Hans Georg Gemünden, Martin Högl Teamarbeit in innovativen ...

Gemünden, Högl: Teamarbeit in innovativen Projekten (ZfP 3/98) 287
dary Management ausüben. Zudem zeigt der Faktor Leadership einen direkten Einfluß
auf die selbst beurteilte Effektivität.
Aufbauend auf der Erkenntnis, daß die Interaktion des Teams mit seiner Umgebung
(Boundary Management) neben dem Intragruppenprozeß eine zweite separate
Prozeßgröße darstellt, wurde in nachfolgenden Studien von Ancona 2 (1990) sowie Ancona/Caldwell
(1988; 1990) dieser externe Aspekt des Teamprozesses näher untersucht.
Zunächst wurden dazu explorative Studien mit Neuproduktteams und Consultingteams
durchgeführt (vgl. Ancona/Caldwell 1988; Ancona 1990), um die teamexternen Interaktionen
nach Arten zu klassifizieren (Interaktions-Cluster, wie z. B. Task Coordinator
Activities). Zudem wurde eine quantitative Studie (Ancona/Caldwell 1990) mit 409
Personen aus 45 Neuproduktteams durchgeführt, um die qualitativ erkannten Interaktions-Cluster
zu verifizieren und um ihre Bestimmungsgrößen zu analysieren.
Ancona/Caldwell (1992b) konnten auf der Basis dieser Erhebung belegen, daß sowohl
die Menge als auch die Art der externen Interaktion die Leistung des Teams (Qualität,
Kosten & Zeit) beeinflussen. Neuproduktteams engagieren sich in einer ganzen Reihe
von externen Aktivitäten, wie z.B. relevante Informationen sammeln, Feedback einholen,
um Ressourcen werben und teamexterne Leistungen koordinieren (vgl. Ancona/Caldwell
1992b, S. 634), wobei die bereichsübergreifende Besetzung von Neuproduktteams die externe
Interaktion fördert (vgl. Ancona/Caldwell 1992a, S. 336; Ancona/Caldwell 1990, S.
132-133). Die individuellen Merkmale Dauer der Zugehörigkeit zur Organisation sowie
Erfahrung der Mitglieder in ihren Heimatabteilungen haben positiven Einfluß auf die externen
Aktivitäten des Teams. Zudem zeigt sich, daß die formalen Teamführer mehr externe
Aktivitäten wahrnehmen (vgl. Ancona/Caldwell 1990, S. 131-132).
Für den Bereich dieser Bestandsaufnahme zur Teamarbeit erbringt die Arbeit von
Ancona und Caldwell eine grundlegende Erkenntnis. Neben der internen Zusammenarbeit
ist auch die Interaktion des Teams mit seinem organisationalen Kontext ein wesentlicher
Bestandteil der Arbeit von Teams. Damit knüpfen Ancona und Caldwell an die
Ansätze von Katz und Tushman zur externen Kommunikation in F&E-Projekten und
der Rolle des Gatekeepers an (vgl. Tushman/Katz 1980; Katz/Tushman 1979). Des weiteren
ist jedoch die Interaktion einer Gruppe mit ihrer Umwelt oder, negativ formuliert,
die Isolation einer Gruppe von ihrer Umwelt, eine wesentliche Komponente in dem von
Janis (1982) formulierten Groupthink-Syndrom. Demnach ist Isolation neben dem Grad
an Teamkohäsion (Zusammenhalt) eine wesentliche Voraussetzung für das Auftreten
von Groupthink und den damit verbundenen negativen Konsequenzen für die Entscheidungsfindung
und die Leistung eines Teams. Die Arbeit von Ancona und Caldwell belegt
empirisch, daß neben der Zusammenarbeit in einem Team (Teamarbeit) auch der
Umgang des Teams mit seiner Umgebung (Boundary Management) wichtig ist.
3.2 Seers (1989) und Seers/Petty/Cashman (1995)
2
Deborah Gladstein veröffentlichte später unter dem Namen Deborah Ancona.