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Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 179<br />

de profitieren. Womöglich verringern auch sie eigene Unsicherheiten mit dem anderen<br />

Geschlecht, wenn sie zu jenem auf Distanz gehen, und schaffen eigene Kompetenz- und<br />

Machtbereiche (innerhalb der Familie oder der Organisation des Haushaltes). Bis heute<br />

am wichtigsten ist aber wohl, daß sie als Partnerinnen einflußreicher Männer abgeleiteten<br />

Status und Schutz durch den Männerbund erfahren. Damit stabilisieren sie ihre<br />

weibliche Identität, die in unserer Gesellschaft nach wie vor auch davon abhängt, daß<br />

ein statushoher männlicher Lebenspartner vorgewiesen wird.<br />

Es kommt nicht von ungefähr, daß Frauen in dem Maße Interesse an bisher typisch<br />

männlichen Arbeitsplätzen entwickeln, wie präformierter Lebenssinn und normierter<br />

weiblicher Lebensentwurf im Verschwinden begriffen sind. Die zunehmende Anzahl<br />

von Frauen, die in Männerdomänen eindringen wollen, beweist, daß ihnen die direkten<br />

Privilegien (oder auch Belastungen) des Männerbunds attraktiver als die abgeleiteten<br />

erscheinen. Die Tendenz zur Individualisierung innerhalb der Gesellschaft bedeutet, daß<br />

es für Frauen immer riskanter wird, sich auf dauerhafte „verbundene Leben“ mit Männern<br />

und den daraus abgeleiteten Status und Lebensstandard zu verlassen. Frauen wollen<br />

in führende Positionen, dafür sprechen nicht nur ihre Ausbildungswege und Lebensentwürfe,<br />

sondern auch Studien wie die bereits zitierte, die belegen, daß Aufgaben und<br />

Qualifikationen in Führungspositionen für Frauen die geringsten Probleme darstellen.<br />

Es liegt auf der Hand, daß es in Zukunft nicht darum gehen kann, Schonräume für<br />

Frauen zu errichten, sondern daß Kooperation und Konkurrenz zwischen den Geschlechtern<br />

zur Normalität werden müssen. Noch gibt es jedoch keine normative Regelung<br />

von gemischtgeschlechtlicher Zusammenarbeit, denn in der neuartigen Situation<br />

der Kooperation der Geschlechter werden wieder zwei Welten vermischt, die in einem<br />

langen mühsamen Prozeß vorher getrennt worden waren – Arbeitsorganisation und Sexualität.<br />

Dadurch entstehen Konflikte und Unsicherheiten bezüglich Sexualität und Erotik,<br />

denn Männer und Frauen haben Angst, (sexuelle) Grenzen nicht einzuhalten. Innerhalb<br />

bestimmter Muster wird zwar sexuelles Verhalten in Organisationen besonders bei<br />

Männern toleriert (Beziehungen mit untergebenen Frauen, sexuelle Belästigung), aber<br />

die Grenzen werden immer unbestimmter, je neuartiger die Form der Zusammenarbeit<br />

zwischen Frauen und Männern wird. Zudem bieten sich Frau-Mann-Beziehungen geradezu<br />

als Zielobjekt für Mikropolitik an, da in ihnen das „Nicht-Organisationale“, Nicht-<br />

Rationale bereits angelegt ist (Neuberger 1993) – es drohen Gerüchte und Rufmorde.<br />

Damit im Zusammenhang steht eine Neubestimmung der Interaktion mit dem anderen<br />

Geschlecht, denn gelernte Umgangsformen werden nunmehr obsolet: Höflichkeit, Herablassung,<br />

Sich Aufspielen, Beschützen, Erobern, Aktivitäten setzen usw. von Seiten<br />

der Männer; sich helfen lassen, auf Initiative warten, sich zurückziehen, Bewunderung<br />

für den Mann usw. von Seiten der Frauen.<br />

Männlichkeit, die sich über Beruf und Erfolg definiert, wird bedroht und in Zweifel<br />

gezogen, wenn Frauen Kolleginnen und Vorgesetzte werden. Denn Frauen, die als<br />

Gleichgestellte akzeptiert werden, fallen als Bewunderinnen männlicher Leistungen aus.<br />

Viele Männer fürchten, daß mit dem Eintritt einer Frau ins Management die Kollegialität<br />

unter den Männern bedroht ist und sie zu Rivalen werden.<br />

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