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Günter F. Müller, Friedhelm Nachreiner - Rainer Hampp Verlag

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Stillwell et al., 1981; Griffin & Edwards, 1983; Beach & Barnes, 1983).<br />

Erkenntnisse hieraus dürften Entscheidungsanalytiker zunehmend in die<br />

Lage versetzen, ihre Moderatorfunktion zu effektivieren und den optimalen<br />

Einsatz des Verfahrens sicherzustellen (vgl. Winterfeld & Edwards, 1986).<br />

6. Fazit<br />

Zum Stellenwert seines Verfahrens innerhalb der Angewandten Psychologie<br />

merkt Edwards (1986) an, daß Entscheidungsanalytiker derzeit stärker<br />

nachgefragt seien als etwa Psychometriker. Er verweist darauf, daß sein<br />

Verfahren anerkannt und weitverbreitet sei sowie zufriedenstellende<br />

Resultate liefere. Wenn die multi-attributive Nutzentechnik, wie hier<br />

geschehen, auf Probleme der Personalauswahl angewandt wird, erscheint die<br />

Anmerkung von Edwards natürlich besonders brisant. Können (formale)<br />

Entscheidungsanalysen psychodiagnostische Untersuchungen im Betrieb<br />

ersetzen oder sogar überflüssig machen? Diese Frage ist zu verneinen.<br />

Eine prognostisch valide Analyse und Messung von Entscheidungsmerkmalen<br />

ist ohne Zweifel nur dann möglich, wenn deren Konsequenzen und<br />

Ausprägungszustände relativ zuverlässig erkannt und objektiviert werden<br />

können. Zahlreiche der etwa von Edwards (1980) zitierten Anwendungsbeispiele<br />

sind ökonomisch-technischer Natur, was dem stark<br />

rational(istisch)en Moment der hinter dem Verfahren stehenden<br />

Entscheidungstheorie entgegenkommt (vgl. Edwards, 1954). Da<br />

Expertenwissen bei technischen Problemen zumeist einen hohen<br />

Vorhersagewert besitzt und ökonomische Bewertungskriterien auf<br />

anerkannten Nutzenvorstellungen beruhen, überrascht der Erfolg des<br />

Verfahrens wenig. Ähnlich günstige Bedingungen sind bei psychologischen<br />

Problemen jedoch eher selten anzutreffen. Um Art und Bedeutung<br />

problemrelevanter Merkmale ausfindig zu machen, sind psychodiagnostische<br />

Untersuchungen sehr oft unentbehrlich, und auch der Nutzen<br />

dispositioneller Merkmale kann in vielen Fällen erst dann festgestellt<br />

werden, wenn testpsychologische Informationen vorliegen.<br />

Entscheidungsanalyse macht den Psychometriker also nicht überflüssig; für<br />

Probleme der Endauswahl ist sie ohne sein Mitwirken sogar ausgesprochen<br />

fehleranfällig (vgl. Cronbach & Gleser, 1965).<br />

Unabhängig von inhaltlichen und formalen Besonderheiten hat das<br />

beschriebene Entscheidungsverfahren jedoch den Vorteil, daß es einen Satz<br />

von Regeln vorgibt, nach denen mehrdeutige Problemanforderungen geklärt,<br />

Problemperspektiven transparent gemacht und Lösungsalternativen bewertet<br />

werden können. Es hilft also auch dabei, Auswahlprobleme kognitiv besser<br />

zu strukturieren und unterschiedliche Problem(an)-sichten konstruktiver<br />

miteinander zu verbinden. Die multi-attributive Nutzentechnik ist somit<br />

ein brauchbares Instrument, Auswahlstrategien zu verbessern und<br />

Fehlentscheidungen bei der Stellenbesetzung zu vermeiden.<br />

7. Literatur<br />

Beach, L.R. & Barnes, S.V.: Approximate measurement in a multiattributive<br />

utility context. Organizational Behavior and Human Performance, 1983, 32,<br />

417-424.<br />

Blum, M. & Naylor, J.C.: Industrial Psychology. New York: Harper, 1968.<br />

Cronbach, L.J. & Gleser, G.C.: Psychological Tests and Personnel<br />

Decisions. Urbana,Ill.: University of Illinois Press, 1965.<br />

Eckardt, H.-H. & Schuler, H.: Berufseigungsdiagnostik. In: Jäger, R.<br />

(Hrsg.): Psychologische Diagnostik. München: Psychologie <strong>Verlag</strong>s Union,<br />

1988 im Druck.<br />

Edwards, W.: The theory of decision making. Psychological Bulletin, 1954,<br />

51, 380-417.

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