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Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 173<br />

ander gerät aus den Fugen, die Charakterbildung kann nicht funktionieren usw. (zit. in<br />

<strong>Rastetter</strong> 1994, S.253). Ein auf männlicher Seite starkes Differenzbedürfnis zwischen<br />

den Geschlechtern wurde im übrigen bereits für die Phase der Sozialisation festgestellt<br />

(z.B. Tyrell 1986).<br />

5. Männerbund Management<br />

In Arbeitsorganisationen läßt sich die Aufspaltung zwischen Arbeit und Sinngebung<br />

wiederfinden: Bei Führungseliten vermitteln Statussymbole (Dienstwagen, Büroausstattung,<br />

Kleidung, Auszeichnungen...) nach außen die Wichtigkeit der Existenz von<br />

Führungskräften, deren Tätigkeiten häufig nicht dingfest zu machen sind. Damit einher<br />

gehen rituelle Handlungen: lange Sitzungen in repräsentativen Räumen unter Ausschluß<br />

der Öffentlichkeit; aufwendige Nachwuchsrekrutierung durch Assessment Center in<br />

teuren Hotels, mit einer Inszenierung von vielfältigen Prüfungsprozeduren; Geheimnistuerei<br />

in Form von internen Papieren, bewußter Informationszurückhaltung und Bildung<br />

von Seilschaften... All diese symbolischen, sinngebenden Mechanismen („symbolic management“)<br />

sind in der einschlägigen Literatur ausführlich analysiert worden (z.B. Neuberger<br />

1990; 1995). Das Gros der produktiven Arbeiten, das Herstellen von Erzeugnissen<br />

an sich, verrichtet das Fußvolk, d.h. die Arbeiter und Arbeiterinnen, die ihrerseits<br />

geschlechtsspezifischen Arbeitsplätzen zugewiesen werden.<br />

Einer der wichtigsten Mechanismen bei Männerbünden sind gemäß Definition die<br />

Grenzziehung nach außen und die Regelung der Aufnahme neuer Mitglieder. Für die<br />

Aufnahmeprozeduren wird der Begriff „Initiationsriten“ gewählt, der auf den reglementierenden<br />

und rituellen Charakter der Integration neuer Mitglieder hinweist. In Initiationsriten<br />

nimmt der Kandidat eine neue Identität an, die durch äußere Zeichen wie<br />

Gewand, Haarschnitt oder Uniform unterstrichen wird. Bestimmte Eignungsprüfungen<br />

gewährleisten, daß nur die passenden Anwärter akzeptiert werden. Gleichzeitig wird der<br />

Neuling entindividualisiert und hat den Werten und Zielen des Bundes zu folgen, wofür<br />

ihm etwas Höherwertiges versprochen wird.<br />

Aufnahme- und Ausleseverfahren heutiger Organisationen können durchaus mit archaischen<br />

Initiationsriten verglichen werden: Je höher eine Position in der Hierarchie<br />

der Organisation, desto weniger abgegrenzt ist das Aufgabenfeld und desto weniger Regeln<br />

existieren, die handlungsleitend und Erfolg messend wären (Neuberger 1990, Kanter<br />

1993). Je größer aber die Unsicherheit ist, desto größer ist die Notwendigkeit, eine<br />

homogene, vertrauenswürdige Gruppe zu bilden. Wenn Macht und Privilegien an diejenigen<br />

weitergegeben werden, die dazupassend und vertraut erscheinen, können gleichzeitig<br />

Selbstwertgefühl und Prestige durch Spiegelung und Bestätigung gestärkt werden.<br />

Heute geht es für den Kandidaten, der Aufnahme begehrt, mehr denn je darum,<br />

sich den Prüfungen der bereits Etablierten willig zu unterziehen und von den auswählenden<br />

Organisationsmitgliedern als passend empfunden zu werden (<strong>Rastetter</strong> 1996,<br />

S.291). Objektive Auswahlkriterien existieren in den seltensten Fällen und werden häufig<br />

nur als Alibi für scheinbare Rationalität eingesetzt (Kompa 1995). Denn die immer<br />

komplexeren und sich immer schneller wandelnden Aufgaben können nicht mehr mit<br />

herkömmlichen Eignungstests – auch nicht mit Assessment Centers – erfaßt werden, da<br />

häufig nicht einmal feststeht, welche Anforderungen in Zukunft auf den Stelleninhaber<br />

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