Günter F. Müller, Friedhelm Nachreiner - Rainer Hampp Verlag
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Relevanz generierter Entscheidungsmerkmalen eingehender zu beleuchten,<br />
Meinungsverschiedenheiten abzuklären und Bedeutungskonsens zu erzielen.<br />
Die Diskussionen machen zumeist deutlich, wie argumentativ abgesichert<br />
und überzeugend die Selektionsrelevanz einzelner Merkmale begründet<br />
erscheint und welche Merkmalsausprägungen für notwendig gehalten werden,<br />
um Optimallösungen des Auswahlproblems zu erreichen. Indem<br />
Merkmalspräferenzen offen gelegt und der Kritik anderer Experten ausgesetzt<br />
werden, reduziert sich der ursprüngliche Merkmalskatalog zumeist<br />
erheblich. Die verbleibenden, übereinstimmend als bedeutsam erkannten<br />
Merkmale werden sodann geordnet, nach Ähnlichkeit gruppiert und ihrem<br />
Allgemeinheitsgrad entsprechend hierarchisch zusammengefaßt. Es ergibt<br />
sich daraus in der Regel ein bestimmter Merkmalsbaum, der den gewünschten<br />
Zielzustand ("beste Eignungsvoraussetzungen für die Endauswahl") durch<br />
eine begrenzte Anzahl von Dimensions- und Einzelmerkmalen definiert und<br />
aufschlüsselt. Die Basismerkmale sollten dabei stets operationalisierbar<br />
sein bzw. durch empirische Indikatoren gemessen werden können. Der<br />
Merkmalsbaum enthält die Essenz inhaltlicher Komponenten des<br />
Entscheidungsproblems; er legt damit auch die zentralen Merkmale fest,<br />
nach denen einzelne Bewerber(innen) später zu bewerten und auszuwählen<br />
sind.<br />
Im weiteren (Verfahrensschritte 5-7) erfolgt das Gewichten und Normieren<br />
der Merkmale, wofür Edwards & Newman (1982) verschiedene Skalierungs- und<br />
Rechenprozeduren vorschlagen. Eine gewisse Vorziehenswürdigkeit läßt<br />
folgende Prozedur erkennen: Nach dem Rangordnen klassifizierter Merkmale<br />
erhalten die Experten ein sogenanntes Ankergewicht von 10 Punkten, das<br />
dem jeweils unwichtigsten Merkmal einer Klasse zuzuteilen ist. Alle<br />
wichtigeren Merkmale müssen dann entsprechend ihrer vermuteten Bedeutung<br />
höher gewichtet werden, z.B. mit 20 Punkten für doppelt so wichtig, mit<br />
25 für 2,5 Mal so wichtig oder 50 mit 5 Mal so wichtig, usw.. Auf diese<br />
Weise gelingt es, die relative Bedeutung ähnlicher Merkmale auf<br />
Verhältnisskalen abzubilden. Eine Normierung der Skalenwerte ermöglicht<br />
überdies den Vergleich mit anderen Merkmalsklassen. Werden die<br />
Gewichtspunkte auf eine gemeinsame Skala zwischen 0 und 1 transformiert,<br />
können sie, wie Edwards & Guttentag (1977) darlegen, als<br />
Wahrscheinlichkeitsurteile interpretiert werden. Um normierte Gewichte<br />
der (operationalisierbaren) Basismerkmale zu erhalten, muß der gesamte<br />
Merkmalsbaum von oben nach unten durchmultipliziert werden. Auf diese<br />
Weise resultieren Werte, die alle vertikal und horizontal verzweigten<br />
Bedeutungsrelationen des Merkmalsbaums zusammenfassen und in normierten<br />
Zahlenverhältnissen zum Ausdruck bringen (s.u. Beispielsfall und Abb. 1).<br />
In den nächsten Schritten (8-10) werden vorliegende Bewerbungsunterlagen<br />
im Rahmen der erarbeiteten Entscheidungsgrundlage durchgesehen und<br />
bezüglich nutzenrelevanter Merkmalsausprägungen bewertet. Einzelne<br />
Merkmalsmessungen werden sodann mit den vorher ermittelten<br />
Gewichtsfaktoren multipliziert und zu Gesamtnutzenwerten addiert. Um den<br />
relativen "Ort" (location) von Merkmalsausprägungen einzelner Bewerber(innen)<br />
zu bestimmen, kann ein Rating-Verfahren verwendet werden, das<br />
mit Skalen zwischen 0 und 100 operiert. "0" definiert dabei<br />
Merkmalsausprägungen, die den geringsten zu erwartenden Nutzen<br />
indizieren, "100" definiert Ausprägungen mit dem größten zu erwarteten<br />
Nutzen. Die Qualität von Informationen aus Bewerbungsunterlagen bringt es<br />
mit sich (s. 1. Problem), daß nicht alle Angaben für Merkmalsmessungen<br />
geeignet erscheinen. Auf der sicheren Seite befindet man sich jedoch,<br />
wenn primär tätigkeitsbiographische Daten ausgewertet werden (vgl. Owens,<br />
1976). Entsprechende Daten liegen zwar selten in standardisierter Form<br />
vor, es können verschiedene Quellen jedoch (Lebenslauf, Ausbildungs- und<br />
Beschäftigungsnachweise, in Zeugnissen enthaltene<br />
Tätigkeitsbeschreibungen) zumindest qualitativ ausgewertet werden, um die