasierte Forschung vor<strong>an</strong>getrieben wird und derartige Systeme nur<br />
ein Zwischenergebnis darstellen, das nur eine Etappe dokumentiert.<br />
Expertensysteme, aus heutiger Sicht betrachtet, werden in Zukunft durch<br />
<strong>an</strong>dere Logikprinzipien abgelöst werden, die in der Lage sind, eine<br />
größere Problemkomplexität zu bewältigen und zu reduzieren. Die Anfänge<br />
sind vorh<strong>an</strong>den und die bisherigen Ergebnisse äußerst verblüffend, obwohl<br />
die Vorstellung noch absurd erscheinen mag, einen<br />
personalwirtschaftlichen Entscheidungsprozeß durch ein Fuzzy-Logic-<br />
Control-System validieren zu lassen.
10. Arbeitsbeziehungen<br />
Herbert Jorzik<br />
Interessenkoordination durch Mitbestimmung?<br />
Betreuer: Prof. Dr. Klaus Bartölke, Bergische Universität GH Wuppertal<br />
In betriebswirtschaftlichen Lehrbüchern, insbesondere in solchen der<br />
Personalwirtschaftslehre, wird der Beh<strong>an</strong>dlung der sozialen und<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen in letzter Zeit (wieder) mehr Raum<br />
eingeräumt. Zum rechtlichen Bedingungsrahmen betrieblichen H<strong>an</strong>delns zählt<br />
das Betriebsverfassungsgesetz.<br />
Die theoretische Mitbestimmungsdiskussion vermittelt überwiegend die<br />
Auffassung, daß Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz eine<br />
umfassende Integration der Mitarbeiterziele bewirkt, eine<br />
Internalisierung sozialer Kosten marktwirtschaftlicher Produktion gelingt<br />
und eine nachhaltige Beeinflussung des betrieblichen<br />
Zielbildungsprozesses stattfindet, bis hin zu der Einschätzung auch<br />
einseitiger verteilungsrelev<strong>an</strong>ter Durchsetzung von Arbeitnehmerinteressen<br />
in Verh<strong>an</strong>dlungen. Gewerkschaften betonen gegenwärtig die zentrale Rolle<br />
der Mitbestimmung bei der sozialverträglichen Gestaltung des technischorg<strong>an</strong>isatorischen<br />
W<strong>an</strong>dels und setzen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit differenzierten<br />
Anforderungen <strong>an</strong> die betriebliche Mitbestimmung als Verh<strong>an</strong>dlungsebene für<br />
Arbeitsqualität offensichtlich ebenfalls "effektive Entscheidungsgewalt"<br />
von Arbeitnehmervertretern in Verh<strong>an</strong>dlungsprozessen voraus.<br />
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, ob die<br />
institutionalisierte Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz<br />
1972 in der Mitbestimmungspraxis entsprechend den im einzelnen<br />
vorgestellten Erwartungen <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt wird. Dabei geht es im wesentlichen<br />
um zwei zentrale Problemfelder:<br />
- Welches Machtpotential wird für die betriebliche<br />
Verh<strong>an</strong>dlungssituation durch die rechtlichen Vorgaben eingeräumt?<br />
- Welche Mitbestimmungsaktivitäten sind aufgrund dieses gesetzlich<br />
eingeräumten Machtpotentials in der Praxis tatsächlich zu beobachten?<br />
Die Prüfung des betriebsverfassungsrechtlich eingeräumten Machtpotentials<br />
führt über die Diskussion der im Gesetz enthaltenen allgemeinen<br />
Vorstrukturierungen der Mitbestimmung (z.B. betriebsgrößenabhängige<br />
Regelungen, Verpflichtung auf ausschließlich argumentative<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzungen und repräsentative Verh<strong>an</strong>dlungsformen und die<br />
gesetzesimm<strong>an</strong>ente Fiktion einer Trennbarkeit von Unternehmen und Betrieb)<br />
zur detaillierten Betrachtung einzelner Mitbestimmungsrechte<br />
(Informationsrechte und insbesondere für die Gestaltung neuer<br />
Technologien potentiell in Frage kommende Mitbestimmungsregelungen). Im<br />
Vordergrund der Analyse steht der erkennbare innerbetriebliche Spielraum<br />
für die Konkretisierung der Mitbestimmung und damit der Tatbest<strong>an</strong>d, daß<br />
je nach Sachlage die betrieblichen Parteien über<br />
Anwendungsvoraussetzungen von Mitbestimmungsrechten (besteht ein Mitbestimmungsrecht?)<br />
und auch über die zu erzielenden<br />
Mitbestimmungsergebnisse (was wird mit den jeweils in Anspruch genommenen<br />
Mitbestimmungsrechten erreicht?) betriebsintern zu verh<strong>an</strong>deln haben und<br />
nur in Ausnahmefällen Einigungsstellen und Gerichte hinzugezogen werden.<br />
Dabei zeigt sich nicht nur die potentielle Anpassungsfähigkeit des<br />
Betriebsverfassungsgesetzes <strong>an</strong> neue, z.B. technisch-org<strong>an</strong>isatorische<br />
Sachverhalte, sondern auch die Un<strong>an</strong>gemessenheit seiner Interpretation als<br />
starren inflexiblen Regelungskatalog. Auch bei Berücksichtigung der<br />
spezifischen Schließung von Interpretationsspielräumen durch die<br />
Rechtsprechung bleibt das Betriebsverfassungsgesetz aufgrund der<br />
verbleibenden unbestimmten Rechtsbegriffe und Verh<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten<br />
im Kern ein Angebot produktiver Unsicherheit, deren Nutzung weniger<br />
formalrechtlichen als vielmehr praktischen Gegebenheiten folgt.<br />
Die Frage nach den tatsächlich zu beobachtenden Mitbestimmungsaktivitäten<br />
wird im zweiten Hauptteil der Arbeit in Teilfragen konkretisiert:
- Welche charakteristischen Merkmale der betrieblichen Mitbestimmung<br />
sind auf der Basis der bisherigen empirischen Mitbestimmungsforschung<br />
identifizierbar?<br />
- Welche als grundsätzlich auszuzeichnenden strukturellen Probleme<br />
der Interessenkoordination durch Mitbestimmung stehen mit diesen<br />
Merkmalen im Zusammenh<strong>an</strong>g?<br />
- Inwieweit begründen die betriebswirtschaftlich und<br />
industriesoziologisch diskutierten Veränderungstendenzen der<br />
Mitbestimmung im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del die These einer<br />
aktuell wirksamen Interessenartikulation und -berücksichtigung?<br />
- In welchem Maße prägen prognostizierte Veränderungen von<br />
Entscheidungsprozessen im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del die Ch<strong>an</strong>cen<br />
betrieblicher Mitbestimmung und welche Interessen der Arbeitnehmer werden<br />
in beobachtbaren aktuellen Mitbestimmungsfällen tatsächlich Gegenst<strong>an</strong>d<br />
dieser Koordinationsform?<br />
Die zunächst dokumentierten Defizite der Rechts<strong>an</strong>wendung und selektiven,<br />
auf bestimmte Schutzzwecke des Gesetzes restringierten Aktivitäten und<br />
die beschriebene Konfliktausgrenzung als Kennzeichen der vorherrschenden<br />
Mitbestimmungspraxis stehen in Verbindung mit bestimmten strukturellen<br />
Problemen einer Interessenkoordination durch Mitbestimmung: Desinteresse<br />
von Arbeitnehmern, Eigeninteresse der Repräsent<strong>an</strong>ten, Heterogenität der<br />
Interessen von Arbeitnehmergruppen im Betrieb und die aus<br />
unterschiedlichen Gründen bestehende Domin<strong>an</strong>z von M<strong>an</strong>agementinteressen im<br />
Verh<strong>an</strong>dlungsprozeß. Ausgehend von der Diskussion der Rolle der<br />
Mitbestimmung im technisch-org<strong>an</strong>isatorischen W<strong>an</strong>del wird mit den Ergebnissen<br />
einer empirischen Untersuchung die Kontinuität bisheriger<br />
Mitbestimmungspraxis bestätigt. Mitbestimmung findet auf verschiedenen<br />
sozialen Interessenfeldern statt, gleichzeitig ist aber relativ eindeutig<br />
die Schwäche der Arbeitnehmervertreter im<br />
Interessenkoordinationszusammenh<strong>an</strong>g zu konstatieren. Ein wirksamer<br />
Ausschluß der Arbeitnehmervertreter von relev<strong>an</strong>ten Informationen und<br />
entscheidungsrelev<strong>an</strong>ten Phasen der Pl<strong>an</strong>ung scheint selbst Ansätze<br />
autonomer Partizipation nachhaltig zu unterbinden. Anstelle der<br />
Wahrnehmung neuer Kooperationsch<strong>an</strong>cen und neuer H<strong>an</strong>dlungsalternativen<br />
kommen Arbeitnehmervertreter zu einer vorwiegend defensiven<br />
Rollendefinition und relativierten Informations<strong>an</strong>sprüchen.<br />
Die im letzten Abschnitt der Arbeit beh<strong>an</strong>delte Frage, ob empirische oder<br />
theoretische Wirkungs<strong>an</strong>alysen zur Mitbestimmung zu einer begründeten<br />
Beurteilung der Angemessenheit vorliegender Mitbestimmungsaktivitäten<br />
beitragen, muß dahingehend be<strong>an</strong>twortet werden, daß die von Mitbestimmung<br />
Betroffenen in erster Linie selbst in praktisch-politischen Prozessen<br />
über die zukünftige Anwendung bestehender Regelungen und möglicher<br />
Alternativen zu befinden haben. Voraussetzung solcher politischer<br />
Entscheidungen ist die Zurkenntnisnahme der bisherigen Mitbestimmungspraxis.<br />
Die Deutung der Mitbestimmung z.B. als realisierte<br />
Einflußnahme auf zahlreiche betriebliche Entscheidungen oder als<br />
Instrument, mit dem in der Praxis weitreichende arbeitspolitische<br />
Forderungen verwirklicht werden, scheint allerdings, wie die Arbeit zu<br />
zeigen versucht, einer realistischen Beurteilung der Mitbestimmungspraxis<br />
entgegen zu stehen.<br />
Andreas Kricsfalussy<br />
Theorie der Betriebsratseffizienz - Eine betriebswirtschaftliche<br />
Untersuchung*<br />
Betreuer: Prof. Dr. Winfried Hamel, Universität Düsseldorf<br />
Der Betriebsrat als ein konstitutives Merkmal bundesdeutscher<br />
Unternehmensverfassungen steht trotz geltender Gesetze seit über vier<br />
Jahrzehnten praktizierter Mitbestimmung immer genau d<strong>an</strong>n im Mittelpunkt<br />
des betrieblichen Geschehens, wenn Entscheidungen mit ihm getroffen
werden müssen oder nicht gegen ihn getroffen werden können. Ob die<br />
betrieblich mitbestimmte Entscheidung oder deren Verhinderung dem "Wohle<br />
der Arbeitnehmer und des Betriebes" immer dienlich ist, erscheint<br />
aufgrund des heterogenen Zielsystems des Betriebsrats nicht immer<br />
eindeutig positiv zu be<strong>an</strong>tworten zu sein. Inwieweit und ab w<strong>an</strong>n der<br />
betriebsratliche Entscheidungsprozeß den gesetzten - den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen oder vom Betriebsrat intendierten - Zielen gerecht wird,<br />
muß <strong>an</strong>gesichts der vielfältigen betriebsratlichen Entscheidungsobjekte<br />
die Frage nach der Tauglichkeit, der Wirksamkeit und der Effizienz der<br />
Betriebsratsarbeit aufwerfen. Dabei gilt es, die theoretischen<br />
Einflußfaktoren des Betriebsrats zu erfassen, die grundsätzlich für alle<br />
Betriebsräte gleich gelten, die jedoch durch spezifische Betriebsmerkmale<br />
zu zum Teil sehr differenten Rahmenbedingungen der Betriebsratsarbeit<br />
führen. Dies begründet sich in unterschiedlichen Br<strong>an</strong>chen,<br />
unterschiedlichen Belegschaftszahlen einzelner Betriebe,<br />
unterschiedlicher Qualifikationen der Betriebsräte etc. Die <strong>an</strong>gestrebte<br />
Allgemeingültigkeit der Analyse von Betriebsratstätigkeiten erzwingt zwar<br />
die relativ abstrakte Darstellung der Thematik, doch stellt sie einen<br />
Beitrag zur Ausarbeitung einer explikativen Theorie der mitbestimmten<br />
Unternehmung dar und erlaubt die theoretische Formulierung von<br />
betriebsratlichen H<strong>an</strong>dlungsstrategien bzw. von möglichen H<strong>an</strong>dlungsoptionen<br />
der Arbeitgeber.<br />
Um zu Aussagen bzgl. der Effizienz der Betriebsratsarbeit allgemein zu<br />
gel<strong>an</strong>gen, ist aus entscheidungsorientierter Sicht die Verknüpfung<br />
zwischen rein betriebswirtschaftlichen Effizienzkonzepten und<br />
verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen zu vollziehen. Die Argumentation<br />
folgt dementsprechend dem Grundged<strong>an</strong>ken der Koalition unterschiedlicher<br />
Interessengruppen, wobei die Arbeitgeber(vertreter) bei Verwirklichung<br />
ihrer Unternehmensziele und die Arbeitnehmer(vertreter) bei Erl<strong>an</strong>gung von<br />
Beschäftigung und Einkommen aufein<strong>an</strong>der <strong>an</strong>gewiesen sind. Mögliche<br />
Zielkonflikte werden nicht geleugnet, sondern unter <strong>an</strong>derem einem<br />
gesetzlichen Lösungsmech<strong>an</strong>ismuns unterworfen, der das Mitein<strong>an</strong>der im<br />
Betrieb maßgeblich beeinflußt. Hierbei wird das Betriebsverfassungsgesetz<br />
als ein Koalitionsinstrument fokussiert. Erkenntnisleitend richtet sich<br />
die Analyse der Betriebsratsarbeit <strong>an</strong> einem dreischichtigen<br />
Bewertungskonzept aus, das den betriebsratlichen Gesamterfolg bestehend<br />
aus Effizienz, Effektivität und Tauglichkeit zu erfassen versucht und<br />
dabei auf die Unternehmung als Koalition Bezug nimmt.<br />
Voraussetzung für die Bewertung des Betriebsrats hinsichtlich der drei<br />
Erfolgsmerkmale ist die hinreichende Analyse der Interessenlage des<br />
Betriebsrats. Dabei steht der Betriebsrat im Sp<strong>an</strong>nungsfeld der Ansprüche<br />
seitens der Arbeitnehmer, des Unternehmens, der (Betriebs)gewerkschaft<br />
und der eigenen Person, zusätzlich erschwert durch das Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />
zwischen individuellen und kollektiven Bewertungen innerhalb des<br />
Betriebsrats als Org<strong>an</strong>. Ansatzpunkte der Bewertung des Betriebsrats<br />
können seine institutionalisierenden als auch die perm<strong>an</strong>enten Aktivitäten<br />
sein, deren Gestaltung bereits abhängig von den persönlichen,<br />
org<strong>an</strong>bezogenen und situativen Dispositionen des Betriebsrats sind.<br />
Grundsätzlich wird die betriebsratliche Mit-Entscheidung von der<br />
Mitbestimmungsbereitschaft, der Mitbestimmungsfähigkeit und den<br />
Mitbestimmungsbedingungen determiniert. Diese spiegeln sich in den sieben<br />
Einflußfaktoren des Betriebsrats wider: so ist das Einflußpotential eines<br />
Betriebsrats abhängig von der vorh<strong>an</strong>denen Unternehmensverfassung, der<br />
Unternehmenskultur, dem spezifischen Zielsystem des Betriebsrats, der<br />
Qualifikation des Betriebsrats als Org<strong>an</strong> und als Einzelperson, der<br />
Org<strong>an</strong>isationsstruktur des Betriebsrats, der Umweltsituation sowie der<br />
Einflußstärke des Arbeitgebers. Setzt m<strong>an</strong> diese Dimension a.<br />
"Einflußstärke des Betriebsrats" zu b. die "Gestaltung des<br />
Arbeitskompositums", d.h. die Art und Weise der Zusammenarbeit der
Interessenvertreter im Betrieb, in Beziehung, wird die Einordnung des<br />
Betriebsrats im Betriebsratportfolio möglich.<br />
Diese relational aufein<strong>an</strong>der bezogenen Beziehungen erlauben eine grobe<br />
Klassifizierung des Betriebsrats <strong>an</strong> sich, bezogen auf bestimmte Personen<br />
des Betriebsratsorg<strong>an</strong>s oder "nur" in bezug auf einzelne<br />
Entscheidungsobjekte. Je nach Ausgestaltung der Einflußfaktoren und<br />
Gestaltung des allgemeinen Arbeitsverhältnisses in Hinblick auf die<br />
Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber k<strong>an</strong>n der Betriebsrat d<strong>an</strong>n als<br />
partnerschaftlich, als Gegenmacht, als subordinär oder als Vakuum<br />
bezeichnet werden.<br />
Der Intention des Gesetzgebers folgend wird eine partnerschaftliche<br />
Arbeitnehmervertretung vordergründig als effizient postuliert. Bestimmte<br />
Bedingungen im Einflußgefüge des Betriebsrats können es ihm allerdings<br />
offerieren, sich relativ kurzfristig oder nur für bestimmte<br />
Entscheidungsprobleme von dieser Idealposition zu dist<strong>an</strong>zieren. Anh<strong>an</strong>d<br />
einer mehrschichtigen, verhaltensorientierten Kosten-Nutzen-Analyse<br />
werden mögliche, sinnvolle Positionierungen des Betriebsrats ergründet.<br />
Abschließend wird deutlich, daß eine Evaluation des Betriebsrats <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
einer checklist mit den zu bedenkenden Variablen und deren Verknüpfungen<br />
theoretisch möglich erscheint, aber aufgrund spezifischer betriebseigener<br />
Probleme auch nur betriebsbezogen sinnvoll ist. Allerdings steht die<br />
Forderung nach Tr<strong>an</strong>sparenz der Betriebsratsziele im Raum, die<br />
beispielsweise verknüpft mit einem Jahresbericht der<br />
Betriebsratstätigkeit den Arbeitnehmern und Arbeitgebern zugänglich<br />
gemacht werden könnte.<br />
Wie tauglich der Betriebsrat zur grundsätzlichen Bewältigung der<br />
betriebsratsrelev<strong>an</strong>ten Aufgaben eingestuft wird, läßt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d seiner<br />
betriebsindividuellen Ausgestaltung der Einflußfaktoren festmachen. Auch<br />
eine Wirkung ist dem Betriebsrat bereits mit der Konstituierung und der<br />
weiteren Arbeitsaufnahme zu attestieren. Der konstituierte Betriebsrat<br />
ist kraft seiner Amtsführung wirksam; ob der Arbeitnehmerschaft<br />
förderlich, den eigenen Zielen zuträglich und dadurch den Belegschaftsinteressen<br />
möglicherweise wieder hinderlich, ist neben dem<br />
erreichten Einflußpotential und den tatsächlich eingesetzten<br />
Einflußfaktoren, auch von den postulierten Zielen des Betriebsrats als<br />
Org<strong>an</strong> und als Einzelperson abhängig. Eine inputorientierte<br />
(Potentialbeurteilung) und zum kleinen Teil auch ergebnisorientierte<br />
Beurteilung des Betriebsrats ist somit kriteriengeleitet möglich.<br />
Allerdings gilt: erst wenn die Ziele des Betriebsrats als Org<strong>an</strong> und als<br />
Einzelperson artikuliert werden, wird auch eine Effizienzermittlung<br />
möglich. D<strong>an</strong>n allerdings muß sich der Betriebsrat auch <strong>an</strong> den erreichten<br />
Zielen messen lassen. Somit scheint eine kriteriengeleitete<br />
Leistungsbeurteilung des Betriebsrats nicht abwegig, vor allem d<strong>an</strong>n, wenn<br />
sich positive Ergebnisse auch in entsprechender Würdigung seitens der<br />
Bezugsgruppen widerspiegelt, der "Betriebsratskarriere" förderlich ist,<br />
bzw. wenn S<strong>an</strong>ktionen entsprechend begründet ausgesprochen werden können.
* dto., Personalwirtschaftliche Schriften, Bd. 2, hrsg. von Dudo von<br />
Eckardstein und Oswald Neuberger, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>, München und Mering<br />
1992, 239 S., DM 42.80 (2. Auflage für 1993/94 in Vorbereitung).<br />
1 vgl.: Wehling, Margret: Personalm<strong>an</strong>agement für unbezahlte<br />
Arbeitskräfte, Bergisch-Gladbach 1993.<br />
* dto., Reihe "neue betriebswirtschaftliche Forschung (nbf)", B<strong>an</strong>d<br />
106, Gabler, Wiesbaden 1992.<br />
* dto., Europäische Hochschulschriften: Reihe 5, Volks- und<br />
Betriebswirtschaft; Bd. 1378, Peter L<strong>an</strong>g <strong>Verlag</strong>, Bern, Berlin,<br />
Fr<strong>an</strong>kfurt/M., New York, Paris, Wien 1992, 460 S.<br />
* dto., edition sigma, Berlin 1992, 267 S., DM 36.-<br />
* dto., Hochschulschriften zum Personalwesen, Bd. 17, hrsg. von<br />
Thomas R. Hummel, Dieter Wagner, Ernst Z<strong>an</strong>der, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>,<br />
München und Mering 1992, 221 + XXXX S., DM 39.80.<br />
* dto., Hochschulschriften zum Personalwesen, Bd. 19, hrsg. von<br />
Thomas R. Hummel, Dieter Wagner, Ernst Z<strong>an</strong>der, <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>,<br />
München und Mering 1992, 248, DM 42.80.<br />
* dto., Peter L<strong>an</strong>g <strong>Verlag</strong>, Bern u.a. 296 S., 17 Abb.<br />
1 Die Innovationsbezogene Personalentwicklung habe ich im Rahmen<br />
h<strong>an</strong>dlungstheoretischer Wirtschaftssoziologie konzeptualisiert. Anh<strong>an</strong>d<br />
eines Beispiels wollte ich prüfen, inwiefern sich dieser Ansatz als<br />
adäquat erweist, um wirtschaftliche Aktivitäten zu untersuchen und<br />
Lösungen für wirtschaftliche Probleme zu formulieren. Auf diesen Aspekt<br />
möchte ich hier aber nicht weiter eingehen.<br />
* dto., Metzler & Poeschel Verl. f. Wissenschaft und Forschung,<br />
Stuttgart 1992, 312 S., DM 68.-<br />
* erscheint im <strong>Rainer</strong> <strong>Hampp</strong> <strong>Verlag</strong>, München und Mering, Herbst 1993.<br />
* dto., B<strong>an</strong>d 4 in der von Prof. Dr. Erich Staudt herausgegebenen<br />
Schriftenreihe des Instituts für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Innovationsforschung (IAI)<br />
Bochum "Innovation: Forschung und M<strong>an</strong>agement" erschienen.<br />
* dto., Deutscher Universitätsverlag, Leverkusen 1991, 277 S., DM<br />
98.-<br />
* dto., in: Beiträge zur Org<strong>an</strong>isationspsychologie, hrsg. von Heinz<br />
Schuler und Willi Stehle, <strong>Verlag</strong> für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Psychologie, Göttingen u.<br />
Stuttgart.<br />
1 Zur Anwendung in der Fortbildung vgl. auch E. Regnet: Konflikte in<br />
Org<strong>an</strong>isationen, in: Jahrbuch Weiterbildung 1993, hrsg. von Schwuchow<br />
u.a., <strong>Verlag</strong>sgruppe H<strong>an</strong>delsblatt, S. 225-227.<br />
* Zur Publikation im Wirtschaftsverlag Bachem <strong>an</strong>genommen,<br />
voraussichtlicher Erscheinungstermin Sommer 1993.