Jürgen Grieger* Shareholder Value und Mitbestimmung in ...
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62 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
<strong>Jürgen</strong> Grieger *<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />
Theoretische Perspektiven <strong>und</strong> normative Implikationen **<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Orientierungen von Unternehmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Personalwirtschaftslehre<br />
bislang kaum Gegenstand systematischer Untersuchungen geworden. Mit<br />
Bezug auf ökonomische <strong>und</strong> managementorientierte Ansätze werden <strong>in</strong> diesem Beitrag<br />
theoretisch-konzeptionelle Zusammenhänge von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong><br />
beleuchtet. Erkenntnisleitend ist die Identifikation zentraler theoretischer Momente, von<br />
denen aus diese Zusammenhänge bestimmt werden können. Den Abschluss bilden Überlegungen<br />
zu Bezügen zwischen Realphänomenen <strong>und</strong> theoretischen Konzeptionen, deren<br />
normativen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Folgerungen für die Behandlung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>in</strong><br />
der Personalwirtschaftslehre.<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> and Codeterm<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Germany: Theoretical Perspectives<br />
and Normative Implications<br />
There is a dearth of systematic research <strong>in</strong> the human resource management field<br />
on the shareholder value-orientations of enterprises. One the basis of economic and<br />
management-oriented approaches, this article deals with the theoretical and conceptual<br />
relationships between shareholder value and codeterm<strong>in</strong>ation. It seeks to identify<br />
the central theoretical concepts which can determ<strong>in</strong>e the characteristics of these<br />
relationships. The article concludes by reflect<strong>in</strong>g on the relationships between reality<br />
phenomena and theoretical concepts, their normative bases and consequences for the<br />
treatment of shareholder value <strong>in</strong> the field of human resource management.<br />
______________________________________________________________________<br />
* Dr. <strong>Jürgen</strong> Grieger, Jg. 1963, Hochschulassistent an der Bergischen Universität Gesamthochschule<br />
Wuppertal, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Lehrgebiet Personal <strong>und</strong> Organisation,<br />
Gauss-Straße 20, D-42097 Wuppertal.<br />
Arbeitsgebiete: Personal <strong>und</strong> Organisation, Allgeme<strong>in</strong>e BWL, Geschichte der BWL.<br />
** Artikel e<strong>in</strong>gegangen: 25.10.2000<br />
revidierte Fassung akzeptiert nach doppelt-bl<strong>in</strong>dem Begutachtungsverfahren: 29.1.2001.
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1. Fragestellung <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren werden <strong>in</strong> der Betriebswirtschaftslehre Aspekte wirtschaftlicher<br />
Globalisierung diskutiert (vgl. die Beiträge <strong>in</strong> Haller et al. 1993). Zeitlich parallel entwickelte<br />
sich die fachwissenschaftliche Diskussion von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Konzepten.<br />
Neben <strong>in</strong>strumentellen Nutzungen solcher Konzepte geht es um die Übertragbarkeit des<br />
Ansatzes auf deutsche Verhältnisse sowie um Probleme marktwertorientierter Unternehmensführung<br />
(vgl. die Beiträge <strong>in</strong> Albach/Brockhoff 1997). Dieser Thematik wird <strong>in</strong><br />
der Personalwirtschaftslehre bislang nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Erwähnenswert<br />
s<strong>in</strong>d die Beiträge von Gaugler (1997), Eigler (1999) <strong>und</strong> Thom (1999), die<br />
nach den Implikationen des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Gedankens für das Personalmanagement<br />
fragen, sowie die Untersuchung von Backes-Gellner/Pull (1999), die die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von betrieblicher Sozialpolitik <strong>und</strong> Aktionärs<strong>in</strong>teresse behandeln. Diese Arbeiten verorten<br />
Anknüpfungspunkte auf der Ebene des Managementhandelns <strong>und</strong> untersuchen<br />
Funktionen <strong>und</strong> Zielorientierung der Personalwirtschaft. Sie berühren gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Fragen <strong>und</strong> Probleme – Ausrichtung an Zielen, Behandlung potentieller Zielkonflikte,<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Ansprüchen der Arbeitnehmer <strong>in</strong> das Zielsystem – <strong>und</strong> fokussieren auf<br />
Beiträge des Personalmanagements zur Steigerung des Unternehmenswertes.<br />
E<strong>in</strong> bedeutender, <strong>in</strong> den genannten Arbeiten nicht näher beleuchteter Bereich von<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Konzepten ist das deutsche System der <strong>Mitbestimmung</strong>. Als zentrales<br />
Moment der rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen steht die Norm der Beteiligung der<br />
Mitarbeiter an Entscheidungen e<strong>in</strong>er ausschließlichen Verfolgung von Eigentümer<strong>in</strong>teressen<br />
entgegen. Dies kennzeichnet e<strong>in</strong> praktisch zu bewältigendes Problem.<br />
Im Rahmen der Personalwirtschaftslehre stellt sich die Aufgabe e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlicheren<br />
Problemanalyse, <strong>in</strong> der die Frage nach e<strong>in</strong>em theoretisch-konzeptionellen Zusammenhang<br />
von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> zu behandeln ist. E<strong>in</strong> Bestimmungsversuch<br />
hat demzufolge programmatische Perspektiven von Interessenmonismus<br />
<strong>und</strong> -pluralismus als Gr<strong>und</strong>lage der Ableitung von Aussagen <strong>in</strong> ihrem Argumentationskontext<br />
zu rekonstruieren <strong>und</strong> Prämissen <strong>und</strong> Aussagen kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />
Erkenntnisleitend ist die Identifikation zentraler theoretischer Perspektiven, von denen<br />
her sich das Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> charakterisieren<br />
lässt. Die Analyse folgt demnach primär e<strong>in</strong>er Orientierung an theoretischen Konzepten,<br />
be<strong>in</strong>haltet an zentraler Stelle aber auch Ergebnisse empirischer Studien als Aussagen<br />
über Realität. Sie basiert auf der methodischen Annahme der Fruchtbarkeit e<strong>in</strong>er theoriepluralistischen<br />
Perspektive zur Erörterung von Gr<strong>und</strong>satzfragen, weil dadurch das Risiko<br />
e<strong>in</strong>seitiger Fokussierungen verr<strong>in</strong>gert wird.<br />
Im Anschluss an e<strong>in</strong>e kurze Charakterisierung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Konzeptes<br />
<strong>und</strong> mit Bezug auf die kulturelle Bed<strong>in</strong>gtheit von Wirtschaftsordnungen werden Strukturen<br />
der Unternehmensführung beleuchtet, die von den Imperativen e<strong>in</strong>er Marktwertorientierung<br />
betroffen s<strong>in</strong>d (Kap. 2). Die Diskussion von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz <strong>und</strong><br />
<strong>Mitbestimmung</strong> berührt drei Themenkomplexe. Zunächst wird die Übertragbarkeit des<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes auf deutsche Verhältnisse diskutiert <strong>und</strong> mit Aspekten der<br />
ökonomischen Beurteilung von Verfügungsrechtsstrukturen verknüpft (Kap. 3.1). Die<br />
Kritik dieser Beurteilungsrichtung lenkt den Blick auf Bed<strong>in</strong>gungen der Konvergenz
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von <strong>Shareholder</strong>- <strong>und</strong> Stakeholderansatz. Dieser Zusammenhang wird von der Hypothese<br />
geleitet, dass für die spezifisch deutschen Verhältnisse der Stakeholderansatz e<strong>in</strong><br />
Ordnungsrahmen mit übergeordneter Bedeutung darstellt (Kap. 3.2). Die Ausführungen<br />
münden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kritische Reflexion der rekonstruierten Zusammenhänge <strong>und</strong> betonen<br />
Bezüge zwischen theoretischen Konzeptionen <strong>und</strong> Realphänomenen e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong><br />
normative Gr<strong>und</strong>lagen der Konzeptionen andererseits (Kap. 3.3). Den Abschluss bilden<br />
Folgerungen für die Behandlung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>in</strong> der Personalwirtschaftslehre<br />
sowie die Ableitung offener Fragen, die sich auf ungeklärte Aspekte beziehen (Kap. 4).<br />
2. <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> Corporate Governance<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> praktische Bedeutung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes<br />
Ökonomische Globalisierung (vgl. im Überblick Busch 1999; Plümper 1999) <strong>und</strong><br />
die These vom Systemwettbewerb (vgl. Hauser 1993; Vanberg 1997; zur Kritik Krätke<br />
1997, 203ff.; Hübner 1998, 17ff.; Theurl 1999, 24ff.) haben Bestrebungen der Liberalisierung<br />
wirtschaftlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen forciert. In diesem Zusammenhang erlangt<br />
der <strong>in</strong> den USA entwickelte <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz Bedeutung. In der Unternehmenspraxis<br />
gehen dessen Attraktivität <strong>und</strong> Verbreitung vor allem auf se<strong>in</strong>e Verwendung<br />
im Zusammenhang normativer Konzepte der Unternehmensberatung (vgl. Rappaport<br />
1986; Stewart 1991; Copeland et al. 1994) zurück.<br />
Der Begriff <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> bezeichnet e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Norm der f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen<br />
Unternehmensführung, derzufolge sich die Strategie ausschließlich an den<br />
Zielen der Eigenkapitalgeber orientieren <strong>und</strong> andere Ansprüche <strong>in</strong> lediglich <strong>in</strong>strumentalisierter<br />
Form berücksichtigen soll (vgl. Rappaport 1986, 1; Albach 1994, 273). Andererseits<br />
versteht man unter <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> e<strong>in</strong>e Methode der unternehmenswertbezogener<br />
Planung auf der Basis kapitalmarktorientierter dynamischer Investitionsrechnungen<br />
(vgl. Bühner 1993; Siegert 1995; Hachmeister 1997). Deren Verwendung lässt<br />
e<strong>in</strong>e Reihe von Konsequenzen für die Unternehmenspolitik erwarten. Hierzu gehören<br />
die Maximierung des Cash Flow <strong>und</strong> die M<strong>in</strong>imierung der Kapitalkosten sowie die Umsetzung<br />
hierauf zielender (Lean-) Management-Konzeptionen (vgl. Bühner 1994a, 54ff.;<br />
1994b; Hirsch-Kre<strong>in</strong>sen 1998, 201ff.; zu Konzepten <strong>und</strong> Beispielen die Beiträge <strong>in</strong><br />
Höfner/Pohl 1994; Bruhn et al. 1998; Bühner/Sulzbach 1999). Die Generierung e<strong>in</strong>es<br />
Unternehmenswertes, der über dem Niveau der risikoadäquaten Kapitalkosten liegt, erfordert<br />
die ausschließliche Realisierung von Projekten mit positivem Kapitalwert, da<br />
nur sie wertschaffend s<strong>in</strong>d (vgl. Walker 1997, 77ff.). Die Verfolgung dieser Prämisse<br />
bedeutet, so wird angenommen, den Abbau unternehmens<strong>in</strong>terner Quersubventionierung,<br />
die Konzentration auf das Kerngeschäft (Optimierung der Wertschöpfungskette,<br />
Outsourc<strong>in</strong>g, Zerschlagung unterhalb der Wertschöpfungsschwelle liegender Geschäftse<strong>in</strong>heiten)<br />
sowie die Bestimmung des (optimalen) Exit-Zeitpunktes (Des<strong>in</strong>vestition),<br />
wenn erwartete künftige Projektrenditen unter den spezifischen Kapitalkosten liegen<br />
(vgl. Siegert 1995, 584). Folglich führt der Abzug von Kapital aus Grenzprojekten <strong>und</strong><br />
dessen Zuführung zu Wachstumsprojekten dazu, dass der Erhalt der E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> die Bestandssicherung<br />
der Unternehmung <strong>in</strong>sgesamt an Bedeutung verliert.
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E<strong>in</strong>e solche „Verschiebung der Gewichte im Zielsystem der Unternehmung zugunsten<br />
der Kapitalgeber“ (v. Werder 1997, 11) korrespondiert mit e<strong>in</strong>em neoklassischen<br />
Unternehmensverständnis: „The private corporation or firm is simply one form of legal<br />
fiction which serves as a nexus for contract<strong>in</strong>g relationships and which is also characterized<br />
by the existence of divisible residual claims on the assets and cash flows of the<br />
organization which can generally be sold without permission of the other contract<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong>dividuals“ (Jensen/Meckl<strong>in</strong>g 1976, 311). Die neoklassische F<strong>in</strong>anzierungs- <strong>und</strong> Investitionstheorie<br />
versteht die Unternehmung als e<strong>in</strong> über den Markt koord<strong>in</strong>iertes ‘Projekt’<br />
nutzenmaximierender Eigentümer: „Zielträger ist nicht mehr das organisatorische Gebilde<br />
Unternehmen, das ‘Unternehmen an sich’ ... Vielmehr ist das Unternehmen, <strong>in</strong> das<br />
<strong>in</strong>vestiert wird oder das f<strong>in</strong>anziert werden soll, nur noch e<strong>in</strong> Mittel zum Zweck: Als<br />
Zielträger werden Personen oder Wirtschaftssubjekte betrachtet, die das Unternehmen<br />
als Instrument benutzen“ (Schmidt/Terberger 1996, 38). Im Koord<strong>in</strong>atensystem moderner<br />
F<strong>in</strong>anzierungs- <strong>und</strong> Investitionstheorie übernimmt die Maximierung des Marktwertes<br />
unterschiedlicher Ansprüche die e<strong>in</strong>heitsstiftende Funktion, während alle nichtf<strong>in</strong>anziellen<br />
Ziele ausgeblendet werden (vgl. Schmidt/Terberger 1996, 53ff.).<br />
Die Kritik des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes setzt an unterschiedlichen Problembereichen<br />
<strong>und</strong> -ebenen an. Auf e<strong>in</strong>er normativen Ebene geht es um Fragen der Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
mit ethischen Gesichtspunkten (vgl. Ulrich 1999). Die praktische Ebene betrifft<br />
Fragen der Adäquanz von Instrumentierungen (vgl. Bühner/Tuschke 1999). Auf der<br />
konzeptionellen Ebene werden die Begründetheit e<strong>in</strong>er ausschließlichen Ausrichtung<br />
am <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> die Str<strong>in</strong>genz managementorientierter Konzepte <strong>in</strong> Zweifel<br />
gezogen. Rezeptionen des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Gedankens gehen häufig vom Vorliegen<br />
f<strong>in</strong>anzwirtschaftlicher Kausalitäten <strong>und</strong>/oder Funktionalitäten aus, ohne deren theoretische<br />
Basis zu reflektieren (vgl. Schmidt/Maßmann 1999; Kürsten 2000). Zudem wird<br />
auf den ungeklärten Zusammenhang von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> Unternehmensverfassung,<br />
auf das Erfordernis der Verb<strong>in</strong>dung von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> strategischem<br />
Management sowie auf Probleme wertorientierter Unternehmenssteuerung verwiesen<br />
(vgl. Hachmeister 1997, 839). Untersuchungsbedarf besteht auch h<strong>in</strong>sichtlich der Frage,<br />
bei welchen Anspruchsgruppen e<strong>in</strong>e gesamtwertsteigernde Unternehmenspolitik zur<br />
Wertsteigerung ihrer Ansprüche führt <strong>und</strong> welche Interessengruppen Nachteile <strong>in</strong> Kauf<br />
nehmen müssen (vgl. Kürsten 2000, 375). Schließlich ist ungeklärt, welche spezifischen<br />
Interessen unterschiedliche Gruppen von Anteilseignern besitzen (vgl. Gaugler 1999,<br />
176ff.).<br />
Mit Blick auf die Untersuchung des Verhältnisses von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz<br />
<strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> machen diese H<strong>in</strong>weise auf folgende Problemfelder aufmerksam:<br />
Die Umsetzung postulierter Ziele mit f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Instrumenten der Unternehmenssteuerung<br />
sowie Kausal- <strong>und</strong>/oder Funktionalbeziehungen zwischen marktwertmaximierender<br />
Unternehmenspolitik <strong>und</strong> Aktienkurs s<strong>in</strong>d theoretisch <strong>und</strong> empirisch<br />
ungeklärt. Hiermit verknüpft s<strong>in</strong>d Fragen der Durchsetzbarkeit von Interessen im<br />
Rahmen der Corporate Governance sowie der Beurteilung von <strong>Shareholder</strong>- <strong>und</strong> Stakeholder-Ansatz<br />
der Unternehmensführung. Die Diskussion wird durchzogen von e<strong>in</strong>em<br />
diffizilen Theorie-Praxis-Problem, welches sich <strong>in</strong> der Übertragung theoretischer <strong>in</strong><br />
praxeologische Aussagen sowie <strong>in</strong> der Vermischung verme<strong>in</strong>tlich empirischer <strong>und</strong> theo-
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retischer Argumente manifestiert. Daher ist nachfolgend zwischen auf Gestaltung zielenden<br />
Konzepten <strong>und</strong> theoriegeleiteten Konstruktionen zu unterscheiden. Es wird davon<br />
ausgegangen, dass <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> nicht als ‘culture-free’-Konzeption verstanden<br />
werden kann. Im Zusammenhang von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> s<strong>in</strong>d<br />
daher kulturelle Eigenarten <strong>und</strong> nationale Kontexte von Wirtschaftssystemen zu berücksichtigen,<br />
da diese die Möglichkeiten der Übertragung bee<strong>in</strong>flussen. Deshalb wird zunächst<br />
der Gedanke der Kulturbed<strong>in</strong>gtheit von Institutionen entfaltet.<br />
Zur Bedeutung von Kultur<br />
Geschichts- <strong>und</strong> kulturspezifische Besonderheiten des Wirtschaftens stehen häufig<br />
im Abseits wissenschaftlichen Interesses. In der Betriebswirtschaftslehre wird e<strong>in</strong> –<br />
nicht selten <strong>in</strong>strumentell gerichtetes – Augenmerk auf Unternehmenskultur (vgl. kritisch<br />
Ebers 1985; Sche<strong>in</strong> 1985) gelegt, neuerd<strong>in</strong>gs auch im Kontext <strong>in</strong>ternationalen Managements<br />
(vgl. Dülfer 1997). Kont<strong>in</strong>genztheoretisch betrachtet ersche<strong>in</strong>t Kultur als<br />
Element der Umwelt von Wirtschaftsorganisationen. Als externe Variable bee<strong>in</strong>flusst<br />
sie die Organisationsstruktur (vgl. Dülfer 1992, 1201ff.).<br />
In der Volkswirtschaftslehre haben Fragen der historischen <strong>und</strong> kulturellen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
von Wirtschaftsordnungen seit dem Aufstieg der neoklassischen Theorieansätze<br />
ke<strong>in</strong>e umfassende Behandlung mehr gef<strong>und</strong>en. Dennoch bleibt die zentrale Erkenntnis<br />
der Historischen Schule der Nationalökonomie, dass kulturelle E<strong>in</strong>flussfaktoren des<br />
Wirtschaftens Bedeutung für Unterschiede <strong>und</strong> unterschiedliche Entwicklungen von<br />
Wirtschaftssystemen <strong>und</strong> -verfassungen besitzen (vgl. im Überblick Weisser 1965,<br />
277f.). Hier knüpfen die Untersuchungen von North (1988; 1992) an, die auf dem theoretischen<br />
System der Neuen Institutionenökonomik basieren. Im Zentrum stehen Fragen<br />
der Entstehung <strong>und</strong> des Wandels von Institutionen – verstanden als Handlungsbeschränkungen<br />
zum Zwecke der Ordnung des menschlichen Zusammenlebens (vgl.<br />
North 1992, S. 4ff.) – <strong>und</strong> deren E<strong>in</strong>fluss auf die wirtschaftliche Entwicklung. „Economic<br />
history is about the performance of economics through time“ (North 1994, 359).<br />
Institutionen werden funktional mit ihrer Leistung der M<strong>in</strong>imierung von Transaktionskosten<br />
erklärt, woh<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong>effiziente Institutionen mit dem (opportunistischen) Streben<br />
staatlicher Machthaber nach Machterhalt begründet werden (vgl. North 1988, 20ff.,<br />
211ff.). Diese traditionelle Effizienzthese <strong>in</strong>stitutioneller Entwicklung schwächt North<br />
(1994, 362) später ab <strong>und</strong> argumentiert für pfad- bzw. kulturabhängige Entwicklung von<br />
Institutionen. Kultur fungiert als e<strong>in</strong> spezifischer H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, der Weltsichten <strong>und</strong> Realitätsvorstellungen<br />
generiert, die sich ihrerseits <strong>in</strong> Normen, Werten <strong>und</strong> Gewohnheiten<br />
manifestieren <strong>und</strong> die <strong>in</strong>tergenerational durch Sozialisation reproduziert werden.<br />
Leipold (2000, 10ff.) kritisiert die von North vorgeschlagene Theorie mit Verweis<br />
auf unzureichende <strong>in</strong>stitutionenökonomische Begründungsmuster. Insbesondere die<br />
Rolle der Regeln als verhaltensbestimmende Faktoren e<strong>in</strong>er Kultur <strong>und</strong> deren pfadabhängige<br />
Entwicklung – die gesellschaftliche E<strong>in</strong>engung von Entscheidungsalternativen<br />
<strong>und</strong> die Verknüpfung von Entscheidungen im Laufe der historischen Entwicklung –<br />
könne nicht mit Transaktionskosten, unvollkommenen politischen Märkten <strong>und</strong> steigenden<br />
Erträgen aufgr<strong>und</strong> wechselseitiger Regelbefolgung erklärt werden. Weiter führe der<br />
Rückgriff auf elementare Erziehungs-, Erfahrungs- <strong>und</strong> Lernprozesse. Leipolds Erklä-
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rungsansatz des pfadabhängigen <strong>in</strong>stitutionellen Wandels wählt Interessenkonstellationen<br />
zum Ausgangspunkt der Ableitung von Institutionen. Unterschieden werden selbstb<strong>in</strong>dende<br />
Insitutionen, die sozial unproblematische Interessenbeziehungen regeln <strong>und</strong><br />
b<strong>in</strong>dungsbedürftige Institutionen. Erstere s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> ihres Vorteils für alle als unstrittige<br />
Konventionen (Sitten, Bräuche, Rituale) gr<strong>und</strong>legender Bestandteil von Kultur.<br />
Letztere beziehen sich auf sozial problematische, konfliktträchtige Interessenkonstellationen.<br />
E<strong>in</strong>e für alle vorteilhafte Regelung erfordere die Beschränkung des<br />
Selbst<strong>in</strong>teresses der Individuen. B<strong>in</strong>dungsbedürftige Regeln bilden das tragende Gerüst<br />
e<strong>in</strong>er Kultur, welches durch selbstb<strong>in</strong>dende Regeln abgestützt wird. Das <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Regelwerk bestimmt demnach, welche Handlungsalternativen als legitim gelten. Dieser<br />
Bestand charakterisiert den Pfad der Entwicklung von Institutionen.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> „ersche<strong>in</strong>t die deutsche Wirtschaftsordnung der Sozialen<br />
Marktwirtschaft mit ihren umfassenden sozialstaatlichen Regulierungen aller wirtschaftlichen<br />
Teilbereiche <strong>und</strong> ihrer korporatistischen Struktur als Spiegelbild der historisch<br />
gewachsenen Präferenzen der Bevölkerungsmehrheit für rechtliche <strong>und</strong> d.h. staatlich<br />
verordnete <strong>und</strong> erzw<strong>in</strong>gbare Regeln des Zusammenlebens“ (Leipold 2000, 45). Im Gegensatz<br />
hierzu „verdankt der Kapitalismus amerikanischer Prägung <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>er relativ<br />
liberalen, wettbewerbs- <strong>und</strong> leistungsorientierten sowie sozialstaatlich mäßig regulierten<br />
Marktwirtschaft se<strong>in</strong>e Existenz <strong>und</strong> Akzeptanz den <strong>in</strong>formalen <strong>und</strong> d.h. den ideologisch<br />
geb<strong>und</strong>enen Institutionen“ (Leipold 2000, 47). Diese be<strong>in</strong>halten die Überzeugung,<br />
dass <strong>in</strong>dividuelle Freiheit, Privateigentum, Wettbewerb <strong>und</strong> Markt die Leistungs<strong>und</strong><br />
Chancengerechtigkeit aller stärken. Dies begründet e<strong>in</strong> Verhältnis von Individuum<br />
<strong>und</strong> Staat <strong>in</strong> der Weise, dass Bürger <strong>in</strong> nur ger<strong>in</strong>gem Umfang die Lösung öffentlicher<br />
<strong>und</strong> sozialer Probleme vom Staat erwarten <strong>und</strong> eigen<strong>in</strong>itiativ tätig werden. Demgegenüber<br />
vertrauen die Bürger <strong>in</strong> Deutschland eher auf staatlich-rechtliche Regelungen.<br />
Zur Unterschiedlichkeit der Corporate Governance<br />
Unternehmensstrategien orientieren sich an realen ‘constra<strong>in</strong>ts’ des wirtschaftlichen<br />
Handelns. Strukturelle Möglichkeiten der Zielbestimmung leiten sich ab aus geltendem<br />
Recht. Dessen Konstruktionspr<strong>in</strong>zipien bestimmen, als Ausdruck e<strong>in</strong>es der spezifischen<br />
Kultur verpflichteten politischen Willens, den legitimen Ordnungsrahmen, der<br />
als solcher den Raum zur Aushandlung von Ansprüchen bestimmt. Dieser wird ermöglicht<br />
<strong>und</strong> ergänzt durch <strong>in</strong>formale Regeln. Im vorliegenden Zusammenhang besitzen<br />
Beherrschungs- <strong>und</strong> Überwachungsstrukturen – „the system by which companies are<br />
directed and controlled“ (Charkham 1994, 1) – e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung für die<br />
Frage nach Zielorientierungen. Unter der Begrifflichkeit ‘Corporate Governance’ (vgl.<br />
Monks/M<strong>in</strong>ow 1995) wird der „<strong>in</strong>stitutionelle Rahmen zur Regulierung der wechselseitigen<br />
Beziehungen der am Unternehmensgeschehen beteiligten Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
se<strong>in</strong>er Bedeutung für die Unternehmensführung diskutiert“ (Speckbacher 1998, 95).<br />
Hierbei geht es um die Verteilung der Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollrechte zwischen Eigentümern<br />
<strong>und</strong> Management <strong>und</strong> um Möglichkeiten der E<strong>in</strong>flussnahme anderer Stakeholder<br />
auf die Unternehmenspolitik (vgl. Dufey/Hommel 1997, 188f.; zu Gegenstand <strong>und</strong> Perspektiven<br />
der Corporate Governance-Forschung Turnbull 1997; Prigge 1999). Berücksichtigt<br />
man speziell das Verhältnis von (Art der) E<strong>in</strong>flussnahmen der Beschäftigten auf
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Entscheidungen bzw. Kooperation mit dem Management e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> dem (formalen)<br />
System der Corporate Governance andererseits, so ist zu erwarten, dass die spezifische<br />
Kultur e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle <strong>in</strong> den <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen <strong>und</strong> der Art der ‘Verarbeitung’<br />
von Konflikten bei der Bewältigung ökonomischer Herausforderungen spielt<br />
(vgl. Charny 1999; zur vergleichenden Organisations- <strong>und</strong> Managementforschung die<br />
Beiträge <strong>in</strong> Lammers/Hickson 1979).<br />
Diese Annahme wird durch Untersuchungen zur Verschiedenheit von Wirtschaftssystemen<br />
gestützt (vgl. die Beiträge <strong>in</strong> Whitley 1992; Whitley/Kristensen 1996). Gegenstand<br />
vergleichender Analysen s<strong>in</strong>d Art <strong>und</strong> Weise, <strong>in</strong> der historisch gewachsene soziale<br />
Institutionen unterschiedliche Konfigurationen von Märkten <strong>und</strong> Unternehmen<br />
hervorbr<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> wie diese ihrerseits das strategische Handeln von Unternehmen auf<br />
differenzierte Weise strukturieren (vgl. bspw. Lane 1992). Institutionen werden unterschieden<br />
<strong>in</strong> “those that structure general patterns of trust, cooperation, identity and subord<strong>in</strong>ation<br />
<strong>in</strong> a society and those that are more directly <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the economic system<br />
and constitute the more immediate bus<strong>in</strong>ess environment” (Whitley 1992a, 19). E<strong>in</strong>e<br />
gr<strong>und</strong>legende Annahme ist die der sozialen Konstruiertheit von Wirtschaftssystemen. In<br />
wechselseitiger Konstitution von Gesellschaft, Markt <strong>und</strong> Unternehmen entstehen <strong>und</strong><br />
verändern sich unterscheidbare Muster der Organisierung ökonomischer Aktivitäten, die<br />
<strong>in</strong>nerhalb spezifischer <strong>in</strong>stitutioneller Kontexte effektiv s<strong>in</strong>d. Hieraus resultieren unterschiedliche<br />
Entwicklungspfade nationaler <strong>in</strong>dustrieller Kapitalismen <strong>und</strong> spezifische<br />
Antworten auf die Frage, welche Prozesse über Märkte <strong>und</strong> welche über Hierarchien<br />
koord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> wie diese jeweils strukturiert, gesteuert <strong>und</strong> kontrolliert werden sollen.<br />
E<strong>in</strong>e zentrale Aussage ist, dass <strong>in</strong> Europa nicht e<strong>in</strong>e ökonomische Logik bzw. Form der<br />
Organisierung ökonomischer Prozesse dom<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> dass erfolgreiche Wege <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Kontexten unterschiedlich <strong>und</strong> abhängig von dom<strong>in</strong>anten Institutionen s<strong>in</strong>d<br />
(vgl. Whitley 1992b, 267).<br />
Die Bedeutung kultureller <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutioneller Unterschiede macht es erforderlich,<br />
der Unterschiedlichkeit nationaler Konstruktionspr<strong>in</strong>zipien der Unternehmensführung<br />
<strong>und</strong> Überwachung differenziert zu begegnen: „The fact that different systems of corporate<br />
governance have survived so far <strong>in</strong> global competition is an <strong>in</strong>dicator for other factors<br />
play<strong>in</strong>g an important part <strong>in</strong> mak<strong>in</strong>g a company globally competitive. Corporate<br />
Governance Systems are part of an overall system of rules govern<strong>in</strong>g the behavior of<br />
companies. Therefore, an <strong>in</strong>tegral view of corporate governance is imperative“ (Albach<br />
2000a, VII). Nationale Systeme der Unternehmenssteuerung <strong>und</strong> -kontrolle reflektieren<br />
soziale Regulationen ökonomischer Beziehungen (vgl. Whitley/Kristensen 1997) sowie<br />
kulturelle Eigenheiten von Wirtschaftssystemen <strong>und</strong> -verfassungen. Sie können bspw.<br />
danach differenziert werden, ob sie sich eher an beziehungs- oder marktorientierten<br />
Formen orientieren (vgl. Dufey/Hommel 1997, 190ff.; Berglöf 1990, 146ff., der jedoch,<br />
wie Gerke/Steiger 2001, 214ff., zwischen ‘bank-oriented’ <strong>und</strong> ‘market-oriented systems’<br />
unterscheidet). Erstere basieren auf <strong>in</strong>ternen Mechanismen direkter E<strong>in</strong>flussnahme<br />
der Stakeholder <strong>und</strong> sehen die Nutzung von Institutionen der Unternehmung, bspw.<br />
des Aufsichtsrats, vor. Letztere bedienen sich externer Mechanismen der Märkte für<br />
Unternehmenskontrollen <strong>und</strong> -übernahmen, für die e<strong>in</strong>e das Management diszipl<strong>in</strong>ierende<br />
Wirkung angenommen wird (vgl. kritisch Beyer 1998, 70ff.). In kontrastierender
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 69<br />
Absicht lassen sich entlang dieser groben Unterscheidung Merkmale <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />
des amerikanischen <strong>und</strong> des deutschen Systems der Corporate Governance charakterisieren<br />
(vgl. zu Darstellungen <strong>und</strong> Analysen Wymeersch 1995, 300ff.; Löhnert 1996,<br />
42ff.; Lorsch 1996, 201ff.; Potthoff 1996, 253ff.; Van den Berghe/De Ridder 1999,<br />
39ff.; O’Sullivan 2000).<br />
Die amerikanische ‘stock corporation’ besitzt zwei Organe. Die Generalversammlung<br />
der Aktionäre (shareholder meet<strong>in</strong>g) wählt das zentrale Verwaltungsorgan, den<br />
‘board of directors’. In diesem monistischen bzw. e<strong>in</strong>stufigen Board-System (vgl.<br />
Schneider-Lenné 1995, 29ff.) wird die Ausgestaltung der Corporate Governance <strong>in</strong> so<br />
genannten ‘articles of association’ weitgehend den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen der Unternehmen<br />
überlassen. Da die Unternehmenspolitik über Pensionsfonds durch e<strong>in</strong> breites<br />
Anlegerpublikum mit häufig kurzfristigen Renditeerwartungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er hohen Beweglichkeit<br />
des Eigenkapitals auf e<strong>in</strong>em vergleichsweise effizienten Markt bestimmt<br />
wird, erlangen <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>- <strong>und</strong> Marktorientierung Priorität für das Handeln des<br />
Mangagements. E<strong>in</strong> Hauptproblem der Corporate Governance besteht <strong>in</strong> der transaktionskostengünstigen<br />
Bewältigung des Pr<strong>in</strong>cipal-Agent-Problems, d.h. <strong>in</strong> der Beantwortung<br />
der Frage, mit Hilfe welcher Instrumente (Anreize <strong>und</strong> Kontrollen) das Management<br />
zu an Eigentümer- <strong>und</strong> nicht an Eigen<strong>in</strong>teressen orientiertem Handeln bewegt<br />
werden kann (vgl. Ezzamel/Watson 1999). So gesehen gelten Marktmechanismen als<br />
wirksamer Schutz gegen <strong>in</strong>effiziente <strong>und</strong> missbräuchliche Politik des Managements. Da<br />
die ‘corporation’ als verbandsrechtlicher Zusammenschluss, nicht aber als ‘Unternehmen’<br />
betrachtet wird, f<strong>in</strong>den formalisierte <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>und</strong> Arbeitnehmere<strong>in</strong>fluss<br />
auf Entscheidungen des Managements systematisch ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung (vgl. Wymeersch<br />
1995, 310; zum E<strong>in</strong>fluss der Pensionsfonds O’Sullivan 2000, 146ff.).<br />
Corporate Governance <strong>in</strong> Deutschland (vgl. Schmidt et al. 1997; O’Sullivan 2000,<br />
232ff.) betrifft primär Aktiengesellschaften. Das Aktiengesetz bestimmt e<strong>in</strong> System von<br />
Vorstand, Aufsichtsrat <strong>und</strong> Hauptversammlung (Dreiorgan-Modell). Die Unternehmenspolitik<br />
wird demzufolge nicht nur von den Eigentümern auf der Hauptversammlung<br />
legitimiert, sondern auch von den Arbeitnehmervertretern über den Aufsichtsrat<br />
kontrolliert <strong>und</strong> im Fall zustimmungsbedürftiger Vorstandsentscheidungen mitbestimmt<br />
(vgl. zur Funktionsweise Hopt 1997, 8ff.). Aufgr<strong>und</strong> spezifischer Eigentumsverhältnisse<br />
<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>geren Bedeutung des Kapitalmarktes gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Ernennungs- <strong>und</strong><br />
Kontrollorgan die Großaktionäre (strategische Investoren mit Sperrm<strong>in</strong>orität; <strong>in</strong>sbesondere<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Eigentümerfamilien) <strong>und</strong> die Banken – letztere vor allem über<br />
die Ausübung des Depotstimmrechts – e<strong>in</strong>en erheblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Zusammensetzung<br />
des Vorstandes, obwohl Kredit<strong>in</strong>stitute selbst nur e<strong>in</strong>e begrenzte Rolle als direkte<br />
Eigentümer spielen (vgl. zur Konzentration des Anteilsbesitzes Dufey/Hommel<br />
1997, 193ff.; zur Kritik an der missverständlichen Charakterisierung des deutschen Systems<br />
als ‘bank-based f<strong>in</strong>ancial system’ Nunnenkamp 1995). Dadurch, dass die Banken<br />
ihre Stimmrechte <strong>in</strong> der Hauptversammlung nutzen, um ihre Vertreter <strong>in</strong> den Aufsichtsräten<br />
zu <strong>in</strong>stallieren, erlangen sie – unter Umständen auch <strong>in</strong> der Rolle als Gläubiger –<br />
e<strong>in</strong> gewisses Maß an Kontrolle über das Management (vgl. Nunnenkamp 1995, 16). Insofern<br />
der Aufsichtsrat zur Durchsetzung partikularer Interessen benutzt wird, erwächst<br />
aus dieser Konstruktion e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Interesse an der Stabilität der Unternehmung
70 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
(vgl. Charkham 1994, 17ff.). Neben diesen Umständen erschweren vor allem die Unternehmensmitbestimmung<br />
– je nach Rechtsform, Größe <strong>und</strong> Branche auf der Basis des<br />
MontanMitbG 1951, BetrVG 1952, MitbestErgG 1956, MitbestG 1976 – <strong>und</strong> die Überkreuzverflechtungen<br />
(cross-sharehold<strong>in</strong>gs), dass so genannte ‘outside shareholders’ e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>flussreiche Rolle bei der Bestimmung der Unternehmensstrategie spielen können<br />
(vgl. zu Verflechtungsstrukturen Beyer 1998, 117ff.). „The German system of corporate<br />
control governance may, therefore, be appropriately described as an <strong>in</strong>sider (or relational)<br />
system, rather than a bank-based system. This does not preclude banks from be<strong>in</strong>g part of<br />
the <strong>in</strong>sider system“ (Nunnenkamp 1995, S. 12). Diese strukturelle Unterschiedlichkeit<br />
gegenüber marktbasierten Systemen, die durch e<strong>in</strong>e etablierte Kultur langfristiger Kooperationsbeziehungen<br />
auf betrieblicher Ebene (kooperative Konfliktbewältigung durch<br />
betriebliche <strong>Mitbestimmung</strong> nach BetrVG 1972) verstärkt wird, besitzt Bedeutung für<br />
die Frage, welche Unternehmenspolitik erfolgreich implementiert <strong>und</strong> verfolgt werden<br />
kann. „In mitbestimmten Unternehmen erhöht sich das Gewicht arbeitnehmerorientierter<br />
Ziele. Damit wird für die Unternehmung e<strong>in</strong> System aus mehreren Zielen maßgebend,<br />
zwischen denen komplementäre <strong>und</strong> konfliktäre Beziehungen bestehen“ (Küpper<br />
1992, 1415). Das Management ist demnach gehalten, im Gesamt<strong>in</strong>teresse des Unternehmens<br />
zu handeln, also e<strong>in</strong>en Interessenausgleich herbeizuführen, was verbreitet als<br />
im Interesse aller Anspruchsgruppen liegend verstanden wird. Insofern ersche<strong>in</strong>t es<br />
plausibel, wenn Bühner/Tuschke (1997, 499) für Deutschland e<strong>in</strong>e ‘gelebte Stakeholder-Wirtschaft’<br />
konstatieren.<br />
Zwischenfazit<br />
Die Corporate Governance-Problematik verweist auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Verb<strong>in</strong>dung<br />
von marktwertorientierter Unternehmensführung <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> dadurch, dass die<br />
Frage aufgeworfen wird, wie die Übertragung von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Konzepten auf<br />
deutsche Verhältnisse zu beurteilen ist. Die rechtlich bestimmte E<strong>in</strong>beziehung von Mitarbeitern<br />
<strong>in</strong> den Prozess der Willensbildung <strong>und</strong> -durchsetzung hat Bedeutung sowohl<br />
für theoretische Konzeptionen der Unternehmung als auch h<strong>in</strong>sichtlich der Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
des deutschen Systems der Unternehmens- <strong>und</strong> betrieblichen <strong>Mitbestimmung</strong> mit<br />
der Installation marktwertsteigernder Strategien. Berücksichtigt man Tendenzen <strong>und</strong> Indikatoren<br />
e<strong>in</strong>er zunehmenden <strong>in</strong>ternationalen Orientierung des deutschen Systems<br />
(bspw. im Bereich von Rechnungslegung nach IAS <strong>und</strong> US-GAAP; vgl. die Beiträge <strong>in</strong><br />
Ballwieser 2000), so wird die Frage nach der ökonomischen Vorteilhaftigkeit von<br />
Rechtsordnungen im globalen Standortwettbewerb aufgeworfen. Unterstellt man, dass<br />
ökonomische Beurteilungen von Verfügungsrechtsstrukturen unmittelbar relevant s<strong>in</strong>d<br />
zur Bestimmung des Verhältnisses von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>,<br />
so stellt sich die Aufgabe, diesbezügliche Argumentationen kritisch zu durchleuchten<br />
<strong>und</strong> dabei den Fokus auf Gr<strong>und</strong>annahmen sowie präskriptive <strong>und</strong> normative Aussagen<br />
zu legen.
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 71<br />
3. Zum Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong><br />
3.1 Übertragbarkeit des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes<br />
Gründe <strong>und</strong> Konsequenzen mangelnder Übertragbarkeit<br />
Die Übertragbarkeit des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes auf deutsche Unternehmen<br />
wird <strong>in</strong> der Literatur mit Skepsis betrachtet. Zu den orig<strong>in</strong>ären Barrieren zählen Dufey/<br />
Hommel (1997, 193ff.) die Konzentration des Anteilsbesitzes <strong>in</strong> den Händen der F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>termediäre<br />
sowie die unzureichende Fähigkeit der Aufsichtsräte, e<strong>in</strong>e wirksame<br />
<strong>in</strong>terne Kontroll- <strong>und</strong> Weisungsfunktion zur Ausrichtung auf Aktionärs<strong>in</strong>teressen zu<br />
entwickeln. Der erste Aspekt führt zu verm<strong>in</strong>derter Effizienz der Aktienmärkte, da nur<br />
wenige gut <strong>in</strong>formierte Marktteilnehmer – häufig Banken – auftreten. Dies bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
strukturell die Aussagekraft des Kurswertes <strong>und</strong> die Effizienz der Unternehmensüberwachung<br />
durch den Kapitalmarkt (vgl. Semler 1995, 42ff.). Als wichtigste Gründe<br />
ger<strong>in</strong>ger Effektivität der vergleichsweise großen <strong>und</strong> oft nur begrenzt arbeitsfähigen<br />
Aufsichtsräte gelten u.a. der E<strong>in</strong>fluss des Vorstandes auf deren Zusammensetzung, die<br />
häufig ger<strong>in</strong>ge Bedeutung der Fachkompetenz bei der Auswahl der Mandatsträger, deren<br />
Mandatshäufung sowie verfahrenstechnische Aspekte, wie bspw. mangelnde Unterstützung<br />
des Gremiums durch Wirtschaftsprüfer (vgl. zu Problemen <strong>und</strong> Reformvorschlägen<br />
der Aufsichtsratsüberwachung Hommelhoff 1995, 1ff.; Clemm 1996, 270ff.;<br />
Lorsch 1996, 215ff.; Lutter 1995, 15ff.; zu Managerherrschaft W<strong>in</strong>dolf 1994; 79ff.,<br />
Beyer 1998, 28ff.). Zu den resultierenden derivativen Barrieren zählen Dufey/Hommel<br />
(1997, 198ff.) die nachgeordnete Rolle von Unternehmensübernahmen bzw. das Fehlen<br />
e<strong>in</strong>es Marktes für Unternehmenskontrolle <strong>und</strong> die verhältnismäßig ger<strong>in</strong>ge Bedeutung<br />
börsennotierter Unternehmen <strong>und</strong> damit des Aktienmarktes <strong>in</strong> Deutschland. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt e<strong>in</strong> nur schwach ausgeprägtes F<strong>in</strong>anzmarket<strong>in</strong>g (‘Investor Relations’), mit dessen<br />
Hilfe der Informationsfluss zwischen Unternehmen <strong>und</strong> Anteilseignern verbessert<br />
<strong>und</strong> Kapitalkosten gesenkt werden können. Schließlich hemmt die nur zögerliche E<strong>in</strong>führung<br />
von ‘stock-option-plans’ die verstärkte Orientierung der Vorstände auf die<br />
Steigerung des Unternehmenswertes, wenngleich e<strong>in</strong>e deutliche Tendenz zu markt<strong>in</strong>dexierter<br />
Vergütung festgestellt werden kann.<br />
Im Gr<strong>und</strong>satz bestehen somit zwei entscheidende Hemmnisse e<strong>in</strong>er unproblematischen<br />
Übertragung: Zum e<strong>in</strong>en existiert ke<strong>in</strong> funktionierender Markt für Unternehmenskontrolle.<br />
E<strong>in</strong>e aussagefähige externe Unternehmensbewertung kann unter solchen<br />
Umständen nicht erfolgen, gehört aber zu den entscheidenden Prämissen des <strong>Shareholder</strong><br />
<strong>Value</strong>-Ansatzes. Zum anderen begrenzen <strong>in</strong> Deutschland die Sozialpflichtigkeit des<br />
Eigentums <strong>und</strong> das gesetzliche Gebot des Interessenausgleichs als Gr<strong>und</strong>element der<br />
Unternehmensverfassung die ausschließliche Orientierung an Eigentümer<strong>in</strong>teressen<br />
(vgl. Titzrath 1997, 36). So s<strong>in</strong>d typische Konfliktsituationen vorstellbar, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e<br />
Steigerung des Unternehmenswertes über die Erwirtschaftung der Eigenkapitalkosten<br />
h<strong>in</strong>aus durch Arbeitsplatzabbau möglich ersche<strong>in</strong>t, politisch aber zu erheblichen Legitimationsproblemen<br />
führt (vgl. v. Werder 1997, 12; v. Werder/Talaulicar 1999, 85f.).<br />
Die problemlose Implementierung von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Konzepten ist daher nicht zu<br />
erwarten.
72 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
<strong>Jürgen</strong>s et al. (2000) untersuchen die Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-<br />
Wirtschaft <strong>in</strong> Deutschland. Seit Mitte der neunziger Jahre sei die Entwicklung <strong>in</strong> Richtung<br />
e<strong>in</strong>er stärkeren Orientierung am <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> zu erkennen. Dies zeige sich an<br />
den F<strong>in</strong>anzmarktförderungsgesetzen von 1995 <strong>und</strong> 1998, welche die Etablierung von<br />
‘Neuem Markt’ <strong>und</strong> Pensionsfonds nach sich zogen. E<strong>in</strong>e Reihe großer Unternehmen<br />
sei im Zuge <strong>in</strong>terner Restrukturierungen <strong>in</strong>folge der Rezession zu Beg<strong>in</strong>n der neunziger<br />
Jahre zu <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-orientierten Pr<strong>in</strong>zipien übergegangen. Demgegenüber blieb<br />
das <strong>Mitbestimmung</strong>ssystem stabil <strong>und</strong> kaum politischen Angriffen ausgesetzt, obwohl<br />
die Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft e<strong>in</strong>e Aushöhlung se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipien befördere.<br />
<strong>Jürgen</strong>s et al. (2000, 66) konstatieren, dass „changes <strong>in</strong> ownership patterns and<br />
<strong>in</strong>vestor behaviour coexist with structural stability because the three long-stand<strong>in</strong>g<br />
pillars of the German system of corporate governance (the dom<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g role of banks, the<br />
system of co-determ<strong>in</strong>ation, the company-centred management system; J.G.) cont<strong>in</strong>ue to<br />
exist <strong>in</strong> various forms. The system susta<strong>in</strong>s national priorities and behaviours and may<br />
create value for the stakeholders, but it does not put f<strong>in</strong>ancial value for shareholders at<br />
the top of the list of bus<strong>in</strong>ess policy objectives.” Dies bedeutet e<strong>in</strong>e lediglich schmale<br />
Basis für e<strong>in</strong>e <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Wirtschaft.<br />
Im historisch gewachsenen Regulierungsverständnis folgt die deutsche Unternehmens-<br />
<strong>und</strong> Betriebsverfassung e<strong>in</strong>er Stakeholder-Orientierung <strong>und</strong> fokussiert auf stabile<br />
Verhältnisse. Sie steht damit gegen Forderungen nach flexiblen Reaktionsweisen im<br />
System der Arbeitsbeziehungen (vgl. differenziert Wächter 1997, 28ff.). Dies kann als<br />
Gr<strong>und</strong> dafür gelten, dass die <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Diskussion e<strong>in</strong>e Problematisierung des<br />
nationalstaatlich konzipierten Systems der <strong>Mitbestimmung</strong> auslöst (vgl. Oechsler 1999,<br />
30). Damit ist verb<strong>und</strong>en, pluralistische Unternehmenszielkonzeptionen <strong>und</strong> deren ökonomische<br />
Effektivität im S<strong>in</strong>ne der Steigerung des Unternehmenswertes zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />
Internationale Corporate Governance-Vergleiche (vgl. Charkham 1994; Kaplan 1997;<br />
Dietl 1998; O’Sullivan 2000) problematisieren daher die Verträglichkeit der deutschen<br />
Unternehmens- <strong>und</strong> Betriebsverfassung mit dem <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz. „Such a<br />
system ignores the <strong>in</strong>terests of small shareholders, is oversecretive, and lacks <strong>in</strong>formation<br />
and transparency ..., and it is ill designed to cope with the pressures of <strong>in</strong>ternational<br />
<strong>in</strong>vestment or the global market for companies. The biggest <strong>in</strong>fluence will be <strong>in</strong>ternational<br />
forces ... – the shap<strong>in</strong>g of corporate governance by the globalization of the f<strong>in</strong>ancial<br />
and corporate markets“ (Clarke/Bostock 1997, 248).<br />
Ökonomische Beurteilung der Verfügungsrechtsstruktur<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> stellt sich die Frage, ob geltendes Recht e<strong>in</strong>e unter ökonomischen<br />
Kriterien zu gestaltende Variable der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ist bzw. se<strong>in</strong><br />
kann (‘law and economics’) <strong>und</strong> ob bestehende Normen der Führung von Unternehmen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere das deutsche System der Corporate Governance, den Herausforderungen<br />
der Globalisierung genügen (vgl. die Beiträge <strong>in</strong> Picot 1995; Albach/Brockhoff 1997).<br />
Die nur bed<strong>in</strong>gte Vere<strong>in</strong>barkeit des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes mit der deutschen Unternehmens-<br />
<strong>und</strong> Betriebsverfassung bzw. mit dem Modell repräsentativer <strong>Mitbestimmung</strong><br />
lässt dann auf e<strong>in</strong> Standortproblem schließen, wenn die F<strong>in</strong>anzierungsfähigkeit<br />
mitbestimmter Unternehmen auf den <strong>in</strong>ternationalen Märkten für Risikokapital bee<strong>in</strong>-
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 73<br />
trächtigt wird (vgl. Brockhoff 1997, 3) <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungsalternativen existieren.<br />
Zu bedenken ist aber, dass die dem <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz zugr<strong>und</strong>eliegenden Prämissen<br />
kaum widerspruchsfrei die realen, historisch <strong>und</strong> kulturell geprägten Erfolgsbed<strong>in</strong>gungen<br />
deutscher Unternehmen beschreiben (vgl. v. Werder 1997, 13f.). Pr<strong>in</strong>zipiell<br />
lassen sich zwei Beurteilungsansätze unterscheiden (vgl. Spremann 1994, 306f.). E<strong>in</strong>erseits<br />
können sowohl das anglo-amerikanische als auch das deutsche Unternehmensverständnis<br />
<strong>und</strong> die entsprechend ausgeprägten Rechtsnormen Vor- <strong>und</strong> Nachteile aufweisen<br />
<strong>und</strong> beide Konzeptionen <strong>in</strong>nerhalb ihrer spezifischen Umwelt effizient se<strong>in</strong> (vgl.<br />
Kap. 3.2). Setzt man stärker auf den Selektionsmechanismus des Systemwettbewerbs,<br />
dann müsste die Entfaltung <strong>und</strong> Öffnung der Märkte <strong>in</strong> zunehmendem Maße e<strong>in</strong>en<br />
Wandel der deutschen Version der Corporate Governance bewirken. Die <strong>in</strong> Verallgeme<strong>in</strong>erung<br />
vertretene These besagt, dass das amerikanische, kapitalmarktorientierte<br />
Modell Wettbewerbsvorteile aufweist, weil es zu niedrigeren Kapital- <strong>und</strong> Arbeitskosten<br />
für die Unternehmen führt (vgl. Witt 2000).<br />
Auch Oechsler (1999, 34f.) verweist auf die Wettbewerbsproblematik. Es habe<br />
sich „der Gegensatz e<strong>in</strong>er Globalisierung des Faktors Kapital <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Territorialisierung<br />
des Faktors Arbeit <strong>in</strong> Form von nationalen <strong>Mitbestimmung</strong>ssystemen <strong>und</strong> Arbeitsmärkten<br />
herausgebildet. ... Das System selbst verliert durch se<strong>in</strong>e Starrheit <strong>und</strong><br />
mangelnde Flexibilität zunehmend an <strong>in</strong>ternationaler Wettbewerbsfähigkeit. Die globale<br />
Dimension von unternehmensstrategischer Zentralisierung <strong>und</strong> fertigungstechnischer<br />
Dezentralisierung überfordert zunehmend e<strong>in</strong> territorial <strong>und</strong> mechanistisch angelegtes<br />
Modell der Arbeitnehmervertretung.“ Folgt man dieser Argumentation, so lässt sich e<strong>in</strong><br />
gr<strong>und</strong>sätzliches Problem identifizieren: „Leistungskonkurrenz im S<strong>in</strong>ne von Produktionskosten<br />
entwickelt sich zur Normenkonkurrenz im S<strong>in</strong>ne wirtschaftlich gleichwertiger<br />
Verfügungsrechtsstrukturen“ (Picot 1981, 191). Ökonomische Beurteilungen von<br />
Verfügungsrechtsstrukturen charakterisieren gesetzlich bestimmte Mitarbeiterbeteiligungsrechte<br />
aus pr<strong>in</strong>zipiellen Erwägungen als <strong>in</strong>effizient (‘Property Rights <strong>und</strong> Transaktionskosten’;<br />
vgl. Michaelis/Picot 1987; Picot/Wenger 1988; Pejovich 1990; Fitz-<br />
Roy/Kraft 1993; Bühner/Tuschke 1997). Gr<strong>und</strong>legend ist die theoretische Annahme,<br />
dass die gesetzlich bestimmte Übertragung von Verfügungsrechten auf <strong>Mitbestimmung</strong>sorgane<br />
die Entscheidungsrechte der Eigentümer e<strong>in</strong>schränkt <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>heit der<br />
Entscheidungsf<strong>in</strong>dung auflöst. Dies verr<strong>in</strong>gere die Effektivität unternehmens<strong>in</strong>terner Allokationsentscheidungen<br />
(vgl. Alchian/Demsetz 1972). In diese Richtung argumentieren<br />
Schmid/Seger (1998). Auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er empirischen Zeitreihen-Querschnittsanalyse<br />
börsennotierter Gesellschaften quantifizieren sie den Vermögensverlust, den<br />
Aktionäre durch die Vorgabe der paritätischen Aufsichtsratsmitbestimmung erleiden.<br />
Wie bspw. auch FitzRoy/Kraft (1993, 373) – „The change from one-third to almostparity<br />
seems to have had a consistently negative effect on productivity and profitability“<br />
– diagnostizieren die Autoren e<strong>in</strong>e negative Wirkung: „Wir konnten ... zeigen, dass der<br />
Marktwert des Eigenkapitals um 21 – 24 v.H. gestiegen wäre, hätten die der paritätischen<br />
<strong>Mitbestimmung</strong> unterliegenden Unternehmen auf e<strong>in</strong>e Drittelbeteiligung übergehen<br />
können ... Dieser Betrag ist e<strong>in</strong> Marktwert für corporate control ... Die Aktionäre<br />
der betreffenden Unternehmen wären 21 – 24 v.H. des herrschenden Marktpreises ihrer<br />
Beteiligungen zu zahlen bereit gewesen, hätten sie dadurch die <strong>in</strong>folge der E<strong>in</strong>führung
74 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
der paritätischen <strong>Mitbestimmung</strong> e<strong>in</strong>gebüßten Entscheidungsrechte wiedererlangen<br />
können“ (Schmid/Seger 1998, 468). Die Autoren ziehen hieraus den Schluss, dass die<br />
paritätische <strong>Mitbestimmung</strong> ihre gesellschaftliche Legitimation nur von e<strong>in</strong>em positiven<br />
externen Effekt erlangen kann, der den Vermögensverlust der <strong>Shareholder</strong> überkompensiert<br />
(vgl. zur Kritik Frick et al. 1999a, 754ff.).<br />
Obwohl die mikroökonomische Position <strong>in</strong> der Vergangenheit dah<strong>in</strong>gehend modifiziert<br />
wurde, dass freiwillige <strong>Mitbestimmung</strong>svere<strong>in</strong>barungen durchaus effizienzsteigernd<br />
wirken können (bspw. h<strong>in</strong>sichtlich betriebsspezifischer Humankapital<strong>in</strong>vestitionen,<br />
Kooperation oder zur Verbesserung von Personal- <strong>und</strong> Investitionsentscheidungen),<br />
überwiegt Skepsis gegenüber gesetzlichen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die Vertragsfreiheit der<br />
Tauschpartner (vgl. zu solchem Bef<strong>und</strong> Frick 1997b, 174ff.). E<strong>in</strong>em Koalitionsmodell<br />
von Unternehmungen wird entgegengehalten, dass es aufgr<strong>und</strong> der Gleichstellung von<br />
Ansprüchen <strong>und</strong> der Zurückdrängung des erwerbswirtschaftlichen Pr<strong>in</strong>zips ‘Anreize’ zu<br />
unprofitablem, wertvernichtendem Management bietet (vgl. Bischoff 1994, 170ff.).<br />
Schließlich wird mit Blick auf e<strong>in</strong>en Ableitungszusammenhang regelmäßig auf die von<br />
Picot (1981, 160ff.) geführte Argumentation verwiesen, derzufolge sich aus Sicht der<br />
Höhe der Transaktionskosten e<strong>in</strong> ökonomisch begründeter Vorteil mitbestimmungsfreier<br />
Unternehmensverfassungen ergibt. Folglich ersche<strong>in</strong>en gr<strong>und</strong>legende Pr<strong>in</strong>zipien des<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes gegenüber e<strong>in</strong>em Stakeholder-Ansatz als ökonomisch vorteilhaft<br />
(vgl. Bühner/Tuschke 1997, 504ff.). Umgekehrt wird angenommen, dass im Fall<br />
ökonomischer Vorteilhaftigkeit der <strong>Mitbestimmung</strong> diese von den beteiligten Gruppen<br />
im Unternehmen freiwillig e<strong>in</strong>geführt worden wäre <strong>und</strong> nicht vom Gesetzgeber hätte<br />
bestimmt werden müssen (vgl. Jensen/Meckl<strong>in</strong>g 1979, 474; v. Weizsäcker 1984, 143ff).<br />
Dem wird entgegengehalten, dass aus der Nicht-Faktizität freiwillig vere<strong>in</strong>barter <strong>Mitbestimmung</strong>s-<br />
<strong>und</strong> Bestandsschutzrechte ke<strong>in</strong>eswegs auf die Ineffizienz <strong>in</strong>stitutioneller<br />
Regelungen geschlossen werden könne (vgl. Frick 1997b, 178; Frick et al. 1999a,<br />
751ff.).<br />
Konsequenzen der Beurteilung<br />
Folgt man bei der Beurteilung der Corporate Governance weiterh<strong>in</strong> der ökonomischen<br />
Argumentationslogik, dann gerät das deutsche Modell der <strong>in</strong>stitutionalisierten<br />
Form des Interessenausgleichs unter Reformdruck. Ziel ist – neben der „Überw<strong>in</strong>dung<br />
der <strong>Mitbestimmung</strong>snostalgie“ im „<strong>Mitbestimmung</strong>s-Museum Deutschland“ (Oechsler<br />
1999, 38f.) – vor allem die „Schaffung vollkommener <strong>und</strong> vollständiger Kapitalmärkte<br />
zum Zwecke e<strong>in</strong>er effizienteren, kapitalmarktorientierten Lenkung über das <strong>Shareholder</strong><br />
<strong>Value</strong>-Konzept ...“, <strong>in</strong>sbesondere mit Blick auf „die strikte Trennung von Eigentum <strong>und</strong><br />
Verfügungsmacht durch allokationseffiziente Kapitalmärkte“ (Bischoff 1994, 183). E<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>zelvertragliche Plankoord<strong>in</strong>ation über Märkte befördere nach Me<strong>in</strong>ung ihrer Befürworter<br />
auch Gerechtigkeit <strong>und</strong> Demokratie <strong>und</strong> sei um e<strong>in</strong> Vielfaches geeigneter als<br />
gesetzliche Bestimmungen, e<strong>in</strong>en Interessenausgleich herbeizuführen (vgl. Schneider<br />
1987, 570). „Demokratisierung <strong>in</strong> territorialen <strong>Mitbestimmung</strong>ssystemen wird zum<br />
Hemmnis bei e<strong>in</strong>er globalen Verfügung über Kapital. Dadurch lastet e<strong>in</strong> ganz neuartiger<br />
Wettbewerbsdruck auf nationalen <strong>Mitbestimmung</strong>ssystemen. Im Konzert mit der nationalen<br />
steuerlichen Belastung werden sie zu richtungsweisenden Kriterien <strong>in</strong>ternationaler
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 75<br />
Direkt<strong>in</strong>vestitionen“ (Oechsler 1999, 38). Kompatibel zu Vorstellungen, die die Leistungsfähigkeit<br />
marktgesteuerter Interessenkoord<strong>in</strong>ation betonen, verhalten sich Überlegungen<br />
zur erfolgsunabhängigen, am Kapitalmarktz<strong>in</strong>s orientierten Ausschüttungspflicht,<br />
wodurch die Unternehmen ihre Existenz durch die Erwirtschaftung e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destrendite<br />
<strong>in</strong> Höhe der Opportunitätskosten am Kapitalmarkt zu rechtfertigen hätten<br />
(vgl. Bischoff 1994, 185). Das bedeutet, dass sich im Fall ger<strong>in</strong>gerer als am Markt geforderter<br />
Rentabilität die Substanz der Unternehmen verzehrt, da Gew<strong>in</strong>nthesaurierung<br />
– speziell die Bildung stiller Rücklagen – als unakzeptables Instrument der (Selbst-) F<strong>in</strong>anzierung<br />
von Unternehmen gilt, weil <strong>in</strong>tern re<strong>in</strong>vestierte Mittel nicht der Regulierung<br />
des Kapitalmarktes unterworfen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> daher <strong>in</strong> weniger rentable Verwendungen fließen<br />
könnten (vgl. Perridon/Ste<strong>in</strong>er 1997, 461). Mit Blick auf die allokative Funktion der<br />
Verfügungsrechte werden vollkommene <strong>und</strong> vollständige Märkte zum dom<strong>in</strong>anten Leitbild<br />
von Überlegungen.<br />
Diese Positionen stehen gegen die <strong>in</strong>stitutionelle Verankerung der <strong>Mitbestimmung</strong><br />
<strong>und</strong> für die Etablierung e<strong>in</strong>es von weniger exogenen Regelungen durchzogenen Wirtschaftssystems.<br />
Die angesprochenen Argumente zeigen, dass gesellschaftliche Aspekte<br />
– Politik, Kultur, Geschichte – über den Bezug zu e<strong>in</strong>er vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Anzahl<br />
von Faktoren konsequent auf diejenigen Sachverhalte reduziert werden, die e<strong>in</strong>er<br />
mikroökonomischen Analyse <strong>und</strong> Erklärung zugänglich s<strong>in</strong>d (Institution, Austausch,<br />
(Transaktions-) Kosten, Effizienz; vgl. Ebers/Gotsch 1999, 199f.). Demgegenüber werden<br />
die sozialen Dimensionen von Arbeit <strong>und</strong> die hiermit verknüpften Effekte e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen,<br />
privaten Lebenspraxis der Akteure übereignet, was im Pr<strong>in</strong>zip die Konstruktion<br />
e<strong>in</strong>er ‘Zwei-Welten-Konzeption’ (vgl. Behnam 1998, 79ff.) bedeutet. Motivations-,<br />
Integrations- <strong>und</strong> Partizipationsprobleme werden annahmegemäß über die Instrumentalität<br />
von Arbeitsverhältnissen – e<strong>in</strong> Mechanismus der Art ‘<strong>in</strong>visible hand’ zum<br />
Ausgleich qualitativ bestimmter Interessendivergenzen – aufgelöst. Institutionelle Regelungen<br />
werden funktionalistisch erklärt unter Bezugnahme auf Nutzen <strong>und</strong> Transaktionskosten,<br />
die den Akteuren bei unterschiedlichen Formen der Ressourcennutzung<br />
entstehen (vgl. Ebers/Gotsch 1999, 203). Trotz Zugr<strong>und</strong>elegung restriktiver <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich<br />
problematischer Annahmen, bspw. die Nutzenfunktion von Akteuren oder die unscharfe<br />
Konzeptualisierung von Transaktionskosten betreffend, besticht der ökonomische<br />
Ansatz sowohl durch se<strong>in</strong>e konsequente Orientierung auf <strong>in</strong>dividuelle Präferenzen<br />
als auch durch die theorieimmanent angelegte Behauptung, dass sich – langfristig – effiziente<br />
Verfügungsrechtsstrukturen durchsetzen (vgl. North 1988; 1992). Diese ersche<strong>in</strong>en<br />
als ökonomischer Rationalität nachgelagerte Phänome bzw. als von ökonomischer<br />
Effizienz abhängige Variablen des Wirtschaftssystems.<br />
Ergebnis<br />
Dieser Argumentationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zeigt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Korrespondenz zum<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz, weil e<strong>in</strong>erseits Interessenmonismus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>dimensionale<br />
Rationalität die gr<strong>und</strong>legenden Orientierungen bilden <strong>und</strong> weil andererseits die bei der<br />
Ableitung von Aussagen herangezogenen (Verhaltens-) Annahmen denen der f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes entsprechen. Sowohl Beurteilungen<br />
der rechtlichen Basis des Interessenausgleichs als auch marktwertorientierte
76 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
Unternehmensstrategien folgen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>wertigen ökonomischen Rationalität. Diese <strong>in</strong>haltliche<br />
Korrespondenz charakterisiert e<strong>in</strong>e theoretische Perspektive, von der aus das<br />
Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> bestimmt werden kann. Argumentationen<br />
für die strategische Ausrichtung von Unternehmen auf Marktwertorientierung<br />
liegen auf der gleichen theoretischen Ebene, wie die Beurteilung der Unternehmensmitbestimmung<br />
<strong>und</strong> Betriebsverfassung. Das Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> lässt sich im Rahmen ökonomischer Wirkungslehren als e<strong>in</strong>e Art<br />
Substitutionsverhältnis bezeichnen, wobei gilt, dass höhere Ausprägungen marktwertorientierter<br />
Unternehmensführung ger<strong>in</strong>gere Ausprägungen gesetzlicher <strong>Mitbestimmung</strong><br />
erfordern <strong>und</strong> umgekehrt. Bezogen auf Argumentationsebene <strong>und</strong> -gegenstand<br />
lehrt die ökonomische Analyse – im Pr<strong>in</strong>zip – die formale Gleichwertigkeit von Strategie<br />
<strong>und</strong> Institution. Sie liefert damit zugleich e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Begründung<br />
des angenommenen Selektionsmechanismus des Systemwettbewerbs.<br />
3.2 Bed<strong>in</strong>gungen der Konvergenz von <strong>Shareholder</strong>- <strong>und</strong> Stakeholder-Ansatz<br />
Zur Kritik der ökonomischer Beurteilung<br />
Stellt man den Selektionsmechanismus des Systemwettbewerbs <strong>in</strong> Frage, so ist<br />
vorstellbar, dass das deutsche System <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em spezifischen Umfeld marktbasierten<br />
Systemen weder generell unterlegen ist, noch <strong>Mitbestimmung</strong> sich gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nachteilig auswirkt. Diese Annahme wird von unterschiedlichen empirischen Studien<br />
nahegelegt (vgl. Gerum et al. 1988, S.152ff.; Benelli et al. 1987, 555ff.). Bei der Betrachtung<br />
der Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Corporate Governance-Systemen kommt Nunnenkamp<br />
(1995, 20ff.) zu dem Ergebnis, dass es bezüglich mikro- <strong>und</strong> makroökonomischer<br />
Effektivität ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutig überlegenes Modell gibt. Für das deutsche Modell gilt, „that<br />
the positive effects, which concentrated ownership might have on monitor<strong>in</strong>g, and the<br />
negative entrenchment effects of <strong>in</strong>sider collusion are largely offsett<strong>in</strong>g each other. It<br />
follows that differences <strong>in</strong> corporate governance structures are less important <strong>in</strong> shap<strong>in</strong>g<br />
company behavior than factors which are exogenous to all stakeholders <strong>in</strong> a particular<br />
company“ (Nunnenkamp 1995, 26).<br />
Jorzik (1993, 243ff.) zeigt, dass typische <strong>in</strong>stitutionenökonomische Argumentationen,<br />
welche <strong>Mitbestimmung</strong> unter ökonomischen Kriterien (Transaktionskosten) verallgeme<strong>in</strong>ernd<br />
als nachteilig ausweisen, zum<strong>in</strong>dest auf zwei problematischen, normativen<br />
Setzungen beruhen. Zum e<strong>in</strong>en werden ideale Märkte sowie das Vorurteil e<strong>in</strong>er positiven<br />
Wirkung freier Vertragsgestaltung zum Referenzpunkt der Beurteilung realer Institutionen<br />
herangezogen. Zum anderen werden Annahmen über die Wirkungen von <strong>Mitbestimmung</strong><br />
als effektive Entscheidungsgewalt zur Umverteilung von E<strong>in</strong>kommen getroffen,<br />
die von empirischen Wirkungsanalysen kaum bestätigt werden. „Die Konfrontation<br />
e<strong>in</strong>er normativen, regulativen Leitidee mit der Realität ... führt dazu, dass praktisch<br />
bedeutsame Gestaltungsalternativen zur Interessenkoord<strong>in</strong>ation durch <strong>Mitbestimmung</strong><br />
möglicherweise vernachlässigt bleiben. E<strong>in</strong> praktisch eher bedeutungsloser Vergleich,<br />
nämlich zwischen Marktideal <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er spezifischen, eher überzeichneten Variante der<br />
<strong>Mitbestimmung</strong>, ersetzt dann den Vergleich mit denjenigen Alternativen der <strong>Mitbestimmung</strong>,<br />
die allen empirischen Erfahrungen nach erwartet werden dürfen“ (Jorzik
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 77<br />
1993, 253f.). Hierzu zählen, neben sozialen Konflikten, e<strong>in</strong>engende gesetzliche Regelungen<br />
<strong>und</strong> direkte E<strong>in</strong>griffe des Staates.<br />
Ähnlich beurteilen Bartölke et al. (1991) die Chancen von Arbeitnehmern, E<strong>in</strong>fluss<br />
auf Entscheidungen zu nehmen, als h<strong>in</strong>ter den Erwartungen zurückbleibend. Die herangezogenen<br />
Studien können „<strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> durchgängig als e<strong>in</strong> die bisherigen Aussagen<br />
bestätigender Beitrag zur Relativierung der Erwartungen bezüglich der Prozesse betrieblicher<br />
Beteiligung gewertet werden. Das Resultat ... ist die Erkenntnis, dass <strong>in</strong> der<br />
betrieblichen Beteiligungspraxis das rechtlich Mögliche <strong>und</strong> das betriebspolitisch Praktizierte<br />
nicht unerheblich ause<strong>in</strong>anderklaffen. In den Studien häufen sich E<strong>in</strong>zelbelege,<br />
die detailliert den Nachweis führen, dass sich betriebliche <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> engen<br />
Grenzen bewegt“ (Bartölke et al. 1991, 129f.). Von umfassenden E<strong>in</strong>griffen der Arbeitnehmervertretung<br />
<strong>in</strong> wirtschaftliche Entscheidungen könne aufgr<strong>und</strong> der Gesetzeslage<br />
ohneh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Bezieht man sozio-kulturelle Aspekte <strong>in</strong> die Überlegungen<br />
e<strong>in</strong>, so s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> gesamtwirtschaftliche Kosten des Interessenausgleichs<br />
durch ‘market-based systems’ zu berücksichtigen (vgl. zur Funktion des Betriebsrats als<br />
Partner des Managements bei der Deregulierung via Betriebsvere<strong>in</strong>barung Kotthoff<br />
1998, 94ff.; zur <strong>Mitbestimmung</strong> als strategische Ressource Wächter 1999, 94ff.; zur Gefährdung<br />
sozialer Kohärenz Dörre 1997, 286f.).<br />
Auch neuere ökonomische Analysen zeigen, dass Management <strong>und</strong> Betriebsrat <strong>in</strong><br />
vielen Fragen wenig konfligierende Positionen vertreten (vgl. Frick 1997b, 192; zu potentiellen<br />
Effizienzfolgen von <strong>Mitbestimmung</strong>sregelungen Dilger et al. 1999, 31ff).<br />
Fricks (1997a) Wirtschaftlichkeitsanalyse der Betriebsverfassung im <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich fördert kaum H<strong>in</strong>weise auf ‘negative’ Wirkungen zutage. Untersucht wird die<br />
Rolle der Arbeitnehmervertretung bezüglich Schaffung <strong>und</strong> Sicherung von Kooperationsbereitschaft.<br />
Betriebsräte werden als ‘kollektive Informationsagenturen’ zur Reduktion<br />
von Informationsasymmetrien zwischen Management <strong>und</strong> Belegschaft verstanden,<br />
die durch Vermeidung von Fluktuation sowohl Stabilität als auch Qualität der Austauschbeziehungen<br />
erhöhen können: „Die auf drei repräsentativen Betriebsratsstichproben<br />
aus Deutschland, Großbritannien <strong>und</strong> Australien basierende empirische Analyse<br />
macht ... deutlich, dass nicht die Existenz e<strong>in</strong>er Arbeitnehmervertretung ..., sondern dass<br />
deren rechtliche Autorisierung e<strong>in</strong>e der entscheidenden Voraussetzungen dafür ist, dass<br />
sie die opportunismusreduzierende Funktion auch tatsächlich auszuüben imstande ist“<br />
(Frick 1997a, 267). Deutsche Unternehmen seien im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich zwar<br />
umfassender zur Informationsweitergabe verpflichtet, verfügten dafür aber über erhöhte<br />
Betriebsb<strong>in</strong>dung, Motivation <strong>und</strong> Loyalität ihrer Beschäftigten.<br />
Baums/Frick (1998; 2000) untersuchen den E<strong>in</strong>fluss des <strong>Mitbestimmung</strong>sgesetzes<br />
von 1976 auf den Marktwert von Unternehmen: „(W)e did not f<strong>in</strong>d that stockholders<br />
experienced f<strong>in</strong>ancial losses due to judicial decisions extend<strong>in</strong>g co-determ<strong>in</strong>ation rights<br />
of workers. Moreover, neither the enactment of the Co-determ<strong>in</strong>ation Act nor its legal<br />
exam<strong>in</strong>ation by the Federal Constitutional Court <strong>in</strong> 1979 led – accord<strong>in</strong>g to our data – to<br />
significant reductions <strong>in</strong> the (cumulated) abnormal returns <strong>in</strong> those sectors of the German<br />
economy, where most of the firms must obey the respective legislation. ... We did<br />
not, however, observe a significant change <strong>in</strong> the abnormal rates of return of the sectors<br />
most heavily affected by the <strong>in</strong>troduction of co-determ<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> 1976 as compared with
78 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
<strong>in</strong>dustries that are either not at all or only to a small extent affected by the new legislation“<br />
(Baums/Frick 1998, 158).<br />
Unabhängig von den Ergebnissen solcher Datenanalysen bleibt das Annahmengerüst<br />
ökonomischer Beurteilungen der Verfügungsrechtsstruktur kritisierbar. Als wichtiges<br />
Argument ist zu beachten, dass die Formel ‘Verfassung folgt Kosten’ – die Begründung<br />
von Unternehmensverfassungen durch <strong>in</strong>dividuelle Tauschakte <strong>und</strong> entstehende<br />
‘Transaktionskosten’ – <strong>in</strong>sofern problematisch ist, als die Institutionen Tausch <strong>und</strong> Vertrag<br />
bereits e<strong>in</strong> etabliertes Normensystem voraussetzen, folglich Verfassungen auf e<strong>in</strong>er<br />
anderen Ebene angesiedelt <strong>und</strong> anders zu begründen s<strong>in</strong>d als Regeln <strong>und</strong> Entscheidungen<br />
im Rahmen von Ordnungssystemen (vgl. Gerum 1989, 140ff.). Auch Ebers/Gotsch<br />
(1999, 208f.) kommen zu diesem Ergebnis: „Wie Verfügungsrechtstheoretiker selbst<br />
anerkennen ... können sie die gesellschaftlichen Institutionen ..., die die Herausbildung<br />
besonderer Verfügungsrechtsstrukturen <strong>und</strong> die Anwendung vertragstheoretischer Erklärungsmuster<br />
überhaupt erst ermöglichen, nicht theorieimmanent erklären, sondern<br />
müssen e<strong>in</strong>e Theorie der Verfassung, des Rechts oder des Staates, kurz: der Macht <strong>und</strong><br />
ihrer Institutionalisierung <strong>in</strong> Anspruch nehmen.“ Als Wirkungslehren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>stitutionenökonomische<br />
Ansätze zwar <strong>in</strong> der Lage, Ergebnisse unterschiedlicher <strong>in</strong>stitutioneller<br />
Regelungen nach e<strong>in</strong>em ökonomischen Maßstab (Allokationseffizienz) zu beurteilen;<br />
für die Beurteilung der Wünschbarkeit solcher Resultate s<strong>in</strong>d sie jedoch nicht geeignet,<br />
da selbst die Rationalität des ökonomischen Systems nicht immanent, sondern nur vermittels<br />
e<strong>in</strong>es (theorie-) externen Maßstabs begründet werden kann. Die Bestimmbarkeit<br />
der Wünschbarkeit von Konsequenzen ist auf der Ebene von Wirkungslehren nicht<br />
gegeben (vgl. Gerum 1989, 145f.). Zur Begründung e<strong>in</strong>er dauerhaften gesellschaftlichen<br />
Ordnung ist daher auf andere Handlungslogiken zurückzugreifen, da entscheidende<br />
Tatbestände der Entwicklung sozialer Ordnungen – vor allem kulturell bed<strong>in</strong>gte<br />
‘constra<strong>in</strong>ts’ – nicht an die Logik mikroökonomischer Modelle anschlussfähig s<strong>in</strong>d (vgl.<br />
Aretz 1997, 85ff. mit kritischem Bezug auf die ökonomische Konzeption des Gesellschaftsvertrags<br />
bei Buchanan 1984).<br />
Stakeholder-Ansatz als Ordnungsrahmen?<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> erlangt die Kompatibilität expliziter Regelungen der Corporate<br />
Governance mit den kulturell geprägten sozialen Regeln besondere Bedeutung<br />
(vgl. Speckbacher 1998, 96), da Beurteilungen der Legitimität von Ordnungs- <strong>und</strong> Steuerungsstrukturen<br />
nicht nur nach ökonomischen, sondern auch nach politischen Gesichtspunkten<br />
erfolgen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für die Frage, ob <strong>Mitbestimmung</strong>srechte<br />
verankert werden sollen (vgl. Gutenberg 1983, 504f.). Reflektiert man das Verhältnis<br />
von Recht <strong>und</strong> Ökonomie im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Rahmensetzung für wirtschaftliches Handeln,<br />
so ist der <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz auf der Ebene von Unternehmensstrategien oder<br />
Steuerungstechnologien angesiedelt, während e<strong>in</strong> kodifiziertes System von Unternehmens-<br />
<strong>und</strong> Betriebsverfassung stets übergeordnete Aspekte von Gesellschaftsordnungen<br />
reflektiert (was die politische Ause<strong>in</strong>andersetzung um das <strong>Mitbestimmung</strong>sgesetz von<br />
1976 gezeigt hat; vgl. Albach/Albach 1989, 184ff.). Die Überordnung demokratisch legitimierten<br />
Rechts über e<strong>in</strong>dimensionale ökonomische Rationalität erfordert daher e<strong>in</strong>en<br />
Ansatz, der die e<strong>in</strong>seitige Ausrichtung der Argumentation auf Marktlogik zugunsten der
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 79<br />
Berücksichtigung weiterer erfolgsrelevanter Beziehungen der Unternehmung <strong>und</strong> der<br />
sich ergebenden Verpflichtungen bzw. erweiterten Zielbestimmungen überw<strong>in</strong>det (vgl.<br />
Guserl 1998, 1042ff.; zum Verhältnis von Mehrfachzielen <strong>und</strong> <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-<br />
Ansatz Gaugler 1999, 180ff.). Insofern soll nachfolgend der Annahme nachgegangen<br />
werden, dass e<strong>in</strong> Stakeholder-Ansatz als Ordnungsrahmen übergeordnete Bedeutung bei<br />
der Bestimmung des Verhältnisses von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> besitzt.<br />
Se<strong>in</strong>e stärkste Ausprägung erfährt der Stakeholder-Ansatz im <strong>in</strong>teressenpluralistischen<br />
Koalitionsmodell (vgl. Cyert/March 1963; Ste<strong>in</strong>mann 1969). Im Rahmen strategischer<br />
Unternehmensführung (vgl. Freeman 1984) geht es darum, e<strong>in</strong>en Ausgleich zwischen<br />
<strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen E<strong>in</strong>flüssen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Trends herzustellen (vgl.<br />
Macharz<strong>in</strong>a 1999, 7ff.). Zu den Gr<strong>und</strong>lagen des Stakeholder-Ansatzes (vgl. Donaldson/<br />
Preston 1995) gehört die Deskription der Unternehmung als Konstellation konvergenter<br />
<strong>und</strong> konkurrierender Interessen. Die <strong>in</strong>strumentelle Basis ist gekennzeichnet durch die<br />
Behauptung kausaler Zusammenhänge zwischen praktiziertem Stakeholder-<br />
Management <strong>und</strong> dem Erreichen von Erfolgszielen. Der Stakeholder-Ansatz ist normativ,<br />
da er die Akzeptanz legitimer Interessen bed<strong>in</strong>gt. Er ist managerial dadurch, dass er<br />
Strukturen <strong>und</strong> Praktiken des Stakeholder-Management empfiehlt. Charakteristisch ist<br />
die Vermischung dieser theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen (vgl. Donaldson/Preston 1995, 72f.<br />
<strong>und</strong> zitierte Literatur). Der zentrale erkenntnistheoretische Aspekt berührt das Problem<br />
der Rechtfertigung, d.h. die Beantwortung der Frage, warum der Stakeholder-Ansatz<br />
akzeptiert <strong>und</strong> anderen Konzeptionen vorgezogen werden sollte. In der Literatur vorf<strong>in</strong>dbare<br />
Begründungen beziehen sich auf die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>ander<br />
verwoben: Die deskriptive Rechtfertigung betont die Realitätsnähe des Ansatzes,<br />
wird gestützt durch die argumentierte Instrumentalität <strong>und</strong> unterstellt die normative<br />
Basis als wahr. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen nicht <strong>in</strong> gleichem Maße<br />
zur Begründung des Ansatzes geeignet (vgl. Donaldson/Preston 1995, 75ff.). Die deskriptive<br />
Bestätigung durch Recht <strong>und</strong> Praxis scheitert am impliziten naturalistischen<br />
Fehlschluss, da ihre Logik die Ungültigkeit der theoretischen Basis bei Vorliegen e<strong>in</strong>er<br />
anderen Empirie impliziert. Instrumentelle Begründungen betonen Verhandlungen als<br />
Voraussetzung von Effizienz (vgl. Hill/Jones 1992; Freeman/Evan 1990), s<strong>in</strong>d aber weder<br />
empirisch überzeugend bestätigt, noch beruhen die analytischen Argumente ausschließlich<br />
auf <strong>in</strong>strumentellem Gr<strong>und</strong>, sondern be<strong>in</strong>halten normative Aspekte an vordr<strong>in</strong>glicher<br />
Stelle.<br />
Die zentrale These der normativen Begründung des Stakeholder-Ansatzes formulieren<br />
Donaldson/Preston (1995, 82ff.) mit Rückgriff auf die entwickelte Property-<br />
Rights-Theorie, die Eigentum als Bündel immer nur begrenzt vorliegender Rechte behandelt.<br />
Unter Berufung auf Pejovich (1990, 27f.) – „it is wrong to seperate human<br />
rights from property rights“ – schlussfolgern sie, dass e<strong>in</strong>e pluralistische Theorie des<br />
Eigentums <strong>und</strong> deren normative Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>er Reihe von Gruppen e<strong>in</strong> moralisches<br />
Recht auf Ansprüche an der Unternehmung verschafft. Manager, die ihrerseits besonders<br />
privilegierte <strong>und</strong> machtvolle Stakeholder s<strong>in</strong>d, können daher nicht ausschließlich<br />
als Agenten der Eigentümer betrachtet werden. Da Manager als konstitutiv für die<br />
Unternehmung gelten (vgl. Williamson 1985), folgern Donaldson/Preston (1995, 87),<br />
„that the ultimate managerial implication of the stakeholder theory is that managers
80 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
should acknowledge the validity of diverse stakeholder <strong>in</strong>terests and should attempt to<br />
respond to them with<strong>in</strong> a mutually supportive framework, because that is a moral requirement<br />
for the legitimacy of the management function.“ Opportunismus <strong>und</strong> ‘moral<br />
hazard’ der Manager lassen sich vorzugsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stakeholder-Ansatz begrenzen.<br />
„For these reasons, we believe that the ultimate justification for the stakeholder theory is<br />
to be fo<strong>und</strong> <strong>in</strong> its normative base. The pla<strong>in</strong> truth is that the most prom<strong>in</strong>ent alternative<br />
to the stakeholder theory (i.e., the ‘management serv<strong>in</strong>g the shareowners’ theory) is<br />
morally untenable. The theory of property rights, which commonly supposed to support<br />
the conventional view, <strong>in</strong> fact – <strong>in</strong> its modern and pluralistic form – supports the stakeholder<br />
theory <strong>in</strong>stead“ (Donaldson/Preston 1995, 87f.).<br />
Der Ansatzpunkt <strong>in</strong>teressenpluralistischer Positionen besteht <strong>in</strong> der Annahme, dass<br />
ke<strong>in</strong> die Ausschließlichkeit von Zielverfolgung begründender Gegensatz zwischen <strong>Shareholder</strong>n<br />
<strong>und</strong> den übrigen Stakeholdern besteht <strong>und</strong> dass der Stakeholder-Ansatz auch<br />
den Rahmen zur Verfolgung von Eigentümer<strong>in</strong>teressen bildet. S<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
des Ausgleichs nicht vollständig marktdeterm<strong>in</strong>iert, müssen Unternehmen auch anderen<br />
Handlungslogiken folgen können, da sie <strong>in</strong> jeweils spezifischen Grenzen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Kontexten Freiräume besitzen, die Handlungsnotwendigkeiten <strong>und</strong> -optionen erzeugen.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> lassen sich Bed<strong>in</strong>gungen der Konvergenz skizzieren. Im Gegensatz<br />
zur monistischen Ausrichtung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes kann mit dem<br />
Stakeholder-Ansatz für e<strong>in</strong>e langfristige <strong>und</strong> nachhaltige Strategie der Stabilität <strong>und</strong> der<br />
Generierung neuer Wertschöpfungspotientiale (vgl. Gälweiler 1987) argumentiert werden,<br />
wodurch die e<strong>in</strong>seitige Orientierung auf Kurswertsteigerung überw<strong>und</strong>en wird. Der<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz kann die Bee<strong>in</strong>flussung des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />
Strategie zwar messen, ist aber selbst ke<strong>in</strong> Instrument zu dessen Steigerung (vgl. Löhnert<br />
1996, 106f.). Insofern e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzwirtschaftliche Technologie zur Steigerung des<br />
Unternehmenswertes durch wertsteigernde Strategien fehlt, ist es erforderlich, auf die<br />
Erfolgsbed<strong>in</strong>gungen des E<strong>in</strong>satzes aller Produktionsfaktoren Bezug zu nehmen. Dies<br />
bedeutet systematische Ressourcenorientierung als Ergänzung e<strong>in</strong>er auf unternehmensexterne<br />
Faktoren ausgerichteten Wettbewerbsorientierung (vgl. Rasche/Wolfrum 1994;<br />
zum Aufbau von Personalpotential Grieger 1997, 317ff.; Bruns 1998, 115ff.). Die zu<br />
diesem Zweck unabd<strong>in</strong>gbare Stabilität des Unternehmens kann Berücksichtigung <strong>in</strong><br />
Ausschüttungsregelungen f<strong>in</strong>den, die sich am tatsächlichen Wachstum orientieren. Zur<br />
Sicherung der Ansprüche aller Stakeholder – als M<strong>in</strong>destbed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er auch am <strong>Shareholder</strong><br />
<strong>Value</strong> orientierten Unternehmenspolitik – ist die Erfolgskapitalerhaltung, d.h. die<br />
Erhaltung des Substanzwertes der Unternehmung wichtig. Dies erhöht die Kooperationsbereitschaft<br />
der Stakeholder – vor allem bei schwierigen Reorganisationsprozessen<br />
(vgl. diesbezüglich zur Rolle des Betriebsrates Kotthoff 1998, 80ff.) – <strong>und</strong> korrespondiert<br />
bei langfristiger Planung mit den Interessen der Eigentümer, sofern diese nicht<br />
primär auf kurzfristige Wertmaximierung zielen. Dem entsprechen die gesetzlichen<br />
Normen der Kapitalerhaltung, die den Schutz der Stakeholder<strong>in</strong>teressen zum Ausdruck<br />
br<strong>in</strong>gen (vgl. Speckbacher 1997, 634ff.). Die Gewährleistung dauerhafter Rentabilität –<br />
als Existenzgr<strong>und</strong>lage der Unternehmung – liegt daher im Interesse aller Anspruchsgruppen<br />
(vgl. Löhnert 1996, 111ff.). Für das Handeln des Managements bliebe die Vere<strong>in</strong>barkeitsfrage<br />
solange praktisch bedeutungslos, wie sich der <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 81<br />
Ansatz nicht als Ideologie verselbständigt <strong>und</strong> ausschließliche Berücksichtigung im<br />
Rahmen der Unternehmensstrategie beansprucht (vgl. Titzrath 1997, 39).<br />
Die skizzierten Bed<strong>in</strong>gungen der Konvergenz lenken den Blick zum e<strong>in</strong>en auf Defizite<br />
der <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Fokussierung sowie auf reale Kapitalmärkte <strong>und</strong> deren Logik,<br />
da vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zahlreicher Kursanomalien immer auch gewichtige E<strong>in</strong>flüsse<br />
nicht rationaler Kursbildung zu erwarten s<strong>in</strong>d (vgl. zu verhaltenswissenschaftlichen<br />
Erklärungsansätzen der Kursbildung – ‘noise trad<strong>in</strong>g’ – Menkhoff/Röckemann<br />
1994). Zum anderen wird die Vernachlässigung der Betrachtung der übrigen Faktormärkte<br />
<strong>und</strong> der <strong>in</strong>ternen Prozesse für die Leistungsfähigkeit von Unternehmen deutlich.<br />
Daher liegt es nahe, das Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> aus e<strong>in</strong>em<br />
umfassenderen betriebswirtschaftlichen Zusammenhang heraus zu erörtern. Die<br />
Kernproblematik des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes <strong>in</strong> Deutschland könnte diesen Überlegungen<br />
zufolge <strong>in</strong> der Bestimmung derjenigen Rendite gesehen werden, bei der die<br />
Interessen der Stakeholder zum angemessenen Ausgleich kommen, wenngleich offen –<br />
<strong>und</strong> problematisch – bleibt, wie Angemessenheit <strong>in</strong>haltlich bestimmt werden soll, da<br />
ke<strong>in</strong> Gerechtigkeitspr<strong>in</strong>zip postuliert werden kann <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Stakeholder-Orientierung<br />
letztlich immer nur auf das Erfordernis von Verhandlungen verweist (vgl. Koslowski<br />
1999, 15f.; zur argumentationsrationalen Begründung der Gewichtung von Zielen v.<br />
Werder/Talaulicar 1999, 90ff.). Unter funktionalistischer Perspektive s<strong>in</strong>d daher langfristig<br />
konkurrenzfähige Renditen <strong>und</strong> die Voraussetzungen ihrer Erwirtschaftung zu<br />
gewährleisten. Dies me<strong>in</strong>t letztlich das Streben nach befriedigenden Gew<strong>in</strong>nen als Mittel<br />
der Existenzsicherung der Unternehmung <strong>und</strong> als Basis des Interessenausgleichs<br />
(vgl. Ste<strong>in</strong>mann 1985, 223f.). E<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Anteilseignerorientierung bliebe demnach die<br />
praktisch bedeutungslose Extremposition <strong>und</strong> Ausnahme, solange das Management<br />
auch noch anderen Pr<strong>in</strong>zipalen (Arbeitnehmer, Banken, K<strong>und</strong>en, Lieferanten, Öffentlichkeit)<br />
gerecht werden muss. Statt auf e<strong>in</strong>en Verteilungskampf zu orientieren, böte<br />
sich e<strong>in</strong>e ‘proaktiv-<strong>in</strong>novative’ Strategie der Verbesserung des Wertschöpfungsprozesses<br />
an, da auf diese Weise auch Verteilungsfragen entschärft (vgl. v. Werder 1997, 14f.)<br />
<strong>und</strong> Aktivitäten auf die Verbesserung der <strong>in</strong>ternen Leistungsfähigkeit konzentriert werden.<br />
Dies erfordert den Aufbau von Erfolgspotentialen zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen,<br />
welche mit e<strong>in</strong>er primär an Wertsteigerung orientierten Strategie nicht<br />
realisierbar s<strong>in</strong>d. Im Pr<strong>in</strong>zip ist die Verfolgung e<strong>in</strong>er Strategie der ‘mehrdimensionalen<br />
Wertschöpfung’ erforderlich, die im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Anspruchsgruppenkonzeptes die<br />
Transformation des Mehrwertes auf die e<strong>in</strong>zelnen Bezugsgruppen sicherstellt (vgl. Löhnert<br />
1996, 97ff.). E<strong>in</strong>e harmonistisch orientierte ‘Stakeholder <strong>Value</strong>-Perspektive’ begründet<br />
das Erfordernis, den Interessenausgleich systematisch zu konzeptionieren <strong>und</strong><br />
auf dieser Basis Wege <strong>und</strong> Instrumente se<strong>in</strong>er praktischen Realisierung zu untersuchen.<br />
Ergebnis<br />
Damit ist e<strong>in</strong>e weitere theoretische Perspektive identifiziert, von der aus das Verhältnis<br />
von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> bestimmt werden kann. Der Stakeholder-Ansatz<br />
betont den Interessenausgleich durch Verhandlung als das moralisch Gebotene.<br />
Da neben ökonomischen auch politische <strong>und</strong> kulturelle Kriterien beachtet werden,<br />
folgt die Beurteilung der rechtlichen Basis von <strong>Mitbestimmung</strong> e<strong>in</strong>er mehrwertigen
82 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
oder mehrdimensionalen Rationalität. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden ökonomische<br />
Argumentationen – quasi von außen blickend – relativiert. Mit Verweis auf die normative<br />
Basis des Stakeholder-Ansatzes ersche<strong>in</strong>t das Verhältnis von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> als hierarchisch geordnet. Die Unterordnung <strong>in</strong>teressenmonistischer<br />
unter <strong>in</strong>teressenpluralistische Konzeptionen gründet auf der Überzeugung des<br />
Vorrangs politischer, demokratischer Willensbildung. Das Zusammenwirken ökonomischer<br />
(Markt, Preis) <strong>und</strong> politischer (Hierarchie, Recht) Mechanismen des Interessenausgleichs<br />
spiegelt kulturelle Eigenheiten von Wirtschaftssystemen, die im Stakeholderansatz<br />
durch die normative Komponente berücksichtigt werden. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Übertragung<br />
des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes auf deutsche Verhältnisse ersche<strong>in</strong>t demnach<br />
nicht vorstellbar. Durch die Berücksichtigung unterschiedlicher Bezugsgruppen <strong>und</strong><br />
spezifischer politischer <strong>und</strong> kultureller ‘constra<strong>in</strong>ts’ des Wirtschaftssystems zeigen Managementlehren<br />
e<strong>in</strong>e starke Aff<strong>in</strong>ität zu Stakeholder-Ansätzen.<br />
3.3 Zum ideologischen Gehalt von Interessenmonismus <strong>und</strong> -pluralismus<br />
Theoretische Konzeptionen <strong>und</strong> Realphänomene<br />
Die vorstehenden Überlegungen verdeutlichen den Stellenwert sowohl der Annahmen<br />
über die Zwänge von Globalisierung <strong>und</strong> Systemwettbewerb als auch der theoretischen<br />
Basis für Beurteilungen der Corporate Governance. Fragt man nach kulturellen<br />
Verankerungen der rekonstruierten Zusammenhänge von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Mitbestimmung</strong>, so ist das Verhältnis von theoretischen Konzeptionen <strong>und</strong> Realphänomenen<br />
zu beleuchten. H<strong>in</strong>sichtlich bestimmter Annahmen <strong>und</strong> positiver Bestimmungen<br />
zeigt sich zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Aff<strong>in</strong>ität von mikroökonomischem Theorieraum <strong>und</strong> <strong>Shareholder</strong><br />
<strong>Value</strong>-Orientierung von Unternehmen als Realphänomen. Zum anderen korrespondieren<br />
Stakeholder-Ansätze mit gestaltungsorientierten Management-Konzeptionen<br />
sowie mit e<strong>in</strong>er Regulationsidee, die dem <strong>in</strong> Deutschland geltenden Recht zugr<strong>und</strong>e<br />
liegt. Solche Ko<strong>in</strong>zidenzen lenken den Blick auf möglicherweise rekursive Entsprechungen<br />
von Theorie <strong>und</strong> Praxis. Theoretischen Argumentationsfiguren zugr<strong>und</strong>eliegende<br />
Annahmen würden demnach durch Realphänomene ‘gestützt’ <strong>und</strong> Realphänomene<br />
wiederum durch bestimmt Theoriekonstruktionen als rational ‘ausgezeichnet’ <strong>und</strong><br />
wissenschaftlich legitimiert. Die These rekursiver Selbstbestätigung versteht Theorie als<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formale Beschränkung der Wirtschaftskonstitution <strong>und</strong> damit als Bestandteil des<br />
ökonomischen Prozesses, dessen Analyse sie betreibt (vgl. Wieland 1998, 11). Dies<br />
me<strong>in</strong>t, dass Theorien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beziehung zu kulturellen Eigenschaften von Gesellschaften<br />
stehen, mith<strong>in</strong> als kulturabhängig bzw. als kulturelle Errungenschaften gelten können.<br />
„Vorstellungen <strong>und</strong> Ideen über die Funktionszusammenhänge der Wirtschaft gehören<br />
zu den <strong>in</strong>formalen Handlungsbeschränkungen e<strong>in</strong>er Gesellschaft. Sie werden <strong>in</strong> öffentlichen<br />
– wissenschaftlichen <strong>und</strong> politischen – Diskursen generiert <strong>und</strong> etabliert.<br />
Etabliert heißt, sie werden mit normativer Kraft ausgestattet. ... Die Durchsetzung von<br />
‘Ideologien’ ... als gesellschaftlich akzeptierte <strong>und</strong> zugleich die Gesellschaft konstituierende<br />
<strong>in</strong>formale ‘constra<strong>in</strong>ts’ <strong>und</strong> ihre Umsetzung <strong>in</strong> formale ‘constra<strong>in</strong>ts’, stabilisieren<br />
sich rekursiv. Zu letzteren zählen die wirtschaftspolitische Rahmenordnung <strong>und</strong> die<br />
Emergenz neuer <strong>und</strong> auf die Ökonomisierung der neuen <strong>in</strong>stitutionellen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
zugeschnittene Organisationsformen“ (Wieland 1998, 9f.). Die These der argumentati-
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 83<br />
ven Stützung von Deregulierung, zunehmender Marktsteuerung <strong>und</strong> Ablösung ökonomischer<br />
Prozesse von Vorgaben des politischen Systems durch den mikro- bzw. <strong>in</strong>stitutionenökonomischen<br />
Theorieraum charakterisiert ökonomische Theorie als ideologischen<br />
Wegbereiter der Globalisierung (vgl. Scherer/Löhr 1999, 266ff.). Auf der anderen<br />
Seite – quasi strukturparallel – legitimieren mitbestimmungsbestätigende Stakeholder-<br />
Ansätze e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressenpluralistische Ausrichtung von Unternehmen. Es ist jedoch zu<br />
berücksichtigen, dass e<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erbare Parallelität von wirtschaftspolitischer<br />
Aussage <strong>und</strong> zugr<strong>und</strong>eliegendem theoretischen Ansatz, <strong>in</strong>sbesondere bei steigendem<br />
Differenzierungsgrad von Hypothesen, nicht gegeben ist.<br />
Entscheidend für das Vorliegen von Aff<strong>in</strong>itäten ist auch die E<strong>in</strong>schätzung der Realentwicklung<br />
von Institutionen. Ob die Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>Mitbestimmung</strong>, als Resultat<br />
der politischen Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, durch marktbasierte Koord<strong>in</strong>ationsformen<br />
ersetzt werden oder betriebliche <strong>und</strong> Unternehmensmitbestimmung<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Verankerung <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen <strong>und</strong> politischen Kultur des Landes Bestand<br />
haben wird, ist unklar. E<strong>in</strong>iges spricht für deren Fortbestand unter veränderten<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen: „Die Globalisierung wird vieles gleichschalten <strong>und</strong> plattwalzen,<br />
aber vermutlich nicht die identitätstiftenden kulturellen Unterschiede zwischen den Gesellschaften.<br />
Darum wird es voraussichtlich auch im Zeitalter der Globalisierung trotz<br />
e<strong>in</strong>es größeren Gewichts von Marktsteuerung mehrere erfolgreiche Kapitalismen geben.<br />
Der politische Prozess – die sozialen Bewegungen <strong>und</strong> kulturellen Prägungen – e<strong>in</strong>es<br />
Landes wird der Globalisierung ihren Stempel aufdrücken“ (Kotthoff 1998, 97). Ähnlich<br />
lassen sich Empfehlungen der Kommission <strong>Mitbestimmung</strong> (1998) deuten, deren<br />
Gr<strong>und</strong>gedanke die Stärkung des positiven Beitrags der <strong>Mitbestimmung</strong> zur Wirtschaftsleistung<br />
von Unternehmen ist. <strong>Mitbestimmung</strong> wird als Chance begriffen <strong>und</strong> sollte <strong>in</strong><br />
Richtung e<strong>in</strong>es professionellen Co-Management nach dem Pr<strong>in</strong>zip der vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit entwickelt werden. Der Erosion der rechtlichen Ressourcen der <strong>Mitbestimmung</strong><br />
könne durch e<strong>in</strong>e Öffnung für betriebsspezifische Verhandlungslösungen begegnet<br />
werden, mit der die <strong>in</strong>stitutionelle Statik überw<strong>und</strong>en wird (vgl. die Beiträge <strong>in</strong><br />
Frick et al. 1999b). E<strong>in</strong>e vergleichbare Tendenz zeigt der Entwurf des Berl<strong>in</strong>er Initiativkreises<br />
German Code of Corporate Governance (2000; vgl. zum H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> v. Werder<br />
2000). Se<strong>in</strong> Vorschlag für e<strong>in</strong>en Kodex zur Leitung <strong>und</strong> Überwachung von Unternehmen<br />
setzt auf freiwillige Selbstb<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> zielt auf Annäherung an <strong>in</strong>ternationale<br />
Standards (‘best practices’, vgl. Van den Berghe/De Ridder 1999). „Ziel der Unternehmensführung<br />
ist die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes. Der Wert e<strong>in</strong>es<br />
Unternehmens bemisst sich nach dem Ausmaß se<strong>in</strong>er Fähigkeit, die Ansprüche se<strong>in</strong>er<br />
Bezugsgruppen – der Stakeholder – zu erfüllen. Zu den Stakeholdern zählen vor allem<br />
die Anteilseigner (<strong>Shareholder</strong>), aber auch die Arbeitnehmer, die K<strong>und</strong>en, die Kreditgeber<br />
<strong>und</strong> Lieferanten sowie die Allgeme<strong>in</strong>heit“ (Berl<strong>in</strong>er Initiativkreis German Code of<br />
Corporate Governance 2000, 37). Trotz vorrangiger Orientierung an den Interessen der<br />
Anteilseigner wird die Zusammenarbeit im Aufsichtsrat auf Konsens angelegt. Der Kodex<br />
kann als Versuch der praktischen Vermittlung von <strong>Shareholder</strong>- <strong>und</strong> Stakeholder-<br />
Ansatz, als Stakeholder <strong>Value</strong>-Ansatz der Corporate Governance, gelten.
84 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
Grenzen <strong>und</strong> Potentiale mikroökonomischer Analysen<br />
Mit Blick auf die Bedeutung mikroökonomischer Ansätze <strong>in</strong> der Wissenschaft sowie<br />
als H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>theorien des <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatzes s<strong>in</strong>d diese e<strong>in</strong>er kritischen<br />
Betrachtung ihres Potentials als Beurteilungsgr<strong>und</strong>lage von <strong>Mitbestimmung</strong> zu unterziehen.<br />
E<strong>in</strong>e Skepsis rührt daher, dass sie – unter Rekurs auf e<strong>in</strong>dimensionale Rationalität<br />
– <strong>Mitbestimmung</strong> als Teil der Governance-Strukturen verallgeme<strong>in</strong>ernd als allokations<strong>in</strong>effizient<br />
ausweisen, Allokationseffizienz zum zentralen Maßstab von Beurteilung<br />
bestimmen <strong>und</strong> formal abgeleitete Aussagen treffen, ohne die theorieimmanenten Grenzen<br />
der Übertragbarkeit deduzierter Aussagen auf die Gestaltung <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />
sozialer Systeme zu explizieren. Vor allem die f<strong>in</strong>anzwirtschaftlich motivierte, im<br />
Kern verfügungsrechtstheoretisch f<strong>und</strong>ierte Argumentation basiert auf der These, dass<br />
Marktprozesse die Interessen der Stakeholder, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitnehmer, besser<br />
berücksichtigen können als formale <strong>Mitbestimmung</strong>srechte (vgl. Wenger 1986; 1989,<br />
466ff.). Sie beruht auf der Gr<strong>und</strong>annahme souverän mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>teragierender Marktteilnehmer,<br />
die die Bed<strong>in</strong>gungen ihrer Beziehungen gemäß den Annahmen des methodologischen<br />
Individualismus aushandeln. Mögliche Machtasymmetrieen, d.h. unterschiedliche<br />
Chancen von Personen <strong>und</strong> Personengruppen, eigene Interessen – auch gegen<br />
Widerstreben – durchzusetzen, bilden ke<strong>in</strong>e Problemquelle, die effiziente Ressourcenallokation<br />
beh<strong>in</strong>dert. Da sich Entscheidungen am Preissystem als Träger aller relevanten<br />
Informationen orientieren, kennen Marktmechanismen nur die ‘exit’-Option,<br />
nicht aber die des Widerspruchs (‘voice’). Demzufolge gibt es ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, die<br />
Verständigung über die Verallgeme<strong>in</strong>erung von Interessen herbeiführen kann (vgl.<br />
Ste<strong>in</strong>mann 1985, 230; Nutz<strong>in</strong>ger 1999, 480ff.). Konflikt- <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse<br />
zwischen Management <strong>und</strong> Beschäftigten s<strong>in</strong>d daher nur äußerst verkürzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />
Bedeutung für den Erfolg von Unternehmen unvollständig beschrieben <strong>und</strong> erklärt.<br />
Dieses Argument trifft auch die als Kritik an der Neoklassik formulierte Neue Institutionelle<br />
Ökonomik (vgl. Alchian/Demsetz 1972; Jenson/Meckl<strong>in</strong>g 1976; Williamson<br />
1985), <strong>und</strong> zwar dann, wenn sie Aussagen über Realphänomene anstrebt <strong>und</strong> sich<br />
nicht auf modelltheoretische Formalableitungen beschränkt. Da ihr Ausgangs- <strong>und</strong> Bezugspunkt<br />
nach wie vor die neoklassische Theorie ist, bleibt die Argumentation gr<strong>und</strong>sätzlich,<br />
abstrakt, praxisfern <strong>und</strong> beschränkt sich auf komparative Aussagen (vgl. Neuberger<br />
1997, 110ff.). Geht es aber – wie bei <strong>Mitbestimmung</strong> – um die Steuerung <strong>in</strong>terner<br />
Prozesse der Leistungsfähigkeit von Unternehmen, dann ist Management als Institution<br />
<strong>und</strong> Funktion e<strong>in</strong> notwendig zu reflektierender Bestandteil betriebswirtschaftlicher<br />
Theorie. „Weder die ‘theory of the firm’ noch die mikroökonomische Theorie kennen<br />
jene Steuerungsapparatur, ohne die die Unternehmungen nicht funktionsfähig s<strong>in</strong>d“<br />
(Gutenberg 1983/1989, 60). Trotz des erweiterten Erkenntnis<strong>in</strong>teresses der ‘New Institutional<br />
Economics’ (Strukturen, Effizienz, Verhaltenswirkungen <strong>und</strong> Wandel ökonomischer<br />
Institutionen) werden mit der Formulierung restriktiver Verhaltensannahmen<br />
axiomatische Gr<strong>und</strong>legungen getroffen, die die Erklärungskraft der Deduktionen allgeme<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>schränken (vgl. Ebers/Gotsch 1999, 251). Auf der anderen Seite weicht der<br />
E<strong>in</strong>bezug opportunistischen Verhaltens <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividueller Vernunftvorstellungen die<br />
E<strong>in</strong>deutigkeit der Rationalitätsannahme neoklassischer Modellkonstruktion auf. „With<br />
the old theory of the firm, a topic like ‘corporate culture’ was outside the realm of con-
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 85<br />
sideration, and classified with faith heal<strong>in</strong>g and voodoo. But now it is clear that there<br />
can be many types of social equilibria among the actors with<strong>in</strong> a firm, with the equilibria<br />
depend<strong>in</strong>g upon sets or beliefs and history, and that these equilibria have radically<br />
different efficiency properties ... The descriptive power of the new economics has been<br />
paid for by the loss of determ<strong>in</strong>ism“ (Rumelt et al. 1991, 20). Wenn demzufolge die<br />
‘Realitätsnähe’ zunimmt, dann verm<strong>in</strong>dert sich der strenge Deduktionsbezug zu e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>deutigen Axiom <strong>und</strong> mit ihm der wissenschaftliche Wert der Mikroökonomie als Ansatz<br />
zur Integration betriebswirtschaftlicher E<strong>in</strong>zelaussagen zu e<strong>in</strong>em Gesamtsystem<br />
(vgl. Witte 1998, 739). Die ‘realitätsnäheren’, mehr beschreibenden Aussagen werden<br />
im Verhältnis zu neoklassischen Modelldeduktionen weicher (vgl. Meffert 1998, 711),<br />
ohne jedoch das gr<strong>und</strong>sätzliche Defizit re<strong>in</strong> axiomatisch-deduktiver Modelle zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Auch dieser Verlust der Str<strong>in</strong>genz bei steigendem Differenzierungsgrad, den<br />
Orientierung an Problemlösungen geradezu e<strong>in</strong>fordert, lässt e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> mikroökonomische<br />
Beurteilung der Corporate Governance unangemessen ersche<strong>in</strong>en (vgl. zur Kritik<br />
aus Managementsicht Ste<strong>in</strong>mann/Hennemann 1993, 42ff.; 55ff.).<br />
Frick et al. (1999a) zeigen, dass das idealtypische Modell der kapitalgeleiteten Unternehmung<br />
e<strong>in</strong>e klare Rollenverteilung zwischen ‘ehrhaften Pr<strong>in</strong>zipalen’ <strong>und</strong> ‘nichtvertrauenswürdigen<br />
Arbeitnehmern’ unterstellt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e der ‘Plastizität von Ressourcen’<br />
unangemessene Vorentscheidung über die Aufteilung von ‘Quasirenten’ vornimmt.<br />
Dem wird entgegengehalten, dass die Annahme, die lediglich den Eigentümern ‘Quasirenten’<br />
zugesteht, im Lichte neuerer Arbeiten zur Institutionenökonomie unhaltbar ist,<br />
da weder alle übrigen Ansprüche ex ante h<strong>in</strong>reichend spezifizierbar s<strong>in</strong>d, noch Anreizprobleme<br />
spezifischer Humankapital<strong>in</strong>vestitionen gelöst werden können. Frick et al.<br />
(1999a, 749f.) argumentieren, „dass nicht nur aus der Bereitstellung spezifischen Sachkapitals,<br />
sondern ebenso aus der Bereitstellung spezifischen Humankapitals residuale<br />
E<strong>in</strong>kommensansprüche ... resultieren. Die Forderung nach Verknüpfung residualer E<strong>in</strong>kommensansprüche<br />
mit residualen Entscheidungsrechten impliziert daher, dass auch<br />
Arbeitnehmer, die spezifische Investitionen getätigt haben, mit residualen Entscheidungsrechten<br />
auszustatten s<strong>in</strong>d.“ In diesem S<strong>in</strong>ne gelten <strong>Mitbestimmung</strong>sregelungen als<br />
Vorkehrungen zum Schutz von ‘Quasirenten’ <strong>und</strong> als Anreiz für riskante Investitionen<br />
<strong>in</strong> den Faktor Arbeit. Sie erübrigen so <strong>in</strong>effiziente ex post-Verhandlungen über die Aufteilung<br />
der ‘Quasirenten’. Dies zeigt, dass im mikroökonomischen Kontext Fragen der<br />
Corporate Governance nicht länger auf die klassische Pr<strong>in</strong>cipal-Agent-Problematik beschränkt<br />
s<strong>in</strong>d, sondern auch differenziertere Modelle von Kooperationsbeziehungen betrachtet<br />
werden können, die adäquatere Untersuchungen von Fragen der <strong>Mitbestimmung</strong><br />
erlauben (vgl. Frick et al. 1999a, 746f.). Zu ähnlicher E<strong>in</strong>schätzung gelangt Albach<br />
(2000, 491) im Rahmen der produktivitätsorientierten Sicht der Unternehmung, deren<br />
Produktionsfunktion limitational ist. Diejenigen, so das Argument, die limitational <strong>in</strong><br />
den Produktionsprozess e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d, bestimmen über die Verteilung des Ertrages<br />
der Produktion, sofern ihre Interessen nicht <strong>in</strong> vollständigen Verträgen abgesichert s<strong>in</strong>d.<br />
Da Arbeitsverträge geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als unvollständig gelten, habe sich die Unternehmensleitung<br />
<strong>in</strong>sbesondere mit den Beschäftigten über die Verteilung des Ertrags zu e<strong>in</strong>igen. Albachs<br />
Antwort auf die Frage nach dem Wert der Unternehmung als Ganzem, dem Stakeholder<br />
<strong>Value</strong>, lautet: „Bei limitationalen Produktionsfunktionen ist wohl auch die Ent-
86 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
scheidung über die Veränderung der Produktionsfunktion geme<strong>in</strong>sam zu treffen“ (Albach<br />
2000, VI). Ökonomische Theorie leistet somit e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Analyse<br />
von Corporate Governance-Strukturen <strong>und</strong> öffnet Fragestellungen, wenn sie spezifische<br />
Interaktionsmuster zwischen den Vertragsparteien abbildet <strong>und</strong> deren <strong>in</strong>formale <strong>und</strong><br />
formale ‘constra<strong>in</strong>ts’ berücksichtigt. Aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Anzahl<br />
möglicher Variablen kann die Bearbeitung letztlich aber nur mit verhaltenswissenschaftlicher<br />
Unterstützung gel<strong>in</strong>gen (vgl. Sadowski 1999, 160).<br />
Normative Implikationen<br />
Versteht man theoretische Sichtweisen als Gr<strong>und</strong>lage der Bestimmung des Verhältnisses<br />
von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>, so stellt sich die Frage nach expliziten<br />
<strong>und</strong> impliziten Werturteilen. Festzuhalten ist, dass im System mikroökonomisch<br />
basierter Argumentationsl<strong>in</strong>ien nach wie vor wenig Raum für e<strong>in</strong>en Stakeholder-Ansatz<br />
ist, weil divergente Interessen <strong>und</strong> Ziele effizienter über Marktkoord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> freiwillige<br />
<strong>Mitbestimmung</strong>sregelungen zum Ausgleich gebracht werden können. H<strong>in</strong>gegen erzeugen<br />
<strong>in</strong>stitutionelle Beschränkungen der Ressourcennutzung die Verdünnung der Verfügungsrechte,<br />
woraus annahmegemäß höhere Koord<strong>in</strong>ations- <strong>und</strong> Verhandlungskosten<br />
resultieren. Freiwillige Vere<strong>in</strong>barungen auf <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen Arbeitsmärkten führen<br />
zu e<strong>in</strong>er Art Ausgleich dadurch, dass alle (nicht modellierbaren) Interessen über die<br />
Erreichung wirtschaftlicher Ziele befriedigt werden. Dem Mechanismus des Marktes<br />
folgend ist zu erwarten, dass sich entsprechend der Nachfrage nach Arbeitskräften auch<br />
deren Chancen bestimmen, über die Aushandlung von Entschädigungen <strong>in</strong>dividuelle<br />
<strong>und</strong> soziale Ziele zu erreichen, da das Beschäftigungsverhältnis funktional <strong>und</strong> <strong>in</strong>strumentell<br />
für jegliche Nutzenerwägungen der Vertragsparteien ersche<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong> marktkoord<strong>in</strong>ierter<br />
Interessenausgleich auf der Basis effizienter Ressourcenallokation impliziert <strong>in</strong><br />
der kapitalgeleiteten Unternehmung bereits die <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Orientierung.<br />
Rechtssystem <strong>und</strong> <strong>in</strong>terne Leistungsprozesse ersche<strong>in</strong>en im Licht ökonomischer Funktionalitäten,<br />
da Ziel <strong>und</strong> Zweck der Unternehmung feststehen. Aufgr<strong>und</strong> des Basiswerturteils<br />
(Instrumentalität des Beschäftigungsverhältnisses) bleiben die Sensoren realen<br />
Konflikten <strong>und</strong> kulturellen Eigenarten des Unternehmensumfeldes gegenüber unempf<strong>in</strong>dlich.<br />
Dies verweist auf die normative Gr<strong>und</strong>legung mikroökonomischer Theorie.<br />
Die Orientierung am ökonomischen Verhaltensmodell (vgl. Kirchgässner 1991) erzw<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>e Wertentscheidung im Bereich der Erklärung (Explanans) – <strong>und</strong> zwar durch<br />
die unterstellte Handlungsmaxime Opportunismus im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er als bewährt erachteten<br />
nomologischen Hypothese. In diese Richtung zielt auch die gr<strong>und</strong>sätzliche Kritik<br />
von Goshal/Moran (1996, 15): „All positive theories of social science are also normative<br />
theories, whether <strong>in</strong>tended or not. The normative implications ... are <strong>in</strong>escapable.“<br />
E<strong>in</strong> ökonomisch diszipl<strong>in</strong>ierter Normativismus ist aber nicht anders zu beurteilen als e<strong>in</strong>e<br />
das Zielsystem betreffende Wertentscheidung, da die ökonomische Norm e<strong>in</strong> vergleichbares<br />
Werturteil be<strong>in</strong>haltet wie die Berücksichtigung von Mitarbeiter<strong>in</strong>teressen im<br />
Rahmen der <strong>Mitbestimmung</strong>.<br />
E<strong>in</strong> zentrales Argument im Kontext des Stakeholder- (<strong>Value</strong>-) Ansatzes besagt,<br />
dass die Beachtung von Ansprüchen des Personals auf der Basis gesetzlicher <strong>Mitbestimmung</strong><br />
nicht zw<strong>in</strong>gend mit den Interessen der Eigner konfligiert, sondern eher e<strong>in</strong>e
<strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001) 87<br />
zu erfüllende Bed<strong>in</strong>gung der wirtschaftlichen Zielerreichung darstellt. Der argumentative<br />
Rückgriff auf kulturelle <strong>und</strong> historisch gewachsene F<strong>und</strong>amente der Interessenkoord<strong>in</strong>ation<br />
reflektiert den Primat der Politik als Basiswertentscheidung, worauf die Zurückweisung<br />
der ‘Verfassung folgt Kosten’-Perspektive gründet. Dies wird gerechtfertigt<br />
durch die Annahme, dass die abstrakte Modellierung von Arbeitsverhältnissen zur<br />
Reflexion praktischer Probleme – auch unter e<strong>in</strong>em funktionalen Gesichtspunkt – nicht<br />
adäquat ist. Die Konsequenz besteht <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>sicht, dass die wissenschaftliche Bearbeitung<br />
des Faktors Arbeit andere theoretische Ansätze erfordert als die des Produktionsfaktors<br />
Kapital. Mit Blick auf dieses Problem hat Ridder (1996, 333f.) argumentiert,<br />
dass die Analyse der Ergiebigkeit menschlicher Arbeitsleistung ke<strong>in</strong>e diszipl<strong>in</strong>ären<br />
Grenzen beachten kann, dass allerd<strong>in</strong>gs der spezifische Filter der betriebswirtschaftlichen<br />
Verwertungslogik vorgeschaltet werden muss, um zu Aussagen über die Aufschließung<br />
des produktiven Beitrags des Personals zu gelangen. Als Ausdruck unterschiedlicher<br />
Ansprüche bleibt der Zielkonflikt Gegenstand <strong>und</strong> Bestandteil von Ableitungszusammenhängen,<br />
da praktisch ke<strong>in</strong>e vollständige Instrumentalisierung des Arbeitsverhältnisses<br />
angenommen werden kann. Interessenpluralistische Konzeptionen<br />
‘leiden’ jedoch häufig an Bestrebungen, Konflikte harmonistisch aufzulösen. Dies zeigt<br />
sich bspw. daran, dass e<strong>in</strong>e am Stakeholderansatz orientierte Personalwirtschaftslehre<br />
als Managementlehre als Verwertungslehre des Faktors Arbeit ansetzt <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>teressen<br />
<strong>in</strong>strumentell – als Bed<strong>in</strong>gungen der Faktorkomb<strong>in</strong>ation – betrachtet. Auch <strong>in</strong><br />
dieser Konstruktion verbleibt demnach wenig Raum für Zieldiskussionen, da als entschieden<br />
gilt, dass maximale Produktivität im Interesse aller Stakeholder liegt. Der Stakeholder-Ansatz<br />
der Unternehmensführung ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> diesem Licht als gr<strong>und</strong>legende<br />
Bed<strong>in</strong>gung der Analyse der optimalen Ergiebigkeit von Arbeit (vgl. Gutenberg 1983,<br />
11ff.), da er für die selektive Suche nach Problemlösungen relativ vorteilhafter als e<strong>in</strong><br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Ansatz ist. Dies gilt, weil er Raum für Überlegungen zur umfassenderen<br />
Nutzung der spezifischen Potentiale des Personals gewährt. Die Berücksichtigung<br />
der Interessen der Stakeholder kann demnach als Wertentscheidung für Funktionalisierung<br />
gelten, sofern e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>strumentelle Perspektive dom<strong>in</strong>iert.<br />
4. Folgerungen <strong>und</strong> offene Fragen<br />
Die Untersuchung identifizierte zwei Ansatzpunkte der Bestimmung des Verhältnisses<br />
von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>: Ökonomische Analysen rekurrieren<br />
auf die Gleichwertigkeit von Strategie <strong>und</strong> Institution <strong>und</strong> zeigen <strong>in</strong> ihrer Mehrheit relative<br />
Kostenvorteile mitbestimmungsfreier Corporate Governance-Systeme. Interessenkoord<strong>in</strong>ation<br />
<strong>in</strong> der kapitalgeleiteten Unternehmung bedeutet demzufolge <strong>Shareholder</strong><br />
<strong>Value</strong>-Orientierung zur Befriedigung aller kontraktbestimmten <strong>und</strong> residualen Ansprüche.<br />
Der Stakeholder-Ansatz folgt dagegen e<strong>in</strong>er mehrwertigen Rationalität. Er geht<br />
vom Vorrang der Institution <strong>Mitbestimmung</strong> aus, betont Verhandlungen als Instrument<br />
von Problemlösung <strong>und</strong> identifiziert als Stakeholder <strong>Value</strong>-Ansatz Bereiche kongruenter<br />
Interessen. In se<strong>in</strong>er Verwendung als Basis <strong>in</strong>strumenteller Managementlehren zielt er<br />
auf praktische Vermittlung von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> zur Überw<strong>in</strong>dung<br />
von Gegensätzen, die die ökonomische Analyse lehrt.
88 <strong>Jürgen</strong> Grieger: <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> <strong>in</strong> Deutschland (ZfP 1/2001)<br />
Bezieht man vorstehende Überlegungen auf die Personalwirtschaftslehre, so verdeutlicht<br />
die <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>-Diskussion – vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> von Globalisierung<br />
<strong>und</strong> Veränderung von Wirtschaftsorganisationen – das Erfordernis, e<strong>in</strong> zeitgemäßes,<br />
differenziertes Bild des Personals zu entwickeln. Dies bed<strong>in</strong>gt sowohl e<strong>in</strong>e modellhaftökonomische<br />
als auch e<strong>in</strong>e verhaltenswissenschaftlich-manageriale Betrachtung, <strong>in</strong> der<br />
<strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> als Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Integration der<br />
Humanressourcen <strong>in</strong> produktive Verwendungen berücksichtigt werden. Den Ansatzpunkt<br />
könnten Interessenkonstellationen <strong>in</strong> ihren historisch-kulturellen Bestimmungen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>strumentellen Bezügen bilden. Abstrahiert man von den Abstraktionen der Ökonomik,<br />
dann bietet das Konzept des Opportunismus e<strong>in</strong>e – wenn auch extrem negative –<br />
Beschreibung <strong>in</strong>dividuellen Interesses. Solch verkümmerter Eigens<strong>in</strong>n ‘autonomer’ Individuen<br />
lässt sich nicht problemlos funktionalisieren. Folglich bleibt dem gleichermaßen<br />
opportunistisch handelnden Pr<strong>in</strong>zipalen nur die Möglichkeit der Antizipation von<br />
Opportunismus. Dieses Konstrukt ist durch differenziertere, der Ambivalenz realer Situationen<br />
angemessenere Konstruktionen anzureichern. Nimmt man Beschränkungen<br />
des Selbst<strong>in</strong>teresses h<strong>in</strong>zu, so entsteht e<strong>in</strong> theoretisches Feld aus Ökonomie, Moral <strong>und</strong><br />
Recht, <strong>in</strong> welchem auch kulturspezifische Akzentuierungen vorzunehmen s<strong>in</strong>d. Hier<br />
kann <strong>in</strong>haltlich an Gr<strong>und</strong>satzfragen angeschlossen werden (vgl. Kap. 1): Bestimmung<br />
des Zielsystems <strong>und</strong> Ökonomisierung der Personalwirtschaft, Ausschöpfung des Potentials<br />
des Personals zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie Analysen der ö-<br />
konomischen Funktionalität nicht-ökonomischer Zielsetzungen.<br />
Die Ausführungen zeichnen e<strong>in</strong> noch zu präzisierendes Bild theoretischer Bezüge<br />
von <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong> sowie möglicher Implikationen für die Personalwirtschaftslehre.<br />
Folgt man dem Integrationsgedanken e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>en Betriebswirtschaftslehre,<br />
so s<strong>in</strong>d auch Bezüge von F<strong>in</strong>anzierungs- <strong>und</strong> Investitionstheorie<br />
e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> personalwirtschaftlichen Theorien <strong>und</strong> Modellen andererseits zu untersuchen.<br />
Hiermit verknüpft s<strong>in</strong>d Fragen der Bemessung von Wertbeiträgen bzw. Erfolgswirkungen<br />
des Personalmanagements. Im Zusammenhang detaillierterer Analysen ist<br />
auch e<strong>in</strong>e differenzierte Berücksichtigung der Stakeholdergruppe Personal unumgänglich,<br />
bei der Kernbelegschaften <strong>und</strong> Personal <strong>in</strong> so genannten ‘atypischen’ Beschäftigungsverhältnissen<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden. Bislang ungeklärt ist schließlich die Bedeutung<br />
der Vermischung oder Komb<strong>in</strong>ation von Stakeholder-Positionen, also Konstellationen,<br />
<strong>in</strong> denen Arbeitnehmer auch als <strong>Shareholder</strong> auftreten oder – bspw. als Dienstleister –<br />
im Rahmen von Netzwerkbeziehungen <strong>in</strong> die Unternehmung e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> residuale<br />
oder kontraktbestimmte Ansprüche geltend machen.<br />
Literatur<br />
Albach, H. (1994): Editorial. <strong>Shareholder</strong> <strong>Value</strong>. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 64, 273-<br />
276.<br />
Albach, H. (2000): Allgeme<strong>in</strong>e Betriebswirtschaftslehre. E<strong>in</strong>führung. 2. Aufl. Wiesbaden.<br />
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