Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 169<br />
2. Die Männerdomäne<br />
Im allgemeinen werden all jene Organisationen, Organisationssegmente, hierarchischen<br />
Ebenen oder auch Branchen Männerdomänen genannt, in denen rein quantitativ<br />
überwiegend Männer tätig sind. Es existiert zwar kein allgemein verbindliches Abgrenzungskriterium,<br />
ab welchem Prozentsatz von einer Männerdomäne gesprochen werden<br />
kann, aber nach Kanter (1993) erscheint ein Richtwert von bis zu 15% Frauen sinnvoll.<br />
Männerdomänen lassen sich sowohl in horizontaler Segmentierung (verschiedene<br />
Branchen sind überwiegend männlich oder weiblich besetzt), als auch in vertikaler<br />
Schichtung festmachen. Vertikal ist Hierarchie einer der wichtigsten geschlechtertrennenden<br />
Faktoren, und da die meisten Organisationen hierarchisch aufgebaut sind, ist die<br />
asymmetrische Geschlechterverteilung über Hierarchien praktisch überall vorzufinden.<br />
In der Männerdomäne Management sind die Zahlenangaben über den Anteil von<br />
Frauen in Führungspositionen je nach Abgrenzungskriterien unterschiedlich. Für die<br />
vorliegende Themenstellung ist dies allerdings weniger gravierend, weil – egal wie Management<br />
und Führungsebenen definiert und eingeteilt werden – der Anteil der Frauen<br />
lediglich im mittleren Management von mittelständischen Unternehmen die 15%-Marke<br />
leicht übersteigt, während er im Top-Management von Großunternehmen nur 3,2% beträgt<br />
(Hadler 1997, S.312). Aber Frauen sind nicht nur quantitativ in Führungspositionen<br />
benachteiligt, sondern verdienen, wenn sie in Führungspositionen sind, im Vergleich<br />
zu ihren männlichen Kollegen weniger Geld, empfinden mehr Streß und Überlastung<br />
durch familiäre und sonstige private Verpflichtungen, bekommen weniger nach<br />
außen repräsentative Aufgaben sowie weniger attraktive Angebote für ihre weitere berufliche<br />
Entwicklung (Collinson/Hearn 1996, S.2; Hadler 1997, S.313).<br />
3. Von der Männerdomäne zum Männerbund<br />
In einigen organisationstheoretischen Ansätzen taucht der Begriff der Vergemeinschaftung<br />
als Element einer Organisationsstruktur auf (vgl. Türk 1995). Im Ansatz von<br />
Türk beruht Vergemeinschaftung auf Mitgliedschaft und Grenzziehung nach außen. Die<br />
staatlich zugelassene Vereinigungsfreiheit läßt eine Fülle von Organisationen entstehen,<br />
die durch Vergemeinschaftung personelle Aus- und Eingrenzungen vornehmen und somit<br />
soziale Ungleichheit reproduzieren. Interne Gesamt- oder Subkulturen bilden eine<br />
spezifische Solidarität und Loyalität aus, die auf kollektive Interessenwahrung gegenüber<br />
Nicht-Mitgliedern abzielen. D.h., Organisationen können nur entstehen, wenn klar<br />
ist, wer Mitglied ist und wer nicht, so daß Interessen und Ressourcen gegenüber Nichtmitgliedern<br />
gewahrt werden können. Dadurch werden die ausgeschlossenen gesellschaftlichen<br />
Gruppen marginalisiert, und zwar nicht nur durch Nicht-Teilhabe an den<br />
Vorteilen, die eine solidarische Gemeinschaft verspricht, sondern auch mangels alternativer<br />
Artikulationsmöglichkeiten ihrer Interessen innerhalb einer Organisationsgesellschaft.<br />
Vergemeinschaftung wird in diesen Ansätzen jedoch nicht konkretisiert, die Kriterien<br />
der Mitgliedschaft bleiben offen. Eines der wichtigsten Kriterien personeller Einund<br />
Ausgrenzung ist aber, wie zu zeigen sein wird, das Geschlecht. Es stabilisiert und<br />
reproduziert Männerbünde, und zwar sowohl klassische und explizite Bünde (z.B. Bur-<br />
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