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Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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180 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

9. Was ist zu tun?<br />

Um an der gegenwärtigen Lage etwas zu verändern, wird der Ruf nach einer konkreten<br />

Gleichstellungspolitik immer lauter, und es fehlt nicht an elaborierten Konzepten<br />

zur Entwicklung und Implementierung von Gleichstellungsmaßnahmen (siehe dazu der<br />

von Gertraude Krell herausgegebene Band „Chancengleichheit durch Personalpolitik“<br />

1997). Verschiedene AutorInnen haben aber auch nachgewiesen, wie offizielle Maßnahmen<br />

unterlaufen oder mangelhaft umgesetzt werden (z.B. Riegraf 1996). Staatliche<br />

und politische Richtlinien sind höchstwahrscheinlich um so schwieriger durchzusetzen,<br />

je gewichtiger die Rolle von Männerbünden ist. Männerbündische Strategien werden<br />

jedoch nur zum Teil überlegt und geplant durchgeführt – den Männern ist es oftmals gar<br />

nicht bewußt, daß sie Frauen diskriminieren (im ursprünglichen Wortsinn: daß sie einen<br />

Unterschied machen, daß sie Differenzen zwischen sich und den Frauen bilden). Mit<br />

gutem Gewissen finden sie rationale Gründe für die Abwesenheit von Frauen in ihrer<br />

Abteilung oder in ihrer Arbeitsgruppe. Oftmals wird diese Tatsache ehrlich bedauert,<br />

denn Männerbünde bestehen nicht nur aus gegenseitigen Schulterklopfen und Witze<br />

reißen, aus Treffen am Golfplatz und Abendessen im örtlichen Männerclub, sondern<br />

haben auch ihre Kosten: ein ständiges Sich-Beweisen als „richtiger“ Mann, möglichst<br />

wenig Schwäche und Selbstzweifel zeigen, wenig Zeit für die Familie, Angst vor Verlust<br />

der privilegierten Position, Anpassungsdruck an die herrschende Kultur (z.B. über Zoten<br />

lachen, sich für Sport interessieren, keine Kritik üben). Es scheint so, als wären Opfer<br />

notwendig, um den Bund aufrecht erhalten zu können: Man opfert seine Gesundheit, seine<br />

Familie, seine innere Ruhe und Gelassenheit, aber auch sein Gefühl für Gerechtigkeit den<br />

Frauen gegenüber, um vermeintlich Höheres und Wichtigeres zu erringen.<br />

Man könnte zu dem resignativen Schluß kommen, daß gegen diese psychodynamischen<br />

Prozesse kein Kraut gewachsen sei. Jedoch ist Männlichkeit keine determinierte<br />

fixe Struktur, sondern veränderlich und dynamisch – das zeigen allein die unterschiedlichen<br />

Formen von Männlichkeit, die im Laufe der historischen Entwicklung vorherrschend<br />

waren. Heute muß ein rechter Mann beispielsweise keine große Körperkraft<br />

mehr vorweisen, um in die Eliten aufgenommen zu werden. Die Frage ist also, wie es<br />

Männern möglich gemacht werden kann, ihre abwehrenden und ausgrenzenden Strategien<br />

aufzugeben zugunsten offeneren, gerechteren und moderneren Handlungsweisen,<br />

ohne sich in ihrer Männlichkeit bedroht zu fühlen. Im Rahmen dieses Beitrags können<br />

nur einige Ideen dazu vorgestellt werden, die im folgenden Abschnitt in Vorschläge auf<br />

der Makroebene (staatliche und betriebliche Maßnahmen) und auf der Mikroebene (individuelles<br />

Handeln) eingeteilt sind.<br />

1) Makroebene<br />

Wenn Gleichstellungspolitik wirksam sein soll, muß sie sehr konsequent und mit<br />

verbindlichen Vorgaben durchgesetzt werden, um jenen Personen, die politische Leitlinien<br />

im Konkreten umzusetzen haben, zu helfen, ihre eigene unbewußte Abwehr zu<br />

überwinden. Denn häufig läuft folgendes Schema ab: Weibliche und männliche Kandidaten<br />

sind in der engsten Auswahl, es wird hin und her diskutiert, und zum Schluß entscheidet<br />

man sich für einen Mann, natürlich nicht ohne rationale Argumente dafür parat<br />

zu haben. Auch jene, die eigentlich nichts gegen die Einstellung einer Frau einzuwen-<br />

180

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