Oswald Neuberger - Rainer Hampp Verlag
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eine Vermittlung an durch stärkere Berücksichtigung der<br />
Intersubjektivität (Konsens, Politik, Mitbestimmung), während Schröder<br />
auf die wechselseitige Konstitution von Personal und Persönlichkeit<br />
setzt.<br />
Warum hält sich bei dieser Gemengelage von Argumenten die von<br />
Mitarbeitern des Personalabteilungen bevorzugte Selbstcharakterisierung<br />
als "Zuständige fürs Menschliche"? Hier ist an fundamentalistische<br />
Selbstberuhigungsversuche zu denken. Sie bieten die simple Lösung aller<br />
komplexen Fragen durch ein Heils-Prinzip an, sei es nun "kooperative<br />
Führung" oder "Gottesfurcht" oder "Wertewandel" oder "Humanisierung" ...<br />
Das Problem "Unternehmenssteuerung" ist derart komplex und<br />
widersprüchlich, daß es Ratlosigkeit, Angst, Minderwertigkeit erzeugt. Es<br />
ist erleichternd, wenn als Allheilmittel angeboten wird, an "das Menschliche"<br />
zu glauben, das alle Probleme zu lösen hilft.<br />
Es bleibt jedoch ein Rest. Das Menschliche erschöpft sich nicht in der<br />
Tauglichkeit oder Zurichtbarkeit für Rollen oder Funktionen, es wird<br />
nicht in erfolgs- oder verständigungsorientierten Kommunikationen restlos<br />
eingebracht. Es gibt ein Privates, Eigenes, Besonderes, das nicht<br />
umstandslos als Ressource in Dienst genommen werden kann, weil es als<br />
Leben, Spontaneität, Authentizität einen Eigenwert besitzt, der der<br />
Rechtfertigung durch Nützlichkeit und Soziabilität nicht bedarf.<br />
Schluß<br />
Die vorgeschlagene Betrachtungsweise soll Widersprüche offenlegen. Sie<br />
bietet keine glatte Lösung aller Personalprobleme an, die dogmatisch<br />
übergestülpt werden könnte. Sie fordert von den Betroffenen Anstrengungen<br />
zur Selbst-Konstruktion einer veränderten Wirklichkeit, die kein Paradies<br />
sein wird, aber erkannte Ungerechtigkeiten eher beseitigen kann. Die perfekte<br />
Lösung ist utopisches Fernziel, aber nie konkret realisierbar; dies<br />
zu vergessen hieße dem "Gotteskomplex" anheimzufallen. Aber - im Sinn des<br />
Programms der Aufklärung - es ist ein Fortschritt, sich aus der<br />
selbst(?)verschuldeten Unmündigkeit befreien zu wollen - und sei es nur<br />
dadurch, daß Spielräume genutzt, Optionen erkannt, Mängel im kleinen<br />
tastenden Schritten abgestellt werden. Der Optimismus der Aufklärung, daß<br />
bei redlichem Bemühen und Anstrengung aller vernünftige Lösungen gefunden<br />
werden könnten und daß durch Einsicht die gesellschaftlichen<br />
Angelegenheiten zum Guten zu befördern seien, ist längst als Mythos<br />
entlarvt. Wenn vieles besser wird, dann heißt das noch nicht, daß alles<br />
gut wird! Lokal rationale Lösungen versprechen keine rationale Gesamtoder<br />
Endlösung - der Totalüberblick ist uns grundsätzlich verwehrt. Weder<br />
die internen Beziehungen, noch die externen Bedingungen können überschaut<br />
werden, so daß immer mit unerwarteten und unbeherrschbaren Entwicklungen<br />
zu rechnen ist. Aber auch wenn dies möglich wäre, garantierte die<br />
Einsicht in gute Wege und Ziele nicht, daß sie verwirklicht werden.<br />
Soziale Probleme berühren Interessen und Werte, die nicht durch die<br />
Leerformel vom Gesamtwohl harmonisiert werden können. Es kann also nicht<br />
um das End-Ziel gehen, sondern um Zwischenziele und nächste Schritte.<br />
Personalwesen-Lehre hat somit nicht die Funktion, Wahrheiten dogmatisch<br />
zu verkünden oder Bestlösungen anzubieten, sondern die Verhältnisse<br />
systematisch und kritisch zu beschreiben, d.h. an Alternativen, an<br />
Unterscheidungen zu vergleichen. Damit ergibt sich auch, daß durch das<br />
Aufzeigen von Widersprüchen, Mehrdeutigkeiten und Instabilitäten Handlungsmöglichkeiten<br />
und Spielräume sichtbar werden, die zur Besserung des<br />
derzeitigen Zustands genutzt werden können.<br />
Jede personalwirtschaftlich relevante Situation kann im skizzierten<br />
Spannungsdreieck von Objektivität, Intersubjektivität und Subjektivität