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Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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168 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

1. Einleitung<br />

In der Managementforschung wird in den letzten zwei Jahrzehnten die Frage untersucht,<br />

warum trotz Ansteigens der Zahl weiblicher Beschäftigter in mittleren Positionen<br />

von Unternehmen sehr wenige Frauen in höheren und höchsten Hierarchiestufen zu finden<br />

sind (z.B. Ostner 1992, Engelbrech 1994, Hadler 1997). Betriebswirtschaftliche<br />

Überlegungen sprechen eigentlich für die vermehrte Beschäftigung von Frauen, da die<br />

Ablehnung vorhandener „Humanressourcen“ zu einer Verringerung des möglichen Profits<br />

beiträgt, hochqualifiziertes Personal suboptimal alloziert wird und „Return-on-<br />

Investments“ mangelhaft erfüllt werden (Hadler 1997). Zudem hat eine Reihe von Management-Ansätzen<br />

den Gewinn aus der Beschäftigung möglichst unterschiedlicher Arbeitnehmergruppen<br />

erarbeitet, nicht zuletzt im Hinblick auf die ebenso vielfältigen<br />

(künftigen) Konsumentengruppen; insbesondere das sog „Managing Diversity“-<br />

Konzept“ (z.B. Emmerich/Krell 1997) macht auf diesen Aspekt aufmerksam; aber auch<br />

andere human resource – Ansätze zielen darauf ab, potentielle Personalressourcen besser<br />

einzusetzen und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.<br />

Noch unverständlicher wird die asymmetrische Geschlechterverteilung in Führungspositionen,<br />

wenn man die offizielle Unternehmenspolitik betrachtet: Es sind oftmals<br />

keine diskriminierenden Mechanismen zu erkennen; im Gegenteil gibt es zahlreiche<br />

Frauenfördermaßnahmen sowie ernstgemeinte Bestrebungen, qualifizierte Frauen<br />

im Unternehmen zu halten, mit dem Ziel, Kenntnisse und Fähigkeiten aller Beschäftigten<br />

voll zu nutzen (Ihlefeld-Bolesch 1995, Osse/Dick 1995).<br />

All dies hat jedoch nicht zu der erhofften Erhöhung der Zahl von Frauen in Führungspositionen<br />

geführt. Resignativ wird konstatiert, daß Führungspositionen offensichtlich<br />

Männerdomänen sind, die – warum auch immer – äußerst stabil und veränderungsresistent<br />

zu sein scheinen. Der Begriff der Männerdomäne hat jedoch keine Erklärungskraft,<br />

sondern beschreibt nur den Zustand. Ein anderes Konzept kann dagegen<br />

besser erklären, warum Männer in Führungspositionen unter sich bleiben: der Männerbund.<br />

Während die Männerdomäne rein quantitativ definiert ist, zeichnet sich der Männerbund<br />

durch bestimmte Funktionen und Ziele aus, die auf dem Prinzip der Vergemeinschaftung<br />

beruhen. Der Männerbund ist daher ein konstitutives Element des Managements<br />

einer Organisation. Es soll deshalb zunächst untersucht werden, wie Männerbünde<br />

entstehen und inwiefern sich die Mechanismen klassischer Männerbünde in modernen<br />

Männerdomänen wiederfinden.<br />

Eine Folge des Männerbundes besteht darin, daß die aufgrund gesellschaftlicher<br />

Veränderungen und betriebspolitischer Maßnahmen forcierte Aufnahme von Frauen ins<br />

Management zu Verunsicherung und Konflikten zwischen den Geschlechtern führt und<br />

die Integration weiterer Frauen erschwert – und in vielen typischen Männerdomänen ist<br />

die Anzahl der Frauen sogar wieder rückläufig! Immer neue Fördermaßnahmen durchzusetzen,<br />

wird an der Barriere des Männerbundes so lange scheitern, wie dieser seine<br />

Privilegien zu sichern versucht. Eine weitere zu klärende Frage ist deshalb, wie in Zukunft<br />

Frauen und Männer kooperieren können, ohne in den Teufelskreis von Fremdund<br />

Selbstausgrenzung zu geraten.<br />

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