Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 181<br />
den hätten, scheuen sich, ihren Mitarbeitern eine Frau als Kollegin zuzumuten, weil sie<br />
damit das fratriarchale Prinzip und den Männerbund zerstören würden.<br />
Ein kleiner Zwang von oben würde indessen den Betroffenen (Männern wie Frauen)<br />
helfen, sich aneinander zu gewöhnen und normale (d.h. nicht unbedingt harmonische,<br />
aber auch keine ausgrenzenden) Kooperationsbeziehungen zu entwickeln. Denn<br />
typische Konflikte und Unsicherheiten, wie sie oben genannt wurden, entstehen unter<br />
anderem aufgrund fehlenden täglichen Umgangs miteinander; je höher Männer aufsteigen,<br />
desto weniger Frauen kennen sie als Kolleginnen und desto mehr in Zuarbeiterfunktion<br />
(Sekretärinnen, Assistentinnen) und in privaten Rollen (Ehefrau, Geliebte,<br />
Tochter...). Sie kommen im Lauf der Zeit zu dem Schluß, daß sie für ihre männliche<br />
Identität Frauen in diesen Rollen – und in keinen anderen – brauchen.<br />
An dieser Stelle werden viele LeserInnen einwenden, daß Zwang doch eher zu<br />
schlechtem Betriebsklima und mikropolitischen Gegenmaßnahmen führt. Ich behaupte<br />
das Gegenteil: Der Männerbund stellt sich selbst in Frage, wenn er bereitwillig Frauen<br />
aufnimmt; er gibt damit zu, doch Frauen zu brauchen und reagiert mit vermehrtem Zusammenschluß<br />
und internem Ausschluß den Frauen gegenüber, um sein Selbstbild zu<br />
wahren. Die Folgen sind Konflikte in der Zusammenarbeit, sowie Frustration, womöglich<br />
Resignation bei den Frauen. Diese Situation scheint bereits vielerorts eingetreten zu<br />
sein: Den ersten Frauen in Männerdomänen folgen nicht unbedingt neue und mehr, sondern<br />
im Gegenteil wird ihre Zahl geringer. Offensichtlich haben diese Vorreiterinnen<br />
schlechte Erfahrungen vermittelt oder keine ermutigenden Vorbilder abgegeben. Sind<br />
die Frauen jedoch aufgrund gleichstellungspolitischer Maßnahmen rekrutiert oder befördert<br />
worden, ist der Männerbund davon entlastet, diese Entscheidung vor sich selbst<br />
zu rechtfertigen.<br />
Es muß jedoch eine genügend große Anzahl von Frauen in einer Männerdomäne<br />
tätig sein. Kanter (1993) fand in ihren Untersuchungen heraus, daß ein Anteil von mehr<br />
als 30 Prozent Frauen notwendig sei, um eine negative Dynamik ihres Minderheitenstatus<br />
zu verhindern. Vereinzelte Frauen werden leicht Opfer unbewußter und bewußter<br />
männlicher Mikropolitik und können nur individuell reagieren; es wird ihnen schwerfallen,<br />
eine neue Linie im Umgang und in der Kooperation mit Männern zu entwickeln,<br />
die auf Dauer gestellt ist und nicht nur vom guten Willen der konkreten Beteiligten abhängt.<br />
Eine Gruppe von Frauen bildet zwar nicht notwendigerweise einen „Frauenbund“<br />
aus – eine solche Strategie haben Frauen nicht gelernt, es fehlt die lange Tradition und<br />
Erfahrung, auf die Männerbünde zurückblicken können. Die weibliche Identität hat es<br />
kaum nötig, sich durch Verbündung unter Frauen zu stabilisieren. So ist es bedauerlich,<br />
aber naheliegend, daß sich einzelne Frauen eher mit dem Männerbund solidarisieren als<br />
mit anderen einzelnen Frauen; schließlich ist dieser nicht nur der sicherere Partner, sondern<br />
er verspricht auch auf der zwischengeschlechtlichen Ebene eine gewisse Anerkennung.<br />
Zudem ist der Abbau geschlechtsspezifischer bzw. -hierarchischer Arbeitsteilung<br />
in allen Bereichen dringend notwendig. Die Folge solcher Arbeitsteilung ist die Vergeschlechtlichung<br />
von Tätigkeiten: Bestimmte Tätigkeiten werden mit einem Geschlecht<br />
verknüpft, so daß erst eine Denkbarriere überwunden werden muß, um sich einen<br />
Angehörigen des anderen Geschlechts bei dieser Tätigkeit vorzustellen. Solche<br />
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